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Orgelpredigt

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a Olearius, Johannes: Das fröliche Hallelujah (Halle 1667)

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y Bibelstellen (79)

  • 1 Chronik 30
  • 1 Johannes 1
  • 1 Johannes 5
  • 1 Korinther 13,1
  • 1 Korinther 3,16–17
  • 2 Korinther 12
  • 2 Korinther 12,4
  • 2 Könige 19,22
  • 2 Samuel 11,23
  • 2 Samuel 23,20
  • Daniel 10,13
  • Daniel 12,3
  • Daniel 6,22
  • Epheser 5,19
  • Exodus 15,2
  • Exodus 17,11
  • Exodus 35,30–35
  • Ezechiel 23,9
  • Genesis 1,14
  • Genesis 2
  • Genesis 4,21
  • Genesis 7,18
  • Ijob 30,31
  • Jakobus 1,17
  • Jeremia 9,23
  • Jesaja 12,2
  • Jesaja 26,4
  • Jesaja 29,23
  • Jesaja 40,15
  • Jesaja 40,29
  • Jesaja 55,8–9
  • Jesaja 6,3
  • Jesaja 7,14
  • Johannes 14,23
  • Klagelieder 1,16
  • Levitikus 19,2
  • Lukas 18,10–12
  • Lukas 2,13
  • Lukas 2,52
  • Matthäus 11,29
  • Matthäus 18,20
  • Matthäus 28,20
  • Matthäus 4,10
  • Matthäus 6,9
  • Offenbarung 19,1
  • Offenbarung 19,1–5
  • Psalmen 10,3
  • Psalmen 103
  • Psalmen 103,2
  • Psalmen 104,2–3
  • Psalmen 117
  • Psalmen 118,25
  • Psalmen 128,1–2.4–6
  • Psalmen 136,1
  • Psalmen 137
  • Psalmen 14,3
  • Psalmen 148,4
  • Psalmen 150
  • Psalmen 150,1
  • Psalmen 150,1–6
  • Psalmen 150,3–4
  • Psalmen 150,4
  • Psalmen 150,4–5
  • Psalmen 150,6
  • Psalmen 151
  • Psalmen 16,11
  • Psalmen 19,2
  • Psalmen 25,8
  • Psalmen 6,3
  • Psalmen 63,6
  • Psalmen 68,5
  • Psalmen 71,22
  • Psalmen 73,3
  • Psalmen 75,5
  • Psalmen 84,2
  • Psalmen 87,7
  • Psalmen 89,9
  • Psalmen 94,7
  • Richter 14,4

[[A1r]]

Titel

Das fröliche
Hallelujah
Auß dem Ly BibelstellePsalmen 150 CL. Psalm/
Bey Christlicher Einweihung
deß schönen Neuerbaueten
Ld OrgelHalle, Dom, Christian Förner-Orgel 1667 Orgelwercks/
in der Fürstlichen S[ächsisch] M[agdeburgischen]
Le Geographicumg Gebäude: Halle (Saale), Dom Dom=Kirchen
zu Le Geographicumf Ort: Halle (Saale) Halle
den XVIII. Octobris, Anno 1667.
betrachtet
von
Lc PredigtautorOlearius, Johannes (1611–1684) Johanne Oleario, D.
Fürstl[ich] S[ächsisch] M[agdeburgischen] OberHoff=Prediger/ Kirchen=
Rath und General Superintendenten.
Gedruckt bey Christoph Salfelden.

[[A1v]]

Widmung

Dem Hochwürdigsten/ Durchlauchtigsten Fürsten und Herrn/ Herrn Lb PersonAugust von Sachsen-Weißenfels (1614–1680) Augusto,

Postulirten Administratorn deß Primat und Ertz=Stiffts Magdeburg/ Hertzogen zu Sachsen/ Jülich/ Cleve und Berg/ Landgrafen in Thüringen/ Marg=Grafen zu Meissen/ Ober= und Nieder=Laußnitz/ Grafen zu der Marck/ Ravensberg und Barby/ Herrn zu Ravenstein.

Meinem gnädigsten Fürsten und Herrn/

[[A2r]]

Wünsche ich
Von dem Grundgütigen Gott
Vater/ Sohn und heiligem Geist
bey langem Leben/
beständiger Gesundheit und Friedlichen Regierung/
alles gesegnete Fürstliche
Wolergehen/
Damit Jhre Fürstl[iche] Durchl[aucht] sambt Dero
Hohen Fürstl[ichen] Hause
nicht allein hier viel Zeit und Jahr
die schönen Gottesdienste deß Herrn
in Dero mit großen Kosten
erneuerten/
reichlich begabten
und herrlich gezierten
Le Geographicumg Gebäude: Halle (Saale), Dom Gottes=Hause
mit frölichem Hertzen und Munde anschauen und fortstellen/

[[A2v]]

Sondern auch endlich
nach glücklich erreichtem
höchsten Alter/
voll Lebens/ Reichthum und Ehre
(Ly Bibelstelle1 Chronik 30 1. Chronic. 30.)
Zu der Himmlischen Music
aller Engel/ Ertz=Engel und Außerwehlten
Kinder Gottes gelangen/
und mit Lb PersonDavid (fl. 1000 v. Chr.) David sagen
mögen:
Mein Leib und Seel freuet sich in dem
Herrn meinem Gott/[1]
bey welchem Ly BibelstellePsalmen 16,11 ist Freude die Fülle
und liebliches Wesen zu seiner
Rechten ewiglich.

Welchen täglichen Wunsch und Gebet
ich bey unterth[äniger] Ubergebung
dieser Predigt
hertzlich wiederhole

J[hrer] F[ürstlichen] D[urchlaucht]
unabläßiger getreuer
Vorbitter bey Gott

den 18. Octobr[is] 1667.

Johannes Olearius, D.

[A3r]

J[n] N[omine] J[esu]

Wann der heilige Lb PersonJohannes (Offenbarung) Johannes einen schönen Freudenblick thut in die Herrligkeit deß ewigen Lebens/ und uns davon kürtzlich Bericht geben wil/ so fasset er die unaußsprechliche Himmels=Freude/ verba ἄῤῥητα JÜbers.: unaussprechliche.,[2] Ly Bibelstelle2 Korinther 12,4 2. Cor. 12/ 4. mit einem eintzigen Wort/ und spricht/ Ly BibelstelleOffenbarung 19,1–5 Offenb. 19/ 1.5. es werde daselbst gehöret das immerwärende Hallelujah.

Weil denn wir auch sambt und sonders billich ein hertzliches Verlangen noch diese Stunde haben/ dermaleins ewig in unaufhörlicher Freud und Seligkeit solches anzuhören/ als seynd wir an dem heutigen Freuden=Tage im Namen Gottes versammlet/ hiervon fernere Nachricht auß Gottes Wort/ zu seiner Ehre und unser seeligen Erbauung/ zu vernehmen/ wozu wir deßwegen den Allerhöchsten und seine Gnade/ Hülffe und Beystand deß heiligen Geistes demüthig ersuchen wollen durch ein gläubiges und andächtiges Ly BibelstelleMatthäus 6,9 Vater unser.

Text.

Der 150. Psalm.

Ly BibelstellePsalmen 150,1–6 Hallelujah.
Lobet den Herrn in seinem Heilgthum/ lobet Jhn in der Feste seiner Macht. Lobet Jhn in seinen Thaten/ lobet Jhn in seiner grossen Herrligkeit. Lobet [[A3v]] Jhn mit Posaunen/ lobet ihn mit Psalter und Harffen. Lobet Jhn mit Paucken und Reihen/ lobet Jhn mit Seiten und Pfeiffen. Lobet Jhn mit hellen Cymbeln/ lobet Jhn mit wolklingenden Cymbeln. Alles was Odem hat/ lobe den Herrn/ Hallelujah.

Eingang.

Alldieweil allen und ieden rechtschaffenen Christen/ so von ihrem Herrn und Haupt Christo Jesu den Namen haben/ gebühret/ daß sie sich die güldene Lebens=Regul ihres Heylandes iederzeit vorstellen/ Matth. XI. Ly BibelstelleMatthäus 11,29 Discite à me, Lernet von mir. So will sichs auch nicht anders geziemen/ als daß sie universum vitae curriculum, den gantzen Lebenslauff ihres Erlösers unabläßig vor Augen haben: Wobey sich denn alsbald in der zarten Kindheit unsers Seeligmachers finden Augusta salutis initia, der herrliche Anfang zu alle dem/ was zu unser Erlösung und Seeligkeit/ nechst der freudenreichen Geburt unter dem Römischen Keyser Augusto durch Lehren/ Thun und Leiden geschehen solte. Denn es bleibt dabey: Propter nos homines & propter nostram salutem descendit de Coelis & incarnatus est de Spiritu sancto, umb uns Menschen und umb unser Seeligkeit willen ist Er vom Himmel kommen/ und ein warer Mensch worden.[3]

[[A4r]]

Worauff denn alsbald erfolget Augusta salutis incrementa, das tägliche Wachsen und Zunehmen deß jenigen/ so zu obgesetzten Zweck dienen solte/ dahin denn auch zielet das denckwürdige Wörtlein Luc. 2/ 52. προέκοπτε JÜbers.: nahm zu., Ly BibelstelleLukas 2,52 Jesus nahm zu an Weißheit/ Alter und Gnade bey Gott und den Menschen. Und eben hierinnen finden wir

Ideam Christiani Augustissimam,

Ein herrliches unvergleichliches Muster deß schuldigen Wachsens und Zunehmens waarer Christen/ und ihres Gottgefälligen Christenthums. Non defectus sed profectus, non retrogredi sed pergere, non decrementa, sed incrementa Christianum decent.[4] Hier gilts nicht stille stehen/ zurück gehen/ oder mit Loths Weibe zurück sehen/ sondern fortgehen/ zunehmen/ wachsen und Früchte bringen/ zu Gottes Ehre und deß Nechsten Auffnehmen/ ist der waren Christen Eigenschafft.

Und dessen erinnern wir uns billich an dem heutigen Freuden=Tage/ an welchem nunmehr vor XXIX. Jahren Anno 1638. die Solennis Introductio, und der erwünschte Regierungs Anfang/ Lb PersonAugust von Sachsen-Weißenfels (1614–1680) Principis Augusti, unserer gnädigsten hohen Landes=Obrigkeit/ im Nahmen der heiligen hochgelobten Dreyeinigkeit geschehen/[5] Wir erkennen dabey unsere Schuldigkeit/ mit Dancken/ und sagen: Ly BibelstellePsalmen 103,2 Lobe den Herrn meine Seele/ und vergiß nicht/ was er dir guts gethan hat/ Ps. 103. Ly BibelstellePsalmen 136,1 Dancket dem Herrn/ denn er ist freundlich/ denn seine Güte weret ewiglich. Psalm. 136.

