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Orgelpredigt

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a Sagittarius, Paulus Martinus: Das dem Allmächtigen abzustattende Lob (Altenburg s.a.)

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  • Jesus Sirach 43,32–34
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  • Lukas 11,20
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  • Offenbarung 14,3
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  • Psalmen 118,21
  • Psalmen 119,71
  • Psalmen 130
  • Psalmen 148,7.10
  • Psalmen 149
  • Psalmen 149,3
  • Psalmen 150
  • Psalmen 150,1
  • Psalmen 150,1–5
  • Psalmen 150,2
  • Psalmen 150,3
  • Psalmen 150,4
  • Psalmen 150,4–5
  • Psalmen 150,4–6
  • Psalmen 150,6
  • Psalmen 16,11
  • Psalmen 68,5
  • Psalmen 94,12–13

[S. [1]]

Titel

Das
dem Allmächtigen
abzustattende
Einstimmige und einhellige Lob/
aus dem CL. Psalm v. 4. 5. 6.
bey
Einweihung
Der
Ld OrgelAltenburg, Brüderkirche, Holbeck-Orgel 1687 Neuen=Orgel
in der
Le Geographicumg Gebäude: Altenburg (Thüringen), Brüderkirche Brüder=Kirchen
zu
Le Geographicumf Ort: Altenburg (Thüringen) Altenburg
am VIII. Sontage nach Trinitatis/
war der 17. Julii Anno 1687.
einfältig gezeiget
von
Magistro Lc PredigtautorSagittarius, Paulus Martinus (1645–1694) Paulo Martino Sagittario, Stiffts=
Prediger und des Consistorii Assessor
Altenburg/ gedruckt bey Lb PersonRichter, Gottfried (1633–1696) Gottfried Richtern.

[S. [2]]

Widmung

Denen Edlen/ Wohl= und Ehrenvesten/ Groß= und Vor=Achtbaren/ Hoch= und Wohl=Gelahrten/ Hoch= und Wohl=weisen
Herren
Bürgermeistern/
Syndico,
Stadt=Voigten/ Cämmerern
und sämtlichen
Raths=Verwandten
bey der
Fürstlich Sächsischen Residentz Stadt
Le Geographicumf Ort: Altenburg (Thüringen) Altenburg/
Meinen Hochgeehrten Herren und geneigten Gönnern/
[S. [3]] Wie auch
Denen Ehren=Wohlgeachten/ Nahmhafften und
Kunstreichen
Herren Vierteilsmeistern/
Wohleingerichteten Zünfften/
und
der gantzen
Löblichen Bürgerschafft/
Meinen Liebwerthesten Freunden.

[S. [4]]

Zuschrifft.

Edle/ Wohl= und Ehrenveste/ Groß= und Vor=Achtbare/ Hoch= und Wohl=Gelahrte/ Hoch= und Wohl=Weise/
Jngleichen Ehren=Wohlgeachte/ Nahmhaffte und Kunstreiche/
Jnsonders Hochgeehrte Herren/ geneigte Gönner/ und liebwertheste Freunde/

Es gedencket der bey vorgenommener reformation hiesiger Kirchen wohlverdiente Mann Doctor Lb PersonLink, Wenzeslaus (1483–1547) Wenceslaus Linck/ der andere Evangelische Prediger/ in der Zueignungs=Schrifft seines Lr QuellenLink, Von anruffunge der heyligen (1523) M Sermons von Anruffung der Heiligen aus Joh. 15. 23. seqq. so er an die Christliche Gemeine allhier am achten Tage der Himmelfarth Christi/ Anno 1523. daß die arme Stadt Le Geographicumf Ort: Altenburg (Thüringen) Altenburg funfzehen Kirchen erbauet habe;[1] als binnen der Ring=Mauer. 1. Die Le Geographicumg Gebäude: Altenburg (Thüringen), St. Bartholomäi Pfarr=Kirche zu Sanct Bartholomaei. 2. Die Capelle in dem alten Rathhauße in der Sporengasse. 3. Die Capelle Sanct Margarethen/ davon das Margarethen (nicht Marthen) Gäßlein den Nahmen/ in der Johannisgasse. 4. Die Kirche Sanct Johannis und 5. Sancti Laurentii zum Teutschen Hoff gehörig in gedachter Gasse. 6. Die Le Geographicumg Gebäude: Altenburg (Thüringen), Brüderkirche Brüder=Kirche. 7. Die Le Geographicumg Gebäude: Altenburg (Thüringen), St. Nikolai Pfarr=Kirche zu Sanct Nicolai und 8. Die Kirche in Nonnen Kloster Sanct Marien Magdalenen in der Teichgasse. Ausser der Stadt aber 9. Die Le Geographicumg Gebäude: Altenburg (Thüringen), St. Georg Stiffts=Kirche zu Sanct Georgen auf dem Le Geographicumg Gebäude: Altenburg (Thüringen), Schloss Schlosse. 10. [S. 5] Die Pfarr=Kirche Sancti Martini unter dem Schlosse bey Le Geographicumf Ort: Naschhausen Naschhausen. 11. Das Kirchlein zum Heiligen Creutz an der Ecken der grossen Leisten an Müntzer=Wege. 12. Die Le Geographicumg Gebäude: Altenburg (Thüringen), St. Marienstift Kirche zu unser Lieben Frauen auf dem Berge. 13. Das Kirchlein Sanctae Agathae auf dem Frauenfels. 14. Das Kirchlein an Jacobs Hospital vor dem Teichthore/ und 15. Die Le Geographicumg Gebäude: Altenburg (Thüringen), Hospitalkirche Kirche an den hohen Hospital vor dem Johannis=Thore. Von diesen funfzehen Kirchen/ welche in vorigen Zeiten durch Freygebigkeit Christlicher Personen aufgeführet/ stehen annoch durch Gottes gewaltigen Schutz fünffe/ so zum Gottesdienst wöchentlich gebrauchet werden/ nehmlich in der Stadt die Kirche zu Sanct Bartholomaei und die Brüder=Kirche; Vor der Stadt aber die Stiffts=Kirche zu Sanct Georgen, das Hospital-Kirchlein zu Sanct Jacob und die Hospital Kirche zum Heiligen Geist/ worzu in diesem Seculo die Sechste/ die wohl=angelegte Le Geographicumg Gebäude: Altenburg (Thüringen), Gottesackerkirche Gottesacker=Kirche zur Aufferstehung Christi benahmt/ gekommen/ dero Grundstein den 28. Augusti Anno 1639. geleget/ und der Bau in den unsichersten und schweresten Zeiten nichts destoweniger fortgesetzet/ biß er Anno 1651. vollführet worden. Solche sechs Kirchen nicht nur in baulichen Wesen zuerhalten/ sondern auch inwendig mit neuen Predigt=Stülen/ Altären/ Tauff=Steinen/ Orgeln/ Empor=Kirchen/ Stülen und feinen Ornat zuversehen/ hat man nichts ermangeln lassen. Jch will itzo nichts melden von der weitgeprißnen schönen Schloß=Kirche/ welche der theure Landes=Vater Herr Lb PersonFriedrich Wilhelm II. von Sachsen-Altenburg (1603–1669) Friedrich Wilhelm der Andere/ Christmildesten Andenckens/ Anno 1647. herrlich renoviren lassen; auch nichts von der Kirche Sancti Bartholomaei, mit dero Erneuerung Anno 1683. der Anfang und in diesem Jahre das Ende gemacht wird; noch weniger von der Le Geographicumg Gebäude: Altenburg (Thüringen), Hospitalkirche Hospital-Kirche zum Heiligen Geist/ deren reparatur Anno 1684. geendet: sondern nur von der Brüder=Kirchen will ich kürtzlich handeln.

Die Le Geographicumg Gebäude: Altenburg (Thüringen), Brüderkirche Brüder=Kirche/ vorzeiten auch die Kloster=Kirche/ [S. 6] hat den Nahmen von dem daran liegenden Kloster des Minder (Minoriter) Brüder Ordens Sancti Lb PersonFranz von Assisi (1182–1226) Francisci oder der Baarfusser Münche/ welche in denen Kauff= und anderen Brieffen sich Brüder geschrieben/ deren nicht fünffe/ wie man ins gemein vorgegeben/ sondern sieben biß achte/ ja auch wohl mehr/ nach Anzeige der annoch vorhandenen documenten.

Wenn/ und von wem diese Kirche nebst dem Kloster erbauet worden/ habe ich bißhero nicht finden können. Der Franciscaner Orden ist unter dem Käyser Lb PersonOtto IV. von Braunschweig (1175–1218) Ottone IV. Anno 1204. wie das LVD17 12:114126U Chronicon Montis Sereni p. 187. rechnet/ aufgekommen. Anno 1231. an Pfingsten haben sich die Franciscaner zu Le Geographicumf Ort: Zwickau Zwickau gesetzet/ nach Bericht Lb PersonWilhelm, Lorenz (–1633) Laurentii Wilhelmi in LVD17 14:673125N descriptione Cygneae, p. 195. Anno 1233. zu Le Geographicumf Ort: Freiberg Freyberg/ wie Mollerus in LVD17 23:238100M Freib. Chron. p. 114. meldet/ und bald darauf auch zu Le Geographicumf Ort: Leipzig Leipzig/ wie Lb PersonSchneider, Zacharias (1592–1664) Schneider in der LVD17 23:235959T Leipz. Chron. p. 117. & 152. schreibet. Muthmaßlich werden sich gedachte Franciscaner auch um diese Zeit allhier niedergelassen und die Kirche nebst dem Kloster durch willigen Beytrag der Einwohner erbauet haben. Es ist aber diese Kirche nicht alsobald in der Länge/ wie sie anitzo stehet/ erbauet worden. Der fördere Theil/ so gewölbet/ ist erstlich von den Franciscanern aufgeführet: Der andere Theil aber/ welcher breiter und länger als der erste/ ist Anno 1501. und folgende Jahre verfertiget worden/ nicht mit einem Gewölbe/ sondern mit einer hangenden Decke/ welche Anno 1512. geleget/ laut folgender schrifft/ Anno Domini CCCCCXII. so an einen Balcken der Decke über der Orgel zulesen. Als vor drey Jahren die Männer=Stüle an der Mittagsseite hinweggenommen worden/ funde man an der blosen Wand ein Gemählde/ darauf Sanct Lb PersonKatharina von Alexandrien (fl. 300) Catharina in der rechten Hand ein Schwerd auf ein halbes Rad niederlassend zu sehen. Vor ihr kniet ein Franciscaner/ über welchen diese Worte auff einen Zedel: Oraprome Sancte Katharine Nechst diesen stehet eine [S. 7] wohlangekleidete Weibsperson eine Kirche in der Hand tragend/ und bey ihr ein Bischoff gleicher Gestalt eine Kirche in der Hand habend. Durch den Bischoff wird zweiffelsohne der Einweihende angedeutet/ und durch die darbey stehende Weibs=Person die Wohlthäterin/ so diese Kirche fundirt/ wie solches auch in denen Thum=Kirchen und nummis bracteatis[2] zuerkennen. Wer aber diese Weibs=Person gewesen/ ist mir zur Zeit unwissend. Binnen obiger Zeit wurde Anno 1503. die hohe Spitze über den fördern Theil gesetzet und mit einem Knopffe versehen/ welcher/ weil er durchschossen und schadhafft/ abgenommen und Anno 1607. den 2. Julii mit einem neuen verwechselt wurde.

Nach der Architectur und Zierligkeit gleichet die Le Geographicumg Gebäude: Altenburg (Thüringen), Brüderkirche Brüder=Kirche der Kirchen Le Geographicumg Gebäude: Altenburg (Thüringen), St. Bartholomäi Sancti Bartholomaei nicht; iedoch ist sie derselben wegen unterschiedener Stücke vorzuziehen. So bald das Licht des Evangelii in hiesiger Le Geographicumf Ort: Altenburg (Thüringen) Stadt aufzugehen begunte/ leuchtete es in dieser Kirche zu erst und zwar durch denjenigen/ welcher es durch Gottes Antrieb angezündet/ ich meine den auserwehlten Rüst=Zeug Gottes Doctor Lb PersonLuther, Martin (1483–1546) Martinum Lutherum. Nachdem dieser Anno 1521. auf den Lm Ereignis27. Januar 1521: Reichstag zu Worms Reichs=Tag nach Worms reisete/ legte er in dieser Kirchen die erste Predigt mit grossen Zulauffe des Volckes ab.[3] Jhm folgete der eiferige Prediger Doctor Lb PersonLink, Wenzeslaus (1483–1547) Wenceslaus Linck mit predigen so lange/ biß in der Kirchen Sanct Bartholomaei zu predigen ihm vergönnet worden/ worauf diese Kirche etzliche Jahr biß Anno 1529. unbrauchbar stehen bleiben. Denn/ alß in diesem Jahre der von der Beständigkeit berühmte Churfürst zu Sachsen Lb PersonJohann Friedrich I. von Sachsen (1503–1554) Johannes das Kloster nebst der Kirche Einem Ehrsamen Rath gnädigst verehrete/ wurde das Kloster zur Stadt Schule und Wohnungen der Geistlichen/ die Kirche aber zum Gebrauch des Evangelischen Gottesdiensts angerichtet/ wie die Jahrzahl über der Thür/ so nach den Marckte zu gehet/ und damals gemachet/ ausweiset. So bald sie fertig/ wurde sie zu folgenden Gebrauch angewendet/ daß [S. 8] das Heilige Abendmahl über den andern Sontag darinnen ausgetheilet/ Montags und Freytags Wochen=Predigten gehalten/ Sonnabends Beichte gesessen und die Tauffen/ wie auch Copulationes verrichtet würden.

Hernach ist diese Kirche der zierlichen Cantzel wegen der andern vorzuziehen. Die Cantzel hat vormahls an dem Schwibbogen nach Mitternacht zu gestanden. Als aber die ietzige Cantzel Marcus Fleischer von Le Geographicumf Ort: Waldenburg Waldenburg Anno 1561. verfertiget/ hat er sie gegen über an den Schwibbogen Mittagwerts den 1. Julii gesetzet/ und den 4ten ejusdem in völligen Standt gebracht. Zierlich ist sie theils wegen des künstlichen Schnitzwercks/ theils wegen der eingelegten Arbeit/ so die Historiam Lb PersonJohannes der Täufer (fl. 28) Johannis des Täuffers vorstellet und kostet 90. florenorum aureorum 11. groschen 6. pfennig. Bey der Anno 1684. angefangenen renovation wurde die Cantzel herum gerückt und erweitert/ also/ daß da zuvor der Prediger sich nach Mitternacht/ er sich itzo nach Abend zu wendet/ damit er desto eher und genauer gehöret werde.

Ferner ist dieser Kirche der Vorzug wegen des schönen Altars zu geben. Jm Papstum hat der Altar bey der Sacristei in dem fördern Theil gestanden. Nachdem aber diese Kirche Anno 1529. repariret und eine Thür durch die Mauer/ welche nach Morgen und den Marckte zugehet/ gebrochen worden/ ist der Altar in dem andern Theil ausser den Schwibbogen gebracht/ davon die Tafel Anno 1559. abgetragen/ laut ergangenen Fürstlichen Befehls/ darinnen die dißfals von denen Visitatoribus Anno 1554. gemachte Anordnung auf anhalten des W W KorrekturOriginal: SuperindentenSuperintendenten zu Le Geographicumf Ort: Jena Jena Magistri Lb PersonWinter, Balthasar (–1561) Bartholomaei Winters bestätiget und befohlen worden/ daß der Priester nicht mehr vor/ sondern hinter den Altar stehe. Jn solcher Form ist der Altar stehen blieben/ bis die hochwertheste Landes=Mutter Frau Lb PersonMagdalena Sibylla von Sachsen (1617–1668) Magdalena Sibylla/ Hertzog Lb PersonFriedrich Wilhelm II. von Sachsen-Altenburg (1603–1669) Friedrich Wilhelms II. Gemahlin/ höchst seeligen Gedächtnis/ den itzigen [S. 9] schönen Altar mit denen überaus künstlichen gemählden der Einsetzung des Heiligen Nachtmahls und Aufferstehung Christi auff zwey Seulen ruhend und mit einem Violbraunen Sammeten und mit Gold gestickten Tuche beleget/ Anno 1656. den 27. Junii auffrichten lassen. Gleich wie nun mit andern bey der renovation Anno 1684. einige Veränderung getroffen/ also geschahe sie auch mit diesem Altar und wurde er in das von neuen zubereitete Chor gesetzet.

Nicht weniger ist der Le Geographicumg Gebäude: Altenburg (Thüringen), Brüderkirche Brüder=Kirche ein Vorzug wegen der Begräbnüße zu gönnen. Jch will nicht erwehnen der Adelichen und anderer vornehmen Personen/ so in dieser Kirche ihre Ruhestädte gefunden. Jch will nicht gedencken der alten ungegründeten tradition, daß der Hertzog in Polen Lb PersonWładysław II. von Polen (1105–1159) Uladislaus II. welcher von seinem Bruder Lb PersonBolesław IV. von Polen (ca. 1120 – 1173) Boleslao IV. vertrieben sich hier auffgehalten/ Anno 1159. verstorben/ und in dieser Kirche beerdiget; Jch will nicht anführen/ daß der Marggraff zu Le Geographicumf Ort: Meißen Meissen Lb PersonHeinrich III. von Meißen (ca. 1215 – 1288) Heinrich ohne Land nebst seinem Printzen Lb PersonFriedrich der Kleine (1273–1316) Friedrich alhier liege/ wie Lb PersonFabricius, Georg (1516–1571) Fabritius und Lb PersonFaust, Lorenz (1532–1594) Laurentius Faustus in Erklärung des LVD16 F 661 Fürstlichen Stamb. p. 131. vorgeben; denn sie liegen beyde in dem Le Geographicumg Gebäude: Nossen, Kloster Altzelle Closter Alten Celle an der Le Geographicumi Gewässer: Freiberger Mulde Freybergischen Mulda; Sondern ich will nur erzehlen/ daß acht Fürstliche Leichname in einer besondern Anno 1627. verfertigten Grufft/ welche von der Sacristei biß an die Cantzel sich erstrecket/ beygesetzet worden. Die Fürstlichen Leichname sind folgende 1. Frauen Lb PersonAnna Maria von Pfalz-Neuburg (1575–1643) Annen Marien/ der Chur Sachsen Administratoris Herrn Lb PersonFriedrich Wilhelm I. von Sachsen-Weimar (1562–1602) Friedrich Wilhelms I. hinterlassener Frau Witwen/ so zu Le Geographicumf Ort: Dornburg/Saale Dornburg den 1. Februarii Anno 1643. gestorben und den 27. Augusti Anno 1644. hieher gebracht. 2. Herrn Lb PersonJohann Philipp von Sachsen-Altenburg (1597–1639) Johann Philips/ welcher den 1. Aprilis Anno 1639. verschieden und den 5. Februarii des folgenden Jahres beygesetzet. 3. Dessen Gemahlin Frauen Lb PersonElisabeth von Braunschweig-Wolfenbüttel (1593–1650) Elisabethen/ so den 25. Martii Anno 1650. ihr Leben geendet und den 21. Maji eingesencket. 4. Herrn Lb PersonFriedrich von Sachsen-Altenburg (1599–1625) Friederichs/ welcher in einem [S. 10] nächtlichen Scharmützel/ bey Le Geographicumf Ort: Hannover Hannover mit den Käyserlichen den 25. Octobris Anno 1625. gehalten/ geblieben/ und den 12. Februarii Anno 1629. hieher geführet worden. 5. Der Princeßin Lb PersonAnna Maria von Sachsen-Weimar-Altenburg (1589–1626) Annen Marien/ Herrn Lb PersonFriedrich Wilhelm I. von Sachsen-Weimar (1562–1602) Friedrich Wilhelms I. Fräulein aus der ersten Ehe/ so zu Le Geographicumf Ort: Dresden Dresden den 15. Decembris Anno 1626. entschlaffen/ und den 21. Januarii Anno 1627. zu erst in dieses Begräbnüß gesetzet. 6. Frauen Lb PersonFriedrich von Sachsen-Altenburg (1599–1625) Dorotheen/ Herrn Lb PersonAlbrecht von Sachsen-Eisenach (1599–1644) Albrechts zu Eisenach Frauen Wittwen/ welche den 10. Aprilis Anno 1675. ihren Geist auffgegeben/ und den 8. Julii zu ihrer Ruhe gekommen. 7. Frauen Lb PersonSophie Elisabeth von Brandenburg (1616–1650) Sophien Elisabethen/ Herrn Lb PersonFriedrich Wilhelm II. von Sachsen-Altenburg (1603–1669) Friedrich Wilhelms II. ersten Gemahlin/ so den 6. Martii Anno 1650. dieses Zeitliche verlassen/ und den 20. Maji hieher geleget worden. Und denn 8. Frauen Lb PersonDorothea von Braunschweig-Wolfenbüttel (1596–1643) Dorotheen/ itztgedachter Hertzogin Frauen Mutter/ einer Gemahlin des Administratoris zu Magdeburg M. Lb PersonChristian Wilhelm von Brandenburg (1587–1665) Christian Wilhelms/ welche zu Le Geographicumf Ort: Ziesar Ziegeser den 1. Septembris Anno 1643. ihr Leben beschlossen/ und den 28. Augusti Anno 1644. in dieses Gewölbe gelassen worden.

