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Orgelpredigt

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a Orgel Weih-Predigt (Ansbach 1709)

Einführung in die Edition

Lc PredigtautorSpengler, Johann Friedrich (1651–1717) Johann Friedrich Spengler hielt die Predigt zur Einweihung der neuen Ld OrgelCrailsheim, Johanneskirche, Johann Georg Allgeyer-Orgel 1709 Orgel in der Le Geographicumg Gebäude: Crailsheim, Johanneskirche Johannes-Kirche in Le Geographicumf Ort: Crailsheim Crailsheim am 15. August 1709. In der lokalen Tradition beging man an diesem Tag das Fest Mariä Heimsuchung.[1] Gestiftet hatte die Orgel Spenglers Amtsvorgänger, der Crailsheimer Pfarrer Lb PersonSeld, Michael Theodosius (1632–1702) Michael Theodosius Seld. Dieser war am 22. Mai 1702 gestorben. Über den Bau der Orgel liegen bislang keine weiteren Informationen vor. Auch zur Größe des Instruments gibt es nur die Hinweise, die Spengler selbst in seinen Text aufgenommen hat.[2]

Die vorliegende Edition stützt sich auf das einzige erhaltene Exemplar des Werks. Es befindet sich in der Württembergischen Landesbibliothek in Le Geographicumf Ort: Stuttgart Stuttgart und ist als Digitalisat in der Digitalen Bibliothek (Sammlung Alte und wertvolle Drucke) zugänglich.[3] Das Exemplar wurde im Vorfeld der Edition eingesehen. Es handelt sich um ein einzeln in einen modernen Einband eingebundenes Büchlein ohne Gebrauchsspuren und ohne Hinweise zur Provenienz. Nicht verifizieren ließ sich die Angabe eines zweiten Exemplars in der Universitätsbibliothek Le Geographicumf Ort: Erlangen Erlangen.[4] Bisher wurde das Werk nicht in der Nationalbibliographie VD18 beschrieben. Der Druck im Oktavformat umfasst 4 Bögen mit der Signaturformel A-D. Die Seitenzählung beginnt auf dem Titelblatt. Die Paginierung setzt auf Seite 4 ein und geht bis Seite 30. Das letzte Blatt ist unpaginiert.

Ausgestattet ist der Druck mit verhältnismäßig großen, vornehm wirkenden Initialen in achteckiger[5] bzw. viereckiger[6] Rahmung, die einerseits die Namen des Stifterehepaars schmücken, andererseits die zentralen Kapitel markieren. Als Kolumnentitel dienen auf den Seiten 4 bis 30 die Begriffe Die geistliche (gerade Seitenzahlen) und Klinge= und Singe-Kunst. (ungerade Seitenzahlen). Sie werden in dieser Edition nicht wiedergegeben. Der Autor verwendet keine Marginalien. Mit größeren Schriftgraden werden im Druck wichtige Schlagworte hervorgehoben und Zitate gekennzeichnet. Dies geschieht jedoch nicht immer in gleicher Konsequenz. In der Edition wird diese typographische Besonderheit der Vorlage nicht wiedergegeben. Zitate aus der Bibel und aus anderen gedruckten Vorlagen erscheinen einheitlich kursiviert und mit einem Quellennachweis.

Als Besonderheit des Textes fällt die auch für frühneuzeitliche Verhältnisse recht eigenwillige Orthographie auf, die in der Edition unverändert übernommen wurde. Systematisch schreibt Spengler kk für ck und zz für tz. Dies hängt offenbar mit seinen Bemühungen um eine Reform der deutschen Orthographie zusammen. Als Mitglied des Pegnesischen Blumenordens war Spengler in seinen jüngeren Jahren als vielseitiger Dichter und Dichtungstheoretiker hervorgetreten. In seinem Lr QuellenSpengler, Wittenbergischer Poeten-Steig (1687) M Wittenbergischen Poeten-Steig äußerte sich Spengler ausführlich zu Fragen der deutschen Rechtschreibung. Er vertrat dabei eine moderne, offene Haltung und eliminierte zahlreiche der altertümlichen Schreibweisen. Nicht durchsetzen sollte sich indessen die Abschaffung des ck, für die er plädierte:

Gehet aber ein Selblautender vorher/ so mag man entweder das ck behalten/ oder/ welches bässer und neu-üblicher ist/ das k gedoppelt sezzen/ weil für das erste die Wörter mit einem doppelten k geschrieben/ hurtiger und nachdrükklicher ausgesprochen werden/ als welche man mit einem ck schreibet.[7]

In ähnlicher Weise äußerte er sich zur Schreibweise zz:

Mit dem tz mag es die Bewandniß haben/ wie mit dem ck. Wers behalten will/ kann es behalten. Allein ich halte dafür/ es uhrsache einen harten Ausspruch. Derowegen behalte ich nur das z/ und zwar also: Wenn ein Mitlautender kurz vorhergehet/ sezze ich darauf ein einfaches z; ein doppeltes aber/ wenn ein Selblautender vorstehet. z.b. mit einem einfachen z schreibe ich: Schwanz/ Kranz/ tanzen/ angränzen etc. mit einem zweyfachen: Schazz/ Plazz/ blizzen/ sizzen/ etc.[8]

Die edierte Orgelpredigt ist somit auch ein Zeugnis der sprachpflegerischen Bemühungen innerhalb des Pegnesischen Blumenordens und zeigt, dass die heutzutage irritierende Orthographie barocker deutscher Texte spätestens in dieser Phase auf intensiven, rational gegründeten Überlegungen beruhte. Spenglers Gewandtheit als Dichter macht es sehr wahrscheinlich, dass er auch der Autor des beigefügten Liedtextes ist. Inwieweit Spengler seine eigenen Forderungen nach Zierlichkeit, Lebhaftigkeit, Mannichfaltigkeit erfüllte, die er in den folgenden Kapiteln seines Buches ausführlich erläutert, kann hier nicht untersucht werden. Auffällig ist die Kombination verschiedener Versarten in dem Gedicht, deren wechselnde Rhythmen sich zu einem lebendigen Gesamteindruck verbinden. Auch hierzu ließe sich die Verslehre des Autors zum Vergleich heranziehen.[9]

Für ihre Hilfe bei der Übertragung und Überprüfung der griechischen Begriffe gilt Frau Dr. Elia Marinova (Sofia) unser herzlicher Dank.

Lucinde Braun

Einzelanmerkungen

  1. Darauf weist das Titelblatt eigens hin.
  2. Vgl. Orgel Weih-Predigt (Ansbach 1709), S. 28.
  3. Stuttgart, Württembergische Landesbibliothek, D-Sl : urn:nbn:de:bsz:24-digibib-bsz4536090311
  4. Vgl. RISM B, 6-2, S. 800.
  5. Vgl. Orgel Weih-Predigt (Ansbach 1709), S. [1], [2], [31].
  6. Vgl. Orgel Weih-Predigt (Ansbach 1709), S. 6, 13, 20, 25, 27.
  7. Spengler, Wittenbergischer Poeten-Steig (1687), S. 165.
  8. Spengler, Wittenbergischer Poeten-Steig (1687), S. 182f.
  9. Vgl. Spengler, Wittenbergischer Poeten-Steig (1687), S. 4-15.

Exemplare

Einzelanmerkungen

  1. Das Exemplar der Universitätsbibliothek Erlangen ist nachgewiesen in RISM B, 6-2, S. 800. Im OPAC und anderweitigen Katalogen der Bibliothek ist es bislang nicht verzeichnet. Die Signatur Thl. XIX Kapsel 24 (Bayreuth), die im Zuge der systematischen Bestandssichtung auch unerschlossener Kasualschriften ermittelt worden war, ist jedoch im Zettelkatalog der RISM-Arbeitsstelle in München hinterlegt. Für die diesbezügliche Auskunft gilt unser herzlicher Dank Dr. Helmut Lauterwasser. Aufgrund dieser Information und nach längerem Suchen konnte das Werk schließlich unter der oben angegebenen Signatur aufgefunden werden. Für die große Mühe bei dieser Recherche danken wir Frau Elisabeth Dlugosch, M.A., Universitätsbibliothek der FAU Erlangen-Nürnberg, Alte Universitätsbibliothek, Abteilung Handschriften, Graphische Sammlung.

Portaldaten

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Letzte Änderung dieses Dokuments am 24. August 2020.

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