Wir erkennen unsere Schuldigkeit mit Beten/ und sagen von Grund unserer Hertzen/ zu dem Herrn aller Herren/ und Könige aller Könige: Gib unserm Lb PersonAugust von Sachsen-Weißenfels (1614–1680) Fürsten und aller Obrigkeit/ Fried und gut Regiment/ daß wir unter ihnen ein geruhiges und stilles Leben führen mögen in aller Gottseligkeit und Erbarkeit!

[[A4v]]

Wir erkennen unsere Schuldigkeit mit Wünschen/ und wünschen von Grund unserer Hertzen langes Leben/ gute Jahr und Fried/ Unserm gnädigsten Fürsten und Landes=Vater/ und sprechen einmüthiglich: Ly BibelstellePsalmen 118,25 O Herr hilff/ O Herr laß wol gelingen! Psalm. 118.

Wir erinnern uns auch darbey billich/ welcher maßen uns vor Augen stehen

Augusta Incrementa, das erwünschte Auffnehmen Augusti Principis, unsers hochwerthesten Landes=Vaters/ und wünschen/ Gott wolle ferner Jhr[o] Fürstl[iche] Durchl[aucht] und dero hohes Hauß gnädiglich segnen/ absonderlich aber samt dero hertzvielgeliebten Lb PersonAnna Maria von Mecklenburg (1627–1669) Fürstl[ichen] Gemahlin/ denen sämtlichen Fürstl[ichen] Herren und Fräulein/ als hochwerthen Rauten=Zweigen/ alles gesegnete Fürstliche Wolergehen reichlich verleihen/ damit Sie hiernechst an denselben sambt und sonders die unaußsprechliche GroßVäterliche und GroßMütterliche Freude sehen/ und männiglich mit Freuden zu sagen verursachen mögen; Ly BibelstellePsalmen 128,1–2.4–6 Wol dem/ der den Herrn fürchtet/ und auff seinen Wegen gehet/ wol dir/ du hast es gut. Siehe/ also wird gesegnet der Mann/ der den Herrn fürchtet. Der Herr wird dich segnen auß Zion/ daß du sehest das Glück Le Geographicumf Ort: Jerusalem Jerusalem dein Lebenlang/ und sehest deiner Kinder Kinder/ Friede über Le Geographicumh Territorium: Israel Jsrael! Psalm. 128.

Wir erkennen ferner billich an dem heutigen Tage Augusta Incrementa, das erfreuliche Wachsen und Zunehmen

Augusti regiminis, deß von Gott gesegneten Regiments/ welches wir so viel Jahr/ Gott Lob/ erfreulich empfunden. Denn so nöthig dem Menschen sein Haupt/ Augen/ Ohren/ Hände und Füsse sind/ so nöthig dem Leibe die Seele/ [B1r] so nöthig einer Stadt ihre Mauren sind/ so nötig und viel nötiger ist auch Christliche Obrigkeit ihren getreuen Unterthanen/ welche dannenhero billich wie zu Lb PersonDaniel Daniels Zeiten wünschen:

Vivat! Vivat! Vivat!
Augustus!
Ly BibelstelleDaniel 6,22 Gott verleyhe dir langes Leben!

Der Allerhöchste/ welcher diese Fürstl[iche] Regierung mit so unzehlichen Wolthaten/ absonderlich aber mit so reicher Vermerhung der herrlichen Erblande bißher gesegnet/ gebe ferner seine Gnade und reichen Segen/ und mache unsern gnädigsten Fürsten und Herrn bey allen Fürstlichen Nachkommen

Exemplum Principis Benedicti,

Zu einem denckwürdigen Exempel eines gesegneten Regenten/ hier zeitlich und dort ewiglich/ welcher sey Felix Imitator incomparabilis Lb PersonAugust von Sachsen (1526–1586) Augusti Electoris Saxoniae, Principis verè immortalis, Ein erwünschter Nachfolger aller Christlichen Regenten Tugenden deß unvergleichlichen Churfürstens und unsterblichen Hertzogs Lb PersonAugust von Sachsen (1526–1586) Augusti zu Sachsen.

Wir bedencken hiernechst auch billich Augusta Incrementa
Augustae Aedis,

Das erwünschte Auffnehmen dieser gegenwärtigen Fürstl[ichen] Kirchen/ denn es ist dieses Le Geographicumg Gebäude: Halle (Saale), Dom Gottes=Hauß/ nachdem es etwa vor anderthalb hundert Jahren/ von dem Lb PersonAlbrecht von Brandenburg (1490–1545) Cardinal Alberto erbauet/[6] und mit mancherley vergeblichen Heiligthümern/ [deren vermeynte Krafft und Ablaß sich allein biß über 39000. mal tausent Jahr/ besage eines absonderlichen Anno 1520. gedruckten Lr QuellenHeiltumsbuch Halle (1520) M Berichts erstrecken solte/] und andern Mißbräuchen erfüllet worden/[7] endlich durch Göttliche Verleyhung verbessert/ und da es zuvor zum heiligen Creutz genant/ der [[B1v]] heiligen hochgelobten Dreyeinigkeit zu Ehren erneuert worden/ den 18. Augusti, Anno 1589. besage der folgenden an diesem Predigstul verzeichneten Wort: Repurgatum, Renovatum, Consecratumqve S. S. Trinitati XV. Calend[is] Septembris, Anno 1589.[8]

Nachdem aber im 1629. und folgenden Jahren sich auffs neue die vorigen Greuel und Jrrthum in dieser Kirchen wieder finden wollen/ so hat unser gnädigster Lb PersonAugust von Sachsen-Weißenfels (1614–1680) Fürst und Herr/ als zuvor Anno 1631 solches Unwesen wieder abgeschafft/ alsbald bey Antritt dero glücklichen Landes=Regierung/ nichts unterlassen/ was zur gebührenden Anstalt/ Erhaltung und Fortpflantzung deß waren Gottesdiensts nötig gewesen.

Es bezeugets ja unter andern insonderheit

dieser Predigstul/

welcher zuförderst mit der reinen Evangelischen Lehre und dero Außbreitung durch ordentlich darzu beruffene und bestellte Prediger ist versorget/ und im 1650. Jahre/ zum Andencken deß erlangten Lm Ereignis1649–1650: Nürnberger Exekutionstag Deutschen Friedens/ neben dem gegenüberstehenden Fürstlichen Kirch=Stüblein mit einem schönen Ornat und Decke gezieret worden.

Es bezeugets hiernechst

der herrliche schöne Altar/

welcher im 1662. Jahr erbauet/ mit kostbaren Zierath/ silbernen Leuchtern/ und übergüldeten Gefäßen versehen/ und am ersten Sontage deß Advents/ Christlichem Gebrauch nach/ ist eingeweihet/ und zur Handlung deß hochwürdigen Abendmals vor Jhre Fürstl[iche] Durchl[aucht] und dero Hoffstatt gebrauchet worden.[9]

Es bezeugets endlich auch

das schöne neuerbauete Orgelwerck/

welches/ nachdem das vorige etwa vor hundert Jahren hinweg gebracht/ und ein kleines Wercklein zum nothwendigen Ge= [B2r] brauch verfertiget war/ numehr von grund=auß samt aller Zubehörung neu erbauet ist/ dergestalt/ daß es alle/ so dasselbe sehen und hören/ zur Verwunderung bewegen/ und von allen der Kunst verständigen diese Uberschrifft mit Ruhm erlangen kan:

Plus virtute qvàm mole,
Hier ist mehr künstliche Güte als ungeheure Größe.

Sintemal das schöne ansehnliche Gebäude/ die kostbaren mit ungewöhnlichem Fleiß verfertigten Stimmen/ die ordentliche Einrichtung und dergleichen/ zwar ihr gebührendes Lob dabey behalten/ allein die vortreffliche Harmonia und anmuthige Zusammenstimmung der so vielen schönen lieblichen Register/ die erfreuliche Abwechselung/ die künstliche Zubereitung derselben redet vielmehr selbst und saget:

Opus laudat Artificem, Artifex nobilitat opus.
Das Werck lobet den Meister.[10]

Wobey wir uns denn zugleich der schönen harmonischen Einstimmung/ der streitenden und Triumphirenden Kirchen mit Freuden erinnern/ und etlicher maßen abnehmen können/ wie angenehm dem Allerhöchsten sey das Englische Sanctus, Ly BibelstelleJesaja 6,3 Heilig/ Heilig/ Heilig/ Esa. 6. das hier zeitlich anfahende Menschliche Ly BibelstellePsalmen 150,1 Hallelujah/ Lobet Gott in seinem Heiligthum![11] welches dort ewig in unermeßlicher Freude unaußsprechlich zusammen klingen wird.

Und darumb wollen wir auch zu diesem mal mit schuldiger Betrachtung Göttliches Worts/ Gebet/ Singen/ Loben und Dancken/ Gott zu Ehren/ und seiner Christlichen Gemeine zur Erbauung/ dieses herrliche neue Orgelwerck schuldiger maßen einweihen; Worzu uns denn dienet das schöne Hallelujah auß dem itzo verlesenen 150. Psalm/ welcher vom Anfang biß zum Ende nichts anders ist als

[[B2v]]

Paraenesis,

eine denckwürdige Ermahnung zum Lobe Gottes/ darinnen das

Fröliche Hallelujah/

womit sich dieser gantze Psalm anfähet und endet/ reichlich erkläret/ und uns zur seeligen Erbauung vorgestellet wird/ damit wir darauß lernen und einmüthig sagen mögen:

Sprecht Halellujah auß hertzlichem Grunde/
Lobet den Höchsten mit frölichem Munde.
[12]

Gott gebe uns seine Gnade und Seegen darzu umb Jesu Christi willen/ Amen.

Erklärung.

Wann wir nun den vorhabenden 150. Psalm zu unserm Zweck gebührend betrachten wollen/ welcher nichts anders als

Das fröliche Hallelujah

weiset und erkläret/ so findet sich darinnen anfänglich

Θέςις

Der Satz.