Und dieses sind die vier Stücke/ um welcher willen die Le Geographicumg Gebäude: Altenburg (Thüringen), Brüderkirche Brüder=Kirche der Kirche zu Le Geographicumg Gebäude: Altenburg (Thüringen), St. Bartholomäi Sanct Bartholomaei vorzuziehen. Gleichwie aber die Bartholomaei Kirche dem gütigen und barmhertzigen Gott zu schuldigster Danckbarkeit/ wegen der wieder alles Vermuthen bald abgewendeten Contagion Anno 1683. zu renoviren angefangen worden; Also hat man in folgenden Jahre gleiche Erneuerung mit der Brüder=Kirche vorgenommen/ und zwar mit solcher masse/ daß die Weiber=Stüle aus dem fördern Theil hinweg geschaffet und an deren Stadt ein mit drey Stuffen erhöheter Chor und vorbeschriebener schöne Altar gesetzet/ die Cantzel nach Abend zu gekehret/ zwey neue Empor Kirchen an der Seite gegen Mitternacht auffgerichtet/ und damit man auff diese kommen möge/ ein neuer Gang/ und darunter drey Capellen auffgeführet/ auch der Schüler Chor erweitert. Von solcher Zeit an hat man mit fernern bauen angestanden/ biß Gott die Gnade ver= [S. 11] liehen/ daß die Erneuerung in dem heurigen Jahre können fortgesetzet werden/ da denn der zierliche Fürstliche Stul auffgesetzet/ ein neues Singe=Chor erbauet/ und die Kirche mit annehmlichen Farben angestrichen worden/ worzu noch die neue Orgel kommen/ von welcher dieses wenige zu melden. Die alte Orgel von Sieben Registern bestehend hatte vorzeiten ihre Stelle an der Wand/ wo die Fürstlichen Leichen Fahnen itzo hangen. Hernach ist sie Anno 1551. an die Wand bey der Cantzel Abendwerts gebracht worden. Weil sie denn schadhafft auch endlich gantz ungangbar wurde/ und man eine geraume zeit her verlanget/ daß ein wohl=stimmiges Orgelwerck auch in dieser Kirche stehen/ und die Legata, alß 150. Gülden/ welche Herr Conrad Lage/ 10. Gülden/ so Frau Anna Barthol Friedens Witwe/ und 100. Gülden/ so Frau Anna Jacob Simons/ des Seilers Witwe/ zu einer neuen Orgel deputiret/ angewendet werden möchten; als ist der Schluß gefasset/ eine neue Orgel über den Schüler Chor zusetzen. Zu dem Ende ist Lb PersonHolbeck, Severin (ca. 1647 – 1700) Severinus Holbeck/ Orgelmacher in Le Geographicumf Ort: Zwickau Zwickau/ in verwichenen Jahre hieher gefordert und ihm die Ld OrgelAltenburg, Brüderkirche, Holbeck-Orgel 1687 neue Orgel umb 400. thaler zuverfertigen verdinget worden. Nachdem er nun dieselbe gelieffert und an vergangenen Sontage zum ersten mahle beschlagen lassen/ ist sie gleich denen Orgeln anderer Städte auff erhaltene hochgeneigte Vergünstigung Eines Hochlöblichen Consistorii mit einem kurtzen Sermon eingeweihet worden/ bey welcher einweihung dieses merckwürdig/ daß man 472. Communicanten bey dem Altar gezehlet/ dergleichen anzahl in vielen Jahren hier nicht angemercket. Den bey solcher Einweihung mit Göttlichen Beystandt gehaltenen Sermon habe zum Andencken der eingeweiheten Orgel und geschehenen renovation der Le Geographicumg Gebäude: Altenburg (Thüringen), Brüderkirche Brüder=Kirche in Druck befördern und Eurem Edlen und Hochweisen Rath/ wie auch der sämtlichen Löblichen Bürgerschafft hiermit zueignen und übergeben wollen/ theils als ein Zeichen [S. 12] danckbarer Erkäntnüs der mir unwürdigen erwiesenen dreymahligen Beförderung/ sonderbahren Zuneigung/ beständiger Liebe und vielfältigen Wohlthaten/ damit ich und die meinigen bißhero erqvicket worden; theils als ein Denckmahl beharrlicher Treue/ unveränderten Wohlmeinens und dienstwilligster Geflissenheit/ welche gegen einen ieden biß an das Ende meines Lebens wird fortgesetzet und erwiesen werden: Absonderlich werde ich nicht ablassen/ mit eiferigen Gebet den gütigen Gott zu ersuchen/ daß Er Euer Edlen und Hoch=weisen Raths Rathgeber sey/ alle Rathschläge mit glücklichen Fortgang und noch glücklichern Ausgang begnadige/ und die bey dem Kirchen und Orgel=Bau gehabte Bemühung und bezeigte Freygebigkeit mit tausendfachen Seegen an Seele/ Leib/ Ehre und Gut ersetze: Daß Er auch die Löbliche Bürgerschafft ie mehr und mehr vermehre/ ihre Arbeit/ Nahrung und Handthierung segne und unter ihren Weinstock und Feigenbaum Sie ruhig und sicher wohnen lasse/ auch denen Zünfften den willigen Beytrag zu Anschaffung einer neuen Orgel reichlich vergelte; Daß Er endlich um die liebe Le Geographicumf Ort: Altenburg (Thüringen) Stadt/ welche gleich einer liebreichen Mutter in das ein und dreysigste Jahr mich sorgfältig erzogen/ zu Schul und Kirchen Bedienungen befördert/ mildiglich ernehret und hertzlich geliebet/ eine feurige Mauer sey/ die Beraubung seines Worts nebst Krieg/ Pest/ Hunger und Feuer noch ferner in Gnaden abwende/ dero Einwohner/ Hohe und Niedrige/ vor die reiche Beysteuer der 83. florenorum aureorum 16 groschen so neulich an Sontage nach vollendeten Gottes=Dienst vor denen Kirchthüren gesamlet worden/ mit vergnügten wohlergehen erfreue/ die rothe Rose[4] in erwünschten vigor erhalte und die Le Geographicumf Ort: Altenburg (Thüringen) Alte Stadt/ wie dort Lb PersonAbel Abel in gelobten Lande/ eine von den friedsamen und treuen Städten in Le Geographicumh Territorium: Osterland Osterlande seyn und bleiben lasse. Wormit Einen Edlen und Hochweisen Rath und die Löbliche Bürgerschafft ich Gottes Güte und [S. 13] Barmhertzigkeit/ mich aber dero ferneren Affection/ Gunst und Liebe treulichst empfehle/ verbleibend

Eines Edlen und Hoch=weisen Raths/
Wie auch Einer Löblichen Bürgerschafft

Le Geographicumf Ort: Altenburg (Thüringen) Altenburg den 20. Julii 1687.

Gebets und dienstwilligster

Magister Lc PredigtautorSagittarius, Paulus Martinus (1645–1694) Paulus Martinus Sagittarius.

[S. [14]]

Orgel=Predigt.

Jn Nahmen des starcken und mächtigen Gottes/ welcher mit Gebet und Liedern/ nicht nur mit Gebet und Liedern/ sondern auch mit Orgeln/ Cymbeln und allerhand Musicalischen Jnstrumenten will gelobet seyn/ dem sey Lob und Ehre in der Gemeine/ die in Christo Jesu ist/ zu aller Zeit von Ewigkeit zu Ewigkeit/ Amen!

Als der weiseste unter denen Königen Lb PersonSalomo Salomon/ o ihr Kinder des Allerhöchsten/ in dem von ihm herrlich erbaueten Le Geographicumg Gebäude: Jerusalem, Tempel Tempel zu Jerusalem zum erstenmahl erschiene/ fiel er vor der gantzen Gemeine Le Geographicumh Territorium: Israel Jsrael auff seine Knie/ breitete seine Hände aus gen Himmel und danckete dem Gott Jsrael unter andern auch mit diesen Worten: Ly Bibelstelle2 Chronik 6,15 Mit deiner Hand hastu es erfüllet/ wie es heutiges Tages stehet. (a)(a) 2. Chr. 6. 15. Salomon erkante danckbarlich/ daß nicht seines Vaters Lb PersonDavid (fl. 1000 v. Chr.) Davids Hand/ welche doch den Abriß des Tempels und die meisten Materialien zum Bau angeschaffet; (b)(b) Ly Bibelstelle1 Chronik 29 1. Chr. 29., Ly Bibelstelle1 Chronik 30 & 30. Weder seine Hand/ so bey der Aufführung des Tempels viel beygetragen; Auch nicht der Fürsten und des Volckes Hand/ welche auff Davids geschehene Erinnerung sich willig und milde zum Geben erwiesen: (c)(c) Ly Bibelstelle1 Chronik 30,9 1. Chron. 30. 9. Noch weniger der Bau=Leute Hand/ welche an den Tempel geleget worden/ bey verfertigung des Tempels etwas gethan habe: Sondern daß das große Gebäude in so kurtzer Zeit (es waren aber nur sieben Jahre) (d)(d) Ly Bibelstelle1 Könige 6,38 1. Reg. 6. 38. auffgerichtet/ so prächtig erbauet/ so schön gezieret und mit so vielen Volcke am Tage der Einweihung angefüllet/ dieses alles habe Gott mit seiner Hand/ das ist/ mit seiner Krafft und [S. 15] Allmacht erfüllet/ vollendet/ vollbracht/ von ihm rühre alles her. Freylich hat es Gott mit seiner Hand erfüllet/ man betrachte Lb PersonDavid (fl. 1000 v. Chr.) Davids Vorhaben von Erbauung des Tempels/ oder dessen Lm Ereignislegendär: Bau des ersten Salomonischen Tempels Ausführung/ so von Lb PersonSalomo Salomone geschehen. Wer hat Davids Hertz mit dem Vorsatz dem Herrn ein Hauß zu bauen erfüllet? Die gute Hand Gottes. Wer hat Davids Hand mit so vielen Gold und Silber erfüllet? Die reiche Hand Gottes. Eben diese Hand hat auch Salomonis Seele mit Weißheit/ die Cammern mit grossen Vermögen/ die Bauleute mit Verstand/ und den gantzen Bau mit glücklichen Fortgange und erwünschten Ausgange erfüllet. Solche gute und reiche Hand Gottes erkante Salomon/ diese Segens=Hand veranlassete ihn/ daß er bey der Einweihung des neuen Tempels dem Herrn/ dem Gott Jsrael/ danckte und freudig sprache; Mit deiner Hand hastu es erfüllet/ wie es heutiges Tages stehet.

Was wollen wir thun/ nach dem wir in Le Geographicumg Gebäude: Altenburg (Thüringen), Brüderkirche diesem Tempel zum ersten mahle an heutigen Tage erschienen/ nicht wie er von neuen auffgeführet/ wie der Le Geographicumg Gebäude: Jerusalem, Tempel Tempel Salomonis zu Jerusalem/ sondern wie er meistentheils renoviret und mit einer lieblich=klingenden Ld OrgelAltenburg, Brüderkirche, Holbeck-Orgel 1687 Neuen Orgel versehen? Wollen wir nicht nach den Exempel Salomonis thun? Ja/ wir wollen darnach thun/ auff die Knie unserer Hertzen fallen/ die Hände gen Himmel ausbreiten und danckbarlich sagen: O Gott/ mit deiner Hand hastu es erfüllet/ wie es heutiges Tages stehet. Freylich hastu es/ o gütiger Gott/ mit deiner Hand erfüllet! Wie offt haben unsere Vorfahren und wir gewünschet/ daß dieser unscheinbare Tempel in eine feine Form möchte gebracht werden? Wie sehnlich haben wir verlanget/ daß das alte und sehr schlechte Orgelwerck in ein neues und bessers verwandelt würde? Unser Wünschen ist wahr worden/ unser Verlangen ist erfüllet. Heu= [S. 16] te stehen unsere Füße in dem erneuerten Hauße des Herrn: heute hören unsere Ohren das Klingen der Ld OrgelAltenburg, Brüderkirche, Holbeck-Orgel 1687 Neuen Orgel. Was wir gewünschet zu erleben/ das haben wir an diesen Tage erlebet. Was wir verlanget zu hören/ das haben wir an heutigen Tage gehöret. Wem haben wir es zuzuschreiben? Nicht uns und unseren Händen/ sondern deiner Hand/ o gütiger Gott: mit dieser hastu es erfüllet/ wie es heutiges Tages stehet. Wenn die renovation dieser Kirchen und Auffsetzung der Neuen Orgel in vorigen guten und Nahrungs-vollen Zeiten ergangen wäre/ so hätten wir gnugsame Ursache zu bekennen: mit deiner Hand/ o gütiger Gott/ hastu es erfüllet: aber da die reparatur dieser Le Geographicumg Gebäude: Altenburg (Thüringen), Brüderkirche Kirche/ nicht nur dieser/ sondern auch der Le Geographicumg Gebäude: Altenburg (Thüringen), St. Bartholomäi Sancti Bartholomaei und Le Geographicumg Gebäude: Altenburg (Thüringen), Hospitalkirche Hospital Kirchen/ wie auch die Verfertigung der Neuen Orgel in schweren kümmerlichen und Nahrungs=abfallenden Zeiten binnen Fünff Jahren vorgenommen und vollendet worden/ desto grössere Veranlassung bekommen wir Gott zu dancken und mit frölichen Munde zu sprechen: Mit deiner Händ [sic]/ gütiger Gott/ hastu es erfüllet/ wie es heutiges Tages stehet. Mit deiner Hand hastu die Hertzen der Obern mit dem heiligen Schluß diese Kirche zu erneuern und mit einer neuen Orgel zuschmücken/ erfüllet. Mit deiner Hand hastu die Hände Hoher und Niedriger erfüllet/ daß sie aus Wohlgefallen an deinen Hause solche dir gefüllet: was sie allbereits gegeben und noch geben werden/ ist von deiner Hand kommen. Mit deiner Hand hastu dieses Hauß mit reiner/ unverfälschter und in deinem Wort gegründeten Lehre erfüllet: Mit deiner Hand hastu diese Kirche mit einer beliebten Zierath und wohlklingenden Orgel erfüllet. Mit deiner Hand hastu unsere liebe Stadt mit Friede/ Ruhe/ Schutz und Seegen erfüllet. Wer wolte nun nicht diese Worte heraus brechen? Mit deiner Hand/ o Gott/ hastu es erfüllet/ wie es heutiges Tages stehet.

[S. 17]

Als der Lm Ereignisca. 515 v. Chr.: Bau des zweiten Tempels in Jerusalem Grund zum andern Tempel zu Jerusalem von Lb PersonSerubbabel (6. Jh. v. Chr.) Serubabel und anderen geleget wurde/ Ly BibelstelleEsra 3,12 weineten viel der alten Priester und Leviten und Obersten Väter/ die das vorige Hauß gesehen hatten/ überlaut/ weil es dem ersten nicht gleichete: Viele thöneten mit Freuden/ daß das Geschrey hoch erschall (e)(e) Esr. 3. 12.. Liebste Zuhörer/ die ihr die alte Gestalt dieses Tempels gesehen und nun auch die neue sehet/ die ihr die alte Orgel gehöret und itzo die Ld OrgelAltenburg, Brüderkirche, Holbeck-Orgel 1687 neue höret/ ihr werdet nicht überlaut weinen/ wie etliche alte Jüden/ und so es ja geschehe/ so würdet ihr vor Freuden weinen. Zu jenen weinen hättet ihr keine Ursache/ wie viel der alten Jüden; denn dieser Le Geographicumg Gebäude: Altenburg (Thüringen), Brüderkirche Tempel ist nicht unscheinbarer/ sondern scheinbarer worden/ weder er zuvor war/ die Orgel ist nicht kleiner und übellautender/ sondern stärcker und wohllautender worden/ als die vorige. Derohalben thönet mit Freuden/ dancket dem Herrn/ lobet seinen Nahmen und sprechet nochmahls: Mit deiner Hand hastu/ o Gott/ es erfüllet/ wie es heutiges Tages stehet. Und eben zu dem Ende seid ihr an heutigen Tage zum erstenmahl in diesem erneuerten Tempel vor Gottes Angesicht kommen. Damit aber das Dancken und Loben mit rechtschaffenen Hertzen und frölichen Munde ergehen möge/ so ersuchet den barmhertzigen Gott um seine Hülffe und Beystand in einem andächtigen VaterUnser. Thönet aber zuvor mit Freuden/ daß das Geschrey hoch erschall und singet einstimmig/ Ly BibelstellePsalmen 150,1 Lobet Gott in seinem Heiligthum.

[S. 18]

Der Text zur Predigt

ist genommen aus denen 4. 5. und 6. vers. des CL. Psalms/ und lautet also:

Ly BibelstellePsalmen 150,4–6 Lobet den Herrn mit Paucken und Reigen; Lobet ihn mit Seiten und Pfeiffen. Lobet ihn mit hellen Cymbeln/ lobet ihn mit wohlklingenden Cymbeln. Alles/ was Odem hat/ lobe den Herrn/ Alleluja.

