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Orgelpredigt

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b Titius, Kaspar (1570–1648)

Zitate

Titius, Loci theologici (1657), "3. Orgeln", S. 819-821:

1. Wie die schönen vnd künstlichen wolgemalten Bilder der anschawenden Augen an sich ziehen: eben also durchdringet auch die Liebligkeit der süssen wolklingenden Harmonia und Concenten die heimliche Gedancken und affecten, wenn sie in der Zuhörer Ohren fellet. Derhalben hat die Orgel billich ihren Sitz in den Kirchen und Tempel/ damit durch ihre anleitung Gottselige und andächtige Hertzen auffgemuntert/ und durch ihren lieblichen resonantz, dem lobe/ welches der Hohen und Göttlichen Majestät gesungen wird/ zuzuhören/ bey zu wohnen und auff zu warten/ angereitzet und gleichsam genötiget werden. Und bleibt wol war/ das unter allen/ was Instrumenta können und mögen genennet werden/ die Orgel die fürnembste und Oberste stelle praeminentz und Würde habe/ alldieweil sie alle süssigkeit und liebligkeit/ so die andern Instrumenta in sich haben/ oder zu wege bringen können/ ihr alleine zumisset und zuschreibet: Bevoraus/ weil sie solchen Grad der Hoheit erreichet/ das keine Musica oder Seitenspiel auff dem gantzen Erdboden ist/ dadurch [p. 820] der lieben heiligen Engel liebliche Harmonia und gesang zu Gottes lobe/ eigentlicher repraesentiret und abgebildet werde/ als durch sie. Welches in dem Organo ad D. Petrum in Perusio gar fein ausgetruckt vnd gegeben ist mit diesen verßlein: Haec si contingunt terris, quae gaudia coelo? Weil dieses auff der Welt geschicht was wird allererst vor frewde vnd lieblich gedöhne im Himmel sein? Als wolte er sagen: Weil man auff dieser Erden so eine schöne/ liebliche wolklingende Musica haben und zuwege bringen kan; mein Gott/ was für unaussprechliche Frewde/ Wonne und Liebligkeit/ mus allererst sein des Engelischen Chors und der Gottseligen Seelen im Himmel. Michael Praetorius 2. p. Syntag: Mus ex Hieronymi Dirutae Itali praefat.

2. Anno 757. hat Käyser Constantinus von Constantinopel geschickt/ unter vielen andern geschencken Pipino dem Franckdeutschen Könige ein kunstreich Positiv oder Orgelwerck/ so das erste war/ so in Occident gesehen oder gehöret worden/ darüber sich jederman verwunderte. Hie von nahmen etliche Kunstreiche Meister zu Nürnberg anweisung/ Positiv und Orgeln zu machen/ die nun mehr/ Gott sey lob/ so gemein worden sint/ das fast kein fürnehmes Dorff ist/ da man nicht findet solche wolklingende Wercke/ der Städe zu geschweigen/ do grosse unkosten drauff gewendet wird. Alphab. Hist. ex Crusio p. 1. Annal.<7p>

3. Dje Orgel im Münster zu Ulm ist auffgerichtet Anno 1576. mit 14. Register/ und 1700. Pfeiffen: Renoviret aber und vernewret Anno 96. hat beneben drey Claviren und pedal itzo 45. Register und 3000. Pfeiffen/ deren die gröste 315. Ulmische Maß halten: ist jede 24. schuchlang/ und hat 23. Zol dem Centro nach. D. Conrad Tietrich in der 1. Ulmischen Einweihungspr.

4. Das Werck zu Rostock/ welches von Heinrich Glovatz Bürgern daselbst gebawet/ und Anno 93. absolviret worden/ auch zu bawen 5000. fl. gekostet/ hat 39. Stimmen/ 14. Blasbelge/ und 3. Clavir: deren das oberste zum Oberwerck/ das mittelste zur Brust: [p. 821] und das unterste zum rück positiv gehöret/ und gebraucht wird. Mih. Praetorius 2. p. Syntag. Musicis.

5. Jn der Schloskirchen zu Grüningen war Anno 596. ein Orgelwerck von Meister David Becken Bürgern und Orgelmachern in Halberstadt auff gerichtet/ welches 59. Stimmen/ Tremulant und Coppel zu beyden manualn vermag. Ibidem.

6. Die Orgel im Thumb zu Magdeburg von M. Heinrich Compenio auffgerichtet vermag 42. Stimmen: 2. Tremulantien Vogel gesang: Trummel/ und zwey Clavis von C bis c/ pedal von g bis ins d : hat 12. lederne Blasbelge. Ibidem.

7. Das Werck zu Hall bey unser lieben Frawenkirchen hat 31. Stimmen: das bey S. Niclaus zu Leiptzig 29. Stimmen: und das zu S. Thomas daselbst 25. Stimmen. Ibidem.

8. Der Herr Doctor Titrich in seiner Orgelpredigt lehret/ wie wir Christen uns selbst zu lebendigen vernünfftigen und verstendigen Orgeln machen sollen/ unser Leib sol das Corpus solcher Orgel sein: Unser Mund sol an derselbigen die Pfeiffen: Unser Zung sol in den pfeiffen das Zünglein: Der Odem oder wint so darein geblasen/ sol unser gemüth sein. Das Clavier und Pedal solcher unser geistlichen Orgel sol das Hertze sein. Die Register deren sollen unsers Hertzens und Gemüths affecten vnd begirten sein. Der Organist sol der H. Geist sein/ welcher da ist mit gaben siebenfalt: der Finger in Gottes rechter Hand/ der sol mit seinem [sic] Fingern das Clavir unsers Hertzens schlagen/ sie durch den wint seines Wortes/ bewegen/ damit unser Leib unser Füsse/ unsere Hände/ Sinn und Gedancken unsere affecten und begirden/ einen rechten und geistlichen lieblichen anmuhtigen resonantz geben/ dadurch cum chordis corda, cum fidibus fides mit den Seiten Clavir und klange die Hertzen/ mit den Glauben die werck und that zusammen stimmen. M. Georg. Albrecht Prediger zu Augspurg in der handwerckszunft.

Quellen und Literatur

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Empfohlene Zitierweise
DFG-Projekt »Orgelpredigt«. Digitale Edition, https://orgelpredigt.ur.de/E010858 (Version 1.00 vom 31. Januar 2020). DOI: 10.5283/orgelpr.portal
Letzte Änderung dieses Dokuments am 26. Januar 2022.

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