Sjntemal die Propositio oder der Vortrag Davids in diesem einzigen Wörtlein bestehet/[13] Hallelujah/ Lobet den Herrn/ denn dieses ist der Titul/ dieses ist der Vortrag/ dieses ist der Jnhalt/ denn dieses ist auch der Schluß dieses gantzen Psalms. Es heist aber Hallelujah nichts anders als Lobet den Herrn. [Hebr.] laudare, laudibus extollere, ita, ut eo, qvod laudas, nitaris, & in eo confidas, Ly BibelstellePsalmen 14,3 Psalm. 14, 3 & Ly BibelstellePsalmen 10,3 10, 3. sicut impius stultè jactando in malitiâ suâ gloriatur, ad insaniam usque seipsum [B3r] extollendo, instar Pharisaei, Ly BibelstelleLukas 18,10–12 Luc. 18. Conf. Ly BibelstellePsalmen 73,3 Ps. 73, 3. & Ly BibelstellePsalmen 75,5 75, 5. Ly BibelstelleJeremia 9,23 Jer. 9, 23. Und hat sein Absehen auf den denckwürdigen tröstlichen Namen Gottes/ welcher heist [hebr.] Jah/ der sonst zwar von dem Namen Jehova unterschieden/ als zu sehen Ly BibelstelleJesaja 12,2 Esa. 12 2. Ly BibelstelleJesaja 26,4 cap. 26, 4. da sie beyde zusammen gesetzt werden. Er ist aber dennoch gleichsam ein kurtzer Begriff desselben/ stehet auch einig und allein dem Allerhöchsten zu/ welcher allein heisset Herr oder Jah/ Ly BibelstellePsalmen 68,5 Psalm. 68/5. wie dieser und andere Lobgesänge/ als im Ly BibelstelleExodus 15,2 2. B. Mos. 15/ 2. Ly BibelstellePsalmen 89,9 Psalm 89/ 9. Ly BibelstellePsalmen 94,7 Psalm. 94/ 7. außweisen. Sintemal dieser Name uns insonderheit führet auff das unendliche/ unvergleichliche Göttliche Wesen/ zuförderst aber auf seine Väterliche Vorsorge/ Gnade und Barmhertzigkeit/ deßwegen ihm auch allein das schuldige Lob und Preiß gebühret/ wie uns das fröliche Hallelujah dahin weiset/ Ly BibelstellePsalmen 117 Psalm. 117. bey dessen Wiederholung wir billich an die ewige Himmels=Freude und an das unauffhörliche Rühmen und Dancken aller heiligen Engel und seligen Menschen im ewigen Freuden=Leben zu gedencken/ auß dem 19. Cap. der Offenbarung Johannis vers 1. da die Stimme der grossen Schaaren im Himmel angeführet wird/ Ly BibelstelleOffenbarung 19,1 Hallelu Jah/ Heil und Preiß/ Ehre und Krafft sey Gott unserm Herrn.

Wenn aber David diesen Psalm also anhebet [hebr.] Lobet den Herrn El den starcken Gott/ so erinnert er uns zugleich/ daß dieses ebenmäßig sey ein Majestätischer Name deß Allerhöchsten/ welcher/ so offt Er als von einem wesentlichen Herrn/ ohne einige Bedingung oder Verminderung gebraucht wird/ einig und allein dem waren lebendigen Gott zustehet/ und keiner Creatur/ nemlich nach der eigentlichen Redensart der heiligen Schrifft/ ob gleich sonst seine Bedeutung/ welche auf eine sonderbare Krafft und Stärcke ihr Absehen hat/ auf gewisse maße auch andern Dingen zugelegt wer= [[B3v]] den kan/ die doch deßwegen von dem einigen waren Gott/ dem wesentlichen Ursprunge aller erschaffenen Krafft und Stärcke/ so weit/ als der Himmel von der Erden/ unterschieden bleiben/ (wider der Photinianer Verfälschung.)

Und weil von diesem Namen Gottes ihren Ursprung haben 1. der Name Michael/ Wer ist wie Gott? Ly BibelstelleDaniel 10,13 Daniel 10, 13. 2. der Name Jmmanuel/ Gott mit uns/ Ly BibelstelleJesaja 7,14 Esa. 7/ 14. welche unserm Heylande Christo Jesu zugeeignet werden; So haben wir hierbey zugleich den Hertz=erqvickenden Trost zu mercken/ daß umb dieses unsers Erlösers und Seligmachers willen/ der Gott alle Stärcke auch noch bey uns und zu unser Zeit seine Krafft werde lassen in den Schwachen mächtig seyn/ Ly Bibelstelle2 Korinther 12 2 Cor. 12. und so offt wir hertzlich seufzen und sagen: Ly BibelstellePsalmen 6,3 Herr sey mir gnädig/ denn ich bin schwach/ heile mich Herr/ Psalm. 6. Lw Musikwerkanonym: Ich ruf zu dir, Herr Jesu Christ (1526/1527) Jch liege im Streit und widerstreb/ hilff O Herr Christ den Schwachen:[14] Uns den Nachdruck seiner warhafftigen Verheissung empfinden lassen/ Esa. 40/ 29. Der Herr/ der ewige Gott/ Ly BibelstelleJesaja 40,29 giebt den Müden Krafft und Stärcke gnug den Unvermögenden. Die auf den Herrn harren/ kriegen neue Krafft/ daß sie lauffen und nicht matt werden/ daß sie wandeln und nicht müde werden.

Und bleibet demnach die Meynung dieses Vortrags folgende: Lobet den Herrn den ewigen Gott/ den warhaftigen/ gütigen/ unendlichen/ unsterblichen/ allwissenden/ allmächtigen starcken Gott/ Lobet den Herrn euern Schöpffer/ Vater und Erhalter/ als seine getreue Creaturen und gehorsame Kinder/ Lobet den Herrn euern Erlöser/ als seine theuer erkaufte Gliedmassen/ Lobet den Herrn euern Tröster und Heiligmacher/ als seine heilige Wohnung und [[B4r]] Tempel/ welcher euch deßwegen eine vernünfftige Seele/ einen lebendigen Odem/ eine vernehmliche Sprache/ sampt dem Hertzen und der Zunge gegeben/ und zu dem Ende erschaffen/ ja mit so vielen unzehligen Wolthaten täglich überschüttet/ damit nechst dem Himmel und Erde/ sambt den Engeln/ der vernünfftige Mensch seinen Schöpffer/ Erlöser und Heiligmacher/ beständig lobe/ und sein Hallelujah hier im Reich der Gnaden erfreulich anstimmen/ und im Reich der Ehren unauffhörlich fortstellen könne. Ja eben zu dem Ende hat auch der allein weise Gott so vielen Künstlern die Weißheit und sonderbare künstliche Erfindung ins Hertz gegeben/ wie dem Lb PersonBezaleel Bezaleel und Lb PersonAhaliab Ahaliab Ly BibelstelleExodus 35,30–35 2. Buch Mos. 35/30.35. daß es mit Warheit heißt:

Qvot Artifices, tot artificia,[15]

Ein ieder Künstler hat seine sonderbare Arth/ seine sonderbare Griffe/ seine sonderbare Kunststück/ und wenn man ihr gleich tausent und aber tausent hören solte/ mit der Zungen/ mit ihrer Stimme/ mit ihrer Hand/ mit Musicalischen Werckzeugen/ Orgeln und dergleichen/ Gott zu Ehren ihre Geschickligkeit erweisen/ so wird man an einem ieden etwas sonderliches finden/ und wird iederzeit war bleiben/ daß der Comparativus oder die Vergleichung alle Sachen erhöhen/ vermehren/ verendern oder vermindern könne.

Nechst diesem angeführten Satz folget nunmehr ferner

Εκτέςις

Der Fort=Satz.

oder die denckwürdige Confirmation und Erklärung deß frölichen Hallelujah. Wobey uns David fundamentum die [[B4v]] Bestätigung weiset (1.) warumb wir unserm Gott das schuldige Hallelujah anzustimmen. Alldieweil Er 1. ist Sanctus der Allerheiligste/ [hebr.] welche Heiligkeit er uns selbst zeiget in seinem warhafftigen Worte/ wenn er spricht: Ly BibelstelleLevitikus 19,2 Jch bin heilig/ 3. B. Mos. 19/ 2. Ly Bibelstelle2 Könige 19,22 der Heilige in Jsrael/ 2. B. Kön. 19/ 22 Ly BibelstellePsalmen 71,22 Ps. 71/ 22. Ly BibelstelleJesaja 29,23 der Heilige in Jacob/ ES. 29/ 23. das allerreineste/ heiligste und vollkommenste wesentliche Liecht/ Ly Bibelstelle1 Johannes 5 1. Joh. 1/ 5. Ly BibelstelleJakobus 1,17 der Vater deß Liechts/ Jac. 1/ 17. welcher Ly BibelstellePsalmen 25,8 ist gut und fromm/ Psalm. 25/8. bey welchem nicht die allergeringste Finsterniß/ keine παραλλαγὴ JÜbers.: Veränderung. oder Veränderung/ ja auch kein ἀποσκίασμα τροπῆς JÜbers.: Schatten von einem Wechsel. nicht der allergeringste Schatten oder Anzeigung eines veränderlichen Wesens oder Abwechselung der Finsterniß und deß Liechts/[16] der Allwissenheit und der Unwissenheit/ der Warheit und Lügen/ der Heiligkeit und Unheiligkeit anzutreffen. Confer Lb PersonAugustinus, Aurelius (354–430) Augustinum lib. XI. Ln LiteraturAugustinus, De civitate Dei I-XIII (1899) M de Civit. Dei, cap. 21.[17] Es ist aber die wesentliche Heiligkeit deß Allerhöchsten Justitia universalis, eine unvergleichliche/ unermeßliche Rectitudo, Richtigkeit und Frömmigkeit in allem Thun und Lassen/ dergestalt/ daß eben dieselbe ist und bleibet die einige vollkommene Regul/ Maß und Richtschnur aller erschaffenen Heiligkeit und Frömmigkeit/ der Engel und Menschen. Daher Er auch durch Lb PersonMoses Mosen zu den Jsraeliten spricht. Ly BibelstelleLevitikus 19,2 Jhr solt heilig seyn/ denn ich bin heilig/ 3. Buch Mos. 19/2.

Und dahin zielen allhier Davids Wort/ wenn er in unserm Text spricht: Ly BibelstellePsalmen 150,1 Lobet den Herrn in seinem Heiligthumb. Denn wenn der ewige Gott nicht selbst wesentlich heilig were/ so würde Er auch kein Heiligthum haben/ so könte man ihn auch wegen seiner Heiligkeit und in seinem Heiligthum nicht loben: Nachdem aber solches auß angeführten Gründen gewiß und unzweifentlich ist/ so hat auch der allerheiligste Gott sein Heiligthum ins gemein im Reich der Allmacht/ da Er [C1r] sich als ein allgewaltiger/ heiliger und gerechter Gott bey allen seinen Creaturen immerdar erweiset.

Er hat sein Heiligthum im Reich der Gnaden/ da Er das Vorbild Jesu Christi und seiner Kirchen/ die Hütten des Stiffts und den Tempel zu Jerusalem sich heiligte/ und zu seinem Dienst absonderte.

Er hat seine werthe Kirche biß ans Ende der Welt/ die Christus mit seinem theuren Blut gereiniget und geheiliget/ Ly Bibelstelle1 Johannes 1 1. Joh. 1. von welcher er sagt: Ly BibelstelleMatthäus 18,20 Wo Zwey oder Drey versammlet sind in meinem Namen/ da bin ich mitten unter ihnen/ Matth. XVIII. und XXVIII. Ly BibelstelleMatthäus 28,20 Jch bin bey euch alle Tage biß an der Welt Ende.

Er hat sein Heiligthum in dem Hertzen eines ieden gläubigen Menschen/ welche Tempel und Wohnung des Heiligen Geistes sind/ Ly Bibelstelle1 Korinther 3,16–17 1. Corinth. 3. Davon auch unser Heiland selbst sagt: Ly BibelstelleJohannes 14,23 Wer mich liebet/ der wird mein Wort halten/ und mein Vater wird ihn lieben/ und wir werden zu ihm kommen/ und Wohnung bey ihm machen/ Joh. 14.

