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Orgelpredigt

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a Möller, Johann: Geistliches Orgelwerk (Erfurt 1672)

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n Literatur (1)

y Bibelstellen (116)

  • 3,6
  • 1 Johannes 4,20–21
  • 1 Korinther 13,12
  • 1 Korinther 14,33–34.40
  • 1 Korinther 3,6
  • 1 Korinther 3,9
  • 1 Petrus 1,18–19
  • 1 Petrus 2,21
  • 1 Petrus 2,9
  • 1 Samuel 16,23
  • 1 Thessalonicher 4,16–18
  • 1 Timotheus 4,8
  • 2 Chronik 20,28
  • 2 Chronik 7,5
  • 2 Korinther 5,10
  • 2 Könige 3,15
  • 2 Petrus 1,19
  • 2 Petrus 1,21
  • 2 Samuel 6,4–5
  • 2 Timotheus 3,12
  • 2 Timotheus 4,2
  • Apostelgeschichte 13,34
  • Apostelgeschichte 14,22
  • Apostelgeschichte 2,2
  • Apostelgeschichte 20,28
  • Daniel 12,3
  • Epheser 1,22
  • Epheser 2,20–21
  • Epheser 4,1
  • Epheser 5,18–19
  • Exodus 5
  • Ezechiel 14,13–23
  • Ezechiel 3,17
  • Ezechiel 33,7
  • Galater 5,22
  • Hebräer 10,36
  • Hebräer 11,6
  • Hebräer 13,17
  • Jakobus 1,23
  • Jakobus 2,14
  • Jakobus 5,13
  • Jeremia 15,3
  • Jeremia 5,3
  • Jesaja 40,8
  • Jesaja 49,23
  • Jesus Sirach 1,16
  • Jesus Sirach 25,14
  • Jesus Sirach 25,1–2
  • Jesus Sirach 35,21
  • Jesus Sirach 7,40
  • Johannes 15,5
  • Johannes 20,29
  • Johannes 3,8
  • Kolosser 3,16
  • Lukas 18,13
  • Lukas 8,10
  • Lukas 8,11–12
  • Lukas 8,15
  • Lukas 8,4–15
  • Markus 16,16
  • Matthäus 10,42
  • Matthäus 13,24–30
  • Matthäus 13,34–35
  • Matthäus 13,47–48
  • Matthäus 14,4
  • Matthäus 16,18
  • Matthäus 22,30
  • Matthäus 24,30–31
  • Matthäus 4,8–9
  • Matthäus 5,16
  • Matthäus 6,6
  • Nehemia 12,27
  • Offenbarung 1
  • Offenbarung 2
  • Offenbarung 5,10
  • Offenbarung 6,16–17
  • Offenbarung 8
  • Offenbarung 9
  • Philipper 2,12
  • Psalmen 111,10
  • Psalmen 111,3
  • Psalmen 119,72
  • Psalmen 119,92
  • Psalmen 12,1
  • Psalmen 13,2
  • Psalmen 130
  • Psalmen 133,1–2
  • Psalmen 143
  • Psalmen 150
  • Psalmen 150,5
  • Psalmen 2,11
  • Psalmen 2,9
  • Psalmen 23,4
  • Psalmen 32,1–2
  • Psalmen 4,1
  • Psalmen 42,2
  • Psalmen 42,8
  • Psalmen 49,9
  • Psalmen 50,15
  • Psalmen 51,12
  • Psalmen 51,14
  • Psalmen 6
  • Psalmen 6,1
  • Psalmen 71,20
  • Psalmen 73,4
  • Psalmen 91,4.11–12.14
  • Psalmen 95,8
  • Römer 10,10
  • Römer 10,–.17
  • Römer 12,12
  • Römer 8,14
  • Römer 8,16
  • Römer 8,38–39
  • Sacharja 11,7
  • Sprichwörter 18,10
  • Weisheit 11,21

[[A1r]]

Titel

In Nomine Iesu
Geistliches Orgelwerk/
das ist/
Christliche Predigt
von dem
Geistlichem Orgelwerke
der Kirchen Gottes/
Wie solche füglich und wol mit einer
Orgel zu vergleichen/
bey
Einweihung der Ld OrgelNottleben, Hieronymus Wächter-Orgel 1672 neuen Orgel in
der Le Geographicumg Gebäude: Nottleben, St. Peter und Paul Kirchen Sancti Petri zu Le Geographicumf Ort: Nottleben Nottleben/ so in
12. Registern/ (nemlich: Principal 4. Fußthon:
Octava 2. Fuß: Cymbaln doppelt: Mixtur 4. fach: Gedackte:
Grobgedackte 8. Fuß: Quinta 3. Fuß: Quintadena 8. Fuß:
SubBaß von Holtz 16. Fuß: Regal 8. Fuß: Posaunen=
Baß 8. Fuß pedaliter: und Cornet-Baß:) samt
dreyen Sternen und dem Tremulanten/
bestehet/
gehalten
Am Sontage Sexagesimae, und auf Begehren
im Drukk verfertiget
von
Lc PredigtautorMöller, Johann (1631–1703) Johanne Möllern/
itzo Pfarrern daselbst/
Jm Jahre Christi M. DC. LXXII.
Gedrukt zu Le Geographicumf Ort: Erfurt Erffurth bey Lb PersonKirsch, Karl Christian (–1683) Carol Christian Kirschen.

[[A1v]]

Widmung

Dem Wol=Edlen/ Vest= und Manhafften
Herrn
Lb PersonMansloh, Dittrich von (fl. 1672) Dittrich von Mansloh/
Rittmeistern;
wie auch
Dem Ehrenvesten und Achtbarn
Herrn Hans Rudloffen/ Landvoigte;
und
Denen Ehrsamen und Vorsichtigen
Nicol Pabsten/
Hans Braunen/ jun.
Kirch= und Schulinspectoren;
Nicol Rittern/
Hans Molhelmen/
Heimbürgen;
Lorenz Anhalten/ Hans Eichlern/
Altarleuten;

Samt einer gantzen Erbarn Vormundschafft und Christlichen Gemeindte zu Nottleben/ als seinen respectivè Herren Gevattern/ guten Freunden/ Gönnern/ und allerseits anvertrauten lieben Pfarrkindern/
Zum guten Andencken erzeigter Christlichen Mildigkeit wegen gestiften Orgelwercks
zuschreibet diese einfältige Predigt
Johann Möller/ verordneter Pfarrer und Seelsorger Le Geographicumf Ort: Nottleben daselbst.

[A2r]

In Nomine Jesu

Praeambul oder Vorbereitung.

Das walt der oberste Werkmeister und Schöpffer aller Creaturen/ Ly BibelstelleWeisheit 11,21 der Alles mit Zahl/ Maß und Gewicht geordnet/ (Sap. 11, W W KorrekturOriginal: 22.21.) und Ly BibelstellePsalmen 111,3 was er geordnet/ das ist löblich und herrlich/ (Psal. 111, 3.) welchem Dreyeinigen wahren Gotte/ Vater/ Sohn und Heiligen Geiste sey Lob und Preiß gesagt von itzo bis zu ewigen Zeiten/ Amen!

Ly BibelstellePsalmen 150 Lobt den Herrn in seinem Heiligthum/ lobt ihn in der Feste seiner Macht; Lobt ihn in seinen Thaten/ lobt ihn in seiner grosen Herrligkeit: Lobt ihn mit Posaunen/ lobt ihn mit Psalter und Harffen: Lobt ihn mit Pauken und Reigen/ lobt ihn mit Seiten und Pfeiffen: Lobt ihn mit hellen Cymbaln/ lobt ihn mit wolklingenden Cymbaln: Alles/ was Odem hat/ lobe den Herrn/ Alleluja. Billich/ Andächtige/ Auserwehlte und Gottergebene Hertzen/ fahen wir diese unser Predigt an mit itzterwehntem Psalm/ damit das schöne W W KorrekturOriginal: PsaterbüchleinPsalterbüchlein beschlossen wird und seine Endschaft erreicht. Denn/ wie derselbige eine Vermahnung ist/ daß wir Gott loben und danken sollen/ daß er durch sein Wort ihme eine Kirche pflantzet und erhält wider die Welt und den Sathan/ nach dem Summarischen Jnhalt Herrn Lb PersonDietrich, Veit (1506–1549) Veit Ditrichs über disen Psalm;[1] Oder/ wie der Herr Lb PersonLuther, Martin (1483–1546) Lutherus denselben titulirt als eine Vermahnung/ daß alle Creaturen/ was Odem hat/ den Herren mit allerley Jnstrumenten und Seitenspiel loben und preisen solle/ etc. Also ist eben dis unser itziger vornehmster Zwek/ warüm wir im Hause Gottes versamlet/ Gott zu loben und zu dancken/ daß er an disem Orte ihme nicht nur seine Kirche gepflantzet/ und bißanhero erhalten/ sondern auch Mittel und Gnade verliehen/ W W ErratumOriginal: diesesdaß dieses unser Kirchspiel und Le Geographicumg Gebäude: Nottleben, St. Peter und Paul Gotteshaus/ Jhme zuförderst zu Ehren und Beförderung seines Diensts/ mit einem Ld OrgelNottleben, Hieronymus Wächter-Orgel 1672 neuen Orgelwerke einsmals/ nach so [[A2v]] lang versuchter und gewünschter Gelegenheit/ ist gezieret worden/ weswegen wir billich Gott loben in seinem Heiligthum/ wir bringen ihme billich Ehr und Ruhm/ Alles was lebt und Odem hat/ lobe den Herren früh und spat! Gestalt denn auch solchem ferner nachzusetzen/ und nechst wolklingender Vocal- und Instrumental=Music, auch mit dem Gebet und Worte Gottes solch unser Orgelwerk einzuweihen/ und Gott zu seinem wahren Dienste zu übergeben/ wir denselben üm Segen/ Gnade und Beystand seines heiligen und guten Geistes dazu anruffen/ uns kindlich mit einander demüthigen/ beten und sprechen wollen ein gläubiges und andächtiges Vater Unser:

Textus: Evangelium am Sontage Sexagesimae, Ly BibelstelleLukas 8,4–15 Luc. IIX, 4––15.

Eingang.

