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Orgelpredigt

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a Peisker, Gottfried Siegmund: Stolpenische Ehren-Crone (Dresden 1652)

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y Bibelstellen (46)

  • 1 Chronik 23,5
  • 1 Chronik 25,1–7
  • 1 Chronik 25,7
  • 1 Korinther 14,40
  • 1 Korinther 14,7
  • 1 Petrus 3,8
  • 1 Samuel 1,11
  • 1 Samuel 1,27–28
  • 1 Samuel 16,23
  • 1 Samuel 16,7
  • 1 Thessalonicher 4,16
  • 1 Timotheus 4,4–5
  • 2 Chronik 5,12–13
  • 2 Chronik 7,6
  • 2 Könige 3,15
  • 2 Samuel 6,14
  • 2 Samuel 6,5
  • Amos 5,23
  • Epheser 5,19
  • Esra 2,41.65
  • Exodus 13,2
  • Exodus 19,16
  • Exodus 20,8
  • Hebräer 13,9
  • Hohelied 3,4
  • Ijob 30,31
  • Jakobus 1,17
  • Johannes 4,24
  • Kolosser 3,16
  • Numeri 10,10
  • Offenbarung 5,8
  • Psalmen 137,1–2
  • Psalmen 149
  • Psalmen 150
  • Psalmen 150,4
  • Psalmen 19
  • Psalmen 32,9
  • Psalmen 33
  • Psalmen 42,2–3
  • Psalmen 47,6
  • Psalmen 81
  • Psalmen 98
  • Römer 14,14
  • Römer 8,14
  • Sprichwörter 14,10
  • Titus 1,15

[Bl. 1r]

Titel

Stolpenische
Ehren=Crone/
Das ist:
Zwo Christliche Predigten
Deren eine
Bey Einweihung der wieder aufgebaueten
Le Geographicumg Gebäude: Stolpen, Stadtkirche Stadt=Kirchen daselbst/ am 1. Augusti,
Anno 1649.
Die Andere aber
Bey Einweihung der neuen Ld OrgelStolpen, N.N.-Orgel 1652 Orgel/ den 22. Fe-
bruarii, war der Sonntag Sexagesimae,
Anno 1652.
Jn Volckreicher Versamlung
gehalten/ und auf inständiges Begehren zum
Druck außgelassen worden/
Durch
Lc PredigtautorPeisker, Gottfried Siegmund (1617–1678) Gothofredum Sigismundum
Peißkern
/ der heiligen Schrifft Licentiatum,
Pfarrern und Superintendenten zu
Le Geographicumf Ort: Bischofswerda Bischoffswerda.
Le Geographicumf Ort: Dresden Dreßden/ Jn Lb PersonSeyffert, Wolfgang (1624–1659) Wolffgang Seyfferts Druckerey.
Anno 1652.

[Bl. 1v] [vakat]

[Bl. 2r]

Widmung (hier nicht ediert)

[Bl. 2v-3v]

Dedication-Schrifft. (hier nicht ediert)

[S. 1–32]

Die Erste Predigt/ Bey Einweihung der Kirchen gehalten/ am 1. Aug. Anno 1649. (hier nicht ediert)

[S. 33]

Die andere Predigt/

Bey Einweihung der Neuen Orgel
zum Le Geographicumf Ort: Stolpen Stolpen.

Gemeiner Eingang.

Nvn hat der Herr meine Bitte gegeben/ die ich von Ihn bath. Darumb gebe ich ihn den Herrn wieder sein lebenlang/ weil er vom Herrn erbethen ist. Also Geliebte und Andächtige in Christo Jesu unsern Herrn/ saget die Gottselige Lb PersonHanna Hanna/ als sie ihren jungen lieben Lb PersonSamuel Samuel in die Stifftshütten brachte/ und den Priestern überantwortete/ daß er bey ihnen studiren/ und fürter die gantze Zeit seines Lebens Gott dienen solte/ Ly Bibelstelle1 Samuel 1,27–28 1. Sam. 1/ v. 27. 28. Erkante und bekante hiermit/ daß ihr Sohn eine Gabe Gottes wäre/ und weil sie ihn hiebevor zu seinen Dienste gelobet/ als gehet sie nun mit Brandopffer in sein Hauß/ und wil ihm ihre Gelübde bezahlen/ wie sie ihre Lippen hat aufgethan und ihr Mund geredt hat in ihrer Noth/ da sie mit vielen Thränen seuffzete: Ly Bibelstelle1 Samuel 1,11 Herr Zebaoth/ wirstu deiner Magd Elend ansehen/ und an mich gedencken/ und deiner Magd nicht vergessen/ und wirst deiner Magd einen Sohn geben/ so wil ich ihn den Herrn geben sein Lebenlang/ c. 1.v. 11. Derhalben solch Gelübde zuhalten/ so bringet sie ihn anietzo ins Hauß des Herrn/ auff daß er daselbst [S. 34] zum Dienste Gottes abgerichtet werden/ und nachmahls würdiglich ihn solchen leisten möchte.

Nicht unbillich erinnere ich mich solcher Geschicht zu diesem mahl/ bey dieser Christlichen Gemeine/ als die auch im Hause Gottes erscheinet/ ihm eine Gabe/ so sie von ihm bekommen/ danckbarlich wieder zugeben: Denn da hat sie bißanhero zum öfteren gewünschet/ es wolle doch der treue barmhertzige Gott ihr die grosse Glückseligkeit gönnen/ und eine Orgel in diese Le Geographicumg Gebäude: Stolpen, Stadtkirche Kirche bescheren. Was sie begehret/ das hat sie Gott gewehrt/ wie der Augenschein beweiset. Dahero sie nicht besser thun kan/ denn daß sie der Lb PersonHanna Hannen ihre Wort abborge/ und auch mit Freuden spreche: Nun hat der Herr uns unsere Bitte gegeben/ die wir von ihme bathen/ und uns eine schöne Orgel bescheret/ darumb geben wir sie dem Herrn wieder unser Lebenlang/ weil sie vom Herrn bescheret ist. Kein zweiffel ists/ es werde solche Vbergabe dem Allerhöchsten auch gar wol gefallen/ wann sie nur mit solcher Andacht/ wie dort von der Hannen beschehen/ wird verrichtet werden/ und weil eine Christliche Predigt hierzu dienlich/ zu dieser aber/ beydes im Lehren und hören/ der Beystand des heiligen Geistes nöthig/ Als wollen/ solchen zuerlangen/ für der hohen Majestät Gottes wir uns demütigen/ und im Namen/ und auf das theure Verdienst Jesu Christi/ mit einander beten sprechen ein gläubiges und andächtiges

Vater unser/ etc.
[S. 35]

Euer Christl[iche] Liebe/ wolle in der Furcht des Herrn verlesen hören/ einen feinen Spruch genommen aus der 1. Epist. Lb PersonPaulus von Tarsus (10 v. Chr. – 60 n.Chr.) Pauli/ an Lb PersonTimotheus (Bischof) Thimotheum/ am 4. Cap. v. 4. 5. in unser Teutschen Sprach also lautend:

Ly Bibelstelle1 Timotheus 4,4–5 Alle Creatur Gottes ist gut/ und nichts verwerfflich/ das mit Dancksagung empfangen wird/ denn es wird geheiliget durchs Wort Gottes und Gebeth.

Eingang.

Geliebte und Andächtige in Christo Jesu/ unsern Herrn; Wie ich auf verlesenen Text kommen/ möchte wohl manchen Wunder nehmen/ denn der Lb PersonPaulus von Tarsus (10 v. Chr. – 60 n.Chr.) Apostel handelt an dem Orth daraus er genommen/ wider diejenigen/ die da als wie im Antichristlichen Papstthumb geschicht/ den Vnterschied der Speise statuieren, und etliche gewisse Arthen derselben verbieten: Solche widerlegt er/ und sagt/ daß sie eine falsche Lehre führen/ die keines weges vom Geist Gottes/ sondern von dem Teufel uhrsprünglich herrührte; Vrsach dessen/ setzt er in folgenden Worten/ daraus unser Text bestehet/ und spricht: Ly Bibelstelle1 Timotheus 4,4–5 Denn alle Creatur Gottes ist gut/ und nichts verwerffflich/ das [S. 36] mit Dancksagung empfangen wird/ etc. Woraus klar erscheinet/ daß der Apostel solche Wort dem Antichristischen Hauffen/ die den Vnterschied der Speisen verfechten/ entgegen setze. So sie nun denen gelten/ wie räumet sichs denn/ daß sie zu dieser Zeit/ und an diesen Orth/ da die Lehre von dem Vnterschied der Speise/ nicht angenommen/ sondern vielmehr ganz eifferig/ wie auch die Billigkeit erfordert/ verworffen wird/ hergegen aber ietzo eine Orgel sich einzuweihen findet/ verlesen und fürgebracht werden?

Antwort: War ist es/ der Apostel will ja in diesen Worten/ wie der contextus es klärlich ausweiset/ den Verfechtern des Vnterschieds der Speise das Maul stopffen/ Aber doch so seynd seine Wort/ die wir abgelesen/ Canon universalissimus & observatu dignissimus, wie Lb PersonFlacius, Matthias (1520–1575) Flacius in seiner Glossa redet/ das ist/ eine allgemeine/ weit umb sich greiffende sehr denckwürdige Regul; denn da spricht er nicht nur in specie, oder insonderheit/ die Speise ist Gottes gute Creatur/ und nicht verwerfflich/ wenn sie mit Dancksagung empfangen wird/ denn sie wird geheiliget durchs Wort Gottes und Gebet; Sondern er redet in genere, und saget ohne Vnterschied und ins gemein: Ly Bibelstelle1 Timotheus 4,4–5 Alle Creatur Gottes ist gut und nichts verwerfflich/ die mit Dancksagung empfangen wird/ etc. Darumb muss ja nicht nur von der Speise alleine/ sondern von einen iedwedern Dinge/ daß Gott geschaffen/ darunter subsumiret und ein Ausspruch von dessen Güte und Heiligung gemachet werden. Daher der vornehme Theologus Doct. Lb PersonGarth, Helwig (1579–1619) Helvicus Garthius, als er [S. 37] Anno 1604. zu Le Geographicumf Ort: Oschatz Oschatz einen Taufstein/ und Anno 1606. auch daselbsten zwo neue Glocken/[1] ingleichen zu Le Geographicumf Ort: Freiberg Freyberg/ Anno 1610. einen Altar eingeweihet/[2] allemahl in ieder Predigt/ für der Proposition, solche Actus aus diesen Apostolischen Worten justificiret, und auf solche Arth und Weise/ wie der Apostel beniemet/ beydes Taufstein/ Glocken und Altar geheiliget.