Daß aber hierauß wegen der Lateinischen Bibel/ Ly BibelstellePsalmen 150,1 Laudate eum in Sanctis ejus, eine Anruffung der Heiligen solte geschmiedet werden können/ wie etliche Päbstler wollen/ davon weiß der Heilige Geist und die gantze rechtgläubige Kirche nichts/ denn diese hält sich an die allgemeine Regul ihres unbertrüglichen Heylandes: Ly BibelstelleMatthäus 4,10 Du solt anbeten Gott deinen Herrn/ und ihm allein dienen/ Matth. 4.

Hiernechst soll auch das fröliche Hallelujah von uns angestimmet werden/ weil unser Gott ist Robustissimus, ein starcker Gott/ darumb sagt David/ Ly BibelstellePsalmen 150,1 Lobet ihn in der Feste seiner Macht. Wobey denn unnöthig ist/ daß wir uns viel bekümmern/ und mit den müßigen Scrupulisten vergeblich [[C1v]] fragen/ was רקיע sey/ στερέωμα JÜbers.: Firmament., res expansa, qvae compacta, firma & stabilis est. רקע rem antea fluidam distendendo & in latum extendendo confirmare, qvemadmodum aes fluidum, dum liqvesit, in latum condensando distenditur, oder die Feste/ denn es ist uns genug/ daß wir wissen/ 1. Gott habe Himmel und Erden dergestalt erschaffen/ daß das Expansum oder deß Himmels=Feste רקיע am andern Tage von der Erden unterschieden worden/ an welchem Himmel (nicht aber in der Lufft) die Sonne/ Mond und Sternen zu befinden/ Ly BibelstelleGenesis 1,14 1. B. Mos 1/ 14 davon der Ly BibelstellePsalmen 104,2–3 104. Psalm vers. 2, 3. zu lesen/ wie auch Lb PersonLuther, Martin (1483–1546) Lutherus über das Ly BibelstelleGenesis 2 2. Cap. deß 1. B. Mos. und von den Wassern oben am Himmel. Ly BibelstellePsalmen 148,4 Psalm 148/ 4.

2. Daß der allmächtige Schöpffer eben durch diese wunderbare Zubereitung seine unvergleichliche unendliche Weißheit/ Macht und Stärcke an den Tag gegeben/ damit so wol die heiligen Engel/ als die Menschen solche erkennen/ und ihn gebührend davor preisen möchten.

3. Daß dieser grosse Gott sey עז, welcher seine unvergleichliche Stärcke und unermeßliche Krafft hat. Daher auch unser Heyland genennet wird Rath/ Krafft/ Held und Stärcke/ so gar/ daß alle Jnsuln/ Menschen und Creaturen gegen ihm zu achten nur wie elende ohnmächtige Heuschrecken/ ja wie ein Stäublein/Ly BibelstelleJesaja 40,15 wie ein Tröpfflein/ so im Eymer bleibet/ und wie ein Schärflein/ so in der Wage bleibet/ Esa. 40/ 15. 16. [hebr.] robur fortitudo animi & vitium, unde Leo κατ’ἐξοχὴν JÜbers.: schlechthin. robustus vocatur Ly BibelstelleRichter 14,4 Judic. 14, 4. der Starcke.

Hierüber ist auch das fröliche Hallelujah anzustimmen/ weil unser Gott ist Potentissimus, der Allmächtige Herr/ der seine Allmacht erweiset im Reich der Allmacht/ Gnaden und Ehren/ denn bey ihm ist virtus, potentia, robur & fortitudo, [C2r] Krafft und Macht/ ja alle Macht/ und alle unvergleichliche Majestät über alle Creaturen/ [hebr.] superior robore, potentiâ, autoritate, principatum obtinens, qvi instar hostis robustissimi alterum subigentis praevaluit, Ly BibelstelleKlagelieder 1,16 Thren. 1, 16. Ly BibelstelleExodus 17,11 Exod. 17, 11. Ly Bibelstelle2 Samuel 11,23 2. Sam. 11, 23. instar aqvarum diluvii, Ly BibelstelleGenesis 7,18 Genes. 7, 18. & Herois Leonem vincentis, Ly Bibelstelle2 Samuel 23,20 2. Sam. 23, 20.

Weiter ist auch das fröliche Hallelujah unserm Gott unabläßig anzustimmen/ wegen seiner grossen Herrligkeit/ welche unermeßlich/ unvergleichlich und unzehlich ist. [hebr.] cum magnitudine copia & multitudo universae perfectionis, respectu tàm qvantitatis, qvàm qvalitatis creatae incomparabilis, ratione scientiae, virtutis, & potentiae. Und weil Er ist [hebr.] der Allerhöchste/ der allermächtigste/ und allervortrefflichste grosse Herr/ groß von Rath und mächtig von That/ besage seiner herrlichen wesentlichen Eigenschafften/ Göttlichen Wercke im Reich der Allmacht/ Gnaden und Ehren/ und darauß entstehenden Ruhms/ Lobes/ Preises und Ehre/ in alle Ewigkeit.

Wolte aber iemand wissen/ wie man doch wol diesen heiligen/ starcken/ allmächtigen höchsten Herrn gebührend loben solte/ so weiset uns solches David dergestalt/ daß er ferner im vorhabenden Psalm anführet[18]

(2.) Methodum, die denckwürdige Anleitung/ welcher maßen solches geschehen solle/ nemlich 1. mit dem Hertzen. 2. mit dem Munde. 3. mit allerley Werckzeugen/ und Instrumenten, so zu dem Göttlichen Lobe und dessen Außbreitung gebührend anzuwenden. Drumb sagt er/ wir sollen Gott loben/ zuförderst mit dem Hertzen/ und hiernechst auch mit dem Munde/ denn wo das Hertz nicht da ist/ wo keine innerliche Andacht verhanden ist/ da wird alles euserliche Reden/ Singen/ Pfeiffen und Musiciren umbsonst und vergebens seyn/ laut der alten Regul:

[[C2v]]

Lr QuellenDecretum Gratiani (1604) M Non vox sed votum, non Musica chordula sed cor,
Non clamor sed amor clangit in aure Dei.
[19]

Jst aber das Hertz als das Fundament und Eckstein deß Göttlichen Lobens richtig/ ist dieses Haupt=Rad an dem geistlichen Uhrwerck tüchtig/ so klinget auch die Glocke deß Mundes lieblich/ Es gefält Gott so wol die Menschliche Stimme/ als der dazu gebrauchte Klang, und Harmoni aller Musicalischen Instrumenten, sie mögen gleich Namen haben wie sie wollen.

Und zu solchem Ende sagt David/ Ly BibelstellePsalmen 150,3–4 Lobet ihn mit Posaunen/ Lobet ihn mit Psalter und Harffen/ Lobet ihn mit Paucken und Reyhen/ Ly BibelstellePsalmen 87,7 Psalm. 87/ 7.[20] Ly BibelstellePsalmen 150,4–5 Lobet ihn mit Seiten und Pfeiffen/ Lobet ihm mit hellen Cymbeln/ Lobet ihn mit wolklingenden Cymbeln: Chald. in Cymbalis tantummodo ipsum sonantibus,[21] oder mit solchen Cymbeln/ welche nicht den Menschen zu gefallen/ sondern allein Gott zu Ehren angestimmet werden.

Wobey denn zu mercken/ daß es unnöthig sey/ vielfältig fragen und scrupuliren, was doch dieses eigentlich vor Instrumenta gewesen/ qvorum una Symphonia, teste Lb PersonAbraham ben Meir ibn Esra (1092–1167) Aben Esrâ, deren David allhier nacheinander gedencket: Da denn etliche solche auß den Jüdischen alten Nachrichtungen/ Geschichten und Gebräuchen/ etliche aber auß den Heyden/ auß dem Lb PersonAthenaios (2. – 3. Jh.) Athenaeo und andern Griechen/ mühselig hervor suchen/ beschreiben und unterscheiden wollen/ Aber gantz vergeblich/ weil auch die Allergelehrtesten unter den Jüden/ und insonderheit Aben Esra gestehen müssen/ man könne durchauß nicht den eigentlichen Unterscheid dieser Dinge heutiges Tages wissen/ Lr QuellenMuis, Opera omnia 1 (1649) M Nullo pacto possunt cognosci haec instrumenta Musica, qvia reperiuntur apud Ismaelitas (Turcas) Idumeis (Romanis seu Christianis) incognita. Hoc mihi visum est annotare ne putes de ejusmodi rebus anxiè esse laborandum,[22] vide Lb PersonAbraham ben Meir ibn Esra (1092–1167) Eundem & Lb PersonMuis, Siméon de (1587–1644) Simeo- [C3r] nem de Muis Lr QuellenMuis, Opera omnia 1 (1649) M h. l. Conf. Lb PersonHieronymus, Sophronius Eusebius (347–420) Hieronymum Epist ad Dardanum,[23] Lb PersonLorin, Jean de (1559–1634) Lorinum & Lb PersonGénébrard, Gilbert (1537–1597) Genebrardum Lr QuellenGénébrard, Psalmi Davidis (1582) M Com. h. l. qvi prolixius haec singula explicare conantur.[24] Tubas, buccinas, Psalterium, nablium, tympanum, chordas, cum Cymbalis, agnoscimus: formam verè harmoniam, & exactam cum hodiernis Musicalibus instrumentis convenientiam ipsi Judaei ignorant.[25]

Es ist aber hierbey der allergrößte Streit/ was doch eigentlich zu verstehen sey/ wenn David sagt: Lobet ihn mit Pfeiffen/ LXX. ἐν ὀργάνῳ [hebr.] adamavit.[26] Ly BibelstelleEzechiel 23,9 Ezech. 23, 9. Unde Organum sive instrumentum Musicum amabile, Ly BibelstelleGenesis 4,21 Gen. 4. 21. Ly BibelstelleIjob 30,31 Job. 30. 31. Organum vocat etiam Lb PersonPagnini, Santi (1470–1536) Pagninus & Lb PersonMercier, Jean (ca. 1515 – 1570) Mercerus in notis ad Lr QuellenPagnini / Mercier, Lexicon hebraicum (1577) M Lex. Pagnini qvi addit: Lr QuellenPagnini / Mercier, Lexicon hebraicum (1577) M Fistulam, vel organum fistulis constans esse putant, dictum, qvod eius lusus voluptate afficiat & amore.[27]

Da es denn gnug ist/ daß wir wissen/ es bedeuten diese Pfeiffen Organum amabile, ein klangbares/ angenehmes/ hellklingendes Werckzeug/ ein Musicalisches Instrument/ welches lieblich und anmuthig lautet. Denn es sey dieses absonderlich beschaffen gewesen wie es wolle/ so können wir uns doch daran begnügen lassen/ daß wir hierbey haben (1.) Principium, die unfehlbare und unbetrügliche Regul/ [wider den Lb PersonZwingli, Huldrych (1484–1531) Zwinglium und andere Orgel=Feinde/ welche der Instrumental-Music hefftig zu wider seyn/ also/ das auß unzeitigem Eyfer zu Le Geographicumf Ort: Ulm Ulm im Le Geographicumg Gebäude: Ulm, Münster Münster Anno 1531. Lm Ereignis1531: Orgelsturm im Ulmer Münster zweene kostbare herrliche Orgeln erbärmlich verwüstet worden/ in dem man Stricke und Seile an die grossen Pfeiffen gebunden/ Pferde daran gespannet/ und mit Gewalt herunter gerissen und jämmerlich verderbet hat][28] Es sey nicht unrecht/ daß man Gott in seiner Gemeine nechst der Menschlichen Stimme auch mit gewissen Instrumenten und zur Music dienlichen Werckzeugen lobe. Denn ists auß unserm Text ins gemein gut und recht/ daß wir den allerhöchsten Gott loben mit Pfeiffen/ so ists auch recht/ denselben [[C3v]] loben mit allerhand Pfeiffen/ sie mögen nun gleich klein/ kurtz/ lang/ weit/ tieff/ hoch/ niedrig/ ansehnlich oder geringe seyn: sie mögen gleich absonderlich von Menschen angestimmet/ oder aber durch künstliche Erfindung zugleich mit einander einstimmig/ hell und wollautend/ schwach oder starck gebraucht werden/ wie auf denen künstlichen Orgelwercken zu geschehen pfleget.

