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Orgelpredigt

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a Saher, Johann Conrad: Organolustria Evangelico-Stambachiana (Hof 1660)

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a Orgelpredigten (1)

w Musikwerke (1)

y Bibelstellen (79)

  • 1 Chronik 29,9
  • 1 Johannes 2,15
  • 1 Könige 8,10
  • 1 Könige 8,65
  • 1 Makkabäer 4,36–59
  • 1 Samuel 17,18
  • 1 Thessalonicher 4,16
  • 2 Chronik 15,15
  • 2 Korinther 12,9
  • 2 Korinther 4,17
  • 2 Könige 5,1
  • 2 Makkabäer 10,3
  • 2 Makkabäer 10,8
  • 2 Samuel 6,12
  • Amos 5,23
  • Apostelgeschichte 8,38
  • Apostelgeschichte 9,16
  • Daniel 12,2
  • Epheser 5,19
  • Epheser 5,56
  • Exodus 4,1
  • Exodus 40,34
  • Ezechiel 37,4
  • Genesis 32,31
  • Ijob 14,22
  • Jeremia 31,20
  • Jeremia 31,34
  • Jeremia 32,19
  • Jesaja 26,19
  • Jesaja 38,5
  • Jesaja 55,1
  • Jesaja 55,2
  • Jesaja 6,3
  • Jesaja 61,10
  • Jesus Sirach 51,4
  • Johannes 3,5
  • Johannes 4,2
  • Johannes 9,6
  • Josua 6,20
  • Lukas 10,32
  • Lukas 11,20
  • Lukas 14,2
  • Markus 1,30
  • Markus 7,31–35
  • Markus 7,31–37
  • Markus 7,33
  • Markus 7,34
  • Markus 7,36–37
  • Markus 7,37
  • Markus 8,23
  • Markus 9,17
  • Matthäus 11,28
  • Matthäus 12,36
  • Matthäus 15
  • Matthäus 15,30
  • Matthäus 15,9
  • Matthäus 26,28
  • Matthäus 6,9
  • Matthäus 7,23
  • Matthäus 8,6
  • Numeri 20,8
  • Numeri 22,28
  • Offenbarung 1,16
  • Offenbarung 1,4
  • Offenbarung 12,1
  • Offenbarung 4,8
  • Offenbarung 5,8
  • Philipper 1,23
  • Psalmen 10,17
  • Psalmen 100,4
  • Psalmen 121,1
  • Psalmen 135,17
  • Psalmen 147,3
  • Psalmen 33,9
  • Psalmen 96,1–2
  • Römer 12,2
  • Römer 6,13
  • Sprichwörter 21,13
  • Weisheit 2,24–25

[S. [1]]

Titel

Organolu-
stria
Evangelico-Stambachiana,
Das ist:
Stambachische Orgel=
Einweyhung/
Welche am XII. Sontag nach Trinitatis in
unserer Le Geographicumg Gebäude: Stammbach, Marienkirche Pfarr=Kirchen vor Mittag auff gut Evangelisch
angestellet/ und bey Erklärung des ordentlichen Evange=
lii einfeltig verrichtet/ anjetzo aber durch Bitt und
Begehren etlicher Gottliebenden Zuhörer
öffentlich zum Druck übergeben
Von
M. Lc PredigtautorSaher, Johann Conrad (1629–1689) Johanne Conrado
Sahern
/
Damaligen Pfarrern zu Le Geographicumf Ort: Stammbach Stambach/ anjetzo aber beruffenen
Mit=Dienern der Kirchen zu Le Geographicumf Ort: Wunsiedel Wonsiedel.
Le Geographicumf Ort: Hof (Saale) Hof/
Gedruckt bey Lb PersonMintzel, Maria (–1679) Maria Mintzlin/ 1660.

[S. [2]]

Widmung

Denen Ehrnvesten und Hoch=Achtbarn/ Vorsichtig= und Wol weisen/ auch Mannhafften/ Ehrsamen und Weisen/[1]
Herrn Johann Prellen/ zur Chur= und Fürstl[ichen] Brandenb[urgischen] Vormundschaffts wohlverordnetem Voigten/

Herrn Christoph Weinl/
Herrn Johann Walther/
Herrn Wolffgang Sorgern/
Herrn Wolffgang Cunrad/ Burgemeistern zu Stambach.

Herrn Johann Pösneckern/
Herrn Johann Gollern/
Herrn Johann Otten/
Herrn Johann Enderes/ Cornets
Herrn Johann Günthern/
Herrn Johann Wirth/
Herrn Johann Hübnern/
Herrn Ullrich Bechern/
Herrn Johann Plödnern den jüngern/
Herrn Albrecht Hübnern/ Rahtsverwandten daselbsten.

Meinen günstigen/ und geehrten Herren/ Gevattern/ Schwägern/ guten Freunden und liebwerthen Pfarr=Kindern/ übergebe ich diese meine in Einfalt gehaltene Orgel=Predigt/ als ein stetswährendes Denckmal Jhres bißhero/ hoffentlich/ treugewesenen Seelsorgers; nicht zweiffelnde/ wie es von mir gut gemeinet ist: Also werden Sie solches auch nicht im bösen vermercken. Der große Gott wolle Seine väterliche Hand in guten und milden Seegen über Sie sämbtlichen außgebreitet sein/ und dieß angetretene neue Kirchen=Jahr/ wie auch viel folgende/ zu seinem Heiligen Ehren/ Jhrer und der Jhrigen Zeitlich= und ewiger Ersprißlichkeit/ mit guten Geist/ göttlicher Gnade/ bestendiger Gesundheit und gewünschter Gedeyhligkeit zubringen lassen, Datum Stambach den 2. Decemb[ris] 1660.

M. Lc PredigtautorSaher, Johann Conrad (1629–1689) Johan[nes] Conradus Saher.

[S. [3]]

Christliche Orgel=Predigt.

Jesu Votum.

Das walt der oberste Stiffter/ und sonderbare Liebhaber aller wolklingenden Orgeln und Kirch=Instrumenten Christus Jesus/ welcher auch Le Geographicumg Gebäude: Stammbach, Marienkirche unsern Tempel mit Ld OrgelStammbach, Marienkirche, N.N.-Orgel 1649 dergleichen edlen Kleinodt beseliget/ dadurch sein allerheiligster Name desto lieblicher gerühmet und geehret/ unsere Andacht aber desto eyferiger gemachet und vermehret werden möge/ biß wir einmahl allesambt in die schöne Himmels=Capellen kommen und gelangen/ da alle Engel und Außerwehlte zusammen stimmen/ und Gott loben und preisen werden/ hochgelobet und hertzlich geliebet in alle Ewigkeit/ Amen.

General-Ejngang:

Einen wunderseltzamen Befehl/ Geliebte Zuhörer/ bekam dort der treue Mandatarius des grossen Gottes im alten Testament/ Lb PersonMoses  Moses/ daß er/ weil ja das Volck Jsrael durstes sterben wolte/ hingehen und mit dem Felsen reden solte/ [S. 4] alsbald würde sich derselbe auffthun und Wassers genug fliessen und ergiesen lassen/ daß die gantze Gemeine zu trincken Num. 20 v. 8hette/ wie davon weitleufftig zulesen Ly BibelstelleNumeri 20,8 Num. 20 v. 8. Die Wort aber/ welche Moses gegen dem Felsen gebrauchet/ sind vom H[eiligen] Geist mit Fleiß übergangen worden; Zweiffels frey darumb/ damit man dieselben nicht zu bösen Fürnehmen mißbrauchen/ oder jhnen eine sonderbahre Krafft und Wirckung beymessen möchte. Hier muß sich ein frommes Christen=Hertz verwundern/ fragen und sagen: Mein lieber Mose/ warumb wilstu mit einem Gehör= und verstandlosen Felsen reden? Hören ja die steinerne Bilder nicht/ die doch Ohren haben/ wie Lb PersonDavid (fl. 1000 v. Chr.) David redet Ly BibelstellePsalmen 135,17 Psalm 135. v. 17. Allein wann Moses zugegen were und darauff antworten solte/ würde er sich auff Gottes expressen Befehl bewerffen und sprechen: Er habe solches müssen thun; welches auch nicht vergebens und umbsonst gewesen; Denn/ so balden Er den Felsen angeredet/ ist frisches Wasser die menge herfür gequollen/ daß jederman trincken und den Durst leschen können. Wohin hatte aber dieser Typus eigentlich sein Absehen? auff niemand anderst/ als den grosen Propheten Christum Jesum/ der solte gleichsfals in den Tagen seines Fleisches mit Steinen und Felsen reden/ welches Er auch werckstellig gemachet/ theils/ da Er mit den verstockten Jüden/ theils mit armen Patienten umbgegangen/ die Stumm und Taub gewesen/ und weder reden noch hören können. Sein Wort war so dann dermassen mächtig und kräfftig/ daß sich Ohren und Munde auffschliessen müssen/ wie uns dessen ein merckliches Exempel an dem Stummen und Tauben Menschen in dem heutigen Evangelio vor Augen gestellet wird. Denn da der Herr Jesus nur das einige Wörtlein Ephata [S. 5] auß seinem holdseligen Mund erschallen lassen/ haben sich also balden seine Ohren auffgethan/ das Band seiner Zungen ist loß fworden/ und er hat wiederumb recht geredet. Dieses Miracul und Wunder=Werck nun in genauere Betrachtung zuziehen/ benebenst auch unser vor etzlichen Jahren auffgesetzt/ ohnlengsten aber schön außstaffirt= und gemahltes Ld OrgelStammbach, Marienkirche, N.N.-Orgel 1649 Orgel=Wercklein auff gut Evangelisch einzuweihen/ sind wir anjetzo in dem Hause des Herren erschienen und zusammen kommen/ worzu wir dann der kräfftigen Hülffe und mitwirckung des H[eiligen] Geistes werden bedürfftig seyn; solche von oben herab zu erlangen/ seufftzet mit mir zu Gott/ und betet ein gleubiges und andächtiges Ly BibelstelleMatthäus 6,9 Vater unser etc.

Der Text ist das ordentliche Evangelium/ Ly BibelstelleMarkus 7,31–37 Marc. 7. à versu 31. usque ad finem.

Ly BibelstelleMarkus 7,31–35 Und da der Herr Jesus wieder außgieng von den Grentzen Tyri und Sidon/ kam Er an das Galileische Meer/ mitten unter die Grentze der zehen Städte/ und sie brachten zu jhm einen Tauben/ der stumm war/ und sie baten Jhn/ daß Er die Hand auff jhn legte. Vnd Er nam jhn von dem Volck besonders/ und legte jhm die Finger in die Ohren/ und sprützet/ [S. 6] und rüret seine Zunge/ und sahe auff gen Himmel/ seufftzet und sprach zu jhm/ Hephata/ das ist/ thu dich auff. Und alsbald thäten sich seine Ohren auff/ und das Band seiner Zungen ward loß/ und redet recht.

Ly BibelstelleMarkus 7,36–37 Vnd Er verbot jhnen/ sie soltens niemand sagen. Je mehr er aber verbot/ je mehr sie es außbreiteten/ und wunderten sich über die masse/ und sprachen: Er hat alles wohl gemacht/ die Tauben macht Er hörend/ und die Sprachlosen redend.

Special-Eingang.

