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Orgelpredigt

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a Olearius, Gottfried: Encoenia HierOrganica (Halle 1664)

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y Bibelstellen (42)

  • 1 Korinther 10,31
  • 1 Korinther 14,40
  • 1 Korinther 14,7–8
  • 1 Makkabäer 4
  • 1 Makkabäer 4,52–59
  • 1 Samuel 10,5
  • 1 Samuel 16,23
  • 1 Timotheus 4,4–5
  • 2 Chronik 20
  • 2 Könige 3,15
  • 2 Samuel 12
  • Apostelgeschichte 16,22–25
  • Daniel 3
  • Exodus 40
  • Genesis 1
  • Genesis 4,21
  • Ijob 1,21
  • Ijob 30,31
  • Jakobus 1,17
  • Jesaja 30,29
  • Jesaja 42,8
  • Jesaja 63,7
  • Jesus Sirach 22,6
  • Jesus Sirach 43,29–34
  • Jesus Sirach 44,5
  • Matthäus 6,9
  • Nehemia 12,27–43
  • Offenbarung 1,8
  • Psalmen 106,48
  • Psalmen 137,2
  • Psalmen 150
  • Psalmen 150,4
  • Psalmen 150,6
  • Psalmen 18,4
  • Psalmen 34,2
  • Psalmen 50,23
  • Psalmen 67
  • Psalmen 8
  • Psalmen 81,2–3
  • Römer 2
  • Römer 9,5
  • Sprichwörter 15,11

[[A1r]]

Titel

I[n] N[omine] I[esu] C[hristi]
Encoenia HierOrganica,
Oder
Christliche Orgelweyhe/
Durch Gottes Wort und Gebeth/
aus Ly BibelstellePsalmen 150,4 Psalm 150. v[ers]
W W KorrekturOriginal: 444
.
Bey erstmahligen Solennen Gebrauch
Des neuerbaueten kleineren
Ld OrgelHalle, Marktkirche, Georg Reichel-Orgel 1664 Orgel=Wercks/
In der Le Geographicumg Gebäude: Halle (Saale), Unser Lieben Frauen Ober=Pfarr=Kirchen zur Lieben
Frauen
zu Le Geographicumf Ort: Halle (Saale) Hall/
Am 15. Februarij des 1664. Jahres verrichtet und
fürgezeiget
Von
Lc PredigtautorOlearius, Gottfried (1604–1685) Gottfrido Oleario S[acro] S[anctae] Th[eologiae] Doctore
Superintendente, ad B[eatam] Virg[inem] Pastore &
Gymnasii Inspectore daselbst.
Hall in Le Geographicumh Territorium: Sachsen Sachsen
Druckts Lb PersonSalfeld, Christoph (1599–1670) Christoph Salfeld

[[A1v]]

Widmung

Denen Edlen/ WolEhrenvesten/ Groß=
und VorAchtbaren/
Hoch und Wohlgelahrten
Hoch und Wohlweisen
So wol
Herren Rathmannen Meistern
der Jnnungen und Gemeinheiten der
Stadt Le Geographicumf Ort: Halle (Saale) Halle/
Als auch
Herren Kirch=Vätern und
Achtmannen bey der Le Geographicumg Gebäude: Halle (Saale), Unser Lieben Frauen Ober=Pfarr=Kirchen zur
L[ieben] Frauen
alhier/
Seinen Hochgeehrten Patronen/ und Hochgeneigten
Gönnern/
Mit Hertzgründlichem Wuntsch Göttliches mildreichen Segens/
auch Väterlichen Schutz und Schirms/ sambt aller zeit-
lichen und ewigen Leibes und Seelen Wohlfarth/
übereignets
Lc PredigtautorOlearius, Gottfried (1604–1685) G[ottfried] O[learius] D[octor].

[A2r]

J[n] N[omine] J[esu]

Vorbereitung

Das Walte Gott der unerschöpffliche Brunqvell aller Güte und Gnade/ aller guten und voll kommenen Gaben/ aller Harmony und Eintracht im Himmel und auff Erden/ Der Vater des Liechts/ durch Christum seinen eingebohrnen Sohn/ in Einigkeit des werthen heiligen Geistes/ Hochgelobet und hochgeliebt itzt und in Ewigkeit/ Amen.

Andächtige im Herrn Jesu!

Ly Bibelstelle1 Timotheus 4,4–5 Alle Creatur Gottes ist gut und nichts verwerfflich das mit Dancksagung empfangen wird/ denn es wird geheiliget durch das Wort Gottes und Gebet/ schreibt der hocherleuchte Heydenlehrer und Apostel Lb PersonPaulus von Tarsus (10 v. Chr. – 60 n.Chr.) Paulus/ in seinem 1. Sendbrieff an den Timotheum am 4. Cap. Verstehet durch die Creatur (κτίσμα) eigentlich Gottes Geschöpff/ als da ist die Speise von Gott aus der Erden geschaffen/ welche wie alles/ was er gemacht/ sehr gut/ Ly BibelstelleGenesis 1 1. B. Mos. 1. und daher zur Ungebühr von den verführerischen Geistern verboten wird.

Dieweil der Apostel aber zu gleich auch gedacht des Ehelich=werdens oder Ehestandes/ So werden wir nicht irren/ wann wir mit Herrn Lb PersonLuther, Martin (1483–1546) Luthero und der Christlichen Kirchen/ in dem bekanten Copulation=Gebeth/ den Stand der Ehe/ (also auch der Obrigkeit und PredigAmts) Gottes Geschöpff Ordnung und Segen nennen/ dieweil sie allzumahl von Gott ihren Uhrsprung haben und eingesetzt sind. [[A2v]] Ja weil die Speise und andere Dinge von Gott geschaffen/ durch Menschenhände/ auff allerley Art und weise zubereitet werden/ und doch Gottes Geschöpffe bleiben/ so mögen wir auch dasjenige/ was aus Gottes Geschöpff/ Holtz/ Metall und anderen Dingen/ durch des Künstlers Hand zubereitet wird/ Gottes Creatur und Geschöpffe nennen/ und also auch ein künstlich zugerichtet erbauetes Musicalisch Instrument, Werckzeug oder Orgelwerck.

Welches gleichwie alle Creatur/ Gott zu Ehren und zu fernem rechten Brauch/ geheiliget wird/ nicht auff Levitische Ceremonialweise/ wie Lb PersonMoses Mose die auffgerichtete Stifftshütten in der Wüsten geweyhet Ly BibelstelleExodus 40 2. B. M. 40. Daran wir im Neuen Testament nicht verbunden: Auch nicht auff Pabstische Aberglaubische Weise/ durch ein ohn Gottes Befehl/ mit Mißbrauch seines Nahmens sonderbar zu bereitet Weyhwasser/ wormit im Pabstumb die Kirchen samt ihren zugehörigen Gefäßen besprenget und geweyhet werden/ mit welchem wir in unsern Evangelischen Kirchen nichts zu schaffen haben/

Sondern auff Apostolische Christliche Weise/ durch das Wort Gottes und dessen andächtige Betrachtung wie auch durch das liebe Gebet und hertzliche Dancksagung/

Wodurch dann auch das neue erbauete kleine Ld OrgelHalle, Marktkirche, Georg Reichel-Orgel 1664 Orgelwerck dieser Le Geographicumg Gebäude: Halle (Saale), Unser Lieben Frauen Kirchen dißmal ein zu weihen/ wir auff gestrige Andeutung im Nahmen des Allerhöchsten itzo versamlet sind/

Damit nun solches Gott zu Ehren/ und zur Erbauung und Seligkeit gereichen möge/ so last uns mit Andacht beten das Heilige Ly BibelstelleMatthäus 6,9 Vater unser etc.

[A3r]

Textus

Hierauff wolle E[ure] Christliche Liebe mit fleissiger Andacht verlesen hören/ die Wort/ so wir vor dißmal behertzigen wollen/ welche genommen sind aus dem 150. Psalm des hocherleuchten Propheten und Königes Lb PersonDavid (fl. 1000 v. Chr.) Davids/ und also lauten:

Ly BibelstellePsalmen 150,4 Lobet ihn (den Herren) mit Seiten und Pfeiffen.

Eingang.

