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Orgelpredigt

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a Fetter, Michael: Organo-Praxis Mystica (Görlitz 1689)

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a Orgelpredigten (1)

b Personen (115)

y Bibelstellen (101)

  • 1 Chronik 29,13.24
  • 1 Johannes 2,15
  • 1 Johannes 3,8
  • 1 Johannes 5,19
  • 1 Korinther 1,25
  • 1 Korinther 13,1
  • 1 Korinther 15,22
  • 1 Korinther 2,14
  • 1 Samuel 1,26–27
  • 1 Timotheus 1,15
  • 1 Timotheus 3,16
  • 2 Korinther 6,17–18
  • 2 Könige 5,14
  • 2 Petrus 2,20.22
  • 2 Samuel 7
  • 2 Timotheus 3,13
  • 2 Timotheus 3,9
  • Apostelgeschichte 10,38
  • Apostelgeschichte 13,46
  • Apostelgeschichte 16,14
  • Deuteronomium 32,6
  • Epheser 2,20
  • Epheser 2,3
  • Epheser 4,17–19
  • Epheser 5,19
  • Exodus 14,15
  • Exodus 32,10
  • Exodus 4,11
  • Exodus 8,19
  • Genesis 1,26
  • Genesis 1,26–28
  • Genesis 2,25
  • Genesis 28,17
  • Genesis 3,19
  • Genesis 32,24
  • Genesis 8,21
  • Hebräer 4,15
  • Ijob 19,6
  • Ijob 39,34
  • Ijob 42,6
  • Jakobus 5,9
  • Jeremia 31,3
  • Jesaja 6,2
  • Jesaja 65,24
  • Jesus Sirach 47,9
  • Johannes 11,33
  • Johannes 11,41–42
  • Johannes 3,2
  • Johannes 3,6
  • Klagelieder 3,39–42
  • Kohelet 7,30
  • Kolosser 1,19–20
  • Kolosser 1,26
  • Kolosser 3,10
  • Lukas 11,2
  • Lukas 11,20
  • Lukas 18,13
  • Lukas 2,14
  • Markus 7,24–30
  • Markus 7,31–32
  • Markus 7,31–37
  • Markus 7,36–37
  • Markus 7,37
  • Matthäus 15
  • Matthäus 18,27
  • Matthäus 9,2
  • Micha 7,18–19
  • Offenbarung 15,3
  • Psalmen 103,3
  • Psalmen 115,3
  • Psalmen 121,1–2
  • Psalmen 122,3–9
  • Psalmen 130,1
  • Psalmen 143,10
  • Psalmen 145
  • Psalmen 150,6
  • Psalmen 18,36–37
  • Psalmen 19,11
  • Psalmen 25,15–16
  • Psalmen 33,9
  • Psalmen 34,16
  • Psalmen 38,10
  • Psalmen 38,14
  • Psalmen 39,10
  • Psalmen 47,8
  • Psalmen 51,7
  • Psalmen 57,4
  • Psalmen 94,9
  • Römer 11,33
  • Römer 12,1
  • Römer 12,2
  • Römer 3,10–18
  • Römer 5,12
  • Römer 6,23
  • Römer 7,23
  • Römer 8,26
  • Sprichwörter 20,12
  • Titus 1,16
  • Weisheit 2,23–24
  • Weisheit 2,24–25
  • Weisheit 2,6–7

[S. [1]]

Titel

In Nomine Jesu
Organo-Praxis Mystica
Eine Geistliche
Orgel=Rede
und
Predigt/
Welche
Am XII. Sontag nach Trinitatis war der 5. September
des 1688sten Jahres
nachdem
Die neuerbaute Ld OrgelGörlitz, St. Peter und Paul, Andreas-Tamitius-Orgel 1688 Orgel in der Le Geographicumg Gebäude: Görlitz, St. Peter und Paul Haupt=Kir=
chen zu SS. Petri und Pauli
in Le Geographicumf Ort: Görlitz Görlitz in allem
verfertiget war/
gehalten
Aus dem ordentlichen Sontags=Evangelio
Marcus VII. 31 — 37.
und
Zur danckbaren Erinnerung gegen dem höchsten Gott/
als Ursprung alles Guten in offentlichen Druck heraus
gegeben
Lc PredigtautorFetter, Michael (1623–1694) Michael Fetter,
Der Kirchen Christi daselbst Minister Primarius.
Zu finden bey Lb PersonHübner, Gottfried Gottfried Hübnern/ Buchhändlern in Görlitz/
Anno 1689.

[S. [2]] vakat

[S. 3]

Widmung

Denen
WohlEdel/ Vesten/ GroßAchtbahren/ Hoch= und Wolgelahrten/ Hoch= und Wolbenamten
Herrn/ Herrn
Hochverordneten/ Regierenden und andern
Bürgermeistern/
Stadt=Richter/
Syndico
Schöpfen
und
Sämptlichen RahtsHerren und Verwandten.
respectivè Kirchen=Vorstehern
Der Löblichen Republic in der Chur=Sächsischen Sechs=Stadt Le Geographicumf Ort: Görlitz Görlitz etc.

Hochgeehrteste Herrn/ Herrn Patroni.

Jch bin zwar nie gesinnet gewesen diese Predigt in Druck heraus zu geben. Denn solcherley hat man schon in ziemlicher Menge. Je= [S. 4] doch wenn ich erwogen/ wie so eine grosse Wolthat Gott auch an dieser neuen Ld OrgelGörlitz, St. Peter und Paul, Andreas-Tamitius-Orgel 1688 Orgel bey so Geldmangelnden Zeiten hiesiger Löblicher Le Geographicumg Gebäude: Görlitz, St. Peter und Paul Görlitzischen Kirchen Gemeinde erwiesen/ und nicht weniger betrachtet die Wichtigkeit des Werckes/ und vor allen Dingen die Ehre des grossen Gottes/ welcher billig der Zweck aller unserer Thaten und Wercke ist/ wozu auch diese schöne neue Orgel erbauet und gewiedmet. Als hab ich mich/ zumahlen sich auch ein gutherziger Lb PersonHübner, Gottfried Verleger/ als treuer Liebhaber seines Vaterlands/ ereignet/ nicht entbrechen können/ diese von mir auff Anordnung Eines WohlEdlen Hochwürdigen Raths gehaltene Predigt in offentlichen Druck heraus fliegen zu lassen. Wenn ich mich auch befürchtet/ es möchte die gelehrte Posteritaet mir solches nicht wol deuten/ daß ich es mit stillschweigen übergangen. Wiewol mir nicht unwissend ist/ gleichwie eine Orgel/ sie sey so wol gebauet/ als sie wolle/ der Organist auch seiner Kunst nach/ mit möglichsten Fleiß drauff spiele/ es sich immer Tadler ereignen/ ich auch dem Urtheil eines und des andern werde müssen unterworffen seyn. Solches leide ich gerne/ als der ich bey mir zu [S. 5] wohnen gelernet/ und Gelehrtern/ so mit mehrern Gaben ausgerüstet seyn/ zu weichen und von ihnen mich unterrichten zu lassen nicht eusere. So hab ich auch nunmehr die zwanzig Jahr hie in meinem Ampt/ dazu ich wider all mein Hoffen und Gedancken von Ewrem WohlEdlen Hochweisen Raht meinen Hochzuehrenden Herrn/ Herrn Patronis bin beruffen worden/ grosse und hohe Wolthaten auffrichtige Gunst/ Lieb und Ehre/ so wol für mich als auch die lieben Meinigen nun meistentheils selig/ genossen. Habe demnach auch gedacht/ ob nicht meinen Hochzuehrenden Herrn/ Herrn Patronis diese wenige Arbeit möchten für ein auffgerichtetes Denck=Mahl meiner schuldigsten Danckbarkeit annehmen/ auch meiner einmahl bey der Nachwelt/ so anders einige zu hoffen/ möge gedacht werden/ habe also diese Predigt/ so gut sie damahls gefallen/ zu Papier bringen/ und durch den Druck heraus geben wollen. Wil solche hiemit Eurem WohlEdlen Hochweisen Raht/ dem sie eigentlich gehöret/ zugeeignet haben/ mit demütiger Bitt/ Sie wollen hochgeneigt geruhen diese geringe doch schrifftmäßige Arbeit mit willigen Hertzen und Händen auffzuneh= [S. 6] men/ Jhnen mich und meinen noch überlebenden einigen Sohn/ und unerzogene Tochter/ nach meinen/ Gott gebe seeligen Abschied/ auff den ich nunmehr stündlich hoffe/ ferner bester massen lassen anbefohlen seyn. Gott erhalte das liebe Le Geographicumf Ort: Görlitz Görlitzische Sion unter dem Preißwürdigsten Rauten=Stab und Löblichen Stadt=Regierung unverändert biß ans Ende der Welt. Es wolle auch der grundgütige Gott bey abermahl heran nahender Rahts=Wahl mit neuen Segen über ihnen allerseits halten/ und einen jedweden vornehmen Rahts=Gliede/ samt dero vornehmen Häusern/ und allen was ihnen lieb ist/ geben/ was an Seel und Leib ersprieslichen seyn kan um Christi Willen/ Amen!

Eines WohlEdlen Hochweisen Rahts
meiner hochzuehrenden Herrn/ Herrn Patronen

Gebet= und Dienst=verbundenster

Autor.

[S. 7]

In Nomine Jesu

Geistliche Orgel=Rede und Predigt.

Vorrede.

Von dem Heiligen König und Propheten Lb PersonDavid (fl. 1000 v. Chr.) David schreibet der weise Hauß= und Tugend=Lehrer Lb PersonSirach, Jesus (180 – 175 v. Chr.) Syrach Cap. XLVII. v. 9. Ly BibelstelleJesus Sirach 47,9 Für ein jegliches Werck dancket er dem Heiligen/ dem Höchsten mit einem schönen Liede. ῥήματι δόξης JÜbers.: Herrliche Worte verbo gloriae: in verbo gloriae, wie es Lb PersonArias Montanus, Benedictus (1527–1598) Arias Montanus und die alte Lateinische Bibel geben. Verbum gloriae ist nach Ebraeischer Redens=Art verbum gloriosum, ein Wort oder Lied/ das sich hören ließ und nicht allein voll war des Lobes Gottes/ sondern welches auch rühmens wehrt. Wie dann David selber wil/ daß man Gott klüglich (םשכיל JÜbers.: sapienter) Lob singen sol. Ly BibelstellePsalmen 47,8 Psalm XLVII. v. 8.

An vergangener Mittwoch haben wir Gott/ wie auch am Freytag von mir erinnert/ für eine uns erzeigte hohe Wolthat billig gedancket; Jn dem Er abermahl ein Raths=Jahr uns unter dem Schutz unserer lieben Obrigkeit hat überleben lassen/ und das löbliche Stadt=Regiment glücklich durch Erwehlung eines neuen Haupts und Bürgermeisters (a)(a) Regierender Bürgermeister ist den 1. September 1688 worden Herr Lb PersonSommer, Andreas (–1691) Andreas Sommerer/ auff Lissa/ Zodel und Sora Erbsaß. Die Herren Vorsteher der Haupt=Kirchen Herr Lb PersonKiesling, Johann (1634–1706) Johannes Kiesling/ älterer Bürgermeister/ und Herr Lb PersonBesser, Kaspar (1646–1696) Caspar Besser Juris Utriusque Doctor Practicus und Rahts=Schöpfe. ist bestellet worden/ auch was sonst zur Regierung und gemeinen Wesen gehöret/ angeordnet. Diß haben wir als ein sonderlich Gnaden=Werck Gottes zu erkennen. Vergiß es nicht/ O liebes Le Geographicumf Ort: Görlitz Görlitz! was der Herr dein Gott an dir biß daher und [S. 8] auch dieses Jahr gethan/ und noch immer thut. Ly BibelstellePsalmen 103,3 Ps. CIII. 3. Heute vergessen wir es noch nicht/ ja gedencken das gantze Jahr hindurch dran. Nebst Dancksagung beten wir zu Gott mit David und sprechen: Le Geographicumf Ort: Jerusalem Jerusalem (Le Geographicumf Ort: Görlitz Görlitz) Ly BibelstellePsalmen 122,3–9 ist gebauet/ daß es eine Stadt sey/ da man zusammen kommen soll/ da die Stämme hinauff gehen sollen/ nemlich die Stämme des Herrn zu predigen dem Volck Jsrael/ zu dancken dem Nahmen des Herrn. Denn daselbst sitzen die Stühle zum Gerichte; Stühle des Hauses Davids/ wünschet Jerusalem Glück: Es müsse wol gehen denen die dich lieben; Es müsse Friede seyn inwendig deinen Mauren und Glück in deinen Pallästen. Umb meiner Brüder und Freunde willen wil ich dir Friede wünschen. Umb des Hauses willen des Herrn unsers Gottes wil ich dein bestes suchen. Ps. CXXII. 3—9.

Heute erinnern wir uns eines Werckes/ das uns die Güte Gottes unter dero Schutz=Flügeln/ und dem Hochgepriesenen Chur=Hut unsers Durchlauchtigsten Lb PersonJohann Georg III. von Sachsen (1647–1691) Chur=Fürstens und theuren Landes=Vatern/ durch die preißwürdige Vorsorge unserer Hochgeehrten Stadt=Obrigkeit/ und sonderlich unverdrossenen Fleiß und selbst eigen Vorschub derer Herren Curatorum Le Geographicumg Gebäude: Görlitz, St. Peter und Paul hiesiger Kirchen/ abermahl erwiesen/ und sonderlich diesem lieben Gottes Hause/ daß zur Ehre Gottes und Erbauung dieser Gemeine in ihrer eifrigen Andacht/ eine schöne wolbestimte und wolklingende/ wolausgezierte Ld OrgelGörlitz, St. Peter und Paul, Andreas-Tamitius-Orgel 1688 Orgel hat können erbauet werden/ die wir da volkommen für unsern Augen sehen/ mit unsern Ohren hören. Gott regiere aller Hertzen/ daß sie durch den lieblichen/ und unterschiedenen Thon dieses herrlichen Orgel=Klanges zur eifri= [S. 9] gen und inbrünstigen Andacht mögen angereitzet werden.

Ly Bibelstelle1 Chronik 29,13.24 Nun unser Gott/ wir dancken dir/ und rühmen den Nahmen deiner Herrlichkeit. Denn was sind wir alle miteinander? Was ist dein Volck/ daß wir solten vermögen/ Krafft/ so reichlich zugeben/ wie diß gehet: denn von dir ist alles kommen/ und von deiner Hand haben wir dirs gegeben/ 1. Chron. XXX. 13.[1] Wenn es denn gebräuchlich und billich/ daß bey solchen monumentis, die/ ob Gott will/ der langwierigen Zeit bis ans Ende der Welt gewiedmet sind/ Gedächtnüß=Predigten gehalten/ und durch Gebet/ Lob/ und Dancksagen eingeweihet werden. Als ist auch von Einem Edlen Hochweisen Raht mir anbefohlen eine Einweihungs=Predigt der neuen Ld OrgelGörlitz, St. Peter und Paul, Andreas-Tamitius-Orgel 1688 Orgel für dißmahl zu halten. Lasset demnach euere Stimme aus danckbaren Hertzen unter diese neue Orgel hören/ und singet: Lw MusikwerkGesius, Bartholomäus: Lobet Gott, unsern Herren Des Herrn Nahmen alle lobet mit Seiten=Spiel[2] etc. Und betet drauff: Vater unser etc.

Text
Das ordentliche Sontags=Evangelium
Marcus VII. 31 — 37.

Ly BibelstelleMarkus 7,31–37 Und da der Lb PersonJesus Christus (ca. 0 – ca. 30) Herr Jesus wieder ausgieng von den Grentzen Le Geographicumf Ort: Tyrus Tyro und Le Geographicumf Ort: Sidon Sydon/ kam er an das Le Geographicumi Gewässer: See Genezareth Galileische Meer/ mitten unter die Gräntze der zehen Städte/ und sie brachten zu ihm einen Tauben der stumm war/ und sie baten ihn/ daß er die Hand auff ihn legete. Und er nam ihn von dem Volck besonders/ und legte ihm die Finger in die Ohren/ und spützet/ [S. 10] und rühret seine Zunge/ und sahe auff gen Himmel/ seufftzet/ und sprach zu ihm: Hephata/ das ist/ thue dich auff. Und alsbald thäten sich seine Ohren auff/ und das Band seiner Zungen ward los/ und redet recht. Und er verbot ihnen/ sie soltens niemand sagen: Je mehr er aber verbot/ je mehr sie es ausbreiteten/ und verwunderten sich über die massen/ und sprachen: Er hat alles wol gemacht/ die Tauben macht Er hörend/ und die Sprachlosen redend.

Eingang.

Wenn ich/ Jhr meine in Jesu Andacht inbrünstige Zuhörer/ in dem Psalm=Buch Lb PersonDavid (fl. 1000 v. Chr.) Davids ספר תחלים JÜbers.: lese; Solches ist nach Sancti Lb PersonAugustinus, Aurelius (354–430) Augustini Andacht eine Vormundschafft der Knaben; Eine Zierde der Jugend/ ein Trost des Alters. Und dahero es aller und ieder tägliches Hand= und Bet=Buch seyn sol; So find ich in denen Tituln derer Psalmen/ die vom Sanct Lb PersonHieronymus, Sophronius Eusebius (347–420) Hieronymo Schlüssel der Psalmen genennet werden/ daß sie gleichsam die Thüre zu deren Verstand auffmachen/ unterschiedene Instrumenta Musica angeführet. Als da ist Githit, Neginod Psalter/ acht/ zehen Seiten/ und so fort. Und wäre wol zu wünschen/ daß man besser Nachricht von solchen Instrumentis hätte/ was sie eigentlich gewesen.