Gebrauch der Music und Seitenspiel beym Gottesdienst wird bewiesen mit
(1.) Sprüchen.
Geliebte etc. Daß es nicht unrecht noch verwerflich sey/ wenn wir Christen bey unserm öffentlichen Gottesdienste und Kirchen=Versammlungen nicht nur lieblicher Vocal- oder Figural-Music in allerhand Stimmen mit geistlichen Liedern/ Psalmen und Gesängen; sondern auch wolklingender Instrumental-Music, mit allerhand Instrumenten/ Geigen/ Pfeiffen/ Trompeten/ Posaunen und dergleichen/ insonderheit aber wolgestimter Orgeln uns gebrauchen/ ist zuerweisen (1.) daher/ daß Gott der Heilige Geist selber heisset und befiehlet/ Gott zu loben mit lieblicher Music und allerhand Seitenspiel/ als sonderlich geschicht in vorangezogenem 150. Psalm. Dahin gehen auch Lb PersonPaulus von Tarsus (10 v. Chr. – 60 n.Chr.) Pauli Worte Col. 3, 16. Ly BibelstelleKolosser 3,16 Lasset das Wort Lb PersonJesus Christus (ca. 0 – ca. 30) Christi unter euch reichlich wohnen in aller Weißheit/ lehret und vermahnet euch selbst mit Psalmen und Lobgesängen/ und geistlichen lieblichen Liedern/ und singet dem Herrn in eurem Hertzen. Jtem/ Eph. 5, 18, 19. Ly BibelstelleEpheser 5,18–19 Werdet voll Geistes/ und redet unter einander von Psalmen und Lobgesängen/ und geistlichen Liedern/ singet und spielet dem Herrn in eurem Hertzen. Und Jac. 5, 13. sagt: Ly BibelstelleJakobus 5,13 Jst iemand gutes Muths/ der singe Psal= [A3r] men. (2.) Exempeln Es beweisens (2.) die Exempel der frommen und Gottsfürchtigen Könige und Propheten im alten Testament/ Ly Bibelstelle1 Samuel 16,23 als Lb PersonDavid (fl. 1000 v. Chr.) Davids/ der konnte wol auf Seitenspiel/ spielte vor dem Könige Lb PersonSaul (fl. 1000 v. Chr.) Saul auf seiner Harffen/ wenn ihn der böse Geist verunruhigte/ so ward es denn besser mit ihm/ und wich der böse Geist/ wie 1. Samuel. W W KorrekturOriginal: 17/ 18. 23.16. 23. zulesen/ und aus unterschiedlichen Psalmen Uberschriften zu ersehen/ als des 4. Psalms: Ly BibelstellePsalmen 4,1 Ein Psalm Davids vorzusingen auf Seitenspielen. Jngleichen des Ly BibelstellePsalmen 6,1 6. und 12. Psalms: Ly BibelstellePsalmen 12,1 Ein Psalm Davids vorzusingen auf 8. Seiten. Also stehet auch 2. Samuel. 6, 4. 5. Ly Bibelstelle2 Samuel 6,4–5 als Lb PersonDavid (fl. 1000 v. Chr.) David die Lade des Bundes aus dem Hause Lb PersonAbinadab Abi Nadabs geholet/ habe er/ und das gantze Le Geographicumh Territorium: Israel Jsrael mit ihm/ gespielet für dem Herren her mit allerley Seitenspiel von Tennenholtz/ mit Harffen und Psaltern/ und Pauken und Schellen und Cymbaln. Es beweisets das Exempel Lb PersonSalomo Salomonis/ als welcher sonderlich bey Einweihung des neuerbauten Le Geographicumg Gebäude: Jerusalem, Tempel Tempels in Verrichtung der Opffer Ly Bibelstelle2 Chronik 7,5 die Leviten mit dem Seitenspiel des Herren/ so der König David machen lassen/ dem Herrn zu danken/ musiciren/ die Priester die Trompeten blasen/ und mit Psalmen Davids spielen lassen/ wie aus 2. Chron. 7, W W KorrekturOriginal: 5.6. erhellet. Lb PersonJoschafat (ca. 870 – 849 v. Chr.) Josaphats/ welcher nach erhaltenem Siege wider die Kinder Ammon/ Moab etc. mit dem gantzen Volke Ly Bibelstelle2 Chronik 20,28 zu Le Geographicumf Ort: Jerusalem Jerusalem eingezogen zum Hause des Herren/ mit Psaltern/ Harffen und Trompeten/ wie 2. Chron. 20, 28. zu lesen. Lb PersonNehemias (fl. 444 v. Chr.) Nehemiae/ der nach der Lm Ereignis597 – 538 v. Chr.: Babylonisches Exil Babylonischen Gefängniß zu jüngst Ly BibelstelleNehemia 12,27 die neuerbauete Stadtmauren einweihen lassen/ in Freuden/ mit Danken/ mit Singen/ Cymbaln/ Psaltern und Harffen/ wie Nehem. 12, 23. zu lesen. Lb PersonElisa Elisae/ der forderte einen Spielman/ da er vom Könige Lb PersonJoram Joram und Lb PersonJoschafat (ca. 870 – 849 v. Chr.) Josaphat üm Glück und Sieg wider der Moabiter König gefraget ward/ Ly Bibelstelle2 Könige 3,15 und da der Spielman auf der Seiten spielet/ kam die Hand des Herrn auf ihn/ daß er weissagte/ und den beyden Königen alles gutes verkündigte/ wie 2. Reg. 3, 15. zu lesen. Anderer Exempel zugeschweigen. (3.) derselben Nutz. Es beweisets (3.) derselben herrlichen Nutz/ weil sie ja zur Ehre Gottes/ Lob und Preiß seines Nahmens/ dazu der Mensch und alle [[A3v]] vornemlich erschaffen/ besonders aber die Orgeln/ da sonst andere Seitenspiele auch anderweit gebrauchet werden/ zum Gottesdienste alleine von alters her verbleiben W W ErratumOriginal: und angewendetangewendet werden. Sonderlich dienen Seitenspiele/ der Menschen Gemühter zur Andacht und Freudigkeit des Geistes zu erwekken und aufzumuntern/ wie aus vorigen Exempeln zuersehen/ und Lb PersonAugustinus, Aurelius (354–430) Augustinus auf solchen Schlag schreibet: Ln LiteraturAugustinus, Bekenntnisse (2004) M Er sey durch die liebliche Zusammenstimmung der Music oft also beweget worden/ daß er aus Andacht unter dem singen Thränen vergossen habe:[2] Jngleichen Lb PersonAmbrosius von Mailand (339–397) Ambrosius bezeuget/ daß er unter der Arianer Verfolgung sein Gemüht mit der Music aufgericht/ und nicht wenig gestärket habe.[3] Sie erinnern uns auch fein mit ihrer Zusammenstimmung der brüderlichen Liebe/ Einigkeit/ Zusammenstimmung der Gemühter und Glaubens=Bekentniße: Jtem der zukünftigen himlischen Music etc. Anderes vielfältigen Nutzens/ geliebter Kürzte halben/ itzo nicht zugedenken/ daß daher auch die jenigen/ so anfangs die Orgeln/ Seitenspiel und Figural-Music verworffen/ vieler Orten solche heute zu Tage in ihrer Kirchen eingeführet und beym Gottesdienst gebrauchen. der Orgeln Ursprung. Also/ sag ich/ ist es nicht unrecht noch verwerflich/ daß man Orgeln und Seitenspiel beym Gottesdienst gebrauchet. Wolte aber nu iemand gern wissen/ wenn doch wol die Orgeln erfunden/ und beym Gottesdienste in die Kirchen eingeführet worden/ so ist zwar der erste Erfinder derselben nicht bekant/ sondern (wie Lb PersonVergilius, Polydorus (ca. 1470 – 1555) Polydorus Virgilius schreibet/) seines Nahmens Gedächtniß/ dessen er zwar wegen solcher treflichen Kunst wol würdig gewesen were/ ist erloschen/ doch hat man so viel Nachricht/ daß die Orgeln über tausend Jahr gewest/ und in den Kirchen gebrauchet worden/ wiewol gegen den heutigen Werken es anfangs sehr schlecht mit denselbigen gewest.[4] Von 15. Pfeiffen ist/ wie Lb PersonPlatina, Bartolomeo (1421–1481) Platina und der Poët Lb PersonMantuanus, Baptista (1447–1516) Mantuanus schreiben/ zu Zeiten des Pabstes Lb PersonVitalianus (vor 657 – 672) Vitaliani, so ein treflicher Musicus gewesen/ üms Jahr Christi 657. eine Art Orgeln in der Kirchen unter dem singen mitgebraucht worden/[5] da doch itzo nur von der Unsrigen zureden/ dieselbe 956. Pfeiffen [[A4r]] in sich helt: Hernach hat der Lr QuellenPolus, Schawplatz (1664) M Keyser Lb PersonKonstantin V. von Byzanz (718–775) Constantinus Copronymus Anno Christi 757. dem Könige Lb PersonPippin (714–768) Pipino in Le Geographicumh Territorium: Frankreich Franckreich ein künstlich Positiv und Lm Ereignis757: Kaiser Konstantin V. Kopronymus von Byzanz schenkt Frankenkönig Pipin eine Orgel Orgelwerk verehret/ welches das erste in Occident gewesen/ davon etliche Le Geographicumf Ort: Nürnberg Nürnbergische Künstler Anleitung bekommen/ mehr derselben zu machen:[6] darauf/ wie Lb PersonAventinus, Johannes (1477–1534) Aventinus schreibet/ Lb PersonGeorgius (ca. 826) Georgius ein Priester Lb PersonPolus, Timotheus (1599–1642) Timoth. Polus, Poeta Laureatus p. 252. in seinem Lr QuellenPolus, Schawplatz (1664) M Schauplatz von Le Geographicumf Ort: Venedig Venedig bürtig/ dem Keyser Lb PersonLudwig der Fromme (778–840) Ludovico Pio, Lb PersonKarl der Große (747–814) Caroli Magni Sohne/ die erste (verstehe volkommene/ sintemal jenes mehr Positive, als volstendige Orgelwerke gewesen/) Ld OrgelNottleben, Hieronymus Wächter-Orgel 1672 Orgel zu Le Geographicumf Ort: Aachen Ach gemacht:[7] Mehr ist Lr QuellenSachs, Alphabetum historicvm (1617) M in einem Berge eine Ld OrgelPratolino, Wasserorgel 1569-1585 Orgel mit zweyen Registern/ und anderswo in einem Lustgarten ein Ld OrgelRom, Fontana dell'Organo Idraulico 1596-1609 Orgelwerk von 4. Registern/ gefunden und gesehen worden/ so vom Wasser getrieben worden/ und so künstlich angericht gewesen/ daß sie sich selber geschlagen haben.[8] Jst also solche Kunst je mehr und mehr gestiegen/ und von Künstlern derselben also nachgesonnen und so hochbracht worden/ daß man sich sehr darüber zuverwundern/ Gott dem Herrn vor solche Gabe/ gleich andern Künsten und Wolthaten zu danken/ und derselben wol zu gebrauchen und anzuwenden hat. Besser aber mag solches nicht geschehen/ als wenn wir selbige zu seinen Ehren und unser Erbauung uns dienen lassen. Zu solchem Ende denn auch wir anitzo unsere neue Orgel also einweihen/ heiligen/ aus und mit Gottes Wort betrachten und ansehen wollen/ daß wir selbige wollen vergleichen mit der Kirchen Gottes/ die sol uns diesen Lehrpunct geben/ vor dißmal zu reden und zu handeln

Von dem Geistlichen Orgelwerke der Kirchen Gottes/ wie solche uns an unser neuerbauten Orgel kan etlicher massen abgebildet/ und eines mit dem andern verglichen werden.

Votum: Lw MusikwerkAnonym: O Christe, Wahrheit und Leben M O Christe Warheit und Leben/ etc.