Djeweil nach dem Ausspruch des allerweisesten Königes Lb PersonSalomo Salomonis Sprüchw. c. 15: Ly BibelstelleSprichwörter 15,11 Ein Wort zu seiner Zeit geredt sehr lieblich ist/ hingegen Ly BibelstelleJesus Sirach 22,6 eine Rede zur Unzeit geredt/ sich reimet wie ein Seitenspiel/ wenn einer traurig ist/ nach des weisen Lb PersonSirach, Jesus (180 – 175 v. Chr.) Sirachs Lehr cap. 22/

Und daher dis neue Orgelgebeu/ samt seiner Einweyhung/ manchem unzeitig/ unnötig/ und ungereimt fürkommen möchte/ zumahl in der itzigen gefährlichen Zeit/ wegen des Lm Ereignis1663–1664: Türkenkrieg (1663-1664) Türcken=Kriegs/ da man mit den zu Le Geographicumf Ort: Babylon Babel Lm Ereignis597 – 538 v. Chr.: Babylonisches Exil gefangnen Jüden die Harffen und Orgeln möchte an die Weiden hengen Ly BibelstellePsalmen 137,2 Psal. 137.

So wolte man sich berichten laßen/ und kürtzlich erwegen/ Eingangs und zu förderst/ daß keine Zeit/ sie sey gut oder böse/ von dem Lobe Gottes und darzu gehörigen Mittelen excipiret oder ausgeschlossen/ sondern wir vielmehr schuldig seyn mit Lb PersonDavid (fl. 1000 v. Chr.) David den Ly BibelstellePsalmen 34,2 Herrn zu loben allezeit/ und sein Lob immerdar in unserm Munde zu führen. Psal. 34. Allermaßen auch andere heilige Menschen/ als Lb PersonHiob Hiob bey seinem großen mannigfäl= [[A3v]] tigem Creutz/ Lb PersonHananja Anania/ Lb PersonMisael Misael und Lb PersonAzaria Azaria/ Lb PersonDaniel Danielis Gesellen im feurigen Ofen/ Lb PersonPaulus von Tarsus (10 v. Chr. – 60 n.Chr.) Paulus und Lb PersonSilas Silas in ihrem Gefängniß/ und grösten Nöthen/ Gott gelobet haben. Ly BibelstelleIjob 1,21 Hiob 1. Ly BibelstelleDaniel 3 Daniel 3.[1] Ly BibelstelleApostelgeschichte 16,22–25 Gesch. 16.

Darnach ob gleich in allgemeiner Trauer=zeit oder Landes=Noth/ die Musica instrumentalis mit Seiten und Pfeiffen in weltlichen Zusammenkünfften verboten wird/ wie heutiges Tages an einem und andern Orthen/ so wird sie doch nicht allezeit und aller Orts in den Kirch=Versamlungen und Gottes=Häusern auffgehoben.

Ja wie wir neulich aus dem 18. Psalm Königes Davids vernommen/ so ist das schuldige Lob und Preiß Gottes ein sonderbares Mittel der Errettung von Feinden. Ly BibelstellePsalmen 18,4 Jch wil den Herrn loben und anruffen/ so werde ich von meinen Feinden erlöset/ Sagt König David daselbst/ und Psal 50. spricht Lb PersonAsaf Assaph/ aus Gottes Munde und eingeben: Ly BibelstellePsalmen 50,23 Wer Danck=opffert/ der preiset mich/ und da ist der Weg/ daß ich ihm zeige das Heyl Gottes. Wie solches heylsame Mittel nicht nur der König David/ sondern auch sein Stuel=Erbe Lb PersonJoschafat (ca. 870 – 849 v. Chr.) Josaphat Ly Bibelstelle2 Chronik 20 2. Chron. 20. und der theure Held Lb PersonJudas Makkabäus ( – 160 v. Chr.) Iudas Maccabeus, Ly Bibelstelle1 Makkabäer 4 1. Macc. 4. mitten in der Höchsten Kriegs und Landes=Noth gebraucht und bewehrt befunden/ warumb wolten denn wir uns dessen in dergleichen Zustande bey gegenwärtiger Occasion und Gelegenheit nicht auch gebrauchen?

Derowegen/ ob wohl diese Kirche nach dem sie vor 110. Jahren (Anno 1554. wie die Uberschrifft der Kirchen=Thür bezeuget) erbauet und vollendet worden/ anfangs mit einem Ld OrgelHalle, Marktkirche, Meister Hans-Orgel 1517 kleinen/ hernach Ld OrgelHalle, Marktkirche, Esaias Beck-Orgel 1588 großen Orgelwerck versehen/ dessen in öffentlichen Schrifften/ dieser Stadt zu ehren gedacht wird/[2] (Von Herrn [[A4r]] Lb PersonPraetorius, Michael (1571–1621) Michaele Praetorio in Lr QuellenPraetorius, Syntagma musicum 2 (1619) M Syntag. Mus. Tom. II. fol. 161.)[3] Dennoch aber vor hiesigen und anderen Kirchen/ die Gelegenheit hat (so ein fürnehmer Musicus[4] noch neulich gerühmet) Daß man darinnen auf vier vollen Choren/ gegen Morgen und Abend Mittag und Mitternacht Gott zu Ehren Musiciren und Jhn loben kan/ dannenhero/ nachdem obgedachtes Ld OrgelHalle, Marktkirche, Meister Hans-Orgel 1517 kleine Orgelwerck/ so vor Zeiten über dem Altar gestanden/ von dannen weggenommen und in die große Orgel gegen Abend versetzet worden/ man sich vor vielen Jahren her/ erst mit einem Regal, hernach mit einem Positiv am selben Ort beholffen/ so aber zur Music unbeqvem/ deßwegen verhandelt und zu solchem Pretio eine milde Verehrung/ (dafür billich gedancket und Gottes Segenreiche Vergeltung gewündschet wird) kommen/

Als sind die Herren Kirchväter und Achtmanne dieser Kirchen/ im abgewichenen Jahre schlüssig worden/ ein ander völliger und zur Music beqvem/ nötig und nützliches Orgelwerck/ von sechs guten nothwendigen/ theils raren lieblichen Stimmen und Registern/ an solchen ledigen Ort/ so viel derselbe leiden wollen/ bauen und setzen zu laßen.

Welches auch numehr/ Gott Lob vollbracht/ und nach angestellter Prob und Gutbefindung/ dem Allerhöchsten Gott und seiner lieben Gemeine dieses Orths/ zum heiligen Brauch solenniter zu praesentiren/ auch mit Gottes Wort und Gebet Christlich einzuweyhen ist.

Damit nun solches ins Werck gestellet werde/ so wollen wir ohne Weiterung/ aus den verlesenen Worten des Ly BibelstellePsalmen 150 150. Ps. dero Verstande/ Jnhalt und Zwecke behertzigen/

Organi pneumatici aestimium,

Was doch nach Gottes Wort vom Orgelwerck zuhalten sey? darauff mit beten/ loben und dancken/ fortfahren und beschließen.

[[A4v]]

Der Herr unser Gott sey uns freundlich/ und fördere das Werck unser Hände/ Lippen/ Ohren und Hertzen/ zu seinem Preiß und unser Erbauung/ Amen.

Abhandlung

Wje nun A. J. H. Der Hocherleuchte Lb PersonDavid (fl. 1000 v. Chr.) Prophet/ König/ und Man nach dem Hertzen Gottes/ im Ly BibelstellePsalmen 150 150/ Psalm/ (so zur andern Zeit erkläret worden/ auch geliebts Gott zum Beschluß der Psalter=Arbeit nochmals ab zuhandeln seyn wird) nicht nur seine unterthanen ins gemein/ samt Leviten und Sängern zu seiner Zeit/ sondern auch uns/ und alle Menschen/ ja alles was Odem hat/ ermahnet und treibet/ zum Lob und Danckbarkeit gegen Gott/ darneben lehret wo und an welchem Orth nemlich in seinem Heiligthumb/ worüm/ wegen der Feste seiner Macht/ seiner Thaten und großen Herrligkeit/ wie/ wormit und wodurch/ wir den Herrn loben sollen/ nemlich mit allerley Musicalischen Instrumenten:

Also thut Er es auch in dem verlesenen vierdten Verßlein desselben/ wann er spricht: Ly BibelstellePsalmen 150,4 Lobet ihn mit Seiten und Pfeiffen. Zeiget hiermit

I.