Es hat Herr Doctor Lb PersonPfeiffer, August (1640–1698) Pfeiffer (b)(b) Vid Lr QuellenPfeiffer, Dubia vexata (1679) M Dub. Vexat. Clariss. D. Pfeifferi Cent. Tert. Loc. L. de Neginot. p. 643. in seinen schweren Fragen aus der Heiligen Schrifft aus des Lb PersonKircher, Athanasius (1602–1680) Kircheri Lr QuellenKircher, Musurgia universalis 1 (1650) M Musurgia und aus dem Lb PersonPortaleone, Abraham ben David (1542–1612) Autore Schilte Gibborim hievon Nachricht ertheilet/ [S. 11] auch durch Kupffer=Figuren gewiesen/[3] wie eines und das ander ausgesehen. Obs aber möge so wohl von Kirchero auch dem andern Autore getroffen seyn/ stellet man dahin. Das ist aber merckwürdig/ daß eines darunter unsern Orgeln nahe kömt/ und gleichsam der Ursprung derselben zu seyn scheint/ (sub lit. I.) aus acht Pfeiffen und so viel Claviren.

Dazumahl hat man die Wissenschafft noch nicht gehabt so viel (Syringes) Orgel=Pfeiffen zusammen zusetzen; als jetzo die Kunst so hoch gestiegen. Inventis enim facilè est addere. Zu allen Erfindungen kan man leicht was neues hinzu setzen. Wie in allen/ also auch in diesen. Ein kleiner Zwerg/ der einen grossen langen Riesen auff den Achseln stehet/ der siehet weiter/ als der Riese/[4] so gehets mit unsern Erfindungen auch/ wie das gemeine Gleichnüß weiset. Aus solchen Uberschrifften und Titeln der Psalmen/ an welchen ich meine Freude empfinde/ und des Heiligen Lb PersonDavid (fl. 1000 v. Chr.) Davids sein freudiges Gemüth mich nicht wenig/ sondern gar hertzlich tröstet/ wenn er auch in seinen grösten Kummer sein Nablium Psalter von zehen Seiten erklingen lies/ und betete/ wenn er betrübet war/ und ein Freuden=Lied erklingen lies. Jch schliesse aus diesen Uberschrifften/ daß es Gott nicht mißfallen müsse haben/ wenn man ihn mit Seiten und Paucken/ mit Harffen und hellen Cymbalen/ nebst einen verständlichen Gesang/ so menschliche Stimme drein gesungen (Vocal Music) gelobet: Sondern es ist auch ein Stück des vernünfftigen (c)(c) Ly BibelstelleRömer 12,1 Rom. XII. v. 1. Vernünfftiger Gottesdienst λογικὴ λατρέια, JÜbers.: Vernünftiger Gottesdienst Syrus: Ministerium Rationale. Lb PersonTrost, Martin (1588–1636) Trostius qui autem in LVD17 12:128565E Lexico vertit verbale p. 389. Descendit enim â Radice מלל JÜbers.: locutus est. Eine Rede die von Hertzen und ins Hertz gehet. Ita enim cultus Dei acceptus ex corde proficiscatur, ex corde inquam, poenitente, confidente, grato & devoto. Qvando igitur Sacrificia V. T. eo modo offerebantur, grata erant Deo, quando verò sine ejusmodi corde erant, abominabatur ea Deus, vid. S. Lb PersonChrysostomos, Johannes (ca. 344 – 407) Chrysostomus in h. l. Concludo inde & Musicam Organicam si corde verè pio & devoto Deo offertur, illi etiam maximè placere; sin minus, abominari illam. Gottes=Dienstes gewesen. Es wundert mich nicht wenig/ daß Lb PersonWirth, Rudolf (1547–1626) Hospinianus (d)(d) Hospinianus Lr QuellenHospinianus, De origine templorum (1587) M de Templ. Lib. 2. Cap. 23. Vid. Lb PersonVoetius, Gisbert (1589–1676) Gisbertus Voetius Lr QuellenPoliticae ecclesiasticae 1 (1663) M Polit. Ecclesiast. Part. I. Lib. 2. Tract. 2. cap. 3. de Organis & Cantu Organico in Sacris. (doch was solt michs wundern/ er muß seinen Glaubens=Genossen beypflichten) seine Ursachen/ daß man die Orgeln aus den Kirchen solle abschaffen/ so schlecht anführet/ die kaum von einen Lehrlinge würden passiret werden. [S. 12] Lb PersonWirth, Rudolf (1547–1626) Hospinianus sagt: Lr QuellenHospinianus, De origine templorum (1587) M Die alten Orgeln seyn von unsern gantz unterschieden gewesen.[5] Jch antworte/ demnach ist der Anfang dazu gewesen/ wie aus oben angeführten instrument, welches wohl die Invention zu den Orgeln an die Hand gegeben mag haben/ zu ersehen ist. Es schützet Hospinianum wenig das Ansehen Lb PersonProkopios von Gaza (ca. 465 – ca. 529) Procopii Gazaei, welcher darff vorgeben/ ich weis aber nicht ob es eines Menschen oder eines Viehes Stimme ist/ es habe Lb PersonDavid (fl. 1000 v. Chr.) David auff der Harffen und andern instrumenten zuspielen Lr QuellenHospinianus, De origine templorum (Genf 1672/1681) M nicht von Gott gehabt; sondern solches aus seinen eignen Gehirn ersonnen.[6] Grob genug. David war ein von Gott unmittelbarer Weise erleuchteter Prophet. Hätte er dieses für sich selbst und nicht aus Eingeben des Heiligen Geistes gethan/ würde es Gott so wenig gebilliget haben/ als den ohn Gottes Rath vorgehabten/ auch von dem Propheten Lb PersonNathan Nathan schon gut geheissenen Tempel=Bau Ly Bibelstelle2 Samuel 7 2. Sam. VII. Es mißfället ja Gott kein Ding so sehr als selbsterwehlter Gottes=Dienst. Hospinianus fähret fort und saget: Gott habe viel geduldet unter dem alten Volck den Juden/ das er jetzo an den jeningen/ die zu einen vollkommenen Mann worden durch Christum/ nicht haben wil. Jch antworte drauff: Gleich wenn Gott nicht auch jetzo im Neuen Testament sein Lob wolle ausgebreitet haben auff allerley Art und Weise/ was ihm nicht zu wieder. Nun kan Gott das nicht zu wieder seyn/ wodurch er einmahl seinen Dienst zu leisten Jhm hat gefallen lassen: Wozu auch der Klang mit Seiten=Spielen gehörete. Möchte man sagen; Es sind Ceremonialia gewesen/ die abgeschaffet? Jch antworte: Die Ceremonien/ die auff Christi Opffer gezielet/ sind abgeschaffet/ wohin auch die unterschiedene Art der Kleider gehören/ die man noch im Neuen Testament nicht so hoch von nöthen hat. Denn weder ein blauer/ weiser/ rother noch schwar= [S. 13] tzer Rock thut was zur Krafft der Predigt des Evangelii und Außtheilung der Sacramenten. Jch wolte lieber einen frommen Soldaten in einen rothen oder blauen Rocke hören recht Lutherisch predigen/ als den aller andächtigsten Ordens=Mann in seinen vermeinten und von Menschen erwehlten Habit. Aber es ist nicht abgeschaffet noch verboten das/ was zu Gottes Lobe gereichet. Denn Gott kans wohl dulden und haben/ daß man Jhn auff allerley Weise lobe/ und seinen Ruhm erhebe/ wenn nur auch das Hertz und innere Andacht dabey ist. Den schallenden und die Kirche füllenden Orgel=Klang lob ich nicht so sehr; alß wenn Ly BibelstelleLukas 18,13 ein bußfertiger Zöllner im Winckel stehet/ seufftzet mit Brustschlagen: Gott sey mir Sünder gnädig! Das ist freylich in Gottes Ohren viel lieblicher/ als ein colorirtes und noch so bunt gemachtes Orgel=Spiel. Non Musica Chordula sed Cor: Non clamor sed amor clangit in aure Dei.[7] heist das bekante:

Nicht künstlich Seiten=Spiel/ nicht Orgeln/ Harffen klingen
Wird uns für Gott ins Liecht mit blossen Schalle bringen:
Wenn Hertze dabey ist/ so machts die Lieb allein/
Daß Singen/ Spielen Gott gefällt im Hertzen Schrein.
[8]

Es kan aber auch und soll beydes beysammen stehen. Rechter Gebrauch der Orgeln/ und Instrumental-Music kan gar wohl in Christi Kirche geduldet werden. (e)(e) Lr QuellenOsiander, Theologia casualis 1-2 (1680) M Theolog. Casual. D. Johannis Adami Osiandr. Part. I. & II. p. 1500 etc.[9] Und ist das Einwenden vergeblich: Zur Zeit der Aposteln und folgenden Jahren hat man keine Orgeln gehabt: Drumb sol man sie auch noch nicht haben. Jch bleibe dabey: zur Ehre Gottes und Erbauung der Kirchen soll in derselben alles angesehen seyn: Es sey so hoch und groß/ so klein und [S. 14] gering/ als es immer wolle/ wenn es nur erbauet/ und die Ehre Gottes befördert/ soll und muß es allerdings auch in ceremonialibus, wie dieses ist/ nicht unterlassen/ sondern alles Fleisses befördert werden. Die erste Kirche im Neuen Testament unter der Heydnischen Botmässigkeit/ würde ihren Gott gerne mit Orgeln und Seiten=Spiel gelobet haben: Aber sie durfften nicht/ ob sie wohl gekont hätten. Sie musten in ihren Hölen nächtliche Zusammenkünffte halten. Jch meine wenn Lb PersonNero (37–68) Nero, Lb PersonAntoninus Pius (86–161) Antoninus und wie die Verfolger heissen/ sie hätten sollen hören in ihren Versammlungen so laut singen/ sie würden ihnen das Cantate bald geleget haben. Aber dieses ist eine Materia, davon unserer und anderer Religion zu gethane Theologen weitläufftig geschrieben/ auch die/ so Orgel=Predigten lassen ausgehen/ weitläufftig ausgeführet.[10] Jch bilde mir aber ein/ daß kein Vernünfftiger den rechtmässigen Gebrauch der Orgeln in den Kirchen schelten und gar abgeschaffet werde wissen wollen. Viel weniger es mit denen halten/ Lm Ereignis1531: Orgelsturm im Ulmer Münster die mit angespannten Pferden die Orgeln aus den Kirchen schaffen W W KorrekturOriginal: uudund reissen lassen. Wir wollen ietzo bey der Einweihung unserer neuerbaueten Ld OrgelGörlitz, St. Peter und Paul, Andreas-Tamitius-Orgel 1688 Orgel aus unserm Evangelio betrachten

Den Vortrag

Die gantz verdorbene und wieder zu recht gebrachte Menschen=Orgel.

Seufftzer.

Hilff O mein Herr Jesu/ und laß alles wohl gelingen Amen!

[S. 15]

Abhandelung.
I. Das verdorbene Orgel=Werck des Menschen an Seel/ und Leibe

Wenn sich die Gelehrten lange gezancket/ wie sie den Menschen recht beschreiben solten/ ist es endlich von denen Neuen dahin ausgeschlagen/ daß sie sagen: (f)(f) Lb PersonLegrand, Antoine (1629–1699) Antonius le Grand. LVD17 39:132709K Instit Philos. Part. VIII. Artic. I. p. 782. Homo est res composita ex mente finita & corpore organico. Das ist: Der Mensch ist ein zusammen gesetztes Ding aus einen endlichen Gemüthe/ und werckzeuglichen Leibe bestehende. Oder aus einer endlich vernünfftigen Seele und Leibe/ der seine Organa und Werckzeuge hat. Denn der Mensch ist nicht ein einfaches/ sondern zusammengesetztes Wesen. Und ist der Mensch/ was den Werckzeuglichen Leib und die vernünfftige Seele anlanget/ einem Orgel=Wercke nicht ungleich. Gleichwie eine Orgel/ sie sey so gut gemacht als sie immer wolle/ nichts ist/ wenn sie keinen Wind hat. Der Wind muß ihr gleichsam das Leben geben. Was ist der Leib/ wenn er noch so wohl gebildet/ so keine Seele da ist? Ein Aaß/ das sich weder regen noch bewegen kan. Wenn Seel und Leib beysammen/ so ists ein Orgel=Werck/ das seine Operationes gibt. Jm Anfang hat Gott der allerweiseste Werck=Meister dieses Wunder=Werck in einer gleichförmigen Harmonia erschaffen. An dem Gemüthe und Leibe ereignete sich das Heiligste und allerschöneste Ebenbild Gottes. Zur Zeit Lb PersonSixtus IV. (1414–1484) Sixti IV. des Römischen Pabstes war ein in der Music erfahrener Künstler/ der damahls seines gleichen nicht hatte zu Le Geographicumf Ort: Venedig Venedig/ Lb PersonBernhard (fl. 1470) Bernhardus Teutho/ der das Lm Ereignisca. 1470: Bernhard der Deutsche erfindet das Orgelpedal Pedal an den Orgeln erfunden/ daß nicht allein die Hände eines erfahrnen Organisten/ sondern auch dessen Füsse mit zur Harmonie helffen könten. (g)(g) Lb PersonSabellicus, Marcus Antonius Coccius (1436–1506) Sabellicus Lr QuellenSabellicus, Enneades 2 (1528) M Ennead. 10. lib. 8. apud Lb PersonWirth, Rudolf (1547–1626) Hospinianus Lr QuellenHospinianus, De origine templorum (Genf 1672/1681) M l. c. das war damahls ein grosses und was sonderliches. Wenn dieser gu= [S. 16] te Lb PersonBernhard (fl. 1470) Bernhardus/ der im Jahr Christi 1480. gelebet/ heute solte auffstehen/ er würde sich mit seiner Kunst verkriechen müssen. Es sind viel künstliche Orgel=Bauer gewesen/ und auch noch: Aber keiner hat ein so herrliches Orgel=Werck herfür gebracht/ als der allerweiseste Schöpffer an seinen Wunderwerck dem Menschen. Was den künstlichen Bau des menschlichen Leibes anlanget/ beruffe ich mich auff die erfahrne Anatomicos, die wissen was für Kunst an einem Gliede anzutreffen sey. (h)(h) Legat, cui vacat, Lb PersonWillis, Thomas (1621–1675) Thomae Willisii, Cerebri Anatomen: ubi inveniet quod miretur & sapientiam solertissimam Dei opificis praedicet. vid. Opera Thomae Willii in 4. Genevae 1676. Von der Seele wollen zwar die Physici auch was wissen: Aber was sie eigentlich sey/ weis keiner. (i)(i) Tantavis est animae, ut ea solâ dominante, corpus cum omnibus sensibus visu auditu tactu obstupescat. Es ist ein wunderlich Creatürchen. Speculativè quidem facilè definitur ab Lb PersonAristoteles (384 – 322 v. Chr.) Aristotele: Anima est actus primus corporis Organici physici, sed non potest exprimere quid sit, nisi objectivè tantùm. Intelligere autem & sentire animam, quoad affectus suos & vehementissimos motus, non est speculativae sed practicae cognitionis. B. Lb PersonLuther, Martin (1483–1546) Lutheri Tom. IV. in Genes f. 193. b in Cap. 45. Nichts ist so edles als die Seele/ sie ist ein Geistlich und unsterblich Wesen. D. Lb PersonLassenius, Johannes (1636–1693) Johannes Lassenius in Lr QuellenLassenius, Perlen-Schatz (1688) M  H. Perlen=Schatzes ander Theil p. 216. Lb PersonClemens von Alexandria (ca. 150 – ca. 215) Clemens Alexandrinus Lib. VI. Stromat. p. 681. 1. animam ejusqve facultates eleganter considerat secundum Decalogum, quem eruditus Lector inspicere non gravetur. Gottes Wort zeiget uns an diesem Wunder=Bau das schöne Ebenbild. Gleich wie ein Fürste sein Bildnis zum Zeichen sonderbarer Gnade gibt: Also hat Gott aus sonderbarer Liebe sein Ebenbild mit getheilet/ nicht nur von aussen angehangen/ wie Potentaten thun/ sondern inwendig eingedrücket. Ly BibelstelleGenesis 1,26–28 Und Gott sprach: Lasset uns Menschen machen/ ein Bild das uns gleich sey. Die da herrschen über Fische im Meer/ und über die Vogel unter dem Himmel/ und über das Viehe/ und über die gantze Erde/ und über alles Gewürme/ das auff Erden kreucht. Und Gott schuff den Menschen Jhm zum Bilde/ zum Bilde Gottes schuff er ihn/ und schuff sie ein Männlein und Fräulein. Und Gott segnet sie/ und sprach zu ihnen: Seyd fruchtbar und mehret euch/ und füllet die Erden/ und macht sie euch unterthan. Gen. 1. 26. Hie sehen wir den künstlichen Orgel=Bau des Menschen. An einer wohl=erbaueten Orgel siehet man zwar von aussen das Pfeiff=Werck/ Pedal/ Clavier/ die Züge/ und was weiter in die Augen fället: Aber das Künstlichste ist inwendig/ darvon kan niemand urtheilen/ als ein Meister und erfahrner Musicus, oder Organist. Der Mensch/ was seine äuserliche Gestalt belanget/ ist zwar σοφὸν χρῆμα JÜbers.: Weise Sache ein (k)(k) Vide Decus Hexapolitani Ministerii olim venerandum B. Lb PersonBehm, Martin (1557–1622) Martinum Bohemum in LVD17 75:647305T Theologicà Contemplatione Hominis Part. I. Conc. 3. p. 76. wei= [S. 17] ses und kunstreiches Meister=Stück: Aber das grösseste und höchste Kunst=Stück siehet niemand/ als Gott selbst/ der weisseste Bau=Meister. Denn es haben die Ketzer/ so man Anthropomorphiten, Anthropianer und Audianer genennet/ sehr geirret. Die sucheten und meineten sie hätten gefunden das Ebenbild Gottes in dem euserlichen Bau/ und Zeichnung des Leibes. Denn sie bildeten ihnen ein/ daß Gott eine menschliche Gestalt und Bildung an sich habe. Aber es ist ein viel anders das Ebenbild Gottes an sich haben/ als auffgericht einhergehen/ einen wohl proportionirten Leib/ und Gliedmassen haben. Wenn das wäre/ so wäre das Ebenbild Gottes nicht verlohren. Denn Lb PersonAdam Adam nach dem Lm Ereignislegendär: Sündenfall Fall nicht anders als für dem Fall ausgesehen: Er hat einmahl wie allemahl seine Menschliche Gestalt behalten. Es participiret zwar auch der Leib von dem ertheilten Ebenbild/ aber in einer viel höhern und herrlichern Qualität/ als etwa die euserliche Gestalt seyn möchte. Den Leib betreffende/ so bestund solcher in der Unsterblichkeit und Unempfindlichkeit/ daß er weder Sterben noch von euserlicher Gewalt konte verletzt werden (l)(l) Vid. LVD17 3:015446A Breviarium Hülsem. Enucl. B. Lb PersonSchertzer, Johann Adam (1628–1683) Scherzeri Cap. III. §. XIX p. 196. B. Lb PersonGerhard, Johann (1582–1637) Gerhardi Disput. Isagog. Disp. XXII. de Imagine Dei § 8. p. 808. Gen. II. 25. 12.[11] Ly BibelstelleGenesis 3,19 III. 19. Ly BibelstelleWeisheit 2,23–24 Sap. II. 23. 24. Ly BibelstelleRömer 5,12 Rom. V. 12. Ly BibelstelleRömer 6,23 VI. 23. Ly BibelstelleGenesis 1,26 Gen. I. 26. Und denn in der vollmächtigen Regierung über alle andere Geschöpffe Gottes. Ly BibelstelleGenesis 1,26 Gen. I. 26. 28. vornehmlich aber erschien solches gleich einem helleuchtenden Diamant/ ja Liechte in der Seele und Gemüthe des Menschen. Da war die fürtreffliche Gleichheit in dem Verstande des Menschen mit Gottes Weißheit und Erkäntnüß wie Sanctus Lb PersonPaulus von Tarsus (10 v. Chr. – 60 n.Chr.) Paulus schreibet an die Coloss. III. 10. Ly BibelstelleKolosser 3,10 Und ziehet den neuen Menschen an/ der da verneuert wird zu der Erkäntnüß nach dem Ebenbilde des/ der ihn geschaffen hat. Es bestund solches in der allereinträchtigsten Vereinigung des Willens mit Gottes Heiligkeit und Freyheit. Der Mensch [S. 18] war seiner Natur nach geneigt zum Guten und bereit und fertig dasselbe zu thun und auszurichten wie Lb PersonSalomo Salomo sagt: Ly BibelstelleKohelet 7,30 Allein schau das/ ich hab funden/ daß Gott den Menschen hat auffrichtig gemacht. Pred. VII. 30. Wie ein recht und wolgemachtes Werck nach der Regel und Richtschnur eintreffen muß. Wie auch im Orgel=Bau alles just nach dem Circul und der Geometrischen Abtheilung eintreffen muß/ da muß es fast nicht auf ein Haar fehlen; sonst entstehet eine dissonanz und übelklingen. Die Begierden und Sinnen waren an Keuschheit und Reinigkeit/ auch an der Vergnüglichkeit Gott gleich/ daher gieng der erste Mensch in seiner Unschuld nacket.

