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Orgelpredigt

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a Gerlach, Georg: Organologismos (Dresden 1651)

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Folgende Begriffe sind innerhalb dieses Textes ausgezeichnet:

a Orgelpredigten (1)

b Personen (136)

y Bibelstellen (178)

  • 1 Johannes 1,1
  • 1 Korinther 1,21
  • 1 Korinther 13,12
  • 1 Korinther 15,51
  • 1 Korinther 15,58
  • 1 Korinther 2,8
  • 1 Korinther 3,11
  • 1 Korinther 4,7
  • 1 Könige 8,17–21
  • 1 Samuel 16,23
  • 1 Samuel 9,9
  • 1 Timotheus 1,15
  • 1 Timotheus 2,4
  • 1 Timotheus 3,15
  • 1 Timotheus 3,16
  • 2 Chronik 17,7–9
  • 2 Korinther 1,3
  • 2 Korinther 3,5
  • 2 Korinther 4,3
  • 2 Petrus 1,19
  • 2 Petrus 3,9
  • 2 Timotheus 3,16–17
  • 2 Timotheus 4,2
  • Amos 7
  • Amos 7,12–13
  • Amos 8,11–12
  • Apostelgeschichte 10
  • Apostelgeschichte 10,27–34
  • Apostelgeschichte 13,14–15.44
  • Apostelgeschichte 15,21
  • Apostelgeschichte 16,14
  • Apostelgeschichte 2
  • Apostelgeschichte 2,41
  • Apostelgeschichte 3,15
  • Apostelgeschichte 3,23
  • Daniel 10,19
  • Daniel 7
  • Daniel 7,7–8.24
  • Daniel 8
  • Deuteronomium 18,18–19
  • Epheser 6,14–17
  • Epheser 6,17
  • Exodus 28,33–34
  • Exodus 28,35
  • Exodus 31,3–4
  • Ezechiel 1
  • Ezechiel 33,30.32
  • Ezechiel 5,8
  • Genesis 12,8
  • Genesis 28,12–15
  • Genesis 3,15
  • Genesis 4,21
  • Genesis 4,23
  • Genesis 4,26
  • Genesis 8,20
  • Hebräer 1,1
  • Hebräer 1,1–2
  • Hebräer 9,12
  • Hohelied 2,9
  • Hosea 1,1
  • Ijob 13,15
  • Ijob 30,31
  • Jakobus 1,17
  • Jakobus 1,21
  • Jeremia 1,11.13
  • Jeremia 1,7
  • Jeremia 15,16
  • Jeremia 23,29
  • Jeremia 31,10
  • Jeremia 44,16–17
  • Jeremia 6,17
  • Jesaja 1,2–4
  • Jesaja 38,16–17
  • Jesaja 40,5
  • Jesaja 40,8
  • Jesaja 42,20
  • Jesaja 43,1–2
  • Jesaja 53,1
  • Jesaja 55,10–11
  • Jesaja 58,1
  • Jesaja 6,1
  • Jesus Sirach 45,11
  • Joel 1,1
  • Johannes 1,14
  • Johannes 1,18
  • Johannes 1,1–14
  • Johannes 10,12
  • Johannes 10,30
  • Johannes 12,28
  • Johannes 14,13–14
  • Johannes 14,2–3
  • Johannes 16,13–14
  • Johannes 16,23
  • Johannes 17,3
  • Johannes 17,4
  • Johannes 17,6
  • Johannes 3,16
  • Johannes 4
  • Johannes 5,39
  • Johannes 5,46
  • Johannes 6,14
  • Johannes 6,37
  • Johannes 6,68
  • Johannes 8,51
  • Josua 1,8
  • Klagelieder 3,44
  • Kolosser 2,6–7
  • Lukas 10,16
  • Lukas 12,49
  • Lukas 15,1–10
  • Lukas 15,2
  • Lukas 21,33
  • Lukas 24,27
  • Lukas 3,12–13
  • Lukas 7,20
  • Lukas 8,11
  • Lukas 8,15
  • Lukas 8,8
  • Maleachi 4,2
  • Markus 11,24
  • Markus 16,15
  • Markus 16,19
  • Markus 6,2
  • Matthäus 10,20
  • Matthäus 13,46
  • Matthäus 13,52
  • Matthäus 15
  • Matthäus 17,24
  • Matthäus 17,5
  • Matthäus 18,11
  • Matthäus 19,17
  • Matthäus 23,13–39
  • Matthäus 28,20
  • Matthäus 4,11
  • Matthäus 5
  • Matthäus 6,19
  • Matthäus 7,28
  • Matthäus 9,13
  • Matthäus 9,2
  • Numeri 22,18
  • Numeri 24,17
  • Offenbarung 12,12
  • Philipper 2,11
  • Philipper 4,8
  • Psalmen 103,2
  • Psalmen 111,3
  • Psalmen 119,72
  • Psalmen 119,92
  • Psalmen 141,5
  • Psalmen 143,10
  • Psalmen 147,15
  • Psalmen 150,4
  • Psalmen 150,6
  • Psalmen 19,11
  • Psalmen 19,5
  • Psalmen 22,27
  • Psalmen 23,4
  • Psalmen 26,7
  • Psalmen 34,1
  • Psalmen 4
  • Psalmen 42,3
  • Psalmen 45,3
  • Psalmen 6
  • Psalmen 6,11
  • Psalmen 8
  • Psalmen 81
  • Psalmen 91,15–16
  • Psalmen 94,19
  • Römer 1,1
  • Römer 1,16
  • Römer 10,17
  • Römer 10,8
  • Römer 3,20
  • Römer 4,15
  • Römer 4,25
  • Römer 5,20
  • Sacharja 1,18–19
  • Weisheit 16,12

[[A1r]]

Titel

ΟΡΓΑΝΟΛΟΓΙΣΜΟΣ,
Das ist:
Christliche und einfältige/ doch in Gottes
Wort gegründete
Orgel=Predigt/
Darinne das Wort Gottes mit der Leübenitzer/
und einer iedweden Orgel in denen Kirchen und
Gottes=Häusern verglichen wird/
Gott zu Ehren/
Am III. Sontage nach Trini=
tatis/ dieses lauffenden 1651. Jahres/ als in
der Le Geographicumg Gebäude: Leubnitz, Dorfkirche Kirche zu Le Geographicumf Ort: Leubnitz Leübenitz/ die renovirte Ld OrgelLeubnitz, Dorfkirche, Tobias Weller-Orgel 1651 Orgel daselbst/
sambt dem Neu=erbaueten Rück=Positiv/ eingeweyhet wurde /
aus dem gewöhnlichen Sontags=Evangelio/ in ziemlicher
Versamlung der Eingepfarreten/ auch anderer vor=
nehmer Personen gehalten/ und auff Be=
gehren zum Gedächtnüs in
Druck gegeben/
Von
Lc PredigtautorGerlach, Georg (1614–1686) Georgio Gerlachen/ Dresdense
Pfarrern Le Geographicumf Ort: Leubnitz daselbst.
Le Geographicumf Ort: Dresden Dreßden/
Gedruckt bey Lb PersonBergen, Christian (vor 1647 – 1678) Christian und Lb PersonBergen, Melchior (vor 1643 – ca. 1669) Melchior Bergen/ Gebrü=
dern/ Chur=Fürstlich Sächßischen Hofe=Buchdruckern.

[[A1v]] vakat

[A2r]

Widmung

Denen Wohl=Ehrenvesten/ Hoch=Achtbarn/ Wohlgelahrten und Hochweisen
Herren
Bürgermeistern und Rathe der Churfürstlichen Sächßischen Residentz= und Haupt= Vestungs=Stadt Dreßden/
Jnsonderheit/
Denen Wohl=Ehrenvesten/ Hoch=Achtbarn/ Wohlgelahrten und Hochweisen/
Herrn Michaeli Leistern/ Churfürstlich Sächßischen wohlbestalten Ambt=Schössern zu Dreßden/
Herrn Eliae Jentschen/ wohlverordneten Bürgermeistern daselbst/
Herrn Christiano Schumanne/ des Leübnitzer/ wie auch des Religion=Ambts treufleissigen Gerichts=Verwalter/ und Raths Cämmerer/
[[A2v]] Herrn Georgio Marchen/ Churfürstlich Sächßischen Hof=Apotheckern und Raths=Verwandten.
Herrn Salomon Voigten vornehmen Raths=Verwandten
Herrn Michaeli Müllern
Herrn Carolo Friedrich Heymanne/ wohlverordneten Stadt=Richtern/ etc.
Herrn Johann Hildemeyern/
Herrn Matthaeo Schlintzgen vornehmen Raths=Verwandten Herrn Tobiae Springern/ wohlverordneten Stadt=Schreibern/
Meinen Allerseits großgünstigen Herren/ theils respective hochgeehrten Gevattern/ und mächtigen Patronen/

Gnade und Friede von Gott dem Vater/ und dem Herrn Christo Jesv/ neben unterthäniger anerbietung meines inbrünstigen Gebeths und geringer/ doch schuldiger und williger Dienste zuvor/

[A3r]

Wohl Ehrenveste/ Hoch=Achtbare/ Wohlgelahrte und Hochweise/ Jnsonders Großgünstige Herren und hochgeehrte Patroni/ Das Wort unsers lieben Herrn und Gottes/ so Er uns als ein Mittel zur Seelen Seeligkeit geordnet/ wird in Göttlicher Schrifft unterschiedlichen Dingen verglichen/ als (damit ich nur etzlicher weniger gedencke/W W KorrekturOriginal: () Ly BibelstelleJeremia 23,29 einem Feuer und Hammer der Felsen zerschmeist/ Jer. 23. v. 29. damit auch Lb PersonJesus Christus (ca. 0 – ca. 30) Christus Jesus einstimmet/ Ly BibelstelleLukas 12,49 Luc. 12. v. 49. Ly BibelstelleMatthäus 13,46 einer köstlichen Perle/ Matth. 13. v. 46. Ly BibelstelleLukas 8,11 dem guten Samen/ Luc. 8. v. 11. Ly BibelstelleEpheser 6,17 Einem Schwerdt/ Ephes. 6. v. 17. Ly Bibelstelle2 Petrus 1,19 Einem Liecht das da scheinet in einem dunckeln Ort/ 2. Petr. 1. v. 19. und vielen andern mehr. Jch unwürdigst habe mich unterstanden es mit den Orgeln in den Kirchen und Gottes=Häusern/ nahmentlich auch mit der schönen und in unser Kirchen zu Leübenitz wohlerbaueten Orgel zuvergleichen/ wie ich solches einfältig aus Gottes Wort in praesentia meistes theils meiner hochgeehrten Herren und Patronen/ oder aber der liebsten Jhrigen/ in der am 3. Sontage nach Trinitatis gehabten Orgel=Predigt ausgeführet. Wann a= [[A3v]] ber damahls von etlichen meinen Hochgeehrten Herren Erinnerung geschah/ daß ich solche Predigt zum Gedächtnüß in Druck geben wolte/ Als habe ich/ wiewohl ich dessen allerley Bedencken gehabt/ dennoch Gott zu Ehren und zu schuldiger Folge/ solches hiemit werckstellig machen/ und solche Predigt/ so gut mir sie der liebe Gott durch seinen Geist eingegeben/ concipiren und ablegen lassen/ heraus geben sollen und wollen.

Jch komme aber mit solcher einfältiger Orgel=Predigt zu meinen allerseits Hochgeehrten Herren und mächtigen Patronen gezogen/ und thue sie denenselben hiemit unterthänigst dediciren/ nicht allein darümb/ daß die meisten eingepfarreten Dorffschafften und Gemeinen unter Euer Ehrenvesten Ambt Dreßden/ und Eines Ehrenvesten Hochweisen Raths Leübenitzer=Ambt gehören/ sondern vielmehr darümb/ auff daß diese meine geringfügige Predigt gute und ansehliche Patronos habe/ die sich deroselben in Wiedrigkeit annehmen möchten/ sintemahl ich mir gar wohl einbilde/ daß ich von vielen mißgönstigen Lb PersonZoilos von Amphipolis (4. Jh. v. Chr.) Zoilis/ Lb PersonMomos Momis und Lb PersonAristarchos von Samothrake (217 – ca. 145 v. Chr.) Aristarchis/ damit ziemlich werde zur Banck gehauen und hönisch gehalten werden/ welches doch nichts Neues und kein Wunder ist/ [[A4r]] in Erwegung/ daß solches andern guten Leuten wohl eher begegnet/ und noch begegnen thut.

Ja/ ich habe es auch darumb gethan/ daß ich mein/ zu dancken geneigtes Gemüth/ gegen Euern Ehrenvesten und Hochweisen Rath meines geliebten Vaterlandes/ vor hochgeneigte zwiefache Föderung [sic] in etwas zuerkennen geben möchte.

Bitte demnach meine allerseits Hochgeehrte und hochgeneigte Herren demütigst/ dieselbe wolten großgünstig geruhen/ diese geringe Papierene Sache mit geneigten Willen von mir acceptiren, und mein/ und der armen Meinigen großgünstige Herren und hochgeneigte Förderer seyn und verbleiben.

Thue hiermit Euern Ehrenvesten Hoch= und Wohlweisen insgesambt der Gnade Jesv Christi zu langen gesunden Leben/ glücklicher Regierung/ und allen Wohlergehen von Hertzen=Grund mit andächtigen Gebeth befehlen.

Datum Leübenitz am 12. Sontage nach Trinitatis/ Anno Χριστογονίας JÜbers.: Christgeburt.
Verte Deo MerItas grates pro paCe reLata. Chronogramm: 1651

Euer Ehrenvesten und Hochweisen ingesambt unterdienstwilliger und Gebeths=Gefliessener Diener
Lc PredigtautorGerlach, Georg (1614–1686) Georgius Gerlach/ Pfarrer daselbst.

[[A4v]]

Ehrengedichte

Haut ullos allegoriarum excedere fines
In rebus sacris est labor ille gravis.
(Nam qvòd in hoc qvandoqve bonus dormitet Lb PersonHomer (ca. 750 – ca. 650 v. Chr.) Homerus
Nos sancti Patris publica scripta docent)
Solius Lb PersonJupiter Jovae qvi velificatur honori,
Et centrum esse finit, Est labor ille iacet.
Est labor ille bonus, populi qvi commoda qvaerit,
Et promit sacro dogma salubre gregi.
Hoc triplici facto qvum perfungare labore,
Et gravis atqve sacer diceris atqve bonus.
Pergito plura Sophum praelustria puncta mereri.
Et carum tenebris exonerare caput.
Sit Lb PersonMomos Momo bilis, ne ciccum interduis, oro:
Est labor hicce gravis; Est sacer atqve bonus!

Magister Lb PersonKnauth, Gottfried (1616–1686) Gottfried Knauth/ Scholae Dresdensis ConRector.

Organa, svavisono vestrum modulamine Templum
Qvae decorant, aptè Vir Reverende, doces,
Qvin ea W W KorrekturOriginal: concinnèconcionè sacro cum munere confers.
Qvod peragit sanctum Flamen in aede sacrâ
[B1r] Organon & divi Flatus pia munia vestro
In templo aeternos perstet utrumqve dies.
Organon electum Tu vir Reverende Jehovae
Sospes in aede Dei vive vigeqve diu!

Sic vovet

Magister Lb PersonWitzschel, Gottfried (vor 1644 – 1687) Godefridus Witschelius, Hirschfelda Misnicus.

Nostriqvid moveat linguam cantate Jehovae
Laudes, & miris concelebrare modis.
Hoc facit Organicum mulcens dulcedine plectrum;
Et jubet harmonicos ore vibrare sonos.
Euge! sacrum Canonem sectans meletemate docto,
Organa qvid valeant, Vir Reverende, doces,

Honoris ac boni ominis ergò ἀυτοσχεδιαστὶ JÜbers.: Improvisation fundebat

Magister Lb PersonSteinmetz, Martin (fl. 1651) Martinus Steinmetz/ Ilebergâ. Misnicus.

Utriculum Lb PersonCorydon Corydon inflare libentius audit,
Qvàm pulsare novis Organa docta modis.
Nec mirum est: audit Corydon malè: linqvimus ergò
Ultribus utriculos, ronchî-sonosqve suos.
[[B1v]] Laudo, Lc PredigtautorGerlach, Georg (1614–1686) Gerlachi, Te laudantem Organa Templi
Jàm renovata tui: stent renovata diu!
Ipse Deus renovet qvoqve Nos Sibi in Organa grata,
Caelitus in laudes nos animetqve suas!

Boni Ominis ergò fac.

Lb PersonWinckler, Tobias (fl. 1651) Tobias Winckler/ Dresdensis. Sacro Sanctae Theologiae Studiosus.

Non Gericam memorat scriptis Lc PredigtautorGerlach, Georg (1614–1686) Gerlachius istis,
Qvae traxit sylvas, flumina, bruta, Chelyn:
Nobile depositum sed dulcibus organa plectris,
Qvae Genios, Homines sede Deumqve trahunt.
Comprecor, ut pergat conatibus indulgere:
Rem superis gratam terrigenisqve facit.

Lb PersonRhostius, Nicolaus (fl. 1651) Nicolaus Rhostius, Altenburgensis. Sacro Sanctae Theologiae Studiosus.

[B1r]

Orgel=Predigt.

Lb PersonJesus Christus (ca. 0 – ca. 30) Jesu Christo Sacrum!

Die Gnade unsers hochverdienten Seligmachers und Erlösers Lb PersonJesus Christus (ca. 0 – ca. 30) Jesv Christi/ die Liebe Gottes des Himmlischen Vaters/ und die tröstliche Beywohnung Gottes des Heiligen Geistes/ sey bleibe und verwehre sich anietzo und zu allen Zeiten/ bey uns allen/ Amen!

Ly BibelstellePsalmen 150,4 Lobet den Herren mit Seiten und Pfeiffen/ spricht Geliebte und Auserwehlte in Lb PersonJesus Christus (ca. 0 – ca. 30) Christo Jesv/ der König und Prophet Lb PersonDavid (fl. 1000 v. Chr.) David/ in seinem Psal. 150. 4. 150. Psalm/ v. 4. Fodert [sic] hiemit das Lob Gottes/ und zeiget darbey an/ es sey nicht genug/ daß man den lieben Gott lobe vocaliter, sondern man soll Jhn auch loben Instrumentaliter, mit allerley SeytenSpiel. Setzet aber in diesen Worten zweyerley Jnstrumenta/ damit man Gott den Herrn loben solle/ Erstlich sagt er: Ly BibelstellePsalmen 150,4 Lobet den Herrn mit Seiten. Jn des Heiligen Gei= [[B1v]] stes Sprache stehet das Wörtlein מִנִּים[1] à radice inus. [hebräisch]. Welches der Herr Lb PersonBuxtorf, Johann (1564–1629) Buxtorfius also erklähret/ daß es bey den Jüden eine Lb PersonBuxtorf, Johann (1564–1629) Buxdorf. in Lr QuellenBuxtorf, Lexicon Hebraicum (1615) M lex. p. m. 419. Lr QuellenBuxtorf, Lexicon Hebraicum (1615) M Species instrumentis musici gewesen/ welches uns itzo numehr unbekand sey. Weil aber dieses Wort in plurale numero stehet/ könte man es auch wohl dahin ziehen/ daß David wolle/ man soll Gott mit allerley Jnstrumenten mit Seyten bezogen/ loben/ sie möchten Namen haben wie sie immermehr wolten/ wie man deroselben heutiges Tages unterschiedlich hat/ als da sind: Geigen/ Lauten/ Harffen/ und dergleichen. Dannenhero es auch der Herr Lb PersonLuther, Martin (1483–1546) Lutherus selig in Deutschen gar fein gegeben: Ly BibelstellePsalmen 150,4 Lobet den Herrn mit Seyten/ etc. Darnach und zum Andern/ sagt er: Ly BibelstellePsalmen 150,4 Lobet den Herrn mit Pfeiffen. Jn der Grund=Sprache ist das Wort [hebräisch] welches herkömmt â radice [hebräisch] adamavit, arsit amore erga aliqvem, seu amore accensus est, er hat hefftig geliebet und für Liebe gleich gebrand gegen einem. Darauß erscheinet daß dieses Wörtlein [hebräisch] heisse und bedeute instrumentum musicum, cujus pulsu afficimur voluptate & amore, qvasi amabile dictum;[2] ein solch Jnstrument daß einen gar bewege/ und sich daran gar verliebt/ wann es geschlagen werde. Was nun dis für ein Jnstrumentum gewesen/ können wir eigentlich nicht wissen. Die meisten unter den Gelehrten halten dafür/ es sey die Orgel damit gemeynet/ welche aus vielen Pfeiffen/ wie es in Deutschen gegeben ist/ bestehet/ und freylich ist/ instrumentum amabilissimum & jucundissimum, das allerlieblichste Jnstrument/ welches einen trefflich beweget/ und darinne man sich ja/ wann es lieblich und künstlich geschlagen wird/ verliebet/ Gen. 4. v. 23. drumb auch dieses Hebreische Wörtlein in der Lateinischen Sprache mit dem Worte Organum gegeben worden/ wann Gen. 4. v. 23. ge= [B2r] sagt wird/ daß von Lb PersonJubal Jubal Ly BibelstelleGenesis 4,23 herkämen die Geiger und Pfeiffer/ so hat den Ebreischen Text Lb PersonPagnini, Santi (1470–1536) Pagninus also gegeben: Daß Jubal sey gewesen/ Pater contrectantium Citharam & Organum,[3] der Vater derer so die Harffe und Orgel können schlagen. Jtem/ wann Lb PersonHiob Hiob spricht Hiob. 30. v. 31. cap. 30. v. 31. Ly BibelstelleIjob 30,31 Meine Harffe ist eine Klage worden/ und meine Pfeiffe ein Weinen/ so lautets nach den Hebreischen: Organum autem in Job. 30. c v. 31. signat statum latum & felicem Vide Lb PersonRavanellus, Petrus ( – ca. 1660) Ravanell. in Lr QuellenRavanellus, Bibliotheca Sacra 2 (1650) M Bibl. Sac. part. 2 fol 205. Tit. Ps 6. Versa est in luctum Cithara mea, & Organum meum in vocem flentium. Meine Orgel in die Stimme der Weinenden/ wie es Pagninus geben/ mit welchem der Herr Doctor Lb PersonBuxtorf, Johann (1564–1629) Buxdorfius übereinstimmet. Ob wir nu wohl nicht können gewiß wissen/ ob David in der Stiffs=Hütten eine Orgel oder Positiv gehabt/ oder ob dergleichen Jnstrumenta unter den Jüden zu König Davids Zeiten/ in Gebrauch gewesen sind/ so ist doch zumuthmassen/ daß sie neben andern Jnstrumenten / derer etliche gewesen auff acht Seyten/ darauff der Ly BibelstellePsalmen 4 4. Ly BibelstellePsalmen 6 6. und andere Psalmen mehr gespielet worden/ [hebräisch] Jtem neben der Githith/ darauff der Ly BibelstellePsalmen 8 8. Ly BibelstellePsalmen 81 81. Psalmen gemacht worden/ Jtem/ neben ihren silbern Posaunen auch ein solch Jnstrument gehabt von etlichen Pfeiffen/ welches gewesen [hebräisch] amabile und trefflich einen hatt ermuntern können/ mit demselben vermahnet er nun den lieben Gott zuloben/ wann er spricht: Ly BibelstellePsalmen 150,4 Lobet den Herrn mit Pfeiffen. Hier dürfen wir nu nicht gedencken als hätten wir uns das nicht anzunehmen/ sondern es gienge allein Davids Musicanten an/ die vermahne er/ daß sie den Herrn mit Seyten und Pfeiffen loben solten: Nein keinesweges/ sondern David meynet uns auch mit/ welches erscheinet aus dem letzten Vers des 150. Ps. wann er spricht: Ly BibelstellePsalmen 150,6 Alles was Odem hat/ lobe den Herrn/ Alleluja. Derohalben so haben unsere liebe Vorfahren aus [[B2v]] schuldiger Folge/ zu Ausbreitung des Lobes Gottes/ nicht allein allerley Seiten=Spiele in den Gottes=Häusern und Kirchen gebraucht/ sondern auch als die Orgeln auffkommen/ dieselben in die Kirchen gesetzet/ damit auff diesem Instrumento amabilissimo, unserm Gott neben andern Jnstrumenten/ zuvor aus/ Instrumento Instrumentorum, und Fundament der gantzen Music/ möchte gespielet werden. Weil nun das Lob Gottes allenthalben soll erklingen/ als ist es im geringsten nicht zuimprobiren/ daß numehr auch in den Dorff=Kirchen solche Jnstrumenta gebraucht werden. Jn Betrachtung dessen/ ist die alte und vorlängst erbauete Orgel/ in dieser unser Kirche/ Anno 1630. aus Zulassung eines Ehrenvesten/ und Hochweisen Raths zu Le Geographicumf Ort: Dresden Dreßden/ als Collatoris dieser Le Geographicumg Gebäude: Leubnitz, Dorfkirche Kirchen/ renoviret/ und mercklich gebessert worden. Weil aber an denen Stimmen und Registern/ so zur Figural=Music dienlich darinne mangel befunden worden/ als ist wiederumb auff gutachten Eines Ehrenvesten und Hochweisen Raths/ sonderlich des Weyland Ehrenvesten/ Hoch=Achtbarn/ Wohlgelahrten und Hochweisen Herrn/ Lb PersonHeymann, Veit (1592–1651) Veit Heymanns seligen Wohlverordneten Bürgermeisters in Dreßden/ und Le Geographicumf Ort: Leubnitz Leubenitzer Ambt=Verwalters (als welcher allezeit eine sondere Affection zu unser Kirchen truge/ sich auch dabey eine hertzliche Freude ausdachte/ deßwegen er auch Gotte zu Ehren/ und seinen Nachkommen zum guten Andencken/ gar eine schöne empor Kirche in dis Le Geographicumg Gebäude: Leubnitz, Dorfkirche Gottes=Hauß setzen/ und auff seine eigene Vnkosten bauen ließ/ derer keines er doch aus unerforschlichen Rath und Willen Gottes erlebet hat/ welches wir in Christlicher Gedult dem lieben Gott heimstellen sollen und müssen/) solches schöne Werck numehr renoviret, augiret, und mit dem [B3r] Rück=Positiv/ von Herrn Lb PersonWeller, Tobias (vor 1615 – ca. 1665) Tobia Wellern/ Churfürstlicher Durchlaucht zu Sachsen unsers allerseits Lb PersonJohann Georg II. von Sachsen (1613–1680) Gnädigsten Herrens/ wohlbestalten Orgelmachern/ vollents ergäntzet worden. Vnd nach dem solches schöne Werck anitzo auff heutigen Sontag beschlagen wird/ und übergeben werden soll/ Als habe ich mir fürgenommen/ aus dem ordentlichen Evangelio Euerer Christlichen Liebe eine einfältige Orgel=Predigt zuthun/ darzu wir dann benöthiget sind/ der Hülffe und Beystand des Heiligen Geistes/ dieselbe wollen wir bey dem lieben Gott suchen/ und unbezweiffelt erbieten in einem gläubigen und andächtigen Vater unser/ sprechets demnach mit mir im wahren Glauben und stiller Andacht.