Was den Verstand dieser Wort anreicht:

1. Actum was wir thun sollen/ als geistliche Jsraeliten/ nemlich loben/ lobet/ laudate, Haleluja, הללו JÜbers.: jauchzen, jubeln, loben[5], ist ein solch Wörtlein/ welches uhrsprünglich heist gläntzen/ leuchten/ klar und helle seyn/ (also daß nach der Harmonia Lingvarum das deutsche Wort helle/ mit dem Hebreischen überein kömt) in der andern Conjugation, wie die Gelehrten wissen/ heißt es so viel als hell/ [B1r] klar glentzend/ herrlich und berühmt machen/ das ist preisen/ rühmen und loben/ welches wie es einem Menschen wegen seines Wohlverhaltens wiederfähret/ den man deßwegen clarum, klar oder berühmt nennet: Also im höchsten grad dem Allerhöchsten Gott gebühret/ nicht daß Er dadurch herrlich würde/ oder unsers armen Lobes bedürffte/ nein/ Er ist und bleibt ohn uns hochgelobet in Ewigkeit. Ly BibelstelleRömer 9,5 Rom. 9. Nostris non ampliatur laudibus, sed suis magnificatur operibus, Lb PersonLugdunensis, Eucherius (410–450) Eucherius Lr QuellenEucherius, Commentarii in genesim (1564) M in Genes.[6] Sondern wir sind schuldig und befehlicht im andern Gebot/ daß wir seinen Nahmen/ das ist/ zu förderst Gott selbst loben/ Er wil das loben/ so wohl als das beten von uns han/ darumb/ wie der weise Sirach cap. 43. redet: Ly BibelstelleJesus Sirach 43,29–34 Wenn wir gleich viel sagen/ so können wir es doch nicht erreichen/ kurtz/ Er ist es gar. Wenn wir gleich alles hoch rühmen/ was ist das? Er ist doch noch viel höher/ weder alle seine Wercke. Der Herr ist unaussprechlich groß/ und seine Macht ist wunderbarlich. Lobet und preiset den Herrn/ so hoch ihr vermöget/ Er ist doch noch viel höher. Preiset ihn aus allen Kräfften/ und laßt nicht ab/ noch werdet ihr es nicht erreichen. etc.

2. Оbjectum, wen wir loben sollen? Jhn/ nemlich den Herrn Jehovah, den allgewaltigen/ großen ja einigen Herrn und Herrscher Himmels und der Erden/ der vom Wesen so Er von ihm selbsten hat und allen seinen Worten und Wercken gibt genennet wird/ Ly BibelstelleOffenbarung 1,8 der da ist/ der da war/ der da komt/ der Allmächtige Offenb. 1. Welcher diesen Allerhöchsten/ Allerheiligsten Nahmen alleine führet/ der keiner Creatur gebüret/ Ly BibelstelleJesaja 42,8 Es. 42. Ly BibelstellePsalmen 8 Ps. 8. (Dahero der Türckische Tyrann nicht ohn Verlästerung Gottes sich den großen Herrn nennet) welcher Nahme ist [[B1v]] Compendium divinae Majestatis & salvificae Religionis, ein kurtzer Begriff der Göttl[ichen] Majestet und der Seligmachenden Religion, samt dero fürnehmsten Grund=Artickeln/ auch den Syllaben nach auszusprechen/ ob wir gleich die Göttliche Herrligkeit selbst nicht aussprechen können/ (wie der Herr Lb PersonLuther, Martin (1483–1546) Lutherus Lr QuellenLuther, Von den Jüden und iren Lügen (1577) M wider die Jüden/[7] so diesen Nahmen nicht lesen noch außsprechen wollen/ schreibt) dieser Allerheiligste Nahme/ ist auch über dem neuen Orgelwerck/ im abgebildeten Himlischen Glantz/ zwischen den Engelbildern erhaben/ denn wie die heiligen Seraphim samt den außerwehlten Himmels=Bürgern ihren Herrn/ und Schöpffer in der Triumphirenden Kirchen/ mit ihrem Sanctus, Gloria und Halleluja unauffhörlich preisen/ so sollen wir in der streitenden Kirchen loben und preisen unsern Gott und Herrn den Vater/ der uns erschaffen/ erhalten/ und alles Gutes thut an Seel und Leib/ den Herrn den eingebornen Sohn des Vaters/ der uns mit seinem eignem Blut theur erlöset/ den Herrn den heiligen Geist/ der uns geheiliget/ im Glauben regieret/ zum Reich der Himmel führet/ Jhm sey Lob/ Ehr und Preiß.

3. Medium das Mittel/ wormit und wie wir den Herrn loben sollen/ zuförderst in und mit dem Hertzen/ in wahrer Andacht und Danckmütigkeit/ davon in der Lr QuellenDecretum Gratiani (1604) M Glossa daß [sic] Geistlichen Rechts dist. 97. der Verß lautet:

Lr QuellenDecretum Gratiani (1604) M Non vox sed votum, non Musica chordula sed cor,
Non clamor sed amor, clangit in aure Dei,
[8]

das ist

Nicht das Reden sondern Seufftzen/
Nicht die Seite sondern Hertz/
Nicht das Schreyen sondern lieben/
Klingt in Gottes Ohr ohn Schertz.[9]

[B2r]

Hernach mit dem Munde/ Lippen/ Zunge und Menschlicher Stimme/ ferner mit Musicalischen beseiteten/ berühreten und angeblasenen instrumenten, Ln LiteraturAugustinus, Enarrationes in psalmos 141–150 (2005) M Voce, pulsu, flatu, wie der Lb PersonAugustinus, Aurelius (354–430) H[eilige] Augustinus über diesen Psalm/ solche euserliche Lobes=mittel eintheilet/[10] mit Seiten und sonderlich mit Pfeiffen Übers.: lieben; mit אֶל und עַל: verlangen nach.[11] stehet in der Grundsprachen/ So von Lust und Liebe/ Liebligkeit und Anmutigkeit/ die sie erwecken/ und sonderlich bewegen/ den Nahmen haben. Welches Wort der Lb PersonHieronymus, Sophronius Eusebius (347–420) H[eilige] Hieronymus aus dem Hebreischen gegeben Ly BibelstellePsalmen 150,4 laudate eum in chordis & Organo.[12] Lb PersonAugustinus, Aurelius (354–430) S. Augustinus auch dieses Orths redet de Organis von solchen Pfeiffen/ Ln LiteraturAugustinus, Enarrationes in psalmos 141–150 (2005) M qvae follibus inflantur,[13] die mit Blasebälgen angeblasen werden/ (Lb PersonPiscator, Johannes (1546–1625) Joh[annes] Piscator aus dem Lb PersonJunius, Franciscus (1545–1602) Junio und Lb PersonTremellius, Immanuel (1510–1580) Tremellio gibts: Lr QuellenPiscator, Biblia 3 (1618) M mit Seiten und Orgeln[14]) Darzu muß auch kommen das Loben mit der That und guten Wercken/ wie wir aus dem Ly BibelstellePsalmen 67 67. Psalmen singen:

Lw MusikwerkWalter, Johann: Es woll uns Gott genädig sein Es dancke Gott und lobe dich/
Das Volck in guten Thaten/
[15]

Damit nicht durch Gottloses Sündenwesen/ bey dem euserlichen Mund und pfeiffen=Lobe/ der theure Nahme Gottes verlästert werde. Ly Bibelstelle2 Samuel 12 2. Sam. 12. Ly BibelstelleRömer 2 Rom. 2.

II.

Woraus wir nachfolgende Porismata zu unserm Zweck/ sonderlich von Pfeiffen und Orgelwerck/ zu mercken/ wie dasselbe sey:

Medium divinitus datum /& commendatum, ein solches Mittel des Göttlichen Lobes/ daß von Gott selbst herrühre/ und den Menschen anbefohlen sey: Ly BibelstellePsalmen 150,4 Lobet ihn (den Herrn) mit Pfeiffen sagt der H[eilige] Geist durch den Mund Davids allhier/ nicht nur mit einer und der andern/ sondern mit etlichen ja vielen 100. oder 1000. zur Harmony zu bereiteten und angeblasenen [[B2v]] Pfeiffen; wie in dem neuen Orgelwerck 336. in dem großen aber 2200. in andern noch grössern Wercken/ noch vielmehr grosse und kleine Pfeiffen zu befinden.