Djeser heutige Sontag/ Jhr meine Geliebten ist zugleich bey uns ein Kirchweyh=Tag/ füglicher möchte man jhn nennen einen Kirch=entweyh=Tag: Weiln er von vielen mit Lügen und Betrügen/ sonderlich mit Fressen und Sauffen entweyhet und entheili= [S. 7] get wird.[2] Und were zu wüntschen/ es könte diese/ wie auch Lb PersonKarl der Große (747–814) Carolus Magnus in suis constitutionibus prohibuit. ut nullus mercatus in die Dominico ullo in loco habeatur. referente Lb PersonBalduin, Friedrich (1575–1627) Bald. in suis Lr QuellenBalduin, Casus Conscientiae (1635) M Cas. Consc. circa festa. I. Encaeniorum ortus.[3] alle Kirch=Weihen und Jahrmärcke auff einen Wercketag verleget werden/ nach dem Exempel des löblichen Käysers Lb PersonKarl der Große (747–814) Caroli Magni/ welcher ernstlich verboten/ daß man am Sontag keinen Jahrmarck oder Kirchweyh irgend an einem Ort halten solte. Allein weil wir Geistliche/ so wol in den Städten/ als auff dem Land/ solche alte eingewurtzelte Gewohnheit nicht abbringen können/ müssen wir es unsers Theils/ wie wohl ungerne/ geschehen lassen. Damit wir aber gleichwol heut vornemlich uns eine Geistliche Kirchweyh=Lust und Ergötzligkeit machen/ wollen wir dieselbe im Eingang gegenwertiger Predigt suchen/

Videatur Lb PersonAretius, Benedictus (1505–1574) Aretius, in Lr QuellenAretius, Theologiae Problemata (1604) M Problem. Theol. loc. LXXIX.[4]Und zwar einmal/ In antiquo Encoeniorum ortu, daß wir vernehmen/ wie Kirchweyhhalten ein alter Gebrauch gewesen/ und anfänglichen wohl und Christlich verrichtet worden. Moses war der erste Kirchweyh=Halter/ da er die Stiffts=Hütten auff Gottes Befehl auffgerichtet/ und alles heilige und geweyhte Geräth und Gefäß hinein gesetzet/ Ly BibelstelleExodus 40,34 Exod. 40. v. 34.Ly BibelstelleExodus 40,34 Exod. 40. v. 34. Also hielt Lb PersonSalomo Salomon Kirchweyh/ da er den Lm Ereignislegendär: Bau des ersten Salomonischen Tempels ersten Tempel zu Jerusalem erbauet hatte/ und war nach Einweyhung seines Tempels mit den Jsraeliten wol 14. Tage lang frölich in dem Herren/ 1. Reg. 8. v. 10.Ly Bibelstelle1 Könige 8,10 1. Reg. 8. v. 10.[5] Eben dieses Sinnes und Christlicher Intention war auch Lb PersonJudas Makkabäus ( – 160 v. Chr.) Judas Maccabaeus: 1. Maccab. 4. v. 36.Denn da der Le Geographicumg Gebäude: Jerusalem, Tempel Tempel zu Le Geographicumf Ort: Jerusalem Jersulaem von dem gottlosen Tyrannen Lb PersonAntiochos IV. ( – 164 v. Chr.) Antiocho entheiliget worden/ ließ er denselben mit Opffern/ Gesang/ Harffen und Cymbeln Lm Ereignis164 v. Chr.: Judas Makkabäus lässt den Tempel in Jerusalem neu weihen wieder einweyhen Ly Bibelstelle1 Makkabäer 4,36–59 1. Macc. 4. v. 36. seqq. Und solches Kirchwey=Fest 2. Maccab. 10. v. 3.ordnete Er Jährlich an/ 8. Tage lang zu begehen/ Ly Bibelstelle2 Makkabäer 10,3 2. Macc. 10. v. 3.[6] Darüber haben auch die lieben alten Christen in den ersten fünffhundert Jahren nach Christi Geburt [S. 8] Lb PersonEusebius von Caesarea (260–340) Euseb. l. 4. Lr QuellenEusebius, Ecclesiastica Historia (1611) M de vita Constant.[7] Lb PersonAthanasius der Große (ca. 300 – 373) Athanas. in Ln LiteraturAthanasius, Apologia ad Constantium (2006) M Apolog. 2. ad Const. Lb PersonBasilius (ca. 330 – 379) Basil. in Lr QuellenBasilius, Opera omnia (1566) M enarrat. Psal. 114. Lb PersonAmbrosius von Mailand (339–397) Ambros. l. 1. Epistolarum, Epist. 5. ad Felicem.[8] Lb PersonBellarmino, Roberto Francesco Romolo (1542–1621) Bell. Lr QuellenBellarmino, De Controversiis Christianae Fidei (1619) M tom. 2. de cultu Sanctor. l. 3. c. 5. col. 896.[9] 873. 874. Atque haec papalis templorum consecratio è κακοζηλία JÜbers.: schlechte/ ungeschickte/ unglückliche Nachahmung. Gentilisimi Originem sumpsit. Solebant enim gentes in templis statuas consecrare, easque ungere oleo. Lb PersonArnobius ( – ca. 327) Arnob. Lr QuellenArnobius, Disputationes adversus gentes (1610) M l. 1 & 6. contrà gentes. Lb PersonGratian (–1158) Gratian. in Lr QuellenDecretum Gratiani (1604) M Princip. distinct. prima de consecrat. c. 2.steiff und fest gehalten/ wie aus dem Lb PersonEusebius von Caesarea (260–340) Eusebio, Lb PersonAthanasius der Große (ca. 300 – 373) Athanasio, Lb PersonBasilius (ca. 330 – 379) Basilio, Lb PersonAmbrosius von Mailand (339–397) Ambrosio, und andern zusehen. Nachmahls aber sind viel aberglaubige Mißbräuche im Pabstthumb mit eingeschoben worden/ da man den verstorbenen Heiligen zu Ehren Kirchen erbauet/ und dieselbe mit sonderbaren Ceremonien eingeweyhet; wie auch Jährliche Renovalia gehalten mit Seelmessen/ Ablaß/ geweyhten Kertzen/ und Zeigung vieler Heiligthümer: Dazu eine grosse menge Volcks zusammen kommen/ daß man Garküchen auffschlagen müssen. Ja aus Le Geographicumh Territorium: Polen Pohlen/ Le Geographicumh Territorium: Italien Welschland und Le Geographicumh Territorium: Frankreich Franckreich haben sich die Kauff=Leute heuffig gefunden/ die sonderliche allerhand schöne Kirchen Ornat von Perlen/ Gülden Stücken/ Seiden und Sammet mit sich gebracht/ da man dann vor diese und jene Kirche eingekaufft/ daß sich Käuffer und Verkäuffer gefunden/ biß endlichen auch die Gauckel=Buten darzu kommen/ und allenthalben ein** Idque sit ex veteri Ethnicorum consuetudine, qui nundinas appellabant, ferias rusticas, ut est apud Lb PersonMacrobius (385/390 – nach 430) Macrob. lib. 1. Saturnal. quibus mercandi gratia rustici in Urbem conveniebant, & epulas instituebant, unde sunt nundinariae epulae apud Cujacium, teste Lb PersonWirth, Rudolf (1547–1626) Hospiniano Lr QuellenHospinianus, De Festis (1611) M de festis gentilium cap. 5. sub. fin.[10] Freß= und Sauff=Fest daraus worden ist; da mancher in den Bierhäusern und Garküchen alles versäufft und durch den Kragen jagt/ was er im gantzen Jahr ersparen können/ ohne was sonsten für Unordnung/ Uppigkeit/ und ruchloß Wesen mit unterleufft. Womit dann weder Gott im Himmel/ noch der Christlichen Kirchen auff Erden gedienet/ sondern vielmehr Gott erzürnet/ fromme unschuldige Hertzen geärgert/ und dem Teuffel seine Kirchmeß gehalten wird.

II. Encoeniorum usus.Wir suchen auch vors andere heut unsere Geistliche Kirch=Weyhlust und Ergetzlichkeit In Salutari Encoeniorum usu, daß wir uns diesen und andere Kirch=Weyh=Täge mit solch=erbaulichem Nachsinnen zu Nutz [S. 9] machen und gedencken: Die Welt sey ein grosser Marck/ auff welchem zweene vornehme Krämer/ der Herr Jesus und der Teuffel zufinden. Jener ist ein redlicher und auffrichtiger/ dieser ein betrüglicher und verlogner Krämer: Der Teuffel hat feil höllische Wahren/ allerley Sünd/ Schand und Laster/ die er den Menschen anbeut/ und die besten Wort darzu giebet/ biß er ihnen solche verfluchte Wahren einschwatzet: Die er auch gewaltig herauß streicht/ und ihnen eine schöne gläntzende Farb anschmieret: Das Fluchen und Gotteslästern giebt er für eine bestetigung der Warheit/ oder für eine alte Gewohnheit/ man könne es nicht lassen/ die Hoffart giebt er für Reinlichkeit/ die Unzucht für Freundlichkeit/ den Geitz für Sparsam= und Heußlichkeit/ das Vollsauffen für Frölichkeit/ nur damit er seiner verfluchten Wahren loß kommen/ und er nicht allein verlohren und verdampt werden möge. Hingegen hat der Herr Jesus überauß köstliche Wahren: Als das edle Jerem. 31. v. 34.Perlein der gnädigen vergebung der Sünden/ Ly BibelstelleJeremia 31,34 Jerem. 31. v. 34. Das schöne Hochzeitliche Ly BibelstelleJesaja 61,10 Kleid des Heils/ und den Esa. 61. v. 10.gestickten Rock der Gerechtigkeit/[11] Esa. 61. v. 10. Das süsse Himmel=Brod seines Leibes/ und den kräfftigen Matth. 26. v. 28.Tranck seines Rosinfarben Blutes/ Ly BibelstelleMatthäus 26,28 Matth. 26. v. 28. Ja sich selbsten mit seinem gantzen Verdienst. Diese kostbare Wahren hat er feil in dem Kram=Laden seiner Christlichen Kirchen/ Esa. 55. v. 1.und beut sie an umbsonst/ Ly BibelstelleJesaja 55,1 Esa. 55. v. 1. Theilet sie auch auß durch das heilige Predig=Ambt/ und vermahnet jederman zu kauffen/ mit der tröstlichen Verheissung: daß dadurch unsere Ly BibelstelleJesaja 55,2 Seelen in Wollust=Fett/ Esa. 55. v. 2. Matth. 11. v. 28.Und erquicket werden sollen/ Ly BibelstelleMatthäus 11,28 Matth. 11. v. 28. Nun auß [S. 10] solchen guten Kirchweyh=Gedancken wollen wir nicht schreiten/ sondern ferner mit einander vernehmen:

Propositio.Architectum famigeratissimum, tàm in Organis Humanis, quàm Ecclesiasticis omnia ben facientem. Das ist: Was heut unterandern auch für ein berühmter Künstler auffgeschlagen/ welcher von dem umbstehenden Völcklein den Nachruhm hat/ daß Er so wohl an den Geistlich= und Menschen= als Leiblich und Kirchen=Orgeln Ly BibelstelleMarkus 7,37 alles wohl gemacht habe.

Du aber O Herr Jesu/
Der du hülffst in allen Dingen/
Hilff uns diese Werck verbringen/
So soll unser Mund erklingen/
Und dir ewigs Lob absingen/ Amen![12]

Tractatio.

