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Orgelpredigt

Start → Register → Predigten → E000072: Gott und Gnug (Meißen 1681)

a Gott und Gnug (Meißen 1681)

Einführung in die Edition

Über die historischen Hintergründe des Orgelbaus in Le Geographicumf Ort: Frauenhain Frauenhain und die Einweihung des von Lb PersonRichter, Gottfried (1640–1717) Gottfried Richter, Orgelbauer und Ratsherrn aus Le Geographicumf Ort: Döbeln Döbeln, erbauten Instruments lässt sich nur wenig berichten. Frauenhain war nicht mehr als ein größeres Dorf[1] mit einer gotischen Kirche. Diese besitzt noch heute einen bemerkenswerten spätgotischen Schnitzaltar, über dem auf einer Empore die moderne Orgel installiert ist.

Verantwortlich für die Anschaffung der Orgel waren aller Wahrscheinlichkeit nach die Lehensherren des Dorfs, das zum Rittergut des alteingesessenen Meißner Adelsgeschlechts der Pflugs gehörte.[2] Der Druck der La OrgelpredigtGott und Gnug (Meißen 1681) M Orgelpredigt ist der Lehensherrin Lb PersonPflug, Agnes von (1629–1684) Agnes von Pflug und ihrer Schwägerin Lb PersonMilckau, Sara Elisabeth von Sara von Milchau gewidmet sowie einer dritten adligen Lb PersonBiesembro, Marie Magdalene von Dame von einem der benachbarten Rittergüter, deren Name bislang nur durch diese Quelle belegt ist. Alle drei Frauen waren verwitwet. Agnes von Pflug hatte ihren Mann bereits 1667 verloren,[3] lange bevor Johann Christoph Bucher als Diakon nach Frauenhain kam. 1676 war sie in den Rang einer Hofmeisterin erhoben worden.

Im Titel der Predigt und in der langen und blumigen Widmungsvorrede wird ungewöhnlicherweise der Orgelbau nirgendwo erwähnt. Zum Ausdruck gebracht wird nur die allgemeine Dankbarkeit des Pfarrers gegenüber seinen Wohltäterinnen. Auch im Predigttext selbst erfährt man nicht, woher die Mittel für das neue Instrument kamen. Unerklärt bleibt überdies, weshalb der Pfarrer seine Predigt erst knapp drei Jahre nach der Einweihung am 25. September 1678 in Druck gab: Seine Widmung ist mit dem 26. Juni 1681 datiert. 1681 wurde das Werk von Lb PersonGünther, Christoph Christoph Günther in Le Geographicumf Ort: Meißen Meißen gedruckt. Möglicherweise gab es einen anderen konkreten Anlass, der den Anstoß zur Drucklegung der Rede gegeben hatte.

Die Orgelpredigt ist in drei Exemplaren überliefert. Als Vorlage für die Edition dient das Exemplar der Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt, das auch als Digitalisat zugänglich ist.

Der Druck im Quartformat umfasst sieben Bögen (A–G). Dabei weicht die Kennzeichnung des Bogens A von der üblichen Praxis ab: Angegeben ist lediglich die Bogensignatur A2. Sie findet sich offenbar irrtümlich auf Seite 5 des Drucks statt wie erwartet auf Seite 3. Die 56 Seiten sind beginnend mit dem Titelblatt durchgehend gezählt. Unpaginiert blieben die Seiten 1, 2, 4, 54–56.

An drei Stellen des Drucks werden längere Zitate durch Anführungszeichen am Rand gekennzeichnet (S. 16, 23f.). Teilweise dient auch ein größerer Schriftgrad zur Hervorhebung von Zitaten. Größere Schrift hat gleichzeitig aber auch die Funktion, Schlagworte in den Vordergrund zu rücken. In unserer Edition werden alle als Zitate ermittelbaren Stellen einheitlich kursiv dargestellt und kommentiert. Der unterschiedliche Schriftgrad wird im Einklang mit den allgemeinen Editionsrichtlinien auf diesem Portal nicht wiedergegeben. Für seine Kommentare setzt der Autor in aller Regel Marginalien ein. Sie enthalten den Nachweis der Bibelstellen, Hinweise auf verwendete Literatur und einige gliedernde Elemente und werden in der Onlineedition am rechten Rand dargestellt. In seltenen Fällen sind Bibelstellen in Klammern im Haupttext angegeben. Diese Darstellungsweise wird in der Edition beibehalten.