Gott ergebene Zuhörer/

Es ist nicht gestern oder ehegestern der Gebrauch auffkommen/ die Gott gewiedmeten Oerter einzuweihen/ sondern er hat schon vor vielen tausend Jahren seinen Anfang genommen. Von denen Griechen/ Römern und andern heydnischen Völckern will ich nicht reden/ welche die Tempel/ Altare/ Götzenbilder und dergleichen mit gewissen Redens=Arten und Ceremonien eingeweihet. (f)(f) Rosin. l. 2. A. R. c. 2. LVD17 1:012185Q Brisson. de Form. l. 1. p. 114. Von denen Jüden und Christen will ich nur reden. Nachdem derjenige Knecht/ so Gott in seinem Hause treu gewesen/ ich meine Lb PersonMoses Mosen/ die Lm Ereignislegendär: Errichtung der Stiftshütte Stiffts=Hütte am ersten Tage des ersten Monden in andern Jahre des Lm Ereignislegendär: Auszug der Israeliten aus Ägypten Auszugs aus Aegypten auffgerichtet hat/ er sie nebst dem Altar auff Gottes Befehl eingeweihet. (g)(g) Ly BibelstelleExodus 40,9 Ex. 40. 9. Ly BibelstelleNumeri 7,1 Num. 7. 1. Als der König Lb PersonSalomo Salomon an stadt der Stiffts=Hütten den kostbaren Le Geographicumg Gebäude: Jerusalem, Tempel Tempel zu Jerusalem erbauet/ weihete [S. 19] er ihn selbst ein. (h)(h) Ly Bibelstelle1 Könige 8,33 1. Reg. 8. 33. Gleicher weise wurde der Le Geographicumg Gebäude: Jerusalem, Tempel andere Tempel von dem Schrifftgelehrten Lb PersonEsra (fl. 458 v. Chr.) Esra eingeweihet. (i)(i) Ly BibelstelleEsra 6,16 Esr. 6. 16. Und da dieser durch die Boßheit des Königs Lb PersonAntiochos IV. ( – 164 v. Chr.) Antiochi Magni mit heydnischen Göttern/ Opffern und andern Greueln verunreiniget wurde/ hat ihn der tapfere Held Lb PersonJudas Makkabäus ( – 160 v. Chr.) Judas Maccabaeus wieder eingeweihet. (k)(k) Ly Bibelstelle1 Makkabäer 4,52–59 1. Macc. 4. 52. So bald vor die Lehre Lb PersonJesus Christus (ca. 0 – ca. 30) Christi und die Christen Kirchen durfften auffgeführet werden/ hat man sie ohne vorhergehende Einweihung nicht gebrauchet. Daß die Römische Bischöffe Lb PersonClemens I. Clemens, Lb PersonEvaristus Evaristus, Lb PersonHyginus Hyginus und Lb PersonPius I. Pius I. Kirchen eingeweihet/ kan ich denen Papisten zu Gefallen nicht glauben/ weil bey ihren Leben denen Christen keine Kirchen verstattet worden/ wie der Heyde Lb PersonCelsus, Aulus Cornelius (45 v. Chr. – 25 n. Chr.) Celsus bey den Lb PersonOrigenes (ca. 185 – ca. 254) Origene (l)(l) LVD17 1:053227P l. 8. contra Cels. selbst gestehet/ Christianos ararum, statuarum templorumque dedicationes fugere, Die Christen wüsten nichts von der Einweihung der Altäre/ Bilder und Kirchen. Als aber die Römische Keyser Val. Aurelianus,[5] Lb PersonPhilippus, Marcus Iulius (ca. 204 – 249) Philippus, Lb PersonConstantius, Flavius Valerius (ca. 250 – 306) Constantius und Lb PersonFlavius Valerius Constantinus (ca. 280 – 337) Constantinus Magnus denen Christen vergönnet/ neue Kirchen auffzubauen/ oder die heydnischen Tempel einzunehmen/ haben die Christlichen Lehrer dem Exempel der Jüden nachgehende dienlich zu seyn erachtet/ daß solche zuvor mit Gebet und Dancksagung eingeweihet würden. (m)(m) Lb PersonSelden, John (1584–1654) Joh. Seldenus LVD17 23:313206M de Synedriis Ebr. l. 3. c. 14. 15. 16. Und diese Gewohnheit Christliche Kirchen einzuweihen ist in folgenden Seculis behalten worden/ und wäre sie noch zu behalten/ wenn man bey dem Gebet und Dancksagung geblieben und nicht abergläubische/ abentheuerliche und lächerliche Ceremonien dazu gebracht. (n)(n) Lb PersonWirth, Rudolf (1547–1626) Rod Hospinianus Lr QuellenHospinianus, De origine templorum (Genf 1672/1681) M de orig. templ. l. 4. c. 2. f. 105.[6] Lb PersonChladenius, Martin (1669–1725) Georg. Chladni in Lr QuellenChladni, Inventarium Templorum (1679) M Jnventario templ. Jch könte dieses mit unzehlichen fremden exempeln beweisen/ so keine einheimische verhanden. Als der glorwürdigste Keyser Lb PersonFriedrich I. Barbarossa (1122–1190) Fridericus I. Barbarossa benahmet/ die vor unserer Stadt gelegene Le Geographicumg Gebäude: Altenburg (Thüringen), St. Marienstift Berger Kirche erbauet/ ließ er sie durch den Bischoff zu [S. 20] Le Geographicumf Ort: Zeitz Zeitz Lb PersonUdo II. von Veldenz (–1186) Udonem/ einen Graffen von Pleißen/ Anno 1172. einweihen. Nachdem der Marggraff zu Le Geographicumf Ort: Meißen Meissen Lb PersonWilhelm II. von Meißen (1371–1425) Willhelm II. die Capelle Sanct Marien auff dem Schlosse zur Le Geographicumg Gebäude: Altenburg (Thüringen), St. Georg Stiffts=Kirche Sanct Georgen erhoben/ weihete sie Lb PersonLübeck, Nikolaus von (1360–1431) Nicolaus von Lübeck/ Bischoff zu Le Geographicumf Ort: Merseburg Mersburg auff Anordnung des Pabsts Lb PersonJohannes XXIII. (Gegenpapst) (ca. 1370 – 1419) Johannis 23. am Sontage Trinitatis/ war der 18. Junii Anno 1413. mit gebräuchlichen Solennitäten ein. Da das Kirchlein an Jacobs Hospital fertig/ wurde es von dem Probste des Le Geographicumg Gebäude: Altenburg (Thüringen), St. Marienstift Berger=Klosters Laurentio Unter Voigt Anno 1505. eingeweihet. Obige Gewohnheit Kirchen einzuweihen hat der letzte Elias Teutschlandes Lb PersonLuther, Martin (1483–1546) Lutherus nicht abgeschaffet/ iedoch so weit geändert/ daß die abergläubische Ceremonien ausgelassen/ das Gebet und Dancksagung aber behalten würde/ wie er denn selbst die Le Geographicumg Gebäude: Torgau, Schlosskirche Schloß=Kirche zu Torgau/ welche der großmüthige Churfürst zu Sachsen Lb PersonJohann Friedrich I. von Sachsen (1503–1554) Johann Friedrich auffsetzen lassen/ am XVII. Sontage nach Trinitatis Lm Ereignis5. Oktober 1544: Einweihung der Schlosskirche zu Torgau Anno 1544. mit Gebet/ Lobgesang und einer Predigt eingeweihet. (o)(o) Lr QuellenLuther, Altenburger Ausgabe 8 (1662) M T. VIII. Altenb. f. 367.[7] Jhm haben andere Evangelische Prediger gefolget und auff gleiche Form die neuerbauten Kirchen eingeweihet/ worunter ich nicht unbillich den um die Kirchen dieses Fürstenthums wegen eingeführter Catechismus Jnformation wohlverdienten Mann D. Lb PersonCaselius, Martin (1608–1656) Martinum Caselium rechne/ welcher die Gottesacker Kirche den 28. Augusti 1650. mit Gebet/ Dancksagung und einer Predigt eingeweihet/ wie vielen unter euch annoch bewust.

Es sind aber nicht nur die Kirchen/ sondern auch die darinnen enthaltene Stücke/ als die Cantzel/ Altar und Tauffstein/ eingeweihet worden. Wenn ich solches mit exempeln behaupten wolte/ würde es mir an Zeit ermangeln. Jch will nur der hiesigen erwehnen. Diese Cantzel hat der damahlige Superintendens M. Lb PersonBresnicer, Alexius (1504–1581) Alexius Bresnicerus am V. Sontag nach Trini- [S. 21] tatis/ war der 6. Julii Anno 1561. die Cantzel aber in der Le Geographicumg Gebäude: Altenburg (Thüringen), St. Bartholomäi Bartholomaei Kirche Magister Lb PersonMisenus, Andreas (ca. 1535 – 1591) Andreas Misenus, Stifftsprediger den 2. Julii Anno 1556. auff Lutherische weise eingeweihet. Der Tauffstein/ so vormahls in ietztgedachter Bartholomaei Kirche gestanden und Anno 1684. in dieses Hauß Gottes transferiret/ ist den 13. Februarii Anno 1614. von dem General Superintendenten Doctor Lb PersonSuarinus, Abraham (1563–1615) Abraham Svarino eingeweihet worden. Bey angeführten Stücken ist es nicht blieben: man ist mit der Einweihung noch weiter gegangen/ und auch auff die Orgeln kommen/ so ihren Nahmen von dem Griechischen Worte ὄργανον JÜbers.: Gerät, Werkzeug, Instrument. und mittelbarer Weise von ἔργον, JÜbers.: Werk, Handlung, Arbeit. ein Werck/ haben. (p)(p) Lb PersonDieterich, Johann Conrad (1612–1667) Joh. Conr. Dietericus Lr QuellenDieterich, Antiquitates Biblicae (1671) M Antiqv. Bibl. T. I. f. 351. 6. Weil diese nicht nur eine Kirche wohl zieren/ sondern auch der Music in der Kirchen sehr beförderlich/ als sind sie auch der Einweihung würdig geschätzet worden. Also hat D Lc PredigtautorPolantus, Nicolaus (1559–1612) Nicolaus Polantus die Ld OrgelMeißener Dom, Frietzsch-Orgel 1603/1604 Orgel in der Le Geographicumg Gebäude: Meißen, Dom Dom=Kirchen zu Le Geographicumf Ort: Meißen Meissen den 13. Maji 1604. M. Lc PredigtautorWinter, Erasmus (1548–1611) Erasmus Winter die Ld OrgelMeuselwitz, Zschugk-Orgel 1610 Orgel zu Le Geographicumf Ort: Meuselwitz Meuselwitz den 20. Junii Anno 1610. M. Lc PredigtautorFrick, Christoph (1577–1640) Christophorus Friccius die neue Ld OrgelBurgdorf, N.N.-Orgel 1614 Orgel zu Le Geographicumf Ort: Burgdorf Burchdorff am VIII. Sontage nach Trinitatis Anno 1614. Magister Lc PredigtautorMünstermann, Johannes (1598–1666) Johannes Münstermann die Ld OrgelOtterndorf, St. Severi, Hans Riege-Orgel 1662 Orgel zu Le Geographicumf Ort: Otterndorf Otterndorff den 19. Septembris 1662. Lc PredigtautorHinrichs, Hinrich (1653–1670) Heinricus Heinrici die Ld OrgelNeuenkirchen, St. Marien, Christoph-Donat-Orgel 1661 Orgel zur Neuen Kirche im Le Geographicumh Territorium: Land Hadeln Lande Hadeln den 29. Septembris Anno 1662. Doctor Lc PredigtautorOlearius, Gottfried (1604–1685) Gottfried Olearius die neuerbaute Ld OrgelHalle, Marktkirche, Georg Reichel-Orgel 1664 Orgel in der Le Geographicumg Gebäude: Halle (Saale), Unser Lieben Frauen Marien Kirche zu Le Geographicumf Ort: Halle (Saale) Hall den 15. Februarii Anno 1664. und Doctor Lc PredigtautorOlearius, Johannes (1611–1684) Johannes Olearius die kostbare Ld OrgelHalle, Dom, Christian Förner-Orgel 1667 Orgel in der Le Geographicumg Gebäude: Halle (Saale), Dom DomKirche daselbst den 18. Octobris 1667. eingeweihet/ wie die darbey gehaltene gedruckte Predigten solches zur Gnüge ausweisen.[8] Diesen zu folge wollen wir auch die in dieser Le Geographicumg Gebäude: Altenburg (Thüringen), Brüderkirche Kirchen von neuen auffgesetzte Ld OrgelAltenburg, Brüderkirche, Holbeck-Orgel 1687 Orgel/ nachdem sie an abgewichenen Freytage examiniret/ und an heutigen Tage zum erstenmahl bey öffentlichen Gottesdienst beschlagen wird/ einweihen/ nicht mit Weihwasser/ Chresam und Papistischen Ceremonien/ sondern auff gut Evangelisch/ mit Loben und Dan= [S. 22] cken. Wie aber solches anzustellen/ zeigen die abgelesene Worte. Nemlich die Einweihung der Ld OrgelAltenburg, Brüderkirche, Holbeck-Orgel 1687 neuen Orgel ist mit einstimmigen und einhelligen Lobe abzustatten/ worbey wir denn dreyerley zu betrachten;

I. Wer das einstimmige und einhellige Lob abzustatten?
II. Wem es abzustatten?
III. Wormit es abzustatten?

Gütiger Gott/ dir zu Lobe und Ehren geschiehet dieses/ erhebe dich anitzo in deiner Krafft/ so wollen wir singen und loben deine Macht. Amen!

Es berichtet der vortreffliche Engelländische Philologus Lb PersonSelden, John (1584–1654) Johannes Seldenus (q)(q) l. 3 de LVD17 23:313206M Synedr. Ebr. c. 15. zu abstattung des einstimmigen Göttlichen Lobes hier versamlete Zuhörer/ daß/ wenn die ersten Früchte in den Le Geographicumg Gebäude: Jerusalem, Tempel Tempel zu Jerusalem auff Anordnung Gottes gebracht/ der Ly BibelstellePsalmen 150 150. Psalm iedesmahl abgesungen worden. Die ersten Früchte der vor unseren Augen stehenden neuen Orgel sind an heutigen Tage in Le Geographicumg Gebäude: Altenburg (Thüringen), Brüderkirche diesen Tempel gebracht/ wir haben erwehnten Psalm nicht nur zu zweyen mahlen figuraliter und choraliter abgesungen/ sondern auch die drey letzten Versicul daraus angehöret/ welche uns das einstimmige und einhellige Lob vorstellen/ damit die neue Orgel einzuweihen. Hier ist nun erstlich zu bedencken:

Wer solches einstimmige und einhellige Lob abzustatten habe?

Wenn der lobende Lb PersonDavid (fl. 1000 v. Chr.) David in denen Ly BibelstellePsalmen 150,1–5 ersten fünff Versiculn das Wort הללו JÜbers.: zu zehen unterschiedenen mahlen brauchet/ so weiset er/ daß die vernünfftige Creaturen/ die Menschen/ das einstimmige und einhellige Lob abstatten sollen/ als welche in Gottes Heiligthum zusammen kommen/ welchen die Zunge in den Mund gesetzet/ den Herrn zu loben/ welchen Mund/ Hände [S. 23] und Füsse verliehen/ daß die Musicalischen Jnstrumenta zum Loben können angewendet werden/ und ist keine Creatur unter der Sonnen so genau zum Loben verbunden/ als der Mensch. Wenn er aber in den letzten Versicul ermahnet/ Ly BibelstellePsalmen 150,6 alles/ was Odem hat/ lobe den Herrn/ so gehet er noch weiter und will/ daß nicht nur die vernünfftige/ sondern auch die unvernünfftige Creaturen/ welche nur einen natürlichen Odem und Leben haben/ das einstimmige und einhellige Lob abstatten sollen. Es meinet zwar Rabbi Lb PersonJizchaki, Schlomo (1040–1105) Salomon Jarchi, (r)(r) cit. Lb PersonGeier, Martin (1614–1680) Geiero Lr QuellenGeier, Commentarius in Psalmos (1681) M in Ps. 150. 6. f. 2654. es würden dadurch die Heiligen Engel verstanden: es stehet auch der Kirchenlehrer Lb PersonAugustinus, Aurelius (354–430) Augustinus (s)(s) in Lr QuellenAugustinus, Opera 8 (1616) M h. l. T. 8 col. 1754. b.[9] in denen Gedancken/ als ziele Lb PersonDavid (fl. 1000 v. Chr.) David auff den Geistlichen und neuen Menschen/ der nach Gott geschaffen ist in rechtschaffener Gerechtigkeit und Heiligkeit: ingleichen erklären Lb PersonTheodoret (393–466) Theodoretus und Lb PersonEuthymios Zigabenos (fl. 1118) Euthymius (t)(t) alleg. Lb PersonBellarmino, Roberto Francesco Romolo (1542–1621) Bellarm. Lr QuellenBellarmino, Explanatio in Psalmos (1617) M in explic. h. l. p. 848. diese Worte von einem iedweden Menschen/ und dieses üm das Wort בשמח/ JÜbers.: welches eigentlich die Seele des Menschen bedeutet. Aber die Engel können hier nicht verstanden werden/ man müste denn das Leben von dem Leben eines Geistes auslegen/ und wenn wir auff den Zweck des lobenden Davids sehen/ so hat er sein Absehen nicht nur auff die Menschen/ sie mögen Geistlich oder nicht Geistlich gesinnet seyn/ sondern auch auff andere Creaturen/ welche Odem und Leben haben/ wie er denn (u)(u) Ly BibelstellePsalmen 148,7.10 Ps. 148 7. 10. die Wallfische/ Thier und alles Vieh/ Gewürm und Vögel beruffet/ den Herrn zu loben. Dahin gehet die Außlegung des Wittenbergischen Theologi Lb PersonBugenhagen, Johannes (1485–1558) Johannes Bugenhagenii (vv)(vv) in Lr QuellenBugenhagen, In Psalterium Davidicum (1535) M h. l. p. 762. in welcher er die Worte omne, qvod spirat, alles/ was Odem hat/ gegeben/ Lr QuellenBugenhagen, In Psalterium Davidicum (1535) M omne, qvod vivit, alles was lebet.[10] Wir werden hoffentlich nicht verstossen/ wenn wir hieher auch die jenigen Musicalischen Jnstrumente ziehen/ welchen ein Odem eingeblasen wird/ entweder von denen Men= [S. 24] schen/ dergleichen die Trommeten/ Posaunen/ Fagotten/ Zincken/ Flöten und Schalmeien/ oder von Blasebälgen/ wie die Regale/ Positive und Orgeln. Auch diese sollen nebst denen Menschen und andern lebhafften Creaturen das einstimmige und einhellige Lob abstatten.

Wem sollen sie es aber abstatten? Das ist das andere/ so hier zubetrachten. Nicht Engeln/ welche zu loben/ nicht Menschen/ denen auch Lob gebühret/ sondern dem Herrn/ welchen Lb PersonDavid (fl. 1000 v. Chr.) David in Ly BibelstellePsalmen 150,1 ersten Versicul nennet אל JÜbers.: den Starcken/ den Mächtigen und in Ly BibelstellePsalmen 150,6 letzten יה. JÜbers.: Jch will nicht anführen/ ob das Wort יה ein Stammwort sey des Göttlichen Nahmens יהוה JÜbers.: oder ob es aus diesem gezogen; sondern nur was es bedeute. Nach Rabbi Lb PersonMaimonides, Moses (ca. 1135 – 1204) Mosis Maimonidis (x)(x) in LVD17 12:122102V More Neb. i. v. c. 62. Meinung bedeutet es die ewigkeit des Göttlichen Wesens: nach Lb PersonHieronymus, Sophronius Eusebius (347–420) Hieronymi (y)(y) in Es 26. T. IV. gutachten den unsichtbaren Gott; nach Lb PersonCocceius, Johannes (1603–1669) Cocceji (z)(z) in Ly BibelstellePsalmen 68,5 Ps. 68. 5. muthmassung die schönheit des Göttlichen Nahmens/ und nach Lb PersonMathesius, Johannes (1504–1565) Mathesii (1)(1) in Ly BibelstellePsalmen 130 Ps. 130. Gedancken Deum decurtatum & imminutum, das ist/ den Sohn Gottes/ welcher Mensch worden und vor die Menschen gelitten. Dem Ursprunge des Worts kömt am nähesten die bedeutung/ welche der gelehrte Lb PersonAmama, Sixtinus (1593–1629) Sixtinus ab Amama (2)(2) in Antibarb. Bibl. p. 475. beliebet/ daß es nemlich bedeute Ens entium, principium essendi, den selbständigen Gott/ von dem alles wesen entspringet/ und hat es Lb PersonLuther, Martin (1483–1546) Lutherus gleich dem יהוה JÜbers.: hier und Ly BibelstellePsalmen 68,5 Ps. 68. 5. durch das Wort Herr übersetzet. Diesem Herrn ist das einstimmige und einhellige Lob abzustatten. Wird Lb PersonSimson Simson wegen seiner stärcke gelobet/ so ist Gott nochmehr zu loben/ als welcher der Stärckeste und Simson die Stärcke verliehen. Jst David wegen seiner mächtigen Thaten zu loben/ Gott ist noch mehr deßwegen zu loben/ wie ihn auch David Ly BibelstellePsalmen 150,2 v. 2. wegen seiner Thaten und grossen Herrligkeit [S. 25] will gelobet wissen. Loben die Jüden den Ertz=Vater Lb PersonAbraham Abraham/ daß sie von ihm herstammen/ so hat man Gott noch eher zu loben/ von dem Abraham und alle Dinge herstammen.