Denn es war an ihm eitel Keuschheit. Et erant ambo nudi & nesciverunt quid esset opprobrium vel pudor, gibt Lb PersonMoses Mosis Worte das Targum von Jerusalem. [12] Ly BibelstelleGenesis 2,25 Und sie waren beyde nacket/ der Mensch und sein Weib/ und schämeten sich nicht. W W KorrekturOriginal: Gen. I. 28.Gen. II. 25. Durfften sich auch nicht schämen. Lutherus am Rande: Denn sie W W KorrekturOriginal: wnstenwusten nicht was Schande oder Scham wäre/ oder vielmehr es war nichts in ihnen deßwegen sie sich schämen müsten. Nihil putabant velandum, quia nihil sentiebant refrenandum,[13] spricht Lb PersonAugustinus, Aurelius (354–430) Augustinus. Sie hielten nicht dafür daß man etwas an seinem Leibe zubedecken Ursache hätte/ denn sie fühleten an sich nichts/ das man zäumen müsse. Denn was dürfften die sich schämen/ spricht Lb PersonBeda Venerabilis (ca. 672 – 735) Beda, welche kein Gesetze in ihren Gliedern empfunden/ das da wiederstrebete dem Gesetz in ihrem Gemüthe; aus dem Ly BibelstelleRömer 7,23 VII. Rom. v. 23. Das war das schöne Ebenbild Gottes. Eine natürliche Vollkommenheit in der Vortrefflichen Gleichheit mit Gottes Weißheit/ Gerechtigkeit/ Unsterblichkeit und Majestät bestehende von Gott dem ersten Menschen anerschaffen/ daß er Gott seinen Schöpffer vollkommen solle erkennen/ lieben ehren [S. 19] und preisen. (m)(m) Vd. Herrn D. Lb PersonSpener, Philipp Jakob (1635–1705) Speners LVD17 1:021076K Evangelische Glaubens Lehre am XIII. Sontag nach Trinit. Wo er nach seinem von Gott verliehenen hohen Gaben und recht Theologischen Geist/ diese Lehre gründlich und nachdrücklich abhandelt.
Add. B. Lb PersonDorsche, Johann Georg (1597–1659) Dorschei Auctarii ad Pentadec. LVD17 1:054605M Dissert. IV. de propagat. Speciei Hum §. 14. p. 629.
Das würde eine schöne Harmonie in Gottes Ohren gegeben haben/ daran Er seine Ergötzung gehabt. Aber/ Gott erbarme es/ diese schöne Harmonie ist nicht allein verstimmet/ sondern das gantze Werck ist verdorben. (n)(n) Vid. LVD17 3:011011D Thom. Confess. Verit. B. Dorschei Sect. VI. de Statu integrit. Cap. I. §. II. p. 343. Es fraget sich alhier (1) Wer hats gethan? Ach der/ über welchen der Herr hie seufftzet. Er sahe auff gen Himmel ἐστέναζε, στενάζειν heist stöhnen/ seufftzen und aus dem innersten Hertzen her klagen. Der Syrus hat ein sonderliches Wort/ welches heist über angethanes Unrecht und Gewalt seufftzen und klagen. Wie es dorte beym Lb PersonJakobus ( – 44 (Sterbejahr)) Jacobo stehet: Ly BibelstelleJakobus 5,9 Seufftzet nicht wieder einander lieben Brüder/ daß ihr nicht verdammet werdet. Jac. V. 9. Weil er siehet/ daß sein Werck so übel zugerichtet und verdorben/ Ly BibelstelleJohannes 11,33 ergrimmet er in seinem Geist/ und betrübet sich selbst Joh. XI. 33. So nahe giengs ihm/ daß der Mensch die Edle Creatur Gottes durch des Satans Boßheit an Leib und Seele so jämmerlich verdorben war. Da haben wir den Orgel=Feind und Verderber/ (o)(o) Vid. B. Lb PersonCalov, Abraham (1612–1686) Calovii LVD17 3:305558F Syst. Theol. Tom. V. p. 127. Ly BibelstelleWeisheit 2,24–25 Durchs Teuffels Neid ist der Tod in die Welt kommen/ und die seines Theils sind helffen auch dazu. Sap. II. 24. Hat der Neid des Teuffels den Tod in die Welt eingeführet; so muß auch nothwendig die Sünde von ihm herrühren. Ly BibelstelleRömer 6,23 Denn der Tod ist der Sünden Sold Rom. VI. 23.
Qui vult effectum, velit etiam causam necesse est. Hic assignatur causa peccati, & mortis ex eo consequentis, invidia diaboli: quia enim coelo, ut beata immortalitate, diabolus ob superbiam depulsus vidit sibi suisqve in coelo thronis â Deo surrogari hominem; illi aeqve ac Deo hanc gloriam invidit, adeoqve illum ad comestionem pomi vetiti tentando induxit & in mortem tum corporis tum animae praecipitavit: Lb PersonLapide, Cornelius a (1567–1637) Cornelius à Lapide in h. l. vid. D. Lc PredigtautorDieterich, Conrad (1575–1639) Dietericus in Cap. II. LVD17 23:268953V Sapientiae Conc. XII. p. 250.
Denn Satan/ der ist Causa peccati externa prima & principalis die äuserlich erste und fürnembste Ursache der Sünden/ der in die Schlange/ als ein lieblich und häußlich Thierlein/ damit Lb PersonEva Eva/ als mit einem Schoß=Hündlein mag gespielet haben/ gefahren/ sie besessen und durch dieses Instrument mit der Eva geredet und sie betrogen. Solches ist nicht geschehen durch den innerlichen Eintrieb. Denn Satan konte nicht in das Gemüthe und Willen der Evae einen Einfall thun/ und sie durch eine natürliche That dazu bewegen oder bringen. Nicht durch eine äuserliche Gewaltthätigkeit. Denn diese war dem Stand der Unschuld stracks zuwieder. Sondern der Satanas hat hie gemißhandelt/ als eine blosse Sittliche/ äuserliche Ursache durch Uberredung von aussen. Und zwar/ daß der (Zabulus) Teuffel hier als ein euserlich sittliche Ur= [S. 20] sache gehandelt/ beweiset die Heilige Historia. Jn dieser wird er vorgestellet unter dem Titul des Verkehrers/ der den Verstand des Göttlichen Verbots verkehrete/ und die schon eingebildete liebliche Frucht zeigete. Jndem dieser durch nichts anders/ als durch Uberredung gehandelt/ und die Ursache gezeiget/ sie würden Gott gleich/ und also viel mehr als ietzo seyn. Das thut Satan durch die Schlange/ daß er sie mehr zu der verbotenen Frucht anreitzete/ wodurch ihn der schändliche Betrug je mehr und mehr gerieth. Ach lieber Mensch durch diesen Fall bistu verderbet an Leib und Seele. Es ist das Jnnerst und Euserste deiner gantz ruiniret. Dencke das kunte Satan damals/ da der Mensch noch nicht gefallen/ durch eine euserliche und sittliche Uberredung ausrichten. Was wird er jetzo/ nachdem der Paß durch die Sünde eröffnet/ nicht können ausrichten/ da er durch innerliche Reitzungen und sündliche Bewegungen/ weis nicht was/ ausrichten/ und zu aller Schande reitzen kan. Wenn er siehet/ daß der Mensch einig Werck vorgenommen/ dadurch zwischen ihm und Gott eine Harmonie entstehet/ wird er solches bald/ so viel an ihm ist/ verhindern/ die Pfeiffen verstimmen/ und etwa Staub und Erden=Klösse darein werffen. Lr QuellenBeyerlinck, Magnum Theatrum 5 (1665) M Der grausame Lb PersonSüleyman I. (ca. 1494 – 1566) Solymannus bekam von Lb PersonFrançois I. (1494–1547) Francisco I. König in Franckreich allerhand Instrumental-Musicanten/ die hörete er mit sondern Belieben. Weil er aber warnahm/ daß auch die Bürger und andere in Le Geographicumf Ort: Konstantinopel Constantinopel sich dran verliebten/ lies er die Instrumenta all entzwey schlagen/ und schickte dem Francisco seine Musicanten wieder nach Hause. (p)(p) Lr QuellenBeyerlinck, Magnum Theatrum 5 (1665) M Beyerling Theatr. Vit. Humanae Lit. M. p. 814. a.[14] Das war ein Music Freud. Jst es so/ was Lb PersonWirth, Rudolf (1547–1626) Hospinianus(q)(q) Hospinianus Lr QuellenHospinianus, De origine templorum (Genf 1672/1681) M de Orig. Templ. Lib. 2. Cap. 23. p. 201. b. schreibt/ Lr QuellenHospinianus, De origine templorum (Genf 1672/1681) M daß vor dem Pabst keine Orgel geschlagen dürffe werden/[15] weis ich nicht/ ob ich sagen dürffe/ der Pabst sey auch ein Orgel=Feind. Aber ich sage es nicht; glaub es auch schwerlich. [S. 21] Aber das sag ich/ und ist gewiß: Satan ist/ der das menschliche Orgel=Werck schändlich verstimmet/ wie wir an dem heutigen armen Menschen sehen.

