Icon

Orgelpredigt

Start → Register → Predigten → E000073: Geistlich= und Gott wohlgefälliges Lob- und Danck-Opffer (Bayreuth 1680)

a Geistlich= und Gott wohlgefälliges Lob- und Danck-Opffer (Bayreuth 1680)

Einführung in die Edition

Der Druck von Lc PredigtautorVetterlein, Johannes Melchior (1650–1711) Johann Melchior Vetterleins Orgelpredigt liegt in zwei abweichenden Fassungen vor, die daher zwei unterschiedliche VD17-Nummern erhalten haben. Das in der Universitätsbibliothek Erlangen-Nürnberg (VD17 29:721065L) aufbewahrte Exemplar besitzt auf der Rückseite des Titelblatts eine gedruckte Widmung. Das Münchner Exemplar (VD17 12:122511R) hat an dieser Stelle eine leere Seite. Das dritte nachgewiesene Exemplar in Hof wurde für die Edition nicht konsultiert. Als Vorlage der Edition dient das Münchner Exemplar. Der Text der hinzugefügten Widmung wird in der Beschreibung des Erlangener Exemplars mitgeteilt.

Die vorhandene bzw. fehlende Widmung bildet das einzige Unterscheidungsmerkmal der zwei Druckvarianten, die ansonsten auf identischen Druckstöcken baiseren und auch denselben Fingerprint besitzen. Der gesamte Druck besteht aus fünf Bögen im Quartformat mit der Signaturformel A–E und umfasst 40 Seiten. Die Paginierung beginnt nach zwei gezählten, aber unpaginierten Seiten auf Seite 3 und reicht bis Seite 39. Die letzte unbedruckte Seite ist unpaginiert. Der Druck besitzt von Seite 4 bis Seite 38 den Kolumnentitel Orgel=Predigt., der in der Edition nicht wiedergegeben wird.

Für seine Kommentare setzt der Autor zunächst Marginalien ein (S. 14, 17). Später verlegt er Literaturhinweise in Fußnoten, die mit einem einfachen Stern gekennzeichnet sind (S. 18, 19, 24). Beides gibt die vorliegende Edition durch Kommentarfelder in der rechten Randleiste wieder. Bibelstellen weist der Autor ausschließlich im Haupttext nach.

Vetterlein ist sonst nicht als Autor gedruckter Predigten hervorgetreten. Seine Predigt zeichnet sich durch einen hohen Anteil entlehnter Passagen aus, deren Herkunft er nicht weiter kennzeichnet. Die Sachinformationen zur Geschichte der Orgel und ihrer theologischen Bewertung übernimmt er vor allem aus Lc PredigtautorDieterich, Conrad (1575–1639) Conrad Dieterichs La OrgelpredigtVlmische Orgel Predigt (Ulm 1624) M Ulmischer und Lc PredigtautorHartmann, Johann Ludwig (1640–1684) Johann Ludwig Hartmanns La OrgelpredigtDenck- und Danck-Säule (Rothenburg ob der Tauber [1673]) M Rothenburger Orgelpredigt. Da die Quellen nirgends nachgewiesen werden, ist nicht klar, welche Ausgaben der beiden mehrfach aufgelegten Predigten verwendet wurden. In der Edition wird jeweils der Erstdruck zu Grunde gelegt. Weitere Referenzwerke bilden Nachschlagewerke allgemeiner Art wie Lb PersonZwinger, Theodor (1533–1588) Theodor Zwingers frühneuzeitliche Lr QuellenZwinger, Theatrvm Hvmanae Vitae 5 [1586] M Enzyklopädie und Lb PersonTitius, Kaspar (1570–1648) Kaspar Titius’ Lr QuellenTitius, Loci theologici (1657) M Loci theologici historici. Die Seiten 14 bis 27 setzen sich zu einem großen Teil aus Zitaten aus den genannten Werken zusammen. Der Text bildet so ein gutes Beispiel für die Wiederverwertung modellhafter Vorlagen für eine Predigt, die in einer Le Geographicumf Ort: Bindlach kleinen dörflichen Gemeinde zu halten war. Die Orientierung an den Vorbildern geht so weit, dass noch nicht einmal ein Bezug zur Weihnachtsthematik hergestellt wird, obwohl die Einweihung am ersten Weihnachtsfeiertag des Jahres 1679 stattfand.