Es hat sich in der Welt/ Jhr meine Geliebten/ ehedessen jmmer ein scharffsinniger Kopff nach dem andern gefunden/ dadurch die edle Orgel=Kunst von Zeit zu Zeit gewachsen und zugenommen. Die Historien=Schreiber können ihre Federn nicht genugsam erfüllen/[13] Lb PersonAimonus Floriacensis (ca. 965 – ca. 1008) Aimonius Lr QuellenAimonus, Historia Francorum (1567) M l. 4. c. 113. de Francis.[14] Lb PersonAventinus, Johannes (1477–1534) Aventin. l. 4. Lr QuellenAventinus, Annales Boiorum (1580) M Annal.[15] Lb PersonVitruv (1. Jh. v. Chr.) vitruv. l. 10. Ln LiteraturVitruv, De architectura (1800) M Architect. c. 13.[16]wann sie die grosse Geschicklichkeit jenes Venetianischen Priesters Lb PersonGeorgius (ca. 826) Georgij, welcher La OrgelpredigtVlmische Orgel Predigt (Ulm 1624) M von Lb PersonBaldericus (ca. 826) Balderico einem Graffen auß Le Geographicumh Territorium: Ungarn Ungern/ dem Romischen Keyser Lb PersonLudwig der Fromme (778–840) Ludovico Pio, als ein sonderlicher Künstler commendiret worden/ beschreiben wollen: Daß derselbe Organum Hydraulicum, oder eine Wasser= [S. 11] Lb PersonHerford, Heinrich von (ca. 1300 – 1370) Henrico de Erfordia. Lb PersonZwinger, Theodor (1533–1588) Zwing. vol. 20. l. 3. p. W W KorrekturOriginal: 37. 14.3714.[17]Orgel gemacht habe/ welche durch das Wasser gestimmet worden ist.[18] So lieset man auch mit höchster verwunderung von Lb PersonSilvester II. (950–1003) Gilberto, einem Bischoffe zu Le Geographicumf Ort: Reims Remis, welcher im Jahr Christi 997. auß Ertz oder Meßing/ eine Ld OrgelReims, Wasserorgel 997 Orgel verfertiget/ durch Hülff der Mathematischen Kunst/ die nur eine aneinander gegossene Reyhe Pfeiffen gehabt/ und von des warmen Wassers Krafft ihren Klang von sich hat schallen lassen.[19]

Solche und dergleichen Künstler lassen wir zwar Psalliren; gleichwohl aber geschiehet ihnen ein gewaltiger Abbruch/ wann wir sie gegen dem Herrn comparirn, welcher heut öffentlich auffgeschlagen/ und von dem Völcklein den Nachruhm hat/Christus omnia bene fecit. daß Jhme niemahls in seiner Kunst etwas sey umbgeschlagen/ sondern jederzeit Ly BibelstelleMarkus 7,37 alles wohl gemacht habe. Derselbe nun ist niemand anders als Christus Jesus. Ach wie wohl hat er alles gemachet. 1. In Organo Humano, an der Geistlichen Menschen=Orgel/In Organo Humano. eaque 1. quoad constitutionem und zwar 1. Quoad constitutionem, was anbetrifft die Zusammensetzung. Denn da ist La OrgelpredigtVlmische Orgel Predigt (Ulm 1624) M unser Leib/ so zureden/ das Corpus, solcher Orgel/ unser Mund an derselbigen die Pfeiffe/ unsere Zunge in der Pfeiffe das Labial oder Zünglein/ der Athem und Wind/ so darinnen geblasen/ ist unser Gemüth/ die Bälge/ dadurch solcher Wind getrieben/ sind das Wort Gottes/ das Clavier und Pedal ist unser Hertz/ die Register sind unsers Hertzens und Gemüthes Affecten und Begierden.[20] Sehet was für ein Complet-Werck ist das! Wie wohl hat der Herr Jesus alles an demselben gemachet und zusammen gesetzet! Ja was noch mehr ist/ La OrgelpredigtVlmische Orgel Predigt (Ulm 1624) M der heilige Geist muß sich zum Organisten dieses Geistlichen [S. 12] Orgel=Wercks gebrauchen lassen/ als der da ist mit Gaben Siebenfalt/ der Finger in Gottes rechter Hand/ wie er genennet Ly BibelstelleOffenbarung 1,4 Apoc. 1. v. 4. Ly BibelstelleLukas 11,20 Luc. 11. v. 20.[21]wird/ Apoc. 1. v. 4. Luc. 11. v. 20. Der muß mit seinen Göttlichen Fingern das Clavir unseres Hertzens schlagen/ und dasselbe durch den Wind seines Worts bewegen/ auff daß dadurch unser Leib/ unsere Hände/ unsere Füsse/ unser Sinn und Gedancken/ unsere Affecten und Begierden eine recht Geistliche/ liebliche anmuthige Harmoni und Resonantz geben/ dadurch cum chordis corda,Lb PersonTheodoret (393–466) Theodoret: Haec Cithara Deo gratior est quam illa. quae anima caret. & quando fides sine fide pulsantur, sic ut ipse testis est ad Judaeos per vatem exclamans: averte a me sonum cantionum tuarum, & vocem organorum tuorum non audiam.[22] Ly BibelstelleAmos 5,23 Amos. 5. v. 23. cum fidibus fides:[23] mit den Seiten/ Clavir und Klang die Hertzen/ mit den Glauben die Werck und That zusammen stimmen; und diese W W KorrekturOriginal: LitherZither oder Orgel/ sagt der alte Lehrer Theodoretus, ist Gott viel angenehmer/ als die so keine Seele hat/ und als wann die Saiten und Orgel Clavir ohne Glauben geschlagen werden; Wie er denn selbsten solches den Jüden unter die Augen sagt: Ly BibelstelleAmos 5,23 Thue nur weg von mir das Geplerr deiner Lieder/ denn ich mag deines Psalter=Spiels (deines Orgels= und Music spiels) nicht/ Amos 5. v. 23.[24]

2. quoad InstitutionemW W KorrekturOriginal: BebenstNebenst aber und vors 2. hat der Künstler Jesus an dieser Geistlichen Menschen=Orgel Ly BibelstelleMarkus 7,37 alles wohl gemacht/ Quoad institutionem, was anbelanget die Auff= und Einsetzung. Denn gleich wie eine jrrdische Orgel nicht zu dem Ende in die Kirche gesetzet wird/ daß man derselben mißbrauchen/ und allerhand Welt= und Buhlerhafftige Melodeyen drauff schlagen soll: also ist das geistliche Orgel=Werck der Mensch/ von dem Künstler Christo Jesu/ nicht deßwegen in die Welt gesetzet worden/ daß einiger Mißbrauch bey demselben vorgehen soll; Nichts destoweniger aber wird manch vornehmes Stück an dieser Mensch=Orgel mißbrauchet/ und das thut der Mensch offt selbsten [S. 13] muthwillig. Damit wir nur bey dem heutigen Evangelio verbleiben/ so hat Gott den Menschen mit zwey Ohren gezieret/ die sind/ wie anfangs erwehnet/ gleichsam die zwey Haupt=Löcher oder Röhren/ dadurch der Wind Göttliches Worts soll und muß getrieben werden; allein wie braucht er dieselben/ muthwillig verstopfft er sie/ und macht sich also selbsten Geistlicher weise taub. Offene Ohren hat er zwar/ garstige grobe Zoten/ weltliche Buhlen=Lieder/ Hader und Zanck=Händel mit Lust anzuhören; Wann er aber in der Kirchen nur ein halbes Stündlein auff die Predigt mercken soll/ so ist er verdrossen darzu/ ja schläfft wohl die gantze Predigt durch/ und läst den Prediger jmmer hersagen. Mancher verstopffet seine Ohren/ wenn ihn der arme umb Hülff anschreyet/ und gehet fürüber/ wie dorten Luc. 10. v. 32.der Priester und Levit/ Ly BibelstelleLukas 10,32 Luc. 10. v. 32. Was sagt aber Salomon darzu? Ly BibelstelleSprichwörter 21,13 Wer seine Ohren verstopffet für dem Schreyen des armen/ der wird auch ruffen und nicht erhöret werden/ Prov. 21. v. 13. Wie schändlich mißbrauchet mancher seine Zunge? die doch eine sonderbahre Gabe Gottes ist/ dadurch der Mensch von den unvernünfftigen Thieren unterschieden wird. Und ob wohl bißweiln die Papageyen/ Raben/ Staaren und andere Vögel etzliche Wort herlallen können/ so ist doch solches nicht Natürlich/ oder eine Eigenschafft/ sondern es geschicht nur auß Gewohnheit. Gestalt wir dann lesen/ daß ein Burger zu Le Geographicumf Ort: Rom Rom einen Raben Vide Lr QuellenLauremberg, Acerra Philologica (1635) M Acerram Philologicam.[25]dermassen abgerichtet/ daß er zum Lb PersonAugustus, Gaius Octavius (63 v. Chr. – 14 n. Chr.) Käyser Augusto, da er zu Rom einzog/ sagen können/ Salve Imperator Auguste, Sey gegrüsset Käyser Auguste. Biß weiln mögen die unvernünfftigen Thier reden auß Gottes sonder= [S. 14] bahren Willen/ wie dort Lb PersonBileam Bileams Eselin also reden muste/ Num. 22. v. 28.Ly BibelstelleNumeri 22,28 Num. W W KorrekturOriginal: 23.22. v. 28. So schreibet auch Lb PersonGessner, Conrad (1516–1565) Gesnerus in seinem Buch Lr QuellenGessner, Historia animalium 3 (1617) M De Animalibus, daß in einem Gast=Hoff etliche Lb PersonGessner, Conrad (1516–1565) Gesn. Lr QuellenGessner, Historia animalium 3 (1617) M lib. de Anim. pag. 381. de avibus.vornehme Legaten, in einem Gemach/ darinnen unterschiedliche Nachtigalen gewesen/ sich berathschlaget/ und da die Nacht über ein Gast in demselbigen Gemach auff der Banck liegend blieben/ hat er die Vögel hören mit einander von wunderseltzamen Sachen reden/ wunderte sich darüber/ und fragte den Wirth des morgens: Was er für Vögel habe? Der Wirth weiß nichts davon/ daß seine Vögel jemahls reden können/ es befand sich aber/ daß Gott durch dieß Mittel der Legaten Heimlichkeit und böse Ratschläge hat offenbahren wollen.[26] So ist demnach an den unvernünfftigen Creaturn die Sprache nicht ein proprium oder Eigenschafft/ wie an dem Menschen/ Jhme aber ists von Natur gegeben/ daß er soll reden können: Denn das ist gleichsam die Principal Pfeiffe an diesem Geistlichen Orgel=Werck/ welche Gottes Lob immerdar soll halten und schallen lassen; Allein ein gewaltiger Defect befindet sich hierinnen. Viel haben zwar fertige Zungen den Nechsten zuverleumbden/ zu fluchen/ und zu schwehren/ aber zu beten/ zu singen und Gott für seine Wolthaten zu dancken/ sind sie Stumb/ und haben eine gebundene Zunge. Da mag nun ein jeder wohl zusehen/ daß er das Principal-Stück/ seine Zunge recht gebrauche/ damit nicht etwan dermaleins das Register B: dur Matth. 7. v. 23.gezogen werde/ und er die harten Wort/ Ly BibelstelleMatthäus 7,23 weichet von mir jhr Ubelthäter/ Matth. 7. v. 23. hören müsse; Sintemal ein jedweder deßwegen wird Ly BibelstelleMatthäus 12,36 Rechenschafft geben müssen von einem jeglichen unnützen Wort/ so er geredet hat/ Matth. 12. v. 36.Matth. 12. v. 36.