Wir haben zubeobachten (2.) Das Verderben selber. Und sie brachten zu Jhm einen Tauben/ der stumm war. Jn der Music ist das Gehör und die Stimm das beste. Wenn dieses nicht ist/ so würd es eine stille Music seyn/ wie etwan die Pantomimi (r)(r) Lr QuellenPerotti, Cornvcopia (1526) M Pantomimus, qui omnia imitatur & in theatro modo unius, modo alterius personam imitatur. Lb PersonPerotti, Niccolò (ca. 1430 – 1480) Pyrrhus Perottus in Lr QuellenPerotti, Cornvcopia (1526) M Cornucopiae. Col. 986. n. 28.[16] Lr QuellenHofmann, Lexicon Universale (1677) M Pantomimorum primos fuisse Antipatrum & Bathyllum ac sub Augusto claruisse satis notum ex Dione Zosymo, Svida atqve aliis.[17] Lb PersonHoffmann, Johann Jakob (1635–1706) Hoffman. Lr QuellenHofmann, Lexicon Universale (1677) M Lexic. Univers. voc Antipater p. 133. Hujus furturis homo Lb PersonMnester (–48) Mnester dictus, monstro illi sexus foeminei Lb PersonMessalina, Valeria (ca. 25 – 48) Messalinae gratus fuit. Lb PersonTacitus, Publius Cornelius (ca. 55 – ca. 120) Tac. Lib. XI. Ln LiteraturTacitus, Annalen (2002) M Ann. c. 36.[18] vor diesem repraesentiret/ die mit Gebärden und Händen gauckeln hiebey können andeuten/ was andere gesungen/ und geredet. Wie am Türckischen Hoffe die Stummen gehalten werden/ (s)(s) Lb PersonTavernier, Jean-Baptiste (1605–1689) Johannes Baptist. Taverniers Lr QuellenTavernier, Der Türckische Pallast (1680) M neue Relation von der ausführlichen Beschaffenheit des Serrails p. 193.[19] so aber mit ihren Weisen und Gebärden deutlich genug können zu verstehen geben/ was nöhtig. Jch weiß nicht/ ob ein tauber Musicus was taugen möchte. Denn in der Music das Gehör hoch von nöthen. Denn wie kan eine Orgel ein Clavier, auch nur eine Geige gestimmet werden/ wenn der Stimmende nicht höret/ wie ein Thon auff den andern folget/ und klinget. Denn die Musica hat zum Vorwurff damit sie umgehet/ einen auff gewisse Masse gemessenen Klang. Wie kan ein Tauber hören/ obs lang oder kurtz/ klein oder grob/ rein oder unrein klinget. Jn meiner Jugend war an einen Ort ein tauber Organist/ mit dem kurtzweiligen Pursche in Durchreisen ihre Kurtzweil hatten. War aber zuverwundern/ daß der gute Mann seine Instrument also stimmen konte/ daß es dennoch eine gute Harmonie gab. Blinde Orgelmacher/ Blinde die auff Orgeln gespielet/ hat man ja ehe gehabt/ wie zu unsern Zeiten Lb PersonSchönberger, Ulrich (1601–1649) Ulrich Schönberger/ (t)(t) Dieser ist A. 1601. zu Le Geographicumf Ort: Weiden in der Oberpfalz Weida in der Ober=Pfaltz gebohren/ in dem dritten Jahr verblindet/ und durch seine Studia auff Schule und Universitaeten so hoch kommen/ daß er billig für ein Monstrum sine vitio seculi nostri zu halten. Jst 1649. auff der berühmten Universitaet Königsberg gestorben. Lr QuellenSchultze, Chronica (1651) M Gottfried Schultzens neu augirte und continuirte Chronica A. Christi 1649. p. 542. Lr QuellenHartknoch, Preussische Kirchen-Historia (1686) M Preußische Kirchen Historia M. Christophori Hartknochs lib. 2. c. 11. p. 639. So ist auch bey uns in Görlitz nicht so gar unbekant Lb PersonSchmidt, Johann (1639–1689) M. Johannes Schmied von Le Geographicumf Ort: Nördlingen Nördlingen/ der auch blind/ aber dabey ein feiner gelehrter Mann und Prediger ist/ hat auch unterschiedene Tractätlein heraus gegeben. Von dergleichen blinden Meistern kan man lesen Lr QuellenHappel, Denkwürdigkeiten der Welt 1 (1683) M Relationes Curiosas Herrn Lb PersonHappel, Eberhard Werner (1647–1690) Happelii Part. I. p. 119. [20] in gemein der blinde Magister genand gewesen. Dieser starb zu Le Geographicumf Ort: Königsberg (Preußen) Königsberg in Preussen/ bey dessen Begräbnüs man ein Instrument, so er mit eigenen Händen verfertiget/ geschlagen/ auch dasselbst in der Kirchen zum ewigen Gedächtniß auffgehoben wor= [S. 22] den.[21] Aus Ly BibelstelleMatthäus 15 Matthaeo Cap. XV. wollen etliche/ daß dieser arme Mensch auch blind gewesen. Jst das schon nicht so/ so ists doch ohn das ein grosses Elend/ taub und stum seyn. Μογιλάλος, JÜbers.: Schwer redend welches der Syrus und mit ihm Lb PersonBèze, Théodore de (1519–1605) Beza, Lb PersonGrotius, Hugo (1583–1645) Grotius und andere von einem Stamlenden und Lallenden/ der eine schwere und unverständliche Sprache hat/ wollen verstanden haben. Der Arabische und Lateinische aber/ denen auch Beatus Lb PersonLuther, Martin (1483–1546) Lutherus beystimmet/ erklärens von dem/ der gantz stum ist/ und nichts reden kan. Gewiß ists/ daß die 70. Dolmetscher/ wie auch Lb PersonAquila (2. Jh.) Aquila, Lb PersonSymmachus der Ebionit Symmachus und Lb PersonTheodoret (393–466) Theodoretus das Ebraische אלם JÜbers.: das einen Stummen bedeutet/ nicht nur durch das Wort ἄλαλος JÜbers.: Stumm als in Ly BibelstellePsalmen 38,14 XXXVIII. Ps. v. 14 sondern auch durch das μογιλάλος geben. Exodus. Ly BibelstelleExodus 4,11 IV. 11. XXXV. 36.[22] Und das beweiset auch der Lob=Spruch des Volcks am Ende des Ly BibelstelleMarkus 7,37 Evangelii: Die Tauben macht er hörend und die Sprachlosen redend. Wie denn auch solcher Verstand zur Vergrösserung des Wunder=Wercks dienet. Denn einen gantz stummen und tauben Menschen mag nicht/ denn nur durch Gottes Macht geholffen werden. Wie könte auch sonst seine Zunge seyn gebunden gewesen/ wenn er noch etwas/ wiewohl ohne Verstand reden konnen? So jämmerlich hatte der Teuffel der höllische Menschen=Mörder/ durch dessen Neid den Tod und mit ihm alle Mängel und Schwachheiten eingedrungen/ diesen armen Menschen zugerichtet. Und so jämmerlich würde er uns alle zurichten/ wenn ihn nicht Gottes Güte und Allmacht wehrete. Daß dieser arme Mensch/ schreibet Lutherus (u)(u) Jn der LVD17 3:301310R Hauß=Postill über das Evangel. XII. Trin. weder seiner Zunge noch Ohren gebrauchen kan/ ist ein Grieff des leidigen Teuffels. Für der Welt hat es wohl das Ansehen/ daß iederman meinet/ es seyn natürliche Gebrechen. Denn die Welt kennet den Teuffel nicht/ daß er so mancherley Schaden anrichtet/ die Leute [S. 23] toll und thöricht macht/ ihnen alles Unglück zufüget/ nicht allein am Leib/ sondern auch an der Seelen/ daß sie für Angst und Traurigkeit sterben/ und zu keiner Freude kommen können. Wir Christen aber sollen es dafür halten/ und solche Gebrechen nicht anders/ als des Teuffels Schläge ansehen. Denn gesunde Augen/ Ohren/ Hände/ Füsse und andere Glieder sind nicht natürliche/ ungefährliche Gewächse/ wie sie die Welt ansiehet: Sondern lautere Gaben Gottes. Weil aber der Mensch solches nicht gläubet: Sondern dieweil es so gemein ist/ für ein natürlich schlecht Ding hält/ so läst Gott zuweilen geschehen/ daß der Teuffel hie einen stumm und taub: Dorte einen blind/ lahm oder sonst gebrechlich machet. So muß hieraus iedermann erkennen: Gott habs dem Teuffel erlaubt/ und Gott desto fleissiger dancken/ daß er ihn so gnädig für solchen Schaden bewahret hat. Hie ists wie mit einen Baum/ der schöne gute Aepffel trägt/ die doch alle hernach von Ungezieffer durchstochen und verdorben werden. Das ist nicht Gottes Schuld/ der den Baum erschaffen hat/ auch nicht des Baums und seiner Früchte: Sondern des Unziefers. Gott ist ein Gott des Lebens: Drum gibt er gesunden Leib und geschickte Gliedmasse. Der Teuffel aber ist ein Mörder von Anfang. Drumb wo er kan/ und es Gott zuläst/ suchet er/ wie er den Menschen an Leib und Seel verderbe. Daher kombts/ daß mancher taub und stumm ist. Ob wir zwar nicht alle leiblicher Weise in solchem Elend stecken/ und Gott meistentheils Ursache für gesunden Leib und Glieder zu dancken haben: So sind wir doch alle Geistlich wie ein verdorben Orgel Werck. Der Satan ist impellens causa, der es gestifftet. Unser Vater Lb PersonAdam Adam Contrahens der ihm gefolget/ und die Sünde begangen. Er war taub/ da er den ausdrücklichen Befehl [S. 24] Gottes nicht gehorchte/ und stum/ da er sein verführtes und verführendes Lb PersonEva Weib nicht straffete. Taub/ da er die Stimme Gottes nicht hörete: Lb PersonAdam Adam wo bistu? Stum/ da er auff die Frage nicht auffrichtig seine Sünde bekennete. Nun saget die Schrifft klärlich/ daß in Adam alle Menschen gesündiget haben. Ly BibelstelleRömer 5,12 Rom. V. 12. Ly Bibelstelle1 Korinther 15,22 1. Cor. XV. 22. Derowegen sind wir von Natur taub und stum gebohren/ und können nicht hören/ viel weniger/ was wir sollen/ und wie wir sollen reden. O wie höchst elend ist doch der Menschen/ und unser aller Zustand nach dem kläglichen Sünden=Fall. Viel elender und erbärmlicher/ als des armen Menschen im Evangelio. Er war taub/ stum/ duzig/ lahm/ aber am Leibe: Wir sind viel kräncker und elender an der Seelen/ wenn wir noch so leiß=hörende Ohren/ wohl=redende Zunge/ scharffsinnigen Verstand und hurtige Füsse und andere gesunde Glieder haben. Denn da findet sich (α) Corruptio Originalis. Die erbliche und angebohrne Verderbung/ indem wir aus sündlichen Samen erzeiget werden Ly BibelstellePsalmen 51,7 Ps. LI. 7. Sind Fleisch und bleiben Fleisch vom Fleisch gebohren. Ly BibelstelleJohannes 3,6 Joh. III. W W KorrekturOriginal: 3.6. Ly BibelstelleEpheser 2,3 Von Natur Kinder des Zorns Ephes. II. W W KorrekturOriginal: 2.3. Das Dichten und Trachten unsers Hertzens ist böse von Jugend auff/ Ly BibelstelleGenesis 8,21 Gen. VIII. W W KorrekturOriginal: 2.21. Wir werden von Natur gebohren/ was unsere Seelen anlanget; Taub das Wort Gottes zu hören/ stum zum Lobe Gottes/ duzig und unverständig ihn zuerkennen/ lahm zu wandeln in den Wegen des Herrn. Wenn Lb PersonPaulus von Tarsus (10 v. Chr. – 60 n.Chr.) Paulus das menschliche Orgel=Werck/ wie es von Natur ihm selbst gelassen durchsucht; findet er darinnen nichts/ als Eitelkeit des Sinnes/ verfinsterten Verstand/ so entfrembdet von dem Leben/ das aus Gott ist/ Unwissenheit/ Blindheit deß Hertzens/ verfinsterten Verstand/ so entfrembdet ist von dem Leben/ das aus Gott ist/ Unwissenheit/ Blindheit des [S. 25] Hertzens/ Ruchlosigkeit/ Unzucht/ Unreinigkeit/ Geitz und der gleichen/ Ly BibelstelleEpheser 4,17–19 Eph. IV. 17. 18. 19. Es gibt einen schlechten Resonanz, wenn Sanct Lb PersonPaulus von Tarsus (10 v. Chr. – 60 n.Chr.) Paulus aus Davids Psalmen auff dessen Harffen herspielet/ was Juden und Heyden seyn/ einer wie der ander/ was die Erbschuld und Sünde betrifft. Da ist nicht/ der gerecht sey/ auch nicht einer/ da ist nicht/ der verständig sey: Ly BibelstelleRömer 3,10–18 Da ist nicht/ der nach Gott frage. Sie sind alle abgewichen und allesambt untüchtig worden/ da ist nicht der Guts thu/ auch nicht einer. Jhr Schlund ist ein offen Grab mit ihren Zungen handeln sie trüglich. Ottergifft ist unter ihren Lippen. Jhr Mund ist voll Fluchens und Bitterkeit. Jhre Füsse sind eilend Blut zu vergiessen. Jn ihrem Wege ist eitel Unfall und Hertzeleid. Und den Weg deß Friedens wissen sie nicht. Es ist keine Furcht Gottes für ihren Augen. Rom. III. 10–18. Ach das klinget zumahlen übel/ ja erschrecklich. Da doch der Mensch an Leib und Seel in einer mit Gott übereinstimmenden Harmonie von Jhm erschaffen ist. Er ist hie (β) Corruptio Actualis. Die würckliche Verderbung/ da der Mensch täglich sich selber verderbet durch viel und unterschiedliche grosse Ubertretung und Missethaten. O wie viel/ ja der meiste Theil die diese Gnade in der Tauffe erlangen/ fallen in die vorige alte Sünden=Kranckheit/ indem sie sich mit dem Unflat der Welt/ dem sie entflohen sind/ wider auffs neue besudeln/ und es gehet ihnen wie dem Hunde/ der sein Gespeyetes wieder frisset/ und der Saue/ die sich nach der Schwemme im Kothe weltzet. Ly Bibelstelle2 Petrus 2,20.22 II. Pet. II. 20. 22. Sie leben in Sünden wieder das Gewissen sicher dahin/ und wenn sie durch heilsame Ermahnungen gleich aus dem Tod und Sünden=Schlaff erwecket werden/ verachten sie doch den Rath Gottes wieder sich selbst Ly BibelstelleApostelgeschichte 13,46 Act. XIII. 46. Wie offt schläget/ und wil schlagen auff unser Hertzen= und See= [S. 26] len=Orgel der Himmlische Organist Christus Lb PersonJesus Christus (ca. 0 – ca. 30) Jesus: Aber sie will keinen Resonanz geben. Es ist alles verstimmet/ ja verdorben. Er fodert eines aus dem b. moll. Er tractiret uns mit eitel Gelindigkeit/ er spielet manualiter, in dem er seine gütige Wolthaten über uns ausschüttet/ erfüllet unser Hertz mit Geist= und Leiblichen Wolthaten. Wie klingts? Lb PersonMoses Moses klaget darüber/ wenn er spricht. Ly BibelstelleDeuteronomium 32,6 Danckest du also dem Herrn deinem Gott/ du toll und thörichtes Volck? Jst er nicht dein Vater und dein Herr? Jsts nicht der allein/ der dich gemacht und bereitet hat? Deut. XXXII. 6. Er spielet eines aus dem b. dur und tractiret uns was schärffer und gleichsam pedaliter: So geben wir einen unangenehmen Klang des Schnurren und Murrens von uns. Es heisset wol gar/ der Herr thut uns unrecht/ Ly BibelstelleIjob 19,6 Job. XIX. 6. Da es heissen solle; Ly BibelstelleKlagelieder 3,39–42 Wie murren denn die Leute im Leben also/ ein ieglicher murre wieder seine Sünde. Und lasset uns forschen und suchen unser Wesen/ und uns zum Herrn bekehren. Last uns unser Hertz sambt den Händen aufheben zu Gott im Himmel. Wir/ wir haben gesündiget/ und sind ungehorsam gewest/ darumb hast du billich nicht verschonet. Thren. III. 39–41. Er ziehet bald diesen/ bald einen andern Zug. Er entziehet uns manchmahl das jenige/ was uns lieb ist/ daß er uns zu sich ziehen möge. Ly BibelstelleJeremia 31,3 Jch habe dich je und je geliebet/ darumb hab ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte. Jer. XXXI. 3. Das erkennen wir gar schlecht und respondiren unangenehm darauff. Da wir doch mit Lb PersonHiob Hiob solten unser Hand auff den Mund legen Ly BibelstelleIjob 39,34 Cap. XXXIX. W W KorrekturOriginal: 37.34. Und aus einen verdackten Zuge fein demütig und mit niedriger Stimme antworten: Ly BibelstelleIjob 42,6 Darumb schuldige ich mich/ und thue Busse im Staub und Aschen. Job. XLII. 6. Und mit Lb PersonDavid (fl. 1000 v. Chr.) David: Ly BibelstellePsalmen 39,10 Jch will schweigen/ und meinen Mund nicht auffthun/ du [S. 27] wirsts wohl machen. Ps. XXXIX. W W KorrekturOriginal: 11.10. Das ist das verdorbene Orgel=Werck des Menschen an Seel/ und Leibe.

Wir betrachten

II. Das wieder zurecht gebrachte Menschen=Orgel=Werck.

Wenn eine Orgel verdorben oder auch nur verstimmet ist/ muß ein verständiger Orgelmacher da seyn/ der sie wieder zurechte bringe/ sehe/ wo es fehlet/ und solchen Defect ersetze/ auch wol gar umbsetze/ die Register einrichte. Sehe ob der Mangel an der Windladen/ an den Bälgen/ oder sonst woran sey. Wir haben gehöret wie die Menschen=Orgel dermassen verderbet sey/ durch den Satan und Höllischen Orgel=Feind. Fraget sich demnach alhier

I. Wer ist denn/ der solche wieder zurechte bringen kan/ und bringet? Christus der allgemeine Welt=Heiland unser Erlöser. Und da Er/ der Herr Lb PersonJesus Christus (ca. 0 – ca. 30) Jesus/ wieder ausgieng von den Gräntzen Le Geographicumf Ort: Tyrus Tyri und Le Geographicumf Ort: Sidon Sydon/ Ly BibelstelleMarkus 7,24–30 v. 24. Der Lb PersonMarkus (Evangelist) Evangelist meldet/ daß er sey gegangen in die Gräntze Tyri und Sidon. Da hätte Er des Lb PersonKanaanäische Frau Cananaeischen Weibes Tochter vom Teuffel/ der sie übel geplaget/ befreyet. Darauff ist Er wieder ausgangen aus denselben Gräntzen/ und kommen an das Le Geographicumi Gewässer: See Genezareth Galileische Meer/ Ly BibelstelleMarkus 7,31–32 mitten unter die Gräntze der zehen Städte. Und sie brachten zu ihm einen Tauben der stumm war/ und sie baten ihn/ daß er die Hand auff ihn leget/ wie er denn auch solches gethan und diesen armen Menschen curiret. Wie Lb PersonPetrus Petrus hievon prediget: Ly BibelstelleApostelgeschichte 10,38 Jesum von Nazareth hat Gott gesalbet mit dem Heiligen Geist und Krafft/ der umbhergezogen ist/ und hat wol gethan/ und gesund gemacht alle die vom Teuffel überwältiget waren/ denn [S. 28] Gott war mit ihm. Act. X. 38. Ly Bibelstelle1 Johannes 3,8 Dazu ist erschienen/ spricht Lb PersonJohannes (Evangelist) Johannes/ der Sohn Gottes/ daß er die Wercke des Teuffels zerstöre. 1. Joh. III. 8. Ly Bibelstelle1 Timotheus 1,15 Die armen Sünder seelig zumachen. 1. Tim. I. 15. Er hat alles wieder in gute Harmonie gesetzet. Ly BibelstelleKolosser 1,19–20 Denn es ist das Wolgefallen gewesen/ daß in ihm alle Fülle wohnen solte/ und alles durch ihn versöhnet würde zu ihm selbst/ es sey auff Erden/ oder im Himmel/ damit daß er Friede machte durch das Blut an seinem Creutz durch sich selbst. Col. I. 19. 20. Wir lernen hieraus die grosse Wilfährigkeit unsers Lb PersonJesus Christus (ca. 0 – ca. 30) Jesu zu helffen. Sie hatten kaum auffgehöret für den tauben und stummen Menschen zu bitten/ also bald leget er seine heilsame Hand an denselben. Er saget nicht nur er wolle es bald thun; Sondern er thuts alsobald und macht ihn also fort zur Stunde gesund. Das heist: Ly BibelstelleJesaja 65,24 Ehe sie ruffen will ich antworten/ und wenn sie noch reden/ will ich hören. Es. LXV. 24. Non tardat coelestis misericordia medici, si intenta precantium non haesitat, nec deficit Oratio. spricht Lb PersonBeda Venerabilis (ca. 672 – 735) Beda, Venerabilis. (x)(x) In LVD17 1:044158M Homil. aestival. de Tempore Tom. VII. Col. 91.[23] Des Himmlischen Artztes Barmhertzigkeit verzeucht nicht/ so nur derer Bittenden inständiges Gebet/ nicht wancket noch auffhöret. Wie groß ist demnach die Gütigkeit des himmlischen Artztes in der Hülffe. So bereit willig ist er auch in der Wieder=Anrichtung des geistlich verdorbenen Orgel=Wercks des Menschen. Wenn wir ein böses Haus/ oder ein ander zerfallenes Werck sehen/ sagen wir/ es hat eines Artztes von nöthen. Jch meine ja das menschliche Orgel=Werck hatte auch eines Artztes von nöthen. Das ist unser gütigster und wolthätiger Jesus. (y)(y) B. Lb PersonMüller, Heinrich (1631–1675) Müller in der LVD17 547:630905S Evang. Schluß=Kette Domin. XII. Trin. pag. 946. a.[24] Wolthun war seine Lust. Die Sonne nimmer ohne Licht/ sie gehe auff oder unter. Da Er in die Gräntze Le Geographicumf Ort: Tyrus Tyri und Le Geographicumf Ort: Sidon Sidon eingieng befreite er die Tochter der standhafftigen Lb PersonKanaanäische Frau Syrophaenissie vom bösen Geiste/ und da er wieder ausgieng/ heilte [S. 29] er den Tauben und Stummen. Er bringet einen Seegen mit/ er lässet auch einen Seegen hinter sich/ wer ihn hat/ der ist gesegnet/ so wohl im Ein= als im Ausgang. Wohlthun ist Göttlich. Die Sonne erwärmet alle Geschöpffe/ und eine Göttliche Natur thut allen allerley Gutes. Die Sonne darff man nicht bitten/ daß sie guts thut. Eine Göttliche Natur thut guts auch ohngebeten. Als Käyser Lb PersonAlexander Severus (208–235) Severus (z)(z) Jst eben der Severus mit dem Vornahmen Alexander, von welchem man schreibet/ daß er in seiner Hoff. Capellen nebest den Bildern der Heydnischen Abgöttern/ auch die Bildnüsse/ Lb PersonAbraham Abrahams und Lb PersonJesus Christus (ca. 0 – ca. 30) Christi gehabt und verehret habe/ und darum das Leben und Verhalten der jenigen/ die er zu Land=Vögten befödern wollen/ so fleissig examiniret, weil solches die Christen thäten in Verordnung ihrer Priester und Kirchen=Diener. Lb PersonGottfried, Johann Ludwig (ca. 1584 – 1633) Ludwig Gottfried in der LVD17 7:704483M Histor. Chron. Part. 4. p. 355. Vid. Lb PersonClüver, Johannes (1593–1633) Johnnes Cluver. LVD17 23:279520P Epit. Hist. Mundi p. 299. b. gefragt ward/ wer der beste Mensch wäre? Antwortet er: Der seys/ der allein Gutes thu/ so wohl den Feinden als den Freunden/ diesen sie zubehalten/ jenen sie zu gewinnen. Der beste Baum/ der die meisten Früchte träget/ der beste Mensch/ der am meisten Guts thut. Denn wo viel Guts ausgehet/ muß viel Guts inne seyn. Gott ist die Güte selbst und seine Güte ergeust sich über alle Menschen. Je gütiger/ je Göttlicher. So weit Herr Doctor Lb PersonMüller, Heinrich (1631–1675) Müllers Worte. Lerne das von deinem Jesu/ O frommer Christ/ tröste dich aber auch/ daß er so willfertig und geneigt ist das verdorbene Orgel=Werck deines Hertzens wieder zu erneuren. Wie er hie an dem tauben und stummen Menschen gethan.