Woher haben aber die Pfeiffen ihren Ursprung/ gewißlich nicht von ihnen selbst/ sondern von Gott/ der einem ieglichen Menschen seine natürliche Pfeiffe (oder Orgel)/ welches ist die Lufftröhre Samt ihrem Blasebalge/ welches die Lunge/ ein geschaffen/ dadurch er nach belieben/ einen gelinden oder starcken hohen oder tieffen/ lieblichen oder kläglichen Ton/ Klang und Schall/ von sich geben/ auch die Zunge als ein Organist/ vermittelst der Zähne und Lippen als des Clavirs, allerley Wort und Reden in der Mutter= und anderen Sprachen formiren kan.[16]

Solche natürliche Pfeiffen hat (ohne zweiffel durch Gottes Eingeben/ der die vestigia seiner Weißheit allenthalben eingedruckt/ welche die Menschen/ wie Augustinus redet/ angemercket und daher allerley gute Künste erfunden) noch vor der Sündflut aemuliret und imitiret, der Lb PersonJubal Jubal, Ly BibelstelleGenesis 4,21 von welchen herkommen die Geiger und Pfeiffer/ die mit Seitenspiel/ Pfeiffenwerck und musicalischen Instrumenten ümbgehen 1. B. Mos. 4. Nach dem nu eine und andere Art der Pfeiffen erfunden worden/ sind derselben immer mehr nach der Sündfluth gefolget/ biß man der Sachen weiter nachgedacht/ und viele Pfeiffen zusammen gesetzt/ daraus ein Orgel und Pfeiffenwerck worden/ welches ja der Mensch ohne Gottes Gnad und eingeben nicht thun können/ Ly BibelstelleJakobus 1,17 Darumb wie alle gute Gaben und alle vollkommene Gaben/ (dona ministrantia & sanctificantia) kommen von oben herab von dem Vater des Liechts. Jacob= 1. also auch Orgeln und Pfeiffenwerck/ Musica und alle gute Künste.

Und womit Gott der Herr wil gelobet seyn/ was der H[eilige] Geist dem David eingegeben/ die Menschen zum Lobe Gottes [B3r] mit demselben anzumahnen/ das muß ja vor und an sich selbsten nicht böse noch verwerfflich seyn/ sondern von dem Allerhöchsten Artifice oder Kunstmeister/ wie ihn Lactantius nennet/[17] herrühren/

Nun wil Gott vermöge unsers Texts mit Pfeiffen gelobet seyn/ Er befiehlts durch den König David/ als ein Werckzeug des heiligen Geistes/ daß man den Herrn auch mit Pfeiffen loben solle/ darumb so müssen die Pfeiffen und Orgelwerck nicht verwerfflich seyn/ sondern/ von Gott herrühren und auff seinen Befehl ihm zu Ehren zu brauchen seyn; Daß wir also mit dem Lb PersonVergilius, Polydorus (ca. 1470 – 1555) Polydoro Vergilio (lib. 3. c. 18. l. 5. c. 1.Lr QuellenPolydorus, De rerum inventoribus (1532) M de rerum inventoribus[18]) es nicht so hoch und sehr beklagen dürffen/ daß man den Erfinder des Orgelwercks/ zumal was dessen perfection anlangt so eigentlich nicht wissen kan.

2. Medium fidelibus gratum & usitatum, ein solch Mittel Göttliches Lobes/ dessen sich die heiligen Menschen und Kinder Gottes im Alten und neuen Testament bedienet und Musicam so wohl instrumentalem als vocalem gelernet und geübet haben Ly BibelstelleJesus Sirach 44,5 Sirach 44.

Der Pfeiffen und Orgeln hat sich ja gebraucht der heilige Hiob/ ein Fürst oder König in Le Geographicumh Territorium: Edom Edom/ nach Lb PersonAbraham Abrahams Zeiten/ daher Er cap. 30. Bey seinem großen mannigfaltigen Creutze klagt: Ly BibelstelleIjob 30,31 Meine Harffe ist eine Klage worden/ und meine Pfeiffe (עגב[19] JÜbers.: lieben; mit אֶל und עַל: verlangen nach. welches die Hebraisten ein Orgel nennen) ein weinen. Dem neugesalbten Könige Lb PersonSaul (fl. 1000 v. Chr.) Saul/ begegneten zu Samuelszeiten Ly Bibelstelle1 Samuel 10,5 ein Hauffen weissagende Propheten/ mit Psalter und Paucken und Pfeiffen und Harffen/ 1. Sam 10.

Der König David und Lb PersonSalomo Salomo/ deßgleichen ihre Nachfolger die Gottseligen Regenten Lb PersonHiskija (ca. 750 – 696 v. Chr.) Hißkia/ Lb PersonJoschafat (ca. 870 – 849 v. Chr.) Josaphat/ Lb PersonJoschija (ca. 640 – 609 v. Chr.) Josias bey dem Gottesdienste zu Jerusalem/ haben Seiten und Pfeiffen [[B3v]] oder Orgeln gebraucht/ wie nechst diesem Text ihre Geschichte bezeugen (also daß gegen des Salomonis künstliche Orgeln/ wie die Jüden vorgeben/ die unsrigen nur ein Schauen oder nichts zu rechnen) Dergleichen ist geschehen wenn man zum Berge des Herrn oder Gottesdienst gangen/ zu Lb PersonJesaja Esaiae Zeiten Ly BibelstelleJesaja 30,29 Es. 30. Nach der Lm Ereignis597 – 538 v. Chr.: Babylonisches Exil Babylonischen Gefengnüß bey Einweihung der Mauren zu Lb PersonNehemias (fl. 444 v. Chr.) Nehemiae zeiten Ly BibelstelleNehemia 12,27–43 Nehem. c. 12. Bey den Opffern/ zur Maccabeer Zeit. Ly Bibelstelle1 Makkabäer 4,52–59 1. Macc. 4.

Jm Neuen Testament gedenckt Lb PersonPaulus von Tarsus (10 v. Chr. – 60 n.Chr.) S. Paulus der Pfeiffen und Posaunen/ bey Zusammenkunfft der Gemeine oder öffentlichen Gottesdienst/ daher die Ausleger schließen/ daß dieselben dabey auch bräuchlich gewesen. Ly Bibelstelle1 Korinther 14,7–8 1. Cor. 14. Und ob gleich in den ersten 300 Jahren bey den Lm Ereignis41–311: Christenverfolgungen im Römischen Reich Heydnischen Verfolgungen/ die ersten Christen der Orgeln und Pfeiffen vergessen/ da sie wie Schlachtschafe umb des Nahmens Christi willen/ erwürget worden/ sind sie doch hernach wieder in Brauch kommen.

Daher S. Augustinus der A[nno] C[hristi] 420. floriret über den 150. Psalm gedenckt der Organorum Ln LiteraturAugustinus, Enarrationes in psalmos 141–150 (2005) M quae follibus inflantur,[20] solcher Orgeln/ die von Blasebälgen angeblasen werden.

A[nno] C[hristi] 653. zur Zeit Keysers Lb PersonKonstantin III. von Byzanz (612–641) Constantini III. hat Bischoff Lb PersonVitalianus (vor 657 – 672) Vitalianus zu Le Geographicumf Ort: Rom Rom/ den Gesang und Orgeln in den Kirchen angestellet.[21] Lr QuellenPraetorius, Syntagma musicum 2 (1619) M A[nno] 742. hat Keyser Lb PersonKonstantin V. von Byzanz (718–775) Constantino VI. Lb PersonLeo III. (680–740) Leonis Sohn/ König Lb PersonPippin (714–768) Pipino in Le Geographicumh Territorium: Frankreich Franckreich des Keysers Lb PersonKarl der Große (747–814) Caroli Magni Vater/ durch seine Legaten, darunter auch Bischoff Lb PersonStephan II. (Papst) ( – ca. 757) Stephanus zu Rom gewesen ein Orgelwerck von W W KorrekturOriginal: von vonvon Bley/ Lm Ereignis757: Kaiser Konstantin V. Kopronymus von Byzanz schenkt Frankenkönig Pipin eine Orgel mit Blasebälgen zugerichtet/ übersendet/ dergleichen man zuvor in Franckreich und Le Geographicumh Territorium: Deutschland Deutschland nicht gesehen:[22] Daß also weit gefählet Lb PersonAzpilcueta Jaureguízar, Martín de (1491–1586) Navarrus, vorgebend/ daß die Orgeln zu Lb PersonAquin, Thomas von (1225–1274) Thomae Aqvinatis Zeiten/ welcher A[nno] C[christi] 1274 gelebet/ noch nicht im Brauch gewesen seyn sollen/[23] da doch bekant über obgemeltes/ daß A[nno] C[christi] 1361. Zu Le Geographicumf Ort: Halberstadt Halberstatt im Le Geographicumg Gebäude: Halberstadt, Dom Dom eine Ld OrgelHalberstadt, Dom, David Beck-Orgel 1590 Orgel erbauet worden/ [[B4r]] welche noch zu sehen/ und samt vielen andern/ so in folgenden Zeiten immer künstlicher und vollkommener erbauet/ beschrieben von Lb PersonPraetorius, Michael (1571–1621) Mich. Praetorio in Lr QuellenPraetorius, Syntagma musicum 2 (1619) M Syntag. Mus. Tom. II. fol. 98.[24]