Anlangend/ Geliebte etc. unsern vorgenommenen Lehrpunct/ da wir wollen reden und handeln von dem Geistlichen Orgelwerke der Kirchen Gottes/ etc. So ist nun aus den Evangelischen Historien einem iedwedern Christlichen Zuhörer bekant/ daß [[A4v]] der Herr Lb PersonJesus Christus (ca. 0 – ca. 30) Christus bey seinem LehrAmt in den Tagen seines Fleisches vielfeltig durch Gleichniße zu reden und das Volk zu lehren pflegen/ wie ausdrüklich die Worte hiervon lauten beym Matth. 13, 34. 35. Ly BibelstelleMatthäus 13,34–35 Solches alles redet Lb PersonJesus Christus (ca. 0 – ca. 30) Jesus durch Gleichniße zu dem Volke/ und ohne Gleichniße redet er nicht zu ihnen/ auf daß erfüllet würde/ das gesaget ist durch den Propheten/ der da spricht: (nemlich David/ der königliche Prophet im 78. Psalm/ v. 2.) Jch wil meinen Mund aufthun in Gleichnissen/ und wil aussprechen die Heimligkeit von Anfang der Welt. Unter andern aber vergleichet der Herr Christus sein Himmelreich oder die Kirch und Reich Gottes hier auf Erden im heutigen Evangelio mit einem Ly BibelstelleLukas 8,4–15 Seeman/ der ausgieng zu seen seinen Saamen/ und in dem er seet/ fiel etliches etc. Und da ihn seine Jünger üm den Verstand dieses Gleichnisses fragen/ ist er auch willig ihnen selbigen zu eröfnen/ in dem er spricht: Ly BibelstelleLukas 8,10 Euch ists gegeben zu wissen das Geheimniß des Reichs Gottes/ die ihr nemlich/ wil er sagen/ Lust habt zum wahren Erkentniß Gottes und Christi/ werdet auch dazu gelangen; den andern aber/ die das Reich Gottes von sich stossen/ wie die Jüden mehrentheils thaten nach Ly BibelstelleApostelgeschichte 13,34 Actor. 13, 34. mein Wort nicht achten/ nicht an mich gläuben/ noch vor den Messiam erkennen und annehmen wollen/ in Gleichnissen/ daß sie es nicht sehen/ ob sie es schon sehen/ und nicht verstehen/ ob sie es schon hören/ nemlich heilsam= und fruchtbarlich die Göttlichen Geheimnissen lernen verstehen/ ob sie es schon könten/ aber wegen ihres vorgefasten falschen Wahns und boßhafften Lebens nicht wollen. Leget darauf seinen Jüngern das Gleichniß so deutlich und klar aus/ daß es schier keiner fernerer Auslegung bedarf/ wie nemlich Ly BibelstelleLukas 8,11–12 der Same sey das Wort Gottes: die an dem Wege seind die/ so es hören etc. Wir wollen vor dißmal die Gleichniß des Herren Christi im heutigen Evangelio nicht zwar gar beyseit setzen/ doch aber unsere Gedanken vornemlich auff ein solch Gleichniß richten/ so sich zu unserm Vorhaben in etwas schikket/ nemlich/ von unserm Orgelwerke einen geistlichen Verstand und Deutung zu fassen/ dasselbe heilsam [B1r] und nützlich zu betrachten/ und zu unser Erbauung anzuwenden/ so viel als Gott Gnade gibt/ uns angelegen seyn lassen. 1. Orgel. Demnach kan nur W W KorrekturOriginal: nnserunser neuerbautes Orgelwerk gar wol verglichen werden mit der Kirchen Gottes/ die ist auch ein in der Lehr und Leben mit Gottes Wort wolstimmiges und richtiges Orgelwerk/ 2. Orgelmacher/ Organist. da Gott der Herr der rechte Orgelmacher/ künstliche Director und Organist drüber ist: hat zwar auch dabey seine Substituten/ die an seiner stat das Werk dirigiren/ als denn sind Lehrer und Prediger/ mit ihren lehren/ predigen/ vermahnen/ straffen/ trösten/ Sacrament reichen/ gute Zucht und Ordnung halten/ nach Ly Bibelstelle2 Timotheus 4,2 2. Tim. 4, 2. etc. die daher Ly Bibelstelle1 Korinther 3,9 Gottes Gehülffen genennet werden von dem Apostel Lb PersonPaulus von Tarsus (10 v. Chr. – 60 n.Chr.) Paulo 1. Cor. 3, 9. Aber er bleibet doch das Ly BibelstelleEpheser 1,22 Haupt der Gemeinde über alles/ Eph. 1, 22. der oberste Director und Werkmeister/ Schutzherr und Patron/ ohne welchen sie nichts thun können/ nach Ly BibelstelleJohannes 15,5 Joh. 15, 5. Er allein muß das beste thun/ Segen und Gedeyen geben/ wenn Ly Bibelstelle1 Korinther 3,6 Paulus und Lb PersonApollon Apollo pflantzen und begiessen/ also zureden mit 1. Cor. 3, 6. 3. Grund und Boden. Unser Orgel stehet uf dem Chor: der Grund und Boden an unser geistlichen Orgel/ worauf dieselbe nechst Lb PersonJesus Christus (ca. 0 – ca. 30) Christo beruhet/ sind der Chor aller der jenigen heiligen Männer/ die geredt und geschrieben Ly Bibelstelle2 Petrus 1,21 aus Eingeben und Trieb des Heiligen Geistes/ 2. Petr. 1, 21. mit ihren Schriften/ stehet also auf dem Grunde der Apostel und Propheten/ wie davon Eph. 2, 20. 21. meldet: Ly BibelstelleEpheser 2,20–21 Jhr seyd erbauet auf den Grund der Apostel und Propheten/ da Jesus Christus der Ekstein ist/ auf welchen der gantze Bau in einander gefüget/ wechst zu einem heiligen Tempel in dem Herrn. 4. Eiserne Stäbe. Da werden wir denn Ly Bibelstelle1 Korinther 3,9 Gottes Gebäu/ wie 1. Cor. 3, 9. stehet. Unser Orgel ist mit eisernen Stäben an den Kirch=Himmel gehengt und zu beyden Seiten wol verwahret: Unser geistliches Orgelwerk/ die Kirche Gottes/ hengt auch mit dem Gebet und göttlichem Worte dermaßen feste an dem Himmel/ daß es Ly BibelstelleJesus Sirach 35,21 die Wolken durchdringet/ und nicht abelest/ bis es hinzu komme/ auch nicht aufhöret/ bis der Höchste drein sihet/ wie Syrach 35/ 21. anzeiget: Es ist mit dem eisern [[B1v]] Scepter (Ly BibelstellePsalmen 2,9 Psal. 2, 9) Steken und Stabe (Ly BibelstellePsalmen 23,4 Psal. 23, 4.) des göttlichen Worts/ mit den Stäben Weh und Sanfte/ (Ly BibelstelleSacharja 11,7 W W ErratumOriginal: Hos.Zach. 11, 7.)[9] also befestiget und verwahret/ daß auch Ly BibelstelleMatthäus 16,18 die Pforten der Hellen es nicht mögen überwältigen/ nach den Worten Christi Matth. 16, 18. Gottes Wort und Kirche bleibet ewiglich/ nach Ly BibelstelleJesaja 40,8 Esa. 40, 8. Ly BibelstelleRömer 8,38–39 Es kan sie weder Tod noch Leben/ weder Engel noch Fürstenthum/ noch Gewalt/ weder Gegenwertiges noch zukünftiges/ noch keine andere Creatur scheiden von der Liebe Gottes/ die da ist in Christo Jesu/ unserm Herrn/ wie Röm. 8/ 38. 39. bezeuget: keine Verfolgung/ Marter noch Qval mag ihr den Himmel versperren/ sondern muß ihr solchen vielmehr eröfnen/ so feste hengt sie daran. 5. Gehäusich. Unser Orgel hat ein schön Gehäusich: das Gehäusich an diesem geistlichen Orgelwerke ist dieses Weltgebäu: denn wie das Gehäusich von aussen gesehen wird/ das beste und inwendigste aber an der Orgel nicht mag gesehen werden: Also ist auch die Kirche Gottes sichtbar/ so weit als sie eine in der Welt öffentliche Zusammenkunft der sichtbaren Menschen ist/ und das euserliche Wort Gottes und Gebrauch der hochwürdigen Sacramente hat/ übet und treibet: Aber unsichtbar ist sie/ was das innerste/ den wahren Glauben und Heiligkeit anbelanget/ so zwar an ihr das beste und herrlichste/ doch aber Gott alleine bekant ist. 6. Kronen und Zierahten. Das Gehäusich an unser Orgel hat schöne Kronen und Zierahten: Also gibts auch in dieser Welt allerhand Kronen/ Königreiche/ Fürstenthüme/ Obrigkeiten und Herrschaften/ so über der Kirchen Gottes/ dem euserlichen/ zeitlichen und sichtbaren Wesen nach/ schweben/ dieselbe auch wol/ als dero Gliedmassen/ zieren/ ja wol gar derselben Pfleger und Seugammen seyn/ oder doch seyn sollen/ nach Ly BibelstelleJesaja 49,23 Esa. 49, 23. Solche Zierahten und Kronen wolte dort der Teuffel dem Herren Christo schenken/ da sie doch selbst nicht seyn waren/ Ly BibelstelleMatthäus 4,8–9 in dem er ihm zeigete alle Reiche der Welt und ihre Herrligkeit/ und sprach: Diß alles wil ich dir geben/ so du niederfellst und mich anbetest/ wie Matth. 4, 8. 9. 10. zu lesen. 7. Thürne 7. Das Gehäusich an unser Orgel hat sieben Thürne/ drey große und vier kleinere: diese unser geist= [B2r] liche Orgel hat dergleichen auch/ drey große/ und vier kleinere Thürne: der erste/ gröste und mittelste Thurn ist und heist Nomen Domini, Ly BibelstelleSprichwörter 18,10 der Nahme des Herren/ der ist Turris fortissima, ein festes Schloß/ der Gerechte leuft dahin und wird beschirmet/ wie in Sprüchen Salomonis 18/ 10. stehet: Er ist die feste Burg/ darauf wir nun so lange getrotzet/ und gesungen haben: Lw MusikwerkLuther, Martin: Ein feste Burg ist unser Gott M Eine feste Burg etc. welche viel Feinde so oft gestürmet/ aber doch nicht erstürmet und erobert haben/ sondern es bleibet feste Burg unser/ wie sonst die Kinder spielen. Der andere größere Ek=Thurn zur rechten Hand ist und heist Verbum Domini, das Wort Gottes/ das ist Ly Bibelstelle2 Petrus 1,19 das feste prophetische Wort/ und ihr thut wol/ daß ihr drauf achtet/ als auf ein Licht W W ErratumOriginal: etc.etc. 2. Petr. 1, 19. Dieser Thurn hat zwey kleinere Thürne neben sich/ so da sind und heissen Lex & Evangelium, das Gesetz und Evangelium/ als welche die zwey Stüke/ darein Gottes Wort getheilet wird/ wie sonst bekant. Der andere grössere Ekthurn zur linken Hand bedeutet die hochwürdigen Sacramenta/ und hat auch zwey kleinere Neben=thürne/ nemlich die Taufe und Abendmahl/ die zwey Sacramenta neues Testaments. Wie nun die Thürne anzeigen/ daß ein Orgelwerk dis sey/ also sind auch Gottes Wort und die hochwürdigen Sacramenta die notae und Kennzeichen der Kirchen Gottes/ wie man weiß. 8. Flügel. Unsere Orgel hat zwey Flügel oder Fittiche/ einen zur rechten/ den andern zur linken: diese geistliche Orgel hat auch zwey solche Flügel/ die sie schützen/ zieren und bedekken/ nemlich zur Rechten den Englischen Schutz/ davon wir sonsten singen: Lw Musikwerkanonym: Es stehn vor Gottes Throne M Wo Christenleute wohnen/ in Häusern groß und klein/ da sie selber nicht können/ für Feinden sicher seyn/ wo nicht ein Englisch Lager/ umher wird aufgeschlagen/ in steter Hut und Wacht;[10] zur Linken den Obrigkeitlichen Schutz/ davon auch gesungen wird: Lw MusikwerkGastoldi, Giovanni: Jesu, wollst uns weisen M Schutz und Fried im Lande/ Heil in unserm Stande/ ist ja/ Herr Christ/ dein Segen/ mitten unter den Feinden/[11] etc. da heist es denn/ wie im 91/ 4. Psalm stehet: Ly BibelstellePsalmen 91,4.11–12.14 Er wird dich mit seinen Fittichen dekken/ und deine Zuversicht wird seyn unter seinen Flügeln: Er hat seinen Engel befohlen über [[B2v]] dir/ daß sie dich behüten auf allen deinen Wegen/ daß sie dich auf den Händen tragen/ er ruft mich an/ so wil ich ihn schützen etc. 9. Ordnung der Pfeiffen. Die euserlichen Pfeiffen an der Orgel stehen in feiner Ordnung/ also daß immer eine grösser/ höher und dikker ist/ denn die andere: Also hat auch Gott der Herr alle Menschen auf dieser Welt in euserliche Stände und Ordnungen ausgetheilet und gesetzet/ also daß immer einer grösser und höher/ denn der andere: Einer ist ein Keyser, der ander ein König/ der dritte ein Fürst/ der vierdte ein Graf/ der fünfte ein Edelman/ der sechste ein Bürger oder Handwerksman/ der siebende ein Baur oder Akerman. Also auch im geistlichen und im Haußstande. Und wie keine Pfeiffe bey der Music der andern entperen kan/ also auch kein Stand des andern. 10. Kostbarkeit Die Orgeln sind sehr kostbar: Unsere geistliche Orgel die kostet nochvielmehr: Eine iegliche Pfeiffe darinn/ das ist/ eine iegliche gläubige Seele ist so theuer erkauffet/ erlöset und erarnet/ daß vergängliches Gold und Silber nirgends hingelanget/ es hat/ wie Ly BibelstellePsalmen 49,9 Psalm. 49/ 9. viel zu viel gekostet/ eine Seele zu erlösen/ und auch Petrus 1. Ep. 1, 18. meldet: Ly Bibelstelle1 Petrus 1,18–19 Wisset/ daß ihr theur erlöset seyd/ nicht mit vergänglichen Gold und Silber/ sondern mit dem theuren Blute Christi/ als eines unschuldigen und unbeflekten Lammes. Und das bekennet ein ieder Christ selbst in seinem Glaubens=Articul: Lr QuellenLuther, Kleiner Catechismus (1601) M Jch gläube/ daß Jesus Christus etc. mich verlohrnen und verdampten Menschen erlöset/ erworben und gewonnen von allen Sünden/ vom Tode und von der Gewalt des Teuffels/ nicht mit Gold oder Silber/ sondern mit seinem heiligen theuren Blute/ und mit seinem unschuldigen Leiden und Sterben[12] etc. Dahin geht auch Pauli Ermahnung an die Eltisten zu Le Geographicumf Ort: Ephesos Epheso Actor. 20, 28. Ly BibelstelleApostelgeschichte 20,28 So habt nun acht auf euch selbst/ und auf die gantze Heerd/ über welche euch der Heilige Geist gesetzet hat zu Bischoffen/ zu weiden die Gemeine Gottes/ welche er durch sein eigen Blut erworben hat. 11. Register 12. Jdwedere Orgel hat ihre gewisse Register/ wie denn die Unsere derselben zwölffe hat/ die müssen durch die Register=Zöge gezogen/ eröfnet und angestimmet werden: Unser geistliche Orgel hat [B3r] dergleichen verregistrirte und beschriebene Stände/ Aemter/ Christliche Gebühr und Verrichtungen auch viel und mancherley/ die müssen aus dem Buche der Heiligen Schrift/ Lr QuellenLuther, Kleiner Catechismus (1601) M Catechismo und Haußtafel eröfnet/ und die Lectiones eines ieden gezogen/ und zu dessen allgemeinen und besondern Beruff angestimmet werden. 12. Register=Zöge. Einen Versuch zu thun/ wollen wir nach unserm Orgelwerke die Register vornehmen/ dazu nützliche Anweisung und Erinnerung thun/ und bey iedem was sonderliches merken und lernen.