Leider lässt sich nicht abschließend nachweisen, ob Vetterlein Lb PersonPraetorius, Michael (1571–1621) Michael Praetorius’ Lr QuellenPraetorius, Syntagma musicum 2 (1619) M De organographia im Original konsultiert hat. Die meisten Rückgriffe auf diese Abhandlung konnte er auch aus den angeführten sekundären Schriften übernehmen. Solange sich nicht entsprechende lokalhistorische Darstellungen finden, die sich auf Praetorius stützen, dürfte der Hinweis auf die Ld OrgelBayreuth, Stadtkirche, Gottfried Frietzsch-Orgel 1619 Bayreuther Orgel (S. 21) aber auf einer originären Kenntnis von Praetorius’ Werk beruhen, das zu den wenigen explizit zitierten Büchern gehört und an dieser Stelle als Zeugnis für die Denkwürdigkeit des Instruments angeführt wird. Nicht nur die Orgelgeschichte der nahegelegenen Residenzstadt Le Geographicumf Ort: Bayreuth Bayreuth lag Vetterlein am Herzen. Ein deutliches Interesse an der lokalen Kirchengeschichte legt der Autor auch in seiner historischen Übersicht über die evangelischen Pfarrer an der Le Geographicumg Gebäude: Bindlach, Evangelische Pfarrkirche Kirche in Bindlach an den Tag (S. 5–7). Die allegorische Deutung der vorhandenen Register (S. 29–36) scheint ebenfalls eine eigenständige Anverwandlung eines beliebten Verfahrens, für das weder Dieterich, noch Hartmann ein Modell geliefert hatten.

Der Predigttext weist verschiedene Gliederungsverfahren auf. Einige gliedernde Begriffe finden sich in den wenigen Marginalien. Besonders auffällig ist der größere Schriftgrad, der eingesetzt wird, um den Beginn der sieben den einzelnen Orgelregistern gewidmeten Abschnitte hervorzuheben. Insgesamt ergibt sich für die Predigt folgender Aufbau:

  • [Titelblatt] S. [1]
  • [Widmung / leere Seite] S. [2]
  • [Lobpreis Gottes] S. 3
  • [Orgel=Predigt.] S. 4
  • Textus, S. 4
  • [Vorrede] S. 4–9
  • Ein Geistlich und Gott wohlgefälliges Lob= und Danck=Opffer. S. 9
  • Tractatio. S. 9
  • I. Wem man solch geistlich Lob= und Danck=Opfer abstatten soll? S. 10
  • II. Wo man solches geistliche Dank= und Lob=Opffer dem DreyEinigen Gott abstatten soll? S. 11
  • III. Weswegen man dem DreyEinigen Gott solch Geistlich Lob= und Dank=Opffer abstatten soll? S. 11–13
  • IV. Womit man solch geistlich Lob= und Danck=Opffer dem Drey Einigen Gott abstatten soll? S. 13–14
  • (1) Wer die Jnstrumental=Music erfunden? S. 14–18
  • (2.) Wann die lieblichen Orgeln erfunden/ in Teutschland bekand/ und in denen Tempeln eingeführet worden? S. 18–22
  • (3.) Zu was End die Orgeln erdacht und in denen Tempeln eingeführet worden? S. 22–25
  • V. Wer solches geistlich Lob= und Danck=Opffer dem dreyeinigen Gott abstatten soll? S. 25–26
  • Usus. Widerlegung vor die/ welche die Jnstrumental=Music verachten S. 26–27
  • Lehre. S. 28–29
  • Vermahnung. S. 29
  • 1. Das Principal, h[ic] e[st] den Glauben. S. 29–31
  • 2. Das Grob=Gedackt/ h[ic] e[st] die Liebe/ S. 31–32
  • Zum 3. Die Octav, h[ic] e[st] die Sanfftmuth. S. 32
  • Zum 4. Die Super-Octav, h[ic] e[st] die Gedult. S. 33–34
  • Zum 5. Die Quint, h[ic] e[st] Die Vorsichtigkeit. S. 34
  • Zum 6. Die Sub-Flöt, h[ic] e[st] Das Buß= und Trauer=Register. S. 34–35
  • Zum 7. Das Cymbal, h[ic] e[st] Das Besserungs=Register. S. 35-37
  • Trost. S. 37–38
  • [Georg Matthaeus Gropp, Ehrengedicht] S. 39

Lucinde Braun

Exemplare

München, Bayerische Staatsbibliothek (D-Mbs): 4 Liturg. 697 ah#Beibd.7

urn:nbn:de:bvb:12-bsb10989639-5 (modernes Digitalisat)
urn:nbn:de:bvb:12-bsb00037330-6 (vom Mikrofilm)