Nun wir denn ietzund/ hiesiges Orths/ die neuerbaute Orgel/ als die traun auch eine Creatur Gottes ist/ für uns haben/ und selbige heiligen sollen/ welches wohl etlichen wie nicht fehlen wird/ für unnöthig/ etliche auch wol gar für halb Papstlich achten möchten/ als haben wir billich auch zum Grunde solcher Heiligung/ die Apostolischen Worte legen wollen. Sprichstu: So ist die Orgel zuvor unheilig? Antwort: Das Wort / Heiligen/ heißt in der Schrifft bißweilen so viel/ als etwas dem Herrn eignen und zu seinen Dienste aussondern/ wie es in dieser Bedeutung Gott selbst brauchet/ da er zu Lb PersonMoses Mose spricht: Ly BibelstelleExodus 13,2 heilige mir aller erste Geburt/ die allerley Mutter bricht/ bey den Kindern Jsrael/ beyde unter den Menschen und Viehe/ im 2. Buch Mosis am 12. Cap.[3] v. 2. Bißweilen heissets auch so viel/ als etwas hoch und heilig halten/ und nicht wie ein ander schlecht und gemein Ding tractiren, wie es also im dritten Geboth genommen wird/ da der Herr befiehlet: Ly BibelstelleExodus 20,8 Gedencke des Sabbathtages/ daß du ihn heiligest/ Exod. am 20. cap. v. 8. Eben auf solche weise so auch die Orgel geheiliget/ das ist: Einmahl Gott dem Herrn geeignet/ und einig und allein zu seinem [S. 38] Dienst ausgesetzt/ darnach von allen gemeinen Instrumenten unterschieden/ und hoch und heer gehalten werden/ denn es ja die höchste Billigkeit/ daß man mit des hohen und erhabenen Gottes Instrument, andres als mit W W ErratumOriginal: blosser belustigungblosser Menschen Instrumenten umbgehe/ und daher nicht nur zu blosser belustigung[4] der Ohren/ und äusserlicher Zierde/ sondern vielmehr zu erweckung wahrer Hertzens Andacht und innerlicher Freude es anwende.

Vmb des willen/ damit solcher Zweck erhalten werden möge/ so wollen wir im Namen des Herrn/ ohne fernern/ weitläufftigern Eingang/ alsbald zur Sache schreiten/ und nach dem fürgeschriebenen methodo diese Orgel heiligen und einweihen:

I. Mit dem Worte Gottes/ daß wir drinnen suchen/ und forschen: Was von Orgeln zuhalten? Jtem: Wie sie zubrauchen? Vnd wozu sie dienen? Denn ob es schon an dem/ daß Ly BibelstelleTitus 1,15 den Reinen alles rein/ Tit. 1/ v. 15. Vnd Ly BibelstelleRömer 14,14 an sich selber nichts gemein/ Rom. 14/ v. 14. Jedoch weil Ly BibelstelleHebräer 13,9 es ein W W KorrekturOriginal: töstlichköstlich Ding ist/ daß das Hertze feste werde/ Hebr. 13/ v. 9. So ist zu Befriedigung des Gewissens hoch vonnöthen/ daß man gewissen Bericht und sattsamen Grund aus Gottes Wort habe/ derhalben wir auch an der fürgenommenen Heiligung dieser Orgel mit Gottes Wort den Anfang machen wollen: Vnd nach dem solches geschehen/ so wollen wir darnach auch

II. Zu den lieben Gebeth schreiten/ daß wir dadurch sie dem Allerhöchsten übereignen/ und zu seiner Gnaden sie befehlen. Hilff/ Herr Jesv/ hilff/ Amen! Amen!

[S. 39]

Tractatio.

Wann wir nun/ Jhr meine Lieben/ mit Fleiß in den heiligen Wort Gottes suchen und forschen/ Was ein Christ von den Orgeln zuwissen vonnöthen habe? So befindet sich/ daß κατὰ τὸ ῥητόν JÜbers.: nach dem Buchstaben, buchstäblich. und dem Buchstaben nach/ derselben zwar nicht drinnen gedacht werden κατὰ τὴν διάνοιαν JÜbers.: nach dem Geist.[5] aber/ durch Sonnenklare folgereien/ gnugsame Nachricht daraus zuschöpffen: Vnd zwar:

I. De Organum aeqvitate, von der Billigkeit der Orgeln; Massen solches zuschlissen/

(1.) Ex primario authore, aus dem Schöpffer und Geber derselben/ der kein ander/ als der wahre ewige Gott/ dessen Creatur und Geschöpff sind sie/ nicht nur ratione materiae, was ihre Substantz und Wesen/ als Holtz/ Zien/ und dergleichen/ daraus sie bestehen/ anlanget/ sondern auch ratio formae, soviel ihre Gestalt betrifft/ daß sie auf solche Arth formiret/ in ein corpus gebracht/ und geschlagen werden können: Welches gewißlich des grossen Gottes Gabe ist/ als von den einig und allein/ alles was gut ist/ herrühret/ wie Lb PersonJakobus ( – 44 (Sterbejahr)) S. Jacobus bezeiget/ Cap. 1/ v. 17. Ly BibelstelleJakobus 1,17 Alle gute Gabe/ und alle vollkommene Gabe kömmt von oben herab/ von dem Vater des Liechts.

Welchen Menschen aber insonderheit Gott zuerst die Gnade gethan/ daß er diß herrliche Instrument, die Orgeln/ erfunden/ und zu welcher Zeit eben solches ge= [S. 40] schehen? können wir nicht sagen: Lc PredigtautorDieterich, Conrad (1575–1639) D. Dietrich in Lr QuellenDieterich, Sonderbarer Predigten Erster Theil (1632) M Sonderbar. Pred. 1. Theil. p. 248.Lr QuellenDieterich, Sonderbarer Predigten Erster Theil (1632) M Lb PersonFabri, Felix (1441–1502) Felix Fabri zwar/ gewesener Prediger Mönch zu Le Geographicumf Ort: Ulm Vlm/ in dem 2. Theil/ seines Evagatorii, dessen geschriebenes Exemplar in des Magistrats daselbst Bibliotheck verwahret wird behalten/ meldet/ daß er Anno 1484. die erste Orgel zu Le Geographicumf Ort: Kempten Kempten/ in den Le Geographicumg Gebäude: Kempten, Fürststift Kloster S. Hildegardt gesehen: Alleine die/ so etwas weiter/ als der Mönch gereiset/ bezeugen ein anders/ und beruffen sich auf die Jahrziffern/ die sonderlich zu Le Geographicumf Ort: Erfurt Erffurt und Le Geographicumf Ort: Halberstadt Halberstad/ in den Pauliner-Kirchen unter den Orgeln sollen stehen/ daraus zu sehen/ daß schon für 600. Jahren solche bräuchlich gewesen.[6] Lr QuellenZwinger, Theatrvm Hvmanae Vitae 5 [1586] M Lb PersonAventinus, Johannes (1477–1534) Aventinus schreibet/ daß schon im 8. Seculo, oder im Jahr Christi 757. die Orgeln in Le Geographicumh Territorium: Frankreich Franckreich und Le Geographicumh Territorium: Deutschland TeutschlandLb PersonZwinger, Theodor (1533–1588) Zwinger. Lr QuellenZwinger, Theatrvm Hvmanae Vitae 5 [1586] M Theatr. fol. 1292. seyn bekand worden/ sintemahl der Griechische Käyser Lb PersonKonstantin V. von Byzanz (718–775) Constantinus Copronymus, dem Könige Lb PersonPippin (714–768) Pipino, Käysers Lb PersonKarl der Große (747–814) Caroli M[agni] Vater/ unter andern Geschencken auch ein schönes grosses Orgelwerck zugeschicket und verehret habe.[7] Lr QuellenZwinger, Theatrvm Hvmanae Vitae 27 [1586] M Von dem Papst Lb PersonVitalianus (vor 657 – 672) Vitellianoib. fol. 4151., der zu Käysers Lb PersonKonstantin III. von Byzanz (612–641) Constantini III. Zeiten/ und also im 7. Seculo. gelebet/ gedencket Lb PersonMaffei, Raffaello (1451–1522) Volateranus, daß er die Orgeln öffentlich approbiret, gebilliget und bestetiget.[8] So ist aus den Schrifften der beyden Kirchen=Lehrer/ Lb PersonBasilius (ca. 330 – 379) Basilii und Lb PersonHilarius von Poitiers (ca. 315 – 367) Hilarii, die im 4. Seculo gelebetLb PersonGesner, Salomon (1559–1605) Gesner. in Lr QuellenGesner, Commentationes In Psalmos Davidis (1629) M Meditat. Psalterii, Comment. annexa, cap. 25. fol. 930./ zuersehen/ daß schon zu ihrer Zeit man Wissenschafft von den Orgeln gehabt/ sintemahl Lr QuellenGesner, Commentationes In Psalmos Davidis (1629) M jener über den Ly BibelstellePsalmen 19 29. Psalm/ also schreibet: ὁ ψαλμὸς λόγος ἐστὶ μουσικὸς, ὅταν εὐρίθμως[9] κατὰ τοὺς ἁρμονικοὺς λόγους πρὸς τὸ ὄργανον κρούηται.[10] Das ist: Ein Psalm ist ein musicalisches Stück/ welches zierlich nach der Kunst auff einer Orgel geschlagen wird. Dieser aber Lr QuellenGesner, Commentationes In Psalmos Davidis (1629) M spricht in der Vorrede über die Psalmen: Psalmus est, cum cessante [S. 41] voce, pulsus, tantum organi concinnentis auditur,[11] Das ist: Ein Psalm ist/ wenn man nicht mit singet/ sondern nur ein Stück auf der Orgel schläget. Vnd Lb PersonJustin der Märtyrer (ca. 100 – 165) Justinus MartyrGesner. Lr QuellenGesner, Commentationes In Psalmos Davidis (1629) M loc. cit. fol. 935., der stracks im 2. Seculo, nach Christi Geburt gelebet/ gedencket gleichfalls des Organici concentus und sagt: Lr QuellenGesner, Commentationes In Psalmos Davidis (1629) M ῥῆμα ἐστὶ θεοῦ τὸ καὶ ἐνθυμούμενον, καὶ ᾀδόμενον, καὶ ἀνακρουόμενον.[12] Das ist: Gottes Wort sey und bleibe Gottes Wort/ es werde im Hertzen bedacht/ oder mit dem Munde gesungen/ oder mit den Händen auf einen Instrument geschlagen.