Was demnach Gott selbst hat verordnet/ bey seinem Gottesdienst geduldet/ durch David allen Menschen anbefohlen/ in seiner Kirchen erhalten/ im Neuen Testament vermehret/ in seinem unbetrüglichen Wort niemals gescholten oder verworffen/ sondern vielmehr durch anderer Leute Exempel männiglich darzu angereitzet/ darüber darf man sich auch kein Gewissen machen/ oder dergleichen Dinge zerstören/ abschaffen/ und dem Melancholischen Traur=Geist an stat Gottgefälliger Fröligkeit/ beym Gottesdienste Raum zu geben/ sich verleiten lassen.

Es muß ja Lb PersonMoller, Heinrich (1530–1589) Heinricus Mollerus, welcher selbst in vielen Dingen widriger Meinung gewesen/ über diesen Text gestehen/ Der Allerhöchste verdamme keines weges den anmutigen Klang/ der schönen Musicalischen Instrumenten an sich selbst/ sondern allein der gottlosen Menschen Sicherheit/ welche dieselben bey ihren Schwelgereyen mißbrauchen/ Esa. 5.

[Lr QuellenMoller, Enarratio Psalmorvm Davidis 3 (1574) M Hoc qvoqve tenendum est, Spiritum Sanctum in Scripturâ non damnare instrumentorum Musicorum voluptatem, sed reprehendit securitatem impiorum, qvi his velut inebriata Deum contemnunt & opera ejus negligunt.[29]]

Was sonst hierbey eingewendet wird/ daß es vor Gott eben so thöricht und ungereimt sey die Musicam gebrauchen/ [[C4r]] als wenn bey einem grossen Herrn iemand seine Noth singend oder pfeiffend vorbringen wolte/[30] Das ist eine muthwillige Verkehrung der Warheit/ denn es ist ja weit ein anders vor Gott kläglich beten oder wehklagen/ als seinen Gott mit frölichem Munde loben. Es ist auch viel ein anders mit Gott und mit Menschen zu thun haben/ denn nicht alles/ was der spitzfindigen Vernunfft eben oder uneben deucht/ ist deßwegen auch bey der Göttlichen Weißheit nicht anders zu ermessen; Wir finden gar eine andere Lection, Esa. 55. Ly BibelstelleJesaja 55,8–9 Meine Gedancken sind nicht eure Gedancken/ und eure Wege sind nicht meine Wege/ spricht der Herr; sondern so viel der Himmel höher ist denn die Erde/ so sind auch meine Wege höher denn eure Wege/ und meine Gedancken denn eure Gedancken.

Wir sehen ferner (2.) Organum, das Werckzeug/ welches zum Göttlichen Lob bey der Music anzuwenden sey/ entweder physicum, natürlich/ wie deß Menschen Stimme oder technicum künstlich also zubereitet/ daß dadurch die von dem Menschen außgesonnene Harmonia und Liebligkeit in einer gebührenden Ubereinstimmung kan exprimiret und andern zu verstehen gegeben werden. Und folget demnach gar nicht/ die Pfeiffen geben keinen verständlichen Thon/ oder unterschiedene deutlich lautende Wort von sich/ darumb haben sie keinen Nutz beym Göttlichen Lob und Preiß/ denn David weiset uns hier ein anders/ wenn er spricht: Ly BibelstellePsalmen 150,4 Lobet den Herrn mit Pfeiffen.

Lb PersonPaulus von Tarsus (10 v. Chr. – 60 n.Chr.) S. Pauli Wort thun gar nichts zur Sache/ denn er redet 1. Cor. 13/ 1. vom Ly Bibelstelle1 Korinther 13,1 thönenden Ertz und klingenden Schellen/ nicht an sich selbst/ oder auch so fern sie ihren Nutz haben kan/ sondern er vergleicht damit einen solchen Prediger/ der allein auf frembde unbekante Sprachen/ ohne alle Erbauung seiner [[C4v]] Zuhörer/ siehet/ welche seine unbekanten Worte nicht verstehen/ oder seine Meynung darauß vernehmen können/ von welchem er billich sagt: Ly Bibelstelle1 Korinther 13,1 Wenn ich das thäte/ ob ich gleich mit Menschen oder mit Engel Zungen und Sprachen reden könte/ und hätte der Liebe nicht/ zur Erbauung/ so were ich ein thönend Ertz und klingende Schelle/[31] [ich würde so wenig bey meinen Zuhörern darmit außrichten/ als eine auß Ertz gegossene Schelle/ welche zwar einen Thon und Klang giebt/ aber keine verständliche Rede von sich geben/ und andern mit solchem bloßen Gethöne erbaulich oder vernehmlich seyn kan.]

Und daher ists auch (3.) unbillich/ daß man die Orgeln hiebevor bey unsern Widerwertigen Himlische Sackpfeiffen genennet hat/[32] denn es ist eine herrliche/ vortreffliche und fast unvergleichliche Kunst/ da so viel tausent Stücklein zu einem einzigen Orgelwerck kommen/ und fast alle Mechanische Wissenschafft und Hand=Arbeit nechst der Mathesi, Rechen=Kunst/ Architectonica, Geometria etc. zu einem einzigen wichtigen Orgelwerck angewendet werden müssen. Also daß man sich billich darüber verwundern/ und Gottes Gnade bey solchen Dingen danckbarlich zu erkennen hat. Am allermeisten aber/ daß ein so weitläuftig Werck von mehr als 1000. Pfeiffen zugleich einen einstimmigen Thon geben muß/ und zu dem Göttlichen Lobe beweglich gebrauchet und angewendet werden kan/ davon das schöne Lr QuellenPraetorius, Syntagma musicum 2 (1619) M Syntagma musicum Lb PersonPraetorius, Michael (1571–1621) Praetorii mit mehren zu lesen.[33]

Ob aber (4.) die Orgeln auch im Le Geographicumh Territorium: Israel Jüdischen Lande schon bekant gewesen/ weil desselben Worts im Ly BibelstellePsalmen 137 137. Psalm gedacht wird/ oder ob David oder Lb PersonSalomo Salomo sich dergleichen oder andere Art deß Pfeiffwercks gebraucht haben/ oder ob man bey den Sinesern oder bey den Griechen die künstliche Wasser=Orgeln erfunden und gebraucht/ ehe sie noch einmal in Le Geographicumh Territorium: Deutschland Deutschland kommen/ oder sonst zur Zeit Lb PersonVitalianus (vor 657 – 672) Vitaliani[34] A. C. 742. und 53. in [D1r] Occident dem Könige Lb PersonPippin (714–768) Pipino zu erst gezeiget worden/[35] also daß man endlich zu Le Geographicumf Ort: Mailand Meyland gantz Ld OrgelMailand, Silberne Orgel silberne/ zu Le Geographicumf Ort: Konstantinopel Constantinopel Ld OrgelByzanz, Goldene Orgel güldene/ und zu Le Geographicumf Ort: Venedig Venedig und andern Orten Ld OrgelVenedig, Glas-Orgel gläserne Orgeln verfertiget hat/ oder ob zur Zeit deß Lb PersonHieronymus, Sophronius Eusebius (347–420) Hieronymi und Lb PersonAugustinus, Aurelius (354–430) Augustini im 4. und 5. Seculo schon solche Dinge üblich gewesen/ weil sie ebenmässig das Wörtlein Organum gebrauchen/ da liegt uns gar nichts an/[36] und haben uns eben so wenig darumb zu bekümmern/ als umb aller Orgeln Grösse und Schönheit in der gantzen Welt/ und ob diese oder jene Orgel 1000. oder 3000. kleine oder grosse/ Höltzerne oder Metalline Pfeiffen habe/ und durch Wind oder Wasser klangbar gemacht worden sey/ vid. Lb PersonBeyerlinck, Laurentius (1578–1627) Beyerling Lr QuellenBeyerlinck, Magnum Theatrum 5 (1665) M de Organo Hydraulico.[37] Sondern es ist uns gnug/ daß wir wissen die Erfindung der Pfeiffen sey sehr alt/ und werde im Ly BibelstelleGenesis 4,21 1. Buch Mosis cap. 4/ 21. dem Lb PersonJubal Jubal zugeschrieben. [Qvi Pater, Autor & Inventor fuit Musices, & omnis apprehendentis, tractantis & pulsantis Citharam / Organum. Unde & Ambubajae sive mulieres tibicinae Syrorum, qvibus tibia & Symphonia dicitur ambubaja.][38] Und der Allerhöchste Gott lasse sich dieselbe Art der Instrumental-Music nicht zu wider seyn/ ja daher könne man ihn/ nach Anleitung unsers Psalms/ auch mit Pfeiffen loben. Es seyn gleich 1. 2. 3. derselben allein/ oder viel 100. oder 1000. zugleich beysammen/ wie in grossen Orgel=Wercken zu finden. Confer Lb PersonPraetorius, Michael (1571–1621) Praetorii Lr QuellenPraetorius, Syntagma musicum 2 (1619) M Syntagma Musicum.[39]

Endlich ist auch nicht zu vergessen

Πραξις

Der Nach=Satz

in der schuldigen Erweisung/ denn David/ nachdem er uns die Art und Weise deß Göttlichen Lobes mit Hertz/ Mund/ Hand und Instrumenten geweiset/ setzet auch endlich hinzu seinen [[D1v]] denckwürdigen Schluß/ also daß die Conclusio dieses Psalms mit folgenden Worten angeführet wird: Ly BibelstellePsalmen 150,6 Alles was Odem hat/ [hebr.] lobe den Herrn/ Hallelujah. Chald. Omnis mens. Arabs. Omnis halitus. Syrus. Omnis aura, qvicqvid spirat. LXX. Πᾶσα πνοὴ JÜbers.: Alles was Atem hat. Und siehet damit I. Directè und eigentlich auf die Menschliche Seele und den natürlichen Odem/ oder Spiritum Physicum, vid. Aben Esra h. l. & Lb PersonGénébrard, Gilbert (1537–1597) Genebrardus, dergestalt/ daß nicht allein die heiligen Engel/ Ly BibelstellePsalmen 103 Ps. 103 sondern auch alle Menschen/ ja auch alle Creaturen Gott gebührend zu loben verbunden seyn.[40] Sintemal gleichwie die Himmel/ die natürlichen Ly BibelstellePsalmen 19,2 Himmel erzehlen die Ehre Gottes/ und die Feste verkündigen seiner Hände Werck/ Psalm. 19. Also lobet auch der gantze Kirchen=Himmel/ und alle Sterne der helleuchtenden Lehrer/ Ly BibelstelleDaniel 12,3 Daniel. 12. sambt allen Gliedmaßen derselben den ewigen unvergleichlichen Gott/ Vater/ Sohn und heiligen Geist.