3. Medium cultui aptum & accomodatum ein solches Mittel das zum Gottesdienst beqvem und dienlich: Ly BibelstellePsalmen 150,4 Lobet den Herrn mit Seiten und Pfeiffen. Wie nun andere instrumenta Musicalia, sonderlich die Harffen/ so mit Seiten bezogen und berühret/ und Pfeiffen/ so mit Odem oder Winde angeblasen werden/ vom H[eilige] Geist allhier bey Ubung des Gottesdienstes wegen ihrer lieblichen Anmuthigkeit/ und freudiger Andachts=Erweckung zum Lobe Gottes denegiren oder absagen/ so vielen künstlich gearbeiteten/ und ordentlich zusammen gesetzten Pfeiffen/ oder Pfeiffenwerck/ welches Organum organorum, Rex & instrumentum instrumentorum, der König aller instrumenten[25] oder ein Orgelwerck genennet wird/ welches alle andere Musicalische instrument groß und klein (Posaunen/ Trommeten/ Fagoten Cornetten/ Flöten/ Qverpfeiffen/ Schalmeyen/ Geigen etc.) in sich begreiffen thut/ welches alle dero Süßigkeit und Liebligkeit/ so die andere instrumenta in sich haben oder zu wege bringen können/ ihm allein zu misset/ Ja ein solchen Grad und Hoheit erreichet/ daß keine Musica oder Seitenspiel auff dem Erdboden/ der Heiligen Engel liebliche Harmony und Gesang zu Gottes Lobe/ also eigentlich repraesentiret und abbildet als die Orgel/ daher an der Ld OrgelPerugia, San Pietro, N.N.-Orgel Orgel zu Le Geographicumf Ort: Perugia Perusia in Le Geographicumh Territorium: Italien Welschland diese Worte zu finden:

Lr QuellenPraetorius, Syntagma musicum 2 (1619) M Haec si contingunt terris, qvae gaudia coelo?[26] So dieses auf der Welt uns wiederfähret, was wird für Freud und Liebligkeit im Himmel seyn/ Lw Musikwerkanonym: In dulci jubilo M da die Engel singen und musiciren nova cantica, und die Schellen klingen in Regis curia, Eya weren wir da![27] Zu dessen Erinnerung/ an dem neuen Orgelwerck/ die Engel [[B4v]] mit Musicalischen instrumenten und Feuerflammenden Kugeln abgebildet worden/ weil wir dabey der Englischen Music und Erhebung der Hertzen von der Erden zum Himmel/ gedencken sollen. Welches alles dann

III.

Schließlich und Hauptsächlich darzu dienen soll/ daß wir die Orgeln nicht so bloßer Dinge verwerffen/ nicht aus den Kirchen wegen einiges Mißbrauchs ausmustern/ und/ so zu reden/ das Kind mit dem Bade ausschütten/ wie Lb PersonZwingli, Huldrych (1484–1531) Zwinglius, Lb PersonBèze, Théodore de (1519–1605) Beza, Lb PersonVermigli, Pietro Martire (1499–1562) Pet[rus] Martyr und ihre Nachfolger gethan/[28] ob gleich der Unterscheid/ zwischen der Kirchen=Music, Altes und Neuen Testaments/ zwischen bloß nothwendigen und Mitteldingen/ zwischen dem inner= und euserlichen Gottesdienst/ nicht verneinet wird/

Sondern die Orgeln sowohl als andere gute nützliche Inventa, für Gottes Gaben erkennen als welche Er den Menschen gezeiget/ eingegeben/ und ohn Bestimmung der Zeit und Personen/ zu seinem Lobe anbefohlen/ deren sich die H[eiligen] Menschen beym Gottesdienste und sonsten gebraucht/ und dadurch von Traurigkeit zur Freudigkeit/ zur devotion und Andacht/ vom irrdischen zum Himlischen ermuntert und erqvicket werden/ wie David durch sein Harffenspiel den unruhigen Geist vom Saul verjaget Ly Bibelstelle1 Samuel 16,23 1. Sam. 16. Der Prophet Lb PersonElisa Elisa/ den Geist der Weissagung durch einen Spielman erwecket/ Ly Bibelstelle2 Könige 3,15 2. Kön. 3. und Augustinus in seinen Beicht=Büchern gedencket/ daß er bey seiner Bekehrung durch die Kirchen=Music zu vielen Thränen beweget worden.[29]

Endlich soll es auch von allem Mißbrauch ab= hingegen zum rechten Brauch an=mahnen und reitzen/ insonderheit Christliche Organisten und Componisten/ die zu solchen Ambt/ (wie die Sänger und Leviten im A[lten] T[estament]) beruffen/ daß sie die Orgeln [C1r] nicht zu liederlichen Melodeyen/ und (wie unsere Kirchen=Ordnung redet) textlosen Phantaseyen/ dadurch die Leuthe mehr geärgert als erbauet/ im singen und einschlagen turbiret/ vom Text abgeführet werden/ etwa nur ihre Kunst und Geschwindigkeit (welche sonsten ihr Lob hat/) hören zu lassen/ sondern zuförderst/ zu Gottes Ehr und der Gemeine Erbauung/ ad gravitatem & suavitatem, zur Andacht und Liebligkeit gebrauchen/ und gleich wie die Prediger/ so andere zur Devotion und innerlichen Gottesdienst bewegen sollen/ selbsten devot, Gottfürchtig und Andächtig seyn/ weil doch in Christlicher Versamlung/ Ly Bibelstelle1 Korinther 14,40 alles ehrlich und ordentlich soll zu gehen und zu Gottes Ehre gerichtet seyn. Ly Bibelstelle1 Korinther 10,31 1. Cor. 10. und 14.

So viel vom Orgelwerck aus Gottes Wort/ damit dasselbige zuförderst geheiliget wird; nu wollen wir dasselbe auch mit andächtigem Gebeth heiligen/ einweyhen beten/ und also sprechen:

Großer Jehovah und Herr Himmels und der Erden/ du unerschöpfflicher Brunqvell aller guten Gaben/ aller Künste und Wissenschafft/ aller Harmony und Einigkeit/ im Himmel und auff Erden/ dem alles Lob und Preiß/ Ehr und Ruhm/ Herrligkeit und Danck allein gebührt/ Wir dancken dir für die Offenbahrung deines heiligen seligmachenden Wortes und alle uns erzeigete Wolthaten/ Jnsonderheit aber/ daß du den Menschen unter andern auch die Erfindung des Orgelwercks eingegeben/ dessen deine liebe Kirche samt ihren Gliedmaßen/ von langen [[C1v]] Zeiten her/ zu deinem Preiß und Erweckung der Andacht sich gebrauchet hat/ und noch brauchen thut.

Von deiner Hand ist ja alles kommen/ ohne dich können wir nichts thun/ denn alles was wir ausrichten/ das hastu uns gegeben/ darumb so geben wird dir O Allerhöchster Gott/ dasselbe mit demütigen danckbaren Hertzen wieder.

Nim an dis Orgelwercklein/ so zu deiner Ehr und schuldigen Dienst erbauet und gewidmet ist/ laß es dir geheiliget/ und samt dieser Kirch und Gemeine/ samt den andern allen/ wie auch Stadt und Lande/ Obrigkeit/ Predigambt und Haußwesen/ in diesen letzten höchstgefährlichen Zeiten/ zu Gnaden befohlen seyn/ behüte es für aller Entheiligung/ Verunreinigung und Verwüstung/ vergilt mit reichem Segen/ die dabey verspürete und ferner befördrende Mildigkeit und Freywilligkeit/

Behüte für Krieg und verderblicher Zeit/
Für Seuchen/ Feur und großem Leid.[30]
Gib Fried im Lande/ Glück und Heyl zu allem Stande!