Wormit aber soll das einstimmige und einhellige Lob dem Herrn abgestattet werden? Und dieses ist das Dritte/ so noch zubehertzigen. Nicht nur mit der Zunge/ durch welche wir Gott den Vater loben. (3)(3) Ly BibelstelleJakobus 3,9 Jac. 3. 9. in Gebet und Liedern/ sondern auch mit allerhand Musicalischen Jnstrumenten. Welcherley sind sie? Jn Ly BibelstellePsalmen 150,3 dritten versicul zeiget Lb PersonDavid (fl. 1000 v. Chr.) David die Posaunen/ Psalter und Harffen: Von diesen wollen wir nicht reden. Jn Ly BibelstellePsalmen 150,4–5 vierdten und fünfften versicul machet er nahmhafftig die Paucken/ Reigen/ Seiten/ Pfeiffen und Cymbeln: und von diesen wollen wir mit wenigen handeln. Jch könte hier beybringen/ wie Lb PersonClemens von Alexandria (ca. 150 – ca. 215) Clemens Alexandrinus (4)(4) l. 11. Lr QuellenClemens von Alexandria, Opera (1572) M Paedag. c. 4. und Lb PersonIsidor von Pelusium (–435) Isidorus Pelusiota (5)(5) Lr QuellenIsidor von Pelusium, Epistolarum libri tres (1585) M T. 1. Ep. 364. f. 79. & Ep. 457. f. 88.[11] die beniemten Jnstrumenta mystice erklären/ als die Paucken von dem Fleische des Menschen/ so keine unordentliche Bewegung empfinden soll/ die Reigen von der Einigkeit der Kirchen/ die Seiten von denen Sinnen und Spann=Adern/ die Pfeiffen von des Menschen Leibe und die Cymbeln von denen Lippen/ welche Gott loben.[12] Aber ich will mich hiermit nicht auffhalten und lieber von obigen Jnstrumenten ihrer Beschaffenheit nach reden. Was die Paucken und daß sie bey denen Jüden gebrauchet worden/ ist unnöthig viel zugedencken; Wohl aber von denen Reigen/ wie Lb PersonLuther, Martin (1483–1546) Lutherus das םחוד JÜbers.: verdolmeschet sich richtend nach den Gebrauch der Jüden/ welche bey geschlagenen Paucken besondere Chor und Freuden=Reigen angestellet: Jedoch scheinet es beqvemer zu seyn/ wenn es mit Lb PersonBellarmino, Roberto Francesco Romolo (1542–1621) Bellarmino (6)(6) in Lr QuellenBellarmino, Explanatio in Psalmos (1617) M h. l. p. 846. und Le Geographicumf Ort: Labin Geiero (7)(7) Lr QuellenGeier, Commentarius in Psalmos (1681) M in Ps. 149. 3. f. 264. 9 von einem Musicalischen Jnstrument verstanden wird/ und solches darum/ weil David andere Jnstrumente erzehlet/ damit Gott [S. 26] zu loben/ auch das Ebraeische Wort an vielen Orten Heiliger Schrifft (8)(8) Ly BibelstelleExodus 15,20 Ex. 15. 20. Jud. II. 24 & 21. 22.[13] Ly BibelstellePsalmen 149,3 Ps. 149. 3. in solcher Bedeutung gefunden wird. Was es aber vor ein Jnstrument gewesen/ ob es eine Schalmeie/ oder Laute/ ist nicht gewiß zubeniemen/ weil die alten Jüdischen Jnstrumenta denen Christen unbekandt. Von denen Seiten ist dieses zumelden/ daß dadurch ein mit Seiten bezogenes Jnstrument angedeutet werde/ wohin auch Lb PersonPiscator, Johannes (1546–1625) Piscator (9)(9) in h. l. T II. f. 325. gesehen/ wiewohl Rabbi Lb PersonSaadia ben Joseph Gaon (882–942) Saadias und Lb PersonAbraham ben Meir ibn Esra (1092–1167) Aben Esra (10)(10) ap. Sim. de Muis in h. l. f. 353. das in der Grundsprache stehende Wort מנים JÜbers.: von vielen Arten der Musicalischen Jnstrumenten/ welche eine liebliche Harmonie machen/ außlegen. Was das Wort עגב JÜbers.: oder wie es an andern Oertern (11)(11) Ly BibelstelleGenesis 4,21 Gen. 4. 21. Ly BibelstelleIjob 21,12 Job. 21. 12. geschrieben/ עוגב anlanget/ so muß man mit Lb PersonMercier, Jean (ca. 1515 – 1570) Mercero (12)(12) Lurn:nbn:de:bvb:12-bsb10159494-6 in Job. 30. 31. f. v. 240. Conf. Matth. Polum vol. 2 Ceit Bibl. f. 217. gestehen/ es werde ein uns unbekandtes Jnstrument angezeiget: iedoch ist nicht zu zweiffeln/ Lb PersonDavid (fl. 1000 v. Chr.) David meine ein von vielen Pfeiffen zusammen gesetztes Werck/ ein Pfeiff=Werck/ nach welchen in folgenden Zeiten die Orgeln eingerichtet. Die Vulgata, Lb PersonPagnini, Santi (1470–1536) Pagninus, Lb PersonArias Montanus, Benedictus (1527–1598) Arias Montanus, Lb PersonJunius, Franciscus (1545–1602) Junius und andere haben das Wort Organum, und Lb PersonTossanus, Paul (1572–1634) Paulus Tossanus (13)(13) in Bibl. f. 503 das bekandte Wort Orgeln gesetzet; Lb PersonLuther, Martin (1483–1546) Lutherus aber und die Meintzische Bibel das Wort Pfeiffen. Ob nun die Orgeln bey Davids Zeiten allbereit üblich und in Le Geographicumg Gebäude: Jerusalem, Tempel Tempel Lb PersonSalomo Salomonis anzutreffen gewesen/ wie etliche vorgeben (14)(14) Lb PersonPraetorius, Michael (1571–1621) Mich. Praetor. Lr QuellenPraetorius, Syntagma musicum 1 (1615) M Synt. Music. p. I, c. 8. pg. 108. lassen wir dahin gestellet seyn. Was endlich das letzte Jnstrument/ die Cymbeln/ betrifft/ so werden dadurch nicht die Trommeten angedeutet/ wie Lb PersonIsidor von Sevilla (560–636) Isidorus Hispalensis (15)(15) cit. Lb PersonGeier, Martin (1614–1680) Geiero in Lr QuellenGeier, Commentarius in Psalmos (1681) M h. l. f. 2654. will/ sondern die ehernen Schellen oder Glocklein/ welche noch heutiges Tages in Ubung und in die Orgeln gebracht werden. Worbey die schönen Beynamen/ welche David denen Cymbeln zuleget/ nicht [S. 27] zuvergessen. Er nennet sie helle Cymbeln/ cymbala auditus, Cymbeln/ welche können von ferne gehöret werden: Er heisset sie wohlklingende Cymbeln/ so einen anmuthigen Thon geben/ cymbala jubilationis, Cymbeln der Freuden/ weil sie bey denen Zuhörern Freude und Jubiliren verursachen. Und dieses sind die Fünff Jnstrumente/ mit welchen Gott zu loben. Soll nun das Lob einstimmig und einhellig werden/ so muß man es dem Herrn nicht nur mit Liedern/ sondern auch mit Paucken/ Reigen/ Seiten/ Pfeiffen und Cymbeln abstatten.

Hieraus könte ich nun eine Ermahnung ziehen/ daß ihr/ Liebste Zuhörer/ das einstimmige und einhellige Lob dem starcken und mächtigen Gott/ dem Herrn/ an heutigen Tage williglich abstattet; Jch lebe aber der festen Zuversicht/ es werde dieser Ermahnung an euch nicht bedürffen/ zumahln da ihr allbereit mit Beten und Singen das einstimmige und einhellige Lob dem Herrn abgestattet/ auch die Trommeten/ Posaunen/ Zincken/ Seiten/ Orgel=Pfeiffen und Cymbeln mit euren Loben sich vereiniget und nebst euch das einstimmige und einhellige Lob dem Herrn abgestattet/ und bin ich der gewissen Hoffnung/ ihr werdet es noch ferner abstatten. Lb PersonKyrill von Saloniki (826/827 – 869) Cyrillus, Bischoff in Le Geographicumh Territorium: Mähren Mähren um das Jahr Christi 900. begehrete/ daß man den Gottesdienst in der Mährischen Sprache zu verrichten verstatten wolte/ und als man deßwegen eine Versamlung hielte/ wurde eine Stimme gehöret ruffend: Lr QuellenPius II., De Bohemorum origine (1538) M Omnis Spiritus laudet Dominum: Ly BibelstellePsalmen 150,6 Alles/ was Odem hat/ lobe den Herrn (16)(16) Lb PersonBeier, Adrian (1580–1624) Heinr. Eckardus LVD17 3:606390W in Ps. 150. f. 573.[14] Wir/ dem Höchsten sey danck/ haben nicht Ursach zu fragen oder zu bitten/ daß der Gottesdienst in unserer Mutter=Sprache gehalten werde/ wir dürffen darum auch keine Versamlung anstellen; gleichwohl aber läst sich die Stimme Lb PersonDavid (fl. 1000 v. Chr.) Davids in dieser volckreichen Versamlung hören: Ly BibelstellePsalmen 150,6 Omnis Spiritus laudet Dominum: alles/ [S. 28] was Odem hat/ lobe den Herrn. So lobe nun alles/ was Odem in diesem Le Geographicumg Gebäude: Altenburg (Thüringen), Brüderkirche Heiligthum hat/ den Herrn. Wir alle haben durch Gottes Güte Odem: Lasset uns den Herrn loben. Trommeten/ Posaunen/ Zincken haben Odem von Menschlichen Odem: Sie loben den Herrn. Die Pfeiffen in der Orgel haben Odem von natürlichen Odem; Sie loben den Herrn. Kürtzlich: Ly BibelstellePsalmen 150,6 Alles/ was Odem hat/ lobe den Herrn. Jedoch wird einige Ermahnung von nöthen seyn/ daß mit Loben die Ld OrgelAltenburg, Brüderkirche, Holbeck-Orgel 1687 neue Orgel eingeweihet werde. Die heutigen Jüden bedürffen dieser Einweihung nicht/ als welche in ihren Synagogen keine Orgeln dulden. (17)(17) Buxtorff. LVD17 14:053944S Syn. Jud. c. 11. p. 382.[15] Die Türcken brauchen sie auch nicht/ weil sie keine Orgeln in ihren Moscheen leiden: (18)(18) Lb PersonSchweigger, Salomon (1551–1622) Sal. Schweigger in Lr QuellenSchweigger, Reyßbeschreibung (1608) M Reis. l. 2. c. 61. p. 208.[16] Noch weniger die Christen unter der Türckischen Botmäßigkeit/ welchen keine Orgel verstattet wird. (19)(19) Dresserus Lr QuellenDresser, Isagoge historica (1601) M Isag. Hist. f. 793.[17] So geschiehet auch die Einweihung der Orgel nicht in der Le Geographicumg Gebäude: Rom, Sixtinische Kapelle Päpstlichen Capelle/ sintemahl in solcher keine Orgel anzutreffen. (20)(20) Joh. Bapt. Casalius Lr QuellenCasali, De ritibus (1681) M de vet. sacris Christian. ritibus c. 44. p. 247.[18] Jngleichen zu Le Geographicumf Ort: Lyon Lyon in Le Geographicumh Territorium: Frankreich Franckreich/ alwo niemahls einige Orgel auffgesetzet worden.(21)(21) Lb PersonBona, Giovanni (1609–1674) Joh. Bona Lr QuellenBona, Divina Psalmodia (1677) M de Psalmod p. 422.[19] Was soll ich sagen von denen Calvinisten/ oder/ wie sie lieber wollen genennet seyn/ Reformirten? Wie solten diese die Orgeln einweihen/ da sie dieselbigen verwerffen und aus denen Kirchen schaffen? Wie sie denn zu Le Geographicumf Ort: Ulm Ulm Anno 1531. Zwey Lm Ereignis1531: Orgelsturm im Ulmer Münster schöne Orgeln in dem Münster verderbet/ Seile und Ketten angeworffen/ und sie mit angelegten Pferden abgerissen. (22)(22) Lc PredigtautorDieterich, Conrad (1575–1639) Dietericus in der La OrgelpredigtKirchweih= oder Orgel=Predigt (Frankfurt a. M. / Leipzig 1669) M Orgelpr. p. 253. Lassen sie ja die Orgeln in denen Kirchen stehen/ so stehen sie da ohne Gebrauch bey dem ordentlichen Gottesdienst; Aber die Werckel=Tage über werden sie auff eine gewisse Stunde geschlagen/ wiewohl Lb PersonDurel, John (1625–1683) Johannes Durellus (23)(23) in Lr QuellenDurellus, Sanctae Ecclesiae Anglicanae (1669) M Vindic. Eccles. Anglic. part. I. c. 27. p. 318. schreibet/ Lr QuellenDurellus, Sanctae Ecclesiae Anglicanae (1669) M daß die Orgeln bey [S. 29] denen meisten Reformirten in Le Geographicumh Territorium: England Engelland/ Le Geographicumh Territorium: Niederlande Niederland/ Le Geographicumh Territorium: Deutschland Deutschland und Le Geographicumh Territorium: Schweiz Schweitz heutiges Tages zum Gottesdienst gebrauchet würden.[20] Uber angeführte Feinde der Orgeln hat man sich nicht allzusehr zuverwundern: Aber darüber hat man sich höchlich zu verwundern/ daß ein Evangelischer und der ungeänderten Augspurgischen Confeßion beygethaner Prediger/ M. Lb PersonGroßgebauer, Theophil (1627–1661) Theophilus Großgebauer sich nicht entblödet/ von der Orgel=Music dieses schimpfliche Urtheil zu fällen/ sie wäre eine Ursache des ungöttlichen und ungeistlichen Wesens in unseren Kirchen/ als dadurch die Ruhe in Gott und die Verkündigung des Todtes Christi in der Gemeine verhindert werde. (24)(24) in der Lr QuellenGroßgebauer, Drey Geistreiche Schrifften (1682) M Wächter=Stimme c. 11. p. 207.[21] Solte man nach dieses Theologi Gedancken gehen/ man dürffte an die Einweihung der Orgel nicht gedencken. Aber viel anders sind andere Evangelische Prediger und Gemeinen gesinnet: Diese lassen die Orgeln in denen Kirchen stehen/ oder schaffen an stadt der alten neue: Sind keine verhanden/ so bemühen sie sich/ die Kirchen damit zu zieren; Ja sie weihen solche öffentlich ein/ wie wir in Eingange vernommen/ und wir auch zu dem Ende in diesem Hauße Gottes an heutigen Tage versamlet/ die auffgesetzte Ld OrgelAltenburg, Brüderkirche, Holbeck-Orgel 1687 neue Orgel einzuweihen.

Es bedünckt mich aber/ als wenn etliche unter euch einwendeten/ diese Orgel wäre eintziger Einweihung nicht werth/ weil sie nicht von Gold/ dergleichen der Griechische Keyser Lb PersonMichael II. von Byzanz (770–829) Michael II. zu Le Geographicumf Ort: Konstantinopel Constantinopel verfertigen lassen.(25)(25) Lb PersonZonaras, Johannes ( – ca. 1130) Zonar. Lr QuellenZonaras, Compendium 3 (1557) M T. 3. Ann.[22] Nicht von Silber/ davon die Ld OrgelMailand, Silberne Orgel Orgel zu Le Geographicumf Ort: Mailand Meyland und das Ld OrgelDresden, Kunstkammer, N.N.-Positiv (silbern) Positiv in der Le Geographicumg Gebäude: Dresden, Kurfürstlich-Sächsische Kunstkammer Churfürstlichen Kunst=Cammer zu Dreßden; (26)(26) Lb PersonMithob, Hector (vor 1643 – nach 1680) Hector. Mithobius in Lr QuellenMithob, Psalmodia Christiana (1665) M Mus. Sacra p. 207 & 292. nicht von Ld OrgelMünchen, Frauenkirche, Buchsbaum-Orgel Buxbaum/ wie zu Le Geographicumf Ort: München München in der Le Geographicumg Gebäude: München, Frauenkirche Marien Kirche: (27)(27) Zeiler. LVD17 3:003587C part. I. Itin. Germ. c. 12. f. 276.[23] nicht von Alabaster/ von welchem Stein eine Ld OrgelMantua, Alabasterorgel Orgel zu Le Geographicumf Ort: Mantua Mantua in des [S. 30] Le Geographicumg Gebäude: Mantua, Palazzo Ducale Hertzogs Schloß in dem Zimmer la Grotta genandt zu sehen/ so ein Neapolitaner dem Hertzoge zu Le Geographicumf Ort: Mantua Mantua Lb PersonGonzaga, Federico II (1500–1540) Friedrichen verehret; (28)(28) Lb PersonAlberti, Leandro (1479–1552) Leander Albertus in Lr QuellenAlberti, Descrittione di tutta Italia (1551) M Thuscia[24] nicht von Ld OrgelVenedig, Glas-Orgel Glaße/ wie zu Le Geographicumf Ort: Venedig Venedig (29)(29) Lb PersonMaiolo, Simeone (ca. 1520 – ca. 1597) Majolus Lr QuellenMaiolo, Dies Canicvlares (1607) M dier. Canic. Colloqv. 23. p. 773.[25] oder auff dem Le Geographicumg Gebäude: London, Hampton Court Palace Schlosse Hamtoncourt in Le Geographicumh Territorium: England Engelland/ welche der Cardinal Lb PersonWolsey, Thomas (ca. 1475 – 1530) Thomas Wolsaeus in das Zimmer/ das Paradiß benahmet/ hat setzen lassen/ (30)(30) Schroter. Cosmogr. Hist. l. 1. c. 8. p. 625.[26] auch nicht von Ld OrgelWien, Papierorgel Papier/ wie solche vormahls zu Le Geographicumf Ort: Ödenburg Oedenburg in Le Geographicumh Territorium: Ungarn Ungarn/ nunmehr aber in der Le Geographicumg Gebäude: Wien, Kaiserliche Schatzkammer Keyserlichen Kunst=Cammer zu Le Geographicumf Ort: Wien Wien stehet; sondern von Zinn/ Bley und Holtz. Sie wäre auch nicht so künstlich/ wie das Wunderkünstliche Ld OrgelRom, Michele Todini-Orgel Orgel=Werck des Savoyers Lb PersonTodini, Michael (1616–1689) Michaelis Todini/ Musici zu Le Geographicumf Ort: Rom Rom/ dessen Beschreibung der hocherfahrne Lb PersonKircher, Athanasius (1602–1680) Athanasius Kircherus der Welt mitgetheilet[27](31)(31) in der Lr QuellenKircher, Neue Hall- und Thon-Kunst (1684) M Hall und Thönkunst l. I. c. 7. f. 120. oder die zwey Orgeln zu Rom/ deren Ld OrgelRom, Kranichorgel eine aus einem Krannichs=Flügel von zwölff Pfeiffen und die Ld OrgelRom, Rohrorgel andere aus einem gewachsenen Rohre von funffzehen Pfeiffen bestünde.[28](32)(32) Fr. Francisci Lr QuellenFrancisci, Lustige Schau-Bühne (1663) M LustSchaubühne p. 604. Gleicher Gestalt hätte sie nicht die Grösse/ wie die Orgeln zu Ld OrgelStraßburg, Münster, N.N.-Orgel Strasburg/ Ld OrgelUlmer Münster, Sturm/Schott-Orgel 1578/1599 Ulm/ Ld OrgelRothenburg ob der Tauber, St. Jakob, Weinlein / Schannat-Orgel 1641 Rotenburg an der Tauber/ Ld OrgelMagdeburg, Dom, Heinrich Compenius-Orgel 1604-1605 Magdeburg und Ld OrgelAltenburg, Schlosskirche, Josias Ibach-Orgel 1640 auff hiesigen Fürstlichen Schlosse/ welche 2067. Pfeiffen zehlet: Sie wäre nicht von solcher Schönheit/ wie die Orgeln zu Ld OrgelGröningen, David Beck-Orgel 1596 Gröningen in Ld OrgelHalberstadt, Dom, David Beck-Orgel 1590 Halberstädtischen/ Ld OrgelTrient, Santa Maria Maggiore, N.N.-Orgel 1536 Trient und Ld OrgelBordeaux, Kathedrale Saint-André, Valéran de Héman-Orgel 1627 Bourdeaux. Aber solte um deßwillen die neue Orgel keiner Einweihung werth seyn? Jst sie schon nicht von solcher kostbaren und raren Materia/ wie obberührte/ ob sie gleich nicht von der Grösse und Schönheit/ wie vorgedachte Orgeln/ so ist sie doch werth/ daß sie eingeweihet werde/ und zwar um folgender Ursachen willen.