Als strukturierendes Element für die Anlage seiner Predigt verwendet Bucher die Orgel, deren Bauteile er allegorisch ausdeutet. Eine zweimal konsequent durchgeführte Nummerierung im Text unterstreicht dieses Prinzip. Es ergibt sich folgender Aufbau:

  • [Titelblatt] S. [1]
  • [Widmung] S. [2]–3
  • Vorbereitung S. 4–8
  • Textus. S. 8
  • Eingang. S. 8–17
  • Gott und Gnug Oder Die Göttliche Gutthätigkeit S. 17–18
  • Abhandlung. S. 18–19
  • I. Von Leiblichen Wohlthaten. S. 19–26
  • 1. [Meister] S. 19–20
  • 2. [Materialien] S. 20–21
  • 3. [Gliedmaßen eines Menschlichen Leibes] S. 21–22
  • 4. [Stern an unser Orgel] S. 22–23
  • 5. [Vogelgeschrey] S. 23
  • 6. [Clavire und Pedal] S. 23–24
  • 7. [Häußlicher Stand] S. 24
  • 8. [Orgelpfeiffen] S. 24–25
  • 9. [Gehäuse] S. 25–26
  • II. Die Geistlichen Wohlthaten. S. 26–37
  • 1. [Meister] S. 26–28
  • 2. [Materialien] S. 28–29
  • 3. [Register] S. 29–30
  • 4. [Tertien/ Qvinten und Octaven] S. 30–31
  • 5. [Grobe schnarrende Stimmen] S. 31–32
  • 6. [Sanfft-klingende und anmuthige Stimmen] S. 32–33
  • 7. [Mixtur] S. 33–34
  • 8. [Tremulant] S. 34–35
  • 9. [Blasebälge] S. 35–36
  • III. Die Himmlischen und ewigen Wohlthaten. S. 37–43
  • 1. [Verstimmung] S. 37
  • 2. [Tremulant] S. 37–38
  • 3. [Wind] S. 38
  • [Ausblick auf die himmlische Musik.] 1.–6. S. 38–43
  • Gebrauch. S. 43
  • I. Erkenne Gottes Gütigkeit! S. 43–47
  • II. Erwege deine Schuldigkeit! S. 47–52
  • III. Bereite dich zur Ewigkeit! S. 52–53
  • Gebet und Dancksagung zu Gott nach gehaltener Predigt. S. [54]–[56]
  • [Disposition der Orgel] S. [56]

Lucinde Braun

Einzelanmerkungen

  1. Im 18. Jahrhundert besaß die Siedlung 75 Häuser und etwa 500 Einwohner, vgl. Schumann, Staats-, Post- und Zeitungs-Lexikon 2 (1815), S. 699. Siehe auch eine Abbildung des 18. Jahrhunderts, die den dörflichen Charakter der Siedlung veranschaulicht: http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/70402533
  2. Vgl. zur Geschichte der Familie, Gauhe, Adels=Lexicon (1719), Sp. 1174ff. Die Pflugs waren seit jeher Kollatoren der Kirche, vgl. Schumann, Staats-, Post- und Zeitungs-Lexikon 2 (1815), S. 700.
  3. Vgl. die LVD17 14:051953G Leichenpredigt auf Lb PersonPflug, Otto von (1625–1667) Otto von Pflug.

Exemplare

Halle (Saale), Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt (D-HAu): Pon Yb 122, QK

urn:nbn:de:gbv:3:1-53027

Das Exemplar aus der Saxonica-Sammlung Lb PersonPonickau, Johann August von (1718–1802) Johann August von Ponickaus liegt digitalisiert vor und dient als Quelle für die Edition des Werks.[1] Es handelt sich wie immer in dieser Sammlung um ein einzeln eingebundenes Werk. Die handschriftliche Foliierung, die auf der Titelseite mit der Angabe f. 959 beginnt, zeigt, dass die Predigt vor dem Erwerb durch Ponickau Teil eines umfangreichen Sammelbandes war. Einzelne im Digitalisat erkennbare Randglossen (S. 7, 19, 41, 42) belegen eine Lektüre des Textes.

Leipzig, Universitätsbibliothek, »Bibliotheca Albertina« (D-LEu): 01A-2009-8519/5

Das Leipziger Exemplar der Predigt befindet sich in einem Band, dessen schwarzer Pappeinband mit zwei grünen Aufklebern am Buchrücken demjenigen mit der La OrgelpredigtDas dem Allmächtigen abzustattende Lob (Altenburg s.a.) M Orgelpredigt von Lc PredigtautorSagittarius, Paulus Martinus (1645–1694) Paulus Martinus Sagittarius (Signatur 01A-2009-7599/10) gleicht. Die ursprüngliche Signatur C 1032 ist analog angelegt und findet sich ebenfalls sowohl im Buchinneren als auch auf dem Buchrücken am oberen Rand. Außerdem wurde in ähnlicher Weise ein kleinerer Zettel zwischen Titelblatt und erster Textseite des ersten enthaltenen Werks eingebunden. Diese Merkmale weisen den Band als ehemaliges Eigentum der Bibliothek der Le Geographicumg Gebäude: Meißen, Fürstenschule St. Afra Fürstenschule Sankt Afra aus. Wie andere traditionelle Schul- und Stadtbibliotheken wurde sie in der DDR aufgelöst. Ihre Bestände wurden über eine zentrale Behörde an übergeordnete staatliche Bibliotheken umverteilt.