Und laß uns in deinem Hause und dieser streitenden Kirchen auff Erden/ deines inner= und euserlichen Dienstes und andächtigen Lobes/ so lange pflegen/ biß wir zu der triumphirenden Kirchen im Himmel/ und aller auserwehlten Engel und Menschenschaar aus Gnaden gelangen/ auch mit derselben dich dreyeinigen wahren Gott/ [C2r] Vater/ Sohn und heiligen Geist/ seliglich anschauen/ vollkömmlich loben/ und freudiglich preisen in Ewigkeit/ das verleyhe Jehovah/ O Herr Himmels und der Erden/ hochgeliebt und hochgelobet ietzt und allezeit/ Amen.

J[n] N[omine] J[esu].

Musicken=Anstallt.

Nachdem zu Anfang des Gottesdiensts Ein Kyrie oder Missa gemacht/ und der Choral Lw MusikwerkDecius, Nikolaus: Allein Gott in der Höh sei Ehr M Allein Gott in der Höh' sey Ehr/ gesungen worden/

Ward nachfolgender Text M. Lb PersonOlearius, Johann Gottfried (1635–1711) Joh[ann] Gottfried Olearii, ad Le Geographicumg Gebäude: Halle (Saale), Unser Lieben Frauen B[eatae] V[irginis] Diac[oni] Vor der Predigt musiciret:[31]

Sonata oder Symphonia mit 12. Instr. 6. Viol. 2. Corn. 4. Tromb.
Drauff à 3. Voc. A. T. B.

Jhr Knechte Gottes die Jhr hier/
Zu seinem Lob mit heil'ger Zier/
Jn stetem Dienste sollet stehen/
Auff/ schicket euch zu seinem Ruhm/
Jhr solt in seinem Heilgthumb
Die Lobes=Lieder ietzt erhöhen.
Hier last uns in Jhm frölich seyn/
So wird sein heller Gnadenschein
Mit hellem Glantze uns auffgehen.

[[C2v]]

Ferner 5. Voc. W W KorrekturOriginal: 2. C. C.2. C.[32] A. T. B. cum 2. Violin.

Last die Seiten und die Pfeiffen klingen/
Mund und Stimmen frölich darein singen/
Daß es in dem Himmel schalle/
Und dem Schöpffer wohlgefalle.

Hierauff eine andere Symphonia Viol. Corn. & Tromb.
Drauff 6. Voc. W W KorrekturOriginal: 2. C. C. A. 2. T. T. B.2. C. A. 2. T. B.[33]

Der Orgeln Thon/ den Lb PersonJubal Jubals Kunst erzielt/
Wird Gott allein zu Ehren/
Und unsre Andachts-Gluth erfreulich zu vermehren/
Zum Gottesdienst gespielt.

Darnach Omnes Concert. & Capell. Vocibus atq. Instrum.

Lobet/ rühmet/ last uns singen/
Und die Orgeln lieblich klingen/
Preiset Gottes Gütigkeit/
Bittet daß Er allezeit/
Fried und Ruhe geb von oben:
Lb PersonGog Gog und Lb PersonMagog Magogs Grausamkeit
Wende Er und alles Leid/
Daß wir hier und dort Jhn loben/ Amen!

Nach geendigter Predigt Ward nachfolgendes Lob= und DanckLied Lb PersonOlearius, Johann Gottfried (1635–1711) M[agistri] J[ohann] G[ottfried] O[learii] gemacht:[34]

Sonata, à 11. Instr. 6. Viol. 2. Clarin. 3 Trombon.

[C3r]

Drauff Concert. & Capell.

Ly BibelstellePsalmen 106,48 Gelobet sey der Herr der Gott Jsrael/ von Ewigkeit in Ewigkeit. Ps. 106/48.

Ferner Concert. Voces & Instr.

Ly BibelstelleJesaja 63,7 Jch wil der Güte des Herrn gedencken/ und des Lobes des Herrn in allem das uns der Herr gethan hat/ und des großen Guts an dem Hause Jsrael/ das Er ihnen gethan hat/ durch seine Barmhertzigkeit und große Güte. Esai. c. 63/ 7.

Concert. & Capell.

Ly BibelstellePsalmen 106,48 Gelobet sey der Herr/ ward wiederholet.

Darnach. Voc. Instr. und Paucken:

Ly BibelstellePsalmen 81,2–3 Singet frölich Gott der unsre Stärcke ist/ Jauchtzet dem Gott Jacob. Nehmet die Psalmen und gebet her die Paucken/ liebliche Harffen mit Psaltern/ Ps. 81/ 1.2.

Concert. & Capell.

Ly BibelstellePsalmen 106,48 Gelobet sey der Herr etc. ward wiederholet.

Drauff: und alles Vock spreche Amen/ Alleluja.

Harmoniae Autore D[omi]n[o] Lb PersonKnüpfer, Sebastian (1633–1676) Seb. Knüpfero Dir[ectore] Mus[ices] Lips[iense].[35]

Darnach ward: Lw MusikwerkN.N.: Herr Gott, dich loben wir M Herr Gott dich loben wir etc. gesungen/ und mit der Collecta und Seegen beschlossen.

[[C3v]]

Disposition

I. Des neuen kleinen Orgelwercks in der Ober=Pfarr=Kirchen zur L. Frauen

Von 48. Clavibus vom C. biß ins 3. gestrichne c. auch Semitoniis in der tieffen Octav, und 6. Registern oder Stimmwercken nebst 3. Blasebälgen.

1. Principal von Zinn4. Fuß ton.
2. Spillflöte4.
3. Octava2.
4. Sesqvialtera
5. Sedetz1.
6. GrobGedackt8.

Summa 336. Pfeiffen.

II. Des großen Orgelwercks So Anno 1655. renoviret worden[36]

Jm Oberwerck und Manual von 38. Claviren 8. Stimmwerck.

1. Principal von 8. Fuß ton
2. Octava4. Fuß
3. Mixtur4. 6. 9. 10. fach
W W KorrekturOriginal: 3.4. Zimbel 3. fach
5. Gedackt4 fuß[37]
6. Qverflöt4.
7. Qvintaden16.
8. Gedackt8.

[[C4r]]

Jm Pedal und Oberwerck von 21. Clavibus 6. Stimmen

1. Principal16. Fuß ton
2. Octaven Baß8.
3. Gedackter Untersatz16.
4. Bauerflöt Baß
5. Zimbel Baß2. fach
6. Mixtur6. fach

Jm Pedal zur lincken und Brust zu beyden Seiten von 21. Clavibus 7. Stimmwerck

1. Posaunen Baß16. Fußton
2. Nachthorn4.
3. Qvintaden8.
4. Cornet4.
5. Trommet8.
6. Qvintflöt2.
7. Schweitzer Baß

Jn der Brust und Manual von 38. Clavibus, 6. Stimmwerck.

1. Messing Regal8. Fußton
2. Principal2.[38]
3. Mixtur4. fach
4. Zimbel2. fach
5. Gemßhorn2. Fußton[39]
6. Süfflöt1.

[[C4v]]

Jm Rückpositiv von 48. Clavibus 12. Stimmwerck

1. Principal von4. Fußton
2. Mixtur3. fach
3. Zimbel2. fach
4. Octava2. fuß
5. Qvinta1½. fuß
6. Qvintaden8.
7. Gedacktes8.[40]
8. Rohrflöt2.
9. Gemshorn2.
10. Süfflöt1.
11. Trommet8.
12. Singend Regal4.

Summa 2200. Pfeiffen.

Uber diß1. Vogel=Gesang
2. Tremulant
3. Zimbel=Räder
Summa42. Register
10. Blasebälge

Dieses renoviret, Jenes verfertiget/ von Lb PersonReichel, Georg (1628–1684) George Reicheln Orgelmacher.

Psal. 150 v. 6.

Ly BibelstellePsalmen 150,6 Alles was Odem hat/ lobe den Herrn/ Halleluja!

Auff! lobet unsern Gott mit Pfeiff= und Seitenspielen/
Last Hertz und Mund allein nach solchem Zwecke zielen/
Auff! Lobet unsern Gott/ in seinem Heiligthumb/
Erhebet seine Macht und seiner Weißheit Ruhm!