Die Orgel ist Organum ὄργάνων JÜbers.: Das Instrument der Instrumente das Jnstrument aller Jnstrumenten/ nach der Benamung Lb PersonPraetorius, Michael (1571–1621) Praetorii (33)(33) Lr QuellenPraetorius, Syntagma musicum 1 (1615) M Synt. Mus. p. 139. sie ist Lr QuellenPraetorius, Syntagma musicum 1 (1615) M Rex omnium Instrumentorum & artificiosum ani- [S. 31] mal/ ein König aller Jnstrumenten und ein künstliches Thier/ wie sie Lb PersonDiruta, Girolamo (1554/1564 – nach 1610) Hieronymus Diruta (34)(34) praefat. Ln LiteraturDiruta, Transilvano (1969) M libr. Musici. nennet:[29] Sie ist das Hertz aller Musicalischen Jnstrumenten/ die Sonne/ welche die Vocal= und Instrumental Music erleuchtet/ die Hand/ welche der gantzen Music hilfft: sie ist der Grund/ worauff alle Music gesetzet wird. Man singe ein Lied Choraliter/ wie klingets ohne der Orgel? Man musicire das künstlichste Stück/ wird es auch können ausgeführet werden/ wird es annehmlich fallen/ wenn die Orgel nicht dazu geschlagen wird? Allein um dieser Ursachen willen verdienet die Orgel/ daß sie eingeweihet werde.

Die Orgeln haben ihre Stelle in denen Kirchen der Christen bekommen. Wenn aber dieses geschehen/ ob zum Zeiten des Römischen Bischoffs Lb PersonVitalianus (vor 657 – 672) Vitaliani Anno 660. darüm wollen wir uns nicht bekommern: uns vergnüget zu wissen/ daß bey den Leben Lb PersonAugustinus, Aurelius (354–430) Augustini und Lb PersonPrudentius Clemens, Aurelius (348 – ca. 405) Prudentii die Orgeln allbereit bekandt gewesen/ inmassen jener (35)(35) Aug. T. 9.[30] in Ps. 150. col. 1754, b, sie also beschrieben: Ln LiteraturAugustinus, Enarrationes in psalmos 141–150 (2005) M Organum generale nomen est omnium vasorum Musicorum, quamvis jam obtinuerit consvetudo, ut organa proprie dicantur ea, quae inflantur follibus[31], i. e. Orgel ist ein gemeiner Name Musicalischer Jnstrumente/ ob schon itzo die Gewohnheit auffkommen/ daß man die eigentlich Orgeln nennet/ welche mit Bälgen geblasen werden. Dieser aber (36)(36) in Ln LiteraturPrudentius, Apotheosis (1876) M Apoth. v. 68, mit folgenden Worten:

Ln LiteraturPrudentius, Apotheosis (1876) M Organum disparibus calamis qvod consona miscent,
Christum concelebret, Christum sonet.
[32]

Was die einstimmige Orgel mit ungleichen Pfeiffen klinget/ das lobe Christum/ das schalle von Christo. Die Orgeln sind in nachgehenden Zeiten stehen blieben und von denen Lm Ereignis1662: Synode von Köln Synodis zu Cölln und Lm Ereignis1545–1563: Konzil von Trient (Tridentinum) Trient bestetiget worden (37)(37) Casal. l. c. Was man nun so viel hundert Jahre in denen Kirchen der Christen gebrauchet/ wird [S. 32] ja hoffentlich der Einweihung wohl werth seyn. Jch wolte länger hiervon reden/ wo nicht die sonderbare Krafft und Wirckung der Orgeln mich zu sich zöge.

Die Krafft und Wirckung der Orgeln ist recht sonderbar. Wohlgeschlagene Orgeln ermuntern die Zuhörer zu brünstigen Gebet/ zu andächtiger anhörung Göttlichen Worts und zu williger abstattung des Lobens: Sie erqvicken Hertz und Gemüth/ sie bewegen Sinne und Gedancken/ sie erfreuen die Seele/ und werdet ihr solche Krafft und Wirckung der Orgeln vielmahls selbst empfunden haben. Der bey Stifftung des edlen Concordien Wercks eifrig bemühete Theologus D. Lb PersonAndreä, Jacob (1528–1590) Jacobus Andreae hat sie empfunden und gegen den hefftigen Feind der Orgeln Lb PersonBèze, Théodore de (1519–1605) Theodorum Bezam in dem Lm Ereignis1586: Kolloquium zu Montbéliard Colloqvio zu Mompelgart den 27. Martii Anno 1586. sie offenhertzig bekennet.[33] (38)(38) Lr QuellenActa Colloquij Montis Belligartensis (1587) M Acta Coll. Mompelg. p. 411. Lr QuellenActa Colloquij Montis Belligartensis (1587) M De me ipso affirmare possum, ut qui Musica figurali & organo plurimum delector, non modo aures sonum percipere, sed animum qvoqve harmonia illa affici mirifice & vel ad preces, vel ad conciones ardentiore Spiritu habendas vel audiendas excitari, quando svavissima harmonia Canticum Ecclesiasticum vel organo luditur, aut à Cantoribus, priusqvam concionator suggestum conscendat, recepta consvetudine cantari solet: adeoqve vim illam divinitus harmoniae inditam in me ipso efficaciter sentire affirmo. Idem qvoqve à multis aliis piis viris, etiam Laicis, artis Musicae ignaris audivi, qvod similiter in se ipsis experiantur, i. e. Jch kan mit Warheit von mir selbst sagen/ als der ich besondere Lust zur figural Music und Orgel habe/ daß ich nicht allein den Hall oder Klang mit den Ohren empfange/ sondern daß auch mein Geist und Gemüthe durch solche liebliche harmonie erwecket/ daß ich desto inbrünstiger bete/ oder die Predigten eifriger verrichte oder anhö= [S. 33] re/ wenn ein Kirchen=Gesang mit vielen und mancherley Stimmen gesungen oder auff der Orgel gespielet wird/ zuvor und ehe der Prediger auff die Cantzel tritt nach üblicher Gewohnheit. Da ich denn diese Krafft die Gemüther zu bewegen/ so von Gott eingegeben in mir empfinde/ welches ich auch von vielen frommen Gottseligen Menschen gehöret/ die nichts studiret/ auch die Music nicht gelernet/ daß sie ebener massen solches bey sich selbst befinden. Gleiches Bekäntnüß thut auch der Cardinal Lb PersonBona, Giovanni (1609–1674) Bona (39)(39) l. c. Lr QuellenBona, Divina Psalmodia (1677) M Laetificat Organorum concentus mentes & supernae civitatis insinuat jucunditatem: solicitat pigros, recreat diligentes, provocat justos ad amorem, peccatores ad compunctionem:[34] i. e. Der Orgel=Klang erfreuet das traurige Gemüth der Menschen und macht eine Lust nach der himmlischen Stadt: sie ermuntert die Faulen/ sie erqvicket die Fleissigen/ sie fordert den Gerechten zur Liebe und die Sünder zur Busse. Absonderlich erfahren betrübte und angefochtene/ wie ihr trauriges und bekümmertes Hertz durch den lieblichen Schall der Orgel auffgerichtet werde. Dannenhero hat der theure Kirchen=Vater Lb PersonLuther, Martin (1483–1546) Lutherus einem Lb PersonWeller, Matthias (1507–1563) betrübten Organisten diesen Rath ertheilet (40)(40)  Lr QuellenLuther, Altenburger Ausgabe 6 (1662) M T. 6. Altenb. f. 360. a. Ln LiteraturLuther, Briefwechsel 7 (1969) M Wenn ihr traurig seyd und will über hand nehmen/ so sprecht: Auff! ich muß unserm Herrn Christo ein Lied schlagen auff dem Regal (es sey Lw MusikwerkN.N.: Te Deum laudamus M Te Deum Laudamus, oder Benedictus) dann die Schrifft lehret mich/ er höre gerne frölichen Gesang und Seitenspiel: und greifft frisch in die Claves und singet drein/ biß die Gedancken vergehen/ wie Le Geographicumf Ort: Marköbel David und Lb PersonElisa Elisa thäten. Komt der Teuffel wider und gibt euch eine Sorge oder traurige Gedancken ein/ so wehret euch frisch und sprecht: Aus Teuffel/ ich muß itzt meinem Herrn Lb PersonJesus Christus (ca. 0 – ca. 30) Christo singen und spielen.[35] O [S. 34] der herrlichen Krafft und Wirckung der Orgeln! Es ist bey Erklärung des Worts hebr. JÜbers.: vorhin gedacht worden/ daß es die meisten mit dem Worte Organum und Orgel geben. Nun hat aber dasselbige Wort seinen Ursprung von dem Worte hebr. JÜbers.: amavit, adamavit, er hat geliebet/ daß also eine Orgel/ vermöge des Ebräischen Ursprungs/ ein liebliches/ ein werth=zuachtendes Jnstrument/ als welches mit denen einstimmigen Pfeiffen Ohren und Gemüth erqvicket. Es erqvicket auch dieselbigen/ wie wir anitzo verstanden. Der weit=berühmte Lb PersonKircher, Athanasius (1602–1680) Kircherus (41)(41) Jn der Lr QuellenKircher, Neue Hall- und Thon-Kunst (1684) M Hall= und Thön=Kunst/ l. II. c. 2. f. 135. erzehlet/ daß Lr QuellenKircher, Neue Hall- und Thon-Kunst (1684) M als er zu Meintz auff einem von der Kirchen abgesonderten Musicalischen Chor an einem hohen Fest sich befunden/ habe eine an der Wand hangende und nach der Orgel Chormässig gestimmte grosse Laute oder Thiorbe unberührt und von niemand geschlagen einen Resonantz von sich gegeben. Da er nun näher hinzu getreten/ habe er angemerckt/ daß so bald der Organist auff der Orgel die gleich=lautende Pfeiffen geschlagen/ die Laute auch so bald mit denen gleich=gestimmten Seiten bewegend und hallend gemachet worden/ nicht anders/ als wenn man sie mit Fleiß hätte geschlagen.[36] Hat die geschlagene Orgel eine solche Wirckung in einer leb=losen Laute gehabt/ was solte sie nicht vor Wirckung in denen lebhafften und vernünfftigen Menschen haben? Wird ein erbauliches Lied geschlagen/ die Hertzens=Thiorbe wird alsobald gerühret/ die Seiten der Sinne werden beweget/ man höret einen anmuthigen Klang/ wenn die Thiorbe der Orgel gleich und Chormässig zuvor gestimmet. Wie kan es nun Lb PersonBèze, Théodore de (1519–1605) Beza verantworten/ daß er in dem Lm Ereignis1586: Kolloquium zu Montbéliard Colloqvio zu Mompelgart von denen Orgeln geurtheilet/ als wann sie keinen Nutzen in der Kirche hätten? (42)(42) Lr QuellenActa Colloquij Montis Belligartensis (1587) M Act. Coll. Momp. p. 410. Wie kan es Lb PersonLavater, Ludwig (1527–1586) Lavaterus entschuldigen/ daß er von sich (43)(43) in Lr QuellenLavater, Nehemias (1586) M Nehem. 13. geschrieben? Organa plus impedimenti, qvàm commodi cultui divino affe- [S. 35] runt: Die Orgeln bringen dem Gottesdienste mehr Hindernüß als Beförderung.[37] Wormit will sich auch Lb PersonWirth, Rudolf (1547–1626) Hospinianus der Verantwortung entschütten/ daß er diese harte Worte (44)(44) l. 2. Lr QuellenHospinianus, De origine templorum (1587) M de Orig. templ. c. 11. f. 74. gebrauchet: Lr QuellenHospinianus, De origine templorum (1587) M Usus Organorum in templis adversatur doctrinae Apostolorum: Serviunt Organa carnis potius voluptati, qvam aedificationi spiritus: praestaret, Organa auferri ex templis:[38] Der Gebrauch der Orgeln in Kirchen ist der Apostolischen Lehre zuwider. Die Orgeln dienen mehr zur fleischlichen Wollust/ als Erbauung des Geistes: Es wäre besser/ die Orgeln würden aus denen Kirchen geschaffet. Wie wollen es die Anhaltischen Theologi behaupten/ daß sie die Orgeln unter des Römischen Abgotts und der Baalitischen Antichrists Feldzeichen rechnen?[39] (45)(45) ap Lr QuellenOlearius, Geistliches Hand-Buch (1668) M Joh. Olear. Handb. part. 1. art. 104 §. 14. p. 1520. Jch kan nicht sehen/ wie der gelehrte Professor zu Le Geographicumf Ort: Utrecht Utrecht/ Lb PersonVoetius, Gisbert (1589–1676) Gisbertus Voëtius, (46)(46) part. 1. c. 3. Lr QuellenPoliticae ecclesiasticae 1 (1663) M Polit. Eccles. p. 553. seinen Satz beweisen wolle: Die Jnstrumental=Music/ darunter auch die Orgel gehöret/ wäre Lr QuellenPoliticae ecclesiasticae 1 (1663) M nec adminiculum conveniens, nec pars, nec appendix cultus divini, nicht eine beqveme Beförderung/ nicht ein Theil/ noch weniger ein Anhang des Gottesdiensts? So wird auch der fleissige Professor zu Le Geographicumf Ort: Zürich Zürch/ Lb PersonSvicerus, Johann Caspar (1619–1688) Johannes Caspar Svicerus wenig ausrichten/ daß er wider den Gebrauch der Orgeln (47)(47) T. II. Lr QuellenSchweizer, Thesaurus ecclesiasticus (1682) M Thes. Eccles. f. 501. viel zusammen getragen. Denn dieser und andere seine Glaubens=Genossen solten zwischen den rechtmässigen Gebrauch und Mißbrauch der Orgeln einen Unterscheid machen. Um dieses willen ist ja jener nicht zu verwerffen/ sonst müsten die Kirchen/ Bücher/ Gebet/ Gesänge/ Predigten/ Glocken und dergleichen auch nicht geduldet werden. Der rechtmässige Gebrauch bleibe; den Mißbrauch schaffe man abe; und dahin zielen die von Hospiniano und Lb PersonSvicerus, Johann Caspar (1619–1688) Svicero angeführte Patres und gelehrte Männer. Zu dem solten sie bedencken/ daß die Music mit Posaunen/ Psalter/ Harf= [S. 36] fen/ Seiten/ Pfeiffen und Cymbeln Gott zur Zeit des Alten Testaments nicht mißfallen/ sondern vielmehr gefallen/ ja gar von ihm angeordnet worden/ wie die Psalmen Lb PersonDavid (fl. 1000 v. Chr.) Davids (48)(48) Ps. Ly BibelstellePsalmen 149 149. Ly BibelstellePsalmen 150 150. lehren. Jst nun Gott die Jnstrumental=Music im Alten Testament nicht entgegen gewesen/ wie solte sie ihm dann im Neuen Testament entgegen seyn? Daß sie ihm nicht entgegen/ bezeuget die Ermahnung Lb PersonPaulus von Tarsus (10 v. Chr. – 60 n.Chr.) Pauli: (49)(49) Eph. 5. 19. Ly BibelstelleEpheser 5,19 Redet unter einander von Psalmen und geistlichen Liedern; singet und spielet dem Herrn in euren Hertzen. Es hat auch weder Lb PersonLuther, Martin (1483–1546) Lutherus noch ein anderer Evangelischer Theologus die Orgeln vor ein nothwendiges Stück des Gottesdiensts bishero ausgegeben/ man hat sie unter die Adiaphora oder Mittel=Dinge gezehlet/ ohne und mit welchen man ein guter Christ bleiben könne/ inmassen Lutherus (50)(50) Lr QuellenLuther, Altenburger Ausgabe 5 (1662) M T. 5. Altenb. f. 519. sich erkläret:[40] Lr QuellenLuther, Altenburger Ausgabe 5 (1662) M Um der Orgeln willen werde kein Volck Gottes Volck/ noch sey iemand ein Glied Christi; man könne ohne dieselbigen seyn/ und seys auch. (51)(51) Conf. Joh. Stegmanni Christogn. melet. 6. p. 388. 399. Mithob. Lr QuellenMithob, Psalmodia Christiana (1665) M Mus. Sacr. p. 243. seqv. Bleibets also bey der sonderbaren Kraft und Wirckung/ welche die Orgeln bey dem Gottesdienst in denen Hertzen der Zuhörer verursachen; und hätten die Reformirten besser gethan/ wenn sie ihrem Führer Lb PersonCalvin, Jean (1509–1564) Calvino gefolget/ welcher von der Jnstrumental=Music und denen Orgeln dieses glimpfliche Urtheil gesprochen: (52)(52) in Ln LiteraturCalvin, Opera Omnia XL (1889) M comm. ad Dan. 3. 5. f. 33. Ln LiteraturCalvin, Opera Omnia XL (1889) M Instrumenta Musica sunt stimuli, qvo ferventiore studio colatur Deus. Die Musicalische Jnstrumenta sind Anreitzungen/ daß Gott desto eifriger geehret werde.[41] Wenn ihr nun die sonderbare Krafft und Wirckung der Orgeln überleget/ ihr werdet sämtlich schliessen/ die Orgeln sind einzuweihen.

