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Orgelpredigt

Start → Register → Personen → E010514: Vergilius, Polydorus

b Vergilius, Polydorus (ca. 1470 – 1555)

Biographie

Polydorus Vergilius schuf mit seinem Buch Lr QuellenPolydorus, De rerum inventoribus (1532) M De rerum inventoribus ein zentrales Referenzwerk der Frühen Neuzeit. Die Abhandlung erschien zunächst 1499 in drei Bücher gegliedert in Le Geographicumf Ort: Venedig Venedig. 1521 wurde eine auf acht Bücher erweiterte Ausgabe in Le Geographicumf Ort: Basel Basel veröffentlicht. Das Werk war in zahlreichen Neuauflagen und Übersetzungen in ganz Europa verbreitet.

Im 15. Kapitel des 1. Buchs seiner Abhandlung beantwortet der Autor die Frage Qui primum instrumenta musica diuersi generis inuenerint, & ea in Latium attulerint, & de antiquißimo usu tibiarum in praelijs. In deutscher Übersetzung: Wer erstlich mancherley Jnstrumenten der Musices erfunden/ auch wer dieselbige in Italiam gebracht habe/ vnd gar vom alten Brauch der Pfeiffen in Kriegsläuffen. (Polydorus, Von Erfindung und Erfindern der Dinge (1603), S. 72)

In seinem Syntagma musicum hat Lb PersonPraetorius, Michael (1571–1621) Michael Praetorius für diese Stelle eine falsche Angabe gemacht, indem er statt des 1. Buchs das 5. Buch nannte (Praetorius, Syntagma musicum 2 (1619), S. 89). Dieser Fehler ist über Lc PredigtautorDieterich, Conrad (1575–1639) Conrad Dieterich (Vlmische Orgel Predigt (Ulm 1624), S. 21) in zahlreiche weitere musiktheologische Texte übertragen worden.

Nach ausführlichen Erläuterungen über die Erfinder der Musikinstrumente in der griechischen Mythologie geht Polydor vergleichsweise knapp auf die biblische Überlieferung ein. Unter Berufung auf Lb PersonJosephus, Flavius (37/38 – nach 100) Josephus charakterisiert er Lb PersonDavid (fl. 1000 v. Chr.) David als Erfinder mehrerer Instrumente, die er organologisch zu beschreiben versucht. Neben der canora cithara liefert er dabei auch Beschreibungen der nabla und sambuca. Der für die Orgelhistoriker der Frühen Neuzeit zentrale Abschnitt über organa lautet folgendermaßen:

Dauid etiam ille magnus dei uates uaria instrumenta inuenit, teste Iosepho in vij. antiquitatum, qui ait. Diuersaque faciens organa docuit, ut Leuitae secundum ea, deo hymnos edicerent per sabbatorum dies, aliasque solennitates. Organorum autem species huiusmodi est, canora cithara quidem decem chordis coaptata, & haec cum plectro percutitur. (Polydorus, De rerum inventoribus (1532), S. 51).

In der deutschen Übersetzung wird der Begriff organa in zweifacher Weise übertragen: Einmal als Gattungsname mancherley Jnstrumenten, das zweite Mal in Anlehnung an die Beschreibung als Seytenspiel:

Es hat auch Dauid/ der groß Prophet Gottes mancherley Jnstrumenten oder Seytenspiel erfunden/ dessen Iosephus Zeugnüß gibt im siebenden Buch der alten Geschichten/ da er sagt: Vnd er mancherley Jnstrumenten machend/ hat gelehrt/ daß die Leuiten denselben nach/ GOtt dem Herrn Lobgesäng durch die Tage deß Sabbaths/ vnd andere jährliche Feste/ singen solten. Aber die Gestalt deß Seytenspiels ist also ein helle Harpfen/ welche mit zehen Seyten zusammen gefüget/ auch mit einem Hämmerlein geschlagen wirdt. (Polydorus, Von Erfindung und Erfindern der Dinge (1603), S. 77)

Diese kurze Beschreibung wurde in einer späteren Ausgabe glossierend um folgenden Passus ergänzt:

Hinc perspicere licet astiuscemodi organa à Dauide confecta, diversa fuisse à nostris, quorum nunc vsus in templis est perquam frequens: quando illa plectro pulsabantur, nostra verò inflantur solibus, vnde multis meatibus quasi cicutis imparibus vox erupit, concentumque efficit. Quamquam Iosephus hoc loco dicens, Diuersaq. faciens organa, videtur organum pro instrumento quocunque musico ponere. Id ipsum sentit Augustinus, qui instrumenta musicorum cuncta, speciatim excellentiora, etiam organa vocat. At auctor nostri organi tam concinni non proditur, cum magna eius nominis iacturat, sicut in extremo tertio libro dicetur. (Polydorus, De rerum inventoribus (1671), S. 62f.)

Die hier bereits erwähnte Stelle im 18. Kapitel des 3. Buchs gehört zur Abhandlung von Erfindungen, deren Urheber nicht bekannt waren. Hier heißt es zur Orgel:

Multa insuper nouißimis temporibus instrumenta musica inuenta sunt, quorum autores iam in obliuionem uenerunt, ex quibus propter suauitatem concentus, omni admiratione & laude digna sunt illa, quae organa nuncupant, ualde quidem ab illis dißimilia, quae Dauid Iudaeorum rex, ut in primo huius operis uolumine memorauimus, fecerat, quibus Leuitae sacros hymnos concinerent, sicut nos his pariter canimus. (Polydorus, De rerum inventoribus (1532), S. 221f.)

Polydor äußerte sich außerdem kurz zur Rolle Lb PersonVitalianus (vor 657 – 672) Vitalinas:

Vitalinaus uero canendi modum inuenit decentißimum, quo hymni sacri canerentur, quod ante eum, Gelasio & Gregorio etsi non nemo aßignat, adhibuitque ad eum organa. de eiusmodi musico instrumento in calce tertij libri affatim tradidimus. (Polydorus, De rerum inventoribus (1532), S. 381)

Eigene Werke

Quellen und Literatur

Portaldaten

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Empfohlene Zitierweise
DFG-Projekt »Orgelpredigt«. Digitale Edition, https://orgelpredigt.ur.de/E010514 (Version 1.00 vom 31. Januar 2020). DOI: 10.5283/orgelpr.portal
Letzte Änderung dieses Dokuments am 26. Januar 2022.

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