Principal Da findet sich nun in unserm Orgelwerk erstlich das Principal, das erste und vornehmste Register oder Stimmwerk/ wo das nicht wäre/ würden die andern Register wenig nützen/ ja gar keine Orgel vorhanden seyn/ noch bestehen können/ weil nach demselben die andern Register müssen gestimmet werden: das Principal und vornembste Stük in unser geistlichen Orgel ist die Furcht des Herren/ denn wie Syr. 25, 14. lehret: Ly BibelstelleJesus Sirach 25,14 die Furcht Gottes gehet über alles: Ly BibelstellePsalmen 111,10 sie ist der Weißheit Anfang/ wie Psalm. 111/ 10. und Ly BibelstelleJesus Sirach 1,16 Syr. 1/ 16. sie nent: sie ist Ly Bibelstelle1 Timotheus 4,8 die Gottseligkeit/ so da zu allen Dingen nütze/ und hat die Verheißung dieses und des zukünftigen Lebens/ wie Paulus schreibet 1. Tim. 4, 8. Wo die nicht ist/ da ist kein Glaube/ kein Liebe/ Hofnung und dergleichen Christliche Tugenden; wo kein Glaube ist/ da ist auch keine Kirche und Volk Gottes. Octava. Nechst dem Principal steht die Octava, so von der achten Zahl den Nahmen hat/ welches eine feine gerade und richtige Zahl ist/ und gerade Zahlen in sich helt: diß kan und sol deuten bey unses [sic] geistlichen Orgel auf die feine und löbliche Ordnung/ so nechst der Furcht des Herren/ in der Kirchen Gottes gefunden werden sol/ also daß es alles fein ehrlich und ordentlich darinnen zugehe/ wie es denn Paulus haben wil von seinen Corinthiern in seiner ersten Epistel an sie geschrieben cap. 14, 33. 40. Ly Bibelstelle1 Korinther 14,33–34.40 Gott ist nicht ein Gott der Unordnung/ sondern des Friedes/ wie in allen Gemeinen der Heiligen: darüm lassets alles ehrlich und ordentlich zugehen. Da heist es denn/ wie David im 133. Psalm singet: Ly BibelstellePsalmen 133,1–2 Sihe/ wie fein und lieblich [[B3v]] ists/ daß Brüder einträchtig bey einander wohnen/ wie der köstliche Balsam ist etc. denn daselbst verheist der Herr Segen und Leben immer und ewiglich. Das lobet auch Syr. 25/ 1. Ly BibelstelleJesus Sirach 25,1–2 Drey schöne Dinge sind/ die beyde Gott und den Menschen wolgefallen: wenn Brüder eins sind/ die Nachbarn sich lieb haben/ und Mann und Weib sich mit einander wol begehen. Cymbaln. Das dritte Register sind die Cymbaln/ so scharf gehen/ hell und lieblich klingen/ auch von dem klingen im Hebraeischen den Nahmen haben/ wie solches auch der 150/ 5. Psalm anzeiget: Ly BibelstellePsalmen 150,5 Lobet ihn mit hellen Cymbaln/ lobet ihn mit wolklingenden Cymbaln: erinnern uns oder bedeuten die schönen geistlichen lieblichen Lieder/ wolklingende Psalmen und Melodeyen/ so wir uns für und für bey unserm Gottesdienste in der Kirchen Gottes gebrauchen und gebrauchen sollen/ nach denen im Eingange angezogenen Vermahnungen und Exempeln. Mixtur. Das vierdte Register ist die Mixtur, so eine Vermischung heist/ weil alda viel Pfeiffen auf einmal in einander gehen/ gewaltig schreien und thönen: Jn der Kirchen Gottes ist auch eine solche Mixtur und Vermischung der Zuhörer/ die schreien und thönen zwar alle gewaltig: Jch bin ein Christ/ ein Kind Gottes/ Jch gläube an Gott den Vater/ Jesum Christum und Gott den Heiligen Geist etc.[13] in ihrem Catechismo und Glaubens Bekentniß; Aber sie gehen doch unter einander böse und gute/ was die euserliche Gemeinschafft anbelangt/ wie dahin zielen die Gleichniße des Herren Christi beym Matth. 13. Ly BibelstelleMatthäus 13,24–30 vom guten Samen und Unkraut/ v. 24. etc. Ly BibelstelleMatthäus 13,47–48 vom Netze/ das ins Meer geworffen wird/ darinn man allerley Gattung fehet[14]/ faule und gute Fische/ v. 47. etc. Sonderlich gehet das Ly BibelstelleLukas 8,4–15 heutige Evangelium artig auf unsere Mixtur, als welche vierfach ist/ und eben so viel Arten der Zuhörer der Herr Christus im Evangelio uns vorstellet/ denn derselben werden Etliche verglichen dem Samen/ der an den Weg fellt/ und sind die/ so es hören/ weil sie aber ihr Hertz verstokken/ das Wort nicht mit Ernst noch Andacht hören/ kömt hernach der Teufel/ und nimt das Wort von ihrem Hertzen/ daß sie nicht glauben und selig werden. Et= [[B4r]] liche werden verglichen dem Samen/ der auf den Felß oder in das steinichte fellt/ und das sind die/ so das Wort mit Freuden annehmen/ aber lassens nicht wurtzeln/ eine zeitlang glauben sie/ und zu der Zeit der Anfechtung/ Trübsal und Verfolgung fallen sie abe. Etliche werden verglichen dem Samen/ so unter die Dornen fellt/ und sind die/ so es hören/ gehen aber hin unter den Sorgen/ Reichthum und Wollust dieses Lebens/ erstikken das Wort/ und bringen keine Frucht. Etliche werden verglichen dem Samen/ so da fellt auf das gute Land/ geht auf und trägt hundertfeltige Frucht/ und das sind die das Wort hören und behalten in einem feinen guten Hertzen/ sind Ly BibelstelleJakobus 1,23 nicht allein Hörer/ sondern auch Thäter des Worts/ wie Jac. 1, 23. haben wil/ und bringen Frucht in Gedult. So mancherley und vermischt sind nun die Zuhörer des götlichen Worts/ welches uns denn die Mixtur in unser Orgel erinnern kan. Gedakte. Das fünfte Register ist das Gedakte/ so den Nahmen davon hat/ daß es oben verdekt/ und daher sanfte/ stille und submiß gehen muß: So wollen wir es itzo nicht dahin ziehen/ wie Gott der Herr oft ein gedaktes zu spielen pfleget/ wie sonderlich Lb PersonJosef Josephs/ Davids/ des Lb PersonKanaanäische Frau Cananeischen Weibleins/ Exempel ausweisen; sondern dis Register sol uns erinnern der wahren Busse und Demüthigung für Gott oder gegen Gott droben im Himmel/ daß wir unser Angesicht vor ihm niderschlagen/ Ly BibelstelleLukas 18,13 gleich dem bußfertigen Lb PersonZachäus Zöllner/ der auch seine Augen nicht wolte aufheben gen Himmel/ wie Luc. 18, 13. gemeldet wird: Ly Bibelstelle 3,6 daß wir mit verhültem Angesicht im Sakke und in der Aschen Gnade bey Gott suchen/ gleich den Ninivitern/ Jon. 3, 6. Ly BibelstelleMatthäus 6,6 in unser Kämmerlein uns verbergen und gleichsam bedekken/ wenn wir zu Gott beten wollen/ nach Matth. 6, 6. demüthiglich mit sanftem und stillem Geiste dem lieben Gotte unsere Sünde bekennen/ beichten und abebitten/ nach dem Exempel Davids Psalm. 6/ 1. Ly BibelstellePsalmen 6 Ach Herr straf mich nicht etc. Psalm. 143/ 2. Ly BibelstellePsalmen 143 Gehe nicht ins Gericht etc. Auch nicht abelassen/ biß wir seinen lieblichen Trost in unserm Hertzen empfunden/ Vergebung der Sünden oder derselben Bedekkung erlanget/ daß es mit [[B4v]] uns heisse/ wie David Psalm. 32/ 1. Ly BibelstellePsalmen 32,1–2 Wol dem/ dem die Ubertretung vergeben und die Sünde bedekket sind: Wol dem/ dem der Herr die Missethat nicht zurechnet etc. Und solches fürnemlich darum/ daß uns in Verbleibung dessen/ bey unzugedekten Sünden/ nicht einmal Grobgedakte. das Grobgedakte/ welches uns das sechste Register erinnern sol/ treffen möge/ da nemlich alle Sünden mit Gedanken/ Worten und Werken vor dem Richterstul Christi werden entdekket und offenbahr werden/ nach Pauli Worten Ly Bibelstelle2 Korinther 5,10 2. Cor. 5, 10. und darauf von den Gottlosen das erschrekliche Heulen und Wehgeschrey/ das rechte Grobgedakte wird angestimmet werden aus der Apoc. 6, 16. Ly BibelstelleOffenbarung 6,16–17 Ob ihr Berge fallet über uns/ und ihr Hügel bedekket uns vor dem Angesicht des/ der auf dem Stule sitzt/ und für dem Zorn des Lams/ denn es ist kommen der grose Tag seines Zorns/ und wer kan bestehen? Qvinta. Diesem zu entfliehen/ kan und sol uns dienen die schöne Qvinta, das siebende Register in unser Orgel/ so von der fünften Zahl den Nahmen hat/ und bedeuten mag die 5. Bücher Lb PersonMoses Mosis/ darinnen Gott vornemlich sein Gesetz uns geben und aufzeichnen lassen/ daraus wir unsere Sünde erkennen und lernen müssen/ was Gott von uns wil gethan und gelassen haben/ wie davon unser Catechismus lehret/ das treibet uns denn zur Buße. Qvintadena. Dazu dienet mit mehrem auch die Qvinta dena, das achte Register in unser Orgel/ so von der fünften und zehenden Zahl den Nahmen/ und zweystimmig ist/ oder zweyerley Thon hat: Denn solche erinnert uns derer aus den 5. Büchern Mosis gezogenen heiligen Zehen Geboten und beyder Tafeln/ die Liebe Gottes und die Liebe des Nechsten begreiffende/ welche dergestalt zusammen stimmen sol/ daß wer Gott liebet/ daß der auch seinen Bruder liebe/ wenn er nicht wil vor einen Lügner/ oder falschen MaulChristen angesehen und gehalten seyn/ nach Ly Bibelstelle1 Johannes 4,20–21 1. Joh. 4, 20. 21. Und wir demnach daher unser Leben bessern/ oder bey diesem zweystimmigen Register der Besserung unsers Lebens und Einrichtung desselben beydes nach der Liebe Gottes und des Nechsten W W ErratumOriginal: erinnernuns erinnern sollen und können. SubBaß. Das neundte Register ist der SubBaß [C1r] der gehet sehr tief/ und den müssen wir nun auch unterweilen brauchen und geistlicher weise anstimmen/ wenn nemlich Ly BibelstellePsalmen 42,8 hier eine Tiefe/ und da eine Tiefe brauset/ alle Wasserwogen und Wellen der Trübsal über uns gehen und zusammen schlagen wollen/ wie David klaget Psalm 42/ 8. da müssen wir denn mit David ex profundis aus der Tiefe zu Gott rufen und sagen: Ly BibelstellePsalmen 130 Aus der Tiefe ruf ich Herr etc. Psalm 130/ 1. Und mit der Kirchen Gottes singen: Lw MusikwerkLuther, Martin: Aus tiefer Not schrei ich zu dir M Aus tiefer Noth schrey ich zu dir/ Herr Gott/ erhör etc. Nun kommen wir von der Ober=Laden vornen auf die Brust/ Regal. zum zehenden Register/ das Regal genant/ so vom königlichen Stamme den Nahmen hat und so viel heist als das königliche Register oder Stimmwerk/ bedeutet gar fein unser Christenthum/ als welches von dem Apostel Lb PersonPetrus Petro in seiner 1. Epistel am andern Capitel v. 9. ein königliches Priesterthum genennet wird: Ly Bibelstelle1 Petrus 2,9 Jhr seyd das außerwehlte Geschlecht/ das königliche Priesterthum/ das heilige Volk/ das Volk des Eigenthums. Das Regal, wie alle verständige Musici wissen/ were nicht mit Gelde zu bezahlen/ behielte billich vor allen andern Registern den Preiß/ wo es sich nicht so leicht verstimmte/ und immer daran müsse gebessert und gestimmet werden: Eben diesen Mangel hat unser Christenthum auch/ da ist auch das Verstimmen das ärgste/ daß wir immer in die Jrre und den Holtzweg/ und der Stimme des Herren nicht gehorchen wollen/ sondern verstokken unsere Hertzen/ zuwider der Warnung Davids Psalm 95/ W W KorrekturOriginal: 7.8. Ly BibelstellePsalmen 95,8 Heute/ so ihr seine Stimme höret/ so verstokket euer Hertze nicht: Drüm durch Lehrer und Prediger immer an dem Christenthum muß gebessert/ gestimmet und gebauet werden/ mit lehren/ strafen/ vermahnen/ trösten etc. Sonst weren wir Engel/ oder doch denselben gleich/ wies einmal dort gehen wird/ davon der Herr Christus meldet Matth. 22, 30. da wir werden seyn Ly BibelstelleMatthäus 22,30 wie die Engel Gottes im Himmel/ ja wie lauter Könige und Priester vor Gott ewiglich/ nach der Ly BibelstelleOffenbarung 5,10 Apoc. 5, 10. Posaunen=Baß. Das eilfte Register ist der Posaunen=Baß/ welcher uns erinnern sol der letzten Posaune und des Feldgeschreys des grossen ErtzEngels/ davon Pau= [[C1v]] lus handelt 1. Theß. 4, 16. 17. Ly Bibelstelle1 Thessalonicher 4,16–18 Er selbst/ der Herr/ wird mit einem Feldgeschrey/ und Stimme des ErtzEngels/ und mit der Posaunen Gottes hernider kommen vom Himmel/ und die Todten in Christo werden auferstehen zu erst: darnach wir/ die wir leben und überbleiben/ werden zugleich mit denselbigen hingerükket werden in den Wolken dem Herrn entgegen in der Luft/ und werden also bey dem Herrn seyn allezeit. So tröstet euch nun mit diesen Worten unter einander. Jngleichen der Herr Christus Matth. 24, 30. 31. Ly BibelstelleMatthäus 24,30–31 des Menschen Sohn wird kommen in den Wolken des Himmels mit grosser Kraft und Herrligkeit: Und er wird senden seine Engel mit hellen Posaunen. Solcher Posaunen=Baß sol uns/ gleich dem Lb PersonHieronymus, Sophronius Eusebius (347–420) Hieronymo, immerdar vor unsern Ohren erschallen: Surgite mortui, & venite ad judicium,[15] Lw Musikwerkanonym: So offt ich gedenck an Jüngsten Tag Stehet auf ihr Todten/ jung und alt/ vor Gottes Gericht kommt schnell und bald.[16] Er sol uns/ als das letzte Register mit/ auch der letzteren Dinge/ oder Novissima stets erinnern und zu Gemühte führen/ was Syrach c. 7, 40. Ly BibelstelleJesus Sirach 7,40 Was du thust/ so bedenke das Ende/ oder die letzten Dinge/ wies im griechischen Texte lautet/ so wirstu nimmermehr übels thun. Cornet-Baß. Das zwölfte und letzte Register ist der Cornet-Baß, so vom Horne/ damit ein Wächter bläst/ den Nahmen hat/ und bedeutet gar fein die Wächterstimm der Prediger/ davon Ez. 3, 17. item Ly BibelstelleEzechiel 33,7 c. 33, 7. stehet: Ly BibelstelleEzechiel 3,17 Du Menschenkind/ ich habe dich zum Wächter gesetzt über das Hauß Le Geographicumh Territorium: Israel Jsrael/ du solt aus meinem Munde das Wort hören/ und sie von meinetwegen warnen. Solcher müssen wir uns nun dabey erinnern/ dieselbe hören/ folgen und uns warnen lassen/ wie daselbst mit mehren Erinnerung gethan wird/ und auch Pauli Worte dahin gehen Ebr. 13, 17. Ly BibelstelleHebräer 13,17 Gehorchet euren Lehrern/ und folget ihnen/ denn sie wachen über euer Seelen/ als die da Rechenschaft dafür geben müssen/ auf daß sie ihr Amt mit Freuden thun und nicht mit Seufzen/ denn das ist euch nicht gut.