Vater unser/ etc.

Textus.

Evangelium Dom. 3. Trinit. Luc. 15. à v. 1. usqve W W KorrekturOriginal: 11.10.

Ly BibelstelleLukas 15,1–10 Es naheten zu Jhm allerley Zölner und Sünder/ daß sie Jhn höreten. Vnd die Phariseer und Schrifftgelehrten murreten/ und sprachen/ Dieser nimmt die Sünder an/ und isset mit ihnen. Er saget aber dis Gleichnis/ und sprach: Welcher Mensch ist unter euch/ der hundert Schafe hat/ W W KorrekturOriginal: und undund so er [[B3v]] der eines verleuret/ der nicht lasse die Neun und Neuntzig in der Wüsten/ und hingehe nach dem Verlohrnen biß ers finde? Vnd wenn ers funden hat/ so leget ers auff seine Achseln mit Freuden. Vnd wenn er heim kömmt/ ruffet er seinen Freunden und Nachbarn/ und spricht zu ihnen: Freuet euch mit mir/ denn ich habe mein Schaf funden/ das verlohren wahr. Jch sage euch/ Also wird auch Freude im Himmel seyn über einen Sünder der Busse thut/ für neun und neuntzig Gerechten/ die der Busse nicht bedürffen.

Oder/ Welch Weib ist die zehen Groschen hat/ so sie der einen verleuret/ die nicht ein Liecht anzünde/ und kehre das Haus/ und suche mit Fleis/ bis daß sie ihn findet/ und wenn sie ihn funden hat/ ruffet sie ihren Freundinnen/ und Nachbarinnen/ und spricht: freuet euch mit mir/ Denn ich habe meinen Groschen funden/ den ich verlohren hatte. Also auch/ sage ich euch/ wird Freude seyn für den Engeln Gottes/ über einem Sünder/ der Busse thut.

[[B4r]]

Exordium.

Es giebet der Hoch=Erleuchte Heyden Doctor der Apostel Lb PersonPaulus von Tarsus (10 v. Chr. – 60 n.Chr.) Paulus/ Geliebte und Ausserwehlete in Christo Jesv/ der Kirchen Gottes/ und der Gemeine/ in welcher Lb PersonTimotheus (Bischof) Timotheus Prediger war/ einen feinen und nachdencklichen Namen/ und nennnet sie das Hauß Gottes/ wann er in der 1. Tim. 3. v. 15. 1. Tim. 3. v. 15. also spricht: Solches schreibe ich dir/ Ly Bibelstelle1 Timotheus 3,15 daß du wissest wie du wandeln solt/ in dem Hause Gottes. Braucht in seiner Sprache das Wörtlein οἶκος, JÜbers.: Haus welches neben andern auch von den Kirchen und Gottes Häusern aus Steinen und Holtz erbauet/ gebraucht wird/ daher es auch die LXX. Dolmetscher[4] gebrauchet für das Hebreische Wort [hebräisch] welches heisset Lr QuellenKircher, Concordantiae (1607) M Domus, & aedificium industria hominum intus ordine, in suas partes, regiones & habitationes aedificatum.[5] Ein Hauß welches inwendig aus menschlichen Witz und Verstand/ nach der Ordnung abgetheilet/ und mit gewissen Zimmern/ und Gemachen ausgebauet ist/ â radice [hebräisch] aedificavit, exstruxit: Lb PersonKircher, Conrad (ca. 1600 – ca. 1620) Kirch. in Lr QuellenKircher, Concordantiae (1607) M Concord. p. 1. f. 702. Er hat auffgebauet/ wird gesagt von dem Hause und Kirche welche Lb PersonSalomo Salomon der Hochweise König dem Nahmen des Herrn [[B4v]] W W KorrekturOriginal: baueterbauet 1. Reg. 8. v. 17. seqq. Ly Bibelstelle1 Könige 8,17–21 1. Reg. 8. v. 17. & seq. Daraus erscheint nu gleichsam/ daß die Gemeine des Herrn darinnen Gottes Wort geprediget wird/ mit denen eusserlichen Kirchen und Gottes=Häusern fein vergliechen werden kan sindemahl auch alles was in solchen Kirchen zufinden/ auch in der Gemeine Gottes/ welche ist sein Hauß/ hoch in seinem geistlichen Verstande und Deutung/ zu ersehen ist. Anderer Sachen zugeschweigen/ geliebter Kürtze halber/ so finden wir in diesem Gottes=Hause und Kirche/ wenn wir uns umbsehen auch die Ld OrgelLeubnitz, Dorfkirche, Tobias Weller-Orgel 1651 Orgel. Jn dem Hause Gottes/ das ist / in seiner Gemeine/ finden wir auch eine schöne wohlklingende Orgel/ welche der Orgelmacher. Himmlische Orgelmacher/ der liebe Gott selber/ in seine Gemeine gesetzt und geordnet/ und ist mit einem Wort nichts anders/ als das liebe Wort Gottes/ welches ist Orgel. organum ad salutem, ein Jnstrument zur ewigen Seligkeit/ wie darauff unser Herr Jesus Christvs selber zielet wann er spricht: Ly BibelstelleJohannes 17,3 Das ist das ewige Leben/ (vitae aeternae organon, ein Mittel zum ewigen Leben/) daß sie dich daß Du allein wahrer Gott bist/ Joh. 17. v. 3. Vide Lb PersonGlaß, Salomon (1593–1656) Glaß. Exeg. part. 2 p. 604. und den Du gesand hast Jesvm Christvm erkennen (ex verbo nimirum revelatio aus den geoffenbareten Worte Gottes/) Joh. 17. v. 3. wie es also Doctor Lb PersonGlaß, Salomon (1593–1656) Glassius erkläret und gar fein ausleget/[6] daher denn auch Lb PersonPaulus von Tarsus (10 v. Chr. – 60 n.Chr.) Paulus sagt: Ly Bibelstelle1 Korinther 1,21 Dieweil die Welt durch ihre Weißheit/ Gott in Seiner Weißheit nicht erkante/ gefiel es Gott wohl/ durch thörichte Predigt/ (non ex propria sententia, sed ex perverso mundi judicio sic vocat,) selig zumachen die daran gläuben. 1. Cor. 1. v. 21. 1. Cor. 1. v. 21. Wann wir nu in der Furcht Gottes den Sachen ein wenig fleissig nachdencken/ werden wir befinden/ daß das Wort Gottes/ die geistliche Orgel/ in dem Hause [C1r] des Herrn sey/ und daß dasselbe/ auch mit unserer schönen und mit 24. klingenden Registern und Zügen/ sampt dreyen andern/ wohl ausgebaueten Ld OrgelLeubnitz, Dorfkirche, Tobias Weller-Orgel 1651 Orgel in specie, gar wohl vergliechen werden kan. Wir wollens kürtzlich und in Einfalt/ so viel der liebe Gott durch seinen guten Geist darreichen wird/ erwegen. Wann wir nu unsere Orgel ansehen und betrachten/ so finden wir daran das Pfeiffwerck. Principal. Pfeiffwerck/ und zwar 1. das Principal 8. Fuß in Ober=Werck/ wie auch das Principal 4. Fuß in Rück=Positiv. Jtem das 8. Füssige Principal im Pedal. Jtem den 16. Füssigen hölzern Subbaß/ oder gedackte holtzerne Principal: Eben diß finden sich auch bey der Geistlichen Orgel dem Worte Gottes/ princeps vitae der Ly BibelstelleApostelgeschichte 3,15 Fürst des Lebens/ Act. 3. v. 15. Act. 3. v. 15. zugleicher Weise/ wie das Principal im Gesicht stehet forne in der Orgel/ und sich also beydes lässet sehen und hören/ ist auch das schönste/ planckeste und am Klang das lieblichste: Also auch ist das Himmlische Principal Jesvs Christvs/ Ly BibelstellePsalmen 45,3 der Schönste unter den Menschen Kindern/ holdselig sind seine Lippen/ Psal. 45. v. W W KorrekturOriginal: 2.3. Psal. 45. v. W W KorrekturOriginal: 2.3. Hat sich auch sehen und hören lassen. Sehen hat sichs lassen in den Tagen seines Fleisches mit leiblichen Augen/ auch mit leiblichen Ohren lassen hören/ davon Lb PersonJohannes (Evangelist) Johannes sagt: Ly Bibelstelle1 Johannes 1,1 Daß da von Anfang war/ das wir gehöret haben/ das wir gesehen haben mit unsern Augen/ das wir beschauet haben/ und unsere Hände betastet haben/ vom Wort des Lebens 1. Joh. 1. v. 1. 1. Joh. 1. v. 1. Jm Ly BibelstelleLukas 15,1–10 heutigen Evangelio läst sich dis Himmlische Principal sehen und hören/ denn die Zölner naheten sich Jhn/ daß sie Jhn höreten. Luc. 15. Luc. 15. Vffn heutigen Tag lässet sichs noch hören in seinem lieben Wort/ denn Er ist doch derselbe der uns den Willen Got= [[C1v]] tes offenbahrte/ und den Vater zuerkennen gegeben/ wie Johannes sagt: Ly BibelstelleJohannes 1,18 Niemand hat Gott ie gesehen/ der eingebohrne Sohn der in des Vaters Schooß ist/ der hat es uns verkündiget Joh. 1. v. 18. Joh. 1. v. 18. Vnd Ly BibelstelleHebräer 1,1–2 nach dem vorzeiten Gott manchmahl/ und mancherley Weise geredt hat zu den Vätern/ durch der Propheten/ hat er am letzten/ in diesen Tagn zu uns geredt/ durch den Lb PersonJesus Christus (ca. 0 – ca. 30) Sohn/ steht geschrieben in der Epistel an die Hebr 1. v. 1. 2. Hebr. am 1. v. 1. 2. Zu dem Ende wird er von Lb PersonJohannes (Evangelist) Johanne dem Evangelisten ὁ λόγος, verbum das Wort genennet/ Joh. 1. v. 1. 14. Ly BibelstelleJohannes 1,1–14 Joh. 1. v. 1. 14. weil er ist non tàm verbum ipsum, qvàm verborum Dei elocutor. Nicht nur das wesentliche Wort/ sondern auch der Himmlische Redener des Wortes Gottes. Verbum Patris, inqvit Augustinus Lb PersonAugustinus, Aurelius (354–430) Augustinus, ideò dictum qvia per illud innorescit Pater. Das Wort des Vaters wird er genennet darumb/ weil er uns den Vater bekand gemacht. Daher spricht auch das Himmlische Principal und läst sich also hören: Ly BibelstelleJohannes 17,6 Pater manifestavi nomen tuum (id est doctrinam de infinita tua misericordia,) hominibus, Vater ich habe deinen Nahmen offenbaret den Menschen/ die du mir von der Welt gegeben hast Joh. 17. v. 6. Joh. 17. v. 6. Wie es sich nun läst hören/ also lässet sichs auch sehen/ in seinem Heiligthumb Psal. 42. v. 3. Psal. 42. v. 3. Ly BibelstellePsalmen 42,3 Wenn werde ich dahinkommen/ daß ich Gottes Angesicht schaue/ seuffzete David. Dieß geschicht Ly Bibelstelle1 Korinther 13,12 im dunckeln Wort. Cor. 1. 13. v. 12. 1. Cor. 13. v. 12. Es geschicht in den heiligen Sacramenten/ als welche sind verbum visibile das sichtbare Wort unsers Gottes. Er ist auch unser Herr Jesvs/ Subbaß. der Subbaß der geistlichen Orgel/ Basis & fundamentum Scripturae, der Grund Göttliches Worts/ Ly Bibelstelle1 Korinther 3,11 denn einen andern Grund kan niemand legen 1. Cor. 3. v. 11. 1. Cor. 3. v. 11. Drumb [C2r] spricht Er selber: Ly BibelstelleJohannes 5,39 Suchet in der Schrifft/ ihr meynt ihr habt das ewige Leben drinnen/ und sie ists die von mir zeuget/ Joh. 5. v. 39. Joh. 5. v. 39. Ly BibelstelleJohannes 5,46 Ja Lb PersonMoses Moses/ sagt Er/ hat auch von mir geschrieben. Joh. 5. v. 46. Joh. 5. v. 46. Er ist der Stern an der geistlichen Orgel/ Ly BibelstelleNumeri 24,17 der Stern aus Lb PersonJakob Jacob. Num. 24. v. 17 Num. 24. v. 17. Ly BibelstelleMaleachi 4,2 Ja die Sonne der Gerechtigkeit/ Mal. 4. v. 2. Mal. 4. v. 2. Wie darauff der Stern mit seinen klingenden Cymbeln am Oberwercke/ und die Sonne am Rück=Positiv mit ihren Cymbeln deuten. (2) Wann wir ferner in unsere Orgel sehen und einblicken/ finden wir stracks hindern Principal im Oberwercke/ sowohl im Rück=Positiv/ Gedackte. die gedackten/ als 2. grob gedackte/ 8. Fuß=Thon/ und 2. klein gedackte 4. Füß/ welche gar leise und dunckel/ doch sehr lieblich klingen: Also auch finden wir in der geistlichen Orgel auch die Gedackten/ die wir leise und doch lieblich hören klingen/ und sind Mysteria de Lb PersonJesus Christus (ca. 0 – ca. 30) Jesu Christo, in Verbo Divino comprehensa. Ly Bibelstelle2 Korinther 4,3 Die sind uns nicht gar verdeckt wie den Gottlosen 2. Cor. 4. v. 3. 2. Cor. 4. v. 3. sondern wir hören sie leise/ hören sie wohl/ können sie aber in dieser Welt nimmermehr ausforschen. Ly Bibelstelle1 Korinther 13,12 Denn hier haben wirs in einem Spiegel und dunckeln Wort/ dort aber von Angesicht zu Angesicht/ 1. Cor. 13. v. 12. 1. Cor. 13. v. 12. Hier können wir die 4. Mysteria die an unser Orgel angemahlet stehen/ und von Jesv Christo sind/ nicht ausforschen/ wiewohl wir dieselbe hören in der Predigt Göttliches Worts. 1.
Joh. 1. v. 14
Nicht können wir ausforschen wie es zugangen Ly BibelstelleJohannes 1,14 daß das Wort Fleisch worden Joh. 1. v. 14. Ly Bibelstelle1 Timotheus 3,16 Es bleibet wohl ein kindlich/ grosses Gottseliges Geheimniß/ daß Gott offenbaret ist im Fleisch. 2.
1. Tim. 3. v. 16.
1. Tim. 3. v. 16. Nicht können wir ausforschen/ wie es gegangen/ daß Jesvs Christvs von Todten erstanden und wieder lebendig worden/ wie an den andern Flügel unser Orgel [[C2v]] angemahlet stehet/ es ist und bleibet wohl ein Geheimniß wie es Paulus nennet Rom. 11. v. 25. Rom. 11. v. 25. & seq. Dahero es nur mit dem Glauben muß gefasset werden/ drumb spricht auch Augustinus: lib. 14 Cont. Faust. cap. 29. Ln LiteraturAugustinus, Opera omnia 8 (1865) M Mortuum Christum & Pagani credunt, resurrexisse autem propria est fides Christianorum.[7] Dahero dann auch unsere Aufferstehung von den Todten/ weil sie an unsers Jesvs Aufferstehung hanget/ von Paulo gleicher gestalt ein Mysterium Ly Bibelstelle1 Korinther 15,51 ein Geheimniß genennet wird 1. Cor. 15. v. 51. 1. Cor. v. 51. welches er etlicher massen daselbst erklähret. 3.? Nicht können wir ausforschen/ wie es zugangen/ Ly BibelstelleMarkus 16,19 das Christvs gen Himmel gefahren/ und sich gesetzt zur rechten Hand Gottes Marc. 16. v. 19. Mar. 16. v. W W KorrekturOriginal: 17.19. und doch gleichwohl auch bey uns hieniden auff Erden ist/ ja Ly BibelstelleMatthäus 28,20 bey uns bleiben wil alle Tage/ biß an der Welt Ende/ Matt. 28. v. 20. Matth. am 28. v. 20. wie an dem einen Flügel am Rück=Positiv angemahlt. Es ist und bleibet ein Mysterium/ wir hörens/ könnens aber nicht begreiffen/ gläubens aber als rechte Christen warhafftiglich/ sagende: Waß ich mit meiner Vernunfft nicht begreiffen kan/ nehme ich mit gläubigen Hertzen an. Lassen derohalben die Calvinisten mit ihren Grübeln und spintisiren fahren. Nicht können wir ausforschen wie es zugangen/ da der Herr Jesvs seinen Jüngern den heiligen Geist gegeben am heiligen Pfingsttage/ der sich in Gestalt der Feuer=Flammen/ in dem brausenden Winde auff einen ieglichen gesetzt unter denen Aposteln/ daß man auch an ihnen gesehen die Zungen/ als wären sie feurig/ Ja daß noch auff heutigen Tag der Edele Jesvs gibt/ seinen Geist in die Hertzen seiner Gläubigen/ wie am andern Flügel des Rück=Positivs angemahlet. Je (Geliebte) es ist und bleibet ein Geheimniß welchs wir in dieser Welt hören/ aber nimmermehr ergründen [C3r] können/ drumb wirs auch nur mit gläubigen und danckbaren Hertzen fassen/ und die völlige Erkentnis sparen biß ins ewige Leben/ da werden wirs haben von Angesicht zu Angesicht. (3) Weiter so finden wir in unser Orgel auch die Qvinta. Qvinta/ als die Qvinta 3. Fuß/ Jtem die Qvinta Dehna 8. Fuß im Oberwercke/ und die Qvinta 1 1/2 Fuß im Rück=Positiv/ welches gar eine nöthige Stimme und Register ist/ in Erwegung daß durch die Qvinta die meisten Orgelmacher die anderen Register und Stimmen einrichten und stimmen/ wiewohl etliche durch die Tertien oder Qvarten solches verrichten: Also finden sich auch in der geistlichen Orgel diese Register/ und sind meines Erachtens die unterschiedlichen informationes verbi, die Vnterweisungen in Gottes Wort/ die es giebet beyden den Lehrern und Zuhörern. Den Lehrern also/ wann Gott spricht in seinem Wort: Ly BibelstelleJeremia 1,7 Du solt predigen was ich dich heisse/ Jer. 1. v. 7. Jer. 1. v. 7. und nicht was du wilt. Den Zuhörern aber gibt das Wort Gottes auch seine Vnterweisungen/ wann Paulus die Qvinta gezogen/ spricht er: Ly BibelstelleKolosser 2,6–7 Wie ihr angenommen habt den Herrn Jesvm Christvm/ so wandelt in Jhm/ und seyd gewurtzelt und erbauet in Jhm/ und seyd fest im Glauben wie ihr gelehrt seyd/ Col. 2. v. 6. 7. Col. 2. v. 6. 7. Jtem/ Ly BibelstellePhilipper 4,8 was erbar ist was wohl lautet/ ist etwa eine Tugend dem denckt und folget nach/ Phil. 4. v. 8. Philip. 4. v. 8. Ja/ wie durch die Qvinta die Orgel=Pfeiffen eingestimmet werden: Also stellet Lb PersonMoses Moses in den Zehen Geboten/ die ihm der Herr Jehovah geben/ uns eine zwiefache Qvinta vor/ darnach wir unser gantzes Leben sollen einrichten und anstellen/ mit ernster Betrawung und Anzeigung / der Straffe/ wann wir dissoniren würden/ und mit herrlicher Verheissung/ wann wir soviel in dieser Sterblig= [[C3v]] keit immermehr müglich seyn möchte/ gleichstimmig leben würden. 4.
Schwiegel=Flöte. Gembshorn. Gembs=Flöte und Kitzian=Flöte.
(4.) Vber diß finden sich bey und in unser Orgel 4. scharffe helle Stimmen/ die gantz klar und helle schreyen/ ja die man für alle hören kan/ und sind: Die Schwiegel=Flöte 2. Fuß/ in der Brust/ die Gemß=Flöte/ 1. Fuß im Oberwercke/ das Gemßhorn im Rück=Positiv 1/2 Fuß. Vnd die Kitzian=Flöte 1/2 Fuß im Pedal, oder Baß=Lade/ gar lieblich und nützlich zugebrauchen/: Eben dieselben sind auch in der geistlichen Orgel des Wortes Gottes zufinden/ und können damit angedeutet werden/ die helle und scharffe vaticinia und Weissagungen/ welche Gott der Herr in seinem Wort/ durch seine Diener hat erschallen und erklingen lassen. Man sehe nur an Lb PersonJeremia Jeremiam/ Lb PersonEzechiel Ezechielem/ Lb PersonAmos Amos und andere Heilige Propheten/ wie dieselbe diese Register in der geistlichen Orgel gezogen/ und wie helle und klar sie auff Gottes Befehl/ den Zorn und Straffen des Allerhöchsten haben verkündigen müssen/ ja wie alles/ waß sie verkündiget/ haarklein an den Jüden ist erfüllet worden. Der gleichen Register hören wir noch uff heutigen Tag/ in der geistlichen Orgel wann uns der liebe Gott durch seine Mund=Boten/ seine Straffen ankündigen läst/ wie er wegen unser übermachten Sünden halber mit uns umbgehen wolle/ wann wir nicht in der Zeit der Gnaden umbkehren und Busse thun wolten. Man sehe nur und bedencke wie Gott/ der Herr diese Register hatte ziehen lassen/ durch den seligen Herrn Lb PersonLuther, Martin (1483–1546) Lutherum/ und wie derselbe wegen des grossen Vndancks der Welt gegen Gott/ Lutherus Lr QuellenLuther, Jenaer Ausgabe 7 (1581) M Tom. 7. Jen fol. 304. in praef. expl. Evang. Luc. 19. und sein liebes Evangelium/ treffliche helle Weissagungen gethan/ von den Straffen des Allerhöchsten/ wann er spricht: Lr QuellenSutell, Evangelium von der Zerstörung (1539) M Jch weissage nicht gerne/ will auch nicht weissagen/ denn was ich weissage/ sonderlich das [[C4r]] Böse kömmt gemeiniglich mehr denn mir lieb ist/ per M. Lb PersonSutel, Johann (1504–1575) Joh. Sutel. Paßtorem Göttingensem daß ich auch mit Lb PersonMichael (Erzengel) Sanct Micha mir offt wünsche daß ich ein Lügener und falscher Prophet seyn müste/ denn weil ich Gottes Wort rede/ so muß es geschehen/ besorge mich aber und muß sorgen/ es werde unserm Le Geographicumh Territorium: Deutschland Teutschlande auch einmal gehen als wie Le Geographicumf Ort: Jerusalem Jerusalem/ Ach Gott helffe daß meine Sorge fehle/ und meine Prophecey Lügen sey W W KorrekturOriginal: )/ wir habens vor der Thür/ wie der Türcke hat Le Geographicumh Territorium: Griechenland Griechenland biß an Deutschland heran/ durch Gottes zorn zerschmeltzet und zerschmettert. Aber wir achttens nicht/ als wenig die Jüden der Römer Zorn achteten.[8] Lb PersonLuther, Martin (1483–1546) Luth. Lr QuellenLuther, Jenaer Ausgabe 5 (1575/1577) M Tom. 5. Jen. fol. 202. in praef. expl. Psal. 111. Jtem/ Lr QuellenLuther, Jenaer Ausgabe 5 (1575/1577) M ich fürchte mir übel/ es werde in Kürtzen über Deutschland eine Plage gehen/ dergleichen wir bißher nie erfahren/ und uns auch nicht versehen/ es sey denn daß kein Gott sey/ oder Christus/ und sein Evangelium eine lauter Lügen sey.[9] Jch meyne ja es haben diese Weissagungen in den verderblichen Zeiten zugetroffen/ und treffen annoch zu/ alle Weissagungen/ die durch Gottes gelehrte Männer geschehen sind. Darumb wir ja auff diese Register gute Achtung geben/ und dem lieben Gott mit wahrer Busse/ wie bey den armen Zölnern und Sündern im Ly BibelstelleLukas 15,1–10 heutigen Evangelio entgegen gehen sollen/ damit wir seinem gerechten Zorn/ entrinnen/ und vielmehr bewegen mögen/ daß er bey uns/ und allen unsern Nachkommen/ den edelen und hochtheueren/ lieben Landfrieden erhalte/ und sonst auch allerley wohlverdiente Straffen und Plagen in Gnaden von uns abwenden wolle. 5.
Octaven.
(5) Neben diesen so finden wir auch in dieser unser schönen Orgel drey Octaven/ als: Eine von vier Fuß=Thon/ und die ander zwey Fuß/ im Oberwercke/ und die dritte 2. Fuß in Rück= [[C4v]] Positiv welche abermal gar lieblich sind zuhören/ zumahl wann zuvor her mit denen Gedackten gespielet/ und drauff eine deroselben mit feinen Coloraturen/ gleich als ein Echo gebraucht wird/ welches dann einem [sic] gar ermuntert/ und recht anmuthig ist. Also/ sehen wir die geistliche Orgel Gottes Worts an/ so finden wir diese Register auch darinne/ und können nicht unfüglich auff die himmlischen Tröstungen/ welche Ly Bibelstelle2 Korinther 1,3 der Gott alles Trosts 2. Cor. 1. v. 3. 2. Cor. 1. v. 3. in seinem lieben Wort uns giebet/ gezogen und gedeutet werden/ als welche eine betrübte und geängstigte Seele erqvicken und ermuntern/ wann zumahl zuvor der liebe Gott mit dem Gedackten gespielet/ wann er sich Ly BibelstelleKlagelieder 3,44 mit einer Wolcken bedeckt/ Thren. 3. v. 44. Thren. 3. v. W W KorrekturOriginal: 24.44. Wann er im schweren Creutz Ly BibelstelleHohelied 2,9 hinder die Wand getreten/ und durchs Gegitter geschauet/ Cant. 2. v. 9. Cant. 2. v. 9. Welches König David wohl erfahren/ wann er spricht: Ly BibelstellePsalmen 94,19 Jch hatte viel Bekümmerniß in meinem Hertzen/ aber deine Tröstung ergetzten [sic] meine Seele Psal. 94. v. 19. Psal. 94. v. W W KorrekturOriginal: 10.19. Jtem/ Ly BibelstellePsalmen 119,92 wo dein Gesetz nicht were mein Trost gewesen/ so wäre ich vergangen in meinem Elend Ps. 119. v. 92. Psal. 119. v. 92. Deßgleichen Lb PersonHiskija (ca. 750 – 696 v. Chr.) Hißkias: Ly BibelstelleJesaja 38,16–17 Herr davon lebt man/ und das Leben meines Geistes stehet gar in demselben/ Sihe umb Trost war mir sehr bange/ Du aber hast dich meiner Seelen herrlich angenommen/ daß sie nicht verdürbe/ Esa. 38. v. 16. 17. Esa. 38. v. 16. 17. Diese Stimme und Register hörte der arme Gichtbrüchtige durch Christvm: Ly BibelstelleMatthäus 9,2 Sey getrost mein Sohn/ deine Sünde sind dir vergeben/ und erqvickte ihn dermassen/ daß er gar lebendig wurde/ stund auff/ nam sein Bette und gieng frölich heim Matth. 9. v. 2. Matth. 9. v. 2. Dieß Register haben gehört die Zölner und Sünder/ die zu Jesv naheten/ wie aus dem Ly BibelstelleLukas 15,1–10 heutigen Evangelio offenbar ist. 6
Cymbel.
(6) Es findet sich das Cymbel Register auch bey unser Orgel/ durchs gantze Clavir: [D1r] Also auch bey der geistlichen Orgel des Worts Gottes/ und wird abermahl gar fein gedeutet/ uff die Göttlichen promissiones und Verheissungen/ so unser Jesvs in seinem Evangelio uns giebet. Exod. 28. v. 34. 35. Jm 2. Buch Mosis am 28. Cap. v. 34. 35. lesen wir/ daß Gott Lb PersonMoses Mosi befohlen/ daß er neben andern Kleidungen des Hohenpriesters/ ihme auch solle Ly BibelstelleExodus 28,33–34 einen Rock machen von gelber Seiden/ an dessen Saum unten rings umbher aber/ Granatäpffel von gelber Seiden/ Scharlachen und Rosin roth/ und zwischen dieselben güldene Schellen oder Cymbeln/ auch umb und umb/ daß eine güldene Schelle sey und darnach ein Granatapffel/ und aber eine güldene Schelle/ zu was ende setzet der Heilige Geist darbey: Ly BibelstelleExodus 28,35 Lb PersonAaron Aaron soll ihn anhaben wann er dienet/ daß man seinen Klang höre/ wann er aus und ein gehet/ in das Heilige vor dem Herrn/ auff daß er nicht sterbe/ und auff daß/ wie es Lb PersonSirach, Jesus (180 – 175 v. Chr.) Syrach erkläret/ Ly BibelstelleJesus Sirach 45,11 seines Volcks gedacht würde vor Gott/ Syr. 45. v. 11. Syr. 45. v. 11. Vnd sie bey diesem Klange der Cymbel sich erinnern möchten/ ihr Gebet und Gottes=Dienst gefalle Gott/ und verheisse ihnen gnädige Erhörung. Als der Himmlische Hohepriester Christvs Jesvs einmal in das Allerheiligste/ Ly BibelstelleHebräer 9,12 nicht durch der Böck und Kälber Blut/ sondern durch sein eigen Blut eingehen/ und uns eine ewige Erlösung erwerben wolte Hebr. 9. v. 12. Hebr. 9. v. 12. Hat Er die lieblichen Cymbalen seiner tröstlichen Verheissungen denen Seinigen auch klingen lassen/ wann er spricht: Ly BibelstelleMarkus 11,24 Darumb sage ich euch/ alles was ihr bittet in euerm Gebet/ glaubet mir/ daß ihrs empfahen werdet/ so wirds euch werden Marc. 11. v. 24. Marc. 11. v. 24. Deßgleichen/ Ly BibelstelleJohannes 16,23 warlich/ warlich ich sage euch/ so ihr den Vater etwas bitten werdet in meinem Nahmen/ so wird ers euch geben/ Joh. 16. v. 23. Joh. 16. v. 23. Warlich/ warlich ich sage euch/ [[D1v]] Ly BibelstelleJohannes 14,13–14 was ihr bitten werdet in meinem Namen/ das wil ich thun/ auff daß der Vater geehret werde in dem Sohn/ was ihr bitten werdet in meinem Nahmen/ das wil ich thun. Joh. 14. v. 13. 14 Joh. 14. v. 13. 14. Ly BibelstelleJohannes 14,2–3 Jch gehe hin euch die Stätte zubereiten/ und ob ich hingienge euch die Stätte zubereiten/ will ich doch wieder kommen/ und euch zu mir nehmen/ auff das ihr seyd wo ich bin Joh. 14. v. 2. 3. Joh. 14. v. 2. 3. Vnd viel andere schöne Verheissungen mehr/ welche euere Christliche Liebe zu Hause in Gottes Wort/ Altes und Neues Testaments selber auffschlagen und betrachten kan. 7.
Mixtur
(7) Vber diß finden wir in unser Orgel die Mixtur so dreyfach hinder einander/ aus allerhand Pfeiffen/ wie gewöhnlich/ gesetzet ist: Also auch bey der geistlichen Orgel des Worts Gottes/ sindtemal darinne allerley heilsame Lehren/ Erinnerung und Anmahnungen/ verfasset sind. Daher schreibet Paulus von der heiligen Schrifft/ dem geschriebenen Wort Gottes: Ly Bibelstelle2 Timotheus 3,16–17 Alle Schrifft von Gott eingegeben ist nütze/ zur Lehre/ zur Besserung/ zur Züchtigung in der Gerechtigkeit/ daß ein Mensch Gottes sey vollkommen/ zu allen guten Werck geschickt 2. Tim. 3. v. 16. 17. 2. Tim. 3. v. 16. 17. 8.
Posaunen: Trompeten: Regal.
(8) Noch mehr so finden sich bey unser Orgel auch Posaunen Sechzehen Fuß=Thon vn Holtz/ in der Pedal=Lade/ deßgleichen Trompeten Acht Fuß=Thon von Holtz/ auch im Pedal/ deßgleichen ein scharff Regal und Schnar=Werck Acht Fuß=Thon/ in der Brust des Wercks/ diese drey Register sind alles schnarrende Stimmen und wann sie gezogen sind/ richten sie ein mächtig geplader an: Also auch in der geistlichen Orgel finden sich die geistliche Schnarr=Wercke/ das sind die scharffen und hartten Gesetz= und Straff=Predigten/ welche die Leute zumal nicht gerne hören/ und Ly BibelstelleRömer 4,15 nur Zorn anrichten/ Rom. 4. v. 15. Rom. 4. v. 15. und aber zugebrauchen in der Kirchen Gottes [D2r] sehr nöthig sind/ weil wir dadurch/ wie wir itzo in der Predigt hören werden/ zur Erkentnis der Sünden kommen können/ darumb auch der liebe Gott durch den Propheten Lb PersonJesaja Esaiam vermahnet/ daß man ja fleissig in der geistlichen Orgel diß Register ziehe und erschallen lasse/ wann er spricht. Ly BibelstelleJesaja 58,1 Ruffe getrost schone nicht/ erhebe deine Stimme wie eine Posaune/ und verkündige meinem Volck ihr Vbertreten/ und dem Hause Lb PersonJakob Jacob ihre Sünde. Esa. W W KorrekturOriginal: 56.58. v. 1. Esa. W W KorrekturOriginal: 56.58. v. 1. Jtem/ Ly BibelstelleJeremia 6,17 Jch habe Wächter über sie gesetzt/ mercket auff die Stimme der Trompeten/ Jer. 6. v. 17. Jer. 6. v. 17. Deßgleichen durch Lb PersonPaulus von Tarsus (10 v. Chr. – 60 n.Chr.) Paulum läst Gott Lb PersonTimotheus (Bischof) Timotheum vermahnen/ daß er dergleichen Stimme stetig klingen lassen soll/ Ly Bibelstelle2 Timotheus 4,2 predige das Wort/ sagt er/ halt an/ es sey zu rechter Zeit oder zur Vnzeit/ straffe/ dreue/ ermahne mit aller Gedult und Lehre. 2. Tim. 4. v. 2. 2. Tim. 4 v. 2. 9.
Dulcian.
(9) Letzlichen findet sich auch in unser Orgel/ sonderlich in Rück=Positiv der Dulcian von Holtz Sechzehen Fuß=Thon welcher zwar auch ein Schnarr=Werck ist/ aber doch gar sanfft und lieblich klinget: Also in der geistlichen Orgel ist auch ein sehr lieblicher und anmuthiger Dulcian/ und ist das Evangelium von Jesv Christo/ nicht zwar in sensu speciali seu proprio denn nach demselben ist es mit nichten ein Schnarr=Werck/ sondern allein laetum nuncium de gratuita remissione peccatorum, eine tröstliche und anmuthige Stimme oder Botschafft/ von Gnadenreicher Vergebung der Sünden/ sondern in sensu generali, nach welchen das Wörtlein Evangelium begreifft die gantze Lehre Jesv Christi/ welche bestehet ex Lege & Evangelio, aus dem Gesetz und Evangelio. Massen dann Christvs eben so wohl das Gesetz als Evangelium getrieben und geprediget/ wie auß dem Evangelisten Matth. 5. Ly BibelstelleMatthäus 5 Matth. 5. zuersehen/ doch mit sondern [[D2v]] sanfftmüthigen Geist/ gegen die Einfältigen/ gegen die verstockten Phariseer und Sadduceer aber/ etwas härter/ Matt. 23. v. 13. Ly BibelstelleMatthäus 23,13–39 Matth. 23. v. 13. & seqq. Welcher Dulcian dann noch uff heutigen Tag/ der da in sich hält Legem & Evangelium, Gesetz und Evangelium/ in der Kirchen Gottes erschallen soll/ dannenhero befiehlet der Herr seinen Jüngern: Ly BibelstelleMarkus 16,15 Gehet hin in alle Welt und prediget das Evangelium allen Creaturen/ Mar. 16. v. 15. Marc. 16. v. 15. Vnd Paulus sagt daher er sey Ly BibelstelleRömer 1,1 ein Apostel beruffen/ und ausgesondert zu predigen das Evangelium Gottes. Rom. 1. v. 1. Rom. 1. v. 1. Nu haben aber die Jünger Christi und Paulus nicht immer Evangelium geprediget/ sondern manche scharffe Gesetz=Predigt gethan/ wie aus der Apostel Geschicht/ und Lb PersonPaulus von Tarsus (10 v. Chr. – 60 n.Chr.) Pauli Episteln zur Gnüge zusehen/ derohalben so ist zuersehen daß dieser geistliche Dulcian/ in der Geistlichen Orgel versetzt/ auch unter unß erschallen solle.