Ja/ wenn König Lb PersonDavid (fl. 1000 v. Chr.) David/ Psalm. 150/ v. 4. vermahnet: Ly BibelstellePsalmen 150,4 Lobet den Herrn mit Pfeiffen: La OrgelpredigtKirchweih= oder Orgel=Predigt (Leipzig 1632) M Da denn in der heiligen Sprache das Wort/ [Hebr.] stehet/ welches die LXX. Dolmetscher der Griechischen Bibel gegeben haben/ ἐν ὀργάνῳ, ingleichen der Vulgatus, wie auch Lb PersonMünster, Sebastian (1488–1552) Münsterus, und Lb PersonJunius, Franciscus (1545–1602) Junius, in ihren lateinischen Versionen, in Lr QuellenPraetorius, Syntagma musicum 2 (1619) M Syntagn. Music. T. II. p. 84.La OrgelpredigtKirchweih= oder Orgel=Predigt (Leipzig 1632) M Organo, von welchen unser teutsch Wort/ Orgel/ herkömmet/ so halten etliche darfür/ daß schon zu Davids Zeiten die Orgeln bräuchlich gewesen. Gestehen auch die ietzigen Jüden/ wie Lb PersonPraetorius, Michael (1571–1621) Michaël Praetorius schreibet/ daß er selbst von etlichen gehöret/ es habe der König Lb PersonSalomo Salomo eine Orgel angegeben/ und in den Le Geographicumg Gebäude: Jerusalem, Tempel Tempel zu Le Geographicumf Ort: Jerusalem Jerusalem setzen lassen/ die dermaßen künstlich und herrlich gewesen/ daß unsere ietzige Orgeln/ wie lauter Schattenwerck/ ja wie nichts dagegen zuschätzen/ umb des willen sie auch dieselben in ihren Synagogen nicht hören noch haben möchten. Alleine/ weil solches ungewiß/ und weder in Biblischen/ noch andern Historien eigentliche Nachricht hiervon fürhanden/ so hat es [S. 42] Lb PersonLuther, Martin (1483–1546) Lutherus Pfeiffen gegeben.[13] Lb PersonRüdinger, Esrom (1523–1590) Esrom. Rudinger. Lr QuellenRüdinger, Libri Psalmorum 5 (1581) M lib. V. Paraph. Psal. p. 320. 321.(Lb PersonRüdinger, Esrom (1523–1590) Esromus Rudingerus, in seiner lateinischen Paraphrasi, hat gar das Hebräische Wort behalten/ und setzet in seiner Examination: Lr QuellenRüdinger, Libri Psalmorum 5 (1581) M Cum hoc Organum qvale sit? aut cujusmodi nomen latinum habeat? non reperiant Interpretes, ideò Organi nomine γενικῶς JÜbers.: allgemein. hoc reddidit Lb PersonHieronymus, Sophronius Eusebius (347–420) Hieronymus[14], & eum secuti alii. Qvod aliqvi de fistulis, aliqvi de fidibus interpretantur: alii verò aliter. In re igitur incerta tutissimum judicamus esse, in hoc, W W ErratumOriginal: estet similibus Hebraeum retinere.)[15]

Andere sind der Meynung/ es sey die Erfindung der Orgeln gar dem Lb PersonJubal Jubal zuzulegen. Lr QuellenDieterich, Sonderbarer Predigten Erster Theil (1632) M Sonderb. Pred. 1. Theil/ p. 241.La OrgelpredigtKirchweih= oder Orgel=Predigt (Leipzig 1632) M Gott (schreibet Doct[or] Lc PredigtautorDieterich, Conrad (1575–1639) Dieterich) hat bald nach erschaffung der Welt/ noch bey Lebzeiten unsers ersten Paradiß=Vaters/ des Lb PersonAdam Adams/ Jubal den andern Sohn Lb PersonLamech Lamech erwecket/ welcher am ersten die Instrumental-Music erfunden/ deßwegen er Pater omnis tractantis [hebräisch], ein Erfinder der Geiger und Pfeiffer von Mose genennet/ Gen. 4/ v. 21. Da denn durch das Wort [hebräisch] alle Instrumenta, so mit Seiten bezogen/ verstanden wird/ als Clavichordia, Instrumenten, Lauten/ Geigen/ Harffen/ Pandur/ Leyren/ Cytharen: Vnter dem Wort [hebräisch] aber/ alle/ so mit dem Athem geblasen werden/ als Posaunen/ Zincken/ Krumbhorn/ Drommeten/ Pfeiffen/ Flöthen/ Positiven/ Regal/ Orgeln/ und dergleichen mehr/ weil sie alle von Pfeiffen erstens herkommen und erfunden worden/ verstanden werden.[16]

Lb PersonVergilius, Polydorus (ca. 1470 – 1555) Polyd. Verg. Lr QuellenPolydorus, De rerum inventoribus (1532) M lib. 3. c. 18. p. 276.Wir lassen solches dahin gestellet seyn/ und begehren mit Lb PersonVergilius, Polydorus (ca. 1470 – 1555) Polydoro Vergilio, wegen der nicht vorhandenen [S. 43] Nachricht der ersten Erfinders/ uns nicht zubeklagen/ denn uns nichts dran abgehet/ ob wirs schon nicht wissen.[17] Gnug/ daß wir die rechte Hauptursache wissen/ und versichert sind/ daß der allerhöchste Gott/ der Autor primarius, oder Schöpffer und Geber derselbigen. Denn dieses dienet zu beruhigung des Hertzens/ und ist die Billigkeit der Orgeln Sonnenklar daraus zuschliessen. Darnach ist der Orgeln Billigkeit auch zuschliessen:

(2.) Ex divini mandati tenore, aus den Befehlen/ die die Göttliche Majestät von Verfertigung und brauchung der Musicalischen Instrumenten, gegeben.[18] Denn da lesen wir ausdrücklich/ daß der Herr seinem Volck befohlen Ly BibelstelleNumeri 10,10 Drommeten zumachen/ und mit denselben auf ihren Festen und Neumonden/ über ihre Brand= und Danckopffer zublasen/ Num. 10/ v. 10. So / in den Psalmen Davids/ durch den der Geist des Herrn geredet hat/ 2. Sam. 23/ v. 2/ sind unterschiedliche Vermahnungen zu finden/ daß man dem Herrn nicht allein mit lebendiger Stimme/ sondern auch mit allerhand Instrumenten als/ Harffen/ Psaltern/ Geigen/ Paucken/ Cymbeln/ Posaunen/ Drommeten/ und Pfeiffen/ loben solle wie im Ly BibelstellePsalmen 33 33. Ly BibelstellePsalmen 81 81. Ly BibelstellePsalmen 98 98. Ly BibelstellePsalmen 149 149. und Ly BibelstellePsalmen 150 150. Psalmen zusehen ist.

Vnd damit man nicht meyne/ es gehören solche Befehle nur zu den Levitischen Ceremonien und thäte das Jüdische Volck alleine verbinden/ wie unter den Calvinisten/ Lb PersonBèze, Théodore de (1519–1605) Beza fürgegeben/ so hat der heilige Geist auch im Neuen Testament durch den Apostel Lb PersonPaulus von Tarsus (10 v. Chr. – 60 n.Chr.) Paulum befehlen lassen/ daß man Ly BibelstelleEpheser 5,19 dem Herrn singen und spielen solle im [S. 44] Hertzen/ das ist mit hertzlicher AndachtVid. Lb PersonBalduin, Friedrich (1575–1627) D. Balduin. Lr QuellenBalduin, Didactica Apostolica (1624) M Com. in Epist. ad Colos. p. 209. 210./ und sollen Ly BibelstelleKolosser 3,16 sich untereinander vermahnen mit Psalmen/ Lobgesängen/ und geistlichen/ lieblichen Liedern/ Eph. 5/ v. 19. Coloss. 3/ v. 16. Da denn durch die Psalmen/ wie wir aus dem Lb PersonBasilius (ca. 330 – 379) Basilio und Lb PersonHilarius von Poitiers (ca. 315 – 367) Hilario gehöret/ solche Musicalische Stücke verstanden werden/ die man zuschlagen pfleget: Zugeschweigen anietzo des General-Befehls/ 1. Cor. 14/ v. 40. Daß wir in Kirchen alles/ Ly Bibelstelle1 Korinther 14,40 alles sollen ehrlich und ordentlich zugehen lassen. Welches ja gewißlich bey den Orgeln eintrifft und dort von denen εὐσχημοσύνη καὶ τάξις JÜbers.: Anstand und Ordnung., mit nichten kan verneinet werden.

Sprichstu: Was hat aber unser Herr Gott für Vrsachen/ daß Er die Instrumental-Music angeordnet?

Darauf wollen wir den vornehmen Würtenbergischen Theologum, Lb PersonBrenz, Johannes (1499–1570) Johann Brentium, in seinem CommentarioLb PersonBrenz, Johannes (1499–1570) Brentius Lr QuellenBrenz, Opera omnia 3 (1578) M T. III. Oper. fol. 405. über den 33. Psalm/ lassen antworten: Lr QuellenBrenz, Opera omnia 3 (1578) M Haec non jccircò[19], spricht er/ commemorantur, qvod Deus suâ naturâ delectetur humanis laudibus, aut modulatione Musicorum instrumentorum, qvamvis in hominum auribus svavi & jucundâ; Sed qvod Spiritus S. significet, Deum ad gratiarum actionem exigere illa, qvorum carmina & Instrumenta Musica solent esse indicia & argumenta. Nam qvi carmina seu ore, seu instrumentis decantant, solent animo gestire, corde exultare, & laetitia perfusi esse. Exigit autem Deus, ut beneficia ejus alacri & hilari, h[oc] e[st] grato corde agnoscamus. Qvare gratum est ei, qvoqvo modo testificemur alacritatem nostram, tantummodò fiat, [S. 45] Zelo secundum scientiam.[20] Der Jnhalt gehet dahin/ daß sich Gott nicht etwa belustige an der Menschen=Stimme/ und Instrumenten-Schalle/ als wie wir Menschen pflegen/ sondern der heilige Geist wolle damit andeuten/ daß Gott zu seinem Lobe/ das jenige erfordere/ welches der Gesang und Instrumenten-Schall eine Anzeigung zuseyn pfleget/ nehmlich innerliche und hertzliche Fröligkeit/ daß sein Lob uns von Hertzen gehen/ und gerne mit allen Willen verrichtet werden solle: Daher er uns auch zulasse/ unsere Freude und Zuneigung zu ihm zubezeigen/ es sey auff waserley Weise es wolle/ wenn es nur mit rechten Ernst und schrifftmäßigen Eiffer geschehe. Ferner ist die Billigkeit der Orgeln auch zuschliessen.