(2.) Wie greifft ers denn mit ihm an?

(α) Er führet ihn besonders. Daß Er desto bequemer mit ihm handeln könte/ und von denen Umbstehenden nicht verhindert würde. Wir können nicht eher geheilet werden/ es sey denn daß wir die Welt und der Gottlosen Zusammenschwemmung verlassen haben. Gleichwie ein frommer und verständiger Vater seinen Sohn aus der Gesellschafft der gottlosen Schälcke weg ruffet; Also ruffet Gott durch den Heiligen Beruff seines Wortes die Seinigen aus der bösen und verkehrten Welt die gantz im Argen lieget Ly Bibelstelle1 Johannes 5,19 1. Joh. 5. W W KorrekturOriginal: 20.19. Der Welt Freund= [S. 30] schafft ist Gottes Feindschafft. So lang einer der Welt folget/ kan er Gott nicht dienen. Der Welt Lehre lautet: Heule mit den Wölffen mit welchen du lauffen wilst. Man muß mit der Welt in ein Gemsen=Horn blasen. Aber viel anders sagt und gebeut Gott: Wer Lb PersonJesus Christus (ca. 0 – ca. 30) Christi Schäfflein seyn wil/ der muß nicht mit den Wölffen heulen/ sondern es ist nothwendig/ daß er der Schäfflein Eigenschafft an sich habe. Er muß nicht das gemeine Sauff= und Welt=Liedlein auffspielen; Ly BibelstelleWeisheit 2,6–7 Last uns unsers Leibes gebrauchen weil er jung ist; Wohl her nun/ last uns wol leben/ weils da ist Sap. II. 6. 7. Nein/ er muß das Lied des Lammes anstimmen. Ly BibelstelleOffenbarung 15,3 Apoc. XV. 3. Das gehet aus einem feinen niedrigen Thon: Ly BibelstellePsalmen 130,1 Aus der Tieffe ruff ich Herr zu dir Ps. CXXX. 1. Es gehet aber hoch und wol aus. Ly BibelstellePsalmen 18,36–37 Wenn du mich demütigest/ machest du mich gros. Du machest unter mir Raum zu gehen/ daß meine Knöchel nicht gleiten Ps. W W KorrekturOriginal: CXVIII.XVIII. 37. Ly Bibelstelle1 Johannes 2,15 Habet nicht lieb die Welt: Ly BibelstelleRömer 12,2 Stellet euch derselben nicht gleich. Ly Bibelstelle1 Johannes 2,15 Denn wer die Welt liebet/ in dem ist nicht die Liebe des Vaters 1. Joh. II. 15. Rom. XII. 2.[25] Ly Bibelstelle2 Korinther 6,17–18 Darumb gehet aus von ihnen/ W W KorrekturOriginal: andund sondert euch abe/ spricht der Herr/ und rühret kein unreines an: So wil ich euch annehmen/ und euer Vater seyn/ spricht der Allmächtige Herre. II. Cor. VI. 17. 18.

(β) Er leget ihm die Finger in die Ohren. Christi Finger ist Gottes Finger. Dieser Finger ist Gott der Heilige Geist/ wie Christus selber Ly BibelstelleLukas 11,20 Luc. XI. 20. es ausleget. Gott ist es/ der das Ohr gepflantzet/ und sein Gesetz und Befehl selber in unser Hertz geschrieben Ly BibelstellePsalmen 94,9 Ps. XCIV. 9. Der kan die tauben Ohren auffthun und beschneiden/ daß sie sein Wort hören und demselben offen stehen. Ly BibelstelleSprichwörter 20,12 Ein hörend Ohr und sehend Auge machet beydes der Herr. Prov. XX. 12. Mit diesem Finger ward der Lb PersonLydia Lydiae [S. 31] Hertz gerühret/ daß sie drauff merckete/ was Sanct Lb PersonPaulus von Tarsus (10 v. Chr. – 60 n.Chr.) Paulus sagte. Ly BibelstelleApostelgeschichte 16,14 Act. W W KorrekturOriginal: XVII.XVI. 14. Die Finger müssen bey Verfertigung einer Orgel das meiste thun. Halt dem Finger Lb PersonJesus Christus (ca. 0 – ca. 30) Christi stille/ id est der Regierung des Heiligen Geistes/ ja bitte andächtig umb dieselbe: Ly BibelstellePsalmen 143,10 Dein guter Geist führe mich auff ebener Bahn Ps. CXLIII. Ly BibelstelleExodus 8,19 Das ist Gottes Finger/ sprachen die W W KorrekturOriginal: ZäuberrrZäuberer/ als sie nicht konten auch Läuse aus dem Staube machen/ wie Moses gethan. Exod. VIII. 19. Bekenne und erkenne du nicht allein den Finger Gottes (α)(α) Digitus Dei singulariter Spiritus S. accipitur, â quo Spiritu S. lex in duabus tabulis lapideis in Le Geographicumj Gebirge: Sinai (Berg) monte Sina scripta narratur. Ipse enim scripsit, qui scribenda dictavit, ist [sic] est, Spiritus S. Digiti vero pluraliter sanctis intelliguntur Prophetae, per quos Spiritus S. libros legis ob Prophetarum sua inspiratione descripsit. B. Lb PersonAugustinus, Aurelius (354–430) Augustinus vel potius Lb PersonHugo von St. Viktor (ca. 1097 – 1141) Hugo Victorinus Tom IV. Op. August. Col. 969. B. und Christi: Sondern laß dich auch denselben regieren. Das thaten die Zäuberer nicht: Sie erkanten und bekanten/ oder musten vielmehr erkennen den Finger Gottes: Aber sie liessen sich denselben nicht regieren. Das heist Sanct Paulus der Wahrheit widerstehen/ und nennet solche Leute Menschen von zerrütteten Sinnen/ untüchtig zum Glauben/ derer Thorheit offenbar sey/ gleich wie auch jener war Ly Bibelstelle2 Timotheus 3,9 II. Tim. III. 9. O wie viel giebt es noch solcher Leute! Was Wunder/ daß sie nicht besser werden/ sondern es je länger je ärger mit ihnen wird. Ly Bibelstelle2 Timotheus 3,13 ibid. v. 13. Ja sie sind es die Gott erkennen und bekennen/ mit ihren Wercken aber verläugnen sie es/ und sind eben die/ an welchen Gott Greuel hat Ly BibelstelleTitus 1,16 Tit. I. 16. Ein verdorben Orgel=Werck muß sich lassen tractiren/ wie der Meister und Orgelmacher wil. Wir aber sind nicht solche Pflöcke und Stöcke. Zwar zum Guten/ und zu unser Bekehrung thun wir so wenig darzu/ als ein Stock zu seiner Bildung. Denn es ist keine ἱκανότης Tüchtigkeit an uns. Aber zum Wiederstreben sind wir nur gar zu fertig und also viel schlimmer/ als eine verdorbene Orgel/ die sich nicht wehret/ wenn der Meister bauen will und bessern. Wir aber entziehen uns/ leider Gott! dem Finger Christi/ und seiner Regierung. Und daher bleibet ein solcher [S. 32] Mensch ein verdorben Orgel=Werck/ welches hie mit der Gottlosen Welt heulet/ und ewig mit den Höllen=Wölffen wird heulen müssen. Dafür Gott in Gnaden behüte. Hüte dich auch selber/ mein Christ/ und siehe daß du nicht mit denen grausamen Welt Lycanonien läuffest; sondern halt dich zu dem einfältigen Schaff=Stall der rechten Evangelischen Christen/ und folge der Stimme deines Seelen=Hirtens Lb PersonJesus Christus (ca. 0 – ca. 30) Christi. Wütten schon die grausamen Wölfe/ und heulen so greulich/ kehre dich nicht dran/ der gefährliche Wolffs=Monat wird wol überhin gehen/ und die heulende Wölffe in ihren eigenen Netze/ das sie den armen Christ=Schäfflein stellen/ gefangen werden.

(γ) Als Christus ausgespüzet rühret Er die Zunge des Stummen an. Hiemit hat er angedeutet/ daß uns der geistliche Geschmack der Himmlischen Güter durch die Gabe der Weißheit von Gott aus dem Munde des Höchsten gegeben werde. Denn gleich wie der Speichel aus dem Haupt im Mund fliesset: Also theilet Christus unser geistliches Haupt uns den Speichel der Göttlichen Weißheit mit/ und rühret damit unsere Zunge/ daß wir schmecken wie freundlich der Herr ist/ und die Geheimniß des Reichs Gottes verstehen lernen. Ohne diesen Speichel verstehet der natürliche Mensch nicht was des Geistes Gottes ist Ly Bibelstelle1 Korinther 2,14 I. Cor. II. 14. Wer aber den Speichel der Göttlichen Gnade und Weißheit geschmecket/ der kan mit Lb PersonDavid (fl. 1000 v. Chr.) David/ und wird sagen: Ly BibelstellePsalmen 19,11 Sie (deine Zeugnüsse/) sind köstlicher denn Gold/ und viel feines Goldes: Sie sind süsser denn Honig und Honigseim. Ps. XIX. 11. Der constantinopolitanische Kaiser Lb PersonMichael VIII. Dukas Komnenos Palaiologos (1224–1282) Michael Palaeologus ließ eine Orgel verfertigen von lautern Golde/ wie Lb PersonZonaras, Johannes ( – ca. 1130) Zonaras meldet.[26] Orgeln sind von Silber/ Gold/ Zinn oder auch aus Holtz: So gehöret doch zu dem Bau grosse Kunst [S. 33] und Wissenschafft. Es kommen gewißlich in dem Orgel=Bau alle subtile Mathematische Wissenschafften zusammen. Ly BibelstelleRömer 11,33 O welch eine Tieffe der Weißheit und der Erkäntniß Gottes ist hie bey der Auff= und Anrichtung des verdorbenen Menschlichen Orgelwercks Rom. XI. 33. Ly Bibelstelle1 Timotheus 3,16 Und kündlich groß ist das gottseelige Geheimniß/ Gott ist offenbahret im Fleisch/ gerechtfertiget im Geist/ erschienen den Engeln/ geprediget den Heyden/ gegläubet von der Welt/ auffgenommen in die Herrlichkeit: I. Tim. III. 16. Das ist Ly BibelstelleKolosser 1,26 das Geheimnüß das verborgen gewesen ist von der Welt her/ und von den Zeiten her/ nun aber offenbaret seinen Heiligen/ Col. I. 26. Ly Bibelstelle1 Korinther 1,25 Die Göttliche Thorheit ist weiser denn die Menschen sind/ und die Göttliche Schwachheit ist weiser denn die Menschen sind. I. Cor. I. W W KorrekturOriginal: 26.25. Wer hätte jemahls was gewust oder ihm einbilden können/ daß Gott auff eine solche sonderbare ungergründliche Art und Weise helffen würde dem armen gefallenen Menschlichen Geschlechte. Gott selbst thuts/ nimt Fleisch und Blut an/ duldet/ leidet und thut was der Mensch dulden/ leiden und thun solte. Hie ist das unerforschliche temperamentum die unergründliche Zusammenfügung der Gerechtigkeit und Barmhertzigkeit Gottes. (β)(β) Vid. B. Lb PersonTarnow, Johann (1586–1629) Tarnovius LVD17 1:058529S Comment. in Hoseam Cap. II. v. 19. Videas hîc mirabile temperamentum, ut gratis, & tamen interveniente merito justificemur. Gratis ex parte nostra; jure & merito ex parte Christi satisfacientis pro genere humano. Nolunt hoc intelligere Photiniani, qui haec inter se opponunt, sed frustra, qvum [sic] non fiat respectus ad idem. Jn dem diese sich hie eigentlich für thut/ und durch jener keine Eintracht/ sondern volle Gnüge geschiehet. Es muste der Mitler zwischen Gott und Menschen durch seine Verwandschafft gegen beyde (per suam ad utrosque ὀικειότητα JÜbers.: Verwandschaft domesticitatem) beyderley Theile zur Freundschafft und Einigkeit bringen und machen/ daß Gott den Menschen annehme/ und der Mensch sich Gott ergebe. Denn wie könten wir anders der an Kindes stat Auffnehmung theilhafftig seyn/ wenn wir nicht durch den Sohn dieselbe Gemeinschafft/ die gegen ihm ist/ empfangen hätten/ und wenn wir nicht/ in= [S. 34] dem er Fleisch worden/ durch sein Wort derselben theilhafftig wären worden/ schreibt Lb PersonIrenäus von Lyon (c140 – c202)  Irenaeus. (γ)(γ) Lit. 3. c. 2. Der fromme Lb PersonBernhard von Clairvaux (ca. 1090 – 1153) Bernhardus wundert sich über solchen hohen Geheimnüs und spricht: Lr QuellenBernhardus, Sermones In Dominicas (1666) M Siehe die Wercke des Herrn/ welche Wunder er auff der Erden gestellet. Er ist gegeisselt/ mit Dornen gekrönet/ mit Nägeln durchschlagen/ ans Creutze gehefftet/ mit Schmach erfüllet; Doch an alle diese Schmertzen gedenckt er nicht einmahl und spricht: Vergib ihnen. Ach wie viel Elend und Jammer des Leibes; Aber wie viel Erbarmung des Hertzens. Da sind Schmertzen/ hie sind Erbarmungen/ hie fliesset heraus das Oel der Freuden; Dort rinnen die Tropffen des Blutes auff die Erden.[27] Und hiedurch ist die verdorbene Menschen=Orgel wieder zu rechte gebracht worden. Wundere dich O gläubiges Hertz über solchen W W KorrekturOriginal: GeheimüsGeheimnüs Gottes! (δ)(δ) In Serm. de Pass. Domini in Fer. 4. p. 34. F. Christus siehet bey der Heilung des armen tauben und stummen Menschen auff gen Himmel/ daß er zu seinem Himmlischen Vater bete und ihm dancke. Er thut hie eben das/ was dort beym Grabe Lb PersonLazarus Lazari Joh. XI. 41. 42. Da er spricht mit gen Himmel gerichteten Augen: Ly BibelstelleJohannes 11,41–42 Vater ich dancke dir/ daß du mich erhöret hast. Doch ich weiß/ daß du mich allezeit hörest: Sondern umb des Volcks willen/ das umbher stehet/ daß sie gläuben/ du habest mich gesand. Jm Himmel hat sich derjenige unmittelbahrer Weise offenbahret/ den wir unsern Vater nennen/ und anruffen. Ly BibelstellePsalmen 115,3 Unser Gott ist im Himmel/ er kan thun/ was er will/ Ps. CXV. 3. Erkennest du/ O lieber Mensch/ deine so wol innerliche als äuserliche Verderbung deiner Natur/ und daraus entstehendes Seel= und Leibes=Elend und Jammer. Die gantze Erde und alle Welt versaget Trost und Hülffe: mein Christ/ siehe gen Himmel/ und ruffe die Hülffe Gottes an/ der im Himmel regieret: Wenn keine Hülffe mehr ist/ so sendet Gott Ly BibelstellePsalmen 57,4 vom Himmel/ [S. 35] und hilfft von der Schmach des Versenckers/ Sela/ Gott sendet seine Güte und Treue. Ps. LVII. 4. Ly BibelstellePsalmen 121,1–2 Jch hebe meine Augen auff zu den Bergen/ von welchen mir Hülffe kömt/ meine Hülffe kömt vom Herrn/ der Himmel und Erden gemacht hat. Ps. CXXI. 1. 2. Zu dir heb ich meine Augen auff/ der du im Himmel sitzest. Ps. CXXIII. W W KorrekturOriginal: 12.1. Werden wir gen Himmel sehen/ und unsere Augen zu Gott erheben: So wird Gott seine Augen wieder zu uns wenden und uns Hülffe thun. Ly BibelstellePsalmen 34,16 Denn die Augen des Herrn sehen auff die Gerechten/ und seine Ohren mercken auff ihr Schreyen. Ps. XXXIV. 16. Ly BibelstellePsalmen 25,15–16 Meine Augen sehen stets zu dem Herrn; Denn er wird meinen Fuß aus dem Netze ziehen. Wende dich zu mir/ denn ich bin einsam und elend/ Ps. XXV. 15. 16. (ε) Christus seufftzet/ wie wir auch vor gehöret haben. Daß er hiemit bezeugete/ wie ihm das menschliche Elend zu Hertzen gehe/ wie dieser elende Mensch einen Spiegel desselben von sich gab. Von solchen mitleidigen Hertzen des Herrn schreibet Sanct Lb PersonPaulus von Tarsus (10 v. Chr. – 60 n.Chr.) Paulus an die Ebraeer IV. v. 15. Ly BibelstelleHebräer 4,15 Wir haben nicht einen Hohen Priester/ der nicht konte Mitleiden mit uns haben: Sondern der in allem versuchet/ doch ohne die Sünde. Christus hat mit seinem Seufftzen unser Seufftzen geheiliget und gleichsam eingeweihet. Wenn die Tieffe unsers Elendes anruffet die Tieffe seiner Barmhertzigkeit/ da mischet er seine Seufftzer unter die unseren. Ja seine Seufftzer sind mächtig genug unsere Seufftzer zuverschlingen. Sein gantzes Leben ist fast nichts anders gewesen/ als eitel Seufftzen und Klagen. Solche Seufftzer in den Hertzen der Betrübten erwecket durch den Heiligen Geist/ sind unaussprechlich so wohl wegen der hitzigen Andacht/ als eifrigen Bewegung des Gemütes/ so wohl wegen der kräfftigen Wirckung Ly BibelstelleRömer 8,26 Rom. VIII. 26. Diese tieffe Hertzens=Seuff= [S. 36] tzer kommen ehe und tieffer in die Ohren Gottes/ als beredte und zierliche Worte/ und weitläufftige Gebets=Formulen. Das ist aber eine verdeckte und niedrige Stimme in der geistlichen Seelen=Orgel/ die Gott am besten und liebsten höret/ ob sie schon kein Mensch/ ja der Betende selber nicht höret und empfindet. Ly BibelstellePsalmen 38,10 Herr für dir ist alle meine Begierde und mein Seufftzen ist dir nicht verborgen. Ps. XXXVIII. 10. Non numerat verba Deus, sed precantis affectum ponderat: Gott zehlet die Worte des Betenden nicht/ sondern er erweget die Andacht. Woraus aber nicht zu schliessen/ wie der neue Ketzer Lb PersonMolinos, Miguel de (1628–1696) Molinos meinet: Lr QuellenActa Eruditorum (1687) M Faustum esse signum si anima fastidierit discursum de Deo & virtutibus, ac ne orationem quidem recitare potuerit.[28](ε)(ε) Vid. Lr QuellenActa Eruditorum (1687) M Acta Eruditor. 1687. p. 590. Ejusdem Molinosii LVD17 3:007482B Manuduct. Spiritual. & Decret. Innocent. XI. p. 25. Es sey an einen Christen/ wofür er seine Quietisten ausgiebet/ ein gutes Zeichen/ W W KorrekturOriginal: wenuwenn dessen Seele einen Eckel an dem Gespräche von Gott und Tugenden habe/ und auch nicht begehre das Vater unser zu beten. Da doch unser Jesus ausdrücklich befihlet/ daß wir sprechen sollen/ wenn wir beten: Ly BibelstelleLukas 11,2 Wenn ihr betet so sprecht (λέγετε JÜbers.: Sagen, sprechen welches eigentlich vom Sprechen des Mundes gebrauchet wird) Luc. XI. 2. Nein/ beten ist wohl die allerbeste Kunst/ die wir stets üben/ treiben/ und uns in unserm Creutz und Anliegen damit erquicken und unterstützen sollen. Verstimmet sich schon die Orgel deines Hertzens/ ja der Mund verstummet gar/ dencke an das Seufftzen deines Jesu/ dencke an Mosen/ von dessen ängstlichen Hertzens=Seufftzern Gott sagte: Ly BibelstelleExodus 14,15 Mose was schreyest du/ Exod. XIV. 15. Lb PersonHanna Hanna regete ihre Lippen/ und man hörete kein Wort/ daß auch Lb PersonEli Eli meinete/ sie wäre truncken und wüste nicht was sie thäte: Aber der Ausgang bewieß es/ daß Gott ihr andächtiges Hertzen=Gebet allzuwohl erhöret hatte/ und sie zu Eli sagen konte: Ly Bibelstelle1 Samuel 1,26–27 Ach mein Herr/ so wahr deine Seele [S. 37] lebet/ mein Herr/ ich bin das Weib/ das hie bey dir stund/ und bat den Herrn/ da ich umb diesen Knaben bat. Nun hat der Herr meine Bitte gegeben/ die ich von Jhm bat. I. Sam. I. 26. 27.