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3. Quoad restitutionemFerner und vor das 3. macht auch der Künstler Jesus an der Geistlichen Menschen Orgel alles wohl Quoad restitutionem, was anbetrifft die Wiederersetzung. Wird etwa dieselbe Mangel= und Schadhafft/ O wie bald weiß Jesus derselben wiederumb zu helffen! Heut wurde auch ein edles Corpus zu jhm gebracht/ der Taube und Stumme/ welcher unter vielen/ die gleichesfols zu Christo gebracht worden/ derer Lb PersonMatthäus (Evangelist) Matthaeus Ly BibelstelleMatthäus 15,30 cap. 15. v. 30. gedencket/ vielleicht der allerelendeste muß gewest seyn/ weil Lb PersonMarkus (Evangelist) Marcus seiner hier nur allein meldung thut. B[eatus] D[omi]n[us] Lb PersonAlthofer, Christoph (1606–166)  D. Althoferus in sua Lr QuellenAlthofer, Harmonia Evangelistarum (1654) M Harmon Evangelist. emedullata ex Lb PersonChemnitz, Martin (1522–1586) B[eato] Chemnitio. Matthaeum & Marcum ita conciliat: Ly BibelstelleMarkus 7,33 Marcus c. 7. 33. Unius tantum κωφοῦ JÜbers.: den Stummen. meminit, videlicet notioris cujusdam cujus fama impulsi forte an indigenae reliquos etiam malè affectos Christo obtulerunt, quorum Ly BibelstelleMatthäus 15 Matth. cap. 15. fit mentio. Aliud est esse ἄλαλον JÜbers.: sprachlos., quod eum significat, qui prorsus fari non potest, Ly BibelstelleMarkus 9,17 Marc. 9. 17 aliud esse μογιλάλον JÜbers.: stottern. quod eum denotat, qui non quidem planè mutus est, sed qui edere quidem sonum potest illum verò admodum confusum, ita ut non possit intelligi. Componitur enim ex μόγις JÜbers.: kaum, mühsam., vix agrè, & λαλος JÜbers.: redselig. qui loquitur. Consulator Theol[ogus] ille incomparab[ilis] D[omi]n[us] Lb PersonChemnitz, Martin (1522–1586) D. Chemn. c. 18. Lr QuellenChemnitz, Harmonia Quatuor Evangelistarum (1642) M Harm. Evang.[27]Dieser arme Mensch nun hatte zweene grosse Mangel: die beeden Haubtlöcher/ seine Ohren/ dadurch der Wind göttliches Worts getrieben werden muß/ waren gantz und gar verstopffet/ die Principal-Pfeiffe/ seine Zunge ward gehemmet/ das Pedal, seine Füsse waren gelähmet/ daß er durchaus nicht hat gehen können/ welches daher zu muthmassen ist/ weil im Griegischen[28] stehet/ φέρουσιν αὐτὸν JÜbers.: sie bringen ihn., Sie trugen/ oder wie es Lb PersonLuther, Martin (1483–1546) Lutherus gegeben/ Sie brachten jhn zu Jhm.[29] Summa dieser Mensch war ein solch verderbt und zerstümmeltes Orgel=Werck/ so fast nichts mehr tüglichen[30] scheinet; massen dann der Evangelist in der Grundsprach diesen elenden Menschen nennet κωφὸν JÜbers.: taub, stumm, töricht., welches nicht nur bloß einen Tauben und Stummen/ sondern auch dabey thörichten und seiner Vernunfft gantz beraubten Menschen bedeutet.

Woraus wir dann sehen/ wie bald einem die Pfeiffen verrucket/ wie leichtlich einer in Schaden und Unglück gebracht werden könne. Dieser arme Mensch mag wohl nicht von Mutterleib taub und stumb gebohren/ sondern durch eine Kranckheit oder andern Zufall erst zu diesem Unheil kommen seyn; sintemal der Evangelist in seiner Sprach meldet/ daß [S. 16] Er sey gewesen μογιλάλος JÜbers.: stotterig., der schwerlich geredet/ wie einer/ den der Schlag getroffen hat. Also kombt noch heut zu Tag durch Gottes Verhengniß/ mancher umb seinen geraden und gesunden Leib/ einer liegt mit Lb PersonPetrus Petri Lb PersonSchwiegermutter des Petrus Schwieger am Fieber kranck Marc. 1. v. 30.Ly BibelstelleMarkus 1,30 Marc. 1. v. 30. der andere ist mit des Matth. 8. v. 6.Lb PersonHauptmann von Kafarnaum Capernaitischen Haubtmanns=Lb PersonKnecht des Hauptmanns von Kafarnaum Knecht gichtbrüchtig Ly BibelstelleMatthäus 8,6 Matth. 8. v. 6. der dritte Wassersüchtig Luc. 14. v. 2.Ly BibelstelleLukas 14,2 Luc. 14. v. 2. der vierdte aussätzig wie Lb PersonNaaman Naeman. 2. Reg. 5. v. 1.Ly Bibelstelle2 Könige 5,1 2. Reg. 5. v. 1. der fünffte hat sonst seine Gebrechen. Denn Ly BibelstelleIjob 14,22 so lang der Mensch das Fleisch anträgt/ muß er Schmertzen haben/ und weil die Seele noch bey jhm ist/ muß er Leid tragen/ klagt und sagt Lb PersonHiob Hiob 14. v. 22.Hiob. 14. v. 22. Das kompt alles von der Sünde her/ sintemal GottSap. 2. v. 23.[31] den Todt nicht gemacht/ sondern Ly BibelstelleWeisheit 2,24–25 durch deß Teuffels Neid ist er in die Welt kommen/ und die seines Theils sind/ helffen auch darzu Sap. 2. v. 23.

Wolan ihr Gerade und Gesunde/ lernet heut/ und erkennet/ was es für eine grosse Gabe und Gnade Gottes sey/ daß er euch gesunden Leib/ gantze Gliedmassen/ vollkommene Sinnen und rechten Verstand gegeben hat:Psalm. 100. v. 4. Lobet und dancket dafür den Herrn eurem Schöpffer/ alles was in euch ist/ lobe seinen Namen/ Ly BibelstellePsalmen 100,4 Psalm 100. v. 4. Lobet und dancket Jhm mit Worten: Denn ihr habt an eurem Menschlichen Leibe so viel Gliedmassen/ als Tage im Jahr sind; Wann jhr nun an einem jedwedern Tag nur ein Gliedmaß vor euch nehmet/ und Gott dafür dancket so ist schon genug/ und daß könt jhr gar leichtlich thun: Lobet und dancket auch Gott mit der That/ und begebet eure gerade und gesunde Rom. 6. v. 13Glieder zu Waffen der Gerechtigkeit/ zu dienen dem Herrn/ der euch erschaffen hat/ Ly BibelstelleRömer 6,13 Rom. 6. v. 13.

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Wohlan ihr Krancke und Preßhaffte/ lernet heut diesem armen Menschen ab gedultig seyn/ murret nicht wider euren Gott/ wann Er euch mit Kranckheiten beleget und heimsuchet. Denn Leibes=Schäden schaden darumb der Seligkeit nichts/ und gereichen der Seelen Seligkeit im geringsten zu keinem Nachtheil. Moses war darumb Gott nicht ungehorsam/ ob er gleich eine schwere Zunge und stamlende Exod. 4. v. 1.Rede hatte Ly BibelstelleExodus 4,1 Exod. 4. v. 1. Lb PersonJakob Jacob dem Ertzvater schadete es nicht an seiner Gottseligkeit/ ob er schon hinckete Gen. 32. v. 31. Ly BibelstelleGenesis 32,31 Gen. 32. v. 31. Lb PersonBartimäus Barthimaeus sahe dannoch Jesum mit den Augen des Hertzens/ und erkante Jhn/ daß er Lb PersonDavid (fl. 1000 v. Chr.) Davids W W KorrekturOriginal: Matth.Marc. 10. v. 46.Sohn were/ ob er gleich blind war Matth. 10. v. 46.[32] Wann wir demnach schon hier in dieser Welt/ krumm und höckericht/ lahm und blind/ taub und stumm gewesen/ wo nur die Seele gantz/ der Glaub gerad/ und das Gewissen auffrichtig geblieben/ so werden wir am Jüngsten Tag mit geraden und gesunden Leibern aus unsern Gräbern herfür gehen/ und Nagelneu seyn/ wie en verrost Eisen/ das erst aus dem Feuer kompt. Lb PersonAugustinus, Aurelius (354–430) Augustin. Lr QuellenAugustinus, Enchiridion Ad Laurentium (1604) M ad Laur. cap. 89. v. 91.Dahin auch jener Lb PersonAugustinus, Aurelius (354–430) alte Lehrer gesehen/ wann er also schreibet/ Lr QuellenAugustinus, Enchiridion Ad Laurentium (1604) M Omnia erunt sine deformitate, curante artificis providentia, ne quid indecens fiat:[33] Alles wird einsten seyn ohne Heßlichkeit/ denn der Himlische Kunst und Werck=Meister wird es durch seine Vorsorg also verschaffen/ daß nichts unzierliches werde. Und damit wir annoch hier in dieser Welt unserer künfftig völligen restitution/ etlicher massen einen Vorschmack haben möchten/ sihe/ so hat der Herr Jesus in den Tagen seines Fleisches/ sein Kunst=Stück und Prob an viel unterschiedlich preßhafften/ Mannes= und Weibs=Personen bewiesen/ und sie gleichsam an Seel und Leib zerstümmelte Geistliche Orgel=Wercke [S. 18] wiederumb restituieret und zurecht gebracht. Ein Muster haben wir heut an dem Tauben und Stummen; derselbe kunte nichts hören/ sonderlichen Gottes Wort/ welches der güldene Wagen ist/ darauff der H[eilige] Geist ordentlich in das Schlößlein unsers Hertzens einzeucht/ jetzo aber höret er alles gar genau: Zuvor kunte er kein Wort reden/ und seines Hertzens Gedancken jemand offenbahren/ jetzo aber weiß er alles zu sagen und außzusprechen/ nicht einige dissonantz hörete man mehr an diesem geistlichen Orgel=Werck. Zu welcher restituirung und zusammenstimmung aber der Herr Jesus** Ceremoniarum Christi in surdo ac muto, praeter moram, adhibitarum rationem in genere sic exponit B[eatus] noster Lb PersonLuther, Martin (1483–1546) Luth. in Lr QuellenLuther, Hauß-Postill (1655) M Postill. dom. p. 841. m. o.[34] Dominus tot ritus hîc vult enim: indicare, quanti laboris opus sit, ut surdo audiendi, muto loquendi facultas per peccatum amissa, reddatur. Miraculosè curat Christus hominem miserum, & quidem eine wunderseltzame Art und Weise gebraucht.

Anfänglichen verrichtet Er Seine Cur an dem Tauben und Stummen/ I. Eum a turba abducendo.[35]Eum à turba abducendo, in dem ὀξύ JÜbers.: schnell. jhn von Volck besonders führet/ und zwar κατ’ ἰδίαν JÜbers.: weg von den anderen, beiseite., nur ein wenig auff die Seiten besonders/ damit jedermann dem Wunderwerck zusehen/ und Christi Stimme hören könne/ dergleichen redens Art von dem blinden Ly BibelstelleMarkus 8,23 Marc. 8. v. 23. gebrauchet wird.Marc. 8. v. 23. Vornemblichen aber nimbt der Herr Jesus solche absonderung für/ zur Anzeigung/ daß niemand unter dem Volck were/ der diesem elendem Menschen rathen oder helffen könte/ Er allein müsse es thun; Ja wer bey Christo Hülff und Errettung erlangen wolle/ der müsse sich der Welt entschlagen/ darumb da Lb PersonArsenius (354–450) Arsenius gerne wissen wolte/ wie er möchte selig werden/ hörete er eine Stimme vom Himmel: Lb PersonArsenius (354–450) Arseni, tumultus fuge, & Salvabere.[36]**  Lb PersonNicephorus Callistus (ca. 1268 – nach 1328) Niceph. l. 12. c. 23. Lieber Arseni/ entschlage dich alles Weltwesens/ so wirstu selig. Welches doch nicht also zu verstehen ist/ als ob einer müsse aus der Welt lauffen und zum Einsiedler werden/ sondern daß man sich dem Wesen dieser Welt nicht gleich [S. 19] Rom. 12. v. 2. 1. Joh. 2. v. 15.stelle/ Ly BibelstelleRömer 12,2 Rom. 12. v. 2. Oder wie Lb PersonJohannes (Evangelist) Johannes redet/ die Welt nicht lieb gewinne/ Ly Bibelstelle1 Johannes 2,15 noch was in der Welt ist 1. Joh. 2. v. 15.