Die Zusammensetzung des neunzehn Werke umfassenden Konvoluts erscheint höchst heterogen. Offenkundig sind die Werke aus unterschiedlichen anderen Zusammenhängen herausgelöst und zusammengestellt worden. So gibt es ältere handschriftliche Paginierungen (Nr. 2–3, 6, 11) und ehemalige Nummerierungen (Nr. 4, 5, 7, 9, 10, 13, 15). Buchers Orgelpredigt (Nr. 5) besaß zuvor die Nummer 11 (Titelblatt, rechte obere Ecke: Eintrag mit brauner Tinte). Die Entstehungszeit der Drucke reicht von 1620 bis 1781. Neben Kasualpredigten findet man auch andersartige Gelegenheitsdrucke und lokalhistorische Schriften aus dem Gebiet von Le Geographicumf Ort: Meißen Meißen. Buchers Text ist in dem gesamten Band die einzige Einweihungspredigt. Er enthält Unterstreichungen mit schwarzer Tinte auf dem Titelblatt sowie auf den Seiten 10 und 50.

Görlitz, Oberlausitzische Bibliothek der Wissenschaften (D-GÖs): A III 4° 36,13

Buchers Orgelpredigt befindet sich in einem Band mit über zwanzig Predigtdrucken der Jahre 1609 bis 1686.[2] Eingebunden sind die Drucke in einen Pergamenteinband mit Makulatur aus einer alten Choralhandschrift. Vorgebunden sind in den vorderen Einband zwei Blätter mit einem Inhaltsverzeichnis, das die Titel ausführlich aufschlüsselt. Außerdem besitzt der gesamte Band eine durchgehende handschriftliche Paginierung mit schwarzer Tinte. Die an dreizehnter Stelle eingefügte Orgelpredigt erhielt die Seitenzahlen 1053–1108. Sie trägt keine Nutzerspuren. Diese kommen in dem gesamten Band nur als sehr seltene Textunterstreichungen mit feiner schwarzer Tinte vor.

Insgesamt hat man es mit einem typischen Kasualpredigtband des späten 17. Jahrhunderts zu tun, wie sie von Pfarrern für ihre persönlichen Bibliotheken angelegt wurden.[3] In diesem Fall ist bekannt, dass der Band, der zuvor noch einen anderen, theologisch bewanderten Erstbesitzer gehabt haben dürfte, aus der Le Geographicumg Gebäude: Görlitz, Milichsche Stadt- und Gymnasialbibliothek Milich’schen Bibliothek stammt.[4] Sie ist benannt nach der Sammlung des Juristen Lb PersonMilich, Johann Gottlieb (1678–1726) Johann Gottlieb Milich (1678–1726) aus Le Geographicumf Ort: Schweidnitz Schweidnitz. 1727 vermachte er seine Bücher- und Raritätensammlung dem Gymnasium der Stadt Görlitz, um sie hier vor den gegenreformatorischen Kräften in Le Geographicumh Territorium: Schlesien Schlesien zu bewahren. Die Sammlung umfasste etwa 4000 Bücher, außerdem Handschriften, Kupferstiche und Kunstobjekte. Sie wurden öffentlich zugänglich im Rathaus, später in der Börse am Untermarkt aufbewahrt. Schon zuvor hatte man in die Milich’sche Bibliothek weitere Bestände inkorporiert: Aus dem Buchbestand des Görlitzer Gymnasiums etwa sortierte man 1767 historisch interessante Werke aus, die für den Schulgebrauch nicht verwendbar waren. Auch dies wäre ein denkbarer früherer Herkunftsort des Predigtbandes. 1951 wurde die Milich’sche Bibliothek schließlich mit der Büchersammlung der Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften zusammengeführt.[5]

Lucinde Braun

Einzelanmerkungen

  1. Vgl. zur Bedeutung dieser Sammlung für den Erhalt sächsischer Orgelpredigtdrucke, Braun, Orgelpredigtdrucke in Regensburger Bibliotheken (2019), S. 241f.
  2. Einen möglicherweise nicht ganz vollständigen Eindruck vom Inhalt bietet der OPAC der besitzenden Bibliothek: http://webopac2.goerlitz.de/index.asp?MedienNr=9082287
  3. Vgl. Braun, Orgelpredigtdrucke in Regensburger Bibliotheken (2019), S. 239.
  4. Zur Geschichte der Bibliothek vgl. die als Typoskript in der Oberlausitzischen Bibliothek der Wissenschaften vorhandene Abschlussarbeit: Tschentscher, Geschichte der Oberlausitzischen Bibliothek der Wissenschaften (1998).
  5. Siehe zu den näheren Umständen Tschentscher, Geschichte der Oberlausitzischen Bibliothek der Wissenschaften (1998), S. 70f. Zur 1779 gegründeten Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften und ihrer Bibliothek, deren Sammelschwerpunkt seit dem 19. Jahrhundert Geschichte und Landeskunde der Region zwischen Dresden und Breslau waren, siehe Kunst und Wissenschaft um 1800 (2011).

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Letzte Änderung dieses Dokuments am 30. Mai 2022.

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