Halleluja! Amen.

Ende.

Einzelanmerkungen

  1. Der Gesang der drei Männer im Feuerofen findet sich in der apokryphen Fassung in Dan 3,24-45.
  2. Anlässlich der baulichen Erneuerung der Ld OrgelHalle, Marktkirche, Esaias Beck-Orgel 1588 Esaias-Beck-Orgel veröffentlichte Lb PersonOlearius, Johann (1546–1623) Johannes Olearius der Ältere 1597 unter dem Titel Lr QuellenOlearius, Renovalia Calliopes (1597) M Renovalia Calliopes organicae ein Lobgedicht auf das Instrument. Als dieses 1655 durch Lb PersonReichel, Georg (1628–1684) Georg Reichel umgebaut und stark erweitert wurde, gab Lb PersonOlearius, Johann Gottfried (1635–1711) Johann Gottlieb Olearius das lateinische Gedicht erneut heraus und fügte eine deutsche Übersetzung des Textes hinzu, vgl. Olearius, Nach Wiederholter Erneuerung des Berühmten und Kunstreichen Orgelwerks (1655). Siehe dazu auch die Einführung zu dieser Edition.
  3. Olearius bezieht sich auf die Orgeldisposition in Praetorius, Syntagma musicum 2 (1619), S. 177f. Die von ihm angegebene Seite 161 markiert den Beginn des Dispositionskapitels und enthält lediglich die Übersicht über die dargestellten Orgeln. Offenbar hat Olearius die Angaben verkürzt wiedergegeben, die sein Lb PersonOlearius, Johann Gottfried (1635–1711) Sohn 1655 korrekt und in vollem Umfang gemacht hatte, vgl. Olearius, Nach Wiederholter Erneuerung des Berühmten und Kunstreichen Orgelwerks (1655), B3r. Siehe den Wortlaut der Stelle in der Einführung zu dieser Edition.
  4. Auf wen hier angespielt ist, konnte nicht ermittelt werden. Walter Serauky, der die Stelle ebenfalls zitiert und als Kenner der Hallenser Musikgeschichte gelten darf, bietet dafür ebenfalls keine Erklärung, vgl. Serauky, Musikgeschichte der Stadt Halle 2/1 (1939-1940), S. 296.
  5. AK 3. Pl. c. Piel von הלל oder Imperativ m. Pl. Piel von הלל [Übertragung und Kommentar: Pauline Amelung].
  6. Die genaue Stelle dieses Zitats wurde nicht ermittelt.
  7. Mit der Frage des jüdischen Ausspracheverbots für den Namen Gottes befasst sich Luther sehr ausführlich, vgl. Luther, Von den Jüden und iren Lügen (1577), h3r und ff. Ein wörtliches Zitat scheint in der Orgelpredigt nicht vorzuliegen.
  8. Zitat aus Decretum Gratiani (1604), Sp. 512. Olearius gibt allerdings eine Variante an. Die Standardformulierung dieser Verse lautet: Non vox, sed votum; non chordula musica, sed Cor. Non clamans, sed amans, cantat in aure Dei.
  9. Auf wen die poetische Übertragung der lateinischen Verse zurückgeht, ist nicht bekannt. Vielleicht hat sich Olearius selbst als Dichter betätigt.
  10. Olearius bezieht sich auf eine oft zitierte Textstelle aus Augustinus, Enarrationes in psalmos 141–150 (2005), S. 303f. Siehe den Wortlaut des Kommentars zu Ps 150,5 im Personenartikel Lb PersonAugustinus, Aurelius (354–430) Augustinus.
  11. Wurzel; Belegstellen: Ez 23,5.7.9.12.16.20; Jer 4,30. Als Substantiv עוּגָב (Belegstellen: Gen 4,21; Ps 150,4; Hi 21,12; Hi 30,31) ein Musikinstrument, das nicht eindeutig bestimmbar ist. Entweder es handelt sich um eine Gattungsbezeichnung für Blasinstrumente (verschiedene Arten von Flöten) im Zusammenspiel mit מִנִּים oder um ein Saiteninstrument, vgl. Zenger, Psalm 150 (2008) [Übertragung und Kommentar: Pauline Amelung].
  12. Auf Hieronymus geht die Übersetzung der Vulgata zurück, deren lateinische Fassung des Psalmverses hier zitiert wird.
  13. Auch dieses Zitat stammt aus Augustinus‘ Kommentar zu Psalm 150. Vgl. den Wortlaut der Stelle im Personenartikel Lb PersonAugustinus, Aurelius (354–430) Augustinus.
  14. Vgl. die Übersetzung in Piscator, Biblia 3 (1618), S. 347.
  15. Beginn der 3. Strophe des Lieds Lw MusikwerkWalter, Johann: Es woll uns Gott genädig sein M Es woll uns Gott genädig sein.
  16. Die im Rahmen dieser Orgelallegorie gezogenen Vergleiche lehnen sich unmittelbar an die Darstellung Michael Praetorius‘ an, der seinerseits aus dem Vorwort zu Lb PersonDiruta, Girolamo (1554/1564 – nach 1610) Girolamo Dirutas Ln LiteraturDiruta, Transilvano (1969) M Transilvano zitiert: Ferner so referiren vnd zeigen die Blaßbälge die Lunge an; die Pfeiffen die Kehle oder Luftröhre; die Clavier kommen gar fein mit den Zehnen vberein; der aber der Orgel den Thon künstlich gibt/ ist an stat der Zungen/ vn[d] wenn er mit der Hände artlichen bewegung vn[d] künstlichen geschwindigkeit darauff schlegt/ vn[d] es lieblich lautent macht/ so redet er gleichsam vffs zierlichste.(Praetorius, Syntagma musicum 2 (1619), S. 86f.)
  17. Die Herkunft dieser Wendung wurde nicht weiter recherchiert.
  18. Olearius spielt an auf die ungewisse Herkunft der Orgel, wie sie in Polydorus, De rerum inventoribus (1532), S. 221f., Erwähnung findet. Siehe den Wortlaut dieser Stelle im Personenartikel Lb PersonVergilius, Polydorus (ca. 1470 – 1555) Polydorus Vergilius.
  19. Wurzel; Belegstellen: Ez 23,5.7.9.12.16.20; Jer 4,30. Als Substantiv עוּגָב (Belegstellen: Gen 4,21; Ps 150,4; Hi 21,12; Hi 30,31) ein Musikinstrument, das nicht eindeutig bestimmbar ist. Entweder es handelt sich um eine Gattungsbezeichnung für Blasinstrumente (verschiedene Arten von Flöten) im Zusammenspiel mit מִנִּים oder um ein Saiteninstrument, vgl. Zenger, Psalm 150 (2008) [Übertragung und Kommentar: Pauline Amelung].
  20. Olearius zitiert eine Schlüsseldefinition des Augustinus, vgl. Augustinus, Enarrationes in psalmos 141–150 (2005), S. 302. Siehe den Wortlaut der Stelle im Personenartikel Lb PersonAugustinus, Aurelius (354–430) Augustinus.
  21. Olearius übernimmt die Informationen aus Praetorius, Syntagma musicum 2 (1619), S. 90, lässt aber die Quellenangaben fort.
  22. Die Grenzen zwischen Paraphrase und Zitat sind in diesem orgelhistorischen Absatz nicht leicht zu ziehen. Hier stimmen die Formulierungen weitgehend mit denen bei Praetorius überein, vgl. Praetorius, Syntagma musicum 2 (1619), S. 91.
  23. Hier kommentiert Olearius folgende Bemerkung des Praetorius: Navarrus in lib. de Orat. & horis Canon. Cap. 16. spricht: das zur zeit Aquinatis die Orgeln noch nicht sein im brauch gewesen. Es ist aber Thomas von Aquino gestorben/ vmb das Jahr Christi 1274. wie es Chytraeus errechnet. (Praetorius, Syntagma musicum 2 (1619), S. 90) Die orgelkritische Bemerkung des katholischen Theologen ist nachzulesen im Personenartikel Lb PersonAugustinus, Aurelius (354–430) Azpilcueta.
  24. An der hier angegebenen Stelle schildert Praetorius die Ld OrgelHalberstadt, Dom, David Beck-Orgel 1590 Orgel in Le Geographicumf Ort: Halberstadt Halberstatt und nennt die Jahreszahl 1361.