Endlich geben die Orgeln ein Vorbild des Menschen/ des Christenthums/ der Einträchtigkeit und himmlischen Freude.

[S. 37]

Wir wollen es nach der Ordnung sehen. Die Orgeln sind ein Vorbild des Menschen. Wer ein Orgelwerck anschauet/ schauet einen Menschen an/ und ist dieser animatum qvoddam Organum, eine lebhafte/ eine beseelte Orgel/ wie ihn der wohlbelesene Lb PersonWeber, Johann Adam (1611–1686) Johann Adam Weber (53)(53) in Lr QuellenWeber, Ars Discurrendi (1673) M arte discurr. font. 51. p. 621. nennet. Lr QuellenWeber, Ars Discurrendi (1673) M Was bey der Orgel die Bälge/ das ist bey dem Menschen die Lunge; wie von denen getretenen Bälgen der Wind/ also entstehet der Odem von der Lunge/ welche von der Brust zusammen gedrucket wird/ um daß sie die an sich gezogene Lufft wieder von sich gebe. Der in den Bälgen gemachte Wind gehet durch einen Canal in die Wind=Lade; der von der Lunge gegebene Odem wird durch die Lufftröhre in den Mund geführet. Was die Pfeiffen in der Orgel/ das sind die Zähne in dem Munde und die Finger an Händen. Was die Wellen bey den Pfeiffen thun/ das thun die Spannadern bey Bewegung der Glieder. Die Pfeiffen in der Orgel klingen nicht/ wo sie nicht von dem Organisten berühret werden. Die Zunge gibt keinen Thon und Wort von sich; die Augen/ Finger und andere Gliedmassen werden nicht gereget und beweget/ wo nicht der Organist/ die Seele/ sie berühret und schlägt.[42] Gleich wie aber die Orgel der Nichtigkeit und Vergänglichkeit unterworffen; also auch der Mensch. Werden die Bälge zernichtet/ man kan keinen Wind haben. Wird der Canal/ die Windlade und Pfeiffen verderbet/ die Orgel wird unbrauchbar; ziehet der Organist davon/ die Orgel ist ohne Nutzen. Jn Wahrheit/ mit dem Menschen verhält es sich gleich also: Verwelcket oder verfaulet die Lunge/ wie kan sie Odem geben? Wird ein Glied nach dem andern gelähmet/ wie kan es gebrauchet werden? Ziehet die Seele von hinnen/ so ists mit der Orgel geschehen.

Ferner zeiget die Orgel ein Vorbild des Christenthums/ oder eines Christen. Wie sie es zeige/ will ich lieber in den Wor= [S. 38] ten des erbaulichen Lc PredigtautorDieterich, Conrad (1575–1639) Dietrichs/ (54)(54) La OrgelpredigtKirchweih= oder Orgel=Predigt (Frankfurt a. M. / Leipzig 1669) M Orgel=Pr. p. 260. als meinen/ zeigen: Wir sollen/ spricht er/ La OrgelpredigtKirchweih= oder Orgel=Predigt (Frankfurt a. M. / Leipzig 1669) M mit zusehen/ daß wir uns selbst zu lebendigen/ vernünfftigen und verständigen Orgeln machen: Unser Leib soll das Corpus solcher Orgel seyn: Unser Mund soll an derselbigen die Pfeiffe seyn; unsere Zung soll in der Pfeiffen das Zünglein/ der Odem oder Wind/ so darein geblasen/ soll unser Gemüth seyn; die Bälge/ dadurch solcher Wind getrieben/ soll Gottes Wort seyn; das Clavir und Pedal solcher unser geistlicher Orgel soll unser Hertz seyn. Die Register deren sollen unsers Hertzens und Gemüths=Affecten und Begierden seyn. Der Organist soll der Heilige Geist seyn/ welcher da ist mit Gaben siebenfalt der Finger in Gottes rechter Hand/ wie er genennet/ Ly BibelstelleLukas 11,20 Luc. 11, 20. Der soll mit seinen Fingern das Clavir unsers Hertzens schlagen/ sie durch den Wind seines Worts bewegen/ damit dadurch unser Leib/ unsere Füsse/ unsere Hände/ unsere Sinne und Gedancken/ unsere Affecten und Begierden eine rechte geistliche/ liebliche/ anmuthige Harmonie und Resonantz geben/ dadurch cum chordis W W KorrekturOriginal: chordacorda, cum fidibus fides, mit denen Seiten/ Clavir und Klang die Hertzen/ mit dem Glauben die Wercke und That zusammen stimmen. O wohl euch/ Geliebteste/ wenn ihr dergleichen Orgelwercke werdet. Selig seyd ihr/ wenn ihr euren gantzen Leib zu einen vernünfftigen Gottesdienst also opffert. Glückselig und aber glückselig seyd ihr/ wenn der Heilige Geist auff euer Orgel mit solcher Manier spielet; so werdet ihr gleichen denen geistlichen Orgelwercken Lb PersonZacharias Zachariae/ Lb PersonElisabeth Elisabethen/ Lb PersonMaria Mariae und Lb PersonSimeon Simeon/ (55)(55) Ly BibelstelleLukas 1,41.46.76 Luc. 1. 41. 46. 76.Ly BibelstelleLukas 2,29 c. 2. 29. welche/ von dem Heiligen Geist geschlagen/ einen anmuthigen Klang von sich gaben/ der weit und breit gehöret wurde. Dahin leitet euch Isidorus Pelusiota (56)(56) l. 1. Ep. 364. f. 79. Organum qvivis nostrum est, [S. 39] cum Deo mores & vitam suam probat & hominum commodia aptus est: i. e. Ein ieder unter uns ist eine Orgel/ wenn er Gott wohl gefällige Sitten an sich/ einen rechtschaffenen Wandel führet/ und denen Menschen dienen kan. Soll die Orgel klingen/ und dem Zuhörer ihre Güte und Vollkommenheit kund thun/ so muß der Organist das Clavir mit seinen Händen und das Pedal mit seinen Füssen drücken. Soll das Christenthum gut seyn/ auch von anderen davor geachtet werden/ die schwere Hand Gottes muß das Clavir und Pedal des Hertzens täglich drücken; alsdenn wird es einen lieblichen Schall ertheilen/ (57)(57) Ps. 119. 72.[43] Ly BibelstellePsalmen 119,71 es ist mir lieb/ Herr/ daß du mich gedemüthiget hast/ daß ich deine Rechte lerne. Wenn die Bälge getreten und sich auffgehoben/ fallen sie nicht eher nieder/ geben auch keinen Wind/ bis sie mit einer grossen Last von Bley/ Eisen oder Steinen beschweret. Das Creutz ist die Last/ eine solche Last/ welche nach des Fleisches Urtheil schwerer als Bley/ Eisen und Steine; wird ein Christ damit beleget/ es lässt ihn nicht in der Höhe der Glückseligkeit und Wohlergehens/ es drückt ihn nach und nach nieder/ es presst ihm einen Wind nach den andern aus/ welcher diesen Thon von sich erschallen lässet: Ly BibelstellePsalmen 116,13 Jch will den heilsamen Kelch nehmen/ und des Herrn Namen predigen. (58)(58) Ps. 116. 13. Ly BibelstellePsalmen 94,12–13 Wohl mir/ daß du/ Herr/ mich züchtigest/ und lehrest mich durch dein Gesetz/ daß ich Gedult habe/ wenn es übel gehet. (59)(59) Ps. 94. 12. Ly BibelstellePsalmen 118,21 Jch dancke dir/ daß du mich demüthigest und hilffest mir. (60)(60) Ps. 118. 21. Hierauff hat der gelehrte Abt Lb PersonPicinelli, Filippo (1604–1667) Philippus Picinellus gesehen/ wenn er bey die auffgehobenen und mit Steinen beschwerten Bälge diese Schrifft gesetzet: Lr QuellenPicinelli, Mundus symbolicus 2 (1681) M Sub pondere melos, ein Lied unter der Last. (61)(61) Lr QuellenPicinelli, Mundus symbolicus 2 (1681) M T. II. Mundi Symbol. l. 23. c. 6. f. 237.

Hiernechst stellen die Orgeln ein Vorbild der Einigkeit und Einträchtigkeit dar. Jn der Orgel stehen grosse/ mittel= [S. 40] mässige und kleine Pfeiffen/ welche doch eine wohl=lautende Harmonie geben: Jn einem gemeinen Wesen sind Grosse/ Mittlere und Kleine anzutreffen; wohl stehets mit dem gemeinen Wesen/ wenn Grosse/ Mittlere und kleine mit einander übereinstimmen. Die Pfeiffen in der Orgel haben unterschiedene Thone/ diese einen hohen/ jene einen tieffen/ andere einen gelinden/ und noch andere einen scharffen/ und gleich wohl geben diese Pfeiffen/ wann sie wohl gestimmet/ einen gleich=lautenden und lieblich=klingenden Thon. Was lehren sie hiermit? Die Einigkeit. Jn der Christlichen Kirchen/ in einer Stadt/ in einem Hause/ sind viele Pfeiffen anzutreffen/ deren iede einen absonderlichen Thon des Glaubens/ der Liebe/ des Friedens/ der Wissenschafft/ Geschickligkeit und Erfahrung von sich hören lässet. Ruhig wird die Kirchen seyn/ gesegnet die Stadt/ glückselig das Haus/ allwo die vielen Pfeiffen mit dem Thon übereinkommen. Ly BibelstelleJesus Sirach 25,1–2 Ein schönes Ding ist es/ so beyde Gott und denen Menschen wohlgefällt: Wenn Brüder eins sind/ und die Nachbarn sich lieb haben/ und Mann und Weib sich mit einander wohl begehen/ nach dem Urtheil Lb PersonSirach, Jesus (180 – 175 v. Chr.) Sirachs. (62)(62) c. 25. 1. 2. Der Gott der Liebe und des Friedes wird da seyn/ wo einerley Sinn oder gleiche Liebe/ wo man friedsam/ wo man einmüthig und einhellig. (63)(63) Ly Bibelstelle2 Korinther 13,11 2. Cor. 13. 11. Ly BibelstellePhilipper 2,2 Phil. 2,2. Ja es wird Wachsthum und Zunehmen daselbst angemercket werden/ wo Einigkeit und Einträchtigkeit; der Spruch des Königs in Le Geographicumh Territorium: Numidien Numidien Lb PersonMicipsa Micipsae (64)(64) Lb PersonSallust (86 – 34 v. Chr.) Salust. in Hist. bell. Jugurth. wird eintreffen: Concordia parvae res crescunt; durch Einigkeit nehmen kleine Dinge zu. Das Sprüchwort wird wahr werden: Concordia fulciuntur opes exiguae, mit Einträchtigkeit wird grosses Vermögen gestützet. Die Worte Fried ernehrt/ so die beyden Fürstliche Brüder/ Herzog Lb PersonJohann Casimir von Sachsen-Coburg (1564–1633) Johann Casimir und Herzog Lb PersonJohann Ernst von Sachsen-Coburg-Eisenach (1566–1638) Johann Ernst auff ihre Thaler [S. 41] schlagen lassen; oder Fried in Gemeinschaft ernehrt/ welche der in Gott ruhende hoch=geprießne Landes=Vater/ Herzog Lb PersonErnst der Fromme von Sachsen-Gotha-Altenburg (1601–1675) Ernst der Fromme/ zum Andencken der Hennebergischen Landes=Theilung/ auff die Müntze Anno 1661. zu prägen befohlen/[44] wird erfüllet. Eine Pfeiffe in der Orgel gibt wohl einen Thon/ so denen Ohren nicht angenehm/ auch der Vocal= und Jnstrumental=Music wenig helffen würde; aber wenn viele Pfeiffen bey einander gleichstimmig stehen und geschlagen werden/ so lassen sie einen anmuthigen und der übrigen Music beförderlichen Thon von sich vernehmen. Ein Stand ist in einer Stadt und Lande zuwenig/ alles auszurichten: aber wenn die drey Haupt=Stände sich mit einander verbinden und in guter Einigkeit stehen/ da wird alles durch Gottes Segen wohl ausgerichtet. Ein Mensch kan wegen seiner anwandelnden Schwachheit nicht allen Dingen vorstehen: Wo er aber einige und getreue Collegen an der Seite/ desto eher und glücklicher wird er ihnen vorstehen.[45](65)(65) Lb PersonMasen, Jacob (1606–1681) Jac. Masenius Lr QuellenMasenius, Speculum Imaginum (1681) M Spec. imag. c. 78. p. 971. Was von denen Orgeln als Vorbildern der Einträchtigkeit itzo gemeldet/ hat vorgedachter Lb PersonPicinelli, Filippo (1604–1667) Picinellus (66)(66) Lr QuellenPicinelli, Mundus symbolicus 2 (1681) M T. II. Mundi Symb. l. 23. c. 6. f. 237. & f. 239. nachdencklich angedeutet/ in dem er denen Orgeln und Pfeiffen diese Lemmata beygefüget: Lr QuellenPicinelli, Mundus symbolicus 2 (1681) M Varietate concentus, durch Unterschied eine Harmonie: Concordi discordia, mit einiger Uneinigkeit: Conjunctae svavius, zusammengesetzte klingen lieblicher; aliis juncta, mit andern kan was ausgerichtet werden.[46]

Schlüßlich haben wir an denen Orgeln ein Vorbild der zukünfftigen himmlischen Freude. Wenn eine wohl gestimmte Orgel von einem erfahrnen Organisten künstlich und lieblich gespielet wird/ was vor Freude entstehet in dem Hertzen? wie erfreuet wird das Gemüth? wie frölich das Angesicht? Die Freude wird tausendmahl grösser seyn/ wenn die himmlische Orgel wird ge= [S. 42] spielet werden/ nicht von denen künstlichen Organisten Lb PersonSquarcialupi, Antonio (1416–1480) Sqvarcialupo, Lb PersonScheidt, Samuel (1587–1654) Scheiden und Lb PersonCrüger, Johann (1598–1662) Krügern/ sondern von denen heiligen Engeln. Wird da nicht Freude erwecket werden/ wenn der liebliche Posaunen Baß wird gehöret/ das hell=thönende Principal gerühret/ die anmuthige Super-Octava vernommen/ und die wohllautende Mixtur geschlagen? Was vor Freude wird in dem Hertzen auffsteigen/ wenn der zischlende Vogelgesang erschallet und die hellen Cymbeln erklingen? Die Freude wird mercklich vermehret werden/ wenn die Harffenspieler auff Gottes Harffe spielen/ (67)(67) Ly BibelstelleOffenbarung 14,2 Apoc. 14. 2. wenn die hundert und vier und vierzig Tausend/ die er kauffet sind von der Erden/ das neue Lied vor dem Stul singen/ (68)(68) Ly BibelstelleOffenbarung 14,3 Apoc. 14. 3. und mit der Orgel übereinstimmen; da wird seyn Ly BibelstellePsalmen 16,11 Freude die Fülle und liebliches Wesen zu Gottes Rechten ewiglich/ (69)(69) Ps. 16. 11. da wird man sich freuen mit unaussprechlicher herrlicher Freude. (70)(70) Ly Bibelstelle1 Petrus 1,8 1. Pet. 1, 8. So offt ihr nun/ Liebste Zuhörer/ diese und andere Orgeln schlagen höret/ so offt gedencket an die himmlische Orgel. So offt ihr Freude von dem Schall der irdischen Orgel in der streitenden Kirchen empfindet/ so offt bildet euch die Freude ein/ welche in der triumphirenden Kirche zu erwarten/ Freude/ die kein Ohr gehört/ Freude/ die kein Hertz berührt/ Freude in= und euserlich/ ein ieder spreche mit mir/ auff die Freude freue ich mich. Hat Lb PersonLuther, Martin (1483–1546) Lutherus über die angehörten Moteten/ so den 17. Decembris Anno 1538. von etlichen Sängern in seinem Hauße abgesungen/ sich höchlich erfreuet/ und gesaget: Ln LiteraturLuther, Tischreden 1 (1912) M Lieber Gott/ wir sind anitzo noch in diesem Leben/ das doch ein lauter Jammerthal ist/ und du gibst uns neben andern Gaben auch die liebliche Musica/ und lässest dadurch unsere Hertzen erqvicken? was wird dort in jenem ewigen Leben werden und geschehen/ da alles wird auffs allervollkömmlichste und lustigste seyn?[47](71)(71) Coll. Mensal. tit. 68. f. 411. [S. 43] Jhr werdet euch noch mehr über den lieblichen Schall dieser Orgel erfreuen/ und mit Lb PersonLuther, Martin (1483–1546) Luthero heraus brechen: Lieber Gott/ wir sind anitzo noch in diesem Leben/ das doch ein lauter Jammerthal ist/ und du gibst uns neben andern Gaben auch diese lieblich=klingende Orgel/ und lässest dadurch unsere Hertzen erqvicken! Was will dort in jenem ewigen Leben werden und geschehen/ da alles wird auffs allervollkommlichste und lustigste seyn? Hierauff haben die Einwohner der Stadt Le Geographicumf Ort: Perugia Perusinae in Le Geographicumh Territorium: Etrurien Etrurien gesehen/ wenn sie an die in der Ld OrgelPerugia, San Pietro, N.N.-Orgel Peters=Kirche stehende Orgel diesen Hexametrum geschrieben:

Haec si contingunt terris, qvae gaudia coelo?[48]
La OrgelpredigtKirchweih= oder Orgel=Predigt (Frankfurt a. M. / Leipzig 1669) M Wenn solche Freude ist auff Erden/
Was wird vor Freud im Himmel werden?
[49]

Diesen Vers hat Lb PersonDiruta, Girolamo (1554/1564 – nach 1610) Hieronymus Diruta (72)(72) in Praef. Ln LiteraturDiruta, Transilvano (1969) M lib. Musici. fein ausgeleget: Lr QuellenPraetorius, Syntagma musicum 1 (1615) M Si in hisce terris ea est concentus & harmoniae dulcedo, qvantum gaudium & laetitiae erit Angelici chori & beatorum Spirituum superne in coelestibus?[50] i. e. So auff dieser Erden eine solche Liebligkeit der einstimmigen Harmonie/ was vor Freude und Wonne wird in dem Himmel bey dem Englischen Chor und Auserwehlten seyn?