13. Sterne. Nechst itzt erwehnten 12. Registern sind auch an unserm Orgelwerke zu befinden drey schöne vergüldete Sternen mit Cymbaln und Schellen/ welche [C2r] bedeuten das heilige PredigAmt mit der Lehre des Gesetzes und Evangelii. Gestalt denn Lehrer und Prediger sehr oft Sterne genent und in Heiliger Schrift damit verglichen werden/ als sonderlich geschicht in der Offenbahrung Sancti Lb PersonJohannes (Offenbarung) Johannis am Ly BibelstelleOffenbarung 1 1. Ly BibelstelleOffenbarung 2 2. Ly BibelstelleOffenbarung 8 8. Ly BibelstelleOffenbarung 9 9. cap. Jngleichen Daniel. 12, 3. stehet: Ly BibelstelleDaniel 12,3 Daß die Lehrer in der Auferstehung werden leuchten als des Himmelsglantz/ und die viel zur Gerechtigkeit weisen/ wie die Sternen immer und ewiglich. Sonderlich sind Lehrer und Prediger recht güldene Sternen an dem geistlichen Kirchenhimmel/ wenn sie mit reiner Lehre und gottseligem Leben ihren Zuhörern vorleuchten/ nach den Worten Christi Matth. 5, 16. Ly BibelstelleMatthäus 5,16 Lasset euer Licht leuchten vor den Leuten/ daß sie eure gute Werke sehen/ und euren Vater im Himmel preisen; Das reine Gold des Worts Gottes/ so dem David lieber war/ Ly BibelstellePsalmen 119,72 denn viel 1000. Stük Gold und Silber/ nach Psalm. 119/ 72. ihren Zuhörern lauter vortragen/ und beydes die lieblichen Cymbaln des heiligen Evangelii zu rechter Zeit hören/ als auch die lautbaren Schellen des Gesetzes erklingen lassen/ inmassen sie ohne das die jenigen/ so allwegen der Katzen müssen die Schelle/ laut des Sprüchworts/ anhengen/ nach dem Exempel des heiligen Lb PersonJohannes der Täufer (fl. 28) Johannis Baptistae/ der dem Lb PersonHerodes I. von Judäa (73 – 4 v. Chr.) Herodi/ dem zornigen Katzerte/ eine solche Schelle anhieng/ (in dem er sagte: Ly BibelstelleMatthäus 14,4 Es ist nicht recht/ daß du deines Bruders Weib hast:) die in dem gantzen gelobten Lande geklungen/ wie Matth. 14/ 4. angezeiget wird. 14. Tremulant Endlich findet sich auch bey unser Orgel der Tremulant, so vom zittern und beben den Nahmen hat/ weil er mit seinem Thon zittert/ titubirt oder bebet/ dienet allen frommen Christen zur Erinnerung des Spruchs Davids/ Psalm 2/ 11. Ly BibelstellePsalmen 2,11 Dienet dem Herrn mit Furcht/ und freuet euch mit Zittern: Jtem W W ErratumOriginal: dieder Worte Pauli Philipp. 2, 12. Ly BibelstellePhilipper 2,12 schaffet/ daß ihr selig werdet mit Furcht und Zittern: damit sie nicht dermaleins/ gleich den Unbußfertigen/ ruch= und Gottlosen/ vorm Tode und Helle erzittern müssen/ wie sonst die Kirche singt: Lw MusikwerkAnonym: Kommt her zu mir, spricht Gottes Sohn M Die Welt erzittert ob dem Tod/ etc.[17]