(II.) Christus bey diesem Wunderwerck spricht endlich das kräfftige Wort Ephatha. Jst ein Syrisches Befehls=Wort: Ethpatach, welches der Evangelist Griechisch ausredet Ephatha. Thu dich auff/ hats Lutherus gar recht gegeben. Dictum factum. So bald geredet/ so bald gethan. Ly BibelstellePsalmen 33,9 Denn wenn er spricht so geschichts/ und wenn er gebeut so stehet es da Ps. XXXIII. 9. Seine Ohren werden offen/ das Band seiner Zungen wird loß. Das war eine geschwinde Cur. Zwar Lb PersonNaaman Naeman/ als er auff Befehl des Lb PersonElija (9. Jh. v. Chr.) Eliae sich sieben mahl im Le Geographicumi Gewässer: Jordan Jordan wusch; ward von seinem Aussatz heil/ und sein Fleisch erstattet/ wie das Fleisch eines jungen Knabens Ly Bibelstelle2 Könige 5,14 II. Reg. V. 14 Das geschach zwar auch bald und plötzlich: Aber doch nicht so geschwind als hie/ da diß einige Wort solche Cur wirckete. Ja dort geschach es durch frembde Krafft; hie aus eigener Macht. Denn niemand kan die Zeichen und Wunder thun die unser Lb PersonJesus Christus (ca. 0 – ca. 30) Jesus that/ wie der auffrichtige Pharisaeer Lb PersonNikodemus Nicodemus zu ihm spricht: Ly BibelstelleJohannes 3,2 Joh. III. 2. So gehets in dem Wercke unser Rechtfertigung auch daher/ daß der Mensch in instanti, alsobald und augenblicklich gerecht ist/ und wird. So bald der Richter den armen angeklagten Menschen vor recht erkennet/ so bald ist er auch gerecht/ und hat Gegentheil an ihn nichts mehr zu praetendiren. So bald der arme Schuld=Knecht/ wenn ihn der Herr die Schuld erlässet/ und ihn dazu loß lässet/ sich nichts mehr zu befahren hat Ly BibelstelleMatthäus 18,27 Matth. XVIII. 27. Alsobald/ wenn die Wort ergehen: Ly BibelstelleMatthäus 9,2 Sey getrost mein Sohn/ deine Sünde sind dir vergeben. [S. 38] Matth. IX. 2. So bald sind auch die Sünden auff einmahl weggenommen/ vergeben/ ja in die Tieffe des Meers geworffen. Ly BibelstelleMicha 7,18–19 Mich. VII. 18. 19. (ζ)(ζ) Differt Renovatio s. Sanctificatio â Justificatione formaliter. LVD17 3:015446A Breviar. Hülsemanni Enucleatum atque Auctum. Lb PersonSchertzer, Johann Adam (1628–1683) Scherzeri Cap. XII. pag. 682. etc. Renovatio est actio vel solius Dei vel & nostra. B. Lb PersonUrsinus, Zacharias (1534–1583) Ursinus in LVD17 14:683644Y Regula fidei Sect. I. Artic. I. §. 28. Renovationem hanc necessariò incipit Mortificatio seu abnegatio sui ipsius. Die Verläugnung sein selbst. Ut dextre docet B. Ursinus l. c. De qua abnegatione sui multum idque merito tractant Theologi Practici tam nostrates quam oppositae Confessioni addicti. B. Lb PersonKlotz, Stephan (1606–1668) Stephanus Klotzius in der II. Leichpredigt: Decad I. p. 67. Legatur der Gotteseifrige seelige Herr Lb PersonArndt, Johann (1555–1621) Arnd LVD17 1:039797F vom Wahren Christenthum/ welches Buch auff nichts anders gerichtet ist/ als auff die Erneuerung und Heiligung des Wiedergebohrnen Menschen/ wobey selbiger nicht muß faul und träge seyn; sondern fleissig Hand mit anlegen. Vid. Lb PersonBaxter, Richard (1615–1691) Richardus Baxter LVD17 3:302729S von der selbst Verleugnung. Eruditi addant Lb PersonHoornbeek, Johannes (1617–1666) Johann. Hornbeckii Theolog. Pract. Part. I. Lib. VI. Cap. XII. & XIII.[29] Lb PersonWatson, Thomas (ca. 1620 – 1686) Thomas Watson in seinen LVD17 39:129382P Schrifften schreibet von der Selbst=Verleugnung unter andern also: Die Selbst=Verleugnung ist das beste Kennzeichen eines auffrichtigen Christen etc. Vid. Tract. sub Tit. Die Seligkeiten oder geistlichen Betrachtungen inprim. p. 771. Lege totum Tractatum non poenitebit. Non solum discrimen inter Justificationem & Sanctificationem accurate est tenendum, quod cum non faciunt inprimis Enthusiastae graviter impingunt: sed etiam nulla perfectio in hac vita est praesumenda. Vid. Lb PersonQuenstedt, Johann Andreas (1617–1688) B. Quendtstedius Part. III. Lr QuellenQuenstedt, Theologia Didactico-Polemica 3-4 (1691) M System. Theolg. p. 636. b. etc. Aber die Heiligung und Erneuerung geschicht successivè fort und fort/ von Zeit zu Zeit. Da bauet/ arbeitet Gott an uns und schaffet sein Werck durch sein Heiliges Wort/ die Krafft der Heiligen Sacramente/ da W W KorrekturOriginal: mnßmuß er manchmahl an uns klippern auch wol wacker zuhauen/ W W KorrekturOriginal: uudund die groben Späne der Sünden durch Creutz und Trübsal abhauen/ biß wir endlich volbereitet/ bekräfftiget/ gegründet/ und zum ewigen Leben erhalten worden. Da müssen wir selber an uns arbeiten durch gottseelige Ubung/ beständige Enthaltung von Sünden/ tägliches Gebeth/ fasten/ wachen/ Gedult und Liebe gegen Gott und dem Nechsten/ daß wir ie mehr und mehr wachsen/ biß wir endlich zur gewünschten Vollkommenheit gelangen werden. Denn hie ist es nur ein Anfang und Stückwerck. Wenn es aber einmahl wird heissen: Ephatha, Erde/ Grab thu dich auff: Da wird an den Auserwählten es sich ausweisen/ wie schön und herrlich diese Erneuerung der verdorbenen Menschen=Orgel seyn wird. Was folget denn nun drauff? Und redet recht. Wenn an einer Orgel nun alles fertig und repariret/ so muß drauff nach der Kunst geschlagen werden. Da höret man denn wie die Züge und Register nacheinander folgen/ und kan es eines guten Meisters Hand recht machen. So muß man sich aus dem Worte Gottes bessern/ damit die Arbeit im Herrn nicht vergeblich sey. Man muß nicht hören/ und immer in einem Thon bleiben und reden. Es muß das Hertz und Zung zusammen stimmen. Mancher giebt/ gleich einer hellklingenden Orgel/ ein groß Geschrey von sich; aber im Hertzen ists viel anders. Und [S. 39] sind die Orgel=Pfeiffen nicht ein unähnliches Bild des leeren Christenthums; (η)(η) Vid. Lr QuellenGroßgebauer, Drey Geistreiche Schrifften (1682) M Theophili Großgebauers Geistreiche Schrifften Cap. XI. von dem Offentlichen Gottes=Dienst. p. 205. da er auch den Mißbrauch der Orgeln und Instrumental-Music scharff straffet. Hanc ob causam etiam & alias res non dextrè intellectas suspicionem apud nonnullos sibi contraxit Pseudodoxias. Hinc scripta ejus atro carbone W W KorrekturOriginal: notatinotata[30] sunt: Sed vita hujus magno Zelo incitati defensionem suscepit Magnificus Dominus D. Lb PersonSpener, Philipp Jakob (1635–1705) Spenerus Praefat. in Conc. posthumas super Epistolam Pauli ad Ephes. Viel Schreyens/ wenig Wolle. Vox est praetereaqve nihil. Das sind klingende Schellen und ein thönend Ertzt. Ly Bibelstelle1 Korinther 13,1 W W KorrekturOriginal: II.I. Cor. XIII, 1. Christen machen es nicht also/ sondern sie wollen lieber eifrige Christen als dafür angesehen seyn. Es hat für etlicher Zeit ein Lb PersonBaxter, Richard (1615–1691) Engelländischer Theologus einen Tractat heraus gegeben des Tituls: LVD17 12:105402T Ein Heiliger oder ein Vieh. Darinnen er sonderlich weiset/ wie ein rechtschaffener Christ sein Leben anstellen und führen solle/ daß man auch unter den heiligen und rechtschaffenen Christen möge seyn und erfunden werden/ und nicht als ein unvernünfftiges Vieh wie Roß und Mäuler dahin lebe. Die vornehmsten Stücke dieses feinen Tractätleins hat er in der Vorrede berühret und zehen Unterrichtungen/ wo man sich nach verhalten solle/ angeführet/ wo man recht gottseelig seyn/ und nicht dem Nahmen/ und äuserlichen Schein betrogen zu seyn begehret. Fürnehmlich müsse man den Gottesdienst gründlich verstehen/ damit man nicht könne abwendig gemacht werden. Man muß so viel Glaubens als Liebe haben/ und allezeit darnach streben/ daß unser Wille für Gott und die Heiligkeit bereit sey/ und daß man sagen möge/ mit Grund der Warheit: Jch wolte gern vollkommener und besser seyn als ich solte. Man muß trachten nach der Versicherung/ daß man Gott allein/ als seiner gantzen Glückseeligkeit anklebe. Man muß täglich leben durch Christum als den einigen Mitler; folgen den Heiligen Bewegungen (mittelbar) des Heiligen Geistes/ den Gottesdienst und heiliges Leben lassen seine fürnehmste Arbeit seyn/ und das Hertz allezeit mit der Liebe Gottes brünstig machen/ alle Menschen/ ja die Feinde selbst lieben/ darumb das Affterreden/ auch die [S. 40] Verleumdungen und die Vergrösserung anderer Leute Fehler hassen/ die Köstligkeit und die Anwendung der Zeit muß man erkennen/ keine herrschende Selbheit oder Weltliches Interesse ungetödtet im Hertzen seyn lassen/ über seine Sinne wachen/ und die Fleischlichen Begierden bezwingen. (θ)(θ) Obenangeführter Herr Lb PersonBaxter, Richard (1615–1691) Richard Baxter Tract. LVD17 12:105402T Ein Heiliger oder ein Vieh. in 8vo. Hanau 1685. Wobey auch mit grossen Nutzen kan von allem sonderlich von Edlen und Reichen gelesen werden eben dieses Authoris Tractat. LVD17 23:659540D Die Creutzigung der Welt durch das Creutz Christi. ibid. eod. Anno in 8vo. Wenn man also sich von dem Finger des Heiligen Geistes lässet regieren/ auch durch dessen Regierung selber sich zwinget/ so/ so wird eine liebliche Harmonie entstehen/ so in den Ohren Gottes wol erklinget/ und unsere Danckbarkeit wird Jhm höchst gefällig seyn. Wir haben uns auch unserer schuldigen Christen=Gebühr nach zu erinnern was da sey