2. Digitos in auriculas ejus immitendo. De quibus Lb PersonBellarmino, Roberto Francesco Romolo (1542–1621) Bellarm. Lr QuellenBellarmino, De Baptismo (1589) M l. 1. de baptismo, c. 25. quihosce ritus,[37] ut necessarios sub anathematis fulmine urget. Verùm meritò Orthodoxa Ecclesia illorum usurpationem respuit, quia T. deputum ipsorum non est salutare, ut Christi, qui h[oc] l[oco] non baptizavit. imò nunquam Ly BibelstelleJohannes 4,2 Joh. 4. 2 a quam verbo adhiberi jussit Ly BibelstelleJohannes 3,5 Joh. 3. v. 5. 3. mandato ac exemplo probato destituitur. Ly BibelstelleApostelgeschichte 8,38 Act 8. v. 38. Ly BibelstelleEpheser 5,56 Eph. 5. v. 56.Darnach aber verrichtet der Herr Jesus an diesem elenden Menschen seine Cur/ Ly BibelstelleMarkus 7,33 Digitos in auriculas ejus immittendo, in dem Er jhme seine Finger in die Ohren leget/ und zwar etwas starck und mit Gewalt/ wie der Nachdruck des Wörtleins βάλλειν JÜbers.: legen, werfen, schießen. es haben will. Diese Ceremoni aber ist nicht geschehen 1. μιμιτικῶς JÜbers.: imitativ, durch Nachahmung.[38], als solten wir dem Herrn Christo es hierinnen nachthun; Sindemal der liebe Heyland seine heilige Finger in des Patienten Ohren geleget/ nicht ex necessitate, aus Noth/ sondern ex libertate, aus freyen Willen/ und zwar damit anzudeuten; Seine Hand zu helffen hab kein Ziel/ wie groß auch sey der Schaden. Dahero dann die Päbstler umbsonst sich bemühen/ dem Herrn Christo dießfals nachzuäffen/ wann sie die kleinen Kinderlein/ so zur H[eiligen] Tauffe getragen werden/ anhauchen/ jhnen die Finger in die Ohren legen und dergleichen. Worüber der H[eilige] Geist schon lengsten das Frustra mit großen Piscator Lr QuellenPiscator, Analysis logica evangelii secundum Marcum (1595) M in hodiernum Evang. Observat. 1. p. 349.[39] Lb PersonDaneau, Lambert (ca. 1530 – 1595) Danaeus in Lr QuellenDaneau, Examen libri de duabus in Christo naturis (1581) M Exam. Chemn. p. 115. Lr QuellenDaneau, Examen libri de duabus in Christo naturis (1581) M Ad opera inquit, divina vivificationis ac sanationis non plus caro Christi, quam ad edita ab Apostohlis [sic] miracula caro Apostolorum contulit, aut virga Mosis, ad miracula profuit Mosi.[40]Buchstaben schreiben lassen Ly BibelstelleMatthäus 15,9 Matth. 15. 9. So ist auch solche Curirung nicht zuverstehen/ 2. ὀργανικῶς JÜbers.: als ob es durch ein Instrument wirkte., ob hetten seine heilige Finger bey Verrichtung dieses Göttlichen Wunderwercks nicht mehr gethan/ denn daß sie nur ὄργανα ἄεργα JÜbers.: passive/unbeteilgte Werkzeuge., oder ein bloser Werckzeug gewesen/ als etwa dorten der Stab Lb PersonMoses Mosis/ welchen er bey Verrichtung seiner Wunderwerck in Le Geographicumh Territorium: Ägypten (Altertum)  Egypten gebrauchet hat/ wie die Calvinisten ohne Scheu vorgeben; Massen dann Lb PersonPiscator, Johannes (1546–1625) Piscator, über das heutige Evangelium also commentiret: Lr QuellenPiscator, Analysis logica evangelii secundum Marcum (1595) M Iste surdus & mutus sanatus fuit non vi digitorum Christi au- [S. 20] ribus ejus immissorum, sed vi omnipotentiae ipsius divinae,[41] das ist/ dieser Taube und Stumme ist nicht durch Krafft der Finger/ so Er jhme in die Ohren geleget/ sondern durch Krafft seiner Göttlichen Allmacht geheilet worden; Eben dieses Schlags ist Ludolphus Saxo.auch Lb PersonSaxonia, Ludolphus de (1300–1377) Ludolphus Saxo, wann er also schreibet: Lr QuellenLudolphus, Vita Jesu Christi (1522) M Christus aliquando sanavit infirmos tangendo eos corporaliter, ut ostenderet humanitatem suam esse Divinitatis instrumentum,[42] das ist/ Christus hat bißweilen Krancke mit leiblichen Anrühren gesund gemachet/ auff daß man sehen möge/ seine Menschheit sey ein Werckzeug seiner Gottheit. Freylich ein Werckzeug/ aber nicht ein bloser Werckzeug/ wie etwa der Stab Mosis/ darzwischen ein großer Unterscheid ist: Denn Moses und sein Stab waren nicht eine Person/ gleich wie Gott und Mensch eine Person in Christo ist. Dahero hat Er auch bei diesem Wunderwerck seine Finger gebrauchen können/ 3. ἐνεργητικῶς JÜbers.: energievoll, lebhaft. , also und dergestalt/ daß sie auch zugleich mit gewircket: Denn Moses und sein Stab wircketen nichts auß eigener Krafft/ was sie theten/ das war Gottes Werck/ der Herr Jesus aber als Gott und Mensch/ der wircket zugleich/ und was die Gottheit thut/ das thut sie in und mit der angenommenen Menschheit/ also daß seine Finger/ die er heut dem Tauben und Stummen in die Ohren geleget/ allmächtige/ wunderthätige/ ja Göttliche Finger zunennen seynd.

M. Lb PersonMoldenarius, Christian (fl. 1616 – 1622) Christian. Moldenar. in Lr QuellenMoldenarius, Exercitationes Physiognomicae (1616) M Exerc Physiogn. l. 2. p. 118.Und eben diese seine Göttliche Finger/ derer an jedweder Hand/ nicht mehr als fünff wie bey uns/ lässet der Herr Jesus noch biß auff diese Stunde nicht müssig seyn/ sondern gebraucht dieselbe uns zum besten fort und fort; Der Kleinste heist der Ohren=Finger[43]/ mit demselben eröffnet Er [S. 21] Psalm. 10. v. 17.seine Ohren/ daß sie das verlangen der Elenden hören können/ Ly BibelstellePsalmen 10,17 Psalm 10. v. 17. Der andere ist der Artzt=Finger/[44] Psalm. 147. v. 3.mit demselben Ly BibelstellePsalmen 147,3 heilet er die zerbrochenes Hertzen sind/ und verbindet jhre Schmertzen/ Psalm 147. v. 3. Und weil dieser Finger eine Ader in sich hat/ so biß an das Hertz des Menschen rühret: Also ist der Herr Jesus gantz hertzlich gegen die Gottesfürchtigen gesinnet/ Ly BibelstelleJeremia 31,20 das Hertz bricht Jhm in Jerem. 31. v. 20.Leibe gegen sie/ daß Er sich jhrer muß erbarmen/ Jerem 31. v. 20. Der dritte heist der Mittel=Finger/ mit demselben ist Er mitten bey uns in Trübsal/ und Ly BibelstelleJesus Sirach 51,4 errettet uns nach seiner Syrac. 51. v. 4großen und hochberühmten Barmhertzigkeit Syrac. 51. v. 4. Ja wenn wir mitten in der Todtes=Angst schweben/ will der Herr Jesus mit uns seyn/ 2. Chron. 15. v. 15.und sich gerne von uns finden lassen/ Ly Bibelstelle2 Chronik 15,15 2. Chron. 15. v. 15. Der vierdte Finger ist der Zeigfinger/ damit zeiget er uns/ wie viel wir umb seines Namens willen leiden müssen/ Act. 9. v. 16.Ly BibelstelleApostelgeschichte 9,16 Act. 9. v. 16. Er zeiget uns darneben/ daß wir nach der zeitlichen Trübsal die Ly Bibelstelle2 Korinther 4,17 ewige und über alle massen wichtige 2. Cor. 4. v. 17.Herrlichkeit erlangen sollen/ 2. Cor. 4. v. 17. Der fünffte ist der Krafft=Finger/ oder der Daume/ damit will der Herr Jesus seine Krafft beweisen/ daß Er Ly BibelstelleJeremia 32,19 mächtig Jerem. 32. v. 19.von That sey/ Jerem. 32. v. 19. Wil auch seine Krafft 2. Cor. 12. 9.in den schwachen lassen mächtig seyn/ Ly Bibelstelle2 Korinther 12,9 2. Cor. 12. v. 9. O der liebreichen! O der Wunderthätigen Finger Jesu!

Nebenst diesem verrichtet der Herr Jesus seine Cur/ 3. Emisso sputo linguam tangendo.an diesem armen Menschen Emisso sputo lingvam tangendo, Jndem Er sprützet und seine Zunge rühret; Da mag Er entweder seinen heiligen Speichel mit den Fingern genommen und des Menschen Zunge damit angerühret/ oder einen Koth auß dem Speichel gemachet/ und die [S. 22] Zunge darein getuncket haben/ wie Er vor mehrmahls dergleichen gethan bey dem blind gebohrnen Menschen/ Ly BibelstelleJohannes 9,6 Joh. 9. v. 6. Womit dann der liebe Heyland dieses zuerkennen geben wollen/ daß Er sprützen müsse mit seinem Göttlichen Wort/ und unsere Ohren/ Zungen und Hertzen bewegen/ rühren und treiben/ sonsten sey alles vergebens und umbsonst Lb PersonTheophylakt von Ohrid (ca. 1055 – nach 1107) TheophylactusTheophylactus Lr QuellenTheophylactus, In quatuor Euangelia enarrationes (1524) M in Marcum. erklärets also: Lr QuellenTheophylactus, In quatuor Euangelia enarrationes (1524) M Quum expuisset, tetigit lingvam ejus, ut ostenderet, omnes partes carnis suae esse sanctas, adeò, ut & sputum solveret lingvae vinculum, tametsi superfluitas sit omne sputum, sed in Domino admirabilia erant omnia & divina.[45] Das ist: Als Er außgesprützet/ und die Zunge angerühret/ hat er zeigen wollen/ daß alle Stücke seines Leibes Heilig und Göttlich/ also daß auch der Speichel der Zungen Band aufflöset/ da doch der Speichel sonsten nur ist eine überflüssigkeit/ (ja vor sich selbst unrein** Testante Lb PersonPlinius Secundus (ca. 62 – ca. 115) Plinio Lr QuellenPlinius, Naturalis Historia (1559) M lib. 7. c. 2. Lr QuellenPlinius, Naturalis Historia (1559) M Omnibus hominibus contra serpentes in est venenum feruntque istos saliva ut verventiis aquae contactu fugere, quod si in fauces penetraverit, etiam mori.[46]) aber in dem Herrn sind alle Dinge wunderlich und Göttlich.