2. Conseqventer aber wird auch nicht außgeschlossen omne πνεῦμα JÜbers.: Ausblasung, Ausatmung. technicum, oder ein solcher Odem/ welcher von dem Menschen selbst verursachet/ oder durch künstliches Nachsinnen/ zu Erweckung eines anmuthigen Klangs und lieblichen Music, Gott zu Ehren erfunden ist/ Denn auch ein solcher durch künstlich bereitete Laden/ Gänge und Abtheilung bewegter Wind/ der zu tausend und mehr Pfeiffen auff einmal kan klingend machen/ thuts gleichsam der Menschlichen Zunge und Stimme nach/ und kan die vernünftigen Menschen zu Gottes Lob und Preiß ermuntern. Jnmaßen Lb PersonAugustinus, Aurelius (354–430) Augustinus in seinen Ln LiteraturAugustinus, Bekenntnisse (2004) M Confessionibus bekennet/ Er sey zum öfftern in der Gemeine Gottes/ durch die Music zu innerlicher Freude und hertzlichen Thränen beweget worden/[41] und habe sich dabey erinnert der künfftigen unaußsprechlichen Freude/ Music und Lobgesanges [D2r] im ewigen Leben. Denn so wir in dieser Sterbligkeit/ in dieser Unvollkommenheit so viel Guts haben/ wie viel reichlicher/ vortrefflicher/ völliger/ herrlicher/ erfreulicher/ beständiger und durchdringender wird die ewigwehrende Englische und Himmlische Music in der unaußsprechlichen Ehre deß ewigen Lebens seyn? Augustinus lib. 9. Ln LiteraturAugustinus, Bekenntnisse (2004) M Confess. cap. 6. Ln LiteraturAugustinus, Bekenntnisse (2004) M Qvantum flevi in hymnis & canticis tuis, svave sonantis Ecclesiae tuae vocibus commotus acriter! Voces illae influebant auribus meis, & eliqvabatur veritas tua in cor meum, & ex eâ aestuabat affectus pietatis, & currebant lacrymae, & benè mihi erat cum eis.[42] Conf. lib. X. cap. 33. Ln LiteraturAugustinus, Bekenntnisse (2004) M Veruntamen cum reminiscor lacrymas meas, qvas fudi ad cantus Ecclesiae tuae, in primordiis recuperatae fidei meae, & nunc ipso commoveor, non cantu, sed rebus qvae cantantur (cum liqvidâ voce & convenientissimâ modulatione cantantur) magnam instituti hujus utilitatem nursus agnosco.][43]

Und umb solcher Ursach willen hat auch David diesen 150. Psalm/ der vom Anfang biß zum Ende einig redet von dem Lobe deß Allerhöchsten/ mit dem denckwürdigen Wörtlein Hallelujah beschliessen wollen/ ja eben darumb hat er auch seinen gantzen Psalter damit gleichsam versiegeln wollen/ und uns zugleich versichert/ daß/ ob sich gleich etliche unterstanden haben/ noch einen und zwar den 151. Psalm hinzu zu setzen/ welcher bey den LXX. Griechischen Dolmetschern/ wie auch in der Syrischen/ Arabischen/ und Aethiopischen Bibel zu finden ist/ von Davids Sieg und Gebet wider den Lb PersonGoliat Goliath.

[Ly BibelstellePsalmen 151 Parvus eram inter fratres meos, & puer in domo Patris mei, pascebam oves Patris mei. Manus meae aptârunt organum, & digiti mei compegerunt lyram; & qvis annunciet Domino meo? Ipse Dominus & ipse Deus meus, ipsemet misit Angelum suum, & eripuit me de ovibus Patris mei, unxitque me oleo unctionis suae. Fratres mei pulchri & grandes, & tamen non est oblectatus eis Dominus. Egressus sum in occursum Philisthaei, maledixitqve [[D2v]] mihi per simulacra sua. Ego autem, evaginato ipsius ense, amputavi caput ejus, & abstuli probrum ê filiis Israel.]

So seyn doch nicht mehr als 150. in der Christlichen Kirchen bewehrte und von Gott selbst eingegebene Psalmen zu finden/ so auf Gottes Befehl zu seiner Ehr und unser ewigen Seeligkeit in der heiligen Hebraeischen Sprache aufgezeichnet worden. Demnach

Sprecht Hallelujah auß hertzlichem Grunde/
Lobet den Höchsten mit frölichem Munde!
[44]

und sagt einmütig: Gelobet sey Gott Vater/ Sohn und Heiliger Geist/ der Stiffter/ Bewahrer und Erhalter aller Englischen/ und Menschlichen Music, Gesanges/ Harmoni und Ubereinstimmung Lobes und Preises seiner unendlichen Macht und Herrligkeit im Reich der Allmacht/ Gnaden und Ehren.

Gelobet sey der Allerhöchste/ der Uns an dem heutigen Tage die Augusta Incrementa Augusti Principis, Augusti Regiminis & Augustae Aedis, das erwünschte Aufnehmen unser hohen Landes=Obrigkeit/ dero Fürstl[ichen] Landes=Regierung/ und dieses Gott geheiligten Hauses zu betrachten gegönnet/

Gelobet sey der Herr/ der diese Kirche und den waren Gottesdienst darinnen biß auf diese Stunde gnädiglich erhalten hat/ der wolle auch ferner auß Gnaden unsern hochwerthesten Landes=Vater/ und dessen gantzes hohes Hauß sich zu Gnaden lassen befohlen seyn/ Jhre Fürstl[iche] Durchl[aucht] alles und iedes/ so Sie zu Gottes Ehre/ bey Kirchen und Schulen/ hier und an vielen andern Orten vielfaltig/ und reichlich angewendet haben/ mildiglich vergelten/ und mit allem gesegneten Fürstl[ichen] Wolergehen zeitlich und ewiglich ersetzen.

[D3r]

Deme wird auch dieses werthe Gottes=Hauß in seine allmächtige Hand demütig übergeben/ und bitten/ Er wolle

Diesen Predigstul vor aller falschen Lehre/
Diesen schönen Altar vor allem Mißbrauch seines heiligen Sacraments/
Und diese Orgel vor allem Schaden und ungebührenden Brauch

gnädiglich bewahren biß an den jüngsten Tag/ auch davon und von dieser Stadt und Land alles Unglück/ Krieg/ Ungewitter/ Feuer und Wassersnoth Väterlich abwenden/ und uns allen und ieden/ die wir uns über seine Güte heutiges Tages hertzlich erfreuen/ klein und groß/ niemand außgeschlossen/ auß Gnaden umb Jesu Christi willen geben/ daß wir unser im Reich der Gnaden angestimmtes fröliches

Hallelujah

im Reich der Ehren unaufhörlich fortstellen/ und Gott Vater/ Sohn und Heiligen Geist vor alle seine Güte/ Gnade/ Treue und Barmhertzigkeit beständig loben/ und mit der grossen Menge der Myriadum, und so vieler tausent heiliger Engel unaufhörlich sagen mögen:

Lw MusikwerkN.N.: Herr Gott, dich loben wir Herr Gott dich loben wir/
Herr Gott wir dancken dir.
[45]
Ly BibelstelleJesaja 6,3 Heilig/ Heilig/ Heilig ist Gott der Herr Zebaoth/ alle Lande sind seiner Ehren voll.
Lw MusikwerkSchütz, Heinrich: Lobt Gott in seinem Heiligthum Lobet Gott in seinem Heiligthumb![46]
Hallelujah!
Amen.

[[D3v]]

Vorstellung

I. Der Ordnung/

Wie in der Fürstlichen Magdeburgischen Dom=Kirche zu Hall die Christliche Einweihung deß neuerbaueten Orgelwercks den 18. Octobris, Anno 1667. mit Musiciren, singen/ predigen/ beten/ loben und dancken/ glücklich vollbracht worden.[47]

(I.) Vor der Predigt ward gehöret

1.  Der 150. Ps. Lobet den Herrn in seinem Heiligthum. à 4. in Ripieno. pro introitu.
2. Lw MusikwerkSchütz, Heinrich: Lobt Gott in seinem Heiligthum M Lobt Gott in seinem Heiligthum. Choraliter.
3. Lw MusikwerkKugelmann, Hans: Nun lob, mein Seel, den Herren M Nun lob mein Seel den Herren. Choraliter.
4. Lw MusikwerkPohle, David: Exultate iusti in Domino M Exultate justi in Domino. à 5. Voci è 5. Stromenti.
5. Lw Musikwerkanonym: Wir glauben all an einen Gott M Wir gläuben all an einen Gott. Choraliter.

(2.) Nach der auß dem 150. Psalm gehaltenen Predigt ward musiciret und gesungen

1.  Lw MusikwerkPohle, David: Lobet den Herrn in seinem Heiligthum M Der 150. Ps. Lobet den Herrn in seinem Heiligthum. Groß Concert à 6. è 10. Voci, è 10 Stromenti. con Trombe è Tympani.[48]
2. Lw MusikwerkN.N.: Herr Gott, dich loben wir M Herr Gott dich loben wir. Choraliter.

(3.) Nach der Collect und Kirchenseegen ward beschlossen mit dem Gesange

Lw MusikwerkN.N.: Gott sei uns gnädig und barmherzig M Gott sey uns gnädig und barmhertzig.

[[D4r]]

II. Deß gantzen Orgel=Gebäudes.

An diesem gantzen Gebäude ist zuföderst denckwürdig

I. Die Höhe.

Welche ist LXII. Schuch sambt der Breite über XX. Schuch.

II. Die Abtheilung/ in unterschiedliche Chor.

Das erste Ovalische Chor mit einer Gallerie ruhet auf sechs Pfeilern und Schwibbogen/ so mit vier rundten und sechs flachen Ionischen Seulen verfasset/ über dem mittelsten Schwibbogen an dem Frieß ist eine Schrift=Tafel mit zwey Frucht=Hörnern gezieret.