15. Balghauß/ 4. Bälge/ Leder/ Papir/ Ziegelsteine. Neben oder vielmehr hinter unserm Orgelwerke findet sich auch ein Balghauß/ darinnen 4. grosse Spänbälge zu innerst mit Pappier und von aussen mit Leder wol verleimet und verwahret/ daß kein Wind heraus gehe/ vorhanden/ die werden vom Calcanten getreten/ und darzu mit schweren doppel=liegenden Ziegelsteinen niedergedrukket und gepresset: Hinter unser geistlichen Orgel hat Gott der Herr auch ein Geistlich Balghauß oder Creutzschule erbauet/ das ist/ Er ist immer mit vielem schwerem Creutz und Leiden hinter seinem Volke und frommen Christen her/ läst sie hier wol treten/ drukken und preßen/ ja oft mit gedoppelten Ziegelsteinen beschweren/ wie dort die Kinder Jsrael in Le Geographicumh Territorium: Ägypten (Altertum) Egyptenland erfahren/ Ly BibelstelleExodus 5 Exodi 5. Sonderlich aber hat er seine [[C2v]] 4. große Plagen/ Krieg/ Hunger/ Pest und böse Thiere/ deren gedacht wird Ly BibelstelleEzechiel 14,13–23 Ezech. 14, 13. seq. und Ly BibelstelleJeremia 15,3 Jer. 15, 3. die läst er auch oft seine Kirche erfahren/ also/ daß Ly Bibelstelle2 Timotheus 3,12 alle die Gottselig leben wollen in Christo Jesu/ müssen Verfolgung leiden/ nach 2. Tim. 3, 12. Ly BibelstelleApostelgeschichte 14,22 müssen durch viel Creutz und Trübsal in das Reich Gottes eingehen/ nach Act. 14, 22. Ly BibelstellePsalmen 71,20 Er läst sie erfahren viel und grosse Angst/ Psalm 71/ 20. Ly BibelstelleHebräer 10,36 da ist ihnen die Gedult von nöthen/ wollen sie anderst den Willen Gottes thun/ und die Verheissung empfahen/ nach den Worten Ebr. 10, 36. sie müssen Ly BibelstelleLukas 8,15 Frucht bringen in Gedult/ nach Erforderung des Herrn Christi im heutigen Evangelio: Ly BibelstelleRömer 12,12 gedultig seyn in Trübsal/ Rom. 12, 12. und Ly BibelstelleRömer 12,12 frölich in Hofnung/ ibid. also/ daß sie durch Gedult und Trost der Schrift Hofnung haben und behalten/ Rom. 15, 4. Und eben das ist das Papir und geistliche Leder an diesen Bälgen/ das läst den Trost=Wind des Heiligen Geistes nicht heraus gehen/ biß fromme Christen daher mitten in der Trübsal gnugsamen Trost/ Friede und Freude im Heiligen Geiste geschöpffet und empfunden haben. 16. Calcant. Der Calcant oder Orgeltreter bey unser geistlichen Orgel sind die Feinde/ Verfolger/ Aengstiger und Quäler/ die fromme Christen oder die Kirche Gottes immerdar quälen/ drukken/ treten und ängstigen/ daß ihre Plagen alle Morgen neu/ wie Ly BibelstellePsalmen 73,4 Psalm 73/ 14. geklaget wird/ und gleich den Bälgen bald auf/ bald nider gehen: Verfolgte und betrengte Hertzen auch bald zu Gott in Himmel schreien und rufen: Ly BibelstellePsalmen 13,2 Ach Herr/ wie lange wiltu/ Psalm 13/ W W KorrekturOriginal: 1.2. Ly BibelstellePsalmen 42,2 wie der Hirsch schreiet nach frischem Wasser/ so schreiet meine Seele/ Gott zu dir/ Psalm 42/ 2. bald in stillem Gehorsam/ Gedult und Gelassenheit sich dem Willen Gottes ergeben und sagen: Was mein Gott wil/ das gescheh allzeit/ sein Will der ist der beste/ etc. Jtem. Sols ja so seyn/ etc. 17. Wind. Der Wind bey diesem unserm geistlichen Orgelwerke ist Gott der heilige Geist/ als welcher am Pfingsttage in einem gewaltigen Windsbrausen über die Aposteln kommen/ wie Ly BibelstelleApostelgeschichte 2,2 Act. 2, 2. vermeldet/ und auch von dem Herrn Christo Ly BibelstelleJohannes 3,8 Joh. 3, 8. mit dem Winde verglichen wird: derselbe ist nun so nöhtig zu unserm Wachs= und Christenthum/ als der Wind zur Orgel. Lw Musikwerkanonym: Veni, Sancte Spiritus M Sine isto Numine, nihil est in homine,[18] nedum in Christiano: Ohne diesen Wind/ alles bey uns verschwind/ bleibe keiner Gottes Kind; Ly BibelstelleRömer 8,14 denn welche der Geist Gottes treibet/ die sind Gottes Kinder/ Rom. 8, 14. wir Lr QuellenLuther, Kleiner Catechismus (1601) M können aus eigner Vernunft und Kraft nicht an Jesum Christum unsern Herrn gläuben/ oder zu ihm kommen/ sondern der Heilige Geist muß uns dazu berufen/[19] wie in der Auslegung des dritten Articuls unsers Lr QuellenLuther, Kleiner Catechismus (1601) M Christlichen Glaubens enthalten: Er muß unsern Hertzen Luft machen/ sie kühlen und erquikken in Hitz und Müdigkeit/ Ly BibelstellePsalmen 119,92 mit seinem kräftigem Trost/ daß sie darunter nicht vergehen in ihrem Elend/ wie David Psalm 119/ 92. sagt. Es ist der Heilige Geist zu dieser geistlichen Orgel so nötig/ als der Wind zum Korne/ denn das wächst nicht allein vom Regen/ [C3r] sondern es gehöret auch Wind dazu. Er ist so nötig als die Luft zum Leben/ denn wie ohne die Luft niemand leben kan: Also können wir unser geistliches Leben nicht führen ohne den Heiligen Geist und dessen Beystand/ Ly BibelstelleRömer 8,16 denn der gibt Zeugniß unserm Geist/ daß wir Gottes Kinder seyn/ Rom. 8, 16. Er ist der Ly BibelstellePsalmen 51,12 neue gewiße Geist/ der den Ly BibelstellePsalmen 51,14 freudigen Geist bey uns würket und enthelt/ nach Psalm 51/ 12. 18. Windrohr. Das Windrohr an unser geistlichen Orgel ist die Predigt des Heiligen Evangelii/ durch welche der Heilige Geist in unser Hertz kömt/ Glauben/ Liebe/ Gedult/ Hofnung und dergleichen Tugenden mehr bey uns würket und anzündet/ wie dahin gehen Pauli Worte in Rom. 10, 17. Ly BibelstelleRömer 10,–.17 So kömt der Glaube aus der Predigt/ das predigen aber durch das Wort Gottes. Und das meynet auch die Kirche Gottes/ wenn sie singet: Lw Musikwerkanonym: Komm, Gott Schöpfer, Heiliger Geist M Zünd uns ein Liecht an im Verstand/ gib uns ins Hertz der Liebe Brunst; Lehr uns den Vater kennen wol/ darzu Jesum Christ seinen Sohn/ daß wir des Glaubens werden voll/ dich beyder Geist zu verstohn.[20] 19. Windlade. Die Windladen an dieser geistlichen Orgel sind unsere Hertzen/ wenn der Wind des Heiligen Geistes darein gelassen wird/ W W ErratumOriginal: vonund sie von solchem Winde angeblasen und erfüllet werden/ Ly BibelstelleRömer 10,10 so bekennet man mit dem Munde/ nach Rom. 10, 10. man rühmet/ lobet und dancket Gott/ und gibt gleich einem Orgelwerke ein liebliches Gethöne/ Gott wolgefälliges und angenehmes Bekäntnis/ Gebet/ Lob= und Dankopffer von sich/ und darüm bittet und seufzet eine glaubige Seele in den schönen Pfingstgesängen/ sonderlich: Lw MusikwerkAnonym: Komm, Heiliger Geist, Herre Gott M Komm heiliger Geist/ Herre Gott/ erfüll mit deiner Gnaden gut/ deiner Gläubigen Hertz/ Muht und Sinn/ dein brünstig Lieb entzünd in Jhn/ O Herr durch deines Liechtes Glantz/ zu dem Glauben versamlet hast/ das Volck aus aller Welt Zungen/ das sey dir Herr zu Lob gesungen/ Halleluja/ etc.[21] Lw Musikwerkanonym: Komm, Gott Schöpfer, Heiliger Geist M Komm Gott Schöpffer Heiliger Geist/ besuch das Hertz der Menschen dein/ mit Gnaden sie füll wie du weist/ etc. 20. Manual. Das Manual oder Hand=Clavir an der geistlichen Orgel ist der Glaube/ als welcher die Hand/ damit man die Göttliche Zusagung ergreift/ und Christum mit seinem gantzen Verdienst den Heiligen Geist sam seinem himmlischen Trost und unaussprechlichen Gnaden=gaben faßet und empfähet/ und daher so einen herrlichen Laut und Thon/ Lob und Bekäntnis von sich gibt. Ohne das Manual kan man nicht orgeln: Also Ly BibelstelleHebräer 11,6 ohne Glauben ists unmüglich Gott gefallen/ mit seinem Gebet nemlich/ Gottesdienst/ etc. wie Ebr. 11/ 6. stehet. Des Organisten Augen sehen allewege nach diesem Clavir: also des Herrn Ly BibelstelleJeremia 5,3 Augen sehen nach dem Glauben/ Jer. 5, 3. Jn der Clavir rechten Griff bestehet des Organisten Kunst/ daran alles hierinn gelegen: Also ist an der rechten Gläubigen Zuversicht/ damit man die Göttliche Zusagung ergreift/ auch alles gelegen/ also/ daß Ly BibelstelleMarkus 16,16 wer da gläubet und getauft wird/ der sol selig werden/ Marc. 16, 16. Und wer da wil selig werden/ der muß vor allen Dingen den rechten Christlichen Glauben haben/[22] Symbolum Lb PersonAthanasius der Große (ca. 300 – 373) Athanasii. [[C3v]] Dort sagt jener beym Lb PersonPlautus, Titus Maccius Plauto: Manus nostrae oculatae sunt, credunt quod vident,[23] id est Man gläubt nicht weiter als man sieht: oder eigentlich: Unsere Hände haben Augen/ sie gläuben nichts als was sie sehen: Aber mit Christen heist es/ wie der Herr zu Lb PersonThomas (Apostel) Thoma sagt Joh. 20, 29. Ly BibelstelleJohannes 20,29 Selig sind die Augen/ die nicht sehen und doch glauben: Credunt quod non vident, sie gläuben/ was sie auch mit leiblichen Augen nicht sehen: Dennoch manus eorum oculatae sunt, haben sie auch geistliche sehende Hände/ id est haben die Seligkeit so gewiß in Händen/ glauben solche so fest/ als ob sie schon Gott sehen von Angesicht zu Angesicht/ nach Ly Bibelstelle1 Korinther 13,12 1. Cor. 13, 12. 21. Pedal. Das Pedal an unser geistlichen Orgel kan bedeuten die Nachfolge Christi/ davon Lb PersonPetrus Petrus handelt/ 1. Ep. 2, 21. Ly Bibelstelle1 Petrus 2,21 Christus hat gelidten für uns/ und uns ein Fürbild gelassen/ daß ihr solt nachfolgen seinen Fußstapffen. Dem wahren Glauben müssen ohne das die Werke auf dem Fuße nachfolgen/ oder es kan kein rechter Glaube seyn/ wie Lb PersonJakobus ( – 44 (Sterbejahr)) Jacobus lehret in seiner Ly BibelstelleJakobus 2,14 Epistel am 2, 14. etc. 22. Tracturen Die Tracturen an dieser geistlichen Orgel sind die Göttlichen Verheissungen/ wenn solche in das Gedächtniß gezogen werden/ und man denen glaubet/ lassen sie den Wind des Heiligen Geistes zum Hertzen/ als in die geistliche Windlade/ wie zuvor gehört/ da gehet denn manch schönes Stimmwerk an/ da erweisen sich allerhand Früchte des Geistes und des Glaubens/ davon Paulus in Gal. 5/ 22. meldet: Ly BibelstelleGalater 5,22 Die Frucht des Geistes ist Liebe/ Freude/ Friede/ Gedult/ Freundligkeit/ Gütigkeit/ Glaube/ Sanfftmuth/ Keuschheit/ etc. Jtem Eph. 4, 1. Ly BibelstelleEpheser 4,1 wandelt/ wie sichs gebühret/ etc. 23. Heulende Pfeiffen. Endlich/ es geht so leer nicht abe/ es feht bißweilen auch eine und die andere Pfeiffe an zu heulen/ besonders/ wenn das Orgelwerk noch nicht gar verfertiget/ und zu seiner Richtigkeit gebracht ist: Also geht es auch mit unser geistlichen Orgel/ da findet sich auch oft ein und ander heulende Pfeiffe/ oder reudig Schaaf/ so da mit ihrem unnützen Geheule und Geplerr/ mit ihren unnötigem Gezäncke/ Streite und Wiederwärtigkeit/ mancherley Hinterniß/ Unlust und Aergernis versuchen anzurichten/ ja/ wie müglich/ alles zu hintertreiben/ denn wo Gott seine Kirche hinbauet/ wil der Teuffel bald seine Capelle darneben haben/ mit im Spiele seyn/ oder dasselbe gar zerreissen und zerbrechen. Sehet/ geliebte Hertzen! Also kan nun das Geistliche Orgelwerk der Kirchen Gottes an unser neuen Orgel nach den meisten Umständen füglich abgebiltet werden. Daraus wir denn kürtzlich wollen anführen zur oder an statt der