Harmonia. Alle dieß Pfeiffwerck nun/ wie Euer Liebe vernommen/ so in unser Orgel versetzet/ stimmet mirâ svavitate über ein/ daß dann auch also seyn muß/ soll anders die Liebligkeit und Anmuth folgen: Also alle geistlichen Pfeiffwercke in der geistlichen Orgel stimmen mit dem himmlischen Principal ein/ nehmlich mit Christo Jesv/ da reden alle Propheten mit unsern Jesv aus einem Munde/ wie dann derselbe alle treue Prediger gar schön vermahnet/ Daß sie weder in Lehr noch Leben dissoniren sollen/

Lw MusikwerkLuther, Martin: Nun freut euch, lieben Christen gmein Was ich gethan hab und gelehrt/
Daß soltu thun und lehren/
Damit das Reich Gottes werde gemehrt/
Zu Lob und seinen Ehren/
[D3r] Vnd hütt dich vor der Menschen Gsatz/
Davon verdirbt der edle Schatz/
Cant. Germ. Das laß ich dir zur letzte.
[10]

Stimhorn. Wann auch eine Pfeiffe dissoniret, muß sie durchs Stimmhorn gestimmet und eingerichtet werden/ oder wird gar ausgemerzt/ und an ihre statt eine tüchtige eingesetzet/ Also wenn der himmlische Orgelmacher Dissonantz vermercket/ in Lehr oder Leben bey einer geistlichen Orgel=Pfeiffe/ einen Prediger/ so gebraucht er seine geistliche Stimmhörner/ weltliche Obrigkeiten/ die mit den Hörnern in Gottes Wort vergliechen werden/ Dan. 7. v. 7. 8. 24. Ly BibelstelleDaniel 7,7–8.24 Dan. 7. v. 7. 8. 24. Zach. 1 v 18. 19. Ly BibelstelleSacharja 1,18–19 Zach. 1. v. 18. 19. welche auch auff reine Lehr achtung haben sollen/ Jos. 1. v. 8. Ly BibelstelleJosua 1,8 Jos. 1. v. 8. 2 Chron. 17. v. 7. 8. 9. Ly Bibelstelle2 Chronik 17,7–9 2. Chron. 17. v. 7. 8. 9. Die müssen mit allerhand Treuungen[11] und Ermahnungen an solchen Pfeiffen arbeiten lassen/ daß sie zurechte gebracht/ und ihren Jrthumb erkennen möchten/ wo aber nicht/ so müssen und sollen sie solche dissonirende Pfeiffen gar ausheben/ das ist/ außm Lande jagen/ damit nicht andere und Einfältige verführet/ und Gotteslästerliche Lehre eingeführet werde/ wie es dann also gieng Lb PersonValeriano, Pierio (1477 – ca. 1558) Pierio/ Lb PersonSalmuth, Johann (1552–1622) Salmuth und andern/ die in der Lehr eine treffliche Dissonantz führeten/ Examen Examinu Lb PersonValeriano, Pierio (1477 – ca. 1558) Pieri und mit Gewalt den Calvinismum einführen wolten/ aber sie wurden ausgehoben und gar verworffen/ weil sie nicht zu bekehren waren.[12] Gleich wie auch die Pfeiffen wenn sie klingen sollen/ durch den Wind/ Blaßbälge Windröhren und Windladen. welcher aus den Blaßbälgen (derer 6. bey unser Orgel zufinden) durch die Wind Röhren/ in die Wind=Laden geführet/ müssen angetrieben und klingend gemacht werden: Also auch/ wann die geistlichen Pfeiffen/ Lehrer und Prediger/ Gottes Wort predigen sollen/ können sie solches aus und von sich selbst nicht verrichten/ ohne Hülffe und Eingeben Got= [[D3v]] tes des Heiligen Geistes. Denn Ly Bibelstelle2 Korinther 3,5 wir sind nicht tüchtig von uns selber/ als von uns selber/ etwas zudencken/ sondern das wir tüchtig sind/ ist von Gott/ 2. Cor. 3. v. 5. 2. Cor. 3. v. 5. Ja Ly Bibelstelle2 Korinther 3,5 es ist noch nie keine Weissagung aus Menschlichen Willen herfürbracht/ sondern die heiligen Männer Gottes haben geredet/ getrieben von dem Heiligen Geist/ 2. Petr. 1. v. 21. 2. Petr. 1. v. 21. Daher spricht unser Herr Jesvs Christvs selber Ly BibelstelleMatthäus 10,20 οὐκ ὑμεῖς ἐστε οἱ λαλοῦντες ἀλλὰ τὸ πνεῦμα τοῦ πατρὸς ὑμῶν τὸ λαλοῦν ὑμῖν. Jhr seits nicht die da reden/ sondern des Vaters Geist/ der in euch redet/ Matt. 10. v. 20. Matth. 10. v. 20. Drumb muß der Heilige Geist den Predigern solches eingeben/ und ihre Zungen regieren und führen. Daher Er auch am Heiligen Pfingstage zu Bezeugung dieses kam/ in einem brausenden Winde/ und erfüllete das gantze Haus da die Apostel sassen/ verwesete auch daselbst Organist. Organisten Stelle/ wann Er die Clavire. Clavire also regte/ daß die Apostel in allerley Sprachen/ die magnalia Dei, die grossen Thaten Gottes predigen kunten/ wie dann die Ausländische Leute so aus Le Geographicumf Ort: Kreta Creta/ Le Geographicumh Territorium: Arabien Arabia/ Le Geographicumh Territorium: Pontos Ponto und Le Geographicumh Territorium: Asien Asia/ Le Geographicumh Territorium: Ägypten (Altertum) Aegypten und Le Geographicumf Ort: Rom Rom waren/ sich nicht wenig drüber wundern/ daß sie sagen: Sihe sind nicht diese alle die da reden auß Le Geographicumh Territorium: Galiläa Galilaea/ wir hören sie mit unsern Zungen/ die grossen Thaten Gottes reden/ als sie höreten wie kräfftiglich und wunderlich der Himmlische Organist das geistliche Orgel=Werck triebe wie davon Act. 2. Ly BibelstelleApostelgeschichte 2 Act. 2. zulesen ist. Jn Erwegung nudiess grossen Herrn/ der dieses geistliche Orgel=Werck treibet/ führen die geistlichen Orgel=Pfeiffen ihr Ambt nicht allein mit Freuden/ sondern auch mit kindlicher Furcht und Zittern/ welches der zwiefache Tremuland. Tremuland unserer Orgel andeutet. Letzlich so hat auch unsere Orgel ihre zwey gewisse Corpus oder Gebeude. Corpora daraus sie bestehet/ Als das Ober= [[D4r]] Werck hat sein gewiß Corpus/ so wohl auch das Rück=Positiv: Also auch beruhet die geistliche Orgel das Wort Gottes in zweyen Corporibus/ das sind die Schrifften Altes und Neues Testaments/ darinne alles verfasset/ was uns zu unser Seligkeit zu wissen und gläuben von nöthen ist/ darauff auch Lehrer und Prediger ihre Predigten und Schrifften gründen/ Ly BibelstelleMatthäus 13,52 und also Altes und Neues aus ihren Schatz hervor zutragen wissen/ Matt. 13. v. 52. Matth. 13. v. 52. Drumb auch das Himmlische Principal Christvs Jesus dergleichen thut/ und nach seiner Aufferstehung als Er seinen Jüngern Lb PersonKleopas Cleopha und seinen Geferthen predigte/ Ly BibelstelleLukas 24,27 alle Schrifft auslegte/ die von Jhme gesagt waren Luc. 24. v. 27. Luc. 24. v. 27.

Sehet Geliebte und Auserwehlte Freunde Gottes/ also/ und mit mehrern kan das Wort Gottes mit unser lieben Orgel verglichen werden. Weil dann dem also/ und zumahl diese Predigt auch eine Orgel=Predigt seyn soll/ wollen wir der Sachen in der Furcht Gottes noch ein wenig nachdencken/ und nach Anleitung Ly BibelstelleLukas 15,1–10 unsers Sontäglichen Evangelii/ so viel sichs nimmermehr leiden will/ mit einander anstellen:

Generalem, verbi Divini cum qvovis organo pnevmatico in Templis, comparationem.

Propositio. Eine Vergleichung des Worts Gottes mit einem jeglichen Orgelwerck in den Kirchen und Gottes Häusern.

Votum!

Der Himmlische Orgelmacher/ der liebe Gott/ wolle mit seinem Himmlischen Winde/ dem [[D4v]] Heiligen Geist/ unsere Hertzen/ Mund und Sinn/ auch anietzo nochmahls anwehen/ anblasen/ und erfüllen/ daß seine geistliche Orgel/ sein liebes Wort/ dermassen unter uns möge klingen und erschallen/ daß es Jhme zu Ehren/ und unser Seelen Seeligkeit Erbauung gereichen möge/ umb Jesv Christi unsers einigen Erlösers und Seligmachers willen/ Amen.

ΕΡΓΑΣΙΑ. JÜbers.: Erarbeitung, Ausarbeitung, Ausführung)

Das Wörtlein Organum (Geliebte und Ausserwehlte in Christo Jesv) heist propriè und eigentlich so viel als Instrumentum ein Werckzeug/ welches man zu Verrichtung eines Wercks gebrauchet nachmals aber per Metaphoram ein Instrumentum musicum, weil dadurch Gottes Lob verrichtet wird. Vnser lieber Herre Gott wolte gerne uns Menschen alle mit einander selig haben und machen 2. Petr. 3. v. 9 2. Petr. 3. v. 9. handelt aber nicht mit uns ἀμέσος ohne Mittel/ sondern ἐμμέσος durch gewisse Mittel/ unter welchen dann auch nicht das Schlechteste ist/ sondern eins von den fürnembsten Verbum Dei praedicatum das gepredigte Wort Gottes/ welches ist organum ad salutem ein Mittel zur Seligkeit/ welches wir anietzo mit einander einem ieglichen Orgel=Werck [E1r] in den Kirchen und Gottes=Häusern gleichen wollen. Solches kan nu geschehen uff nachfolgende Masse.

