Icon

Orgelpredigt

Start → Register → Predigten → E000090: Organolustria Evangelico-Stambachiana (Hof 1660)

a Organolustria Evangelico-Stambachiana (Hof 1660)

Einführung in die Edition

Historischer Hintergrund

Lc PredigtautorSaher, Johann Conrad (1629–1689) Johann Conrad Saher hielt am XII. Sontag nach Trinitatis des Jahres 1660 eine Einweihungspredigt für die Ld OrgelStammbach, Marienkirche, N.N.-Orgel 1649 Orgel in der Le Geographicumg Gebäude: Stammbach, Marienkirche Pfarrkirche zu Le Geographicumf Ort: Stammbach Stammbach, seiner ehemaligen Pfarrgemeinde. Den Anlass dieser Festpredigt bildete nicht der Einbau eines neuen Instruments; man war vielmehr zusammen gekommen, um das ohnlengsten [...] schön außstaffirt= und gemahlte [...] Orgel=Wercklein auff gut Evangelisch einzuweihen[1]. Nach Sahers Angabe dürfte die Orgel bereits 1649 gebaut worden.[2] Er schildert auch den Gutthätigen Stiffter [...]/ einen frommen Gottliebenden jungen Gesellen/ welcher auff seinem Kreiß=Bettlein unterschiedliche Gottes=Häuser/ als das zu Wirßperg/ Schorgast/ und dann zuförderst das hießige zu Stambach wohl bedacht/ und sonderlich anbefohlen/ daß man nach seinem Todt von seiner Verlassenschafft ein ziembliches Stück Geld nehmen/ und dasselbe zu Verfertigung eines Orgel=Wercks unserem Gottes=Hauß zuwenden solle; davon wir/ wie wohl nicht alles/ jedoch so viel bekommen/ daß man dieses Wercklein hat können verfertigen lassen.[3]

Tatsächlich lässt sich der Vorgang dieser Stiftung quellenmäßig belegen. Erhalten hat sich das Testament des Lb PersonMentzel, Johannes (–1644) Johannes Mentzel, das dieser am 27. Januar/6. Februar 1644 auf dem Totenbett diktiert hatte. Der offenbar noch junge, unverheiratete Mann, dessen Eltern ebenfalls verstorben waren und der nun ohne weitere Verwandtschaft im Besitz eines größeren Bauernhofs war, formulierte an zweiter Stelle seines letzten Willens: Will Jch in die Stambacher Kirchen, den Gottesdienst zu ehren eine Orgel Vorschiessen, darzu wende ich acht Stück Rindthier, alß fünff Ochßen. 2 große. 2. Zweyjährige. 1. jährig kälblein 2. Kühe, und 1. [unleserlich] Kalb.[4] Der Kranke verstarb wenige Tage darauf. Das Nachlassverzeichnis datiert vom 5. Februar 1644 (alten Stils). Es gibt Einblick in den Besitz eines wohlhabenden landwirtschaftlichen Unternehmens der Zeit, das neben diversem Gerät vor allem Vieh und Naturalienvorräte aufweisen konnte. Die Auseinandersetzung um das Erbe zog sich noch bis in den April 1645 und kann hier als juristischer Vorgang nicht weiter beleuchtet werden. Über den Bau der Orgel finden sich in dieser Akte leider keine weiteren Anhaltspunkte. Die Jahresangabe in der Orgelpredigt legt nahe, dass der Bau des neuen Instruments 1649 erfolgte. Näheres ist darüber bislang nicht bekannt.

Die Beeinträchtigungen des Lm Ereignis1618–1648: Dreißigjähriger Krieg Krieges mögen 1649 zur Folge gehabt haben, dass der Einbau der neuen Orgel in keinem besonders feierlichen Rahmen stattfinden konnte. Erst später fand man die Mittel, das Instrument auch mit einem Prospekt und schönen Verzierungen auszustatten. Da der Predigtanlass diese Verschönerung des Instruments war, lenkte der Autor den Blick seiner Zuhörer auch auf die Bilder, die den Orgelprospekt neuerdings schmückten. Er beschreibt knapp fünf biblische Darstellungen: die 24 Ältesten, die mit ihren Harfen vor Gottes Thron musizieren; die Posaunen vor Jericho; die musizierenden Frauen, die David nach seinem Sieg über Goliath empfangen; den Zug der Bundeslade geführt vom singenden und tanzenden David; die Posaune blasenden Engel am Tag des Jüngsten Gerichts.[5] Dies dürften die einzigen erhaltenen Hinweise zum Aussehen der ehemaligen Stambacher Orgel sein.

Ermöglicht hatte die Maßnahme offenbar die Obrigkeit der Stadt. In der Widmung aufgelistet sind so der Stadtvoigt sowie sämtliche vier Bürgermeister und zehn Ratsangehörige des Ortes. Aber auch andere Stifter scheinen geehrt worden zu sein, und zwar durch Symbole direkter Präsenz im Kirchenraum. Als Zeichen der Anerkennung sollte so Johannes Mentzels Conterfey und Bildnüß zum stets währendem Gedächtnüß seiner Mildthätigkeit/ in unserer Kirchen/ so lang dieselbe stehen mag/ angehefftet verbleiben.[6] Saher erwähnt auch, dass die Namen der anderen Spender am Chor angebracht worden waren: Wolte aber gleichwohl jemand wissen/ durch was Hülff und Mittel diese unsere Orgel mit so schönen Biblischen Figuren und andern Zierrathen außstaffieret und gemahlet worden sey? Der höre nach geendeter Predigt darauff/ so wird er vom Chor ablesend vernehmen/ was für gutthätige Seelen sich gefunden/ welche eine reiche Beysteuer darzu gethan[7].