4. Oculos ad caelos elevando. Lb PersonLactantius, Lucius Caecilius Firmianus (ca. 250 – ca. 317) Lactantius de origine erroris lib. 2. p. 69. Basil. in Hexaem. Hon. X. de hominis constructione.[47]Ferner verrichtet der Herr Jesus an diesem Preßhafften Menschen seine Cur/ Ly BibelstelleMarkus 7,34 Oculos ad coelos elevando,[48] in dem Er seine Augen auffhebt und gen Himmel siehet/ und zwar mit unverwandten Augen/ wie das Griegische[49] Wörtlein ἀναβλέπειν JÜbers.: aufblicken. mit sich bringet. Womit Er uns dann weisen will den rechten Ort/ woher wir unsere Hülffe in Leiblichen und Geistlichen Nöthen suchen sollen/ nemblichen droben im Himmel/ dahin auch David in solchen Fällen seine Augen gewendet/ allezeit hieß es bey Jhm/ Psalm. 123. v. 1.Ly BibelstellePsalmen 121,1 Jch hebe meine Augen auff zu den Bergen/ daher mir Hülffe kombt/ Psalm 123. v. 1.[50]

5. Altè suspirando.Uber diß Curiret der Herr Jesus diesen elenden Menschen Altè suspirando, in dem Er tieff seufftzet. Wel= [S. 23] ches/ wie Lb PersonBeda Venerabilis (ca. 672 – 735) Beda und Theophylactus recht erinnern/ nicht nur war Suspirium commiserantis, also daß Er theils über des gantzen Menschlichen Geschlechts/ theils auch des gegenwertigen armen Menschen Noth und Elend/ auß mitleidendem Hertzen geseufftzet: Sondern auch suspirium comprecantis, daß er zu seinem Himlischen Vater seufftzend gebetet/[51] und uns hiemit gelehret/ wann Kräuter und Artzneyen zur Leiblichen Gesundheit anschlagen sollen/ so müsse man zu Gott seufftzen und beten. Denn wo Gott nicht mit seinem Seegen erscheinet/ so ists verlohren/ wenn man gleich die gantze Apothecken außfrässe. Das hat wohl verstanden jener weitberühmbte Medicus D. Joachimus CuraeusLb PersonCuraeus, Joachim (1532–1573) D. Joachimus Curaeus, welcher die Lr QuellenCuraeus, Gentis Silesiae annales (1571) M Schlesische Chronic geschrieben/ derselbe lag auff seinen Todes=Bette/ und Lr QuellenHerberger, Geistliche Trawrbinden 1 (1611) M beschauete das Kräutlein/ so er zuvor vielmahls in den Kranckheiten/ damit er und andere behafftet waren/ gebrauchet hatte/ und sprach: Kräutlein liebes Kräutlein/ wie manchen schönen Ducaten hastu mir erworben/ du hast vielen Leuten geholffen/ mir wiltu jetzo nicht helffen; Wolan Gott hat dir deine Krafft genommen/ sein Will geschehe/[52] er ist doch der beste. Darumb ists nicht genug köstliche Artzneyen brauchen/ wans auch der Heilige Speichel Jesus selbsten were/ sondern ein Patient muß auch dabey hertzlich beten/ ists Gottes Will/ so kan Er ihme das Leben erlängern/ Esa. 38. v. 5.wie Lb PersonHiskija (ca. 750 – 696 v. Chr.) Hiskiae Ly BibelstelleJesaja 38,5 Esa. 38. v. 5. Wo nicht/ Phil. 1. v. 23.so gibt Er ihm das ewige fürs zeitliche Leben/ und das ist auch viel besser/ Ly BibelstellePhilipper 1,23 Phil. 1. v. 23.

Unicum verbum pronunciandoEndlichen hilfft der Herr Jesus diesem armen Menschen Unicum verbum pronunciando, indem Er nur das einige Syrische Wörtlein Ephata welches mit dem [S. 24] Vocabulum ἐφαθὰ[53] secundum dialectum Syriacam ita sonat [hebr.] quod Evangelista expressit, quasi pronunciatum fuisset [hebr.] abscisâ à tergo literâ gutturali [hebr.] quae graecis ignota. Est autem imperavitus in Hithpael. sive 2. Conjugatione passiva. Radix est Syra [hebr.] in hebraeo [hebr.] aperuit.Griegischen[54] Imperativo διανοίχθητι JÜbers.: öffne dich, tu dich auf. erkläret wird/ und so viel heist als aperitor, vel apertas ac audientes aures linguamque solutam habeto:[55] das ist/ alle Band und Fetzel/ damit deine Zunge gebunden und aller Unflat/ damit die Ohren verstopffet/ die sollen weichen und zerreisen/ und thuen sich nun deine Ohren von sich selber auff/ und deine Zunge rede recht; Von Stund an haben Ohren und Zunge auff dieses einige Befelchs=Wörtlein pariren und loß werden müssen. Sehet was für Krafft= und Macht=Wort der holdselige Mund Jesus führet! so Er nur gebeut/ muß es da stehen Ly BibelstellePsalmen 33,9 Psalm 33. v. 9.Psalm 33. v. 9. Und solch sein kräfftiges Ephata lesset Er noch heut zu Tag erschallen: Wann wir sollen gebohren werden/ so gebeut Er dem Mütterlichen Leib und sagt/ Ephata, thue dich auff/ und bringe dieses Kind frisch und gesund auff die Welt; Wann wir sollen erzogen und ernehret werden/ so befihlt Er dem Erdboden und spricht: Ephata, thue dich auff/ und gieb herfür Brod und Wein; wann wir Buse thun wollen/ so rufft Er Ephata, thue dich auff du sündliches Hertz/ und laß mich mit meiner Gnade bey dir einkehren; Wann wir sterben sollen/ so redet Er unsere sterbliche Hüllen an und sagt/ thue dich auff/ und laß mir diese Seele fort wandern in das himlische Vaterland, Ja am lieben Jüngsten=Tag wird Er unsere Gräber anschreyen und sprechen: Ephata, thut euch auff/ wachet auff/ die ihr unter der Erden liegt Esa. 26. v. 19.Ly BibelstelleJesaja 26,19 Esa. 26. v. 19. Da werden alle Gräber auffspringen/ alle Beinlein und Stäublein werden Ohren gewinnen/ Ezech. 37. v. 4.Ly BibelstelleEzechiel 37,4 Ezech. 37. v. 4. diese kräfftige Stimme hören/ und an allen Orten herfür gehen/ wie sie sind hin zustreuet gewesen/ und alle Zungen werden auffgethan werden/ da wird [S. 25] kein Stummer/ kein Lispelnter/ kein Stammlender mehr seyn/ sondern wir werden alle recht reden und singen: Ly BibelstelleMarkus 7,37 πάντα καλῶς πεποίηκε JÜbers.: Er hat alles wohl gemacht., Er hat alles wohl gemacht!

II. Christus Omnia bene fecit. In Organo Ecclesiastico. eáque. I. Fundatorem benignum excitando.Nun last uns auch vors II. besehen wie der Künstler Jesus alles wohl gemachet habe/ In Organo Ecclesiastico, an unserer Kirchen=Orgel/ und zwar

1. Fundatorem benignum excitando, in dem er einen Gutthätigen Stiffter erwecket hat/ einen frommen Gottliebenden jungen Gesellen/Lb PersonMentzel, Johannes (–1644) Johannes Mentzel von Runlitz[56] stifftete unser Orgel=Werck im Jahr Christi 1649. welcher auff seinem Kreiß=Bettlein unterschiedliche Gottes=Häuser/ als das zu Le Geographicumf Ort: Wirsberg Wirßperg/ Le Geographicumf Ort: Marktschorgast Schorgast/ und dann zuförderst das hießige zu Stambach wohl bedacht/ und sonderlich anbefohlen/ daß man nach seinem Todt von seiner Verlassenschafft ein ziembliches Stück Geld nehmen/ und dasselbe zu Verfertigung eines Orgel=Wercks unserem Gottes=Hauß zuwenden solle; davon wir/ wie wohl nicht alles/ jedoch so viel bekommen/ daß man dieses Wercklein hat können verfertigen lassen. O was für herrliche Belohnunge wird dieser Stiffter droben im Himmel einnehmen! wie reichlich wird ihm solches Jesus vergelten! wie schön werden seine gutthätige Hände funckeln und leuchten! Wir unsers theils können hier auff dieser Welt nicht mehr thun/ als daß wir jhme heut tausend Danck sagen/ und wunschen/ daß er dafür das Himmlische Orgel=Spiel ewig anhören/ und das Englische τρισάγιον JÜbers.: Dreimal-Heilig. mit allen Außerwehlten anstimmen möge. Ly BibelstelleJesaja 6,3 Heilig/ Heilig/ Heilig/ ist Gott der Herr Zebaoth/ und alle Land sind seiner Ehren voll/ Esa. 6: v. 3. Jn dessen aber soll und wird sein [S. 26] Conterfey und Bildnüß zum stets währendem Gedächtnüß seiner Mildthätigkeit/ in unserer Kirchen/ so lang dieselbe stehen mag/ angehefftet verbleiben. Wohl hat auch der Herr Jesus alles gemachet an unserem Kirch=Orgel=Wercklein/ Undiquaque istud exornari procurando, indem er dasselbe allenthalben schön schmücken/ mahlen An unserem Orgel=Wercklein ist zuersehen Eine Liebliche Himmels Music. ex. Apoc. 5. v. 8.und außstaffieren lassen. Anderer Bilder und Zierrathen zugeschweigen/ betrachtet nur mit mir die Biblischen Figuren. Zuförderst ist mit Lust zu erblicken/ ach! Wolte Gott bald zu hören! eine liebliche Himmels=Music, wie die 24. Aeltesten mit ihren Harffen vor Gotes Thron stehen/ Ly BibelstelleOffenbarung 5,8 Apocal. 5. v. 8. Diese bilden ab das süsse Seiten=Spiel/ so alle Orgel= und Kirchen Liebhaber dermahleines im Himmel hören werden; dann sols heissen: Ly BibelstellePsalmen 96,1–2 Singet dem Herrn ein neues Lied/ singet dem Herrn alle Welt/ singet dem Herrn/ und lobet seinen Namen/ Prediget einen Tag am andern sein Heil/ Ps. 96. v. 1. 2.Psalm 96. v. 1. 2. Da werden die Außerwehlten mit jhrem Lob=Gesang Gott preisen/ und solches ohne alles auffhören in Ewigkeit/ Apoc. 4. v. 8.daß sie keine Ruhe haben Tag und Nacht/ und doch dessen nimmermehr müd oder überdrüßig werden/ Ly BibelstelleOffenbarung 4,8 Apoc. 4. v. 8.

2. Starcke Sturm=Music ex Jos. 6. v. 20.Nach dieser Figur praesentiret sich eine starcke Sturm=Music wie durch der Priester Posaunen Hall und Schall/ die Mauren der Stadt Le Geographicumf Ort: Jericho Jericho über einen Hauffen gefallen/ Ly BibelstelleJosua 6,20 Jos. 6. v. 20. Dabey werden wir erinnert/ daß/ wann wir in der Stadt Gottes/ in der Kirchen/ unsere Orgel=Posaunen erschallen/ zugleich auch unsere Zungen= und [S. 27] Hertzens=Stimme mit Andacht einmüthig zu Gott erklingen lassen/ alle unsere Feinde/ Geistliche und Weltliche/ ob sie schon wie eine starcke Mauren sich rings umb uns hergemacht/ dannoch zu Grund und zu Scheitern gehen müssen.