(3.) Ex exemplorum valore, aus den unterschiedlichen vielfältigen Exempeln. Denn da haben wir:

1. Das Exempel unsers lieben Gottes/ der/ als er auff den Le Geographicumj Gebirge: Sinai (Berg) Berge Sinai predigen/ und das Gesetz promulgiren wollen/ zuvorher Ly BibelstelleExodus 19,16 einen Thon sehr starker Posaunen hören lassen/ Exod. 19/ v. 16. Vnd unser lieber Herr Jesus Christus/ als er seine Majestätische Himmelfahrt gehalten/ ist er mit heller Posaune angenommen worden/ wie geschrieben stehet: Ly BibelstellePsalmen 47,6 Gott fähret auf mit jauchzen/ und der Herr mit heller Posaunen/ Psalm/ 47/ v. 6. So wird auch dermahleins Ly Bibelstelle1 Thessalonicher 4,16 Er vom Himmel mit der Posaunen [hebräisch] Gottes wieder hernieder kommen/ zum jüngsten Gericht/ 1. Thes. 4/ v. 16. Wir haben

2. Das Exempel der triumphirenden Kirchen/ als welche Lb PersonJohannes (Offenbarung) Johannes in seiner Entzuckung mit Harpffen ge= [S. 46] sehen/ und auf solcher Harffen ein neu Lied singen hören/ Ly BibelstelleOffenbarung 5,8 Apoc. 5/ v. 8.

Wiewohl nun aber beydes die Posaune Gottes/ und auch die Harffen der seligen Außerwehlten/ von irrdischen Posaunen und Harffen weit unterschieden. Denn die Posaune Gottes ist nicht ein sichtbares Instrument, von Menschen Händen gemacht/ sondern ein starcker Schall der nach Posaunen Arth durch der Engel Dienst in der Lufft formiret worden: Die Harffen der seligen Außerwehlten aber/ seynd Symbolum laudis & laetitia, ein Zeichen der Lieblichkeit ihre Lobes und inniglicher Freude; Jedoch aber weil dem heiligen Geist gefallen hat/ dieses alles nicht eigentlich/ wie es an sich selbst ist/ auszusprechen/ sondern metaphoricè und Gleichnüsweise/ zubeschreiben/ so ist solches eine klare Anzeigung/ daß die irrdischen Musicalischen Instrumenta ihm nicht zuwider seyn müssen/

Wir haben

3. Das Exempel der streitenden Kirchen/ und zwar Theils der Jüdischen im Alten Testament/ als die bey Verrichtung des Gottesdienst mit allerhand Instrumenten musiciret, besagen/ Ly Bibelstelle1 Chronik 23,5 1. Chron. 24/ v. 5. Ly Bibelstelle1 Chronik 25,1–7 cap. 26/ v. 1. seqq.[21] Ly Bibelstelle2 Chronik 5,12–13 2. Chron. 5/ v. 12. seqq. Ly Bibelstelle2 Chronik 7,6 c. 7/ v. 6. Ly BibelstelleEsra 2,41.65 Esr. 2/ v. 41. 65.

Theils auch der Christlichen Kirchen im Neuen Testament/ als die auch Instrumenta zugebrauchen/ und unter denen nahmentlich Orgeln aufzurichten sein Bedencken getragen: Jst auch nunmehr mit den Orgeln so weit kommen/ daß fast kein Flecken/ schweige denn eine Stadt zufinden/ in derer Kirche keine Orgel anzutreffen seyn solle. Wiewohl ein Orth für den andern zuloben/ auch einer [S. 47] bessere Mittel dazu gehabt/ als der andere. Vnter welchen sonderlich rühmens werth/ die Stadt Le Geographicumf Ort: Konstanz Costnitz/ als zu derer Ld OrgelKonstanz, Münster, Schentzer-Orgel, 1520 Orgel BlasebälgeLb PersonPraetorius, Michael (1571–1621) Mich. Praet. Lr QuellenPraetorius, Syntagma musicum 2 (1619) M Syntagm. Music. p. 161. Seqq. nur allein/ Lr QuellenPraetorius, Syntagma musicum 2 (1619) M das Leder über 200. gute Gülden sol gekostet haben.[22] Der Reichs=Stadt Vlm ihre Orgel ist nur alleine Lr QuellenPraetorius, Syntagma musicum 2 (1619) M die renovirung bey 7000. gute Gülden zustehen kommen.[23] Vnd die Stadt Le Geographicumf Ort: Rostock Rostock hat umb 5000. f[lorentiner] eine Ld OrgelRostock, Marienkirche, Heinrich Glowatz-Orgel 1593 Orgel gebauet/ wie denen Michaël Praetorius zum unsterblichen Ehren=Gedächtnüs solches nachrühmet.[24] Auch über diß noch 20. herrliche Orgelwercke vornehmer Städt in Teutschland gleichsfalls mit allen Ehren gedencket/ dahin wir die/ so Nachricht davon begehren/ wollen remittiret und gewiesen haben.[25]

Woraus denn nun die Billigkeit der Orgeln zur Gnüge erhellet/ daß niemand an derselben wird zweiffeln dürffen.

Sprichstu: Wie ist denn der theure Gottes Mann Lutherus darauf kommen/ daß er in der VermahnungLr QuellenLuther, Jenaer Ausgabe 5 (1575/1577) M T. V. Jen. f. 92. b. an die Geistlichen/ auf den Lm Ereignis1518: Reichstag zu Augsburg Reichstage zu Le Geographicumf Ort: Augsburg Augspurg/ versamlet/ die Orgeln unter die Lr QuellenLuther, Jenaer Ausgabe 5 (1575/1577) M Stücke der gleissenden Scheinkirchen zehlet?[26]

Antwort: Das hat Lutherus ja gethanConf. Lb PersonBrenz, Johannes (1499–1570) Bren. Lr QuellenBrenz, Opera omnia 2 (1576) M T. II. Oper. f. 1101.[27]/ aber nicht bloß und schlechter Dinges/ sondern darumb/ weil sie im Papstthumb nicht als ein freyes und unsträfliches Mittelding/ wie bey uns geschiehet/ sondern als ein sonderlicher Gottesdienst gehalten worden. Wie seine Worte klar bezeugen. Ausser dem hat er die Orgeln mit nichten improbiret, sondern sehr viel davon gehalten/ und sie daher auch in den Kirchen gelassen. Hat auch Anno 1534 einen Lb PersonWeller, Matthias (1507–1563) Organisten/ der mit Schwermuth und Traurigkeit angefochten [S. 48] war/ ausdrücklich zu seiner Orgel gewiesen/ und ihm unter andern folgende Wort Lr QuellenLuther, Jenaer Ausgabe 6 (1568) M T. VI. Jen. f. 206. b. geschrieben: Lr QuellenLuther, Jenaer Ausgabe 6 (1568) M Mein lieber Lb PersonWeller, Matthias (1507–1563) Matthia/ wenn ihr traurig seyd/ und wil überhand nehmen/ so sprecht: Auf/ ich muss unsern Herrn Christo ein Lied schlagen auf dem Regal/ (es sey Lw MusikwerkN.N.: Te Deum laudamus M Te Deum laudamus, oder Benedictus) denn die Schrifft lehret mich/ Er höre gern frölichen Gesang und Seitenspiel/ und greifft frisch in die Claves, und singet drein/ biß die Gedancken vergehen/ wie David und Lb PersonElisa Elisaeus thäten. Kömpt der Teufel wieder und gibt euch eine Sorge/ oder traurige Gedancken ein/ so wehret euch frisch/ und sprecht: Aus Teufel/ ich muß ietzt meinem Herrn Christo singen und spielen/[28] etc.

Vnd soviel sey gesagt von der Nachricht aus Gottes Wort/ wegen der Orgeln Billichkeit. Neben dem und fürs andere/ so ist durch Sonnenklare folgereien auch gnugsam Nachricht draus zuschöpffen:

II. De usus Organum qvalitate; Von des Gebrauchs der Orgeln Beschaffenheit/ wie und welcher Gestalt sie recht zugebrauchen? Denn wenn unser Herr Gott zu den Jüden spricht: Ly BibelstelleAmos 5,23 Thue nur weg von mir das Geplerr deiner Lieder/ denn ich mag deines Psalterspiels nicht hören/ Amos 5/ v. 23. So lernen wir daraus/ daß mit der blossen Instrumental-Music, und also auch den Orgeln/ wenn sie ohne Andacht gebrauchet werden/ dem Allerhöchsten gar nicht gedienet sey. Ly Bibelstelle1 Samuel 16,7 Denn es gehet nicht/ wie ein Mensch sihet: Ein Mensch sihet/ was vor Augen ist/ der Herr aber sihet das Hertz an: Heist es auch hiervon/ aus dem 1.Sam. 16/ v. 7. Ly BibelstelleJohannes 4,24 Gott ist ein Geist/ und die Ihn anbethen/ die [S. 49] müssen Jhm im Geist und in der Warheit anbethen/ Joh. 4/ v. 24. Vmb des willen/ so hat man sich im Brauch der Orgeln wohl in acht zunehmen/ auf daß man Ly BibelstellePsalmen 32,9 nicht sey/ wie Roß und Mäuler/ die nicht nicht verständig sind. Denn das wil der heilige Geist durchaus nicht verstatten/ Psalm 32/ v. 9. Sollen demnach beydes die jenigen die das schlagen/ und die dem Schlagen zuhören/ ihre Schuldigkeit bedencken.