(1.) Inventio ingeniosa. (1.) Erstlich. Ob inventionem primam & ingeniosam. Wegen der ersten und Sinnreichen Erfindung. Wer unter den Menschen die Orgel am ersten erfunden/ kan man eigentlich nicht wissen/ sindtemahl die vortrefflichste Historici und Chronologi auch nicht hierinne einig sind:[13] Lb PersonAventinus, Johannes (1477–1534) Aventinus schreibet/ Lb PersonSachs, Michael (1542–1618) Michael Sachß in der Lr QuellenSachs, KeyerChronica 2 (1643) M Keyser Chron. p. 26. fol. 126. Lr QuellenPraetorius, Syntagma musicum 2 (1619) M daß Lb PersonKonstantin V. von Byzanz (718–775) Constantinus der Fünffte/ Copronymus genannt/ Anno Christi 753. Lb PersonPippin (714–768) Pipino der Francken=Könige/ Keyser Lb PersonKarl der Große (747–814) Caroli Magni Vatern/ durch sonderliche Legaten/ unter welchen Lb PersonStephan II. (Papst) ( – ca. 757) Stephanus Bischoff zu Le Geographicumf Ort: Rom Rom/ der Fürnehmste gewesen/ ein trefflich groß Lm Ereignis757: Kaiser Konstantin V. Kopronymus von Byzanz schenkt Frankenkönig Pipin eine Orgel Jnstrument/ und ein solch Werck/ das damals den Frantzosen und Deutschen noch unbekand gewesen/ und zugleich mit Blaßbälgen geblasen/ auch mit Händen und Füssen geschlagen/ und eine Orgel sey genennet worden/[14] seine Wort lauten also: Avent lib. 3. Lr QuellenAventinus, Annales Boiorum (1580) M An. Bojor. fol. 300. Ln LiteraturAventinus, Annales ducum Boiariae 1 (1881) M Constantinus ad Pipinum jubet profisci legatos: Munera qvae â legatis deferebantur erant Instrumentum Musicae maximum, res adhuc Germanis & Gallis incognita, Organum appellant, cicutis ex albo plumbo compactum est, simul & follibus inflatur & manuum pedumqve digitis pulsatur.[15] Scotus lib. 2. in Lr QuellenMarianus Scotus, Chronica (1559) M Chron. Lb PersonMarianus Scotus (1028–1082) Marianus Scotus und Lb PersonLampert von Hersfeld (ca. 1025 – ca. 1081) Schafnaburg. Lr QuellenPraetorius, Syntagma musicum 2 (1619) M schreiben: Daß solches im Jahr 758. geschehen/[16] wiewohl andere schreiben/ daß das Lm Ereignisca. 1470: Bernhard der Deutsche erfindet das Orgelpedal Pedal zu Venedig erfunden worden sey/ und daher solten die Orgeln auffkommen und entstanden seyn/[17] Lr QuellenSachs, KeyerChronica 2 (1643) M denn daher hätten etliche Kunstreiche Meister zu Le Geographicumf Ort: Nürnberg Nürnberg die Anleitung genommen/ Positiv und Orgeln zumachen/ daß nu Gott Lob/ so gemein worden/ daß schier kein Dorff=Kirche ist/ man findet dergleichen darinne/ der grossen Wercke in Stadt=Kirchen zugeschweigen.[18] Es [[E1v]] Lb PersonCrusius, Martin (1526–1607) Crusius f. 305. Lr QuellenWagner, Chronicon (1579) M Chron. VVag. de Carolo M. fol. 59.[19] ist aber zumuthmassen/ daß die Orgeln viel älter seyn müssen/ in bedencken daß Lr QuellenVolaterranus, Commentarium (1530) M Volat. lib. 22. Lb PersonMaffei, Raffaello (1451–1522) Volaterranus schreibt/ daß die Orgeln vom Bapst Lb PersonVitalianus (vor 657 – 672) Vitelliano/ unter der Regierung Keysers Lb PersonKonstantin III. von Byzanz (612–641) Constantini des Dritten/[20] neben dem Gesang sind in die Kirchen eingeführet und angerichtet worden/ Anno Domini 660. Vnd mit deme stimmet auch Lb PersonBale, John (1495–1563) Balaeus mit über ein/ welcher spricht: Lr QuellenBale, Acta romanorum Pontificum (1558) M Vitellianus, patria Signius vel Campanus, insignis Musicus, cantum in templis circa annum Domini 660. & Organa per consonantis, humanis vocibus adhibuit, juxta illud Baptistae Mantuani:

Signius adjunxit molli conflata metallo
Organa qvae festis recreant ad sacra diebus.[21]

Lb PersonPerkins, William (1558–1602) Perkins in Lr QuellenPerkins, Problema de Romanae fidei ementito Catholicismo M probl. de Catholicis. Lb PersonAimonus Floriacensis (ca. 965 – ca. 1008) Aimon. lib. 14. de gest. Franc. c. 114. Deßgleichen ist dieser Meynung Lb PersonPerkins, William (1558–1602) Perkinsus.[22] Wiewohl Lb PersonAimonus Floriacensis (ca. 965 – ca. 1008) Aimonius will/ daß solches im Jahr Christi 828. geschehen/[23] Lb PersonAzpilcueta Jaureguízar, Martín de (1491–1586) Navarr. Lr QuellenAzpilcueta, Enchiridion (1578) M lib. de Orat. & hor. can. cap. 16. Lb PersonAzpilcueta Jaureguízar, Martín de (1491–1586) Navarrus aber spricht/ daß Lr QuellenAzpilcueta, Enchiridion (1578) M zur Zeit Lb PersonAquin, Thomas von (1225–1274) Thomae Aqvinatis/ welcher umbs Jahr Christi 1274 wie es Lb PersonChyträus, David (1530–1600) Chytraeus ausgerechnet/ gestorben/ die Orgeln noch nicht in der Kirchen solten gewesen seyn/[24] welches dann zumal nicht gläublich/ sondern vielmehr zumuthmassen/ daß die Orgeln in den Kirchen weit länger gewesen sind/ und daß auch Vitellianus möge dieselben nicht introduciret/ sondern vielmehr approbiret und confirmiret haben. Denn wie Lb PersonCalvisius, Sethus (1556–1615) Calvisius es dafür hält/ Lr QuellenPraetorius, Syntagma musicum 2 (1619) M hat man so bald als das viel Singen in der Kirchen angeordnet worden/ ohne Zweiffel/ wo man nicht zween Choros haben können/ eine Orgel zu Hülffe genommen/ welche den Choral einfältig moduliret hat/ auch zu dem Ende/ daß die Sänger ein wenig haben ruhen können.[25] Lr QuellenPraetorius, Syntagma musicum 2 (1619) M Wer aber nu die Orgel unter/ oder aus den Menschen erfunden/ weiß man nicht/ weil solches/ wie Lb PersonPraetorius, Michael (1571–1621) Praetorius schreibet/ nirgend [E2r] gefunden wird/ wie es dann Lb PersonVergilius, Polydorus (ca. 1470 – 1555) Polyd. lib. 5. 6. 15. Lb PersonVergilius, Polydorus (ca. 1470 – 1555) Polydorus selber trefflich beklaget. [26] Aber was wollen wir uns darumb viel bekümmern/ last uns nur in die heilige Schrifft und Lb PersonMoses Mosis Bücher sehen/ werden wir den Jnventoren bald finden und erfahren. Dann weil Jubal/ wie Moses schreibet/ gewesen Ly BibelstelleGenesis 4,21 Pater omnium contrectantium Citharam & organum der Vater aller die die Harffe und Orgel geschlagen/ wie es nach des Heiligen Geistes Sprache lautet Gen. 4. v. 21. Gen. 4. v. 21. und davon im Vor=Eingange gehört haben/ als ist leicht zuerachten/ daß es von Jubal herrühren müsse/ der die Pfeiffen erstlich erfunden/ nicht zwar aus Eingeben des Teuffels/ wie aus desselben Einblasen/ Lb PersonSchwarz, Berthold (14. Jh.) Bartholdus Schwartz ein Münch Barfüsser=Ordens/ Lb PersonSachs, Michael (1542–1618) Mich. Sachs, Lr QuellenSachs, KeyerChronica 1 (1607) M Chron. Imp. p. 4. fol. 180. der ein guter Alchymist gewesen/ Anno 1380. das Pulver und Büchsen erfunden/ den Menschen zum Schaden. Sondern aus Eingeben des Heiligen Geistes/ denn es heist doch recht: Lw Musikwerkanonym: Veni, Sancte Spiritus M Sine tuo Nomine, nihil est in homine:[27]. Ly Bibelstelle1 Korinther 4,7 Was hastu Mensch/ das du nicht empfangen hast 1. Cor. 4. v. 7. 1. Cor. 4. v. 7. offenbar ists an dem Exempel Lb PersonBezaleel Bezaleels/ von welchem Gott der Herr selber sagt/ daß er ihn Ly BibelstelleExodus 31,3–4 mit seinem Geist erfüllet habe/ daß er künstlich in Gold und Silber arbeiten könne/ Exod. 31. v. 3. 4. Exod. 31. v. 3. 4. Derohalben wanns umb und umb kömmt/ können wir solches Orgel erfinden auch niemand anders/ als dem Allweisesten Gott zuschreiben/ der durch seinen Geist/ die Pfeiffen/ damit Gott gespielt und geehret wird/ dem Jubal/ auszusinnen und zuerfinden eingegeben hat/ und daher haben die Menschen durch Sinreiches Nachdencken/ in der Sachen ie mehr und mehr geforschet/ ist auch von Tage zu Tage höher kommen/ wie noch auff heutigen Tag geschiehet/ Bleibet also wohl der Primus & praecipuus inventor, der Erste und allerfürnehmste Jnventor/ der [[E2v]] liebe[28] Gott/ und ist gnug wann wir gleich eigentlich nicht wissen/ weme Ers unter den Menschen also auszudencken und zuerfinden erstlich eingegeben hat. Betachten wir nun (Geliebte) die Geistliche Orgel/ das Wort des Herrn/ so ist gewiß desselben Autor niemand anders/ als der lieb Gott selber/ drumb wird es auch mit dem Titul begabt/ daß es das Wort Gottes/ genennet wird. Dannenhero die heiligen Propheten/ wann sie die Register der geistlichen Orgel gezogen/ das ist/ wann sie geprediget des Herrn Wort/ gemeiniglich ihre Predigten also angefangen: Ly BibelstelleEzechiel 5,8 So spricht der Herr. Ezech 5. v. 8. Ezech. 5. v. 8. Ly BibelstelleJeremia 31,10 Höret des Herrn Wort/ Jer. 31. v. 10. Jer. 31. v. 10. Ly BibelstelleHosea 1,1 diß ist das Wort des Herrn/ Hos. 1. v. 1. 2. Hos. 1. v. 1. 2. Joel. 1. v. 1. Ly BibelstelleJoel 1,1 Joel. 1. v. 1. Ly BibelstelleJesaja 40,5 Des Herrn Mund redet Esa. 40. v. 5. Esa. 40. v. 5. Ja der Sohn Gottes selber spricht zu seinen Jüngern: Ly BibelstelleLukas 10,16 Wer euch höret der höret mich/ und wer mich höret/ der höret den der mich gesand hat/ Luc. 10. 16. Luc. 10. v. 16. Wie Er denn Ly BibelstelleJohannes 6,14 war der jenige grosse Prophet der in die Welt kommen solte/ Joh. 6. v. 14. Joh. 6. v. 14.; von welchem Moses saget/ daß Gott der Herr Ly BibelstelleDeuteronomium 18,18–19 sein Wort in seinem Mund gegeben/ welcher auch zu dem Volck reden solte/ alles was Gott ihm gebieten würde. Vnd wer auch das Wort Gottes nicht würde hören/ welches er in desselben Namen reden würde/ von deme wolle es der Herr fodern [sic]/ Deut. 18. v. 18. 19. Deut. 18. v. 18. 19. Ja Ly BibelstelleApostelgeschichte 3,23 eine solche Seele soll vertilget werden aus dem Volck/ wie es Lb PersonPetrus Petrus erklähret/ Act. 3. v. 23. Act. 3. v. 23. daraus dann gnugsam abzunehmen/ daß das Wort welches die Propheten/ ja Christvs Jesvs selber geprediget und noch uff den heutigen Tag predigen läst in seinem Namen/ dadurch uns seelig zumachen/ von niemand anders herkömmt/ als von dem lieben Gott selber/ und also von Jhme zu unser See= [E3r] len Seeligkeit sey auffgebracht und verordnet worden. Wohl erkand haben dieß die armen Zöllner und Sünder in dem heutigen Evangelio/ von welchem der Evangelist sehr nachdencklich sagt/ daß sie zu Jesv genahet/ zu dem Ende/ nicht Zoll von ihm zufodern/ wie geschach Matt. 17. v. 24. Ly BibelstelleMatthäus 17,24 Matth. 17. v. 24. da er zu Le Geographicumf Ort: Kapernaum Capernaum eingieng/ sondern daß sie ihn höreten/ nicht nur schlecht seine Stimme möchten vernehmen/ sondern daß sie Jhn in seiner angenommenen Menschlichen Natur/ Gott selber möchten hören predigen/ und die Lehre des Evangelii mit willigen und auffrichtigen Gemüth annehmen und derselbe folgen möchten/ wie das Wörtlein audire hören/ hier so wohl an andern Orten Göttlicher Schrifft erfodert. Geben also damit an den Tag/ daß das Wort/ welches der Hoch=Edelgebohrne Jesus predige warhafftig sey Gottes Wort/ welches Er gehöret haben wolle wie Er befohlen Hunc audite. Matt. 17. v. 5. Matth. 17. v. 5. Ly BibelstelleMatthäus 17,5 den solt ihr hören/ und demnach als ein organon ad salutem ein Mittel zur Seligkeit von Gott dem Herrn allein gestifftet worden sey.

(2.) Ob propagationem splendidam & amplificationem numerosam Zum Andern/ kan das Wort Gottes mit den Orgeln vergliechen werden/ Ob propagationem splendidam & amplifiactionem numerosam. Wegen der herrlichen Fortpflantzung/ so wohl auch vielfältigen Vermehrung. Mit den Orgeln hat es anfangs gar einen schlechten Anfang gehabt/ und sind nicht so herrlich gewesen wie (Gott Lob) an ietzo/ wie wir bald hören werden. Zwar mit der gantzen Musica/ ist es unter den Heyden anfangs gar schlecht gewesen/ und ie länger ie höher kommen. Lb PersonKrantz, Albert (1448–1517) Crantz lib. 4. 615. Lr QuellenKrantz, Metropolis (1574) M Metropol. Lb PersonKrantz, Albert (1448–1517) Crantzius schreibet daß Lb PersonArezzo, Guido von (ca. 992 – ca. 1050) Gvido Aretinus ein trefflicher Lr QuellenZwinger, Theatrvm Hvmanae Vitae 5 [1586] M Musicus in Le Geographicumh Territorium: Italien Jtalia/ so zu Lb PersonKonrad II. (HRR) (ca. 990 – 1039) Conradi des Andern/ & Lb PersonHeinrich II. (HRR) (973–1024) Henrici des Andern Jmperatorum Romanorum die Scalam Musica- [[E3v]] lem wie sie in gemein genennet wird/ umb selbige Zeit erst erfunden/ auch sagt man von Jhm/ daß er darzu die Sechs Musicalische Sylben/ ut, re, mi, fa, sol, la aus dem Gesange D. Lb PersonJohannes der Täufer (fl. 28) Johannis Baptistae/ geborget und gezogen/ darinne diese Worte stünden:
UT qveant laxis / REsonare fibris
MIra gestorum / FAmuli tuorum
SOLve polluti / LAbii reatum / Lb PersonJohannes der Täufer (fl. 28) Sancte Joannes.
/[29]

Zu dem/ so hat man auch erstlich im Choral nicht so viel Tonos gehabt/ als an ietzo.[30] Dann zu Caroli Magni Zeiten/ ihrer allein viere gewesen/ zu welchen bald drauff vier Obliqvi kommen und erdacht worden/ biß ihrer endlich gar zwölffe/ ja wie man anietzo hat/ gar vierzehen worden/ und sind die zwölffe diese gewesen: Lr QuellenAlsted, Encyklopaedia 3 (1630) M Erstlich Jonicus, welcher von Lb PersonLukian von Samosata (ca. 120 – ca. 180) Luciano genennet wird γλαφυρὸς JÜbers.: Fein, zierlich. jucundus, der liebliche/ von Lb PersonApuleius (ca. 125 – ca. 190) Apulejo aber wird er genennet lascivus der uppige oder müthige/ wird gemeiniglich gebraucht zu den lateinischen Versen/ die Jambici genennet werden. Darnach ist der ander Tonus, der wird genant Dorius, welcher von Luciano genennet wird/ σεμνὸς JÜbers.: Ehrwürdig, würdevoll. gravis, der gravitetische/ zu denen Versen welche in genere Heroico, stehen gantz beqvem/ wird auch wegen seiner sondern Gravitet zum öfftern gebraucht/ drumb ihm auch Lb PersonCassiodorus, Flavius Magnus Aurelius (ca. 490 – 583) Cassiod. in politicis lib. 8. cap. 5. Lb PersonCassiodorus, Flavius Magnus Aurelius (ca. 490 – 583) Cassiodorus treffliche operatione und Wirckung zuschreibet: Gravis illa, ait & Divina Musica oraculis plena, Doria nominata, animum ad studium Sapientiae & verae pietatis trahit. Item qvod Musica Dorica ad virtutes & afflatum divinum spectet, [[E4r]] hominesqve in ecstasin animi, & mundi oblivionem rapiar, adeò qvidem, ut Daemones fuget: qvod probat exemplo Lb PersonPaulus von Tarsus (10 v. Chr. – 60 n.Chr.) Saulis &c.[31] Weiter so hat man den Dritten/ wird W W KorrekturOriginal: genengenennet Phrygius, von Apulejo religiosus, der Christliche: Der Vierde Lydius, welcher gantz hart ist/ deßwegen er auch Lb PersonPlato (428/427 – 348/347 v. Chr.) Platoni nicht gefallen wollen. Der Fünffte heist Myxolydius welcher gantz traurig und erbärmlich ist. Der Sechste ist Aeolicus, welcher sanfftmüthig mira svavitate lautet. Hierauff folgen Mixti seu obliqvi und ist der Siebende Hypojonicus, der Achte Hypodorius, der Neundte Hypophrygius, Hypolydius der Zehende/ der Eilffte Hypomixolydius der Zwölffte Hypoaeolicus oder Hypoaeolius, neben denen Zweyen noch neu erdachten.[32] Daß aber so viel Toni erdacht und gemacht worden/ ist zu dem Ende geschehen/ damit die Worte/ pro ratione materiae, desto füglicher könten exprimiret und erläutert werden. Wie es nun mit der Choral=Music zugangen daß es ie länger ie höher kommen. Also auch mit der Figural=Music/ deren Anfang ziemlich schlecht gewesen/ biß nach gewisser Zeit/ die vortreffliche Musici und Componisten als Lb PersonDesprez, Josquin (1450–1521) Josqvinus/ Lb PersonFinck, Hermann (1527–1558) Finccius/ Lb PersonSenfl, Ludwig (1486 – 1542/1543) Senffelius/ Lb PersonLasso, Orlando di (ca. 1532 – 1594) Orlandus/ dieselbe trefflich verbessert biß sie zu itziger Zeit/ von den vortrefflichsten Componisten dermassen erhoben und erweitert/ daß sie/ also zureden/ fast nicht höher steigen könte. Vber dieses nu/ daß ich auff die Orgeln komme/ von denen vorgesagt wurde/ daß es erstlich einen schlechten Anfang gehabt mit denselben/ so ist es freylich mehr als zu gewiß/ massen dann Praetorius schreibet/ daß sie erstlich gantz klein erbauet worden/ und wie die Schwalben ihre Nester an die Wände und Rispen hängen/ sie auch also an die Pfeiler/ in die Gottes Häuser gehengt/ und allein den Choral [[E4v]] desto besser zuführen, sind angebauet worden/[33] man hat sie auch allein in den fürnehmsten Stadt=Kirchen gefunden/ und deroselben Clavire/ nicht mit einem Finger wie die heutige/ sondern iedweden Clavem mit gantzer Hand drücken müssen/ ja man hat erstlich noch nicht eine gantze Octava in Clavire gehabt/ sondern allein Lr QuellenPraetorius, Syntagma musicum 2 (1619) M E, F, G, A, H, C, D, biß endlich das B zwischen das A und H eingesetzet[34] ist worden/ daraus auch folgends die andern Semitonia und claves chromaticae cis/ dis/ fis/ gis/ entsprungen und erdacht worden/ welches denn weiter/ so es die Zeit leiden wolte/ ausgeführet werden könte. Wenden wir uns zu der geistlichen Orgel des Worts Gottes/ so ist es mit demselbigen erstlich auch nicht so herrlich zugangen/ als ietzo (Gott Lob) uffn heutigen Tag/ da es recht heist wie der Herr Lutherus gesagt: Die Kuhe gehet im Graß biß an den Bauch.[35] Jm Alten Testament predigte man erstlich das Wort Gottes in den Hütten/ bey den Altaren/ wie bey denen lieben Ertzvätern geschah/ Gen. 4. v. 26. c. 8. v. 20 c. 12. v. 8. Ly BibelstelleGenesis 4,26 Gen. 4. v. 26. Ly BibelstelleGenesis 8,20 Cap. 8. v. 20. Ly BibelstelleGenesis 12,8 Cap. 12. v. 8. Hernach in der Stiffts=Hütten/ biß letzlich in dem Le Geographicumg Gebäude: Jerusalem, Tempel Tempel Lb PersonSalomo Salomonis/ und zu Christi Jesv Zeiten in den Schulen auff die Sabbather/ Act. 13. v. 14. Ly BibelstelleApostelgeschichte 13,14–15.44 Act. 13. v. 14. 15. 44. Act. 15. v. 21. Ly BibelstelleApostelgeschichte 15,21 Act. 15. v. 21. Erstlich als die Orgeln auffkamen/ hatte man sie allein in Stadt=Kirchen/ itzo ist fast keine Dorff=Kirche man findet (Gott Lob) ein Orgel drinne/ also nimmet das Lob unsers Gottes zu. Jm Neuen Testament wurde das liebe Evangelium nicht allein nur unter den Jüden geprediget/ sondern es kam auch zu den Heyden/ Christvs Jesvs selber ging zu öffters an die Grentze/ der Heyden/ predigte ihnen Gottes Wort/ und that Zeichen und Wunder unter ihnen/ wie aus Matt. 15. Ly BibelstelleMatthäus 15 Matth. 15. und Joh. 4. Ly BibelstelleJohannes 4 Joh. 4. zuersehen. Ja nach seiner Himmelfahrt ging der A= [F1r] postel Schnur aus in alle Land/ Lb PersonBuxtorf, Johann (1564–1629) Buxtorf. Lr QuellenBuxtorf, Lexicon Hebraicum (1615) M Lex. p. 661. [hebräisch] Delineatio rerum. LXX. habens geben/ φθόγγος αυτῶν JÜbers.: Eigener Laut, Ton, Klang. sonus eorum ihr Klang/ ihr Schal wie es Paulus auch also erkläret und approbiret. Rom. 10 v. 18. Ly BibelstelleRömer 10,8 Rom. 10. v. 8. desgleichen auch Lb PersonHieronymus, Sophronius Eusebius (347–420) Hieronymus/ laut des Psal. 19. v. 5. Ly BibelstellePsalmen 19,5 19. Psalms v. 5. wie es ihnen Christvs auch also befohlen hatte/ Ly BibelstelleMarkus 16,15 gehet aus in alle Welt und prediget das Evangelium allen Creaturen/ nicht den Vnvernünfftigen/ wie Lb PersonFranz von Assisi (1182–1226) Franciscus soll gethan haben/ welcher den Sperlingen und Fischen geprediget/ sondern den vernünfftigen Menschen/ Marc. 16. v. 15. Marc. 16. v. 15. Vor dieser Zeit war es auch mit den Orgelschlagen nicht so hoch kommen/ als es itzo (Gott Lob ist/) daß man wohl sagen möge/ itzo gehe die Kunst betteln: Jm Alten Testament hatte man das Wort Gottes auch nicht so klar/ als im Neuen Testament geschahe/ denn da redete der liebe Gott mit den seinen/ per Somnia, durch Träume/ wie geschahe dem lieben Jacob/ Gen. 28. v. 12. Ly BibelstelleGenesis 28,12–15 Gen. 28. v. 12. & seq. per visiones, durch Gesichte/ wie geschach denen heiligen Propheten/ So sahe Lb PersonJesaja Esaias Ly BibelstelleJesaja 6,1 den Herrn sitzen auff einem hohen Stuel Esa. 6. v. 1. Esa. 6. v. 1. Lb PersonJeremia Jeremias sahe einen siedenden Topff und einen wackern Stab/ Jer. 1. v. 11. 13. Ly BibelstelleJeremia 1,11.13 Jer. 1. v. 11. 13. Lb PersonEzechiel Ezechiel sahe vier Thiere und das schnelle Rad/ Ezech. 1. Ly BibelstelleEzechiel 1 Ezech. 1. Lb PersonDaniel Daniel sahe den Alten zu Gerichte sitzen/ desgleichen auch vier Thiere/ Jtem einen Ziegenbock und Widder/ Dan. 7. & 8. Ly BibelstelleDaniel 7 Dan. 7. und Ly BibelstelleDaniel 8 8. Cap. Lb PersonAmos Amos sahe einen der machte Heuschrecken/ Jtem ein Feuer/ Jtem den Herrn mit der Bleyschnur/ Amos. 7. Ly BibelstelleAmos 7 Amos 7. Daher denn auch die Propheten solcher Gesichte halber Seher genennet worden sind/ wie von Lb PersonSamuel Samuel zulesen/ Ly Bibelstelle1 Samuel 9,9 1. Sam. 9. v. 9. Jm Neuen Testament aber redete der Herr nicht durch Gesicht und Träume/ sondern da redete der Herr de ore ad os, mündlich mit den seinen/ durch seinen lieben Sohn selber/ Hebr. 1. v. 1. Ly BibelstelleHebräer 1,1 Hebr. 1. v. 1. welcher denn das Wort [[F1v]] seines Vaters so herrlich predigte/ und so gewaltig/ daß es den Leuten ins Hertz drang/ Matt. 7. v. 28. Ly BibelstelleMatthäus 7,28 Matth. 7. v. 28. ja daß sie sich zum höchsten drüber verwunderten/ Marc. 6. v. 2. Marc. 6. v. W W KorrekturOriginal: 7.2. sagen seine selbst eigene Landsleute: Ly BibelstelleMarkus 6,2 Woher kömmt denn solches und was Weißheit ists die Jhme gegeben ist. Aus unserm heutigen Evangelio sehen wir auch solches. Bißhero hatten die armen Leute von den Lumpenpredigern/ den Phariseern/ die alte Chromatische Music oder Orgel/ das Gesetz in gantz unrechtem Verstande gehöret. Da aber der theuere Jesvs kam/ da nahm die geistliche Orgel aus und über allemasse zu/ denn Er legte nicht nur allein das Gesetz recht aus/ und weisete desselben richtigen Verstand/ sondern bauete und satzte noch in die geistliche Orgel andere Register/ das ist/ Er brachte auch sein höchst tröstliches Evangelium auff/ von Gnadenreicher Vergebung der Sünden/ wenn Er sagte/ Er were gesandt als der gute Hirte/ Joh. 10. v. 11. Ly BibelstelleJohannes 10,12 Joh. 10. v. 11. Ly BibelstelleMatthäus 18,11 zusuchen und selig zumachen das verlohren war. Matt. 9. v. 13. Ly BibelstelleMatthäus 9,13 Matth. 9. v. 13. Cap. 18. v. 11. Cap. 18. v. 11. wie Er denn solches durch eine Zweifache Parabel/ vom verlohrnen Schafe und Groschen/ und nach dem Evangelio in der Parabel vom verlohrnen Sohn wider das Murren der Phariseer/ trefflich zuerleütern und deduciren weiß: zu welchem Ende denn auch die Zölner und Sünder kamen/ daß sie solche neue Orgel möchten hören/ wie Lucas unser Evangelist meldet/ Was damals geschehen/ geschicht noch auff heutigen Tag. Die Orgeln zuvermehren/ grübelt man noch immer weiter/ und wird auch ie länger ie herrlicher ausgedacht: Also wird das Wort Gottes ie länger ie klärer geprediget. Jm Anfang/ da das Evangelium in unserm Le Geographicumf Ort: Meißen Meißner Lande auffging/ ging es uffm Lande etwas schlecht zu/ denn man kunte nicht gelehrte Leute genug haben/ die das Wort predigten/ man must aus dringender Noth [F2r] Schuster/ Schneider und andere Handwercks Leute/ die ein wenig belesen/ und in ihrem Christenthum fundiret waren/ nehmen und zu Priestern ordenen/ daß sie nur den W W KorrekturOriginal: EinfäligenEinfältigen etwas fürlasen/ oder sagten aus Gottes Wort/ und das heilige Ampt verrichteten/ wie denn bey dieser Kirchen/ als das Evangelium angangen/ nach dem Tode Magistri Lb PersonSteinmeth, Matthias (fl. 1539) Matthias Steinmetzens Le Geographicumf Ort: Dresden Dresdensis, der noch ein Glied des Ordens Le Geographicumg Gebäude: Nossen, Kloster Altzelle Zelle gewesen/ aber die Päbstische Lehre verlassen/ und im Ehestande verstorben/ Ein Schuster ist zu Le Geographicumf Ort: Leubnitz Leubenitz Prediger worden. ein Schuster mit Namen Lb PersonMerbitz, Jacob (vor 1546 – nach 1550) Jacob Merbitz von Dreßden/ von Anno 1546. biß uffs 1550. Jahr/ Pfarrer und Seelsorger gewest ist/ wie in einer alten Bibel bey dieser Kirchen zum Gedächtnüß eingezeichnet worden. Jtzo (Gott Lob) hat man das liebe Evangelium weit heller und herrlicher/ wie solches die Erfahrung bezeuget/ darumb man auch dem lieben Gott dafür wohl Vrsache hat zudancken/ und von Hertzen Lob zusagen.