III. Das schuldige Dancken/ und das danckbare Verhalten.

Ly BibelstelleMarkus 7,36–37 Je mehr Er es aber verbot/ je mehr sie es ausbreiteten/ und sprachen: Er hat alles wohl gemacht. Fein schreibet über diese Wort der Engeländische Theologus D. Lb PersonBoys, John (1571–1625) Boys: (ι)(ι) Jm Lr QuellenBoys, Stern und Kern (1683) M Stern und Kern. Dom. XII. Trinit. p. 678. ex Senecae lib. 2. c. XI. de Beneficiis. etc. Hierbey weiset er den Unterscheid zwischen dem Geber einer Wohlthat/ und zwischen dem Nehmer. Derjenige/ welcher ein gutes Werck thut/ muß es also bald vergessen. Der jenige/ welcher es empfähet/ muß dessen allezeit eingedenck seyn. Ferner so hat alles seine Zeit. Es ist eine Zeit/ worinn Christus seine Wunder will offenbahren/ und eine Zeit/ wo er sie nicht will offenbahret haben. Je mehr Er aber verbot/ je mehr sie es ausbreiteten/ und sprachen: Die particulare Offenbahrung dieses Wunders/ welche des Herrn Christi Geboth zuwieder/ war vielmehr ein unmässiger Eifer/ als ein nachzufolgende Tugend. (κ[)](κ[)] Vid. Lr QuellenBoys, Stern und Kern (1683) M hic citati D. Boys Predigt in Dom. III. Epiphanias p. 154. etc. Aber ihr gemeines Lob Gottes: Er hat alles wohl gemacht/ ist wohl zu loben. Gott müssen wir nicht alleinwegen seines Wohlmachens im Wercke der Schö= [S. 4 [recte: 41]] pfung/ wunderbahren Regierung/ sonderbahren Erhaltung/ kündlich groß Geheimniß=vollen Erlösung gnadenreichen Beruffung zur Gemeinschafft der Christlichen Kirchen/ und immer fortgesetzten Heiligung schuldigst dancken: sondern auch alles was wir Gutes haben und empfangen Jhm zuschreiben. Wem haben wirs zu dancken? wem haben wirs zuzuschreiben/ daß wir nu sieder[31] 1525. wiewohl anfänglich unter viel Drangsalen/ numehr aber/ Gott Lob/ frey und ungehindert unter dem Schutz des Hochlöblichsten Rauten=Crantzes/ so numehr zu einem Gott gebe immer grünenden Stücke worden ist/ und unserer Hochgeehrten Stadt=Regenten wolgefasten Regiment unser ungehindertes Exercitium der ungeänderten Augspurgischen Bekäntnis auff gut Lutherisch führen und bekennen können?[32] Gott allein hats gethan? der wirds auch noch thun/ und unsern Lb PersonJohann Georg III. von Sachsen (1647–1691) Durchlauchtigsten Chur=Fürsten und theuren Landes=Vater bey jetzigen verworrenen Zustande des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation[33] lassen seyn Salvatorem Reipublicae Romano Germanicae: Zu rechter Zeit mit dem Blut der Feinde Deutschland wolbefeuchteten Schwerd und ewigen Palmen und Lorber=Zweigen wieder/ als die rechte Landes=Sonne ihre treue Unterthanen erquicken und erfreuen lassen. Amen! mein Jesu! sag auch also Amen! Wie wir nun Gott alles sollen zuschreiben; Also auch dieses neu schöne Ld OrgelGörlitz, St. Peter und Paul, Andreas-Tamitius-Orgel 1688 Orgel=Werck. Es mögen zwar viel grössere Orgeln anzutreffen seyn[34] (λ)(λ) Vid. Lr QuellenKnichen, Opus Politicum (1682) M Dn. Gothofredi Rudolphii Knichenii Opus Politicum lib. I. cap. VII. p. 274. wiewohl der gelehrte Capell=Meister Lb PersonPraetorius, Michael (1571–1621) Praetorius in seiner Lr QuellenPraetorius, Syntagma musicum 2 (1619) M Organographia (μ)(μ) Fünffter Theil Tom. II p. 161. etc. unterschiedene Orgeln beschreibet/ unter welchen doch die wenigsten/ so 16. Fuß=Thon haben.[35] Unsere neue erbaute Orgel hat vier Werck/ darunter die vornehmsten von 16. Fuß=Thon sind. Das Haupt=Werck [S. 42] hat 15. Stimmen. Das Hinter=Werck 9. Stimmen. Das Rück=Positiv 11. Stimmen. Seiten Baß 12. Stimmen/ und also zusammen 47. Stimmen. Daß es also wol/ meines Erachtens/ mit unter die vornembsten Wercke kan gerechnet werden. Die zierliche Bekleidung/ oben mit dem Haupt=Chor=Wappen/ unten Eines Edlen Hochweisen Raths/ die Inventirte Gloria mit dem Rahmen וחוח JÜbers.: und was mehr ist/ lässet sich auch wol sehen. Die schöne kostbare Mahler=Kunst/ die drinnen ist/ ist auch wehrt zu loben. Wem schreiben wir solches alles zu? Gott der Heiligen Hochgelobten Dreyfaltigkeit/ der sey zu Ehren und dieser Gemeine zu Erbauung/ diesen Tempel zum sonderbahren Zirrath/ diese neue Ld OrgelGörlitz, St. Peter und Paul, Andreas-Tamitius-Orgel 1688 Orgel hiemit dediciret, und übergeben. Dancket dem Herrn Herrn [sic] auch für diese Wolthat/ der von 1682. biß dieses Jahr die Mittel bescheret/ daß das Werck hat können vollzogen werden. Wir erkennen auch nach diesem den Schutz unsers Durchlauchtigsten Großmächtigen Chur=Fürstens. Daß unter dessen hochpreißwürdigen Schutz wir in Friede und Ruhe sitzen/ und diß Werck haben verrichten und ausführen können. Wir erkennen die lobwürdige Anordnung Eines Edlen Hochweisen Raths/ die Hülffe und mildreiche Vorsorge derer Herrn Herrn Curatorum. Gott/ der es ihnen ins Hertz gegeben/ wolle auch sein Werck ihm lassen befohlen seyn/ und sie dafür reichlich segnen. Gott hats gethan/ der denen weisen Bau=Meistern allerseits/ als wie den Lb PersonBezaleel Bezaleel und Lb PersonHiram Hiram das Hertz mit Weißheit und Verstand erfüllet hat/ daß alles wohl ausgeführet worden. Unser Gebühr ist zum Beschluß Gott anzuruffen/ daß er uns/ und denen lieben Nachkommen zu gut/ so lang die Welt stehen wird/ dis schöne Werck erhalten wolle. Er behüte solches für Feuer. Es hat sich gestriges Tages/ [S. 43] als Sonnabend den 4. September des Morgens ein virtel auff 3. Uhr eine feurige Kugel/ dem Gesichte nach am Himmel gleich über unser Le Geographicumg Gebäude: Görlitz, St. Peter und Paul Haupt=Kirchen gezeiget/ so gegen Mitternacht geschossen/ und einen lichten Strahl wol eine viertel Stunde lang nach sich verlassen/ wie mir einer von den Stadt Wächtern (ν)(ν) Lb PersonGerlach, Hans Hans Gerlach Stadt=Soldat den 4. September Morgens um halb 11. Uhr in meiner Ampts=Wohnung mir erzehlet/ daß er/ und andere solches gesehen. erzehlet/ auch Einem Edlen Hochweisen Rath ist angezeiget worden; Gott wende alles Unglück in Gnaden ab/ und lasse es nichts böses bedeuten! Die benachtbarten Le Geographicumf Ort: Sorau Sorauer hatten auch zwo feine Orgeln in ihrer wohlausgezierten Kirche/ unter welchen die eine noch unter der Hand des Meisters war/ und kürtzlich solte zusammen gesetzet werden/ welche aber in dem Lm Ereignis2. Mai 1684: Brand in Sorau Brande 1684. den 2. May entstanden/ sambt dem lieben Gottes=Hause elendiglich verzehret worden/ daß nicht mehr als eine eintzige Pfeiff errettet worden. Gott tröste diese Leute/ und gebe daß sie auch ihren Gott in ihrem wiedererbauten Gottes=Hause mit Orgeln loben können/ und behüte unser liebes Gottes=Hauß/ und diese neuerbaute Ld OrgelGörlitz, St. Peter und Paul, Andreas-Tamitius-Orgel 1688 Orgel vor dergleichen Unglück in Gnaden/ und sey eine feurige Mauer umb uns her/ und lasse uns seyn die Gesegneten des Herrn! Solches wird geschehen und wir werden allem Unglück können vorkommen/ wenn wir werden andächtig beten. Lr QuellenLassenius, Perlen-Schatz (1688) M Hätte man im Himmel beschlossen die Erde zuverderben? das Gebet kan den Zorn in Gnade verändern: Gott erhöret das Gebet Ly BibelstellePsalmen 145 Ps. CXLV. 41.[36] und kan und will überflüssig geben/ was wir begehren. Ly BibelstelleEpheser 2,20 Eph. II. 20. So wir nur heilige Hände zu ihm auffheben. Auff mein Hertz und bete! Gott wird nimmer müde werden im Versorgen; so wir nur nicht müde werden im Beten. Kanst du das nicht thun/ wie Lb PersonMoses Moses Ly BibelstelleExodus 32,10 Exod. XXXII. 10. Lb PersonJakob Jacob Ly BibelstelleGenesis 32,24 Gen: XXXII. 24. Und das Lb PersonKanaanäische Frau Cananaeische Weib? Ly BibelstelleMatthäus 15 Matth. XV. Bete so gut du kanst: Gehets nur von Hertzen; [S. 44] So hastu den starcken Gott überwunden/ und er wird geben/ was du verlangest. Sind die Hände nicht starck; Jst der Glaub nur nicht laß; noch nichts verlohren. Der Glaube thut viel beym Gebet: Das Gebet bey Lb PersonJesus Christus (ca. 0 – ca. 30) Christo; Er das meiste bey seinem Himmlischen Vater; der Vater alles: So wirstu durchs Gebet alles haben/ und deine stärckste Noth/ auch deine stärckste Feinde/ überwinden. Sind Worte eines ausländischen eifrigen Gottes=Lehrer (ξ)(ξ) Herr D. Joh. Lassenius, im Lr QuellenLassenius, Perlen-Schatz (1688) M Perlen=Schatz erste Vertheilung p. 6. vid. Tract. LVI. Andacht vom Gebeth p. 179.[37] Gott wird auch alles Unheil von uns abwenden/ wenn wir unsere Ld OrgelGörlitz, St. Peter und Paul, Andreas-Tamitius-Orgel 1688 Orgel recht brauchen. Der Mißbrauch bestehet darinnen/ wenn man mehr auff den Klang als auff den Gesang achtet. Das Orgelschlagen wird auch von denen Kirchen=Wäschern mißgebrauchet/ die wol so sehr brummen/ als ein grosser Sub-Bass. So sol es nicht seyn: Sondern wenn wir die Orgel hören schlagen/ sollen wir es uns lassen eine Anreitzung seyn/ daß wir dem Herrn singen und spielen in unsern Hertzen/ und an die Freude des ewigen Lebens gedencken. Lr QuellenPraetorius, Syntagma musicum 2 (1619) M Haec si contingunt terris; quae gaudia coelo? Ln LiteraturAugustinus, Opera omnia 6 (1837) M Si tanta nobis in carcere, quanta in patria.[38] (ο)(ο) Das erste soll in Le Geographicumh Territorium: Italien Welschland an einer berühmten Orgel angeschrieben seyn. Lr QuellenPraetorius, Syntagma musicum 2 (1619) M Praetor. Tom. II. Synt. Mus. p. 88.[39]

Gibt dir ein solches hie Gott in dem armen Leben.
Was wird er dir denn dort in jenem Leben geben?
Jst dieser Kercker hier/ so voller Freud und Lust/
Was wird der Seelen denn dort ewig seyn bewust?[40]

Die Orgel sollen wir wol in acht nehmen. Es kan an einen solchen Werck leicht Schaden geschehn/ wie manchmahl diebische Finger das kleine Pfeiff=Werck ausheben und verschleppen/ das Mahlwerck besudeln/ und muthwillig auswischen. Hüte dich dafür: Es ist ein Kirchen=Raub den Gott nicht kan ungestraffet lassen. Die Orgel wird gemißbrauchet wenn Boßheit drauff getrieben wird mit waschen/ plaudern und dergleichen unter [S. 45] den Predigten/ wenn man sich beym musiciren liederlich erweiset. Es heisset auch auff der Orgel: Ly BibelstelleGenesis 28,17 Wie heilig ist diese Stätte: Hie ist nichts anders den Gottes Hauß. Gen. XXVIII. 17. Wenn wir auff der Orgel musiciren und singen/ sollen wir an das Gloria in Excelsis Deo gedencken: Ly BibelstelleLukas 2,14 Ehre sey Gott in der Höhe/ Fried auff Erden/ und den Menschen ein Wolgefallen! Mit was für Andacht haben wol solches die Heiligen Engel angestimmet? Die Seraphim beym Lb PersonJesaja Esaia bedeckten mit zween Flügeln ihr Antlitz Ly BibelstelleJesaja 6,2 Es. VI. 2. (π)(π) Vid. Lb PersonLapide, Cornelius a (1567–1637) Cornelius â Lapide in h. l. Solches wegen schuldiger Ehrerbietung gegen ihren Herrn und Schöpffer/ und daß wir von ihnen lernen sollen/ mit was für Furcht und hertzinniglicher Andacht wir für Gott treten sollen/ wenn wir beten ihn loben und preisen wollen. Orgeln sind zum Lobe Gottes gemacht. Denn es heist: Ly BibelstellePsalmen 150,6 Alles was Odem hat lobe den Herrn/ Halleluja!

Lasset uns nun mit andächtigen Gebet dem Geber alles Guten/ dem Grossen Gott/ unsere neue Ld OrgelGörlitz, St. Peter und Paul, Andreas-Tamitius-Orgel 1688 Orgel wieder geben/ und sie hiedurch einweihen.

O heiliger/ dreyeiniger/ grosser und erschrecklicher/ aber auch gnädiger und barmhertziger Gott/ du hast nicht allein in deinem Worte/ dich anzuruffen auch für deine Gaben zu preisen befohlen: Sondern dein Heiliger Apostel versichert uns/ daß alles durch Gebet geheiliget werde/ und uns zu Nutze ausschlagen solle. Wir wissen auch aus deinem Worte/ daß du es dir gefallen lassest/ wenn alles was Odem hat/ dich den Herrn lobet und deinen Nahmen erhöhet. Drumb hat auch David aus sonderbahrem Antrieb des Heiligen Geistes dich mit seinem Psalter und Harffen gepreiset. Du siehest/ lieber Vater das neue Orgel=Werck/ welches wir aus einfältigen Hertzen dir zu Ehren und der Christlichen Gemeine zu [S. 46] ermuntern/ zu stets eifriger Andacht und zu deinem Lobe hie in unserm Gotteshause auffgerichtet haben. Dasselbe geben wir und heiligen dir ietzo mit gläubigen Gebet wieder. Denn von deiner Hand ist es kommen/ deinen guten Eingeben und milden Seegen müssen wir alles zuschreiben. Dir sey demnach hertzlich Lob und Danck gesaget/ daß du biß daher unter unsern Lb PersonJohann Georg III. von Sachsen (1647–1691) Durchlauchtigsten Chur=Fürsten/ unserer lieben Stadt=Obrigkeit und diesem deinen Le Geographicumf Ort: Görlitz Görlitzischen Sion hast Fried und Ruhe gegönnet/ daß es bey diesen schwürigen Zeiten dennoch hat können zu Ende gebracht/ und die Mittel darzu erschwungen werden. Wir dancken dir daß du durch deine Heiligen Engel/ alle und iede die daran gearbeitet/ für sondern Unglück behütet hast. Nun Herr fange ferner an/ und fahre fort dein Volck zu segnen. Erhalte dieses liebe Gottes Hauß/ das nach deinem Nahmen genennet ist/ und laß deine Ehre darinnen wohnen/ daß man dein Lob auch klüglich singen und preisen möge. Herr dich lobet alles lebendige Fleisch/ wir loben dich auch hertzbrünstig und inniglich für diese und alle andere deine Wolthaten. Hilff daß dein grosser Heiliger Nahme auch hiedurch gepreiset und dein Lob ausgebreitet werde. Gib unseren teuresten Landes=Vater und seinem gantzen Hochlöblichen Chur=Hause/ friedfertige und glücklichste Regierung. Nim unsere liebe Stadt=Väter sampt und sonders unter deinen Schutz und gib auch diß Jahr Gedeyen zu dero heilsamen Rahtschlägen. Seegne auch die Vorsteher dieser Kirchen und belohne ihnen aus Gnaden ihren hierin angewendeten Fleiß und hülffliche Vorsorge. Segne Kirch und Schule. Segne die Bürgerliche Nahrung/ Breu/ Urber/ Handel und Wandel/ alle ehrliche Handwerck und [S. 47] Gewerbe. Und gib daß alle untereinander in guter Harmonie gleich einer wolgestimmten Orgel leben mögen. Behüte die Stadt für Feuer/ wie auch dieses liebes Gottes Hauß und neuerbaute Orgel/ und andern Unfall. Und gib daß wir dich für diese und alle andere Wolthat stets loben hie in dieser streitenden Kirchen: biß wir alle mit den 24. Eltesten werden mit unsern Harffen auch vor dem Thron des Lamms erscheinen/ und ein Heilig nach dem andern anstimmen. Solten wir auch unterdessen hier in diesem Jammerthal unsere Harffen und Orgeln mit dem betrübten Zion an die Weyden hängen. So gib frommer/ getreuer Gott/ daß auch solch Trauren und Weinen wieder in freude verkehret werde/ und wir mit Freuden deines Antlitzes erquicket/ dich für deine Gnade allezeit preisen mögen. Gib daß wir nicht in Trauren und Leid verzagen; in Freud und Wohlstand nicht übermütig werden/ biß du uns alle als deine geheiligte Organa, Orgeln/ und Werckzeuge in dein ewiges Reich mit Freudenschall einführen wirst! Hallelujah sey unserm Gott/ dem wahren Dreyeinigen Herrn ietzt und in alle Ewigkeit/ Hallelujah/ in unsers süssesten Jesu allergebenedeitesten Nahmen/ Amen!

[S. 48–51]

Kurtze Anmerckungen.

In der Vorlage befinden sich die Anmerkungen auf den Seiten 48–52.

[S. 52]

Anno 1682.

Am 29. May ist mit dem Churfürstlich Sächsischen Hoff=Orgelmacher Herr Lb PersonTamitius, Andreas (1633–1700) Andrea Tamitio das Ld OrgelGörlitz, St. Peter und Paul, Andreas-Tamitius-Orgel 1688 Orgel=Werck verdünget worden/ der auch hierauff die Wind=Laden zu Le Geographicumf Ort: Dresden Dreßden verfertigen lassen.

Anno 1683.

Am 22. Martii ist mit Herr Lb PersonHeermann, George (ca. 1640 – ca. 1700) George Hermannen/ Bildhauern von Dreßden allhier zu Le Geographicumf Ort: Görlitz Görlitz gehandelt/ daß er denen Tischlern das Orgel=Werck in ein Modell vorzeichnen möchte/ worauff es auch dreyen Meistern des Tischler-Handwercks/ so 6. Gesellen gehalten/ verdünget worden/ so über ein halb Jahr darüber zubracht.

Nachgehends am 16. May wurde mit dem Bildhauer zu Le Geographicumf Ort: Bischofswerda Bischoffwerda/ dahin er verschrieben worden/ tractiret/ daß er unter dessen das Gewölcke/ und zwey grosse Bilder über dem Pfeiff=Werck machen möchte/ welcher auch nachgehends drey Winter biß in September des 1686. Jahres über dieser und anderer Bildhauer=Arbeit zubracht.

[S. 53]

1683. Am 13. Junii kam der Lb PersonTamitius, Andreas (1633–1700) Orgelmacher mit seinen Leuten/ als zwey Orgelmacher und einen Tischler Gesellen selb vierdte/ nebst denen verfertigten Wind=Laden und andern materialien alhier an/ und machten zum Auffsetzen den Anfang/ daran sie auch continuirlich/ biß zur Ubergebung und examination, so Anno 1684. den 25. und 28. Julii geschehen/ gearbeitet haben.

1688. Am 10. Junii kamen Herr Lb PersonKletzel, Martin (vor 1688 – 1699) Martin Klötzel und Herr Lb PersonFritzsche, George Christian (vor 1688 – 1718) George Christian Fritzsche selb neunte alhier an/ und fiengen an dieses Werck zu mahlen und staffiren/ und haben 11. Wochen darüber zubracht.

Disposition Des grossen Orgelwercks zu Le Geographicumg Gebäude: Görlitz, St. Peter und Paul St. Petri und Pauli in Görlitz.