Die da schlagen und darzu bestellet seyn/ sollen wohl zusehen/ daß sie nicht leichtfertige Lieder/ Curanten/ Täntze/ oder andere unziembte MelodienLc PredigtautorDieterich, Conrad (1575–1639) D. Dietr. Lr QuellenDieterich, Sonderbarer Predigten Erster Theil (1632) M Sonderb. Pred. 1. Theil. p. 262./ in der Kirchen schlagen/ dadurch der Gottesdienst in der Kirchen entheiliget/ und die Orgeln und Instrumenta mit hohen Aergernüs schändlich mißbrauchet werden: Sondern sie sollen mit gebührender devotion und gravität ihr Ampt verrichten/ in betrachtung daß eben umb dieser Vrsach willen der Allerhöchste Gott im Alten Testament durch die Priester und Leviten/ die Music verrichtet wissen wollen/ damit nemlich alles bey derselben/ mit desto grössern Ansehen und Gottesfurcht hergehen solte/ 2.Chronic. 29./v. 25. Vnd Lr QuellenDieterich, Sonderbarer Predigten Erster Theil (1632) M in dem IV. Concilio zu Le Geographicumf Ort: Karthago CarthagoD. Dietr. Lr QuellenDieterich, Sonderbarer Predigten Erster Theil (1632) M loc. cit. p. 233. gehalten/ wurde ein Schluß gemachet/ daß die Alten Presbyteri zu den Neuen CantoribusLb PersonStegmann, Josua (1588–1632) D. Stegm. Christog. P. 1. p. 403., wenn sie sie in Bestallung annehmen/sage sollten: Vide, ut qvod ore canis, corde credas; & qvod corde credis operibus comprobes, das ist: Sihe zu/ daß was du mit dem Munde singest/ du auch im Hertzen gläubest/ und was du im Hertzen gläubest/ auch in der That erweisest.[29]

[S. 50]

Die aber so zuhören/ sollen nicht nur den äusserlichen Thon D. Dietr. Lr QuellenDieterich, Sonderbarer Predigten Erster Theil (1632) M Sonderb. Pred. 1. Theil/ p. 261.mit den Ohren fassen/ sondern auch ihre Hertzen darunter erheben/ im Geist frölich werden/ ihre Seufzer gen Himmel schicken/ und Fleiß ankehren/ daß sie sich selbst mit Leib und Seel zu einer lebendigen und vernünfftigen Orgel erbauen/ da Hertz/ Leib/ Füsse/ Hände/ Sinne/ Gedancken und Begierden eine Geistliche liebliche Harmoni geben:[30] Lb PersonMathesius, Johannes (1504–1565) Matthesius in der Lr QuellenMathesius, Syrach (1605) M 4. Pred. über Syrac. c. 32 schreibet/ Lr QuellenMathesius, Syrach (1605) M die allerbeste Music/ so am lieblichsten im Hertzen verklinget/ und auch am ende uns erfreuen kan/ ist
Mein
Vertrauen
Stehet
In
Christo
Alleine
[31] f. 51. a.
Lr QuellenTheodoret, Opera omnia (1617) M Haec cythara Deo gratior est qvàm illa, qvae animâ caret,& qvando fides sine fide pulsantur,[32] sagt Lb PersonTheodoret (393–466) Theodoretus: Das ist/ diese Cythar/ oder Orgel/ ist Gott viel angenehmer/ als die/ so keine Seele hat/ und als wenn die Seiten oder Orgel Clavier ohne Glauben geschlagen werden. Vnd in Lr QuellenDecretum Gratiani (1604) M Jure Canonico, Dist. 92. can. 1. in glossa, lauten die wohlbekandten Verse:

Lr QuellenDieterich, Sonderbarer Predigten Erster Theil (1632) M Non vox, sed votum; non chordula musica, sed Cor:
Non clamans, sed amans, cantat in aure Dei.[33]
Das Hertz und nicht der blosse Klang/
Ist für Gott ein lieblicher Gesang.
[34]

Endlich und fürs dritte ist auch Nachricht zuschöpffen.

III. De Organum utilitate: Von der Orgeln Nutzbarkeit. Denn wenn wir lesen/ daß im Alten Testament die Musicanten in so grosser Menge bestellet worden/ nehmlich Lª1Chr_23_5ª 4000. Lobsänger des Herrn mit Seitenspiel: Vnter welchen Ly Bibelstelle1 Chronik 25,7 288. Meister[35] gewesen/ 1. Chron. 24/ v. 5. c. 26/ v. 7. So sehen wir daraus/ daß die Instrumental-Music [S. 51] ins gemein/ und also auch die Orgeln insonderheit/ Cum de similibus idem sit judicium, dienen: (1.) Ad autoritatem cultui conciliandam, dem Gottesdienst ein Ansehen zumachen: Daß die Leute dadurch sollen beweget werden/ dem Gottesdienst gerne beyzuwohnen/ und beständig/ biß daß er geendet und beschlossen wird/ darbey zuverharren.

Wenn wir lesen/ daß der böse Geist sey von Lb PersonSaul (fl. 1000 v. Chr.) Saul gewichen/ wenn David seine Harffe genommen/ mit der Hand drauff gespielet/ und schöne Psalmen drein gesungen/ Ly Bibelstelle1 Samuel 16,23 1. Sam. 16/ v. 23. So sehen wir/ daß die Instrumental-Music und also auch die Orgeln/ wenn schöne Geistliche Lieder drein gesungen werden/ Dienen

(2.) Ad vim Satanae inferendam, den höllischen Trauergeist zuvertreiben. Lr QuellenLuther, Jenaer Ausgabe 8 (1568) M Denn dem bösen Geist/ (wie Lutherus über die letzten Worte Davids Lr QuellenLuther, Jenaer Ausgabe 8 (1568) M T. VIII. Jen. fol. 140. a. Conf. Lb PersonMathesius, Johannes (1504–1565) Matthes. de vitâ Luther. conc. 8. p. 90. b.[36] schreibet) ist nicht wohl dabey/ wo man Gottes Wort im rechten Glauben prediget oder singet. Er ist ein Geist der Traurigkeit/ und kan nicht bleiben/ wo ein Hertz Geistlich/ das ist/ in Gott und seinem Wort frölich ist.[37] Wenn wir lesen/ daß/ Ly Bibelstelle2 Samuel 6,5 als bey heraufholung der Laden des Herrn/ das gantze Hauß Jsrael für den Herrn her gespielet habe/ mit allerley Seitenspiel von Tennenholz/ mit Harffen und Psaltern/ und Paucken/ und Schellen/ und Cymbeln/ so habe Ly Bibelstelle2 Samuel 6,14 David mit aller Macht für dem Herrn her getantzet/ 2. Sam. 6/ v. 5 & 14. So sehen wir/ daß die Instrumental-Music, und also auch die Orgeln/ als eine gewisse Arth derselben/ Dienen

(3.) Ad laetitiam excitandam, innigliche Hertzens= [S. 52] freude zuerwecken: Lr QuellenBrenz, Opera omnia 2 (1576) M T. II Operum fol. 757.Lr QuellenBrenz, Opera omnia 2 (1576) M Nam qvod, David, scribitur, totis viribus saltasse, indicat totum ipsum in corde suo gaudio summo perfusum esse, ut neqvierit se continere, qvin tot etiam corpore gestiret,[38] schreibt Brentius: Das ist: Denn wenn von David gemeldet wird/ daß er mit aller Macht getantzet/ so wird dadurch angedeutet/ daß er durch und durch in seinen Hertzen voll lauter Freud gewesen/ also/ daß er sich auch nich halten können/ sondern mit dem gantzen Leibe durch springen es bezeugen müssen.

Wenn wir lesen/ daß der Prophet Lb PersonElisa Elisa befohlen/ Ly Bibelstelle2 Könige 3,15 man solte ihm einen Spielmann herbringen/ und da der Spielmann auf der Seiten gespielet/ sey die Hand des Herrn auf ihn kommen/ 2. Reg. 3. v. 15. So sehen wir daß die Instrumental-Music, und also auch die Orgeln/ tanqvam species, dienen

(4.) Ad iram frangendam, den Zorn zubrechen: Denn wie Brentius sehr wohl und nachdencklich observiretLr QuellenBrenz, Opera omnia 2 (1576) M T. II. Oper. Sup. I. Sam. c. 16. f. 599., so hatte sich der Prophet Elisa über den Abgöttischen Lb PersonAhab (vor 871 – nach 851 v. Chr.) König Jsrael zum höchsten erzürnet und entrüstet/ und wolte daher nicht ehe weissagen/ biß ihm der Zorn vergangen/ und sich geleget hätte. Lr QuellenBrenz, Opera omnia 2 (1576) M Qvare jussit, ut Psaltes ei adduceretur, non ut Psaltes virtute fidei suae Spiritum Sanctum in Lb PersonElisa Elizam injiceret, sed ut sono cytharae statum mentis ejus nimiâ irâ turbatum componeret.[39] Das ist: Derhalben hat er befohlen/ daß man einen Spielmann ihm bringen solte/ nicht als ob solcher durch Krafft seines Seitenspiels/ den heiligen Geist über ihn bringen [S. 53] könte/ sondern daß durch dessen anmuthigen Klang/ sein durch Zorn verwirrtes Gemüthe besänfftiget werden möchte.

Wenn wir lesen/ daß der Apostel Lb PersonPaulus von Tarsus (10 v. Chr. – 60 n.Chr.) Paulus schreibet: Ly Bibelstelle1 Korinther 14,7 Es sey eine Pfeiffe/ oder eine Harffe/ wenn sie nicht unterschiedliche Stimmen von sich geben/ wie kan man wissen/ was gepfiffen/ oder geharffet ist? 1. Cor. 14/ v. 7. So sehen wir/ daß die Musicalischen Instrumenta, und also auch die Orgeln/ dienen

(5.) Ad Concordiae necssitatem docendam, die Nothwendigkeit der Brüderlichen Einträchtigkeit zu lehren. Denn gleich wie in der Orgel eine Harmoni und liebliche zusammenstimmung sich findet/ also sollen wir auch Ly Bibelstelle1 Petrus 3,8 allesampt gleich gesinnet seyn/ mitleidig/ brüderlich/ barmhertzig/ freundlich/ 1. Pet. 3.