3. Ob persecutionem Diaboli infensam. Zum Dritten kan das Wort Gottes mit den Orgeln fein vergliechen werden/ Ob persecutionem Diaboli infensam, wegen der Teufelischen Verfolgung: Beyden ist der leidige Teufel Spinnefeind und gram/ und derohalben hat er manche Verfolgung durch seine Werckzeuge darwider erwecket. Verfolget hat er die Musicam Figuralem und Choralem, und thut sie noch uffn heutigen Tag verfolgen. Von Lb PersonBodenstein, Andreas Rudolff (1486–1541) Carlstaten lieset man/ da er ein Calvinist worden/ daß er unter andern auch Musicam vocalem angefeindet/ und darwider also geredet: Lr QuellenAlberus, Wider die verfluchte Lere der Carlstader (1565) M Sicut unus tantum est Deus, ita qvoqve unam tantum oportet esse vocem. Ideo non debemus Discantum, Bassum, Altum aut Tenorem canere.[36] Welches/ damits die Einfältigen verstehen/ so viel heist: Wie nur ein Gott ist also soll und muß man auch nur eine Stimme führen/ dürffen [[F2v]] derohalben nicht den Discant/ Baß/ Alt/ oder Tenor zugleich singen/ W W KorrekturOriginal: sonderrsondern deroselben eine alleine/ diß hat nun ein sonder ansehen gehabt/ und manchen beredt/ wie denn Doctor Lb PersonHellbach, Albrecht von (vor 1584 – 1614) Alberus schreibet: D. Alberus in Lr QuellenAlberus, Wider die verfluchte Lere der Carlstader (1565) M lib. cont. Carelstad. Lr QuellenAlberus, Wider die verfluchte Lere der Carlstader (1565) M Carlstadt hatte mich schier überredet/ daß ich meine Partes und Gesangbücher genommen und zerriessen hätte/ denn ich war ein junger Theologus/ und merckte noch nicht was Carlstadt im Schilde führete.[37] Lb PersonHellbach, Albrecht von (vor 1584 – 1614) Albertus von Helbach. Vnd von Lb PersonZwingli, Huldrych (1484–1531) Zwinglio gedenckt ein vornehmer Mann/ daß er von einem Ehrenvesten Rath zu Le Geographicumf Ort: Basel Basel gebeten/ daß man den Gesang aus der Kirchen/ als ein unnötig und abscheulich Ding abschaffen wolte/ und damit er die Abscheuligkeit desselben beweisete/ und den Rath darzu bewegen und auff seine Seite bringen möchte/ hat er seine Supplication/ vor den gantzen Rath singende vorgebracht/ und etwa in der Weise des Glaubens oder Vater Vnsers/ wie mans dafür hält/ abgesungen/ darauff auch gar artig wissen die Application zumachen/ daß wie es ihnen seltzam und wunderlich fürkäme/ daß einer seine Suppliationes wolte singen oder singend vorbringen; Also solten doch die Herrn des Raths auch bedencken/ daß gleiches bey dem lieben Gott seyn würde/ wenn einer sein Gebet im Gesange verfasset/ zu dem lieben Gott schicken und bringen wolte/ daß er freylich bey dem Allerhöchsten nicht annehmlich seyn könte.[38] Gleichwie nun der Teufel durch seine Organa die Musicam Figuralem und Choralem verfolget: Also hat er zuvoraus/ durch seine treue Legaten die Calvinisten/ die Organa pnevmatica angefeindet/ also daß die im Le Geographicumh Territorium: Anhalt Anhaltischen vor Zeiten sich nicht gescheuet haben/ die Orgeln unter des Antichrists Kennezeichen zustellen. Lm Ereignis1586: Kolloquium zu Montbéliard Colloq. Mompelg. contra Bezam. Ja der fürtrefliche Theologus Doctor Lb PersonAndreä, Jacob (1528–1590) Jacobus Andreae gedencket/ daß nicht allein die Orgeln und der Gesang bey den Calvinisten (als ein abscheulich [F3r] Ding vor Gott) gäntzlich abgeschaffet worden/ Lr QuellenActa Colloquij Montis Belligartensis (1587) M sondern daß man auch wohl Pferde in die Kirchen geführt/ dieselbe mit Ketten und Seilen an die Orgeln gespannet/ daß also uno impetu & tractu die Orgeln/ als ein abscheulich Ding vor Gott aus den Kirchen und Gotteshäusern gerissen und geschleppet werden möchten.[39] Aus diesen und dergleichen vielen andern mehr/ so angeführet werden könte/ sihet man ja gnugsam wie mächtig der Teufel die Music und Orgeln verfolget hat. Ach wenn wir uns nun wenden zu der geistlichen Orgel/ des Worts Gottes/ ewiger Gott/ welche Verfolgung hat doch der Teufel wider dasselbe erweckt? Verfolget hat dasselbe der Teufel durch Blutdurstige Tyrannen. Vide Neronis Juliani Diocletiani & aliorum vitam in Lr QuellenSachs, KeyerChronica 1 (1607) M Chron: Imp: Lb PersonSachs, Michael (1542–1618) Mich: Sachs. Man bedencke nur/ wie greulich der Sathan durch Lb PersonNero (37–68) Neronem/ Lb PersonJulian (Kaiser) (331–363) Julianum/ Lb PersonDiokletian (ca. 230 – 305) Diocletianum und andere/ wider das liebe Wort Gottes gewütet/ also gar daß zu ausrottung desselben/ so viel tausend/ Lm Ereignis41–311: Christenverfolgungen im Römischen Reich tausend unschuldiger Christen/ massacarirt, niedergehauen und erbärmlich umb ihr Leben gebracht worden sind/ wie er denn noch uffn heutigen Tag nicht ruhet/ sondern weil er einen grossen Zorn gefast/ Apoc. 12. v. 12. Apoc. 12. v. 12. Ly BibelstelleOffenbarung 12,12 Vnd weiß daß er ein wenig Zeit hat/ dasselbige durch Türcken und Blut=dürstige Papisten/ mit Schwerd/ Feuer aller Macht/ wie Graf Lb PersonWerdenberg, Felix von (ca. 1480 – 1530) Felix von Werdenberg sagte/ zuverfolgen sich redlich bemühet/ aber alles umbsonst/ D. Lb PersonRivander, Zacharias (1553–1594) Zach: Riv: in Lr QuellenRivander, Fest-Chronica 1 (1602) M Chron: Fest: p. 1. fol: 76. wie itzt angezogenes Exempel Graf Lb PersonWerdenberg, Felix von (ca. 1480 – 1530) Felicis von Werdenberg bezeuget/ der einen Tag Eisen fressen/ und das Wort Gottes in den armen Lutheranern auszurotten gedachte/ des andern Tages aber zu Grabe getragen wurde. Denn es heist doch:

Lw MusikwerkLuther, Martin: Ein feste Burg ist unser Gott M Das Wort sie sollen lassen stahn
Vnd keinen Danck darzu haben/
[[F3v]] Der Herr ist bey uns auff dem Plan/
Mit seinem Geist und Gaben.
[40]

Verfolget hat der Teuffel das Wort Gottes durch allerely Schwermer und Ketzer/ daß ja die geistliche Orgel ausgerottet werden möchte/ und Menschen Tand dagegen geprediget würde. Man sehe doch nur an das heutige Evangelium. Damit ja die Phariseische Seel/ das liebe Evangelium/ welches der Hoch=Edele Jesvs aus der Schooß seines Himmlischen Vaters herfürbracht/ erleyden und bey dem Volck verhasset machen möchten/ wissen sie nicht/ wie sie von dem Principal/ unserm Jesv/ hönisch gnug reden sollen/ sie vergessen seinen Namen und sagen nur: Dieser nimmet die Sünder an und isset mit ihnen/ als wolten sie sagen: Noscitur ex socio, qvi non cognoscitur ex se, Schlim schlem[41] qvaerit sibi similem, o mann kennet einen Vogel bald an den Federn/ wäre dieser ein so ehrlicher und heiliger Mann/ als man rühmet/ er würde gewiß nicht sich in diese Gottlose Zunfft begeben/ und zu diesen leichtfertigen und Gewissens=losen Leuten (wie die Zölner damals gehalten wurden) sich gesellen/ als wohl geschicht/ derohalben zumuthmassen/ weil er sich zu solchen losen Gesindigen hält/ daß auch an seinem Wort/ welches Er prediget wenig gutes seyn müsse/ und wäre nie besser/ daß diese Lehre sampt dem Prediger ausgerottet würde/ wie sie dann Tag und Nacht drauff umbgiengen. Vnd das ist nu nicht nur damals geschehen/ sondern zu ieder Zeit hat der Teuffel solche Leute erwecket/ die sich dem Worte Gottes zum häfftigsten wiedersetzet haben/ als da sind die Enthusiasten/ welche so gar das Wort Gottes und desselben Ministerium verachten/ sich lie= [[F4r]] ber in eine Winckel setzen und uff heimliche Offenbarungen durch Träume warten/ da könne man/ si diis placuerit, zur rechten Erkäntnis kommen/ Doctor Doctorum werden/ und den Heiligen Geist mit Federn und allem/ Gott verzeihe es mir daß ich so rede/ auff fressen. Da doch das Wort Gottes/ wie wir bald hören werden/ ist ein Wort des ewigen Lebens Joh. 6. v. 68. Ly BibelstelleJohannes 6,68 Joh. 6. v. 68. Ja Ly BibelstelleRömer 1,16 eine Krafft die selig macht alle die daran gläuben/ Rom. 1. v. 16. Rom. 1. v. 16. Jch geschweige ietzo/ was die Calvinisten/ Jesuiten oder Papisten davon halten/ wie dann sonderlich die Papisten/ das geschriebene Wort Gottes/ die heilige Schrifft/ nur für eine Zanckbeisen/ Ketzer=Buch und wächserne Nase halten/ auch mit gräulicher Gottes=Lästerung wohl geringer als die Fabulas Aesopi schätzen und dannenhero auffs eusserste verfolgen/ vielmehr von einer Messe/ dann von hundert Evangelischen Predigten halten/ Ja ich geschweige/ was der leidige Teuffel durch etliche/ so dennoch gute Christen seyn wollen/ uffn heutigen Tag wider das klare Wort Gottes tentiret. Nun das wird nun wohl also gehen biß an den lieben Jüngsten=Tag/ aber doch dabey bleiben was Christvs saget: Ly BibelstelleLukas 21,33 Coelum & terra transibunt verba autem mea non transibunt, Himmel und Erde vergehen/ aber meine Wort vergehen nicht/ Luc. 21. v. 33. Luc. 21. v. 33. Nam Verbum Domini manet in Aeternum:

Lw Musikwerkanonym: O Herre Gott, dein göttlichs Wort Ehe muß geschehn/ daß alls zergehn/
Dein Göttlich Wort soll bleiben/
Jn Ewigkeit/ wär es auch Leid/
Vieln hart verstockten Hertzen/
Kehrn sie nicht umb/ werden sie drumb
Leiden gar grossen Schmertzen.
[42]

[[F4v]]

(4.) Ob despretionem vulgi stultam & asininam. Zum Vierdten/ kan das Wort Gottes mit den Orgeln vergliechen werden/ Ob despretionem vulgi stultam & asinam Wegen der närrischen Verachtung. Man sagt im Sprichwort: Ars non habet osorem, nisi ignorantem[43], Die Jenigen so ein Ding nicht können verachtens gemeiniglich/ ja die es auch nicht verstehen. Offenbar ist dieß an der Music und Orgeln/ wie schändlich doch dieselbe verachtet werden. Straffällig wäre es an den Heyden/ wenn sie das thäten/ aber daß es Christen=Leute/ die die Ehre Gottes ausbreiten und vermehren sollen/ thun/ ist zumal schrecklich: noch findet man unter denselben wohl solche/ welche grunnitum suûm, & hinnitum eqvorum[44] höher halten/ als Organi Musici concentum. Lr QuellenZwinger, Theatrvm Hvmanae Vitae 5 [1586] M Von Lb PersonArchidamos Archidamo/ Lb PersonZeuxidamos Zeuxidami Sohne/ wird gesagt/ daß derselbe/ als ihm einer einen guten Harffenisten gelobet und gesagt: Profecto hic est bonus fidicen, Fürwar dieser ist ein fürtrefflicher Harffenist/ geantwortet: Apud nos est bonus coqvus bey uns ist ein guter Koch:[45] gleich als wenn kein Vnterscheid wäre unter dem Lobe Gottes/ und täglicher Schwälgerey. O wie sind doch derer Leute heutiges Tages/ leider so viel/ die von Orgeln und Musiciren nichts oder gar wenig halten/ von welchen man wohl sagen mag: Utrem pro cithara gaudet habere Lb PersonMidas Midas.[46] Jtem Rusticus es Lb PersonCorydon Corydon[47]. Was soll der Kuhe Muscaten sie frist wohl Haberstroh/[48] in die Scheunen und Kühe gehöret Heu/ vor die Seue gehören Treber.[49] Daß aber auch solche Leute unter uns sind/ beweiset gnugsam die Erfahrung/ indem man so gar wenig auff den Gottes=Dienst/ und desselben Ehre siehet. Jch spüre wie an andern Orten die Leuthe fein freygebig sind/ wie sie spendiren auffn Kirchen=Schmuck/ zu silbern Kelchen/ Meßgewändten und andern/ bey [G1r] uns giebt niemand nichts/ da es doch ihrer viel/ ohne ihren Schaden/ wohl thun/ und die reiche Belohnung Gottes erwarten könten/ aber Novem ubi sunt? Wo sind sie? Man hatte für/ als die Orgel solte renoviret und verbessert werden/ daß man eine Beysteuer von der Kirchfahrt zu solchen Orgel=Bau samlen wolte/ damit nicht alles über der lieben Kirchen Vermögen gehen möchte/ als dasselbe kund worden/ ewiger Gott wie sperrete man sich mit Händen und Füssen darwieder/ was für verdrießliche Worte muste man von vielen groben Gesellen einnehmen/ wie dann keiner in gantzer Kirchfarth der Ehren gewesen/ der gesprochen: Jch will einen Groschen oder Creutzer darzu verehren/ von keinem kan mans sagen mit Warheit/ daß derohalben gnugsam offenbar ist/ wie hart uns die Ehre Gottes angelegen seyn muß. Derohalben als man den grossen Wieder=Willen gespüret/ hat man von keinem auch das Geringste begehret/ alleine das sollen die kargen Filtze wissen/ daß war bleiben wird/ was im Sprichwort saget:

Was man an Gottes Ehr erspart/
Das holt ein Ander uff frischer Fahrt.
[50]

Ja daß auch unter uns Leute zufinden die von der Music und Orgel=Wesen nichts halten ist offenbar. Wann man Gott zu Ehren/ etwa figuraliter beym Gottes=Dienst musicirt/ entweder vocaliter oder instrumentaliter/ und man fragt etliche Lb PersonCorydon Corydones/ wie gefiel es euch? Resp. O/ sagt mancher mit dem Geplecke. Darumb auch niemand sein Kind oder Sohn darzu zuhalten begehret oder darzulassen will. Schlägt man die Orgel/ und spricht das klingt trefflich wohl/ O sagen unsere Leute: Mit dem Getzschatsche; drumb sie auch das herr= [[G1v]] liche Orgel=Werck wie nichts achten. Solche Leute vergleicht der Lb PersonMathesius, Johannes (1504–1565) Matthes. in Lr QuellenMathesius, Syrach (1605) M Expl. Syr cap. 32. conc. 4. Herr Lb PersonMathesius, Johannes (1504–1565) Mathesius Prediger im Le Geographicumf Ort: Sankt Joachimsthal Jochims=Thale artig/ dem Esel in der Arche Lb PersonNoach Noe/ von welchem die lieben Alten getichtet/ wann Lb PersonNoach Noa gesungen und die Vöglein lieblich darzu moduliret/ habe der Esel dargegen geplöcket/ und mit seinen Füssen ein Gestrampel getrieben/ sey auch wohl mit Ausschlagen den Sängern beschwerlich gewesen/ umb welches Willen Gott der Herr ihn auch ausgeschlossen haben soll/ daß er zu den Opffern nicht gebrauchet worden/ wie man mit den Rindern/ Schafen und andern hernach gepflogen.[51] Aus welchen feinen Gedichte zugleich zuersehen/ in was für Aestimi solche Leute/ Orgel und Music Verächter/ wiederumb bey dem lieben Gott sind/ welches/ wo es Zeit und Gelegenheit leiden wolte/ weiter auszuführen wäre.

Betrachten wir nu abermal hier die Geistliche Orgel das Wort Gottes/ so werden wir finden daß allzugewiß dasselbe mit den leiblichen Orgeln in diesem Stück der Verachtung trefflich überein kömmt. Man sehe nur an das heutige Evangelium/ wie die Phariseer und Schrifftgelehrten den Rath Gottes wieder sich selbs verachten/ Luc. 7. v. 20. Ly BibelstelleLukas 7,20 Luc. 7. v. 20. wie sie das liebe Evangelium/ und desselben fürnehmsten Prediger und Principal der geistlichen Orgel verachten/ wie sie murren und sagen: Ly BibelstelleLukas 15,2 Dieser nimmet die Sünder an und isset mit ihnen/ drumb sie ihn auch an ein andern Ort/ einen Zölner und Sünder Gesellen tittuliren/ und so gar die geistliche Orgel/ weder wissen/ noch sehen wollen. Vnd diß ist also zu allerzeiten ergangen. Esaias klagt trefflich drüber: Herr sagt er wer Ly BibelstelleJesaja 53,1 gläubet unser Predigt/ und wem wird der Arm des Herrn offenbaret/ Esa. 53. v. 1. Esa. 53. v. 1. Wieder Jeremiam sagen seine eigene Kir= [G2r] chen=Kinder: Ly BibelstelleJeremia 44,16–17 Nach dem Wort/ das du uns im Namen des Herrn ankündigest wollen wir nicht thun/ sondern nach alle dem Wort das aus unserm Munde gehet. Jer. 44. v. 16. Jer. 44. v. 16. 17. Aus Lb PersonEzechiel Ezechielis Predigten machten die Gottlosen Leute Liedergen/ und sungen sie hönischer weise in den Zechen und an den Hauß=Thüren Ezech. 33. v. 30. 32. Ly BibelstelleEzechiel 33,30.32 Ezechiel. 33. v. 30. 32. Amos der Seher solt sich dann mit seiner Predigt gar an ein ander Ort packen/ weil des Königs Haus da wäre. Am. 7. v. 12. 13. Ly BibelstelleAmos 7,12–13 Amos 7. v. 12 13. Ja eben also gehts dem Wort Gottes und desselben Dienern noch uff den heutigen Tag/ wie liederlich und schimpflich hält mans doch? Denn daß ich itzt nicht sage/ was in fürnehmen Städten geschieht/ sondern nur bey meiner/ mir von Gott anvertraueten Kirchfahrt bleibe/ wie hält man sich dann gegen Gottes Wort? Ach wie viel sind doch dererselben/ die so gar das liebe edele Wort Gottes hindansetzen/ in vier/ fünff/ sechs ja wohl mehr Wochen/ nicht einmal zum Gehör desselben kommen/ lieber in der Hölle hindern Ofen liegen und faullentzen/ als der Predigt Göttliches Worts beywohnen/ die Mittags und Wochens=Predigten beweisens wohl/ daß man mehr ledigen Stülen und Bäncken/ als vernünfftigen Leuten predigen muß. Kommet man aber in etlichen Wochen jo einmal/ o so hat man sich dessen geschwinde sat gehöret und kans übel vernehmen/ wanns ie bisweilen/ auch wieder des Predigers Willen/ sichs ein wenig über die Stunde verzeucht und zulang wird wie murret man mit den Phariseern im heutigen Evangelio darwieder/ wie muß flugs der Prediger deswegen zu rede gesetzet/ und mit Ernst von groben unverständigen Leuten angeredt werden/ wie es die Erfahrung gnugsam thut bezeugen. Was wir uns aber mit solcher schändlichen Verachtung werden zuwege bringen/ wird [[G2v]] leider die Zeit geben/ daß ich freylich mit dem seligen Herrn Lb PersonLuther, Martin (1483–1546) Luthero die Beysorge trage/ Luth. Lr QuellenLuther, Wittenberger Ausgabe 9 (1590) M Tom. 9. Witt. fol. 207. Gott werde die Welt und die undanckbaren gröblich straffen/ und heimsuchen. Lr QuellenLuther, Wittenberger Ausgabe 9 (1590) M Wolan wer sich wil warnen lassen/ der ist albereit gnug gewarnet/ spricht Doctor Lutherus/ wer aber nicht wil/ der fahre immer hin/ der Römischen Huren in Hindern/ hat er nicht gnug an Füsse küssen/ er wirds wohl gewar werden.[52]

(5.) Ob operationem efficacem & miram. Zum 5. kan das liebe Wort Gottes fein mit den Orgeln verglichen werden/ Ob operationem efficacem & miram, wegen der kräfftigen und wundersamen Wirckung. Eine eigene Predigt gebe dis/ were auch würdig daß es besonders und weitläuffig erkläret würdt/ allein wir wollen uns nach Zeit und Gelegenheit itzo richten/ und es kürtzlich betrachten. Beyderseits/ als Orgeln und Wort/ haben ihre Wirckungen. Denn zumal heist es von der geistlichen Orgel: Ly Bibelstelle1 Korinther 15,58 Non labor in Domino vester inanis erit. Euere Arbeit im Herrn wird nicht vergeblich seyn/ 1. Cor. 15. v. ult. 1. Cor. 15. v. ult. Ly BibelstelleJesaja 55,10–11 Denn gleich wie der Regen und Schnee vom Himmel fället/ und nicht wider dahin kömmt/ sondern feuchtet die Erden/ und macht sie fruchtbar/ und wachsend/ daß sie gibt Samen zuseen/ und Brod zuessen: Also soll das Wort so aus meinem Munde gehet/ auch seyn/ es soll nicht leer wieder zu mir kommen/ sondern thun was mir gefället/ und soll ihm gelingen/ darzu ichs sende/ spricht Gott Esa. 55. v. 10. 11. Esa. 55. v. 10. 11. Vnd zwar/ daß wir nun die operationes in specie anschauen/ so sind die fürnehmsten folgende. (1.) Deum laudat Erstlich die liebliche Orgel Deum laudat, lobet und ehret Gott/ zu dem Ende werden sie auch in der Kirchen auffgericht/ wie denn eben zu des lieben Gottes Ehre allein/ unser Orgel gebauet und ver= [G3r] mehret worden/ wie allerdings an dem Oberwerck/ sowohl am RückPositiv angeschrieben und gezeichnet stehet:

Haec nova te Dominum laudabunt Organa; Donec
Hûic templo verbum gaudet adesse tuum.
Immò tibiqve canent postica haec organa; qvare hîc
Usqve ruit mundus, fac pie Christe, sonét!