3. Frolockende Feld= und Siegs=Music ex 1. Sam 17. v. 18.Hierauff sehet Jhr in der mitte eine frolockende Feld= und Siegs=Music, wie die Frauen und Jungfrauen auß allen Städten Jsrael dem Braunen Jüngling David/ in grosser Anzahl/ mit allerhand Instrumenten und grünen Palm=Zweigen entgegen gelauffen/ auffs lieblichste gespielet/ und mit heller Stimme gesungen/ als er den grossen ungeheuren Riesen Lb PersonGoliat Goliath mit einer Schleuder erleget hatte/ Ly Bibelstelle1 Samuel 17,18 1. Sam. 17. v. 18.[57] Dadurch uns dieses inculciret wird/ daß wir in den Sonn= und Feyer=Tägen unsere Orgel nicht feyren lassen/ sondern dem Himmlischen David/ gleichsam damit entgegen gehen/ und ihm für seine erzeigte Wohlthaten/ absonderlichen aber für seinen Sieg und Triumph/ den Er an statt unser/ wider den Höllischen Goliath erhalten/ Lob und Danck sagen sollen.

4. Freudige Hauß=Music, ex. 2. Sam. 6. v. 12.Ferner folget eine freudige Hauß=Music, wie David die Lm Ereignislegendär: Einholung der Bundeslade Lade des Bundes auß dem Hause Lb PersonObed-Edom Obed Edom, mit Jauchzen/ Singen und Springen in sein Königliches Hauß eingeholet/ Ly Bibelstelle2 Samuel 6,12 2. Sam. 6. v. 12. Womit uns dann dieses Memorial gegeben wird/ wann wir die Himmlische Lade des Bundes Christum Jesum mit allen seinen Wohlthaten/ auß dem Hause Obed Edom, das ist/ auß der Kirche/ durch fleißige Anhörung seines Worts/ heim in unser Hauß/ ja in unser Hertz gebracht/ auch seine Gnad und Se= [S. 28] gen bey uns reichlich verspühren/ so sollen wir unsere Hauß=Orgel rühren/ das ist/ mit unsern Kindern und Gesind schöne Geistliche Lob= und Danck=Lieder anstimmen/ und Eph. 5. v. 19.also Ly BibelstelleEpheser 5,19 singen und spielen in unserem Hertzen/ dahin auch Lb PersonPaulus von Tarsus (10 v. Chr. – 60 n.Chr.) Pauli Vermahnung gehet/ Ephes. 5. v. 19.

5. Englische Lusst=Music ex Apoc. 12. v. 1.Endlichen ist zu schauen eine Englische Lufft=Music, wie die heiligen Engel am Jüngsten Gericht in den Lüfften schweben/ und die Posaunen blasen/ Ly BibelstelleOffenbarung 12,1 Apoc. 12. v. 1.[58] Daß dadurch die Todten in den Gräbern erwecket und aufferstehen werden/ Ly BibelstelleDaniel 12,2 etliche zum ewigen Leben/ etliche aber zur ewigen Schmach und Schand/ Dan. 12. v. 2. Wobey uns dieses zu Gemüth geführet wird/ daß die heiligen Engelein/ welche das Jüngste Gericht einblasen sollen/ sich allbereit vor dem Thron des Lammes gestellet/ und alle Augenblick auff die gewunschte Stunde warten/ in welcher die Zahl der Orgel= und Kirchen Liebhaber wird erfüllet seyn; Wann 1. Thes. 4. v. 16.dann Ly Bibelstelle1 Thessalonicher 4,16 der Herr mit einem Feldgeschrey/ wie 1. Thess. 4. v. 16. geschrieben stehet/ auffbrechen/ und zum letzten Gericht erscheinen wird/ was vor ein unglaubliches Jubiliren/ was vor ein unaußsprechliches Triumphiren, was vor ein unnachdenckliches Jauchzen/ Singen und Loben wird sich im Himmel unter den Patriarchen und Königen/ unter den Propheten und Aposteln/ unter den Engeln und Außerwehlten erheben! daß der Tag kommen sey/ von welchem Gott so lang geweissaget/ die Kirche aber so lang gehoffet habe.

Wolte aber gleichwohl jemand wissen/ durch was Hülff und Mittel diese unsere Orgel mit so schönen Biblischen Figuren und andern Zierrathen außstaffieret und ge= [S. 29] mahlet worden sey? Der höre nach geendeter Predigt darauff/ so wird er vom Chor ablesend vernehmen/ was für gutthätige Seelen sich gefunden/ welche eine reiche Beysteuer darzu gethan/ und zwar Ly Bibelstelle1 Chronik 29,9 von gantzem Hertzen/ freywillig/ wie dort der H[eilige] Geist vom Volck Gottes rühmlich 1. Chron. 30. v. 9.auff schreiben lassen/ 1. Chron. 30. v. 9.[59]

Mit dieser unserer schön=außstaffierten Orgel nun prangen wir heut und allezeit billich/ und gönnen andern jhre grosse/ Prächtige und Vollkommene Werck gar gerne. Lb PersonAlberti, Leandro (1479–1552) Leand. in Lr QuellenAlberti, Descrittione di tutta Italia (1551) M Tuscia[60] Lb PersonMaiolo, Simeone (ca. 1520 – ca. 1597) Majol. Lr QuellenPraetorius, Syntagma musicum 2 (1619) M colloq. 23.[61]Die schöne hell= und wohlklingende Orgel[62] zu Le Geographicumf Ort: Venedig Venedig/ so von Purlautern Gold gemachet/ mag jmmer hin hoch und theuer geschätzet werden: Die Ld OrgelMantua, Alabasterorgel Orgel zu Le Geographicumf Ort: Neapel Neapolis mag wohl kostbar und berühmbt bleiben/ darinnen Lade/ Pfeiffen/ Lb PersonPraetorius, Michael (1571–1621) Michael Praetor. Lr QuellenPraetorius, Syntagma musicum 2 (1619) M Syntag. Music. tom. 2. part. 5. pag. 161.[63]Clavir und Blaas=Bälge auß eitel Alabaster gewesen. Wir unsers theils sind mit unserm geringen Orgel=Wercklein schon vergnüget. Das stehet allen Orgelstürmern da zum Trotz/ Gott aber zur Ehre/ unserer Kirchen zur Zierde/ unserer Andacht zur Auffmunderung/ und Erweckung innerlicher Geistlicher Hertzens=Freude.

Votiva Gratiarum actio. 1. Ad Deum.Dancken dahero dem grossen Gott/ daß Er uns Stambachern solche Edle Kirchen=Zierd bescheret; und diesen Danck können wir hier in unserer Sterblichkeit nicht sattsam verrichten; die Zeit ist zu kurtz/ die Zung zu schwer/ das Hertz zu müde/ der Verstand zu finster: Dort wollen wir das Deogratias gar hinauß singen im Engelischen Chor mit allen Außerwehlten. Hefften aber die Bitt also balden daran/ Gott wolle uns dieses Edlen Kirchen=Schatzes/ durch Krieg/ Feuer und anderm Unfall/ nicht berauben/ sondern denselben bey uns für und für/ weil [S. 30] die Welt stehet/ lassen erklingen; La OrgelpredigtVlmische Orgel Predigt (Ulm 1624) M Auch uns also regieren/ daß/ wann diese Orgel geschlagen wird/ wir nicht in der Kirchen da sitzen wie Stöck und Blöcke/ oder wie thumme unvernünfftige Thier/ die nur den blosen Hall und Schall in die Ohren fallen/ und weiters nicht sich bewegen lassen: Sondern daß wir mit vernünfftigen Menschen= Ja/ mit rechtem Gottseligen Hertzen dieselbe anhören/ unsere Gemüther zu Christlicher Andacht auffmundern; Und ob wir schon mit der Stimme nicht mit unterschlagen und Musiciren können/ wir doch dem Herrn singen und spielen in unserm Hertzen/ unsere Seufftzer=Orgel zu Gott anstimmen/ die Bet=Orgel zur Hand nehmen/ und darauß ein andächtiges/ hertzliches Gebet=Stücklein oder zwey schlagen.[64]

2. Ad benignum populum.Hierauff wende ich mich zu euch Jhr Gutthätigen Seelen/ die Jhr zu Außstaffierung unseres Orgel=Werckleins eine reiche Beysteuer gethan. Habt tausend Danck! so wohl die Jhr beym Leben als im Herren entschlaffen seyd. Euch entschlaffene wolle der Herr Jesus in euren Gräbern ruhen lassen im Friede biß an den Jüngsten Tag/ und als dann durch den Englischen Orgel= und Posaunen=Schall aufferwecken zu dem ewigen Leben! Euch annoch lebenden aber vergelte Jesus alles reichlich/ Er staffiere Euch/ als Geistliche Orgeln auß/ mit dem reinen Gold des Glaubens/ Er schmücke Euch mit allerhand schö= [S. 31] nen Tugend=Farben: Er lasse Euere brünstige Hertzens=Seufftzer/ so offt sie erklingen/ durch die Wolcken dringen! Er bewahre Euren Leib vor Kranckheit: Eure Seele vor Angst: Eure Nahrung vor Verlust: Euer Hauß und Hoff vor Krieg und Feuers=Brunst/ und alles was Jhr habt/ für Schaden und Ungemach; biß wir dermahleins alle sambt in die Himmlische Schloß= und Stiffts Kirche eingehen und zusammen kommen/ darinnen alles viel Tausendmahl lieblicher erklingen wird:

Lw Musikwerkanonym: In dulci jubilo Da die Engel singen/
Nova Cantica,
Und die Schellen klingen
In Regis curia,
Eya weren wir da
Eya weren wir da/
Amen!
Ende.

[S. [32]] [vakat]

