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Orgelpredigt

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a Predigt bey Einweyhung der Orgel (s.l. 1795)

Einführung in die Edition

Einführung

Am 26. Juli 1795 hielt der Superintendent Lc PredigtautorGehe, Heinrich Christian (1752–1807) Heinrich Christian Gehe aus Le Geographicumf Ort: Oschatz Oschatz in der Le Geographicumg Gebäude: Gröba, Kirche Kirche zu Le Geographicumf Ort: Gröba Gröba eine Predigt zur Einweihung der neuen Ld OrgelGröba, Johann Georg Friedlieb Zöllner-Orgel 1795 Zöllner-Orgel. Laut Angabe in dem noch im selben Jahr erschienenen Predigtdruck, dessen Vorwort auf den 31. Juli 1795 datiert ist, behielt der Theologe die Sonntagsperikope bei.[1] Allerdings geht er in seiner Rede auf den verlesenen Text, Ly BibelstelleMatthäus 7,15–23 Mt 7,15-23, in keiner erkennbaren Weise ein. Gehes Kanzelrede zählt generell zu den späten Beispielen der Orgelpredigtgattung, die nicht nur auf die lange tradierten Topoi verzichten,[2] sondern auch mit einem Minimum an Bibelstellen und biblischen Bezügen auskommen. Nur wenige Grundvorstellungen werden auch hier immer noch abgerufen. So verweist der Redner auf die stärkere Einprägsamkeit christlicher Lehren, wenn diese durch das Medium des Gesangs vermittelt werden. Dabei hebt er den Aspekt der Rührung hervor und macht auf die ästhetische Wirkung des Wohlklangs der Musik und der Schönheit der gesungenen Dichtung aufmerksam, die geeignet seien, den Glauben der Beteiligten zu wecken und zu stärken.[3] Hervorzuheben ist überdies, dass ungeachtet aller Aufklärung das alte Konzept der Musik als Vorschmack der himmlischen Musik weiterhin lebendig erscheint.[4]

In allgemeiner, leicht verständlicher Weise behandelt der Autor als zentrales Thema das musikalische Gotteslob, das für ihn fest und ausschließlich mit dem Gemeindegesang assoziiert ist.[5] Die über lange Zeit hinweg konstitutive Debatte über die Berechtigung figuraler und instrumentaler gottesdienstlicher Musik auf hohem künstlerischem Niveau[6] spielt hier keine Rolle mehr. Gehe interessiert nur der gemeinschaftliche Gesang - eine Haltung, die beispielsweise an die philantropischen, auf die Erziehung des Volkes gerichteten Ideale Lb PersonReichardt, Johann Friedrich (1752–1814) Johann Friedrich Reichardts erinnert.[7] In der Predigt wird hervorgehoben

daß diese heiligen, gottesdienstlichen Gesänge, an einem so feyerlichen Orte, als unsere Tempel und Bethhäuser sind, von mehrern hundert Bekennern des Christenthums, mit gesammelter Andacht angestimmet werden; so leuchtet einem jeden nicht ganz Unbedachtsamen klar ein, daß dadurch der Eindruck und die Rührung in den menschlichen Gemüthern nicht wenig verstärkt werden muß. Hier preiset eine große versammelte Menge vernünftiger Wesen, ihren Gott und Vater, gleichsam mit einem Munde. Hier erweckt und verpflichtet sich ein Chor bewundernder Anbeter Gottes zu seiner innigen und dankbaren Verehrung, zur Uebung der ihm gefälligen Tugend, Menschenliebe, Wohlthätigkeit und Gerechtigkeit. Melodische Gesänge geben diesen Bekenntnissen des Christenthums, diesen Aufopferungen des menschlichen Herzens an Gott und seine Wahrheit, Kraft, Stärke und Leben, diesen heiligen Entschlüßen für die Tugend und Rechtschaffenheit neues Leben, Stärke, und beseligende Kraft.[8]

Von dieser Warte aus werden Kirchenlied und Gesang im Hinblick auf ihre Bedeutung für die gesamte Gemeinschaft der Gläubigen sogar als wichtiger bewertet als die Predigt:

Freylich, wer noch der irrigen Meynung ist, daß die Anhörung einer Predigt die Hauptsache des öffentlichen Gottesdienstes ausmache, und daß man also nicht sonderlich nöthig habe, dem gemeinschaftlichen Gebete und Gesange beyzuwohnen, der wird beydes wenig oder gar nicht hochschätzen. Aber viel wird er auch von den Annehmlichkeiten entbehren, welche mit der gemeinschaftlichen Anbetung Gottes verbunden sind. Und so viel bleibt immer gewiß, daß das vereinigte Gebet und der gemeinschaftliche Gesang eben die Wichtigkeit und den Werth, und vielleicht einen noch größeren Nutzen für den gemeinern Christen hat, als der Canzelvortrag. Für diesen ist das Gesangbuch oft so viel als die Bibel selbst. Es ist gleichsam sein Catechismus und sein Gebetbuch. Daraus ist er gewohnt sich zu erbauen und zu beten. Und wohl ihm, wenn er es fleißig thut! Denn er findet darinne, nach seiner besten Ueberzeugung, den Kern der christlichen Lehre.[9]

Über Kontext und Rezeption der Orgelpredigt ist bislang kaum etwas bekannt. Überliefert ist das Werk heute nur in einem Exemplar. Dennoch wurde es bereits ein Jahr nach Erscheinen bibliographisch im Schriftenverzeichnis zur Biographie des Autors erfasst.[10]

Quellenbeschreibung

Das Werk erscheint ohne Nennung des Druckorts und des Verlegers oder Druckers, nur mit der Jahreszahl 1795. Der Druck im Oktavformat umfasst 26 gezählte Seiten mit der regulären Signaturformel A-B5. Die Paginierung setzt nach dem Titel, der Widmung und dem Predigtbeginn auf Seite 10 ein und geht bis zur letzten bedruckten Seite 26. Kolumnentitel wurden nicht vergeben. Der Druck ist gänzlich schmucklos und verwendet weder Marginalien noch Fußnoten. Die Widmungsvorrede wurde in etwas größerer Schrifttype gedruckt. Der Name des Stifters und seiner Ehefrau sowie die ihnen zugewiesenen Pronomina sind systematisch durch größeren Druck hervorgehoben. Diese Gestaltungsmittel werden in der digitalen Edition nicht wiedergegeben.

Lucinde Braun

Einzelanmerkungen

  1. Vgl. Predigt bey Einweyhung der Orgel (s.l. 1795), S. 12.
  2. Siehe zu typischen Merkmalen von Orgelpredigten insbesondere im 17. Jahrhundert, Arneth, Bibelexegese in ausgewählten Orgelpredigten (2022); Kurzmann, Betend ans Rauchfass greifen (2022); Dittrich, Allegorische Deutungen der Orgel (2022); Schiltz, Die Orgelpredigt als Spiegel musiktheoretischer Topoi (2022); Körndle, Loci classici in Orgelpredigten (2022); Braun, Wunderwerk, Sammelobjekt, Herrschaftssymbol (2022).
  3. Vgl. Predigt bey Einweyhung der Orgel (s.l. 1795), S. 16.
  4. Vgl. Predigt bey Einweyhung der Orgel (s.l. 1795), S. 17.
  5. Vgl. zur Themenstellung Predigt bey Einweyhung der Orgel (s.l. 1795), S. 12.
  6. Vgl. einführend in die Problematik, Braun, Konfessionelle Konflikte – konfessionelle Allianzen (2022).
  7. Vgl. Heidrich, Protestantische Kirchenmusikanschauung (2001), S. 148-183.
  8. Predigt bey Einweyhung der Orgel (s.l. 1795), S. 17f.
  9. Predigt bey Einweyhung der Orgel (s.l. 1795), S. 20.
  10. Vgl. Hamberger / Meusel, Das gelehrte Teutschland 2 (1796, S. 509.

Exemplare

Leipzig, Universitätsbibliothek, »Bibliotheca Albertina« (D-LEu): Hist. Sax. 1038 (K)

Das unikal überlieferte Werk liegt einzeln vor. Es besitzt keinen Außeneinband, sondern wird in einem Briefumschlag aufbewahrt. Von den Bindungen ist nur noch die obere intakt. Abgesehen von der handschriftlichen Angabe der Signatur auf dem Titelblatt weist der Druck keine Nutzungsspuren auf. Das Werk wurde im Original eingesehen. Für das Projekt wurde ein Digitalisat angefertigt, das bisher nicht öffentlich zugänglich ist.

Lucinde Braun

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Letzte Änderung dieses Dokuments am 23. Januar 2023.

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