Die neue Orgel Dich Herr Gott im Himmel droben
So lang dein Wort hier schallt/ mit grosser freud wird loben.
Auch das RückPositiv/ wird lahn hörn seinen Thon
Drumb laß es bleiben hier/ biß kömmt dein lieber Sohn.

Eben dies thut auch und wircket die geistliche Orgel das Wort Gottes/ als welches die Ehre Gottes weit herrlicher vermehret und ausbreitet: Joh. 16.
Gloria fili Dei est gloria etiam Patris. Ly BibelstelleJohannes 10,30 Nam Pater & filius unum sunt.
Joh. 10. v. 30.
Dannenhero spricht der Sohn Gottes von dem Heiligen Geist/ Ly BibelstelleJohannes 16,13–14 derselbe wird mich verklähren Joh. 16. Welches dann geschicht durch die Predigt des Göttlichen Worts durch welches er die Leute zu Christo bringet/ daß sie ihn für ihren einigen Seligmacher und Erlöser erkennen und mit festen Glauben ergreiffen/ darumb dann auch der Sohn Gottes gantz fleißig bittet/ wann er saget/ Ly BibelstelleJohannes 12,28 Vater verkläre deinen Namen Joh. 12. v. 28. Joh. 12. v. 28. welches dann unter andern auch geschicht verbi praedicatione, wie der Sohn Gottes selber von seinem Vater sagt: Vide LVD17 23:246150P Harm. Ev. Gerh f. m. 135. & f. 167. 4. Ly BibelstelleJohannes 17,4 Vater ich habe dich verkläret auff Erden und vollendet das Werck/ das du mir gegeben hast/ daß ichs thun solte Joh. 17. v. 4. Nun dieses [[G3v]] wircket noch uff den heutigen Tag das Wort Gottes/ wann es uns vermahnet/ daß wir den lieben Gott für unserm Vater/ Schöpffer/ Ernehrer und seinen lieben Sohn für unsern einigen Erlöser und Seligmacher halten und erkennen solten/ ja daß Ly BibelstellePhilipper 2,11 alle Zungen bekennen/ daß Jesvs Christvs der Herr sey zur Ehre Gottes des Vaters/ Phil. 2. v. 11. Philipp. 2. v. 11.

2. Devotionem excitat. Zum Andern/ die leibliche Orgel hat diese Wirckung Devotionem excitat, erwecket die Andacht/ Von dem seligen Herrn Doctor Luthero sagt man/ daß er einsmals/ Lr QuellenLuther / Aurifaber, Colloquia (1591) M als man die Passion in der Kirchen gesungen/ gesprochen habe: Musica ist eine schöne liebliche Gabe Gottes/ sie hat mich also erwecket und bewegt/ daß ich vielmal Lust zu predigen gewonnen.[53] Jtem von sich selbst schreibet Augustinus/ als er gen Le Geographicumf Ort: Mailand Meiland kommen/ und die schönen Kirchen=Gesänge/ welche der Bischoff selbiges Orts der liebe Lb PersonAmbrosius von Mailand (339–397) Ambrosius/ zusingen angeordnet/ gehöret habe/ sey er dadurch also bewegt worden/ daß er auch heisse Zähren drüber vergossen/ und bekennet daß sie der Anfang zu seiner Bekehrung gewesen wären.[54] Vnd von einem Bauers=Manne lieset man in Historien/[55] daß er von Türcken als ein Christ gefänglich weggeführet und mit unmenschlicher Arbeit sey belegt worden/ denn man habe ihn in Pflug gespannet/ und an stat eines Pferdes oder Ochsens gebrauchet/ daß derselbe einsmal sich erinnert/ daß umb die Zeit/ das heilige Oster=Fest gefeyert würde/ derohalben er Andacht in seinem Hertzen zuerwecken/ bey seiner schweren Arbeit/ gesungen: Lw Musikwerkanonym: Christ ist erstanden M Christ ist erstanden. Jtem/ Also heilig ist der Tag. Welches der Herr Lb PersonLobkowicz von Hassenstein, Bohuslaus (1462–1510) Ladislaus von Hassenstein Bohemus/[56] bekennet/ daß er gleich als ein Legat zum [[G4r]] Lb PersonBayezid II. (1448–1512) Türckischen Keyser[57] geschickt worden/ am heiligen Ostertage fürübergezogen/ und solches mit seinen Ohren gehöret habe sey auch von seinem Wagen abgetreten/ und die Vrsache solches Singens von den armen Gefangenen zuwissen begehret/ welcher geantwortet: Weil er keine Hoffnung der leiblichen Erlösung aus seinem Gefängnis hätte/ und aber sein Hertz ermuntern/ und mit der geistlichen Erlösung durch Christvm geschehen trösten möge/ erinnere er sich daß es umb die Oesterliche Zeit unter den Christen seyn müsse derohalben habe er diese Christliche Gesänge/ die er in seiner Jugend gelernet/ itzo gesungen und sich damit getröstet/ welchem Bauer auch hernachmals der ernennete Legat Herr Ladislaus von Hassenstein beym Türckischen Keyser loßgebethen. Können nu geistliche Lieder und Gesänge solches enden/ warumb solte man es nicht auch függlich von den Orgeln sagen/ daß sie einen ermuntern und Andacht erwecken solten/ wann man ihren lieblichen Concentum und Harmoniam höret/ und Gedancken drauff giebet/ wie ich dann hiemit mein Theil wil bekand haben. Was man von Orgeln saget/ kan man füglich auch von der geistlichen Orgel Gottes Worts sagen. Denn durch dasselbe Spiritus Sanctus agnitionem peccatorum procurat, fidem excitat & servat, imò conseqventer salvat.[58] Bringet der Heilige Geist zu Erkäntnis der Sünden/ erwecket auch dadurch den wahren Glauben in uns/ ja thut ihn durch dieß Mittel erhalten. Sindtemahl es ja heist: Ly BibelstelleRömer 3,20 Ex lege agnitio peccati. Rom 3. v. 20. Rom. 3. v. 20. Aus dem Gesetz kömmt Erkäntnis der Sünde. Ja Ly BibelstelleRömer 10,17 der Glaube kömt aus der Predigt/ das Predigen aber durch das Wort Gottes. Rom. 10. v. 17. Rom. 10. v. 17. Offenbar ist dieß in unserm heutigen Evangelio an den armen Zölnern und Sündern. Ohne Zweiffel sind sie ungefehr in Johannis des Täuffers Predigt kommen/ und gehört [[G4v]] wie derselbe allen ruchlosen Sündern den Zorn Gottes und ewige Verdamnis angekündiget/ wann er gesprochen: Sehet zu/ thut rechtschaffene Früchte der Busse/ es ist schon die Axt den Bäumen an die Wurtzel gelegt/ welcher Baum nicht gute Früchte bringet/ wird abgehauen und in das Feuer geworffen werden Luc. 3. v. 8. 9. Luc. 3. v. 8. 9. Dadurch wircket der Heilige Geist/ so viel/ daß sie ihre Sünde erkennen/ kommen und wollen sich von Lb PersonJohannes der Täufer (fl. 28) Johanne Täuffen lassen/ begehren auch von ihme er solte ihnen doch sagen/ was sie thun solten/ drauff ihnen Johannes die Antwort giebt Fodert nicht mehr dann gesetzt ist. Luc. 3. v. 12. 13. Ly BibelstelleLukas 3,12–13 ibid. v. 12. & 13. Mehr trosts nun zu sich zuerholen/ und vollends den rechten Weg zur Seligkeit zulernen/ kommen sie zu den Herrn Jesv/ daß sie ihn höreten/ wie Lucas im heutigen Evangelio meldet/ bey welchem sie auch sowohl ankommen/ daß der Herr mit ihnen isset und uffs freundlichste mit ihnen umb gehet. Ja daß das Wort Gottes mit Glauben und Andacht gehöret solches vermöge sehen wir aus andern Exempeln. Denn daß ich ietzo geschweige derer Exempel in Göttlicher Schrifft/ sonderlich derer 3000. Seelen Act. 2. v. 41. Ly BibelstelleApostelgeschichte 2,41 Act. 2. v. 41. des Lb PersonCornelius (1. Jh.) Cornelii Act. 10. Ly BibelstelleApostelgeschichte 10 Act. 10. der Lb PersonLydia Lydiae Act. 16. v. 14. Ly BibelstelleApostelgeschichte 16,14 Act. 16. v. 14. des Kerckermeisters zu Le Geographicumf Ort: Philippi Philippis Ibid. v. 27.
usqve 34.
Ly BibelstelleApostelgeschichte 10,27–34 Act. 10. â v. 27. usqve 34. und anderer mehr als will ich nur ein einiges/ aber herrliches Exempel und Historia erzehlen/ von des weitberühmten/ Lb PersonSpangenberg, Cyriacus (1528–1604) Spangenb. Lr QuellenSpangenberg, Adels-Spiegel 2 (1594) M Adelspiegel Tom 2. lib. 7. cap. 22. und in Gottes Creutzschul wohl geübten Theologi Herrn Doctor Lb PersonWeller von Molsdorf, Hieronymus (1499–1572) Hieronymi Welleri Bekehrung. Von diesem fürnehmen Theologo schreibet man/ Lr QuellenSpangenberg, Adels-Spiegel 2 (1594) M daß er in seiner Jugend/ gut Gesell mit gewesen/ und weil er täglich in Luciano viel gelesen/ welcher ein Spötter ist/ war er etwas leichtfertig worden. Er kömmt aber dermahl eins gen Le Geographicumf Ort: Wittenberg Wittenberg/ und gehet in Doctor Luthers Predigt/ der [H1r] hatte gleich den Catechismum vor sich gehabt/ und ernstlich geredet von der Welt Kinder Gebrauch/ daß sie alle ihr Datum auffs Zeitliche richteten/ und wäre ihnen nur umb die Ehre und Gütter dieser Welt/ wie sie Gott und seiner Kirchen dieneten/ und wie es umb das ewige stünde/ wären sie nicht bekümmert/ sie wären sicher dabei/ thäten was sie gelüstete/ als wäre kein Gott der solches straffen würde/ dabey dann Doctor Luther etliche Sprüche und Exempla der Straffe Gottes angezogen. Diß ist dem Lb PersonWeller von Molsdorf, Hieronymus (1499–1572) Weller dermassen zu Hertzen gangen/ das er in sich geschlagen und hertzlich Reu/ über sein bißher sicher Leben so er geführet/ getragen/ ist darbey in solche Traurigkeit gefallen/ daß man gnug an ihm zu trösten gehabt. Hierauff ist er zu Wittenberg blieben/ hat das Studium Juris lassen fahren und Theologiam studiret, hat sich auch bemühet/ daß er an Doctor Luthers Tisch kommen möchte/ welches ihm auch gelungen/ und ist 8. Jahr sein Kost=Gänger gewesen/ und in seinen Studiis so fleißig/ daß er Anno 35. der heiligen Schrifft Doctor worden/ ob er gleich sonst der Geburt ein Edelmann war.[59] Sehet das thut Gottes Wort/ wenn mans von Hertzen betrachtet/ wie solches noch uff den heutigen Tag/ an manchem sichern Welt=Kinde geschicht/ daß aus einem frechen Lb PersonPaulus von Tarsus (10 v. Chr. – 60 n.Chr.) Saulo ein frommer Paulus gemacht werden kan/ welches zumahl frommen Predigern in dieser bösen Zeit und Welt einen sondern Trost gibt/ und freudiges Hertz machet.

(3.) Daemonem fugat. Spiritum Sanctum advocat. Zum Dritten/ hat eine leibliche Orgel auch wohl diese Wirckung/ nehmlich Daemonem fugat, & bonum Spiritum advocat. Denn Lr QuellenLuther / Aurifaber, Colloquia (1591) M der leidige Teuffel ist der Music feind und erharret ihr nicht[60] spricht Luth. Lr QuellenLuther, Jenaer Ausgabe 8 (1568) M Tom. 8. Jen. fol. 140. Lutherus selig die Exempel [[H1v]] machens klar. Wenn der böse Geist über Lb PersonSaul (fl. 1000 v. Chr.) Saul gerieth/ Ly Bibelstelle1 Samuel 16,23 nam David seine Harffe zur Hand/ und spielte dem Herrn drauff mit seinen Fingern/ von stund an wiech der böse Geist von Saul/ und ein guter Geist/ kam über ihm 1. Sam. 16. v. 23. 1. Sam. 16. v. 23. D. Saccus in Expl. Cant Simeonis Luc. 2. Doctor Lb PersonSack, Siegfried (1527–1596) Saccus gedenckt einer feinen Historia und spricht: La OrgelpredigtMusica Christiana (Leipzig 1615) M Jch habe einen Mann gekand und gesehen/ der vor seinem Ende grosse Anfechtung hatte/ daß er auch offt den Teuffel rieff/ daß er ihn holen solte/ denn er hatte ein wüstes Leben getrieben/ wenn man aber den Gesang sange: Lw MusikwerkLuther, Martin: Mit Fried und Freud ich fahr dahin M Mit Fried und Freud ich fahr dahin/ etc. ward er gantz stille/ sang mit uns/ und nahm ein seliges Ende.[61] Haben Christliche Kirchen=Gesänge und Jnstrumenta/ damit man Gott rühmet/ solche treffliche Wirckung/ so ist zu muthmassen/ daß dergleichen den Orgeln zuzuschreiben sind. Drumb lieset man von einem Lb PersonWeller, Matthias (1507–1563) Organisten in den Schrifften des seligen Herrn Lutheri/ welcher vom Teuffel mit traurigen Gedancken geplagt worden/ was für einen Raht ihm Lutherus gegeben/ wann er ihn also geschrieben: Lr QuellenLuther, Jenaer Ausgabe 6 (1568) M Tom. 6. Jen. G f. 206. Lr QuellenLuther, Jenaer Ausgabe 6 (1568) M Lieber Lb PersonWeller, Matthias (1507–1563) Matthia/ wann ihr traurig seyd und will überhand nehmen/ so sprecht/ auff ich muß unsern Herrn Christo ein Lied schlagen auff dem Regal/ (es sey Lw MusikwerkN.N.: Te Deum laudamus M Te Deum laudamus oder Benedictus &c.) denn die Schrifft lehret mich Er höre gerne fröhlichen Gesang und Seitenspiel/ und greifft frisch in die Claves und singet drein/ bis die Gedancken vergehen/ wie David und Elisaeus thaten/ kommt der Teuffel wieder/ und giebt euch eine Sorge oder traurige Gedancken ein/ so wehret euch frisch und sprecht: Aus Teuffel ich muß itzt meinem Herr Christo singen und spielen. Drumb nicht besser denn flugs im ersten auff die Schnautzen geschlagen/ und wie [H2r] jener Ehemann thäte/ wenn sein Weib anfing zu nagen und beissen/ nam er die Pfeiffe unter den Gürtel herfür/ und pfiff getrost/ da ward sie zu letzt so müde/ daß sie ihn zufrieden ließ: Also greifft ihr auch ins Regal/ oder nehmet gute Gesellen zu euch und singet dafür/ bis ihr ihn lernet spotten.[62] Daraus dann erscheint/ daß man auch mit den Orgeln und Regalen/ wann sie in hertzlicher Andacht zu Gott geschlagen werden/ den Teuffel verjagen könne. Nun diesen Effect hat auch/ aber auff viel herrlicher Weise/ die geistliche Orgel/ nehmlich das Wort Gottes/ wo das mit rechtem Eiffer/ geprediget/ und andächtigen Ohren und Hertzen gehöret und bewahret wird/ da hat gewiß der Teuffel alle seine Macht verlohren/ es gedencket Heidion. in hist. Eccl. p. 3. lib. 2. c. 7. Heidion/ La OrgelpredigtMusica Christiana (Leipzig 1615) M als die Sachsen wieder die Engländer zu Felde gelegen/ habe der Sachsen Feld=Prediger ein deutscher Bischoff/ ein frommer gläubiger Mann/ die Ordnung gemacht und befohlen/ daß man sich ja auff Schwerd und Spieß wider die Feinde nicht verlassen soll/ sondern auff Gott den Herrn/ wann sie demnach hören würden/ wann er würde Halleluja anfangen zusingen/ so solte alsobald das gantze Heer dergleichen thun/ und Halleluja singen. Welches als es geschehen/ ist unter die Feinde ein solcher Schrecken kommen/ daß sie die Flucht ergreifen und plötzlich das Feld räumen müssen.[63] Ach Geliebte/ wann sich der leidige Teuffel/ mit seinem Heer wieder uns leget und wider uns streitet/ o so last uns also bald halten an den Ort/ da Gottes Ehre wohnet/ Ly BibelstellePsalmen 26,7 da man höret die Stimme des Danckens/ und da man predigt alle seine Wunder/ Psal. 26. v. 7. Ps. 26. v. 7. Gewiß der leidige Teuffel/ wird sich bald packen müssen/ Bißher hatte der Teuffel die armen Zölner und Sünder [[H2v]] an seinem Strick gefangen umbgeführet (im heutigen Evangelio) und von einer Vngerechtigkeit in die ander gestürtzet/ daß sie den armen Nechsten auffs eusserste ausgesogen/ indem sie rechte Blut=Egeln worden/ rechte Leute=Schinder und Mensch=Placker/ so bald sie den Herrn Jesvm hören/ und zu ihn nahen/ muß sie der Teuffel verlassen/ und Ly BibelstellePsalmen 143,10 der Heilige Geist leitet und führet sie auff ebener Bahn Psal. 143. v. 10. Psal. 143. v. 10. Ja daß man mit Gottes Wort den Teuffel verjagen könnt/ beweiset das Exempel unsers Jesvs/ der da spricht scriptum est, es stehet geschrieben: Du solt anbeten Gott deinen Herrn/ und ihm allein dienen/ da sagt der Evangelist Lb PersonMatthäus (Evangelist) Matthaeus habe der Tentator bald weichen müssen. Ly BibelstelleMatthäus 4,11 Da verließ ihn der Teuffel/ sagt er/ und siehe da traten die Engel zu ihm und dieneten ihm Matth. 4. v. 11. Matth. 4. v. 11. Lr QuellenManlius, Collectanea (1572) M Zur Zeit kam der Teuffel zu einem alten Manne gen Le Geographicumf Ort: Freiberg Freyberg der uff seinem Tod=Bette lag (wie Lb PersonManlius, Johannes (1548–1571) Manl. in Lr QuellenManlius, Collectanea (1572) M coll. pag. 143. Lb PersonManlius, Johannes (1548–1571) Manlius schreibet) und brachte Dinte und Feder mit sich/ in Gestalt eines Päpstischen Mönches/ darzu einen grossen langen Zettel/ und begehrte von dem lieben alten frommen und Todtkrancken Manne/ er solte ihme/ weil sie itzo alleine wären/ alle seine Sünde/ die er sein Lebetage begangen/ hersagen/ er wäre deßhalben da/ daß er sie alle auffzeichnen solte und wolte. Wiewohl nu der fromme alte Mann sich lange mit Gottes Wort auffhielt/ hielt doch der Satan auch an/ er solte nur nicht lang Federlesens machen/ Je sagte der liebe alte Mann: Wann du ja schreiben wilst/ so schreib doch immer/ ich wil hersagen. Aber höre sagte der fromme Mann/ schreib oben zum Eingang also: Ly BibelstelleGenesis 3,15 Des Weibes Saamen soll der Schlangen den Kopf zutreten etc. Gen. 3. v. 15. Gen 3. v. 15. Da das der Teuffel hört wirfft er Dinte und Papir in W W KorrekturOriginal: die diedie Stube/ und läufft als ein [H3r] ander Schelm davon/ läst alles im stich/ neben einem greulichen Gestanck/ wie er pfleget/ und der fromme Alte stirbt kurtz hernach in guter Bekäntnis gar selig.[64] Je weil man dann mit dem lieben Wort Gottes den Teuffel am besten vertreiben kan/ Je Ly BibelstelleEpheser 6,14–17 so stehet doch/ umbgürtet euere Lenden mit Warheit/ und angezogen mit dem Krebs[65] der Gerechtigkeit/ und an Beinen gestiefelt/ als fertig zutreiben/ das Evangelium des Friedes/ damit ihr bereit seyd/ vor allen Dingen aber ergreiffet den Schild des Glaubens/ mit welchem ihr ausleschen könnt alle feurige Pfeile des Bösewichts/ und nehmet den Helm des Heyls/ und das Schwerd des Geistes/ welches ist das Wort Gottes/ steht in der Epistel Eph. 6. v. 14. 15. 16. Eph. 6. v. 14. 15. 16.