Ober=Hauptwerck. Hinter-Oberwerck.
Grosse Quintadena.
Principal.
Grobgedackt.
Viol di Gamba.
Traversa.
Trommeta.
Octava.
Spitz=Flöth.
Quinta.
Nasath.
Gemshorn.
Super-Octava.
Sesqui altera.
Mixtur.
Rausch=Pfeiffe.
Grobgedackt.
Kleingedackt.
Krumhorn.
Principal.
Octava.
Quinta.
Schwiegel.
Sesqui altera.
HohlPfeiffe.
Scharff 3.fach.

[S. 54]

Rück=Positiv. Seiten-Bässe.
Principal 8. Fuß.
Octava.
Super-Octava.
Quintadena 8. Fuß.
Grobgedackt.
Kleingedackt.
Quinta.
Tertia.
Mixtur.
Cimbeln 2. fach.
Trichter Regal 16. fach.
Principal Sub-Baß.
Qvintadena Sub-Baß.
Posaunen=Baß.
Groß Octaven-Baß.
Octaven Baß.
Super Octaven Baß.
Trommet-Baß.
Schallmey=Baß.
Cornett Baß.
Quinta-Baß.
Mixtur-Baß.
Klein Flöthen=Baß.
Trummel.
Vogel=Gesang.
Cimbalen 8. fach.
Tremulant.

Dieses Werck hat 3. Manual-Clavir, und in jedem 49. Claves, darunter die grossen Semitonia Cis, Dis, Fis, Gis etc. Das Pedal hat 27. Claves. Die Höhe dieses Wercks mit dem Obern Churfürstlichen Sächsischen Wapen ist 28. Elen/ und die Breite 26. Ellen. Das Chor 42. Elen lang.

Einzelanmerkungen

  1. Die Kapitelzählung ist beim 1. Buch der Chronik nicht immer einheitlich, seit dem Mittelalter wird es in der Regel in 29 Kapitel unterteilt.
  2. Fetter zitiert den Beginn der 4. Strophe des auf Psalm 150 basierenden Liedes Lobet Gott, unsern Herren.
  3. Fetter schöpft aus dem korrekt angegebenen Kapitel Locus L. De Neginot aliisve instrumentis musicis Ebraeorum, Pfeiffer, Dubia vexata (1679), S. 643–646, aus dem er auch die anonyme Bezeichnung aus dem Autore Schilte Gibborim übernimmt. In der Darstellung des alttestamentarischen Instrumentariums orientiert Pfeiffer sich, wie er immer wieder hervorhebt, an Lb PersonKircher, Athanasius (1602–1680) Kircher, zieht aber auch biblische und spätantike Quellen hinzu und vergleicht mit der Darstellung durch Lb PersonMersenne, Marin (1588–1648) Marin Mersenne. Dem Kapitel beigelegt ist ein loses Blatt mit einem Kupferstich, der dreizehn Musikinstrumente abbildet. Die Illustration lehnt sich eng an diejenige Kirchers an.
    Pfeiffer kommentiert das dargestellte regalartige Pfeifeninstrument, das mit Tasten bedient wurde, aber wie eine Panflöte mit dem Mund zu blasen war, nur sehr knapp in Anlehnung an Kircher: quod cùm syringe seu heptaulo Panos contendit Kircherus, tribuitque ei figuram quam reprasesentavimus sub lit. I.
  4. Zur Herkunft dieses weit verbreiteten Gleichnisses siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Zwerge_auf_den_Schultern_von_Riesen
  5. Siehe den lateinischen Wortlaut und den Kontext dieser historisch zweifellos richtigen Aussage im Personenartikel Lb PersonWirth, Rudolf (1547–1626) Hospinianus, Rodolphus.
  6. Fetter bezieht sich auf folgende Stelle in einer der moderneren, erweiterten Ausgaben von Hospinians Schrift: Deinde Procopius Gazeus in Comment. ad lib. 4. Regum testatur, cultum hunc Die, non à Deo traditum, sed à Dauide excogitatum fuisse. (Hospinianus, De origine templorum (Genf 1672/1681), S. 262)
  7. Der oft zitierte Spruch stammt aus Lb PersonGratian (–1158) Gratians Schlüsselwerk zum Kanonischen Recht. Im Zusammenhang mit dem Lr QuellenDecretum Gratiani (1604) M Dekret Papst Lb PersonGregor I. (ca. 540 – 604) Gregors über das Sängeramt steht hier der Kommentar des Lb PersonHieronymus, Sophronius Eusebius (347–420) Hieronymus zu Ly BibelstelleEpheser 5,19 Epheser 5. Er enthält die Kernformulierung des Gedankens als Corde, non voce, deum laudare debemus. Eine Glosse zu der Wendung non voce enthält dann den lateinischen Spruch, der offenbar auch in einer anderen Variante zirkulierte. In der hier eingesehenen Edition heißt es: Non vox, sed votum: non chordula musica, sed cor: Non clamans, sed amans: cantat in aure Dei. (Decretum Gratiani (1604), Sp. 512)
  8. Die Herkunft dieser Verse konnte leider nicht ermittelt werden.
  9. Fetter verweist den Leser auf eine aktuelle theologische Abhandlung zu den Kasualien, vgl. Osiander, Theologia casualis 1-2 (1680), S. 1500–1507. Der Le Geographicumf Ort: Tübingen Tübinger Theologe Lb PersonOsiander, Johann Adam (1622–1697) Johann Adam Osiander setzt sich hier ausführlich mit calvinistischen Positionen auseinander. Das in der Orgelpredigt folgende Argument, während der Christenverfolgungen seien Singen und Musizieren wenig opportun gewesen, weshalb man in dieser historischen Phase vergeblich nach Hinweisen auf Musikinstrumente sucht, behandelt Osiander indessen nicht.
  10. Dieser Aspekt wird in verschiedenen Orgelpredigten erwähnt. Verzeichnet finden sich diese Werke unter dem Eintrag Lm Ereignis41–311: Christenverfolgungen im Römischen Reich Christenverfolgungen im Römischen Reich.
  11. Die an dieser Stelle gemeinte Bibelstelle konnte aus dem inhaltlichen Zusammenhang nicht eindeutig identifiziert werden, wahrscheinlich handelt es sich aber um Ly BibelstelleGenesis 2,25 Gen 2,25; was jedoch mit 12 gemeint ist, bleibt unklar.
  12. Das Targum von Jerusalem gehört zu den aramäischen Übersetzungen der Tora. Es wurde spätestens 800 n. Chr. abgeschlossen und enthält auch kommentierende Passagen wie die hier zitierte zur Erschaffung von Mann und Frau.
  13. Das manchmal im Wortlaut etwas abweichende Zitat stammt aus Lb PersonAugustinus, Aurelius (354–430) Augustinus’ De genesi ad litteram XI, 1.3 und lautet dort: nihil putabant velandum, quia nihil senserant refrenandum.
  14. Fetter bietet eine gekürzte Übersetzung der in seiner Fußnote angegebenen Stelle. Siehe den kompletten lateinischen Wortlaut im Personenartikel Lb PersonSüleyman I. (ca. 1494 – 1566) Süleyman I..
  15. In der erweiterten Ausgabe von Hospinians Schrift wird diese Bemerkung als Zitat aus einem nicht benannten Werk des Lb PersonCajetan, Thomas (1469–1534) Thomas Caietanus angeführt: in rei huius signum Ecclesiam Romanam adhuc hodiè non vti Organis coram Pontifice: licitum tamen esse eorum vsum dicit, propter carnales fideles & imperfectos. (Hospinianus, De origine templorum (Genf 1672/1681), S. 261)
  16. Fetter zitiert hier das in zahlreichen Auflagen verbreitete Lexikon des katholischen Erzbischofs Lb PersonPerotti, Niccolò (ca. 1430 – 1480) Niccolò Perotti, den er als Pyrrhus bezeichnet. In der verwendeten Ausgabe lautet das letzte Wort des Zitats gerit, statt imitatur, vgl. Perotti, Cornvcopia (1526), Sp. 986.
  17. Zitiert aus Hofmann, Lexicon Universale (1677), S. 133.
  18. Die angegebene Stelle behandelt die ebenso skandalträchtige wie rechtlich problematische Verurteilung des Pantomimen Lb PersonMnester (–48) Mnester im Jahr 48 n. Chr., vgl. Tacitus, Annalen (2002), S. 488ff. Es handelt sich um kein Zitat, sondern um den Kommentar Fetters zu diesem Vorgang.
  19. Im Gegensatz zu den anderen sorgfältigen Quellennachweisen gibt Fetter hier allem Anschein nach keine korrekte Seitenzahl an. Überprüft wurden die Ausgaben Tavernier, Nouvelle relation (1678) und Tavernier, Der Türckische Pallast (1680).
  20. Im angeführten Buch werden andere berühmte blinde Persönlichkeiten dargestellt. Musiker sind nicht darunter, vgl. Happel, Denkwürdigkeiten der Welt 1 (1683), S. 119f.
  21. In dem angeführten Werk von Schultze, Chronica (1651), S. 957, heißt es: […] in Musicis war er in Theoria & Praxi, vnd nicht weniger in Mechanicis bester massen verständig/ denn er nicht alleine auff Orgeln schlagen/ vnd das noch mehr ist/ eigene Instrumenta Musica net vnd statlich machen können/ wie er denn das Instrument, darauff in der Kirchen bey seinem ehrlichen Begräbniß gespielet worden/ selbst verfertiget/ So seyn auch bey seiner Stuben visitation zu einem Positiv bey nahe alle dazu gehörige Pfeiffen vnd Holtzwerck gefunden/ vnd von etlichen Herren Philosophis besehen/ vnd mit verwunderung gehöret vnd versuchet worden. Die gesamte Passage übernimmt Hartknoch, Preussische Kirchen-Historia (1686), S. 640.
  22. Die an dieser Stelle gemeinte Bibelstelle konnte nicht identifiziert werden; im 35. Kapitel des Buches Exodus gibt es zum einen keinen Vers 36, zum anderen handelt es nicht von Stummen oder Tauben.
  23. In der verlinkten Ausgabe befindet sich die zitierte Stelle aus der Predigt zum 12. Sonntag nach Trinitatis in Spalte 65.
  24. Die angeführte Stelle aus Lb PersonMüller, Heinrich (1631–1675) Heinrichs Müllers Buch schildert eher allgemein den tröstenden Jesus.
  25. Fetter kombiniert an dieser Stelle zwei Bibelzitate miteinander und verschachtelt sie.
  26. Eine prachtvolle Orgel aus Gold hatte Kaiser Lb PersonTheophilos von Byzanz (812–842) Theophilos von Byzanz für seinen Palast bauen lassen, wie durch mehrere Quellen belegt ist. Sie wurde mit anderen Kostbarkeiten von seinem Nachfolger Lb PersonMichael III. von Byzanz (839–867) Michael III. eingeschmolzen, vgl. Schuberth, Kaiserliche Liturgie (1968), S. 75-77. In den Orgelpredigten werden immer wieder andere byzantinische Kaiser als Stifter der goldenen Orgel genannt. Die auch durch Praetorius vermittelte Angabe hier stützt sich letztlich auf die Chronik des Lb PersonZonaras, Johannes ( – ca. 1130) Zonaras. Siehe den Wortlaut dieser Quelle im Artikel über die Ld OrgelByzanz, Goldene Orgel goldene Orgel in Le Geographicumh Territorium: Byzanz Byzanz.
  27. Im lateinischen Original lautet die Stelle: Vide nunc opera Domini, quae posuit prodigia super terram. Flagellis caesus est, spinis coronatus, clavis confossus, affixus patibulo, opprobriis saturatus, omnium tamen dolorum immemor, Ignosce, ait, illis. Hinc multae miseriae corporis, hinc multae misericordiae cordis, hinc dolores, hinc miserationes, hinc oleum exultationis, hinc sanguinis guttae decurrentis in terram. Bernhardus, Sermones In Dominicas (1666), S. 218.
  28. In seinem mit korrekter Seitenanzahl versehenen Zitat lässt Fetter, vielleicht versehentlich das Beiwort domenicam nach idem aus.
  29. Fetter muss die niederländische Ausgabe des Werks vorgelegen haben, eine deutsche Übersetzung erschien erst 1698.
  30. Hs. Korrektur.
  31. Adverb mit der Bedeutung seit, vgl. http://www.woerterbuchnetz.de/DWB?lemma=sieder.
  32. Die Einführung der Reformation erfolgte in Le Geographicumf Ort: Görlitz Görlitz halbherziger, als es hier den Anschein hat. Siehe zur Politik des Rates in dieser historischen Phase und dem sehr langen Festhalten an alten Zeremonien wie auch zum späteren Zurechtrücken der Fakten, Speer, Frömmigkeit und Politik (2011), S. 105f., 363–391.
  33. Seit 1683 befand sich Österreich in einem Lm Ereignis1683–1699: Großer Türkenkrieg Krieg gegen das Osmanische Reich, der vom Kurfürstentum Le Geographicumh Territorium: Sachsen Sachsen unter Lb PersonJohann Georg III. von Sachsen (1647–1691) Johann Georg III. mit hohem Einsatz unterstützt wurde, vgl. Schuckelt, Türckische Cammer (2010), S. 169-178. Fetter hielt seine Predigt am 5. September 1688. Die militärisch erfolgreiche Offensive der Allianz gipfelte am 6. September 1688 in der Lm Ereignis6. September 1688: Eroberung von Belgrad Eroberung Belgrads. Zweifellos wusste der Görlitzer Pastor primarius von der im August begonnenen Belagerung der Stadt. Da die sächsischen Truppen an diesem Feldzug indessen nicht mehr unmittelbar beteiligt waren, mögen seine Bemerkungen über den verworrenen Zustand und die Feinde des Reichs eher auf die französische Politik gemünzt gewesen sein. Lb PersonLudwig XIV. (1638–1715) Ludwig XIV. nutzte die Schwächung des Heiligen Römischen Reichs durch die Türkenkriege und eröffnete am 24. September 1688 den Lm Ereignis1688–1697: Pfälzischer Erbfolgekrieg Pfälzischen Erbfolgekrieg. Bereits im Vorfeld hatte sich das angespannte Verhältnis zu Frankreich deutlich abgezeichnet. Gemeinsam mit den anderen Reichsfürsten sollte sich Johann Georg III. persönlich an der Abwehr des Einfalls beteiligen.
  34. In dem von Fetter konsultierten Werk wird im Rahmen der Beschreibung von baulichen Bestandteilen der Kirchen auch ein Überblick zur Orgelgeschichte gegeben. Der Autor verweist auf Lc PredigtautorDieterich, Conrad (1575–1639) Conrad Dieterichs La OrgelpredigtKirchweih= oder Orgel=Predigt (Leipzig 1632) M Orgelpredigt in der Ausgabe von 1632, wo die theologische Begründung von Orgeln im Gottesdienst nachzulesen sei. Auch Lb PersonPraetorius, Michael (1571–1621) Michael Praetorius’ Lr QuellenPraetorius, Syntagma musicum 2 (1619) M De Organographia dient als Quelle. Als berühmte große Orgeln werden diejenigen in Ld OrgelUlmer Münster, Sturm/Schott-Orgel 1578/1599 Ulm, Le Geographicumf Ort: Magdeburg Magdeburg, Le Geographicumf Ort: Gröningen Grönignen, Le Geographicumf Ort: Lübeck Hamburg (St. Katharinenkirche), Le Geographicumf Ort: Braunschweig Brunswick (Blasiuskirche), Leipzig (Le Geographicumg Gebäude: Leipzig, Nikolaikirche Nikolai- und Lb PersonPaumgartner, Johann Paul (1630–1706) Thomaskirche), Le Geographicumf Ort: München München, Le Geographicumf Ort: Straßburg Straßburg, Le Geographicumf Ort: Konstanz Konstanz, Le Geographicumf Ort: Danzig Danzig und Le Geographicumf Ort: Weißenfels Weissenfels (Augustusburg) aufgezählt, vgl. Knichen, Opus Politicum (1682), S. 272–274.
  35. Fetter verweist mit korrekter Seitenangabe auf das Kapitel Darinnen Dispositiones etlicher Vornehmen OrgelnWerck in Deutschland, Praetorius, Syntagma musicum 2 (1619), S. 161–203. Nicht bestätigen lässt sich allerdings seine Auffassung, Lb PersonPraetorius, Michael (1571–1621) Praetorius’ Verzeichnis enthalte kaum Orgeln mit 16′-Registern. Ganz im Gegenteil weisen fast alle angeführten Dispositionen auch die um eine Oktave tiefer klingenden Register mit ihren langen Pfeifen auf.
  36. Psalm 145 umfasst lediglich 21 Verse; was mit der Angabe 41. gemeint ist, bleibt unklar.
  37. Der Buchdrucker vertauschte hier versehentlich die Anmerkungssymbole (ξ) und (o), sodass falsche bibliographische Zuordnungen vorliegen. In der Edition wird dieser Irrtum korrigiert. Fetters Literatur- und Seitenangaben verweisen auf die korrekten Stellen.
  38. Dieses Zitat weist Fetter nicht nach. Offenbar bezieht er die Bestandteile aus einem längeren, rhetorisch einheitlichen Abschnitt aus Augustinus’ Liber soliloquiorum animae ad Deum: Si tanta facis nobis in carcere, quid ages in palatio? […] Si tanta delectabilia continet carcer; quanta, quaeso, continet patria? (Augustinus, Opera omnia 6 (1837), Sp. 1286.) Die vorliegende Edition zeichnet den Satz daher als Augustinus-Zitat aus.
  39. Die über Lb PersonPraetorius, Michael (1571–1621) Michael Praetorius vermittelte Orgelinschrift aus Le Geographicumf Ort: Perugia Perugia geht eigentlich auf Lb PersonDiruta, Girolamo (1554/1564 – nach 1610) Girolamo Dirutas Traktat Ln LiteraturDiruta, Transilvano (1969) M Il Transilvano zurück.
  40. Der Autor dieser Verszeilen konnte bisher nicht ermittelt werden.

Letzte Änderung dieses Dokuments am 10. Februar 2021.

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