Und dieses sind die vierfachen Vorbilder/ welche die Orgeln darstellen. So ihr nun diese nebst vorangeführten Ursachen zusammen nehmet und bey euch überleget/ ihr werdet/ auch ohne mein angeben/ den Schluß machen/ daß nicht nur andere Orgeln/ sondern auch die vor unseren Augen stehende neue Orgel einzuweihen. Nach solchem gemachten Schluß wollen wir sie anitzo einweihen. Wir weihen sie aber dem dreyeinigen Gott/ Gott Vater/ Gott Sohn und Gott Heiligen Geiste ein/ dem starcken und mächtigen Gott/ dem selbständigen Herrn/ daß er damit in diesem Heiligthum zu allen Zeiten gelobet werde/ und es [S. 44] gehe nach der Lb PersonDavid (fl. 1000 v. Chr.) Davidischen Erinnerung: Lobet ihn mit Pfeiffen oder der Orgel. Gleich wie die Davidischen Worte: Ly BibelstellePsalmen 150,4 Laudate Dominum in tympano & choro: laudate eum in chordis & Organo, mit güldenen Buchstaben an die Ld OrgelHalle, Marktkirche, Esaias Beck-Orgel 1588 Orgel in der Le Geographicumg Gebäude: Halle (Saale), Unser Lieben Frauen Marien=Kirche zu Hall (73)(73) D. Lc PredigtautorOlearius, Gottfried (1604–1685) Gottfr. Olearius Lr QuellenOlearius, Halygraphia (1667) M Chron. Hall. p. 316. geschrieben; wie die erklärte Worte: Ly BibelstellePsalmen 150,4 Lobet ihn mit Seiten und Pfeiffen; Ly BibelstellePsalmen 150,6 alles was Odem hat/ lobe den Herrn/ an der Ld OrgelWittenberg, Pfarrkirche St. Marien, N.N.-Orgel Orgel in der Le Geographicumg Gebäude: Wittenberg, Stadtkirche Pfarr=Kirche zu Wittenberg (74)(74) M. Lb PersonBeier, Adrian (1580–1624) Adr. Beyer Lr QuellenBeier, Architectus Ienensis (1681) M Archit. c. 39. p. 529. zu lesen; wie diese Worte: Lobet den Herrn mit Posaunen/ lobet ihn mit Psalter und Harffen/ lobet ihn mit Paucken und Reigen. Lobet ihn mit hellen Cymbeln/ lobet ihn mit wohlklingenden Cymbeln/ an der Ld OrgelJena, Stadtkirche, N.N.-Orgel Orgel in der Le Geographicumg Gebäude: Jena, Stadtkirche Stadt=Kirche zu Jena (75)(75) Lr QuellenBeier, Architectus Ienensis (1681) M id. l. c. p. 528. stehen: Also wollen wir sie an unsere neue Orgel schreiben/ daß der Organist und wir alle zum Loben ermuntert werden. Der Le Geographicumg Gebäude: Jerusalem, Tempel erste und andere Tempel zu Jerusalem/ der Brandopffers=Altar/ die Mauren zu Jerusalem (76)(76) Ly BibelstelleNehemia 12,27 Nehem. 12. 27. wurden mit Loben eingeweihet. Mit Loben wollen wir auch die neue Orgel itzo einweihen. Wir wollen aber nicht loben den Lb PersonHolbeck, Severin (ca. 1647 – 1700) Urheber und den Meister dieser Orgel/ sondern Gott den Herrn/ der Gnade/ Beystand/ Friede und Mittel verliehen/ daß die so offt verlangte Orgel bey diesen schweren Zeiten hat können auffgesetzet werden. Wir wissen zwar wohl/ daß wir Gott gnugsam zu loben nicht vermögen/ wenn auch alle Gliedmassen zum Loben geschickt wären. Denn hier wird der Ausspruch Lb PersonSirach, Jesus (180 – 175 v. Chr.) Sirachs(77)(77) c. 43. 32. 33. 34. wahr befunden; Ly BibelstelleJesus Sirach 43,32–34 Lobet und preiset den Herrn/ so hoch ihr vermöget/ er ist doch noch höher; preiset ihn aus allen Kräfften/ und lasset nicht abe/ noch werdet ihr es nicht erreichen. Jedoch wollen wir uns deßwegen von dem Loben nicht abhalten/ sondern vielmehr dazu ermuntern lassen/ in Erwegung des Schluß=Worts Alleluja/ [S. 45] wormit der Ly BibelstellePsalmen 150 150. Psalm und das Psalter=Buch beschlossen wird/ wir aber erinnert werden/ daß wir Gott zu loben nicht unterlassen/ und wann wir ihn gelobet/ von neuen wieder anfangen/ nach denen guten Gedancken Lb PersonMuis, Siméon de (1587–1644) Simeonis de Muis. (78)(78) in Ps. 150. f. 354. b. So wollen wir nun den Herrn/ der zu Zion wohnet/ einstimmig und einhellig loben/ sein Lob soll immerdar in unseren Munde seyn/ unsere Seele rühmet den Herrn. Wir heben unsere Hände auff in diesem Heiligthum/ und loben den Herrn/ wir reden von seinen Wundern/ wir singen dem Herrn ein neues Lied/ wir singen frölich Gott/ der unsere Stärcke ist/ wir singen um einander dem Herrn mit Dancken/ wir preisen seinen Namen/ wir spielen dem Herrn in unseren Hertzen/ wegen der grossen Güte und Treu/ die er an diesem erneuerten Hause und der neuen Orgel überflüssig erwiesen. Und mit solchem einstimmigen und einhelligen Lobe weihen wir diese Orgel ein/ und übergeben sie dem starcken und mächtigen Gott/ damit Er sie vor des Satans Bosheit behüte/ und nicht zugebe/ daß sie von ihm eingenommen und besessen werde/ wie die Ld OrgelHalberstadt, Dom, David Beck-Orgel 1590 Orgel in der Dom=Kirche zu Halberstadt/ und in vorigen Zeiten zu Ld OrgelLeipzig, Paulinerkirche, N.N.-Orgel 1627 Leipzig in der Pauliner=Kirche/[51](79)(79) Lb PersonHeidenreich, Tobias (1589–1650) Tob. Heidenreich/ Lr QuellenHeidenreich, Leipzigische Cronicke M Chron. Lips p. 372. daß das Donnerwetter ihr nicht schade/ wie es am 16. Julii Anno 1590. Abends um sechs Uhr der Orgel in der Bartholomäi=Kirche geschadet; daß keine Feuersbrunst sie verletze/ noch vor dem Ende der Welt von denen Feinden seines Worts beschlagen werde. Gott stärcke unsern Durchlauchtigsten Landes=Vater/ den Lb PersonFriedrich I. von Sachsen-Gotha-Altenburg (1646–1691) Friedenreichen Frjederjch/ und lasse Jhn den erfreulichen Geburts=Tag (80)(80) 15. Jul. noch so offt/ als Er ihn allbereit gesehen (Er hat ihn aber zwey und vierzigmahl gesehen) mitverlangten Hoch=Fürstlichen Wohlergehen und erwünschten Wachsthum Seines Hoch=Fürstlichen Namens und Haußes sehen. [S. 46] Der Herr erhalte diese Le Geographicumf Ort: Altenburg (Thüringen) Alte Stadt in Friede und Ruhe/ die Kirche und Gemeine bey seinem theuren allein=seligmachenden Wort/ und alle Wohlthäter dieses Tempels bey ersprießlicher Wohlfahrt an Seele und Leib. Der Herr regiere unsere Hertzen und Mund/ daß wir Jhn in Le Geographicumg Gebäude: Altenburg (Thüringen), Brüderkirche diesem Heiligthum allezeit loben/ bis wir in jenem Heiligthum/ ubi nullus locus erit orandi, sed tantum laudandi, wie der erleuchtete Lb PersonAugustinus, Aurelius (354–430) Augustinus (81)(81) De verb. Apost. serm. 17. T. 10. f. 343. redet/ alwo man nicht wird beten/ sondern allein loben/ Jhn ewig und unauffhörlich/ einstimmig und einhellig loben werde. Nun

Lw MusikwerkNicolai, Philipp: Wie schön leuchtet der Morgenstern Zwingt die Seiten in Cithara,
Zwingt die Pfeiffen in Organo
Und lasst die süsse Musica,
Gantz Freuden=reich erschallen.
[52]

Ly BibelstellePsalmen 150,6 Alles/ was Odem hat/ lobe den Herrn/ Alleluja!

Aria,

Welche von Herrn Magister Lb PersonRosenthal, Gottfried (1644–1711) Gottfried Rosenthalen/ Diacono, nach Anleitung des Ly BibelstellePsalmen 150 150. Psalms verfertiget/ und bey Einweihung der Ld OrgelAltenburg, Brüderkirche, Holbeck-Orgel 1687 Neuen Orgel in der Le Geographicumg Gebäude: Altenburg (Thüringen), Brüderkirche Brüder=Kirche/ abgesungen worden.

1.
Jn unsers Gottes Heiligthum
Hört man die grossen Thaten/
Man singt und klingt von seinem Ruhm/
Weil alles wohl gerathen:
Drum rühmet und preiset Jhn nahe und fern/
Und alles/ was Odem hat/ lobe den Herrn.

2.
Wann auch die Veste seiner Macht
Lässt seinen Ruhm erklingen/
Wie solten wir nicht seyn bedacht
Jhm Lob und Danck zu bringen?
[S. 47] Drum rühmet und preiset Jhn nahe und fern/
Und alles/ was Odem hat/ lobe den Herrn.

3.
Wie solt bey uns zu seiner Ehr
Nicht Alleluja schallen/
Dieweil wir in der reinen Lehr
Zum Hauße Gottes wallen?
Drum rühmet und preiset Jhn nahe und fern/
Und alles/ was Odem hat/ lobe den Herrn.

4.
Er zeigt uns seine Herrligkeit/
Giebt Fried und Ruh im Lande/
Nimt weg Verderben/ Krieg und Streit/
Giebt Glück zu allem Stande:
Drum rühmet und preiset Jhn nahe und fern/
Und alles/ was Odem hat/ lobe den Herrn.

5.
Wie manches Unglück geh’t vorbey/
Dadurch will Gott uns weisen/
Daß seine Güte täglich neu;
Wer wolte das nicht preisen?
Drum rühmet und preiset Jhn nahe und fern/
Und alles/ was Odem hat/ lobe den Herrn.

6.
Auch unser theurer Frjederjch
Mit Freuden wieder siehet
Den Tag/ der jährlich zeiget sich/** den 15. Jul.
Da Glück und Leben blühet;
Drum rühmet und preiset Gott nahe und fern/
Und alles/ was Odem hat/ lobe den Herrn.

7.
Wohl unserm Land/ wohl unsrer Stadt/
Weil unser Lb PersonFriedrich I. von Sachsen-Gotha-Altenburg (1646–1691) Frjedrjch lebet!
[S. 48] Denckt/ was uns Gott gegeben hat/
Was Güte ob uns schwebet!
Drum rühmet und preiset Gott nahe und fern/
Und alles/ was Odem hat/ lobe den Herrn.

8.
Weil denn Gott grosse Gütigkeit
Uns unverdient erzeiget/
So wär es unrecht diese Zeit/
Wenn unsre Zunge schweiget;
Drum rühmet und preiset Jhn nahe und fern/
Und alles/ was Odem hat/ lobe den Herrn.

9.
Nun laß dich hören Lobgesang/
Jhr Pfeiffen und Trommeten/
Der Ld OrgelAltenburg, Brüderkirche, Holbeck-Orgel 1687 neuen Orgel schöner Klang/
Jhr Cymbeln mit den Flöten/
Auff! rühmet und preiset Gott nahe und fern/
Und alles/ was Odem hat/ lobe den Herrn.

10.
Gott lasse den Regenten=Stul
Gantz unverrückt bestehen/
Er segne Rathhauß/ Kirch und Schul/
Geb’ Allen Wohlergehen!
So rühmen wir unsern Gott nahe und fern/
Und sagen: Was Odem hat/ lobe den Herrn.

11.
Gott segne in viel tausend mahl/
Die zu dem Bau gegeben/
So wohl/ die hier im Thränen=Thal/
Als dort im Himmel schweben;
So rühmt man Gott hier und dort/ nahe und fern/
Und alles/ was Odem hat/ lobet den Herrn.