(4.) Mire exbilarar. Zum Vierdten und Letzten. Die Orgeln und Music: Mirè exhilarat, erqvicken einen sehr fein und sind gar anmuthig. Als Lr QuellenMathesius, Historien (1576) M auff eine Zeit Doctor Lb PersonLuther, Martin (1483–1546) Luthern in seinem Le Geographicumg Gebäude: Wittenberg, Augustinerkloster Kloster sehr geschwinde Zeitung/ und von des Bapstes Bann/ eine Reichs Acht eingebracht ward/ gieng er in seinen Garten und sang mit Freuden daher/ der Prior sagte: Lb PersonMathesius, Johannes (1504–1565) Matth. in vita Luth. Herr Doctor habt ihr nicht neue Zeitung bekommen? Ja antwortete der Doctor/ aber sie geben mich nicht an/ sondern unsern Herrn Christum/ will der sich von der Rechten seines Vaters stossen/ und seine Kirche überwältigen lassen/ da sehe er zu/ ich bin viel zu schwach/ daß ich ihm seine Sache/ wider den Printzen der Welt/ vertheigen [sic] solte.[66] M. Lb PersonHammer, Martin (1560–1626) Mart. Hammer in Lr QuellenHammer, Jobs Jammerklage (1625) M supplicio Joabi. Als Anno 1604. ein Edelmann wegen seiner Verbrechung solte mit dem Schwerd gerichtet werden/ bat er/ man wolte ihm doch Figuraliter singen lassen: Also hat Gott die Welt geliebt/ welchs als geschehen/ hat er mit Hertzens=Andacht zugehöret/ und wird von ihme geschrieben/ daß er bey denen Worten auff daß alle die an Jhn gläuben/ nicht verlohren wer= [[H3v]] den/ das ewige Leben haben/ zum öfftern an die Brust geschlagen/ und solche Geberde an sich vermercken lassen/ daß man daraus gespüret/ wie ihme das Hertz recht erqvicket worden sey.[67] Geschicht nun das mit Christlichen Gesängen/ solte es auch nicht mit lieblichen moduliren auff der Orgel geschehen/ mir zweiffelt ja nicht/ rechtschaffene Christen werdens mit ihrem Ja bekräfftigen. Ach die geistliche Orgel/ das Wort Gottes/ ach das kan trösten/ das kan erqvicken/ zumal im schweren Creutz und Trübsal/ ja in Erkäntnis der Sünde/ und Todtes=Noth. Wohl erfahren hat das König David/ der da spricht: Ly BibelstellePsalmen 94,19 Jch hatte viel Bekümmerniß in meinem Hertzen/ aber deine Tröstung ergetzten meine Seele im Psal. 94. v. 19. 94 Psalm v. 19. Desgleichen Herr Ly BibelstellePsalmen 119,92 wo dein Gesetz nicht wäre mein Trost gewesen/ so wäre ich vergangen in meinem Elende/ spricht er im Psal. 119. v. 92. 119. Psalm v. 92. Ly BibelstellePsalmen 23,4 Ach wie tröstet doch der Stecken und Stab Gottes Psal. 23. v. 4. Psal. 23. v. 4. einen in Erkäntniß der Sünde/ wann unser Jesvs uns zuruffet: Ly BibelstelleMatthäus 9,2 Sey getrost mein Sohn/ (meine Tochter/) deine Sünde sind dir vergeben Matt. 9. v. 2. Matth. 9. v. 2. Wie werden damit ermuntert seyn werden die armen Zöllner und Sünder im heutigen Evangelio/ wie werden sie seyn lebendig worden/ als sie zu Jesv genahet und sich derselbe tröstlich hat hören lassen: Ly BibelstelleJohannes 6,37 Wer zu mir kömmt den werde ich nicht hinaus stossen Joh. 6. v. 37. Joh. 6. v. 37. wie werden sie doch dem Herrn für diesen seligen Trost haben zudancken wissen. Ach wie tröstet doch das Wort Gottes im schweren Creutz und Trübsal/ wann uns der liebe Gott lässet zuruffen/ ich bin bey ihm in der Noth/ ich will ihn heraus reissen mit grosser Gewalt/ wie es das Hebreische Wörtlein daselbst vermag/ Ly BibelstellePsalmen 91,15–16 ich wil ihn zu Ehren machen/ ich wil ihn sättigen mit langen Leben/ und [[H4r]] wil ihm zeigen mein Heil Ps. 91. v. 15. 16. Psal. 91. v. W W KorrekturOriginal: 14.15. 16. Ja wann Gott der Herr uns zuruffet: Ly BibelstelleJesaja 43,1–2 Fürchte dich nicht/ ich hab dich erlöset/ ich habe dich bey deinem Namen geruffen/ du bist mein/ so du durchs Wasser gehest/ sollen dich die Ströme nicht ersäuffen/ und so du durchs Feuer gehest/ wil ich bey dir seyn/ daß dich die Flamme nicht anzünde/ denn ich bin bey dir/ daß ich dir helffe/ und dich errette/ Esa. 43. v. 1. 2. Esa. 43. v. 1. 2. Ach das stercket/ das erqvicket/ daß wir mit Daniel sagen: Ly BibelstelleDaniel 10,19 Ach Herr du hast mich gestercket/ Dan. 10. v. 19. Dan. 10. v. 19. Vnd daher halten auch fromme Christen aus/ es gehe wie es wolle/ dencken mit Hiob: Ly BibelstelleIjob 13,15 Etiamsi occidiret me Dominus, tamen sperabo in eum, wann mich auch der Herr tödten würde/ so wolte ich doch auff ihn hoffen/ wie es in der lat. Bibel lautet/ Job. 13. v. 15. Job. 13. v. 15. Ach wie stärcket/ ach wie tröstet das Wort Gottes einen in Todtes=Nöthen/ wann man ihn weiset allein auff die Bluttrieffende Wunden seines Jesus/ ach das geht ins Hertz. Offenbar ists an Lb PersonIsabella von Portugal (1503–1539) Jsabellen/ Lb PersonKarl V. von Habsburg (1500–1558) Caroli des Fünfften Römischen Keysers liebsten Gemahl/ da man ihr lange fürsagte von dem Matth. in Lr QuellenMathesius, Historien (1576) M vita Luth. conc. 8. Verdienst der Heiligen in ihrer Todtes=Noth/ that sie als hörete sies nicht/ da aber ihres Sohns Praeceptor/ uff Befehl des Keysers/ vom Verdienst und blutigen Wunden des Herrn Jesv sagte/ da ruffte sie für Freuden aus: Ey das schmeckt/ das Vorige wolte nicht ins Hertz.[68] Daß man auch Augenscheinlich siehet/ wie solche Leute/ in Erwegung solches seligen Trosts/ aus diesem Leben gefahren/ mit Fried und Freud/ zu der Heiligen Hochgelobten Dreyfaltigkeit.

[[H4v]]

Observatio.

So erkennet doch nu hieraus Geliebte und Ausserwehlte in Christo/ verbi Divini preciositatem & praeclaritatem Die Fürtreffligkeit und Herrligkeit des lieben Wortes Gottes. Einen trefflichen Schatz haben die Kirchen und Gottes=Häuser an ihren Orgeln/ in bedencken/ daß dieselben mit grossen Vnkosten erbauet und auff gerichtet werden müssen/ wie dann unser schönes Orgel=Werck/ der lieben Kirche ein ziemlich Stück Geldes kostet. Ein weit herrlichern Schatz hat die Christliche Kirche an ihrer geistlichen Orgel/ nehmlich an dem lieben Wort Gottes/ so uns der Himmlische Orgelmacher auffgericht. Ly BibelstelleNumeri 22,18 Wann uns gleich der liebe Gott unser Häuser vol Gold und Silber gegeben hätte/ Num. 22. v. 18. Num 22. v. 18. wäre es doch nichts zuachten gegen dem lieben Wort Gottes/ das ist uns Ly BibelstellePsalmen 119,72 besser dann viel tausend Stück W W KorrekturOriginal: GolbesGoldes und Silbers. Nach aussage König Davids Psal. 119. v. 72 Psal. 119. v. 72. Lb PersonAtahualpa (ca. 1502 – 1533) Attabaliba der letzte König zu Le Geographicumf Ort: Cuzco Cusco in Le Geographicumh Territorium: Amerika Jndia/ welchen die Spanier umbracht/ hat in seinem Schatz gehabt/ drey Häuser voll Gold=Klumpen/ und noch fünff Häuser/ darinnen er hunderttausent geschlagene Gold=Bleche gehabt/ Vide Möll. Alle. p. 2. 5.[69] deren iedes 50. Gold=Gülden werth geschätzt worden. Lr QuellenStrigenitz, ChristBürde (1605) M Sein Bruder der Lb PersonHuáscar (ca. 1500 – 1533) Gvascar/ der zu Cusion gefangen gehalten worden/ hat gelobt/ wann er loß könte werden/ und das König=Reich bekäme/ wolte er den gantzen Königlichen Pal= [I1r] Lb PersonStrigenitz, Gregor (1548–1603) Strigeni. in der Lr QuellenStrigenitz, ChristBürde (1605) M Christ=Bürde p. 16. last zu Cassamalce/ von unten an/ biß zu oberst unter das Dach hinauff/ gesteckt voll klares Goldes füllen.[70] Das sind grosse Schätze. Weit ein herrlicher und fürtrefflicher Schatz ist Verbum Dei das Wort Gottes. Was sind doch indische und Gold=Silber=Schätze? Sie sind vergänglich/ Ly BibelstelleMatthäus 6,19 der Rost und Motten können sie fressen/ und die Diebe graben darnach und können sie stehlen/ wie der theure Jesvs sagt/ Matt. 6. v. 19. Matth. 6. v. 19. Ly BibelstelleJesaja 40,8 Das Wort unsers Gottes bleibt ewiglich Esa. 40. v. 8. Esa. 40. v. 8. welches auch unser Jesvs bestättiget wann er spricht Ly BibelstelleLukas 21,33 Himmel und Erde vergehen/ aber meine Wort vergehen nicht Luc. 21. v. 33. Luc. 21. v. 33. Drumb ist das Wort Gottes Ly BibelstellePsalmen 19,11 viel köstlicher/ denn Gold/ und viel feines Goldes Psal. 19. v. 11. Psal. 19. v. 11. Die Herrligkeit und Vortrefflichkeit aber des Worts Gottes erscheinet/ ex autoris consideratione, aus Betrachten des Erfinders dieser geistlichen Orgel. Ly BibelstelleMatthäus 19,17 Gott ist das höchste Gutt Matt. 19. v. 17. Matth. 19. v. 17. und Ly BibelstelleJakobus 1,17 alle gute und vollkommene Gaben kommen von Jhm von oben herab Jac. 1. v. 17. Jacob. 1. v. 17 als von dem Vater des Liechts. Ly BibelstellePsalmen 111,3 Was der ordnet/ das ist alles löblich und herrlich Psal. 111. v. 3. Psal. 111. v. 3. Nu hat aber der liebe Gott sein liebes Wort uns selber gegeben/ und zu unser Seligkeit geordnet/ wie solte dann nu auch dis liebe Wort weil es von dem Ly Bibelstelle1 Korinther 2,8 Herrn der Herrligkeit 1. Cor. 2. v. 8. 1. Cor. 2. v. 8. von dem Allmächtigen Gott selber herkömmet/ nechst unserm Jesv/ den er uns auch geschencket und gegeben Joh. 3. v. 16. Ly BibelstelleJohannes 3,16 Joh. 3. v. 16. nicht der aller fürtrefflichste Schatz seyn/ den uns der liebe Gott hätte geben können. Die Fürtrefflichkeit des Worts Gottes erscheinet/ wie zuvor gedacht ex splendida propagatione, & potenti contra tot hostes conservatione, aus der herrlichen Fortpflantzung und wunderbaren Erhaltung/ Ly BibelstellePsalmen 147,15 Er der Herr [[I1v]] sendet seine Rede auff Erden/ sein Wort läufft schnell Ps. 147. v. 15. Psal. 147. v. 15. spricht David. Wie gewaltig der Herr sein Wort erhalten/ beweiset neben den vielfältigen Exempeln/ Die Erfahrung/ wann man gemeynet/ nu müsse Gottes Wort untergehen/ es sey kein Hülffe noch Rath/ da hat Gott der Herr sein Wort dermassen verfochten/ daß die Feinde des Evangeli plötzlich Ly BibelstellePsalmen 6,11 zu Schanden worden/ und zu rücke gekehret plötzlich Psal. 6. v. 11. Psal. 6. v. 11. welches auch der Herr noch ferner erweisen wird. Die Herrligkeit und Fürtreffligkeit des Worts Gottes erscheinet auch ex mirabili operatione, Aus der kräfftigen Wirckung desselben. Was aber die geistliche Orgel wircke/ haben wir vorgehöret/ nehmlich es lobet nicht allein den Himmlischen Orgelmacher den lieben Gott/ das es heist/ das Werck lobet den Meister/ sondern/ es wircket durch dasselbe der Heilige Geist den Glauben/ verjaget den Teuffel/ stärcket und tröstet in Trübsal/ erfreuet im Tode/ wie wir albereit mit mehrern gehöret/ ja was noch mehr/ es kan uns gar selig machen. Ly BibelstelleRömer 1,16 Denn es ist eine Krafft Gottes selig zumachen alle so daran gläuben/ spricht Paulus Rom. 1. v. 16. Rom. 1. v. 16. wie wir auch allbereit gehöret haben.

Usus ΠΑΡΑΜΥΘΗΤΙΚΟΣ. JÜbers.: Tröstlich.

Je so braucht doch diesen Bericht und Lehre ihr arme Sünder ad Consolationem zu einem hertzlichen Trost/ wider die Anfechtung von der ewigen Versuchung und Gnaden=Wahl! woltet ihr anfahen zu zweiffeln/ ob ihr auch in der Gnade Gottes stehen und ewig selig werden soltet/ Ach [I2r] thuts bey Leibe nicht. Es hat der liebe Gott nicht nur etliche Leute erwehlet und verordnet zur Seligkeit/ und die andern zur Verdamnis versehen/ wie die Calvinisten lehren/ sondern er Ly Bibelstelle1 Timotheus 2,4 wil/ daß allen Menschen geholffen werde/ und zur Erkäntniß der Warheit kommen/ 1. Tim. 2. v. 4. 1. Tim. 2. v. 4. ja Ly Bibelstelle2 Petrus 3,9 daß niemand verlohren werde/ sondern daß sich iederman zur Busse kehre 2. Petr. 3 v. 9. 2. Petr. 3. v. 9. und ewig selig werden möchte/ wie er dann zu dem Ende seine geistliche Orgel geordnet/ das ist sein liebes Wort/ daß wir dasselbe hören/ annehmen/ und Trost für unser zerschlagen Hertz und Gewissen draus schöpffen sollen. Je derohalben verzaget nicht/ laufft mit den armen Zölnern und Sündern im heutigen Evangelio mit hertzlicher Begierde darzu/ dasselbe zuhören. Schrecken euch euer viel begangene Sünden/ verzaget nicht sondern höret was Gottes Wort sagt und modulirt: Ly BibelstelleRömer 5,20 Wo die Sünde mächtig worden ist/ da ist die Gnade noch viel mächtiger worden/ Rom. 5. v. 20. Rom. 5. v. 20. Ja höret was Paulus saget. Ly Bibelstelle1 Timotheus 1,15 Das ist ie gewißlich war und ein theuer werthes Wort/ daß Jesus Christvs kommen ist in die Welt die armen Sünder selig zu machen/ 1. Tim. 1. v. 15. 1. Tim. 1. v. 15. Ly BibelstelleRömer 4,25 Welcher auch umb unser Sünde willen dahin gegeben/ und umb unser Gerechtigkeit willen aufferwecket ist Rom. 4. v. 25. Rom. 4. v. 25.

Usus ΠΡOTPEΠΤΙΚΟΣ. JÜbers.: Ermahnend.

Erkennet das ihr meine Geliebte und brauchts auch ad adhortationem zur Anmahnung / nehmlich zur Danckbarkeit/ daß ihr den Himmlischen Orgelmacher dem [[I2v]] lieben Gott/ für die geistliche Orgel/ seines lieben Worts/ von Hertzen dancksaget. Der Vndanck ist ein schreckliches/ ja das aller schändlichste Laster/ Lr QuellenFrenzel, Epigrammatvm (1593) M Dixeris ingratum, dixeris omne nefas.[71] Nu ist aber derselbe trefflich groß/ wegen des lieben Wort Gottes/ welches gnugsam erscheint aus der schändlichen Verachtung darüber der liebe Gott gar sehnlich klaget/ wann Er spricht: Ly BibelstelleJesaja 1,2–4 Höret ihr Himmel und Erde nimms zu Ohren/ denn der Herr redet/ Jch habe Kinder aufferzogen/ und sie sind von mir abgefallen. Ein Ochse kennet seinen Herrn/ und ein Esel die Krippe seines Herrn/ aber Jsrael kennets nicht/ und mein Volck vernimmts nicht/ o wehe des sündigen Volcks/ des Volcks von grosser Missethat/ Esa. 1. v. 2. 3. 4. Esa. 1. v. 2. 3. 4. Man sagt von einem ehrlichen und frommen Lr QuellenJenisch, ValetPredigten (1604) M von Adel/ daß derselbe zu Winter=Zeit auff der Jagt geritten/ sey uff Jrrwege gerathen/ Vide M. Lb PersonJenisch, Paul (1551–1612) Paul Jenisch. in seinen Lr QuellenJenisch, ValetPredigten (1604) M Valet Predigt. p. 38. und habe von fernen hören ein Kind weinen/ er sey aber der Stimm nachgeritten/ und habe endlich im tieffen Schnee/ ein wohlgestalt/ schön Knäblein angetroffen/ je mehr er nu fragt wer es sey und wo es daher kommen/ ie mehr klagte und weinete es/ bis es endlich sich verlauten läst: Es sey ein arm Kind/ thue niemand leid/ sondern beweise allen Menschen Guts/ werde doch von vielen veracht/ und finde fast in der Welt keine Herberge/ Nein/ sagte der fromme Ehren=Mann/ das mus nicht seyn/ komm mit mir/ du solt mir ein liebes Söhnlein seyn/ wil dich versorgen/ und an Kindes stat auffziehen/ wils derohalben zu sich auffs Pferd nehmen/ aber das Kind verläuret[72] sich unter Händen.[73] Ob man nu nicht gewiß weis/ obs eine warhafftige Historia sey/ oder nicht/ iedoch so siehet man hieraus/ wie unser lieber Herr und Gott in seinen Kindern und Dienern klagt/ über den schrecklichen Vndanck gegen das liebe Wort [I3r] Gottes/ daß freylich viel frommer prediger klagen müssen: Ly BibelstelleJesaja 53,1 Herr wer gläubt unser Predigt/ Esa. 53. v. 1. Esa. 53. v. 1. Ja Ly BibelstelleJesaja 42,20 man prediget wohl viel aber sie haltens nicht/ man sagt ihnen gnug/ aber sie wollens nicht hören/ Esa. 42. v. 20. Esa. 42. v. 20. Ach nicht also ihr meine Liebsten/ verachtet doch nicht so schändlich die geistliche Orgel/ das liebe Wort Gottes/ das Mittel zu unser Seligkeit/ es möchte dem lieben Gott bewegen/ daß er einen Hunger ins Land schickte/ nicht nach Brod/ Ly BibelstelleAmos 8,11–12 sondern nach dem Wort des Herrn zuhören/ daß ihr hin und her/ von einem Meer zum andern/ von Mitternacht gegen Morgen umblauffen/ und des Herrn Wort suchen/ und doch nicht finden möchtet/ Am. 8. v. 11. 12 Amos 8. v. 11. 12. O freylich Geliebte ist diß die allerschrecklichste Straffe/ die uns begegnen kan/ uff der Welt/ wann der liebe Gott sein liebes Wort zu sich zeucht/ in andern Straffen hat man noch Gottes Wort zum Trost/ verleuret man gleich das Zeitlich/ so tröstet man sich mit Gottes Wort und dem Himmlischen/ aber wann Gottes Wort weg ist/ ist alles weg/ da hat man nichts/ damit man sich trösten könne/ sondern muß im Elende vergehen: Nu treuet[74] aber leyder der liebe Gott uns solche Straffe über den Hals zuschicken/ wie Ers dann damahls schon ein wenig erwiesen/ als Lr QuellenLaurentius, Außlegung 1 (1615) M die Calvinisten in diesen Landen einniesteln wolten/ da war Er der liebe Gott/ D. Lb PersonLaurentius, Paul (1554–1624) Laurentius in lib. 1. conc. Sup. 1. Samuelis cap. 7. fol 111. & 11. wie ein fürnehmer Theologus redet/ nicht allein schon mit seinem lieben Wort über die Brücke/[75] aus der Stad/ sondern fast aussm Lande/ was nu darauff für Jammer hätte folgen sollen/ derer armen Seelen/ würde man wohl erfahren haben/ wann sich nicht der liebe Gott durch eyfferiges Gebeht vieler tausent frommer Seelen hätte mit seinem Evangelio wieder lassen zurück ruffen. O derohalben liebe Christen stehet [[I3v]] ab von dem schrecklichen Vndanck/ und dancket vielmehr euern lieben Gott/ daß Er noch bis itzo her/ mit seinem reinen lieben Wort unter uns blieben/ dancket Jhme Corde & Ore mit Hertz und Munde/ sagt: Ly BibelstellePsalmen 103,2 Lobe den Herrn meine Seele und vergiß nicht/ was Er dir Guts gethan hat Psal. 103. v. 2. Psal. 103. v. 2. Jtem Ly BibelstellePsalmen 34,1 ich wil den Herrn loben allezeit/ sein Lob soll immerdar in meinem Munde seyn/ Psal. 34. v. 1. Psal. 34. v. 1. Vnd bittet zugleich mit Hertz und Munde/ daß er uns die geistliche Orgel sein liebes Wort noch länger wolle erhalten/ auff unsere Nachkommen pflantzen/ Ja bis ans Ende der Welt unter uns schallen lassen wolle/ sprecht demnach mit der Christlichen Kirche.

Lw MusikwerkAnonym: Ach bleib bei uns, Herr Jesu Christ M Ach bleib bey uns Herr Jesu Christ/
Weil es nun Abend worden ist/
Dein Göttlich Wort das helle Licht/
Laß ja bey uns ausleschen nicht/
Jn dieser letzten betrübten Zeit/
Verleihe uns Fried und Beständigkeit/
Daß wir dein Wort und Sacrament
Rein behalten biß an unser End.

Ja mit Lb PersonJeremia Jeremia: O Herr enthalt uns doch dein Wort/ denn dasselbe dein Wort/ Ly BibelstelleJeremia 15,16 ist unsers Hertzens Freud und Wonne Jer. 15. v. 16. Jer. 15. v. 16.

Dancket dem lieben Gott/ Jhr meine Liebsten/ Letzlich Opere mit dem Wercke/ Nichts besser können wir aber dem lieben Gott dancken/ als wenn wirs gerne Ly BibelstelleLukas 8,15 hören und annehmen/ im Hertzen bewahren/ und Frucht lassen bringen in [[I4r]] Gedult. Luc. 8. v. 15. Luc. 8. v. 15. Gewiß dis wird der höchste Danck seyn/ den wir unsern lieben Gott leisten können/ welches den lieben Gott dermassen wird bewegen/ uns noch anders mehr Guttes/ neben dieser grossen Gnaden Gabe/ mitzutheilen/ weil es heist Gratiarum actio ad plus dandum invitatio. Ein feißig Deo gratias beweget einen Wohlthäter zu noch mehrern Gutthaten/ dargegen der Vndanck bewegt einen Wohlthäter/ daß er die Hand gar abzeucht und nichts gibt. Nehmet ein Gleichnis (Geliebte) wann ein fürnehmer Mann aus lauter Gutwilligkeit/ und ungebehten/ einen armen Menschen/ in Ansehung seines höchsten Vnvermögens und Armuths/ ein gut Stücke Geld gebe und verehrte/ der Bettler aber her[76] seyn wolte/ und die ansehnliche Gabe mit Füssen treten und verächtlich in Koth schmeissen wolte/ was würde der fürnehme Mann darzu sagen? Würde er nicht durch gerechten Zorn bewegt/ sprechen: Nun das mahl dir aus gutwilligem Hertzen etwas gegeben und nimmermehr mehr/ und wann du mich gleich tausentmal drumb behtest. Ach unser Gott/ hat uns die Hoch=Edele und teure Gabe seines Seligmachenden Worts/ aus lauter Gnade/ ohne Verdienst geschencket und gegeben/ daß wirs annehmen und danckbar in Hertzen bewahren/ ja zu unser Seligkeit anwenden sollen. Aber wie dancken wir dem lieben Gott/ wird nicht diese hochtheuere Gnaden=Gabe muthwillig veracht und schändlich mit Füssen getreten/ könte auch der Vndanck gegen das liebe Wort Gottes grösser seyn/ als er leyder unter uns ist/ wie es die Erfahrung gnugsam bezeuget? Nun solte das nicht den lieben Gott bewegen/ daß er uns nicht allein sein liebes Wort/ sondern auch darneben alle Himmlische Wohlthaten entzöge/ und entwen= [[I4v]] dete? O derohalben ihr Christliche Hertzen/ verachtet das liebe Wort Gottes doch nicht/ hörets doch gerne/ weil unser Jesus selber rufft und schreyet: Ly BibelstelleLukas 8,8 Wer Ohren hat zu hören der höre Luc. 8. v. 8. Luc. 8. v. 8. Nehmets mit gläubigen und sanfftmühtigen Hertzen an/ wie Lb PersonJakobus ( – 44 (Sterbejahr)) Jacobus vermahnet: Ly BibelstelleJakobus 1,21 Nehmet das Wort an mit Sanfftmuth/ das in euch gepflantzet ist in seiner Epistel am Jac. 1. v. 21. 1. v. 21. Welche Wort dann wir sonderlich uns sollen lassen gesagt seyn in Bedencken/ daß der Apostel uns drinne zugleich weiset wie wirs aus der Gnaden=Hand unsers Gottes annehmen sollen/ δέξασθε JÜbers.: Nehmt an. sagt er/ nehmets an als ein Geschenck/ nehmets an wie ein zugerichter Acker den Samen/ wie die lechtzende Saat einen fruchtbaren Tau und lieblichen Regen/ wie ein recht Hungeriger die Speise/ wie ein Abgematteter und recht Durstiger ein kühles Labe=Trünckgen/ wie ein Arbeiter und müder Wandersmann eine sanffte Ruhe und Bette/ wie ein Hochbetrübter und trauriger Mensch eine fröhliche und erfreuende Botschafft/ wie ein Todt=Krancker/ der gerne wolte gesund werden/ eine erqvickende Artzney/ also nehmets auch an das liebe Wort Gottes/ wie also das Wörtlein δέξασθε in der Schrifft erfodert. Was nu für Begierde sey bey einem recht Armen der sein Brod nicht erwerben kan/ noch einer Gabe bey einem Hungrigen nach der Speise/ Dürstigen/ nach dem Trancke/ Wandersmanne nach der Ruhe/ Traurigen nach einer fröhlichen Botschafft/ und Krancken nach der Artzney wann er gerne wolte gesund werden/ ist mit Worten nicht gnug aus zusprechen/ die Erfahrung bezeugets/ daß solche Leute mit beyden Händen mit höchster Begierde/ nach solchen Dingen greiffen/ Ach so nehmets/ wil Jacobus auch sagen auch mit hertzlicher Begierde an/ seyd ihr geistlich arm/ das Wort Gottes macht [K1r] euch an der Seelen reich/ daß ihr gnug habt hie und dort ewiglich/ seyd ihr hungrig und durstig an der Seele/ nehmet das Wort an/ so werdet ihr als Ly BibelstellePsalmen 22,27 die Elenden essen/ daß ihr satt werdet/ Psal. 22. v. 27. Psal. 22. v. 27. Jn Summa seyd ihr kranck/ nehmet das Wort an/ so wird euch geholffen/ denn Ly BibelstelleWeisheit 16,12 des Herrn Wort heilet alles Sap. 16. v. 12. Sap. 16. v. 12. O derohalben so nehmet das Wort an/ und zwar ἐυ πραότητι JÜbers.: Gute Sanftmut, Ruhe, Milde. mit Sanfftmuth/ werde ihr gestrafft in der Predigt Göttliches Worts/ stellet euch der liebe Gott durch seine Diener und Mund=Bothen darinne für euer Sünde und Vbertretung/ ach zürnet nicht mit den Predigern/ sondern mit euern Sünden/ lasset euch die Posaunen Göttliches Worts nicht mißfallen/ nehmets an mit Sanfftmuth und sprecht mit David: Ly BibelstellePsalmen 141,5 Der Gerechte schlage mich freundlich/ das wird mir so wohl thun/ als ein Balsam auff meinem Häupte Psal. 141. v. 51. Psal. 141. v. 5. Bedenckt den reichen seligen Nutz den ihr da von haben werdet/ wie albereit berühret worden/ wie ihr dadurch werdet kommen/ zu Erkäntnis euer Sünde/ einen seligmachenden Glauben an Jesvm Christvm/ ja zu dem ewigen Leben Joh. 8. v. W W KorrekturOriginal: 5.51. Ly BibelstelleJohannes 8,51 Joh. 8. v. 51 Je derohalben Christliche Hertzen/ So nehmet das Wort an mit Sanfftmuth/ das in euch gepflanzet ist/ dann es kan euere Seele selig machen.