Wenn wir lesen/ daß Lb PersonHiob Hiob klaget: Ly BibelstelleIjob 30,31 Meine Harffe ist eine Klage worden/ und meine Pfeiffe ein weinen/[40] Cap. 30/ v. 32. Jtem die Kinder Jsrael: Ly BibelstellePsalmen 137,1–2 An den Wasser zu Babel sassen wir und weineten/ wenn wir an Zion gedachten/ unsere Harffen bringen wir an die Weiden/ die drinnen sind/ etc. So sehen wir/ daß die Musicalischen Instrumenta, und also auch die Orgeln/ dienen

(6.) Ad vanitatem terrenae musicae cognoscendam, Die Eitelkeit der irrdischen Music zuerkennen. Denn ob sie wohl grosse Krafft hat/ so erstreckt sie doch solche ihre Krafft nicht weiter und länger/ als Gott wil/ und wenn der ihr die Krafft entzeucht/ so vermag sie nichts/ sondern [S. 54] heisset wie dort stehet: Ly BibelstelleSprichwörter 14,10 Wenn das Hertze traurig ist/ so hilfft keine äusserliche Freude/ Prov. 14/ v. 10.

Endlich/ wenn wir auch lesen/ daß Johannes in seiner Entzuckung/ die triumphierende Kirche mit Harffen gesungen/ und gehöret/ daß sie in solche Harffen gesungen/ Ly BibelstelleOffenbarung 5,8 Apoc. 5/ v. 8. So sehen wir/ daß die Musicalischen Instrumenta und also auch die Orgeln/ dienen

(7.) Ad caelestem Musicam praefigurandam,[41] die himlische Music abzubilden/ daß eine über alle Massen fürtreffliche Lieblichkeit sich da finden werde. Denn/ kan mans auf Erden/ so weit bringen/ was wird im Himmel werden?

Lb PersonPraetorius, Michael (1571–1621) Mich. Praetor. Lr QuellenPraetorius, Syntagma musicum 2 (1619) M T. II. Syntagm. Mus. p. 88.Lr QuellenPraetorius, Syntagma musicum 2 (1619) M Haec si contingunt terris qvae gaudia caelis?[42] Sol auf der Ld OrgelPerugia, San Pietro, N.N.-Orgel Orgel in Le Geographicumf Ort: Perugia S. Peters Kirchen zu Le Geographicumf Ort: Perugia Perusia/ einer namhafften Stadt in Le Geographicumh Territorium: Italien Welschland stehen/ das ist:
So solche grosse Freud' auf Erden ist zuhaben:
Was wird doch wohl für Freud' im Himmelssaal uns laben?
[43]

D. Stegm. Lr QuellenStegmann, Christognosia 1 (1630) M Christog. P. I. p. 416.Si tanta facis nobis in carcere, qvid ages in Palatio? Si tanta solatia in hac lachrymarum, qvanta conferes in die nuptiarum? Si tanta delectabilia continet carcer, qvanta, qvaeso, continet patria?[44] Sagt Lb PersonAugustinus, Aurelius (354–430) Augustin[us] in Lr QuellenAugustinus, Meditationes (1631) M Soliloq. Das ist: Lästu uns/ lieber Gott solche Lust in Gefängnüs empfinden/ was werden wir wohl im himlischen Jerusalem zuhoffen haben? Richtestu uns solche Freude an im Thränenthal/ was wirstu thun im Hochzeit=Saal? Jst solche Freude in der Frembde/ was wird im Vaterlande werden?

[S. 55]

Vnd Lutherus, als er einsmahls die Cantorey=GeselschafftLr QuellenLuther / Aurifaber, Colloquia (1591) M Colloq. Mensal. tit. 68. von der Musica, f. 520. b. zu Gast gehabt/ sprach er mit Verwunderung: Lr QuellenLuther / Aurifaber, Colloquia (1591) M Weil unser Herr Gott in dis Leben/ daß doch ein lauter Schweißhauß ist/ solche Edle Gaben geschüttet/ und uns gegeben hat/ was wird in jenen ewigen Leben geschehen/ da alles wird aufs allervollkommenste und lustigste werden: Hier aber nur materia prima, der Anfang ist: [45] Ach freylich ist hier nur der Anfang:

Lw Musikwerkanonym: Herzlich tut mich erfreuen Dort wird man hören klingen/
Die rechten Seitenspiel/
Die Musica wird bringen/
Jn Gott der Freuden viel/
Die Engel werden singen/
All Heiligen Gottes gleich/
Mit himmelischen Zungen/
Ewig in Gottes Reich:
[46]
Lw Musikwerkanonym: In dulci jubilo  Eya wären wir da! [47]

Ly BibelstellePsalmen 42,2–3 Wie der Hirsch schreiet nach frischen Wasser/ also schreyet meine Seele/ Gott zu dir/ meine Seele dürstet nach Gott/ nach dem lebendigen Gott/ wenn werde ich dahin kommen/ daß ich Gottes Angesicht schaue.

Lw MusikwerkN.N.: O Jesu Christ, meins Lebens Licht Wie werd ich denn so frölich seyn/
Werd singen mit den Engelein/
Vnd mit der Außerwehlten Schar/
Ewig schauen dein Antlitz klar.
[48]

[S. 56]

Da wird es heissen/ wie dort die Braut saget: Ly BibelstelleHohelied 3,4 Jch habe funden/ den meine Seele liebet/ ich halt ihn/ und wil ihn nicht lassen/ biß daß ich ihn bringe in meiner Mutter Hauß/ in meiner Mutter Kammer/ Cant. 3/ v. 4. Vnd wie in Lw MusikwerkAnonym: Jesu dulcis memoria M Jubilo Lb PersonBernhard von Clairvaux (ca. 1090 – 1153) Bernhardi stehet:

Lw MusikwerkAnonym: Jesu dulcis memoria Jam qvod qvaesivi, video,
Qvod concupivi, teneo:
[49]

Nun seh ich/ was mein Hertz begehrt/
Was ich gesucht bin ich gewehrt.
[50]

Lw MusikwerkNicolai, Philipp: Wie schön leuchtet der Morgenstern Ey/ mein Perle du werthe Cron/
Wahr Gottes und Marien Sohn/
Ein hochgeborner König/
Mein Hertz heisst dich ein Lilium/
Dein süsses Evangelium/
Ist lauter Milch und Honig:
Ey mein/
Blümlein/
Hosianna/
Himlisch Manna/
Daß wir essen/
Deiner kan ich nicht vergessen.
[51]

Lw MusikwerkNicolai, Philipp: Wie schön leuchtet der Morgenstern Zwingt die Seiten in Cythara/
Vnd lasst die süsse Musica/
Ganz Freudenreich erschallen/
Daß ich möge mit Jesulein/
[S. 57] Den allerhöchsten Bräutgam mein/
Jn steter Liebe wallen/
Singet/
Springet/
Jubiliret/
Triumphiret/
Danckt dem Herrn/
Groß ist der König der Ehren.
[52]

Vnd so viel vom ersten Stück/ darinn zur Nothdurfft ausgeführet worden/ was von Orgeln zuhalten; wie sie zubrauchen? und wozu sie dienen? wodurch denn die Orgel uns ist geheiliget worden?

II.

Folget nun hierauf/ daß wir auch berichten: Wie denn unsern Herrn Gott durchs liebe Gebeth die Orgel solle und müsse geheiliget werden?

Vnd zwar so geschicht solches:

1. Deo pro Organo gratias agendo, mit hertzlicher Dancksagung; La OrgelpredigtVlmische Orgel Predigt (Ulm 1624) M Denn nechst reiner Predigt des Göttlichen Worts/ wie auch rechter ausspendung der heiligen Sacramenten/ und einer guten Vocal-Music, sind die Orgeln in Kirchen eine sonderliche Zierde/ als dadurch nicht nur der öffentliche Gottesdienst herrlich gezieret/ und ansehnlich gemachet wird/ sondern auch die Gemüther der Zuhörer zur Andacht aufgemüntert werden/ sintemahl sie gleichsam die Königin/ und das Hertz aller Musicalischen Instrumenten seyn/ darumb billich Gott dafür zupreisen und zudancken ist.[53]

[S. 58]

2. Geschicht solche Heiligung der Orgel/ Organum Deo Commendando, wenn wir die Orgel dem Herrn praesentiren, und in seinen gnädigen Schutz und Schirm übergeben. Denn es kann sich leicht begeben/ daß eine Orgel entweder durch Feuer und Brande/ zu zeiten auch durch Donnerstralen/ und andere Gottes Gewalt/ Schaden nehmen: So weiß man auch/ wie der Calvinische Geist den Orgeln sehr auffsetzig und wohl ehe sie herunter gestürmet mit solchen Lr QuellenDieterich, Sonderbarer Predigten Erster Theil (1632) M Vngestümm/ als wenn Leib und Leben/ ja/ gar der Seelen Seligkeit drauff haffte/ wie Anno 1531. zu Vlm/ in Le Geographicumg Gebäude: Ulm, Münster Münster/ geschehen/ da sie Lm Ereignis1531: Orgelsturm im Ulmer Münster zwo schöne Orgeln übern Hauffen gestürmet/ und als sie das Corpus mit den Pfeiffen in der grossen Orgel nicht füglich abheben können/ haben sie Seile und Ketten drumb gebunden/ nachmahls Pferde dran gespannet/ und mit aller Gewalt herunter gerissen/[54] wie D. Lc PredigtautorDieterich, Conrad (1575–1639) Cunrad Dieterich meldetD. Dietrich. Lr QuellenDieterich, Sonderbarer Predigten Erster Theil (1632) M Sonderb. Pred. 1. Theil/ p. 253./ und dergleichen löblich Werck auch D. Lb PersonAndreä, Jacob (1528–1590) Jacob Andreae im Lm Ereignis1586: Kolloquium zu Montbéliard Mompelgartischen Colloqvio anführet.[55] Lr QuellenDieterich, Sonderbarer Predigten Erster Theil (1632) M Oder/ da sie sie an etlichen Orthen dulden/ lassen sie sie doch still stehen/ daß die Pfeiffen in sich selbst sich verzehren und verderben müssen; Oder da sie sie so im Wesen erhalten/ so brauchen sie sie doch nicht unter den Gottesdienst/ zum Gesange vor und nach der Predigt/ sondern lassen sie nur alle Werckeltage zu einer gewissen Stunde schlagen/ da denn die Kauffleute sich in die Kirche verfügen/ darinnen auf und nieder spatzieren/ auch darunter mehrentheils ihre Gewerbschafften schliessen: Wie in Le Geographicumh Territorium: Niederlande Holland dergleichen sol fürgehen/ und wohlgemeldter D. Dietrich/ als ein testis oculatus, der [S. 59] dabey gewesen/ und es selbst in Augenschein genommen/ glaubwürdig referiret:[56] Sol nun aller dieser Gefahr vorgebauet werden/ so muß unser lieber Herr Gott/ so wohl/ als bey andern Sachen/ das beste thun/ und selbst die Orgeln für allen Schaden behüten/ darumb wir Ihn denn in aller Demuth flehentlich zubitten/ und zuersuchen haben.