Anders als die Mehrzahl der Orgelpredigtautoren hielt Saher seine Kanzelrede über das reguläre Sonntagsevangelium nach Markus 7,31-37. Die Heilung des Taubstummen spielt daher eine wesentliche inhaltliche Rolle in seinen Ausführungen. Ausführlich erörtert er diesen Text. Unser Dank gilt Dr. Elia Marinova (Sofia) für die Übertragung der griechischen Begriffe und ihre Erläuterungen zu einigen erklärungsbedürftigen sprachlichen Fragen. Insgesamt legt Saher eine gründliche Kenntnis der alten Sprachen an den Tag.

Erst an zweiter Stelle erhält der Leser Informationen zur Geschichte der Orgel. Saher gehört einer Generation von Theologen an, die sich dabei bereits stark an vorhandene Modelle anlehnen konnte. Er repräsentiert einen Rezipienten, für den sich ein ausschließlicher Rekurs auf Lc PredigtautorDieterich, Conrad (1575–1639) Conrad Dieterichs La OrgelpredigtVlmische Orgel Predigt (Ulm 1624) M Orgelpredigt nachweisen lässt.[8] Dieser Text genügte im Rahmen seinerPredigtsituation vollkommen, um einige passende Bemerkungen aus dem Gebiet der Musik zu platzieren.

Quellenbeschreibung

Die Orgelpredigt ist in einer Auflage erschienen, von der heute zwei Exemplare nachweisbar sind. Die Edition orientiert sich am Münchner Exemplar des Werks, das auch digitalisiert zugänglich ist. Der Druck im Quartformat besteht aus 4 Bögen (A-D). Die Paginierung beginnt nach drei gezählten, aber unpaginierten Seiten auf Seite 4 und geht bis Seite 31. Der Druck besitzt die Kolumnentitel Christliche (gerade Seiten) und Orgel=Predigt. (ungerade Seiten). Sie werden in der Edition nicht abgebildet.

Saher verwendet für seine Kommentare Marginalien. Neben den üblichen Bibelstellenhinweisen finden sich hier auch einige ausufernde Anmerkungen mit Literaturhinweisen und Erläuterungen, die mitunter den seitlichen Raum des Blattes sprengen und in der Fußzeile oder auf der folgenden Seite fortgesetzt werden.[9] In der Edition wurde versucht, die Kommentare lesefreundlich zu platzieren.

Lucinde Braun

Einzelanmerkungen

  1. Organolustria Evangelico-Stambachiana (Hof 1660), S. 5.
  2. Vgl. Organolustria Evangelico-Stambachiana (Hof 1660), S. 25.
  3. Organolustria Evangelico-Stambachiana (Hof 1660), S. 25.
  4. Vgl. Menkelsches Legat für Pfarrei Stammbach, Staatsarchiv Bamberg, Markgraftum Brandenburg-Bayreuth, Hofkammer Nr. 10156, FA 2020/311. Für Informationen zu dieser Quelle und die Bereitstellung von Digitalisaten danken wir herzlich Herrn Dr. Johannes Haslauer, Archivoberrat und Stellvertretender Leiter des Staatsarchivs Bamberg.
  5. Vgl. Organolustria Evangelico-Stambachiana (Hof 1660), S. 26-28.
  6. Organolustria Evangelico-Stambachiana (Hof 1660), S. 26.
  7. Organolustria Evangelico-Stambachiana (Hof 1660), S. 28f.
  8. Vgl. die Zitate in Organolustria Evangelico-Stambachiana (Hof 1660), S. 10-12, 29-30.
  9. Vgl. Organolustria Evangelico-Stambachiana (Hof 1660), S. 8, 15-16, 18, 19.

Exemplare

München, Bayerische Staatsbibliothek (D-Mbs): 4 Liturg. 697 ah Beibd. 3

urn:nbn:de:bvb:12-bsb10989635-9

urn:nbn:de:bvb:12-bsb00037323-6

Das Werk ist Teil eines Bandes mit Orgelpredigten aus dem Besitz von Lb PersonZahn, Johannes (1817–1895) Johannes Zahn[1]. Von diesem Exemplar sind zwei Digitalisate verfügbar, ein schwarz-weißes vom Mikrofilm und ein farbiger Scan, der im Zuge der von Google unterstützen Digitalisierungsmaßnahmen angefertigt wurde. Im modernen Scan sind die zahlreichen Eintragungen, die Johannes Zahn mit Blaustift vorgenommen hat, besonders gut zu erkennen.

Erlangen-Nürnberg, Universitätsbibliothek (D-ERu): H00/4 THL-XVIIII 91 m

Dieses Exemplar wurde im Rahmen der Edition nicht eingesehen.

Lucinde Braun

Einzelanmerkungen

  1. Siehe ausführlich zur Anlage und Provenienz dieses Bandes in der Beschreibung des Münchner Exemplars von Lc PredigtautorTheodoricus, Hieronymus (1562–1634) Hieronymus Theodoricus‘ La OrgelpredigtCorona Templi (Nürnberg 1621) M Orgelpredigt.

Portaldaten

Dieser Datensatz ist in folgenden Einträgen des Portals verknüpft:

Letzte Änderung dieses Dokuments am 26. Januar 2022.

Wenn Ihnen auf dieser Seite ein Fehler oder eine Ungenauigkeit aufgefallen ist, so bitten wir um eine kurze Nachricht an