Das andere Chor ruhet ebenmäßig auf sechs Pfeilern/ und ist mit vier rundten und sechs flachen Corinthischen Seulen/ sambt dero zugehörigen Capitälen und Gesimsen gemacht/ forn am Frieß hanget ein Schild/ darinnen die in einander geschlossenen Buchstaben A. H. M. S. Z. J. F. D. und dero Lb PersonAnna Maria von Mecklenburg (1627–1669) Hertz[ög]l[ich] Fürstl[icher] Gemahlin Namen (Augustus, Hertzog zu Sachsen und Lb PersonAnna Maria von Mecklenburg (1627–1669) Anna Maria, Hertzogin zu Meckelnburg/) anzeigen/ darumb zwey Lorber= [[D4v]] Zweige/ deren 9. aufgerichtete/ und 3. niedergebeugete Blätter und Spitzen die Anzahl J[hrer] F[ürstlichen] D[urchlaucht] sämbtlichen F[ürstlichen] Printzen und Fräulein weisen/ sambt zweyen in einander geschlossenen Cronen.

Uber den Corinthischen Frey=Seulen sind nach deroselben Ordnung vier grosse vergüldete Kugeln/ neben einer manirlichen Gallerie gesetzt/ und hinter derselben noch vier andere Gallerien perspectivisch geführt.

Zwischen diesen stehet das Orgelwerck/ mit zwey grossen vergüldeten Palmen=Bäumen auf beyden Seiten/ und darauf ruhenden außfliessenden Stab/ mit erhabenem Laubwerck gezieret.

Zwischen den Palm=Bäumen ist das Brustwerck mit manirlichen Früchten/ und der Uberschrift: Ly BibelstellePsalmen 150,6 Omnis Spiritus laudet Dominum.

Auf diesem außfliessenden rundten Stab stehen vier Corinthische flache Seulen/ mit ihren Capitälen.

Auf beyden Seiten deß Wercks seynd zwey grosse überhangende Festunen oder Früchte.

Uber dem Haupt=Gesimse stehen die Wort: Ly BibelstelleLukas 2,13 Gloria in excelsis Deo, Und sitzt auf der rechten Seiten ein Kind/ welches tactirt, und auf der lincken Seiten eins mit dem Fagot.

[E1r]

Mitten über dem Orgelwerck stehet eine geschwungene halb rundte Dachung/ mit liegenden Früchten/ darauf ein sitzend Kind mit einer Harffe.

III. Die Gedächtniß=Schrifft.

Welche an einer obgedachten zierlichen Tafel folgender maßen zu lesen:

I. D. AE. P.

Pietate in Deum veramque Religionem ductus Reverendissimus Archi-Episcopatûs Magdeburgensis Administrator Augustus, Saxoniae, Juliae, Cliviae, & Montium Dux Serenissimus, hoc Organon Pneusticum cum utroqve podio ad decorandas hasce SS. Triadi dicatas aedes sumtu munificentissimo exstrui curavit. Coepit opus ineunte Vere Anni M. DC. LXV. Consummatum est exeunte Aestate Anni M.DC. LXVII.

[[E1v]]

III. Deß gantzen Orgel=Wercks.

Das Neuerbauete Anno 1665. angefangene und Anno 1667. durch Lb PersonFörner, Christian (1609–1678) Christian Förnern/ so auß Le Geographicumf Ort: Wettin Wettin bürtig/ glücklich verfertigte Orgelwerck hat

(I.) XXVIII. unterschiedliche Stimmen.

Nemlich

I. im Oberwerck
Principal8. fuß.
Qvintaden16. fuß.
Grob gedackt8. fuß.
Gemshorn8. fuß.
Octava4. fuß.
Qvinta4. fuß.
Super Octav2. fuß.
Sesqvi altera
Mixtur Ellichvierfach.
Trompet.8. fuß.
2. in der Brust.
Principal4. fuß.
Qvintaden8. fuß.
Gedackt von Holtz8. fuß.

[E2r]

Klein Gedackt4. fuß.
Qvinta3. fuß.
Octava2. fuß.
Sesqvialtera
Mixtur halb Ellichdreyfach.
Schalmey4. fuß.
3. im Pedal.
SubBass von Holtz16. fuß.
Posaunen16. fuß.
Trompet8. fuß.
Principal Bass8. fuß.
Octava4. fuß.
Qvinta3. fuß.
Mixtur Ellichvierfach.
Sesqvi altera
Cornet2. fuß.

Summa 28. Stimmen/ als 19. im Manual, und 9. im Pedal.

(2.) Ein tausent und fünf hundert Pfeiffen.

Worzu die zwey gehörigen Manual Clavir von Buchsbaum gehen von C D Ds E F Fs G Gs biß ins c³ und das Pedal von C D Ds E F Fs G Gs biß ins f.

[[E2v]]

(3.) Drey Bälge/ deren ieder 9. Fuß lang/ und 4. und ein halben Fuß breit/ zu gebrauchen über ein hundert und achtzig Tact.

Also daß mit einem nieder treten der gantze Glaube mit seinen dreyen Versen vollkömmlich kan außgeschlagen werden.

(4.) Drey Spring=Laden/ welche auf eine sonderbare Art gemacht seyn/ daß man zu allen Dingen gar beqvem kommen kan/ ja also/ daß/ wenn es von nöthen/ durch beyde Manual gantz neue Ventil könten gemacht werden/ ohne Außhebung einer einzigen Pfeiffe/ oder Loßhengung einer einzigen Abstracte oder Clavis. Wobey denn nicht allein die grosse Menge der vielen tausent fast unzehligen künstlich vereinbarten zu diesem gantzen Werck gehörigen Stücken zu mercken/ sondern auch vornehmlich dieses/ daß der Wind durch ein sonderbares Instrument einer ieden Laden zugewogen ist/ und/ welches billich zu verwundern/ daß ein Kind von 4. Jahren dieses Instrument überwältigen/ und den darinnen befindlichen Liqvorem herauß blasen kan/ welches doch/ wie die augenscheinliche Probe erweiset/ die drey grossen obgedachten Bälge nicht außrichten können/ ja nach deß Erfinders angeführten Fundamentis und unwiedertreiblichen Gründen/ auch viel tausent Bälge nimmermehr zu thun vermögen.

Ende.