Dieses Exemplar ist erfasst unter der Nummer VD17 12:122511R. Der Druck ist Teil eines Bandes mit mehreren Orgelpredigten aus dem Besitz von Lb PersonZahn, Johannes (1817–1895) Johannes Zahn.[1] Von diesem Exemplar sind zwei Digitalisate verfügbar, ein schwarz-weißes vom Mikrofilm und ein farbiger Scan, der im Zuge der von Google unterstützen Digitalisierungsmaßnahmen angefertigt wurde. Im modernen Scan sind die Eintragungen, die vermutlich Johannes Zahn mit Bleistift vorgenommen hat, besonders gut zu erkennen: die Unterstreichungen einiger Namen auf Seite 5 sowie auf Seite 29 am rechten Rand die Ergänzung des Autors Martin Rinkart zu dem Gedicht Lw MusikwerkBourgeois, Louis: Lobe, lobe meine Seele M Lobe/ lobe meine Seel/ lobe deinen Gott mit Fleiß.

Erlangen-Nürnberg, Universitätsbibliothek (D-ERu): H00/ENC-III 43 27

urn:nbn:de:bvb:29-bv009026015-3

Das in Erlangen erhaltene Exemplar von Vetterleins Orgelpredigt unterscheidet sich von demjenigen aus der Bayerischen Staatsbibliothek in München. Es hat daher die abweichende Nummer VD17 29:721065L. Der Predigttext selbst ist unverändert, auch der Fingerprint lautet gleich. Der Unterschied besteht lediglich in einer zusätzlichen gedruckten Widmung, die sich auf der in dem Exemplar VD17 12:122511R leeren Seite 2 befindet. Auch hier ist diese Seite unpaginiert geblieben. Folgendermaßen lautet der Text der Widmung:

Denen
Reichs=Frey Hoch=Edelgebornen/ Gestreng= vnd Mannvesten Herrn/
Herrn Lb PersonLindenfels, Johann Achatius von (vor 1678 – nach 1680) Johann Achatio
und
Herrn Lb PersonLindenfels, Jobst Bernhard von (vor 1679 – nach 1702) Jobst Bernhardo/
Beeden von Lindenfelß/ uff Thumsenreuth/ Eschenfeld/ Winschenleibach/ Guthentau/ Göptmans=Puhl/ Naritz/ Ramsenthal und etc.
Meinen HochgeEhrten Herrn/ und Hochschätzbaren Gönnern und Patronen/
Dediciret und überreichet/ nechst Anwünschung von den Allerhöchsten/ aller Zeitlich= und Ewigen Wolfahrt/ ingleichen unterdienstlichen Bitte/ solches in sonderbare Affection an= und aufzunehmen/ zum großgünstigen Andencken/ diese einfältig=gehaltene Orgel=Predigt
Johann Melchior Vetterlein/ Autor.

Hof (Saale), Ratsbibliothek, Stadtarchiv (D-HOr): 999/4 Res patr. 24

Von dem Exemplar im Stadtarchiv Hof weiß man durch die Orgelforschungen von Hans Hofner. Er erwähnt die im Stadtarchiv Hof erhaltene Orgelfestschrift von Bindlach bei Bayreuth aus dem Jahre 1680: Geistlich und Gott wohlgefälliges Lob- und Dankopfer, welches aus dem CL Psalm Davids in einer einfältigen Orgelpredigt bey Einweyhung der Neuen Orgel zu Bindlach am ersten heiligen Christabend zu Mittag in volkreicher Versammlung anno 1679 vorgestellt….[2] Das Exemplar ist elektronisch erfasst,[3] wurde für diese Edition aber nicht konsultiert.

Lucinde Braun

Einzelanmerkungen

  1. Siehe ausführlich zur Anlage und Provenienz dieses Bandes in der Beschreibung des Münchner Exemplars von Lc PredigtautorTheodoricus, Hieronymus (1562–1634) Hieronymus Theodoricus’ La OrgelpredigtCorona Templi (Nürnberg 1621) M Orgelpredigt.
  2. Hofner, Der ostfränkische Orgelbau (1972), S. 42. Die Kurzbeschreibung des Inhalts zeigt, dass Hofner den Text wirklich vor sich gehabt hat; siehe auch die weitere Erwähnung, S. 70.
  3. Vgl. http://gateway-bayern.de/BV001697341

Portaldaten

Dieser Datensatz ist in folgenden Einträgen des Portals verknüpft:

Letzte Änderung dieses Dokuments am 12. September 2022.

Wenn Ihnen auf dieser Seite ein Fehler oder eine Ungenauigkeit aufgefallen ist, so bitten wir um eine kurze Nachricht an