Amen.

Soli Deo Gloria.

[[K1v]]

Gedruckt zu Dreßden/ Bey Christian und Melchior Bergen/ Gebrüdern/ Chur=Fürstlicher Durchlauchtigkeit zu Sachssen/ etc. Hofe=Buchdruckern/

Jm Jahr:

M. DC. LI.

Einzelanmerkungen

  1. Pl. m. abs. von מֵן. Belegstellen: Ps 45,9; Ps 150,4. [Übertragung und Kommentar: Pauline Amelung]
  2. Vgl. ähnliche Überlegungen zur Ethymologie in: Pagnini / Mercier, Lexicon hebraicum (1577), Sp. 1874-1875.
  3. In der von uns konsultierten Ausgabe des zitierten Werks weicht die Formulierung etwas ab (pater [...] apprehendentis citharam & organum), vgl. Pagnini / Mercier, Lexicon hebraicum (1577), Sp. 1875.
  4. Deutscher Begriff für die Septuagina, die der Legende nach von 70 (72) Übersetzern angefertigte Übertragung der hebräischen Bibel in das Altgriechische.
  5. Vgl. Kircher, Concordantiae (1607), Sp. 702.
  6. Die gemeinte Stelle konnte bisher nicht ermittelt werden, da auch der Titel des angegebenen Werks nicht eindeutig ist.
  7. Zitat aus Augustinus’ Schrift Contra Faustum Manichaeum, vgl. Augustinus, Opera omnia 8 (1865), Sp. 536.
  8. Das Zitat folgt Luther, Jenaer Ausgabe 7 (1581), f. 304v. Im Erstdruck findet sich die Stelle in: Sutell, Evangelium von der Zerstörung (1539), A2v–A3r.
  9. Zitat aus Luther, Jenaer Ausgabe 5 (1575/1577), f. 202v.
  10. Gerlach zitiert die 10. Strophe von Martin Luthers Lied Lw MusikwerkLuther, Martin: Nun freut euch, lieben Christen gmein M Nun freut euch, lieben Christen gmein.
  11. Drohungen, vgl. http://www.woerterbuchnetz.de/DWB?lemma=treuung.
  12. Der in Le Geographicumf Ort: Wittenberg Wittenberg lehrende Kryptocalvinist Lb PersonValeriano, Pierio (1477 – ca. 1558) Urban Pierius wurde nach dem Tod Lb PersonChristian I. von Sachsen (1560–1591) Christians I. von Sachsen verhaftet und seiner Ämter enthoben. Er musste Le Geographicumh Territorium: Sachsen Sachsen verlassen. Ein ähnliches Schicksal widerfuhr dem sächsischen Hofprediger Lb PersonSalmuth, Johann (1552–1622) Johann Salmuth, der ebenfalls 1591 inhaftiert wurde und schließlich im calvinistischen Teil Deutschlands neue Ämter erhielt.
  13. Mit diesem Satz beginnt eine längere Anleihe aus Lb PersonPraetorius, Michael (1571–1621) Michael Praetorius’ Darstellung der frühen Orgelgeschichte. Bereits der eröffnende Satz verändert die Formulierung der Vorlage, wo es heißt: Wenn aber vnd zu welcher zeit/ die Orgeln erstlich erfunden/ vnd deroselben gebrauch in der Christlichen Kirchen auffkommen sey/ darinnen stimmen die Chronicken vnd Historici gantz nicht vberein. (Praetorius, Syntagma musicum 2 (1619), S. 90) Die Reihenfolge der übernommenen Informationen ist im folgenden aber mehr oder weniger stark verändert worden. Auch sprachlich sind die Eingriffe teilweise so stark, dass es sich um keine wörtlichen Zitate mehr handelt. Gerlach scheint außerdem an einer Stelle die teilweise gleichlautenden, teilweise aber auch abweichenden Informationen von Michael Sachs eingebaut zu haben. Im Zuge der Umarbeitung hat die Darstellung insgesamt an Klarheit verloren.
  14. Wörtliche Übernahme aus Praetorius, Syntagma musicum 2 (1619), S. 91.
  15. Das lateinische Zitat ergänzt Gerlach offenbar aus eigener Kenntnis, es findet sich nicht bei Praetorius. Vgl. den ungekürzten Wortlaut des Zitats nach der modernen Ausgabe im Pesonenartikel Lb PersonAventinus, Johannes (1477–1534) Johannes Aventinus.
  16. Scotus datiert das Ereignis in seiner Chronik auf das Jahr 757, vgl. Marianus Scotus, Chronica (1559), Sp. 396.
  17. Die kurze Passage entstammt direkt Praetorius, Syntagma musicum 2 (1619), S. 91.
  18. Hier greift Gerlach wieder auf Sachs zurück. Vgl. den Wortlaut des Zitats im Pesonenartikel Lb PersonSachs, Michael (1542–1618) Michael Sachs. Dort knüpft die Entstehung des Orgelbaus in Nürnberg unmittelbar an die Übersendung der griechischen Orgel an Pippin an.
  19. Während alle anderen in diesem Passus erwähnten Autoren offenbar von Praetorius übernommen wurden, vgl. Praetorius, Syntagma musicum 2 (1619), S. 90, sind die Hinweise in dieser Marginalie eigenständig hinzugesetzt. Es geht dabei um folgende Quellen, die Sachs als Vorlage gedient hatten: Crusius, Annales Suevici (1595), S. 305: Allatum sequenti tempore, missu Imp. Constantini, Regi Pipino est magnum organum musicum, antehac in occidente non visum. Inde Noribergae coeptus est organorum vsus, inflatilium & calcatilium. Wagner, Chronicon (1579), f. 58v.: Hat Keyser Constantinus/ aus Constantinopel dem Könige der Franckdeutschen grosse gaben geschicket/ vnter welchen ein schon Orgelwerck/ so zu jhm im Dorff Compendio gebracht worden ist/ Da er eine gemeine versamlung seiner Stende gehalten hat.
  20. Eine handschriftliche Marginalie im Exemplar D-HAu: an Pon Yc 8377, QK verbessert: Constantis II. – Damit wird der korrekte chronologische Bezug zum gleichzeitig regierenden byzantinischen Kaiser Lb PersonKonstans II. von Byzanz (630–668) Konstans II. hergestellt. Der Fehler gründet sich auf die bei Praetorius von Volaterranus übernommene Information: Vitellianus Signinus Constantino III. Imp. sedit an. XIII. Men. vi. Cantum & Naula quae organa appellant in templis instituit. (Volaterranus, Commentarium (1530), f. 251r)
  21. Zitat aus: Bale, Acta romanorum Pontificum (1558), S. 69. Ergänzt ist das Jahr nach Praetorius. Der folgende Absatz schöpft seine Informationen wieder aus Praetorius, Syntagma musicum 2 (1619), S. 90.
  22. Vgl. Perkins, Problema de Romanae fidei ementito Catholicismo, S. 364f. Siehe den vollen Wortlaut der Quelle im Personenartikel Lb PersonPerkins, William (1558–1602) William Perkins.
  23. Die Frankenchronik des Aimonus ist nicht überprüft worden. Frühneuzeitliche Editionen geben im Titel in der Regel fünf Bände an, was der Marginalie Gerlachs widerspricht.
  24. in seinen ausführlichen Anweisungen für einen ziemlichen Kirchengesang äußert sich Navarrus mit deutlicher Zurückhaltung über den Orgelgebrauch und fügt in diesem Kontext auch den Hinweis auf Lb PersonAquin, Thomas von (1225–1274) Thomas von Aquin ein: Quod usus organorum, & horum sonus non est faciendus tanti ad verum cultum diuinum, quanti vulgus facit. Tum quia non est res per se Deo grata. Cum enim cantus ipse hominis non sit per se Deo gratus, uti supradictum est, longè minus erit sonus organi, aut fidium. Tum quia est noua coeremonia laudandi Deum in Ecclesia Catholica: Viuente enim. S. Thoma, qui obiit anno 1274. non erat adhuc eorum usus in officiis diuinis, ut ex eius verbis colligitur. neque in hodiernum usque diem coram Papa illis utitur Ecclesia, uti testatur. Card. Caietanus. & nos postquam venimus in Vrbem, ab anno. 67. in hunc 76. palam cernimus. (Azpilcueta, Enchiridion (1578), S. 256)
  25. Wörtliches Zitat aus Praetorius, Syntagma musicum 2 (1619), S. 90.
  26. Vgl. die etwas andere Formulierung bei Praetorius, Syntagma musicum 2 (1619), S. 89. Siehe auch zur originalen Quelle den Personenartikel Lb PersonVergilius, Polydorus (ca. 1470 – 1555) Polydorus Vergilius.
  27. Zitat der 6. Strophe der Lw Musikwerkanonym: Veni, Sancte Spiritus M Pfingstsequenz
  28. Die ergänzung dieses Worts erfolgt auf Basis des Kustoden von Seite E2r.
  29. Obwohl er sich auf Krantz’ Darstellung bezieht, gibt Gerlach hier eine wörtliche Übersetzung der Beschreibung in Zwinger, Theatrvm Hvmanae Vitae 5 [1586], S. 1278. Krantz hingegen äußert sich etwas kürzer über diesen Sachverhalt, vgl. Krantz, Metropolis (1574), S. 249.
  30. Wie Katelijne Schiltz rekonstruieren konnte, lehnt sich Gerlach bei der hier folgenden Darstellung der Kirchentöne eng an das Kapitel De Affectionibus cantilenae harmonicae aus Lb PersonAlsted, Johann Heinrich (1588–1638) Johann Heinrich Alsteds großer Universalenzyklopädie an, vgl. Alsted, Encyklopaedia 3 (1630), S. 1205f. Siehe dazu Katelijne Schiltz, Orgelpredigten im 17. Jahrhundert als Spiegel musiktheoretischer Topoi, in: Orgelpredigten in Europa (1600–1800). Musiktheoretische, theologische und historische Perspektiven, Regensburg 16.-18. Mai 2019 (Druck in Vorbereitung).
  31. In dem mit dem Kürzel in der Marginalie offenbar gemeinten Traktat Ln LiteraturCassiodor, Institutiones 2 (2003) M Institutiones divinarum et saecularium litterarum findet sich im 5. Kapitel des 2. Buchs De Musica eine Auflistung von fünfzehn Modi samt ihrer musikalischen Definition. Das Zitat in der Predigt fehlt hingegen. Cassiodor geht nur allgemein auf die virtus von Musik ein und erwähnt ihre heilsame Wirkung, wobei er auch das Beispiel Sauls streift, vgl. Cassiodor, Institutiones 2 (2003), S. 426–428.
  32. Gerlach übersetzt für dieses Zitat Sätze aus seiner Vorlage, wobei er sowohl spezifisch musiktheoretische Erläuterungen zu Ambitus und Finalis der beschriebenen Modi, als auch Verweise auf Psalmen Lb PersonLobwasser, Ambrosius (1515–1585) Ambrosius Lobwassers herausgekürzt. Außerdem verändert er die Position des längeren lateinischen Zitats, vgl. Alsted, Encyklopaedia 3 (1630), S. 1205, rechte Spalte.
  33. Vgl. hierzu Praetorius, der paraphrasierend wiedergegeben wird: Es sind anfangs solcher Invention vnd erbawungen/ keine grosse/ sondern gar kleine Wercke/ so stracks an einem Pfeiler (als zu Magdeburg in S. Jacobs Kirchen eins gestanden/ oder in die höhe bey die Chor als Schwalbennester gesetzt/ vnd mit engen raum vnd vmbfange gemacht werden. (Praetorius, Syntagma musicum 2 (1619), S. 93f.)
  34. Gerlach bezieht sich auf die Darstellung in Praetorius, Syntagma musicum 2 (1619), S. 91, die allerdings spekulativ-musiktheoretisch gedacht ist. Belege über die Gestaltung von Tastaturen realer früher Orgelwerke präsentiert Praetorius an späterer Stelle, vgl. Praetorius, Syntagma musicum 2 (1619), S. 97ff.
  35. Die Herkunft dieses Zitats konnte nicht ermittelt werden.
  36. Diese Aussage war vor allem durch die Darstellung bei Lb PersonHellbach, Albrecht von (vor 1584 – 1614) Erasmus Alberus bekannt, wo sie allerdings in deutscher Sprache steht: Gleich wie nur ein Gott ist/ also sol auch nur ein Stimme sein/ Darumb sol man kein Discant/ Bass/ noch Alt singen. (Alberus, Wider die verfluchte Lere der Carlstader (1565), S6v) Karlstadts erst von der modernen Forschung ermittelte originale Formulierung lautete hingegen: Si ergo cantum in ecclesia permanere uolueris, hunc non nisi unisonum uelis, Vt sit unus deus, unum baptisma, una fides, unus cantus. (Zitiert nach: Barge, Karlstadt 1 (1968), S. 493)
  37. Vgl. Alberus, Wider die verfluchte Lere der Carlstader (1565), S6v.
  38. Diese Episode aus Zwinglis Leben wird häufiger in musiktheologischen Publikationen erwähnt. Als Quelle wird in anderen Texten einvernehmlich ein Werk des Lb PersonHellbach, Albrecht von (vor 1584 – 1614) Albrecht von Hellbach angeführt, das in modernen Bibliothekskatalogen leider bislang nicht zu identifizieren war. Lc PredigtautorFrick, Christoph (1577–1640) Christopher Frick bezeichnet es als Filo Aegidis, vgl. Musica Christiana (Leipzig 1615), S. 39, während Lb PersonMithob, Hector (vor 1643 – nach 1680) Hector Mithobius von Filio Aegidis spricht, vgl. Mithob, Psalmodia Christiana (1665), S. 243. Beide stimmen in der Seitenangabe (Teil 1, S. 85) überein. In der moderneren Zwingli-Biographik, die die hier genannten Überlieferungswege nicht berücksichtigt, gilt diese Episode als Legende, für die es keine belastbaren Quellenbelege gibt, vgl. Jenny, Zwinglis Stellung zur Musik im Gottesdienst (1966), S. 13–15. Die Genese der Legende und ihre argumentative Funktion scheint aber bislang nicht wirklich aufgearbeitet worden zu sein.
  39. Im lateinischen Original lautet die zitierte Stelle: sed in ipso templo equi adhibiti sunt, vt funibus & catenis vniuersum corpus organicum Musicum, tanquam prophanum vno impetu deijceretur, & ex templo eliminaretur. Acta Colloquij Montis Belligartensis (1587), S. 412.
  40. Zitat der 4. Strophe des Liedes Lw MusikwerkLuther, Martin: Ein feste Burg ist unser Gott M Ein feste Burg ist unser Gott.
  41. Der Begriff schlem wird im Grimmschen Wörterbuch als Nebenform von schliem bzw. schlimm gedeutet, vgl. http://www.woerterbuchnetz.de/DWB?lemma=schlem. Als Bezugspunkt für die Wendung bei Gerlach dienten offenkundig folgende Verse aus Sebastian Brants Narrenschiff: ein narr gern von sin brüdern seit. | hie findt man doren, arm und rich, | schlim schlem; ein ieder findt sin glich.
  42. Gerlach zitiert die Zeilen 3 bis 8 aus der 6. Strophe des Liedes Lw Musikwerkanonym: O Herre Gott, dein göttlichs Wort M O Herre Gott, dein göttlichs Wort.
  43. Weit verbreitetes lateinisches Sprichwort unbekannter Herkunft.
  44. Hier spielt Gerlach offenbar auf den Musikverächter Lb PersonAtheas (ca. 429 – 339 v. Chr.) Atheas an, von dem es hieß, er habe lieber das Wiehern seiner Pferde als den Klang der Musikinstrumente gehört, vgl. z. B. Beyerlinck, Magnum Theatrum 5 (1665), S. 813.
  45. Exemplum aus Zwinger, Theatrvm Hvmanae Vitae 5 [1586], S. 1293. Siehe den originalen lateinischen Wortlaut im Personenartikel Lb PersonZwinger, Theodor (1533–1588) Theodor Zwinger.
  46. Das heute nicht mehr gebräuchliche Sprichwort dürfte auf Lb PersonMaior, Johann (1533–1600) Johannes Maior zurückgehen. Diesem wird es in einer bekannten Epigramm-Sammlung der Zeit zugeschrieben, vgl. Reusner, Picat poesis Ovidiana (1580), S. 124.
  47. Bekanntes Zitat aus Lb PersonVergil (70 – 19 v. Chr.) Vergils Eklogen, vgl. https://www.gottwein.de/Lat/verg/ecl02.php
  48. Dieses Sprichwort benutzte auch Martin Luther, vgl. Luther / Aurifaber, Colloquia (1591), S. 12.
  49. Die Herkunft dieser Redensweise ließ sich nicht ermitteln.
  50. Für dieses Sprichwort ließen sich keine Belege finden.
  51. Folgendermaßen schildert Matthesius dieses biblische Exemplum: Wenn man nun etwas singet oder schlegt/ sol der Gast nicht darein pledern/ jauchtzen vnd schreyen wie ein grober Bawer vnd Noae Esel/ sondern ein ehrlich Mensch sol fein züchtig zuhören/ wie Vlysses dem Phaemio vnd Demodoco zuhörete. Jhr wisset die Fabel von deß Noa Esel/ welcher auch strampelte vnd rumpelte als Noa sang vnd klang/ redete vnd predigte in dem Kirchlein vnd Versamlung der seynigen/ darumb muste er in die Mühle vnd ward verbannet/ vnd darzu aus der Kirchen vnd heiligen Gottesdiensten vnd Opffern gar außgemertzet vnd außgeschlossen/ wie Mose schreibet. (Mathesius, Syrach (1605), S. 216)
  52. Zitiert aus Luther, Wittenberger Ausgabe 9 (1590), f. 207v.
  53. Der vielfach überlieferte Ausspruch aus den Tischreden findet sich u.a. in: Luther / Aurifaber, Colloquia (1591), f. 326v.
  54. Siehe den vollen Wortlaut dieser Darstellung im Personenartikel Lb PersonAugustinus, Aurelius (354–430) Augustinus.
  55. Dieses verbreitete Exemplum nahm u.a. Lb PersonTitius, Kaspar (1570–1648) Kaspar Titius in seine Sammlung auf, vgl. Titius, Loci Theologiae (1633), S. 151. Allerdings umfasst die Darstellung bei Gerlach anders als bei Titius auch die Befreiung des Zwangsarbeiters. Gerlach gibt außerdem den Namen des Gesandten falsch an. Vermutlich schöpfte er seine Kenntnis aus einer dritten Quelle, z.B. der Predigtsammlung des Lb PersonGigas, Johannes (1514–1581) Johannes Gigas, auf die sich Titius stützt. Diese weitere Herkunft wurde hier nicht nachverfolgt.
  56. Diese Person ließ sich nicht identifizieren. Es dürfte sich mit einiger Wahrscheinlichkeit um Lb PersonLobkowicz von Hassenstein, Bohuslaus (1462–1510) Bohuslaus von Hassenstein gehandelt haben, dessen Name bei der Wiedergabe dieses Exemplums an anderer Stelle genannt wird, vgl. Kostbare Bosische Orgel (Zwickau 1647), D1v.
  57. Bohuslaus von Hassenstein unternahm 1490 eine große Orientreise. Zu dieser Zeit war Lb PersonBayezid II. (1448–1512) Bayezid II. Sultan des Le Geographicumh Territorium: Osmanisches Reich Osmanischen Reichs.
  58. Es konnte nicht geklärt werden, ob es sich hier um ein Zitat handelt oder um einen lateinischen Einschub Gerlachs.
  59. Leicht gekürztes Zitat aus Spangenberg, Adels-Spiegel 2 (1594), Bl. 96v–97r.
  60. Gerlach zitiert – leicht variierend – eine mehrfach überlieferte Aussage Luthers, vgl. Luther / Aurifaber, Colloquia (1591), f. 105r und f. 475r. Siehe zu den Zitattexten ausführlicher im Personenartikel Lb PersonLuther, Martin (1483–1546) Martin Luther. Die in der Marginalie angegebene Stelle aus der Werkausgabe enthält diesen Ausspruch jedoch nicht, vgl. Luther, Jenaer Ausgabe 8 (1568), f. 104r.
  61. Die angegebene Quelle für dieses Zitat konnte nicht eruiert werden. Die Stelle findet sich jedoch in Lc PredigtautorFrick, Christoph (1577–1640) Christopher Fricks La OrgelpredigtMusica Christiana (Leipzig 1615) M Orgelpredigt, vgl. Musica Christiana (Leipzig 1615), S. 85f.
  62. Aus dem Brief vom 7. Oktober 1534 an den Organisten Lb PersonWeller, Matthias (1507–1563) Matthias Weller, zitiert nach der Edition: Luther, Jenaer Ausgabe 6 (1568), f. 206f.
  63. Die originäre Quelle dieses Zitats konnte bislang nicht entschlüsselt werden, ebensowenig wie der Autor Heidion. Die Episode findet sich – sprachlich etwas abweichend und mit derselben Quellenangabe – auch in: Musica Christiana (Leipzig 1615), S. 68.
  64. Übersetzung des vollständigen Exemplums aus: Manlius, Collectanea (1572), S. 143f.
  65. Brustharnisch in Panzerform, vgl. http://www.woerterbuchnetz.de/DWB?lemma=krebs; Erklärung 5.b).
  66. Zitat aus Mathesius, Historien (1576), f. 143r.
  67. Hier handelt es sich offenbar um ein Zitat. In der angegebenen Leichenpredigt (Hammer, Jobs Jammerklage (1625)) ließ sich die Stelle jedoch bislang nicht entdecken.
  68. Diese Episode scheint in der in der Marginalie angeführten 8. Predigt über den Augsburger Reichstag nicht enthalten zu sein.
  69. Informationen über den letzten Inkakönig und seinen sagenhaften Reichtum waren weit verbreitet, wie auch das nebenstehende Zitat zeigt. Auf welches Werk Gerlach hier außerdem verweist, konnte nicht herausgefunden werden.
  70. Zitat mit starken Kürzungen aus Strigenitz, ChristBürde (1605), S. 15f.
  71. Der Spruch stammt aus Frenzel, Epigrammatvm (1593), S. 29.
  72. Alte Form von verlieret, in Grimms Wörterbuch nicht belegt.
  73. Zitat aus Jenisch, ValetPredigten (1604), S. 38.
  74. Dialektale Variante zu dräuet (drohet).
  75. Zitat aus Laurentius, Außlegung 1 (1615), S. 112.
  76. Hehr, Adjektiv, hier mit der Bedeutung stolz, vgl. http://www.woerterbuchnetz.de/DWB?lemma=hehr.

Letzte Änderung dieses Dokuments am 10. Juni 2023.

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