Einzelanmerkungen

  1. Der Beginn dieser David zugeschriebenen Verse stellt kein wörtliches Psalmenzitat dar. Olearius orientiert sich an Wendungen wie in Ly BibelstellePsalmen 84,2 Ps 84,2.
  2. Für die Übertragung und Überprüfung der griechischen Begriffe in dieser Predigt danken wir Elia Marinova (Sofia) sehr herzlich.
  3. Zitat aus dem Nizänischen Glaubensbekenntnis in der damals üblichen Fassung.
  4. Für diesen lateinischen Spruch konnte keine Vorlage gefunden werden. Es ist anzunehmen, dass Olearius selbst ihn geschaffen hat.
  5. An dem genannten Tag war der Administrator erstmals offiziell in Halle eingezogen, vgl. Serauky, Musikgeschichte der Stadt Halle 2/1 (1939-1940), S. 33. Dauerhaft siedelte er sich allerdings erst am Silverstertag 1642 in seiner neuen Residenz an.
  6. Der Le Geographicumg Gebäude: Halle (Saale), Dom Dom zu Halle war 1520 bis 1523 aus der ehemaligen Klosterkirche der Dominikaner zur prächtig ausgestatteten Stiftskirche ausgebaut worden.
  7. Olearius spielt auf die kostbare Reliquiensammlung des Kardinals Lb PersonAlbrecht von Brandenburg (1490–1545) Albrecht von Brandenburg an, die als Hallesches Heiltum bezeichnet wird. Der damit verbundene Ablass war für Lb PersonLuther, Martin (1483–1546) Martin Luther ein Stein des Anstosses; die Kritik an dem Geschehen in Halle gehört so zu den unmittelbaren Auslösern der Lm Ereignis1517: Reformation Reformation. Einen Eindruck von den Schätzen gab die mit Holzschnitten illustrierte Buchausgabe, die Olearius erwähnt, vgl. Heiltumsbuch Halle (1520). Noch prachtvoller ist die illuminierte Handschrift, die die Reliquien beschreibt, vgl. das Digitalisat: urn:nbn:de:bvb:12-bsb00121972-5
  8. Olearius zitiert eine Inschrift auf der Kanzel des Doms, die auch von Lc PredigtautorOlearius, Gottfried (1604–1685) Gottfried Olearius in seiner Geschichte der Stadt Halle mitgeteilt wird, vgl. Olearius, Halygraphia (1667), S. 317. Siehe auch die moderne Beschreibung, die auf dem letztgenannten Bericht beruht: DI 85, Halle/Saale, Nr. 261† (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di085l004k0026106
  9. Der Leser des Berliner Exemplars dieser Predigt ergänzte am Rand den genauen Tag der Altareinweihung: den 30. Nov:, siehe Berlin, Bibliothek der Stiftung Deutsches Historisches Museum, D-Bdhim: R 53/578. Die Predigt hielt Johannes Olearius, vgl. den publizierten Druck: Olearius, Geistlicher Denck- Danck- und Bet-Altar (1662).
  10. Dieses verbreitete Sprichwort gibt Olearius auch in einer lateinischen Fassung wieder, die in dieser Form bislang nicht nachgewiesen werden konnte. Eine übliche Fassung lautet: Artificem commendat opus. (Kudla, Lateinische Zitate (2001), S. 509)
  11. Mit dem Ersetzen des Wortes Herr durch Gott greift Olearius hier und am Ende seiner Rede die Formulierung des Lw MusikwerkSchütz, Heinrich: Lobt Gott in seinem Heiligthum M Psalmliedes auf, das vor der Predigt gesungen worden war. Siehe zum Ablauf des Gottesdienstes unten, D3v.
  12. Woher diese Verse stammen bzw. ob Olearius, der ja auch als Dichter aktiv war, sie verfasst hat, konnte bisher nicht festgestellt werden. Die zweite Zeile paraphrasiert Ly BibelstellePsalmen 63,6 Ps 63,6: Das were meines hertzen freud vnd wonne / Wenn ich dich mit frölichem munde loben solte. Bei Cornelius Becker lautet die Stelle nicht ganz unähnlich: Erfüll mein frewd/ das ich all stund | Mit frölichem Mund| Dich Herr Gott lob von hertzen grund. (Becker, Psalter (1602), P2r) Olearius greift ebenfalls den Herzensgrund als passenden Reim auf, verwendet aber ein schwungvolleres und einheitlicheres Metrum. Da der Zweizeiler auch am Ende der Predigt wiederkehrt, könnte es sein, dass der Pfarrer sich eigens ein gereimtes Motto für seine Kanzelrede ausgedacht hatte.
  13. Olearius konzipiert seine Predigt im Wesentlichen als Textauslegungs des 150. Psalms. Dabei beschäftigt er sich intensiv mit philologischen und etymologischen Aspekten, die in dieser Edition nicht umfassend kommentiert werden können.
  14. Beginn der 5. Strophe des Liedes Lw Musikwerkanonym: Ich ruf zu dir, Herr Jesu Christ (1526/1527) M Ich ruf zu dir, Herr Jesu Christ.
  15. Lateinische Version des noch heute gebräuchlichen Sprichworts Wie der Meister, so das Werk.
  16. Olearius verweist hier erneut auf Jak 1,17: παρ’ ᾧ οὐκ ἔνι παραλλαγὴ ἢ τροπῆς ἀποσκίασμα (bei welchem ist keine Veränderung noch Wechsel des Lichts und der Finsternis). Anmerkung Elia Marinova.
  17. Vgl. Augustinus, De civitate Dei I-XIII (1899), S. 540-542.
  18. Es verwundert ein wenig, dass der Autor im Rahmen seiner Deutung des 150. Psalms bei der Darstelllung des methodum auf das Ly BibelstelleEpheser 5,19 Paulus-Wort eingeht, obwohl der Eindruck entsteht, das Lob mit Herz und Mund erwachse als Forderung aus Psalm 150.
  19. Zitat aus Decretum Gratiani (1604), Sp. 512. Olearius gibt allerdings eine Variante an, die auch bei seinem Lc PredigtautorOlearius, Gottfried (1604–1685) Bruder begegnet, vgl. Encoenia HierOrganica (Halle 1664), B1v. Die Standardformulierung dieser Verse lautet: Non vox, sed votum; non chordula musica, sed Cor. Non clamans, sed amans, cantat in aure Dei.
  20. Die Angabe dieses Psalmverses ist als Kommentar zu den Reyhen zu verstehen, die darin ebenfalls erwähnt sind.
  21. Diese von Olearius zitierte Übersetzungsvariante kann hier nicht genauer dokumentiert werden.
  22. Olearius zitiert aus Muis, Opera omnia 1 (1649), S. 819, wobei er einerseits eigene Erläuterungen in Klammern hinzugefügt, andererseits einen Satz der Vorlage weglässt. In seinem eigenen Psalmkommentar verwendet Oelarius später dieselbe Bemerkung, vgl. Olearius, Biblische Erklärung 3 (1679), S. 769.
  23. Siehe die moderne Edition dieser Quelle: http://www.chmtl.indiana.edu/tml/9th-11th/HIERINST_TEXT.html
  24. Lb PersonLorin, Jean de (1559–1634) Jean de Lorin und Lb PersonGénébrard, Gilbert (1537–1597) Gilbert Génébrard erläutern in ihren Psalmkommentaren, wie es um die Kenntnis der alttestamentarischen Musikinstrumente steht, und stellen klar, dass die damaligen Instrumente den modernen nicht entsprechen, vgl. Lorin, Commentarius in librum psalmorum 3 (1616), S. 1235; Génébrard, Psalmi Davidis (1582), S. 844-847.
  25. Dass die genaue Identifizierung der alttestamentarischen Instrumente ihm in Anbetracht einer wenig aussagekräftigen Quellenlage nicht sonderlich wichtig erschien, unterstreicht der Autor auch in seinem etwas später erschienenen Psalmenkommentar, vgl. Olearius, Biblische Erklärung 3 (1679), S. 769f.
  26. Vgl. die ausführliche etymologische Erklärung in Pagnini / Mercier, Lexicon hebraicum (1577), Sp. 1874-1875.
  27. Zitiert nach Pagnini / Mercier, Lexicon hebraicum (1577), Sp. 1875.
  28. Diese Information basiert auf Conrad Dieterichs Publikationen, vgl. auf diesem Portal Vlmische Orgel Predigt (Ulm 1624), S. 29. Einzelheiten zur Entstehung und Überlieferung dieses Topos, der in den Kirchenmusik-Debatten zwischen Lutheranern und Reformierten eine nicht unwichtige Rolle spielte, finden sich im Eintrag Lm Ereignis1531: Orgelsturm im Ulmer Münster Orgelsturm im Ulmer Münster.
  29. Zitat aus Moller, Enarratio Psalmorvm Davidis 3 (1574), S. 1102. Hier findet sich auch der Hinweis auf Jes 5.
  30. Olearius spielt hier offenbar auf die Anekdote an, Lb PersonZwingli, Huldrych (1484–1531) Zwingli habe ein Gesuch vor dem Rat der Stadt Le Geographicumf Ort: Basel Basel singend vorgetragen, um den Gesang als Mittel der Kommunikation ins Lächerliche zu ziehen. Siehe ausführlicher zu diesem Exemplum die Kommentare zu: Längst=gewüntzschte Mittweidische Orgel=Freude (Dresden 1648), S. 25; Organologismos (Dresden 1651), F2v.
  31. Olearius erweitert das Zitat aus Ly Bibelstelle1 Korinther 13,1 1 Kor 13,1 um mehrere Zusätze.
  32. Die Herkunft dieses Begriffs hat Sarah Davies untersucht, siehe insbesondere ihre Erläuterungen zur ikonographischen Tradition, die auf Darstellungen des Papstes als Esel mit Dudelsack auf reformatorischen Flugblättern zurückgeht, vgl. Davies, Destroying the Devil’s Bagpipe (2003), S. 147-157. Als frühesten Beleg für den Einsatz dieses Begriffs im Rahmen reformierter Polemiken gegen Orgeln nennt Davies ein Schaffhausener Gesangbuch von 1596, vgl. Davies, Destroying the Devil’s Bagpipe (2003), S. 147. Die Wendung findet sich auch in folgenden späteren Orgelpredigten: Das Gott=Lob=Schallende Hosianna (Leipzig 1671), F1r; Das Lieblich=klingende Orgeln und Saiten=Spiel (Coburg 1676), B3r.
  33. Ein Loblied auf die Orgel als Jnstrument aller Jnstrumenten singt Praetorius beispielsweise in Praetorius, Syntagma musicum 2 (1619), S. 82-88.
  34. In dieser gerafften Darstellung entsteht der Eindruck, die folgenden Jahreszahlen 742 und 753 bezögen sich auf Papst Vitalian, was chronologisch nicht stimmig ist. Siehe zur mutmaßlichen Bedeutung Vitalians für die Einführung der Orgel in den Gottesdienst den entsprechenden Lb PersonVitalianus (vor 657 – 672) Personenartikel.
  35. Siehe weiterführende Informationen im Personenartikel Lb PersonPippin (714–768) Pippin.
  36. Die Geschichte der Orgel, die vor allem Lc PredigtautorDieterich, Conrad (1575–1639) Conrad Dieterich in Anlehnung an Praetorius recht ausführlich in seiner Predigt behandelt hatte (vgl. Vlmische Orgel Predigt (Ulm 1624), S. 19-23), rückt Olearius bewusst in den Hintergrund. Durch die rhetorische Figur der Praeteritio gelingt es ihm, dennoch einige Grundinformationen zu diesem Thema zu vermitteln.
  37. Lb PersonBeyerlinck, Laurentius (1578–1627) Laurentius Beyerlinck gibt eine kurze Beschreibung der antiken Wasserorgel, vgl. Beyerlinck, Magnum Theatrum 5 (1665), S. 132. Sehr viel ausführlicher hatte Praetorius darüber berichtet, vgl. Praetorius, Syntagma musicum 1 (1615), S. 430-434.
  38. Siehe die Erklärung des Begriffs ambubaia (lat. für syrische Flötenspielerin) in Lorin, Commentarius in librum psalmorum 3 (1616), S. 1235. Vgl. die ähnliche Definition des Jubal in Pagnini / Mercier, Lexicon hebraicum (1577), Sp. 1875.
  39. Olearius spielt hier vor allem wohl auf die von Praetorius vorgestellten Orgeldispositionen an, vgl. Praetorius, Syntagma musicum 2 (1619), S. 161-203.
  40. Génébrard geht in seinem Kommentar nicht auf den Lobgesang der Engel ein. Er erwähnt stattdessen die Interpretation des Odems als omne spiritale siue pneumaticum, wozu auch Blasinstrumente (instrumentis, quae flatu à spiritu sonum edunt) und dann auch sämtliche Musikinstrumente (omnia Musica instrumenta tactu vel inspiratione vocis) gezählt werden könnten, vgl. Génébrard, Psalmi Davidis (1582), S. 848. Diesen Gedanken entwickelt Olearius im folgenden Absatz weiter, indem er den Wind, der die Orgel zum Klingen bringt, ebenfalls als Odem interpretiert.
  41. Augustinus‘ Bericht über die Tränen, zu denen die Musik ihn rührte, gehört zu den immer wieder zitierten Quellen der Orgelprediger. Olearius belegt ihn mit den zwei folgenden lateinischen Zitaten. Eine freie Zutat ist jedoch die sich hier anschließende Aussage, Augustinus habe sich dabei an die Himmlische Musik erinnert gefühlt. Diese Erklärung erscheint auf den ersten Blick wie eine Fortführung der Zitatübersetzung. In Wirklichkeit stützt sich Olearius aber auf die von Praetorius übersetzte Äußerung Lb PersonDiruta, Girolamo (1554/1564 – nach 1610) Girolamo Dirutas was für unaussprechliche Frewde/ Wonne und Liebligkeit/ mus allererst sein des Engelischen Chors und der Gottseligen Seelen im Himmel (Praetorius, Syntagma musicum 2 (1619), S. 88), die die Orgelinschrift Haec si contingunt Terris, quae gaudia Coelo aus Le Geographicumf Ort: Perugia Perugia kommentiert. Olearius liefert damit ein weiteres Beispiel für die intensive Rezeption dieser Devise, vgl. Braun, Syntagma musicum (2019), bes. S. 192-196.
  42. Zitat aus Augustinus, Bekenntnisse (2004), S. 386, 388.
  43. Zitat aus Augustinus, Bekenntnisse (2004), S. 496. Olearius klammert die weiteren, warnenden und skeptischen Äußerungen Augustinus’ zu den voluptates aurium aus, auf die sich Gegner der Kirchenmusik gerne gestützt haben. Siehe den gesamten Absatz im Personenartikel Lb PersonAugustinus, Aurelius (354–430) Augustinus.
  44. Wie schon zu Beginn (siehe oben, B2v), zitiert Olearius diese zwei mottoartigen Verse, für die bisher keine Vorlage gefunden werden konnte.
  45. Dieses Lied wurde nach der Predigt gemeinsam gesungen, siehe zum Ablauf die sich anschließenden Angaben.
  46. Olearius greift hier wie schon zu Beginn seiner Rede (siehe B2r) die Titelformulierung des Lw MusikwerkSchütz, Heinrich: Lobt Gott in seinem Heiligthum M Psalmliedes auf, das vor der Predigt gesungen worden war.
  47. Siehe ausführlicher über die musikalische Gestaltung des Orgelweihgottesdienstes in der Einführung zu dieser Edition.
  48. Siehe zur Autorschaft dieser Orgelweihkomposition Serauky, Musikgeschichte der Stadt Halle 2/1 (1939-1940), S. 280.

Letzte Änderung dieses Dokuments am 18. Februar 2021.

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