3. Geschicht solche Heiligung/ Auxilium Spiritus Sancti ad verum Organi usum implorando. Wenn wir Gottes des heiligen Geistes Beystand zum rechten Brauch der Orgel erbitten. Denn da stehet es nicht eben in unsern eignen Kräfften und Vermögen/ die Orgel also zubrauchen und anzuwenden/ daß es Gott zu Ehren und uns zum besten diene/ sondern wir haben der Regierung/ Hülffe und Beystandes des heiligen Geistes dazu von nöthen: Ly BibelstelleRömer 8,14 Denn welche der Geist Gottes treibet/ die seynd Gottes Kinder/ Rom. 8. Demnach so wollen wir zu dem/ der der rechte Vater ist/ über alles/ was da Kinder heisset/ im Himmel und auf Erden/ mit dem lieben Gebet uns wenden/ und also von Grund unsers Hertzen seuffzen:

O Allmächtiger/ ewiger Gott/ du unerschöpflicher Brunnqvell alles guten/ das neben deinem heiligen Wort und Hochwürdigen Sacramenten/ wir in diesen deinen Hause auch gegenwärtige Orgel haben/ das haben wir niemand/ als Dir zudancken/ Du hast Friede und Ruhe verliehen/ daß sie verfertiget werden können/ Du [S. 60] hast Kunst und Weisheit gegeben/ daß sie zum Stande gebracht werden können/ Du hast wunderliche Mittel bescheret/ und Christliche Gemüther regiret/ daß sie bezahlet werden können. Gelobet seystu dafür/ Herr der Gott unser Väter/ und müssest gepreiset und hoch gerühmet werden ewiglich: Gelobet sey dein heiliger und herrlicher Name/ und müsse gepreiset und hoch gerühmet werden ewiglich. Gelobet seystu in deinen heiligen und herrlichen Tempel/ und müssest gerühmet und gepreiset werden ewiglich. Wohlan allerliebster Gott/ weil du sie uns gegeben hast/ so wollen wir sie dir hiermit wieder übergeben/ demüthig bittende/ du wollest dieselbe von uns in allen Gnaden/ als ein Werck der Gottseligkeit an und aufnehmen/ für allen Vnglück und Schaden/ für Feuersnoth/ für Donnerschlag und Stralen/ und für aller FeindesGewalt behüten und bewahren/ hingegen deiner Ehre/ es einig und allein gewiedmet bleiben lassen/ und helffen/ daß nun noch nimmermehr einiger Päpstlicher oder Calvinischer Greuel/ sondern nur Geistliche/ liebliche Lieder/ Psalmen und Lobgesänge drauf geschlagen werden. Regier uns auch mit deinen heiligen Geiste/ daß wir durch dieser Orgel Klang zu deines heiligen Namens Lob und Ehre/ zu fleißigen Gehöre deines seligmachenden Worts/ zu inbrünstigen Gebet/ zu hertzlicher Freude/ zu brüderlicher Einträchtigkeit/ zur Erkäntnüs der unvollkommenen Lust in dieser Welt/ und zum Vorspiel und entwerff der himlischen Wonne erwecket und aufgemuntert werden. Vnd weil fromme Hertzen ihre milde Hand aufgethan/ und zu [S. 61] anschaffung dieser Orgel uns behülfflich erschienen/ so wollestu der du die Wohlthat der Menschen/ wie einen Siegelring behältest/ und die guten Wercke/ wie einen Augapffel / reicher Vergelter seyn/ und ihnen an Leib und Seele es reichlich belohnen. Verleihe uns auch Frieden gnädiglich/ Herr Gott zu unsern Zeiten: Es ist doch ja kein ander nicht/ der für uns könte streiten/ denn du unser Herr Gott alleine: Gib unsern Churfürsten und aller Obrigkeit/ Friede und gut Regiment/ daß wir unter ihnen ein geruhig und stilles Leben führen mögen/ in aller Gottseligkeit und Erbarkeit; Endlich bringe uns nach deinen Wohlgefallen/ zu rechter Zeit und Stunde/ aus der streitenden in die triumphirende Kirche/ so wollen wir dann mit der himlischen Music anstimmen/ und mit allen Engeln und Außerwehlten ohne Aufhören singen: Lob/ und Ehre/ und Weißheit/ und Danck/ und Preiß/ und Krafft/ und Stärcke/ sey unserm Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit/ Amen! Das gebe mir und euch Gott Vater/ Sohn und heiliger Geist/ hochgelobet in Ewigkeit/ Amen/ Amen/ Amen!

Errata & omissa. [Im Kommentar dieser Edition verarbeitet.]