Vermahnung: Gott ohn unterlaß hertzlich zu dancken/ daß er in dieser letzten Grundsuppe der Welt/ bey so schwürigen Zeiten/ in so mancherley Ungemach und Beschwerung/ dennoch seinen Christen mancherley Freudenspiele gönnet/ sich bey ihrem Gottesdienste mit lieblicher Music zu ergetzen/ und ihre Trübsal und Traurigkeit damit zu vertreiben: Derowegen [[C4r]] solche Freudenspiele zu Gottes Lob/ Ehr und Ruhm/ Beförderung seines wahren Diensts/ eiferiger Andacht und ziemenden geistlichen Freude gebrauchen und ihnen dienen lassen/ besonders/ so oft wir unsere Orgel anschauen/ ein und ander Stimmwerk oder Register daraus hören/ zu vorerwehnter Erinnerung und unser Erbauung iedes derselben uns nütze machen: Hiernechst uns auch der angewendeten Mittel und Kosten im geringsten nicht gereuen oder dauren lassen/ sondern ein ieder sich dessen versichert halten/ was er nach seinem Vermögen aus gutem Willen darzu gesteuret und dabey gethan/ daß ers sehr wohl angewandt/ und besser nicht anlegen mögen/ als an diß werthe Kleinot der Le Geographicumg Gebäude: Nottleben, St. Peter und Paul Nottlebischen Kirchen und Gotteshauses: werde auch dafür anderweit Gottes reichen Segen und Ersetzung an seiner Nahrung; Ruhm und Lob bey der künfftigen Nachwelt/ Kindern und Kindeskindern/ wie nicht weniger bey ümbliegender Nachbarschaft; keines weges aber den geringsten Schaden/ Verlust oder Abbruch an seinem Auskommen zugewarten haben/ so ich denn auch einem ieden von Hertzen wünsche/ und bey Gott ferner vorbitten werde.

Trost haben W W ErratumOriginal: hingegenhierneben alle Christliche/ milde und gutthätige Hertzen/ die das ihre gerne und mit Willen dabey gethan/ und das Werk/ wie müglich befördert/ daß/ wie vorerwehnt und gewünscht/ Gott der Vergelter alles Guten/ der nicht Ly BibelstelleMatthäus 10,42 einen Trunk kalten Wassers/ in seinem Nahmen dem Dürftigen gereicht/ wil unbelohnet lassen/ wie Matth. 10, 42. bezeugt/ werde solche Müh und Kosten/ an seinen Dienst gewandt/ vielweniger unvergolten lassen: Kommen solche fromme Hertzen etwa gen Le Geographicumf Ort: Nottleben Nohtleben/ oder sind schon da/ und werden denn in ihren Nöhten zu Gott in diesem Hause/ wozu sie was gestift/ beym öffentlichen Gottesdienste ruffen und schreyen/ so wird er sie erhören/ nach Ps. 50, 15. Ly BibelstellePsalmen 50,15 Ruf mich an in der Zeit der Noht/ so wil ich dich erretten/ etc. Er wird in der grösten Noht und Trübsal ihnen Freude und Trost ins Hertz sprechen/ durch die wohlklingende Music den Ly BibelstellePsalmen 51,14 freudigen Geist in ihnen erwekken und enthalten/ worüm David bittet Ps. 51, W W KorrekturOriginal: 15.14. Endlich/ haben sie sich auch zu getrösten der zukünfftigen himmlischen Music in dem ewigen Freudenleben/ Lw Musikwerkanonym: Herzlich tut mich erfreuen M da man wird hören klingen/ die W W ErratumOriginal: rahrenrechten Seitenspiel/ die Musickunst wird bringen/ in Gott der Freuden viel/ die Engel werden singen/ all Heiligen Gottes gleich/ mit himmlischen Zungen/ ewig in Gottes Reich. [24]