Einzelanmerkungen

  1. Die Widmungsträger des Drucks sind im Rahmen dieser Edition nicht ermittelt worden.
  2. Saher spricht in seiner Predigt über das reguläre Sonntagsevangelium. Außerdem feierte man in Stammbach den Kirchweihtag. Beide Themen spielen in der Predigt eine zentrale Rolle. Da es sich dabei um keine musikalischen Fragen handelt, werden die von ihm zu diesen inhaltlichen Bereichen zitierten Quellen in der Edition nicht detailliert rekonstruiert.
  3. Vgl. den Beginn des genannten Kapitels, Balduin, Casus Conscientiae (1635), S. 468.
  4. Vgl. in der hier konsultierten Ausgabe, Aretius, Theologiae Problemata (1604), S. 380f.
  5. Die Angabe zur Dauer der Festlichkeiten findet sich in Ly Bibelstelle1 Könige 8,65 1 Kön 8,65.
  6. Die Anweisung, das Fest jährlich zu begehen findet sich in Ly Bibelstelle2 Makkabäer 10,8 2 Makk 10,8.
  7. Die genannte Biographie ist als Teil der Kirchengeschichte ediert, vgl. Eusebius, Ecclesiastica Historia (1611), S. 118ff., Beginn des 4. Buchs: S. 158.
  8. Diese Quelle wurde nicht ermittelt.
  9. Bei der ersten genannten Seitenzahl dürfte ein Druckfehler vorliegen. Das Kapitel über die Kircheneinweihungen beginnt in Bellarmino, De Controversiis Christianae Fidei (1619), Sp. 869.
  10. Vgl. die erwähnte Stelle in Hospinianus, De Festis (1611), Bl. 52v.
  11. Peisker ergänzt das Epitheton gestickt.
  12. Für diese Verse konnte bisher keine Vorlage gefunden werden. Möglicherweise stammen sie von Saher selbst.
  13. Saher bezieht sich mit dieser Aussage offenkundig auf die ausführliche Darstellung der Orgelgeschichte durch Lc PredigtautorDieterich, Conrad (1575–1639) Conrad Dieterich, von dem sämtliche Quellenangaben in der Marginalie übernommen sind, vgl. Vlmische Orgel Predigt (Ulm 1624), S. 21f.
  14. Siehe den Wortlaut dieser Quelle im Personenartikel Lb PersonAimonus Floriacensis (ca. 965 – ca. 1008) Aimonius.
  15. Siehe den Wortlaut dieser Quelle im Personenartikel Lb PersonAventinus, Johannes (1477–1534) Aventinus.
  16. Siehe die Beschreibung der Hydraulis in Vitruv, De architectura (1800), S. 244-246.
  17. Die fehlerhafte Seitenangabe zeigt klar, dass die Literaturangabe wie auch alle weiteren Informationen aus Conrad Dieterichs Orgelpredigt stammen, vgl. Vlmische Orgel Predigt (Ulm 1624), S. 21f. Siehe den Wortlaut der enzyklopädischen Quelle im Personenartikel Lb PersonZwinger, Theodor (1533–1588) Theodor Zwinger.
  18. Zitat aus Vlmische Orgel Predigt (Ulm 1624), S. 21f.
  19. Auch diese Information übernahm Saher aus Dieterichs Orgelpredigt, direkt aus dem Anschluss der zuvor zitierten Passage. Er formuliert die Stelle, die Dieterich selbst aus Lb PersonPraetorius, Michael (1571–1621) Praetorius zitiert hat, allerdings um.
  20. Zitat aus Vlmische Orgel Predigt (Ulm 1624), S. 40. Saher interpoliert eine eigene Ergänzung und fährt dann in seinem Zitat fort.
  21. Die Annotation bezieht sich auf die Schilderung des dreieinigen Gottes in der Offenbarung des Johannes, die an der angegebenen Stelle beginnt und immer wieder auf die Siebenzahl zurückgreift. Hier heißt es dann auch: Ly BibelstelleOffenbarung 1,16 vnd hatte sieben Sterne in seiner rechten Hand.
  22. Siehe den originalen Wortlaut der zitierten und übersetzten Quelle im Personenartikel Lb PersonTheodoret (393–466) Theodoret.
  23. Diesen Spruch übernahm bereits Dieterich aus Praetorius, Syntagma musicum 1 (1615), S. 149.
  24. Zitat aus Vlmische Orgel Predigt (Ulm 1624), S. 40f. Die lateinische Fassung des von Dieterich übernommenen Theodoret-Zitats verlegt Saher in die Marginalie. Übernommen wurde im Haupttext das Zitat aus Amos 5,23 samt der Ergänzung deines Orgels= und Music spiels.
  25. Welche Ausgabe dieses vielfach aufgelegten und erweiterten Werks der Autor hier im Sinn hat, wurde nicht weiter recherchiert. Die geschilderte Episode stammt ursprünglich aus Lb PersonMacrobius (385/390 – nach 430) Macrobius’ Saturnalia 2, 4, 29.
  26. Saher referiert eine recht verwickelte Geschichte, die als Augenzeugenbericht aus dem Jahre 1546 mitgeteilt wird, vgl. Gessner, Historia animalium 3 (1617), S. 534. Der Clou der Geschichte, der darin besteht, dass die Nachtigallen ein komplettes Gespräch nachplappern konnten, sodass ungewollt ein diplomatisches Geheimnis mitgehört werden konnte, kommt in Sahers kurzer Nacherzählung allerdings nicht recht zur Geltung.
  27. Der Text dieser Marginalie erstreckt sich im originalen Druck auch auf die folgende Seite 16, wurde hier aber zu einer Einheit zusammengefasst.
  28. Saher verwendet regelmäßig diese Orthographie für das Wort Griechisch.
  29. Vgl. Luther, Biblia (1541), Bl. CCLXVIIv. Die griechische Fassung steht abweichend von Luthers Übersetzung und der darauf basierenden Formulierung bei Saher im Präsens und nicht im Präteritum. Anders als in Sahers Zitat lautet der griechische Bibeltext: φέρουσιν αὐτῷ. Das heisst, Saher setzte an die Stelle der Dativform des Pronomens αὐτῷ (zu ihm) die Akkusativform αὐτὸν (ihn) (Anmerkung Elia Marinova).
  30. Ältere Form von tauglich, vgl. http://www.woerterbuchnetz.de/DWB?lemma=tauglich.
  31. Der hier genannte Vers weicht von der Zählung der Luther-Bibel ab, siehe Zitatauszeichnung.
  32. Hier wurden offenbar die Evangelien verwechselt. Über Barthimäus berichtet die Stelle Mk 10,46ff.
  33. Die von uns herangezogene historische Ausgabe gibt eine abweichende Textversion, vgl. Augustinus, Enchiridion Ad Laurentium (1604), S. 178. Die genaue Herkunft des Zitats konnte hier nicht weiter verfolgt werden.
  34. Vgl. Luthers Predigt am 12. Sonntag nach Trinitatis in der von uns herangezogenen historischen Ausgabe: Luther, Hauß-Postill (1655), S. 293-298. Generell bezieht sich Saher auffallend wenig auf Luther und scheint dessen Konzepte nur flüchtig zu berühren. Eine fundierte Erörterung der von ihm entwickelten theologischen Vorstellung zum Heilungsvorgang und seines Bezugs zu Luther kann hier nicht geleistet werden.
  35. Aufgrund der langen Anmerkung sind die Marginalien auf dieser und der folgenden Seite stark verrutscht und befinden sich weit unterhalb der jeweiligen Bezugsstelle im Haupttext. Dieses darstellungstechnische Problem lässt sich auch in unserer Edition nicht anders lösen.
  36. Die genaue Herkunft dieses verbreiteten Zitats ist hier nicht weiter ermittelt worden.
  37. Bellarmino beschreibt als neunte Zeremonie vor der Taufe das Bestreichen der Ohren mit Speichel, vgl. Bellarmino, De Baptismo (1589), S. 135. Saher polemisiert auch im Haupttext gegen diese katholische Praxis.
  38. Vermutlich liegt hier ein Druckfehler vor. Korrekt lautet das Wort: μιμητικῶς (Anmerkung Elia Marinova).
  39. Gemeint ist vermutlich die von Saher am Ende der Seite 19 zitierte Stelle, Piscator, Analysis logica evangelii secundum Marcum (1595), S. 82 (nach der Seitenzählung der digitalen Volltextedition).
  40. Leicht abgewandeltes Zitat aus Daneau, Examen libri de duabus in Christo naturis (1581), S. 118. Saher gibt eine falsche Seitenzahl an. Eine deutsche Paraphrase findet sich im Haupttext.
  41. Zitat aus Piscator, Analysis logica evangelii secundum Marcum (1595), S. 82 (nach der Seitenzählung der digitalen Volltextedition).
  42. Vgl. Ludolphus, Vita Jesu Christi (1522), Bl. CCVr. Es handelt sich um Kapitel XC. im 1. Teil des Werks.
  43. Saher bezieht sich auf die lateinische Bezeichnung auricularis, vgl. Moldenarius, Exercitationes Physiognomicae (1616), S. 118.
  44. Auch hier liegt die lateinische Bezeichnung des Ringfingers als medicus zu Grunde, vgl. Moldenarius, Exercitationes Physiognomicae (1616), S. 118. Die theologische Ausdeutung ist Sahers eigene Erfindung.
  45. Die von Saher verwendete lateinische Übersetzung der Quelle weicht geringfügig von der hier konsultierten Ausgabe ab, vgl. Theophylactus, In quatuor Euangelia enarrationes (1524), Bl. 62r.
  46. Vgl. Plinius, Naturalis Historia (1559), Sp. 153.
  47. Diese rein theologischen Quellen wurden im Rahmen der Edition nicht ermittelt.
  48. Auch hier sind wegen der textreichen Anmerkung die Marginalien nach unten verrutscht.
  49. Vgl. zu dieser ungewöhnlichen Orthographie den Kommentar zu S. 15.
  50. Saher verwechselt hier Psalm 123 und 121.
  51. Vgl. Theophylactus, In quatuor Euangelia enarrationes (1524), Bl. 62r.
  52. Dieses Exemplum scheint in häufigem Gebrauch gewesen zu sein, vgl. etwa Herberger, Geistliche Trawrbinden 1 (1611), S. 370. Ob die hier ermittelte Vorlage tatsächlich Sahers Zitatquelle war, ließ sich im Rahmen dieser Edition nicht feststellen. Offenbar lagen ihm noch genauere Angaben zu dem Ausspruch vor, die so nicht in Lb PersonHerberger, Valerius (1562–1627) Valerius Herbergers Predigt begegnen.
  53. Es handelt sich um die griechische Transliterierung des hebräischen Wortes (Anmerkung Elia Marinova).
  54. Vgl. zu dieser ungewöhnlichen Orthographie den Kommentar zu S. 15.
  55. Im Griechischen steht hier ein Imperativus aoristi passivi, also die 2. Person Singular von διανοίγω (sich auftun, sich öffnen). In seiner lateinischen Erläuterung verwendet Saher Formen des Imperativus futuri, (aperitor und habeto, 2. Person Singular im Passiv bzw. Aktiv). Vermutlich glaubte er, daß diese im Lateinischen selten benutzten Formen den Aorist-Imperativ im Griechischen besser wiedergeben (Anmerkung Elia Marinova).
  56. Ein Ort dieses Namens existiert nicht. Es dürfte sich um das benachbarte kleine Dorf Le Geographicumf Ort: Gundlitz Gundlitz handeln. Für den Hinweis danke ich Dr. Johannes Haslauer, Stellvertretender Leiter des Staatsarchivs Bamberg. Siehe eine kurze Darstellung der Stiftung in der Einführung zu dieser Edition.
  57. Das Ereignis wird eigentlich erst in 1 Sam 17,48-50 dargestellt.
  58. Diese Stellenangabe scheint nicht richtig. Gemeint ist vermutlich die Schilderung der sieben Posaunenengel in Offb 8.
  59. Saher verwendet die abweichende Kapitelzählung der Vulgata. In Luthers Edition findet sich das Zitat in 1 Chr 29,9.
  60. Vgl. Alberti, Descrittione di tutta Italia (1551), f. 322r. und 423r.
  61. Vgl. Maiolo, Dies Canicvlares (1607), S. 773.
  62. Der Autor scheint hier Informationen verwechselt zu haben. Für eine Ld OrgelByzanz, Goldene Orgel goldene Orgel war Le Geographicumh Territorium: Byzanz Byzanz bekannt.
  63. Auf der hier angegebenen Seite beginnt der 5. Teil des Syntagma musicum 2 mit dem Verzeichnis von Orgeldispositionen. Diese Angabe übernahm Saher wie die zuvor genannten Quellen wörtlich aus Dieterichs Orgelpredigt, vgl. Vlmische Orgel Predigt (Ulm 1624), S. 23, bzw. aus der Auflage von 1632, wo der Fehler nicht korrigiert wurde, vgl. Kirchweih= oder Orgel=Predigt (Leipzig 1632), S. 249. Gemeint ist eigentlich die Stelle: Praetorius, Syntagma musicum 2 (1619), S. 92.
  64. Zitiert nach: Vlmische Orgel Predigt (Ulm 1624), S. 39f.

Letzte Änderung dieses Dokuments am 26. Januar 2022.

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