Einzelanmerkungen

  1. Die beiden erwähnten Einweihungspredigten erschienen in einem Druck unter dem Titel LVD17 32:633500V Christliche Evangelische Tauffstein- unnd Glockenweihe (Leipzig / Wittenberg: Schürer / Henckel, 1607).
  2. Die Rede ist von Helwig Garths LVD17 14:015032S Christliche/ Evangelische AltarWeyhe (Freiberg: Hoffmann, 1611).
  3. Korrekt ist hier Kapitel 13 des Buchs Exodus.
  4. Ergänzung eingefügt nach dem Errata-Verzeichnis des Drucks, S. 61.
  5. Für die Übertragung, Überprüfung und Kommentierung dieser und aller weiteren griechischen Ausdrücke und Zitate in Peiskers Predigt danken wir sehr herzlich Frau Dr. Elia Marinova (Sofia).
  6. Peißker verkürzt die in der zweiten Auflage der Ulmischen Orgelpredigt vorgefunden und zitierten Informationen stark, vgl. Dieterich, Sonderbarer Predigten Erster Theil (1632), S. 248.
  7. Übersetzung des lateinischen Zitats in Zwinger, Theatrvm Hvmanae Vitae 5 [1586], S. 1292. Die originale Darstellung des Lb PersonAventinus, Johannes (1477–1534) Aventinus, die von Lb PersonZwinger, Theodor (1533–1588) Zwinger übernommen wurde, ist nachzulesen im Personenartikel Lb PersonPippin (714–768) Pippin.
  8. Übersetzung der kurzen Notiz in Zwinger, Theatrvm Hvmanae Vitae 27 [1586], S. 4151. Siehe ausführlich zur Rolle Lb PersonVitalianus (vor 657 – 672) Vitalians dessen Personenartikel, wo auch die hier erwähnte Darstellung durch Lb PersonMaffei, Raffaello (1451–1522) Volaterranus erörtert wird.
  9. Vermutlich handelt es sich hier um einen Druckfehler. Korrekt müsste es εὐρύθμως lauten.
  10. Wie in der Marginalie angegeben, bezieht Peißker seine Informationen aus Gesner, Commentationes In Psalmos Davidis (1629), S. 930. Er übernimmt hier das griechische Zitat, ersetzt Gesners lateinische Übersetzung aber durch eine deutsche Übertragung, die den Begriff τὸ ὄργανον durch Orgel wiedergibt. Siehe den Kontext der zitierten Quelle auch im Personenartikel Lb PersonBasilius (ca. 330 – 379) Basilius. Das griechische Original findet man in Basilius, Opera omnia (1857), S. 305.
  11. Diese Passage ist ebenfalls eine zum Teil wörtlich aus dem Lateinischen übersetzte Übernahme aus Gesner, Commentationes In Psalmos Davidis (1629), S. 930. Den originalen Wortlaut des enthaltenen Zitats findet man im Personenartikel Lb PersonHilarius von Poitiers (ca. 315 – 367) Hilarius.
  12. Peisker zitiert die auf Pseudo-Justinus zurückgehende Aussage nach der griechischen Version bei Lb PersonGesner, Salomon (1559–1605) Gesner, bei dem daneben diejenige lateinische Übersetzung angegeben wird, die auch Conrad Dieterich in seiner Orgelpredigt verwendet: Nam Verbum Dei est, sive mente cogitetur, sive canatur, sive pulsu edatur. Siehe den gesamten Kontext des Zitats in einer (anderslautenden) lateinischen Ausgabe in Justinus Martyr, Opera (1555), S. 317, wiedergegeben im Personenartikel Lb PersonJustin der Märtyrer (ca. 100 – 165) Justinus Martyr.
  13. Es handelt sich eindeutig um ein Zitat aus Dieterichs Kirchweih= oder Orgel=Predigt (Leipzig 1632), S. 239f. Peisker interpoliert allerdings eigene Kenntnisse und wählt teilweise andere Formulierungen.
  14. Anzumerken ist zu den von Rudinger übernommenen philologischen Betrachtungen, dass Hieronymus nicht einfach der Septuaginta gefolgt ist, wo der hebräische Begriff mit ἐν ὀργάνῳ übersetzt wurde, sondern selbst direkt den hebräischen Text übertragen hat. In Hieronymus’ Fassung, der Vulgata, lautet Psalm 150,4: laudate eum in tympano et choro laudate eum in cordis et organo. (Kommentar von Elia Marinova)
  15. Wörtliches Zitat aus Rüdinger, Libri Psalmorum 5 (1581), S. 321. Die Druckfehlerkorrektur stammt aus dem Errataverzeichnis des edierten Werks, S. 61.
  16. Wie in der Marginalie angegeben, zitiert der Autor hier Dieterichs Orgelpredigt, vgl. Kirchweih= oder Orgel=Predigt (Leipzig 1632), S. 241f. Ihm war offenbar nicht bewusst, dass es sich dabei um eine Übersetzung einer Vorlage handelte, vgl. Calvisius, Exercitationes Musicae (1600), S. 75.
  17. Siehe den Wortlaut dieser oft zitierten Stelle im Personenartikel Lb PersonVergilius, Polydorus (ca. 1470 – 1555) Vergilius, Polydorus. Peisker gibt im Gegensatz zu Conrad Dieterich nur das korrekte Buch und Kapitel an. Welche Ausgabe er genau konsultierte, wurde nicht weiter überprüft. In der von uns herangezogenen Edition ist das Zitat auf folgender Seite: Polydorus, De rerum inventoribus (1532), S. 221f.
  18. Wie in der Marginalie auf S. 44 dieser Predigt angegeben, lässt sich dieser gesamte Punkt als paraphrasierende Übersetzung der Darstellung Lb PersonBalduin, Friedrich (1575–1627) Friedrich Balduins deuten, vgl. Balduin, Didactica Apostolica (1624), S. 209-210.
  19. In der Vorlage: idcirco, vgl. Brenz, Opera omnia 3 (1578), S. 405.
  20. Wörtliches Zitat aus Brenz, Opera omnia 3 (1578), S. 405.
  21. Bei den beiden ersten Stellen über die alttestamentarischen Tempelmusiker wird in der Auszeichnung die heute gültige Zählung angegeben.
  22. Zitat aus Praetorius, Syntagma musicum 2 (1619), S. 162.
  23. Zitat aus Praetorius, Syntagma musicum 2 (1619), S. 162.
  24. Vgl. die entsprechende Information: Praetorius, Syntagma musicum 2 (1619), S. 163.
  25. Peisker verweist auf Praetorius, Syntagma musicum 2 (1619), S. 161-200.
  26. Die Äußerungen Luthers in der Vermanung an die Geistlichen/ versamlet auff dem Reichstag zu Augsburg/ Anno 1530, in der dieser die Orgel als eines der typischen Ingredientien der katholischen Messe gebrandmarkt hatte – wörtlich: Die stücke/ so in der gleissenden Kirchen in vbung vnd brauch sind gewest (Luther, Jenaer Ausgabe 5 (1575/1577), Bl. 92v), wurden von den reformierten Theologen vorgebracht, um damit ihre Ablehnung von Orgeln als konform mit Luther zu rechtfertigen. Mit dieser Frage setzte sich auch Conrad Dieterich ausführlich auseinander, vgl. Vlmische Orgel Predigt (Ulm 1624), S. 33f.
  27. Bei dieser Quellenangabe stößt man auf eine fehlerhafte Paginierung; die angegebene Seite 1101 entspricht in Brenz, Opera omnia 2 (1576) Seite 1081, wo sich Lb PersonBrenz, Johannes (1499–1570) Johannes Brenz ausführlich zur rechtmäßigen Verwendung von Musikinstrumenten im christlichen Gottesdienst äußert. Dabei hebt er den wahren christlichen Gebrauch vom jüdischen wie auch vom katholischen ab, geht aber nicht auf Luthers Aussagen ein. Nach der Darstellung der jüdischen Tempelmusik beginnt Brenz mit einer rhetorischen Frage und führt dann aus: Ergone nobis Christianis haec imitari licet, & Deum laudare in cymbalis, organis, &c. sic enim Psalmus dicit: Laudate eum in sono tubae, laudate eum in cymbalis benè sonantibus? Respondeo. Apud Iudaeos vmbra fuit, apud nos veritas est. Quid ergo significat vmbra? Ita scribit Moses: Vt sit recordatio vestri coram Domino. Atqui tubae sonitus non excitat Deum? Ergo aliquid aliud significatur, videlicet oratio ex fide, pro accipiendis beneficijs, & gratiarum actio pro acceptis, quia gratiarum actio, est ad plùs dandum inuitatio. Haec est veritas. Attamen & ipsa cymbala, & alia instrumenta musica, vsurpati possunt à Christianis, sicut & Cantica, non ad superstitionem, sed ad excitationem animi nostri: sicut & piae preces huius vsus sunt. Nam Papistae vtuntur illis in cultum Dei, ad impetrandam remissionem peccatorum. Patres vsi sunt ad excitationem animi. Impietas est, pro cultu reputare, pro peccatis satisfaciente. Abusus est, prophana cantica in organis modulari.
  28. Zitiert nach Luther, Jenaer Ausgabe 6 (1568), Bl. 206v. Siehe den weiteren Wortlaut des Briefs im Personenartikel Lb PersonLuther, Martin (1483–1546) Martin Luther.
  29. Zitat aus Dieterichs Gesangspredigt, Dieterich, Sonderbarer Predigten Erster Theil (1632), S. 233. Für das darin enthaltene Zitat übernahm Peisker nicht die Angabe bei Dieterich, sondern suchte sich offenbar selbst eine Quelle heraus. Zur Überprüfung lag uns leider nur eine spätere Ausgabe des Werks vor, wo sich die Stelle auf einer anderen Seite befindet, vgl. Stegmann, Christognosia 1 (1689), S. 364.
  30. Der Autor bezieht sich auf Gedanken Dieterichs, die er stark verkürzt und sprachlich modifziert, vgl. in unserer Edition der La OrgelpredigtVlmische Orgel Predigt (Ulm 1624) M Orgelpredigt, S. 39f. Auch das folgende Theodoret-Zitat schließt sich hier bei Dieterich an und wurde vermutlich samt der deutschen Übersetzung von dort übernommen.
  31. Zitat der Marginalie aus Mathesius, Syrach (1605), Bl. 216r. Die Anfangsbuchstaben des Akrostichons bilden das Wort MVSICA.
  32. Siehe den originalen Wortlaut der zitierten und übersetzten Quelle im Personenartikel Lb PersonTheodoret (393–466) Theodoret.
  33. Ursprünglich stammt dieses Zitat aus Decretum Gratiani (1604), Sp. 512.
  34. Das gesamte Gratian-Zitat samt der gereimten Übersetzung wurde aus Dieterichs Gesangspredigt übernommen, vgl. Dieterich, Sonderbarer Predigten Erster Theil (1632), S. 232.
  35. Genannt ist jeweils die moderne Zählung der Kapitel, die sich von Peiskers Angabe unterscheidet.
  36. An dieser Stelle berichtet Matthesius über Luthers Wertschätzung für Lª Psalm 118 und den Brief, den er dazu an Lb PersonSenfl, Ludwig (1486 – 1542/1543) Ludwig Senfl schrieb, vgl. Mathesius, Historien (1576), Bl. 90v.
  37. Zitat aus Luther, Jenaer Ausgabe 8 (1568), Bl. 140f.
  38. Zitat aus Brenz, Opera omnia 2 (1576), S. 757.
  39. Zitat aus Brenz, Opera omnia 2 (1576), S. 599.
  40. Nach aktueller Zählung handelt es sich um Vers 31 des genannten Kapitels.
  41. Bei der Abhandlung dieses Punktes gibt es mehrere Überschneidungen mit Stegmanns Werk, das Peisker vorgelegen hatte, vgl. dessen 7. Punkt Ad laetitiam vitae aeternae praeconipiendum, Stegmann, Christognosia 1 (1689), S. 375-377. Von Stegmann inspiriert erscheinen die zwei Augustinus-Zitate über den Gesang im Ewigen Leben, Luthers Diktum über die himmlische Musik sowie die Strophe aus dem Lied Lw Musikwerkanonym: Herzlich tut mich erfreuen M Herzlich tut mich erfreuen. Peisker ergänzt dies mit anderen Beispielen.
  42. Wie in der Marginalie angegeben, bezieht Peisker dieses Zitat samt den Informationen über seine Herkunft aus Praetorius, Syntagma musicum 2 (1619), S. 88. Ursprünglich stammt es jedoch aus dem Vorwort zu Lb PersonDiruta, Girolamo (1554/1564 – nach 1610) Girolamo Dirutas Lehrbuch Il Transilvano. Vgl. zur Verbreitung des beliebten Spruchs Braun, Syntagma musicum (2019), S. 192-196.
  43. Diese poetische Übersetzung der Orgelinschrift aus Le Geographicumf Ort: Perugia Perugia scheint Peisker selbst angefertigt zu haben. Zumindest gibt es bislang keine Vorlage dafür.
  44. Peisker übernahm das Zitat von Stegmann, in der späteren Edition: Stegmann, Christognosia 1 (1689), S. 376. Ursprünglich stammt es aus dem Augustinus zugeschriebenen Liber soliloquiorum animae ad Deum, vgl. Augustinus, Opera omnia 6 (1837), Sp. 1286. Siehe den vollen Wortlaut der Stelle im Personenartikel Lb PersonAugustinus, Aurelius (354–430) Augustinus in der Rubrik Zitate.
  45. Zitat nach Luther / Aurifaber, Colloquia (1591), Bl. 475v. Uns lag eine andere Ausgabe vor als Peisker. Er bringt in seinem Zitat die Lesart Schweißhauß an Stelle von Schmeißhaus.
  46. Zitat aus dem Lied Lw Musikwerkanonym: Herzlich tut mich erfreuen M Herzlich tut mich erfreuen.
  47. Peisker hängt hier die Schlusszeile des Liedes Lw Musikwerkanonym: In dulci jubilo M In dulci jubilo an.
  48. Schlussstrophe des Liedes Lw MusikwerkN.N.: O Jesu Christ, meins Lebens Licht M  O Jesu Christ, meins Lebens Licht .
  49. Peisker zitiert den Anfang der 30. Strophe.
  50. Die Quelle dieser Übersetzung ist bislang unbekannt. Möglicherweise stammt sie von Peisker selbst.
  51. 2. Strophe des Liedes Lw MusikwerkNicolai, Philipp: Wie schön leuchtet der Morgenstern M Wie schön leuchtet der Morgenstern.
  52. 6. Strophe des Liedes Lw MusikwerkNicolai, Philipp: Wie schön leuchtet der Morgenstern M Wie schön leuchtet der Morgenstern.
  53. Peisker verkürzt seine Vorlage stark, dennoch ist die zitathafte Anlehnung an Dieterichs Vorlage deutlich greifbar, vgl. Vlmische Orgel Predigt (Ulm 1624), S. 35.
  54. Vgl. Dieterich, Sonderbarer Predigten Erster Theil (1632), S. 253, bzw. Vlmische Orgel Predigt (Ulm 1624), S. 28f.
  55. Mit hoher Wahrscheinlichkeit übernahm Peisker diesen Hinweis aus Lb PersonBalduin, Friedrich (1575–1627) Friedrich Balduins Schrift, die er weiter oben erwähnt. Hier heißt es über die musikfeindliche calvinistische Haltung: graviter peccant [...], qui nec Musicam figuralem in templis, nec instrumenta Musicalia tolerare possunt, sed in tempestivo Zelo etiam equis adhibitis organa majora è templis eliminant, ut Iacobus Andreae in colloq. Mompelgart. pag. 423. refert. (Balduin, Didactica Apostolica (1624), S. 211)
  56. Vgl. Dieterich, Sonderbarer Predigten Erster Theil (1632), S. 253, bzw. Vlmische Orgel Predigt (Ulm 1624), S. 29.

Letzte Änderung dieses Dokuments am 17. Mai 2022.

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