Projektbeschreibung
Das DFG-Projekt Deutsche Orgelpredigtdrucke zwischen 1600 und 1800 – Katalogisierung, Texterfassung, Auswertung am Institut für Musikwissenschaft der Universität Regensburg beschäftigt sich mit Predigten, die zur Einweihung einer neu erbauten Orgel entstanden sind. Unter der Leitung von Prof. Dr. Katelijne Schiltz soll dieser kaum beachtete Quellenbereich in einer Online-Edition für die Forschung wie auch für eine breitere, musik- und kirchengeschichtlich interessierte Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Bekannt sind Orgelpredigten bislang vor allem als organologische Dokumente, da sie häufig Informationen über die Baugeschichte und Disposition des geweihten Instruments enthalten. Die etwa 90 Texte stellen darüber hinaus jedoch ein inhaltlich und typologisch überraschend homogenes Corpus dar. Gerade in ihrer Gesamtheit veranschaulichen sie, welche Aktualität die Frage nach der Legitimierung einer instrumentalen und figuralen Kirchenmusik seit dem Zeitalter der Konfessionalisierung im protestantischen Deutschland besaß.
Zugleich bildeten Predigten insbesondere im 17. Jahrhundert eine zentrale Instanz des Wissenstransfers, bis die beginnende Aufklärung dieses Medium mehr und mehr in den Hintergrund drängte. Theologen fungierten in der untersuchten Phase als Vermittler eines gelehrten Musikdiskurses, dessen Ausbreitung und Rezeption anhand der heute noch existierenden Exemplare der Orgelpredigtdrucke und einer Analyse darin vorhandener Nutzerspuren aufgearbeitet werden soll.
Das Projekt präsentiert die weltweit verstreuten, oft unikalen Drucke auf einem Online-Portal, das laufend inhaltlich ergänzt wird. Den Ausgangspunkt bildet das Register der ermittelten Orgelpredigten. Von hier gelangt man zu den kommentierten Volltexteditionen der Werke, die von Einführungstexten und Überblicken über sämtliche heute bekannte Druckexemplare begleitet werden. Außerdem geben biographische Artikel Auskunft über die in der Regel wenig bekannten Lebensläufe der Predigtautoren. Steckbriefe stellen Baugeschichte, Disposition und Folgeinstrumente der geweihten Orgeln vor. Für ausführliche Informationen zur Arbeitsweise siehe unter Richtlinien.
In der ersten Phase des Projekts wurden die Predigten des 17. Jahrhunderts editorisch erschlossen. Eine internationale Tagung bot Gelegenheit, eine Bilanz über die vorliegenden Ergebnisse zu ziehen, exemplarische Analysen einzelner Texte vorzunehmen und zentrale Fragestellungen in einem interdisziplinären Kontext zu diskutieren.
Nachdem der Fortsetzungsantrag von der DFG bewilligt worden ist, beginnt im März 2020 die zweite Arbeitsphase des Projekts, in der die Edition des kompletten Korpus zum Abschluss gelangen soll.
Laufzeit des Projekts:
1. Antragsphase: 1. November 2016 bis 31. Oktober 2019
2. Antragsphase: 1. März 2020 bis 28. Februar 2023
Empfohlene Zitierweise
DFG-Projekt »Orgelpredigt«. Digitale Edition, https://orgelpredigt.ur.de/E110002 (Version 1.00 vom 31. Januar 2020) DOI: 10.5283/orgelpr.portal
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