  25. Olearius greift das Bild von der Orgel als dem König der Instrumente auf, das auch andere Orgelpredigtautoren angeregt hat, vgl. etwa Vlmische Orgel Predigt (Ulm 1624), S. 35. Als Vorlage lässt sich eine Formulierung Lb PersonDiruta, Girolamo (1554/1564 – nach 1610) Girolamo Dirutas ausmachen, die in Deutschland über das Syntagma musicum Verbreitung fand. Hier gibt es eine lateinische Formulierung: Propterea modo denominatum Organum, veluti Rex omnium Instrumentorum, quo majestas divina in congregatione fidelium celebrari & honore affici solet, meritò habetur. (Praetorius, Syntagma musicum 1 (1615), S. 141) Und die dazugehörige deutsche Übersetzung: Derhalben denn jtziger zeit/ bemelte Orgel gleichsamb vor einen König aller Jnstrumenten/damit die Göttliche Myest. in der Versamlung der Gleubigen gelobet/ gepreiset vnd geehret wird/ billich gehalten werden sol. (Praetorius, Syntagma musicum 2 (1619), S. 86)
  26. Der lateinische Spruch dürfte übernommen worden sein aus Praetorius, Syntagma musicum 2 (1619), S. 88. Die Information über die Orgelinschrift in Le Geographicumf Ort: Perugia Perugia stammt erneut aus dem von Praetorius ausführlich zitierten Vorwort zu Lb PersonDiruta, Girolamo (1554/1564 – nach 1610) Girolamo Dirutas Ln LiteraturDiruta, Transilvano (1969) M Transilvano. Olearius liefert dazu eine eigene poetische Übertragung, in die er ein weiteres Liedzitat einbaut. Siehe zur Rezeption des Spruchs auch Braun, Syntagma musicum (2019), bes. S. 192-196.
  27. Zitat der 3. Strophe des Liedes Lw Musikwerkanonym: In dulci jubilo M In dulci jubilo mit einer Erweiterung.
  28. Die Auseinandersetzung mit reformierten Positionen zum Orgelgebrauch im Gottesdienst wird von Olearius nur gestreift. Siehe ausführlicher zu dieser Debatte, Vlmische Orgel Predigt (Ulm 1624), S. 28-35.
  29. Vgl. Augustinus, Bekenntnisse (2004), 9. Buch, Kapitel 6, S. 386, 388. Siehe den Wortlaut der Stelle im Personenartikel Lb PersonAugustinus, Aurelius (354–430) Augustinus.
  30. Die ersten beiden Verszeilen variieren zwei Zeilen aus der 2. Strophe des Kirchenliedes Lw MusikwerkLuther, Martin: Nimm von uns, Herr, du treuer Gott M Nimm von uns, Herr, du treuer Gott. Die dritte Zeile gehört jedoch nicht dazu, sie scheint eher ein geflügeltes Wort zu gewesen zu sein.
  31. In einer überarbeiteten Fassung diente dieser Text 1674 als Vorlage für die Festmusik der Glockenweihe. Bei diesem späteren Anlass wird eindeutig Lb PersonKnüpfer, Sebastian (1633–1676) Sebabstian Knüpfer als Komponist genannt, vgl. Olearius, Glocken-Predigten (1675), J2v. Ob er damit auch schon 1664 für die Musik verantwortlich war, lässt sich nicht belegen. Es ist in Anbetracht der engen Zusammenarbeit zwischen Knüpfer und Johann Gottfried Olearius, die 1663/64 ihren Anfang nahm, zumindest wahrscheinlich, vgl. Wollny, Stilwandel in der protestantischen Figuralmusik (2016), S. 291f. Siehe weitere Überlegungen zum Kontext der aufgeführten Werke in der Einführung zu dieser Edition.
  32. Bei der Aufzählung der beteiligten Gesangsstimmen muss dem Drucker ein Fehler unterlaufen sein. Die Zahl 2 des Drucks ergibt in dieser Form rechnerisch keinen Sinn, da ja eindeutig die fünf Stimmen Cantus, Cantus, Altus, Tenor und Bassus aufgezählt sind. Man könnte hier an eine Verwechslung mit dem in der vorigen Überschrift verwendeten à denken. Da in der folgenden Überschrift gleich zweimal die Zahl 2 in derselben Weise falsch verwendet wird, wird hier als Lösung vorgeschlagen, die doppelt genannte Stimmart jeweils zu eliminieren.
  33. Hier wird wie oben die Stimmenzahl nicht schlüssig wiedergegeben. Die Korrektur stellt das Ensemble der sechs beteiligten Vokalsolisten mit zwei Cantus, Altus, 2 Tenores und Bassus in der offenkundig gemeinten Weise dar.
  34. Diese Formulierung erweckt den Eindruck, als habe Johann Gottfried Olearius die Musik zu den im folgenden angeführten Nummern komponiert. Denn genannt wird zunächst eine rein instrumentale Sonata für elf Ausführende. Alle weiteren Vokalsätze basieren auf Psalmversen, benötigten also keinen Textdichter im engeren Sinn. Walter Serauky hat daher die Komposition Olearius zugeschrieben und seine Bewunderung für dessen mehrfachen Einsatz als Dirigent, Textdichter und Komponist zum Ausdruck gebracht, vgl. Serauky, Musikgeschichte der Stadt Halle 2/1 (1939-1940), S. 297. Zweifel daran bestehen insofern, als bisher in keinem biographischen Artikel zu Johann Gottfried Olearius dessen Kompositionsversuche erwähnt wurden. Bekannt ist er vielmehr als Hymnograph und Lieddichter, der auch einige eigene Liedmelodien geschaffen hat, vgl. Serauky, Musikgeschichte der Stadt Halle 2/1 (1939-1940), S. 294f. Die Komposition großer Chor- und Instrumentalwerke ist jedoch nicht belegt. Es wäre daher eine durchaus plausible Möglichkeit, dass Sebabstian Knüpfer der autor harmoniae für die gesamte aufgeführte Musik gewesen wäre, während Johann Gottfried Olearius das textliche Konzept entworfen hätte. Bekannt ist, dass der dreimal erklingende Ritornellabschnitt, das Konzert Gelobet sey der Herr, in einem Noteninventar als Komposition Knüpfers vorkommt, vgl. Serauky, Musikgeschichte der Stadt Halle 2/1 (1939-1940), S. 299, wobei die Identität dieser zwei Psalmversvertonungen allerdings nicht nachweisbar ist. Interessant ist auch der Umstand, dass der gesamte mehrteilige Werkkomplex in Halle noch ein weiteres Mal aufgeführt wurde, vgl. Olearius, Christliche Schuel-Freude (1666), S. 6. Siehe dazu ausführlicher die Einführung zur vorliegenden Edition.
  35. Die Musik, die der damalige Thomaskantor Lb PersonKnüpfer, Sebastian (1633–1676) Sebastian Knüpfer komponiert hatte, ist leider nicht erhalten. Der Komponist wurde häufiger von Halle aus beauftragt, Gelegenheitsmusiken zu schaffen, vgl. Paduch, Sebastian Knüpfer und Halle (2005).
  36. Die neue Disposition der Orgel, deren Registerzahl von 31 auf 42 erweitert worden war, hatte zuvor schon Johann Gottfried Olearius veröffentlicht, vgl. Olearius, Nach Wiederholter Erneuerung des Berühmten und Kunstreichen Orgelwerks (1655), B3r-B4v. Nur an wenigen Stellen differieren seine Angaben geringfügig von denjenigen in der Orgelpredigt. Auf die Unterschiede wird in den Kommentaren hingewiesen.
  37. Olearius, Nach Wiederholter Erneuerung des Berühmten und Kunstreichen Orgelwerks (1655), B3r: Nachthorn 4. fuß.
  38. Olearius, Nach Wiederholter Erneuerung des Berühmten und Kunstreichen Orgelwerks (1655), B3v: 4. fuß.
  39. Olearius, Nach Wiederholter Erneuerung des Berühmten und Kunstreichen Orgelwerks (1655), B3v: Spilpfeiff 4. fuß.
  40. Olearius, Nach Wiederholter Erneuerung des Berühmten und Kunstreichen Orgelwerks (1655), B4r: 4. fuß.

Letzte Änderung dieses Dokuments am 9. Januar 2023.

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