Einzelanmerkungen

  1. Sagittarius übernimmt fast wörtlich die Wendung: Derohalben auch in diser armen Stat bey fünffzehen kirchen erpawet . (Link, Von anruffunge der heyligen (1523), A1v) Er beruft sich auf diese Zahlenangabe, obwohl Wenzeslaus Link in seiner Predigt gegen den übermäßigen und teuren Heiligenkult in Le Geographicumf Ort: Altenburg (Thüringen) Altenburgs Kirchen wetterte und die ärmeren Schichten der Stadt gegen den Baalitischen gotzdienst der ceremonien (Link, Von anruffunge der heyligen (1523), A2r) in Schutz nahm.
  2. Der lateinische Begriff nummus bracteatus für mittelalterliche Münzen aus Blech ist heute ein Fachwort der Numismatik, wurde aber erst 1678 eingeführt. Sagittarius erweist sich hier also auf aktuellem Forschungsstand, vgl. https://www.kuenker.de/de/archiv/stueck/180329
  3. Lb PersonLuther, Martin (1483–1546) Martin Luther verbrachte die erste Zeit nach dem Lm Ereignis27. Januar 1521: Reichstag zu Worms Reichstag zu Worms bekanntlich auf der Le Geographicumg Gebäude: Eisenach, Wartburg Wartburg. Als er sich wieder auf den Weg nach Le Geographicumf Ort: Wittenberg Wittenberg machte, predigte er am 22. April 1522 erstmals in der Le Geographicumg Gebäude: Altenburg (Thüringen), Brüderkirche Brüderkirche in Altenburg.
  4. Die rote Rose auf silbernem Grund war das Wappen der Burggrafen von Altenburg. Sie ist noch heute Bestandteil des Wappens der Stadt Le Geographicumf Ort: Altenburg (Thüringen) Altenburg, vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Burggrafen_von_Altenburg#Wappen_der_Burggrafschaft_Altenburg
  5. Eine genaue Bestimmung, um welchen römischen Kaiser es sich hierbei handelt, ist nicht möglich.
  6. Vgl. das Kapitel De Origine Dedicationis & Consecrationis Templorvm apud Christianos, Hospinianus, De origine templorum (Genf 1672/1681), S. 373ff.
  7. Einweihung eines neuen Hauses zum Predigampt Göttlichs Worts erbauet/ im Churfürstlichen Schloß zu Torgau/ durch D. M. L. Anno M.D.XLIIII., Luther, Altenburger Ausgabe 8 (1662), S. 367-377.
  8. Sagittarius bezieht sich auf folgende sieben Orgelpredigten: Musica instrumentalis (Meißen 1605); Elogium Organi Musici (Altenburg 1610); Musica Christiana (Leipzig 1615); Christliche Orgel=Predigt (Jena 1665); Denck= und Danck=Seule (Jena 1665); Encoenia HierOrganica (Halle 1664); Das fröliche Hallelujah (Halle 1667).
  9. In der von uns herangezogenen Werkausgabe findet man die Exegese von Psalm 150 an folgender Stelle: Augustinus, Opera 8 (1616), S. 628.
  10. Eine ähnliche Interpretation gibt auch der hier gleichfalls zitierte jesuitische Theologe Lb PersonBellarmino, Roberto Francesco Romolo (1542–1621) Robert Bellarmin, wenn er nach der Erörterung mehrerer alternativer Interpretation schreibt: Voluit ergo Dauid potiùs dicere, Omne quod viuit, quàm omne quod substitit, laudet Dominum; vt declararet, se inuitare omnes res ad Deum laudandum, quatenus aliquo modo viuunt, vt suprà explicatum est. (Bellarmino, Explanatio in Psalmos (1617), Sp. 1096)
  11. Wie alle anderen frühchristlichen Schriftsteller verwendete Lb PersonIsidor von Pelusium (–435) Isidor von Pelusium die Orgel lediglich im metaphorischen Sinn, siehe dazu die genannten Briefe, hier in Isidor von Pelusium, Epistolarum libri tres (1585), S. 128 und 156f. Zu seiner ablehnenden Haltung gegen die musikalische Praxis seiner Zeit vgl. McKinnon, The Meaning of the Patristic Polemical (1965), bes. S. 76f.
  12. Clemens Alexandrinus deutet das gesamte Instrumentarium aus Psalm 150 in allegorischer Weise aus, vgl. Clemens von Alexandria, Opera (1572), S. 53. Sagittarius hat an dieser Tradition im Gegensatz zu vielen anderen Orgelpredigtautoren seiner Zeit offenbar nur geringes Interesse.
  13. Die hier gemeinte Stelle konnte bisher nicht eindeutig identifiziert werden.
  14. Siehe Näheres zur Herkunft dieser Episode aus dem Leben des Slawenapostels Lb PersonKyrill von Saloniki (826/827 – 869) Kyrill im entsprechenden Personenartikel. Die von Sagittarius verwendete Quelle konnte hier nicht ermittelt werden.
  15. Die verschiedenen von uns konsultierten Ausgaben der Synagoga Judaica enthalten auf S. 382 keinen Hinweis auf ein Orgelverbot in der Synagoge. Die Paginierung stimmt überdies mit der Kapitelangabe nicht überein, sodass es sich um eine fehlerhafte oder aus der Sekundärliteratur übernommene Angabe handeln könnte. Das von Sagittarius genannte 11. Kapitel befasst sich detailliert mit der Feier des Sabbaths und erwähnt Instrumentalmusik nur insofern, als das Spielen von Musikinstrumenten am Sabbath nicht gestattet war.
  16. Das in der Anmerkung angeführte 61. Kapitel handelt von türkischen Hochzeitsbräuchen. Auf der angegebenen Seite findet sich eine ausführliche Schilderung der türkischen Instrumentalmusik, siehe den vollen Wortlaut dieser Quelle im Personenartikel Lb PersonSchweigger, Salomon (1551–1622) Salomon Schweigger. Von Orgeln oder Moscheen ist an dieser Stelle der Reisebeschreibung hingegen nicht die Rede.
  17. In dem genannten Geschichtswerk heisst es: denn die Türcken nemen mehrentheils alle Kirchen zu sich/ vnd weihen sie jhrem Mahomet ein/ dagegen aber lassen sie den Christen nichts mehr/ als etwan eine alte/ verfallene vnd bawfellige Capelle/ die Glocken/ Orgeln/ vnd was zur Music gehöret/ wird alles hinweg genommen . (Dresser, Isagoge historica (1601), S. 793.)
  18. Et quanquam in capella summi Romani Pontificis organa non sint admissa, sicuti nec alia instrumenta; non propterea haec omnino respuenda, sed & consulenda est prudentia, quaenam illorum locorum sanctitas deceat? (Casali, De ritibus (1681), S. 247)
  19. In der verfügbaren Ausgabe des zitierten Werks findet sich die gemeinte Stelle auf einer anderen Seite. Der Autor thematisiert die Einführung der Orgel in die Kirchenmusik und plädiert für einen maßvollen Einsatz. Es heißt hier: Constat igitur ex dictis nec statim ab initio, nec ubique recepta fuisse musicalia instrumenta: nam etiam nunc Romae in sacello summi Pontificis semper sine instrumentis officiorum solemnia celebrantur; & Ecclesia Lugdunensis, quae novitates nescit, semper organa repudiavit, neque in hunc diem ascivit. Non tamen damnari debet moderatus eorum usus, cùm à sanctissimis, & sapientissimis viris, ac novissimè à sancto Tridentino Concilio approbatus & permissus sit. (Bona, Divina Psalmodia (1677), S. 601). Zu den alten liturgischen Traditionen in Lyon siehe auch Bona, Divina Psalmodia (1677), S. 657–659.
  20. Die Vorlage dieses Zitats findet sich nicht auf der angegebenen Seite, sondern im Inhaltsüberblick über das Kapitel, in dem sich Durel ausführlich mit den Standpunkten verschiedener reformierter Theologen zur Frage der Orgel im Gottesdienst auseinandersetzt. Der lateinische Wortlaut ist folgender: Organa Musica apud Belgarum, Germanorum, Helvetiorum, aliorumque Reformatorum penè omnium, Ecclesias in usu sunt. (Durellus, Sanctae Ecclesiae Anglicanae (1669), S. 304)
  21. In seiner Lr QuellenGroßgebauer, Drey Geistreiche Schrifften (1682) M Wächterstimme übte der Rostocker Theologe Lb PersonGroßgebauer, Theophil (1627–1661) Theophil Großgebauer grundsätzliche Kritik an der Verwendung von Instrumenten und kunstvoller Figuralmusik im Gottesdienst, vgl. Großgebauer, Drey Geistreiche Schrifften (1682), S. 189–222, und löste damit eine innerlutherische Debatte aus. Das musikfeindliche Kapitel druckte Lb PersonMithob, Hector (vor 1643 – nach 1680) Mithobius, dem Sagittarius sich hier anschließt, in seiner Widerlegungsschrift nach, vgl. Mithob, Psalmodia Christiana (1665), S. 131–152.
  22. Eine prachtvolle Orgel aus Gold hatte Kaiser Lb PersonTheophilos von Byzanz (812–842) Theophilos von Byzanz für seinen Palast bauen lassen, wie durch mehrere Quellen belegt ist. Sie wurde mit anderen Kostbarkeiten von seinem Nachfolger Lb PersonMichael III. von Byzanz (839–867) Michael III. eingeschmolzen, vgl. Schuberth, Kaiserliche Liturgie (1968), S. 75–77. Die Information, Lb PersonMichael II. von Byzanz (770–829) Michael II. habe die goldene Orgel in Auftrag gegeben, könnte von Lb PersonMithob, Hector (vor 1643 – nach 1680) Mithobius stammen, vgl. Mithob, Psalmodia Christiana (1665), S. 292. Siehe weitere Informationen im Artikel über die Ld OrgelByzanz, Goldene Orgel goldene Orgel in Le Geographicumh Territorium: Byzanz Byzanz.
  23. In den verschiedenen Ausgaben dieser Reisebeschreibung ließ sich die gemeinte Stelle bislang nicht identifizieren. In seinem Katalog von Orgelkostbarkeiten gab Lb PersonBeier, Adrian (1580–1624) Adrian Beier, der zu Sagittarius’ Handapparat zählte, eine andere Quelle an. Da es zur Zeit noch schwierig ist, die gegenseitigen Abhängigkeiten und Wege der Informationsvermittlung zu entwirren, sei hier Beiers Beschreibung von Orgeln zitiert: Die Materia und Zeug/ daraus sie gemacht/ ist nicht aus Glase/ wie die im Schlosse Hamtoncourt in Engelland/ welche der Cardinal Lb PersonWolsey, Thomas (ca. 1475 – 1530) Thomas Wolsaeus in das Zimmer/ genand das Paradiß/ hat setzen lassen/ daran alles gläsern ist/ ohn die Seiten. Schröter. Cosmogr. histor. lib. I. c. 8. p. 625. Nicht aus Buxbaumholtz/ wie Ld OrgelMünchen, Frauenkirche, Buchsbaum-Orgel die zu Le Geographicumf Ort: München München in Beierlande/ und zwar in der Le Geographicumg Gebäude: München, Frauenkirche Marien=Kirchen. Lb PersonEns, Gaspar (ca. 1570 – ca. 1650) Caspar Ens in Lr QuellenEns, Deliciarum Germaniae (1609) M Delit. Germ. p. 45. Nicht aus Alabaster/ wie die zu Le Geographicumf Ort: Mantua Mantua im Le Geographicumh Territorium: Italien Welschland/ in dem Zimmer genand La grotta. Schröter l. I. c. 7. p. 561. Nicht aus Golde/ wie die zu Constantinopel in Thracien/ davon Zonaras schreibet. Sondern aus guten Engelischen Zinn/ und diese wird nicht von Wasser getrieben/ wie die bey den Pratelinern/ so unweit Florentz in Hetruria wohnen? Georg Graditz von Wertheim/ und sein Revisor Nicolaus Bassaeus in Deliciis Italiae p. 77. Sondern mit Füssen getreten. (Beier, Architectus Ienensis (1681), S. 525f.) Das angeführte Reisebuch von Caspar Ens erwähnt auf der angegebenen Seite die Buchsbaum-Orgel in München. Schröters Buch konnte bislang nicht identifiziert werden.
  24. Siehe den Wortlaut dieser Quelle im Personenartikel Lb PersonAlberti, Leandro (1479–1552) Leandro Alberti.
  25. Sagittarius führt eine Quelle an, die als wörtliches Zitat auch durch Praetorius, Syntagma musicum 1 (1615), S. 145, verbreitet wurde. Er scheint das Werk jedoch auch selbst konsultiert zu haben, denn er gibt die korrekte Seitenzahl an. Siehe den Wortlaut dieser Quelle im Personenartikel Lb PersonMaiolo, Simeone (ca. 1520 – ca. 1597) Simeone Maiolo.
  26. Diese von Sagittarius wohl aus der Sekundärliteratur übernommene bibliographische Abkürzung, die auch bei Beier, Architectus Ienensis (1681), S. 526, auftaucht, ließ sich bislang keinem Werk zuweisen.
  27. Vgl. die ausführliche Beschreibung des von Todini gebauten Wunder-Music-Wercks, das eine Orgel mit vier Clavicymbeln zu einer komplexen Musikmaschine verband, in: Kircher, Neue Hall- und Thon-Kunst (1684), S. 120f.
  28. In dem angeführten Werk unterhalten sich die Protagonisten als Gäste in einem Sommerschloss über die dort vorhandenen Musikinstrumente. Besonders ungewöhnlich ist ein Instrument, das aus einem Kranichkörper gebaut war; daran jedwede Glieder ihren besondern Thon und Klang gaben: der Bauch war eine Sackpeiff/ und ward durch das eine lincke Schienbein aufgeblasen: wenn er dergestalt mit Wind erfüllet/ und gedruckt wurde; trieb er solchen/ durch verborgene Röhrlein in alle Federn der beeden Flügel/ welche gar artlich und harmonisch gedisponirt. Uber den Flügeln sahe man etliche Clavir/ wie am Jnstrument/ die/ wenn man sie schlug/ eine Flöten=Music hören liessen. Hiemit stimmete der Hals deß Kranichs überein/ welcher gleich einem Cornet gekrümmet stund/ und einen wunderlichen/ jedoch anmuthigen Schall/ formirte. So lautete das rechtere Schienbein einer sechs=löcherichten Hirten=Pfeiffen gleich. Vom Schnabel waren/ biß zum lincken Flügel/ etliche Säiten gezogen/ deren Befingerung vorgedachten Klang überschön zierte. (Francisci, Lustige Schau-Bühne (1663), S. 603) Nach dem Anhören dieses aus einem Vogel konstruierten Dudelsacks tauschen sich die Damen und Herren über ähnliche Beispiele aus, wobei Lb PersonKircher, Athanasius (1602–1680) Athanasius Kircher als Quelle für die in der Orgelpredigt erwähnte Ld OrgelRom, Kranichorgel Kranich-Orgel benannt wird. Einer der Anwesenden fährt mit dem Bericht über die Ld OrgelRom, Rohrorgel Rohr-Orgel fort: die Natur/ erzeigt sich nicht nur allein in den Thieren so wunderlich/ und eine Liebhaberin der Harmony; besondern auch an Sinnlosen Dingen/ als Gewächsen/ Felsen/ und Bergen. Man leihe nur dem Rohrgewächs ein wenig die Augen/ und betrachte seinen Halm/ samt den Gelencken oder Zwischen=Knöpfflein; wie trefflich solches alles/ von ihr/ nach der Harmony gerichtet: denn es hat alles seine ordentliche Jntervallen/ und kan zu Pfeiffen in den Orgeln gebraucht werden. Gestaltsam dann/ zu Rom aus einem grossen Rohr/ das in 15. Gelenck abgetheilt gewest/ einer eine Orgel soll zugerichtet/ und erwehnte Gelencke für Pfeiffen gebraucht haben: dabey man geobservirt/ wie artlich die Natur/ an der Länge und Dicke/ die Proportion gehalten/ um ein doppeltes Octav zu machen. (Francisci, Lustige Schau-Bühne (1663), S. 604)
  29. Folgende von Lb PersonPraetorius, Michael (1571–1621) Praetorius ins Lateinische übersetzte Stellen zieht Sagittarius hier zusammen: Propterea modo denominatum Organum, veluti Rex omnium Instrumentorum, quo majestas divina in congregatione fidelium celebrari & honore affici solet, meritò habetur. (Praetorius, Syntagma musicum 1 (1615), S. 141) Quin ea re dici posset Organum esse artificiosum animal, quod beneficio tantis sumptibus exornatum in templis collocari, ut honorari & laudibus tantùm destinatum vocibus ac tono, magnifica & admirabilia divinae potentiae opera concelebret. (Praetorius, Syntagma musicum 1 (1615), S. 142)
  30. Die Angabe des 9. Bandes dürfte ein Irrtum sein, da sich der gemeinte Psalmenkommentar in Band 8 der Werkausgabe befindet, vgl. Augustinus, Opera 8 (1616), S. 628ff. Siehe auch die korrekte Angabe in der Fußnote (s).
  31. Sagittarius zitiert aus dem Psalmenkommentar des Augustinus. Siehe den kompletten Wortlaut der zitierten Stelle im Personenartikel Lb PersonAugustinus, Aurelius (354–430) Augustinus.
  32. Sagittarius wandelt die Verse des Lb PersonPrudentius Clemens, Aurelius (348 – ca. 405) Prudentius leicht ab: Quidquid casta chelys, quidquid testudo resultat, | Organa disparibus calamis quod consona miscent, | Aemula pastorum quod reddunt vocibus antra, | Christum concelebrant, Christum sonat, omnia Christum | Muta etiam, fidibus sanctis animata, loquuntur. (Prudentius, Apotheosis (1876), S. 35)
  33. Die musikalisch relevanten Aspekte dieses Konfessionsgespräch stehen im Zentrum einer aktuellen Untersuchung, vgl. McDonald, The Debate Over Church Music (2018).
  34. Vgl. Bona, Divina Psalmodia (1677), S. 601f.
  35. Sagittarius zitiert Luthers Brief vom 7. Oktober 1534 an den Freiberger Organisten Lb PersonWeller, Matthias (1507–1563) Matthias Weller. Siehe den Wortlaut der Quelle im Personenartikel Lb PersonLuther, Martin (1483–1546) Martin Luther.
  36. Leicht gekürzt und in die indirekte Rede übertragen zitiert Sagittarius die angegebene Quelle, vgl. Kircher, Neue Hall- und Thon-Kunst (1684), S. 135.
  37. Dieses Zitat konnte in den Predigten zu Nehemias 12 und 13 nicht aufgespürt werden. Lavater handelt nur kurz de musica vocali et instrumentali eiusque vero vsu in templis, vgl. Lavater, Nehemias (1586), 94v. Ausführliche Überlegungen zur Orgel finden sich dann im Kommentar zu Nehemias 16, vgl. dazu den Personenartikel Lb PersonLavater, Ludwig (1527–1586) Ludwig Lavater auf diesem Portal. Vermutlich orientierte sich Sagittarius an Lc PredigtautorFrick, Christoph (1577–1640) Christoph Fricks Bemerkungen zu Lavater und Hospinian. Frick hatte mit Verweis auf Lavaters Kommentar zu Nehemia 13 über die reformierten Orgelgegner geschrieben: Sie pflegen ins gemein die Orgel darumb nicht zugebrauchen dieweil (wie Lavatherus Hospinianus vnnd andere Calvinisten auch schreiben) bey dem Gottesdienste mehr hindernüß als nutzes dahero entstehe. (Musica Christiana (Leipzig 1615), S. 38) Der letzte Teil von Fricks Satz ergibt ins Lateinische übertragen die obige Formulierung, die Sagittarius dem Leser als Zitat aus Lavater präsentiert: Organa plus impedimenti, qvàm commodi cultui divino afferunt. Man hat es also mit einem nicht ganz sauberen Umgang mit den zitierten Quellen zu tun.
  38. Siehe den kompletten Wortlaut der hier stark gekürzten Stelle im Personenartikel Lb PersonWirth, Rudolf (1547–1626) Hospinianus, Rodolphus.
  39. Siehe zu den musikfeindlichen Tendenzen im calvinistischen Anhalt und zur Inkriminierung der Orgel als Feldzeichen Baals, Herl, Worship Wars (2004), S. 110f.; Davies, Destroying the Devil’s Bagpipe (2003); Kelber, Leviathan (2019).
  40. In der Auslegung des 24. Psalms befasst sich Luther in grundsätzlicher Weise mit dem Stellenwert kirchlicher Zeremonien. Was Sagittarius durch größere Schrift als Zitat kenntlich macht, lautet in der Vorlage etwas ausführlicher: Also ist auch jetzund noch in der Kirchen alles voll der abergleubigen Ceremonien/ also daß die Priester und Geistliche Regenten des Volcks/ die sich billich hetten sollen weniger machen/ dieselbigen für den andern allen mehren und heuffen. Nicht daß die Gebet/ Gesänge/ Orgeln/ Kirchenschmuck/ Bilder/ Kleider/ Gebehrde des Leibs/ Platten/ und dergleichen Ding/ so hin und wieder in den Kirchen zu sehen sind/ an ihnen selber böse sind/ sondern daß daraus/ oder umb derselben willen kein Volck Gottes Volck/ noch jemands ein Gliedmaß Christi ist/ sondern ohn dieselben seyn könne und sey. (Luther, Altenburger Ausgabe 5 (1662), S. 519f.)
  41. In der modernen Calvin-Ausgabe lautet der Satz ein wenig anders. Es handelt sich um eine Schlüsselstelle für Calvins Musikauffassung, der sich in den an die zitierte Bemerkung anschließenden Sätzen energisch gegen den musikalischen Pomp des Papsttums ausspricht. Siehe den vollen Wortlaut dieses Kommentars zum Ly BibelstelleDaniel 5 5. Buch Daniel im Personenartikel Lb PersonCalvin, Jean (1509–1564) Calvin, Jean.
  42. Sagittarius legt hier eine recht freie Übersetzung der Orgelallegorie vor, die in dem Rhetoriklehrbuch als Beispiel für das Mittel der comparatio dient. Die religiöse Grundierung fehlt dabei interessanterweise völlig: Si Hominem animatum quoddam organum appellavero, nihil à vero alienum me dixisse arbitrabor. Etenim pulmones illi dati sunt pro follibus, quos comprimit pectus, ut reddant aërem, quem acceperunt: Arteria est ductûs instar, quô defertur spiritus: pro fistulis, quae cantum in organo efficiunt, dentes statuit in ore Natura, qui praecipuâ quadam ratione ad vocem fingendam formandámque conducunt. Ratio est magistra & artifex, fungiturque officio organoedie, dum utens pro manu linguâ, spiritum è gutture effusum, & ad dentes velut ad fistulas aeneas appulsum moderatur & modulatur; unde mirificus orationis cantus editur, tot flexionibus variatus, tot sonis distinctus, tot vocibus quasi articulis intercisus. (Weber, Ars Discurrendi (1673), S. 621)
  43. Zitiert wird Vers 71 des genannten Psalms.
  44. Siehe zum Stellenwert der Altenburger Münzsammlung, Brandsch, Ernst der Fromme (2001), S. 113–121. Die von Sagittarius beschriebenen Münzen sind im Katalogteil nicht abgebildet, vgl. Brandsch, Ernst der Fromme (2001), S. 135, 140–142. Die Münze auf die Hennebergische Landesteilung mit der Umschrift Fried in Gemeinschaft nährt, Unfried durchaus verzehrt ist numismatisch erfasst, vgl. http://www.numispedia.de/Erbteilungstaler
  45. In dem genannten Werk heißt es im Zusammenhang mit der Orgel:  tibiis autem inter se minoribus majoribusque aptè congruentibus, quales diversos in Ecclesia Christi ordines hominum esse convenit. est concinnatum. ita ut mutuò consonent, & servitium simul praestent atque accipiant. (Masenius, Speculum Imaginum (1681), S. 971) Es handelt sich also nur um eine sinngemäße Wiedergabe des Grundgedankens, der sich vermutlich auf katholische Ordensleute bezog.
  46. Sagittarius schöpft hier gleich mehrere Devisen aus der Symbollehre Lb PersonPicinelli, Filippo (1604–1667) Picinellis, der ein ganzes ausführliches Kapitel über Musikinstrumente verfasst hat, vgl. zur Orgel Picinelli, Mundus symbolicus 2 (1681), S. 237–239. Es ist interessant, dass unter den von Picinelli angeführten Orgelinschriften und Devisen der aus Perugia stammende Spruch Haec si contingunt terris, qvae gaudia coelo? nicht vertreten ist.
  47. Sagittarius zitiert aus der Tischrede Martin Luthers vom 17. Dezember 1538. Vergleiche den Wortlaut im Personenartikel Lb PersonLuther, Martin (1483–1546) Luther, Martin.
  48. Als ausgewiesenem Kenner von Orgelpredigten dürfte Sagittarius diese devisenartige Orgelinschrift sowohl aus Lc PredigtautorDieterich, Conrad (1575–1639) Conrad Dieterichs als auch aus Lc PredigtautorOlearius, Gottfried (1604–1685) Gottfried Olearius’ Orgelpredigt bekannt gewesen sein, vgl. Kirchweih= oder Orgel=Predigt (Frankfurt a. M. / Leipzig 1669), S. 277; Encoenia HierOrganica (Halle 1664), B4r. Wie seine weiteren Ausführungen zeigen, war er überdies mit dem ersten Band des Lr QuellenPraetorius, Syntagma musicum 1 (1615) M Syntagma musicum vertraut, der eine Übersetzung des Vorwortes zu Lb PersonDiruta, Girolamo (1554/1564 – nach 1610) Girolamo Dirutas Traktat LDiruta, Transilvano (1969) Il Transilvano mit diesem Vers enthält.
  49. Die gereimte deutsche Übersetzung der Orgelinschrift aus Perugia übernahm Sagittarius von Lc PredigtautorDieterich, Conrad (1575–1639) Conrad Dieterich, vgl. Kirchweih= oder Orgel=Predigt (Frankfurt a. M. / Leipzig 1669), S. 277.
  50. Die Erläuterung der Orgelinschrift formulierte Diruta in seinem Traktat auf Italienisch, vgl. Diruta, Transilvano (1969), L’Avttore dell’opera al prvdente lettore, s.p. Die lateinische Übersetzung findet sich in Praetorius, Syntagma musicum 1 (1615), S. 143. Saggitarius ist der einzige bekannte Orgelpredigtautor, der die lateinische Fassung dieser Explicatio zitiert.
  51. Die in der Anmerkung angegebene Chronik berichtet für das Jahr 1627: Sonst ist in diesem Jahr die grosse Orgel in den Pauliner Kirchen/ welche von zweyen Meistern/ die vor etlichen Jahren dieselbe renoviren wollen/ durch Verhinderung der Gespänste erliegen blieben/ endlich von dem dritten/ wie wol auch nicht ohne zimliche Beschwerung/ vnd Verirung der Gespänste/ gantz vollendet/ vnd zum richtigen Stande gebracht worden. Man sagt/ es sollen die Münche/ so damals das Closter inne gehabt/ vnd wegen der veränderten Religion weichen müssen/ das vorige Werck druch jhre Zauberey also zugerichtet haben/ damit es nicht mehr konte gebraucht werden. Es hat aber endlich der Teuffel weichen/ vnd dem GottesDienste/ darzu dieses Werck vffs newe wieder angerichtet worden/ stat/ vnd raum gönnen müssen. Hat viel Geldes gekostet. (Heidenreich, Leipzigische Cronicke, S. 372)
  52. 6. Strophe des Liedes Lw MusikwerkNicolai, Philipp: Wie schön leuchtet der Morgenstern M Wie schön leuchtet der Morgenstern mit eingeschobener neuer Zeile Zwingt die Pfeiffen in Organo.

Letzte Änderung dieses Dokuments am 5. März 2024.

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