Dancksagungs und Damit wir denn auch beschliessen/ und zum Beschluß/ nechst dem/ daß wir zuförderst nochmals dancken dem grundgütigen Gotte/ vor verliehene Gnade und Mittel/ daß Ld OrgelNottleben, Hieronymus Wächter-Orgel 1672 diß wehrte Kleinot zu seinen wahren Dienste und Ehren gestiftet worden; und denn denen frommen und milden Hertzen/ die solches befördern helfen; wie auch dem Ehrenvesten/ wolfürnehmen und Kunst= [[C4v]] reichen Herren Lb PersonWächter, Hieronymus Hieronymo Wächtern/ itziger Zeit Organisten und Orgelmachern zu Le Geographicumf Ort: Vehra Vehra/ daß er mit seiner Kunst/ Fleiß und Geschikligkeit/ neben den Seinigen/ uns dazu dienen/ üm billigen Lohn und Geldes Lieferung dasselbe so weit verfertigen und nunmehr überantworten wollen/ daß es zur Proba von anderweit darzu beruffenen Organisten geschlagen/ vor gut/ beständig und gewehr befunden worden/ und über dis erwehnter Herr Wächter sich vor Euer gantzen Gemeinde aufrichtig dahin erkläret/ was etwa wegen eingefallener und hart anhaltender Kälte daran mangeln solte/ alles vollständig zu ersetzen und zu verfertigen/ und in allem Euer Gemeinde davor gut zu seyn: Der große Gott wolle denselben vor solche seine Müh und Arbeit/ was wir nicht vergolten noch vergelten können/ anderweit reichlichen segnen/ und samt den Seinigen zu noch mehrer solcher zu seinen Ehren zielender Werke Verfertigung lange Zeit in guter Gesundheit und Wolstande zu Leib und Seel erhalten! Einweihungs=Beschluß. Nechst diesem/ sage ich/ wenden wir uns zu dir/ O allergütigster/ getreuester Gott und Vater! von dem alle gute und vollkommene Gaben kommen/ von dessen Hand auch wir Ld OrgelNottleben, Hieronymus Wächter-Orgel 1672 dis edle Kleinot unsers Gotteshauses empfangen/ dir sey es widerüm zu Ehren und deinem einigen wahren Dienste übergeben/ gewidmet und consecriret! Nun Herr/ laß dirs wolgefallen! laß es wol gelingen! Es ist ja ohne des dein Geschenk und Gab: damit wirs nun brauchen zum Lobe dein/ und deinen wahren Dienst allein/ wollestu/ Herr/ Gnade geben! O allerliebster Heiland/ Lb PersonJesus Christus (ca. 0 – ca. 30) Jesu Christe! deinem allerheiligsten Nahmen/ in dem und sonst keinem andern allein Heil und Seligkeit zu gewarten/ sey es geheiliget und zugeschrieben/ daß derselbe für und für biß zu deiner letzten Zukunft von frommen Christen/ unsern Kindern/ Kindeskindern und Nachkommen an diesem Orte dadurch geehret und gepriesen werde: nimb es in deinen Schutz/ behüte es für Unfall/ Brand/ Donnerwetter/ und allem andern Schaden. O heiliger Geist/ weil ja dein Amt ist/ den wahren Gottesdienst zu befördern und zu erhalten/ die Hertzen dazu zuermuntern und anzutreiben/ und darinnen wahre Andacht/ brünstigen Eifer/ Friede/ Freude und Trost zu erwekken/ wir auch solch Werk zu keinem andern Ende gestiftet und gestiftet wissen wollen/ so erhalte nechst demselben uns auch bey dem einigen wahren Gottesdienst/ dir sey es befohlen/ dir sey es gantz/ und gar/ neben uns/ und was wir seyn/ zu eigen übergeben: Nun/ Lw MusikwerkAnonym: Komm, Heiliger Geist, Herre Gott M O heilige Brunst/ süsser Trost/ hilf uns nur frölich und getrost in deinem Dienst beständig bleiben/ die Trübsal uns nicht abtreiben: O Herr/ durch deine Krafft uns bereit/ und stärck des Fleisches Blödigkeit/ daß wir hier ritterlich ringen/ durch Tod und Leben zu dir dringen/ Halleluja/ Halleluja.[25] O hochgelobte glorwürdigste Drey=Einigkeit/ dir sey es gewidmet und consecrirt im Nahmen Gottes des Vaters/ Gottes des Sohns/ Gottes des Heiligen Geistes/ Amen.

Lw MusikwerkLuther, Martin: Vater unser im Himmelreich M Amen/ das ist es werde wahr/ etc.[26]

Ende.

Einzelanmerkungen

  1. In den von Lb PersonDietrich, Veit (1506–1549) Veit Dietrich herausgegebenen Lr QuellenDieterich, Summarien (1567) M Summarien stammen die Inhaltsangaben zum Psalter ebenfalls von Lb PersonLuther, Martin (1483–1546) Martin Luther. Das Resümee lautet folgendermaßen: Es ist ein Danckpsalm/ erstlich dem Volck Jsrael gemacht/ Gott damit zu loben/ daß sie sein Heiligthumb/ die feste seiner macht/ das ist/ seine wohnung Himmel vnd Schloß zu Jerusalem/ da er seine macht mit wunderthaten erzeiget. Vnd nennet daher die Jüdischen Seytenspil vnd Musica/ damit jr Lob vnd Gottesdienst ward außgericht. Aber bey den Christen ist das predigen vnd Euangelion solche Seytenspil vnd Gottesdienst alle. (Dieterich, Summarien (1567), Bl. CXVIv)
  2. Möller gibt eine recht freie Paraphrase der oft zitierten Stelle, vgl. den Wortlaut im Personenartikel Lb PersonAugustinus, Aurelius (354–430) Augustinus.
  3. Angespielt wird auf die bekannte Darstellung des Augustinus, der den ersten Einsatz eines hymnischen Volksgesangs in Le Geographicumf Ort: Mailand Mailand während der Auseinandersetzungen zwischen dem Bischof Lb PersonAmbrosius von Mailand (339–397) Ambrosius und den Arianern schildert, vgl. Augustinus, Confessiones (1987), S. 446–449.) Siehe auch als neueren Beitrag zur Frage der Entstehung der mittelalterlichen Hymnentradition: Weckwerth, Altchristliche Hymnen (2010), S. 50-55.
  4. Vgl. zu den Informationen, die das Buch Lr QuellenPolydorus, De rerum inventoribus (1532) M De rerum inventoribus über die Erfindung von Musikinstrumenten bot, den Personenartikel Lb PersonVergilius, Polydorus (ca. 1470 – 1555) Polydorus Vergilius.
  5. In den erwähnten Schriften Lb PersonPlatina, Bartolomeo (1421–1481) Platinas und Lb PersonMantuanus, Baptista (1447–1516) Mantuanus’ wird zu der angeblich in die Liturgie eingeführten Orgel keine genauere Angabe gemacht, vgl. zur Quellenlage den Personenartikel Lb PersonVitalianus (vor 657 – 672) Vitalianus. Die Angabe über 15 Pfeifen, die die ersten Orgeln lediglich besaßen, war weit verbreitet, wie etwa im folgenden Werk: Pabst Vitalianus soll/ inns Jahr Christi 653. unter dem Keiser Constantino III. Zu mehren Vollstimmigkeit/ und bässerm Laut des Kirchengesangs/ das Orgelwerck angeordnet haben: Wiewohl etliche solchen Gebrauch auf das Jahr Christi 520. ziehen. Es sind aber solche Orgeln anfänglich sehr schlecht gewesen/ und haben mehr nicht denn 15. Pfeiffen gehabt; welchen sie Wind/ mit zwölff Blaßbälgen/ wie solche/ bei den Schmiden/ bräuchlich sind/ beigebracht. (Dilherr, Tugendschaz (1659), S. 351f.) Lb PersonPraetorius, Michael (1571–1621) Michael Praetorius hatte sich demgegenüber vorsichtiger ausgedrückt und lediglich vermutet, das von Vitalian verwendete Instrumente könne so ähnlich ausgesehen haben, wie es spätantike Quellen schilderten, vgl. Praetorius, Syntagma musicum 2 (1619), S. 91.
  6. Möller greift sich aus dem genannten Werk zwei getrennte Passagen heraus und fügt sie in umgekehrter Reihenfolge zusammen, vgl. zu diesem Satz Polus, Schawplatz (1664), S. 254.
  7. Zitat aus Polus, Schawplatz (1664), S. 253.
  8. Möller zitiert hier vermutlich die Angaben bei Lb PersonSachs, Michael (1542–1618) Michael Sachs, wo die beiden Instrumente ausführlicher beschrieben sind, vgl. Sachs, Alphabetum historicvm (1617), S. 408–410.
  9. Diese Korrektur ist im gedruckten Errata-Verzeichnis von Hand ergänzt worden.
  10. Dritte Strophe des Liedes Lw Musikwerkanonym: Es stehn vor Gottes Throne M Es stehn vor Gottes Throne.
  11. Zweite Strophe des Liedes Lw MusikwerkGastoldi, Giovanni: Jesu, wollst uns weisen M Jesu wollst uns weisen.
  12. Vgl. Luther, Kleiner Catechismus (1601), C1v.
  13. Hier scheint es sich um kein wörtliches Zitat, sondern um eine Paraphrase des Glaubensbekenntnisses zu handeln.
  14. In der verwendeten Lutherschen Bibelübersetzung steht das Verbum fangen noch mit dem alten nicht nasalisierten Laut h, vgl. http://www.woerterbuchnetz.de/DWB?lemma=fangen
  15. Dieses Zitat wurde seit dem Spätmittelalter Lb PersonHieronymus, Sophronius Eusebius (347–420) Hieronymus zugeschrieben und gehört zu folgendem längeren Spruch: Sive edam, sive bibam, sive vigilem, sive dormiam, sive aliquid aliud agam, semper mihi videtur in auribus meis sonare vox illa: Surgite mortui, & venite ad Judicium. Es handelt sich aber um kein authentisches Werk, vgl. ausführlich zur Überlieferungsgeschichte: Gerhardt, Münchner Gedicht (2002), S. 35–38.
  16. Die Übersetzung stammt aus Lb PersonLeon, Johann (ca. 1531 – 1597) Johann Leons Liedparaphrase von Hieronymus’ Spruch, siehe Wackernagel, Das deutsche Kirchenlied 4 (1874), S. 507.
  17. Möller zitiert den Beginn der siebten Strophe des Lieds Lw MusikwerkAnonym: Kommt her zu mir, spricht Gottes Sohn M Kommt her zu mir, spricht Gottes Sohn.
  18. Zitat der sechsten Strophe der Lw Musikwerkanonym: Veni, Sancte Spiritus M Pfingstsequenz. Möller weicht von der originalen Fassung ab und setzt die Strophe mit einer eigenen Zeile fort. Die Vorlage lautet: Sine tuo numine | Nihil est in homine, | Nihil est innoxium. Noch freier ist die sich anschließende, wohl von Möller angefertigte gereimte Übersetzung.
  19. Vgl. Luther, Kleiner Catechismus (1601), C2r.
  20. Aus Lb PersonLuther, Martin (1483–1546) Martin Luthers Lw Musikwerkanonym: Komm, Gott Schöpfer, Heiliger Geist M Pfingsthymnus kombiniert Möller die beiden Anfangszeilen der dritten mit der sechsten Strophe.
  21. Erste Strophe des Liedes.
  22. Möller zitiert den ersten Satz des Athanasischen Glaubensbekenntnisses (Symbolum Athanasii): Quicumque vult salvus esse, ante omnia opus est, ut teneat catholicam fidem.
  23. Der Spruch stammt aus Lb PersonPlautus, Titus Maccius Plautus’ Komödie Asinaria, vgl. Plautus, Comoediae 1 (1874), S. 174.
  24. Sechste Strophe des Liedes Lw Musikwerkanonym: Herzlich tut mich erfreuen M Herzlich tut mich erfreuen, auch überliefert als fünfte Strophe des Liedes Lw MusikwerkWalter, Johann: Der Bräutgam wird bald rufen M Der Bräutgam wird bald rufen.
  25. Dritte Strophe des Liedes Lw MusikwerkAnonym: Komm, Heiliger Geist, Herre Gott M Komm, Heiliger Geist, Herre Gott.
  26. Neunte Strophe des Liedes Lw MusikwerkLuther, Martin: Vater unser im Himmelreich M Vater unser im Himmelreich.

Letzte Änderung dieses Dokuments am 3. Oktober 2021.

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